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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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LIONHEART (Sheldon Lettich/USA 1990)


"Wrong bet!"

Lionheart (Leon) ~ USA 1990
Directed By: Sheldon Lettich


Fremdenlegionär Léon Gaultier (Jean-Claude Van Damme) desertiert, um seiner verwitweten Schwägerin (Lisa Pelikan) und seiner Nichte (Ashley Johnson) im fernen L.A. beistehen zu können. Zwar will man seine Unterstützung zunächst nicht, doch mit regellosen Straßen- und Schaukämpfen prügelt sich Léon schließlich sogar den Weg ins Herz seiner Familie frei.

Ein sehr brauchbarer, früher Van Damme, der wunderbar repräsentativ anzeigt, mit welchen Qualitäten der Belgier kurzfristig zu einem der führenden Genrestars werden konnte: Ncht allein seine beeindruckend definierte Physis macht ihn zum garantierten Identifikationsobjekt, auch der bezaubernde Dackelblick und das gewinnende Lächeln sicherten Van Damme einen Platz in den Herzen. Ferner erscheint er trotz seiner berserkerhaften Kampfqualitäten stets wie der nette Typ von nebenan - nicht der Cleverste womöglich, aber einen trinken gehen würde man durchaus mit ihm; zumal in den verrufensten Spelunken der Stadt, da man ja keinen Schiss vor verkommenen Subjekten zu haben bräuchte. Und die Ladys erfreuen sich am knackigen Popo des Jungen, dessen Präsentation zumindest damals keine Seltenheit markierte. Über "Lionheart", auch unter den Titeln "A.W.O.L. - Absent Without Leave" und "Wrong Bet" bekannt, lässt sich indes nurmehr festhalten, dass er den aus "Bloodsport" und "Kickboxer" hinlänglich bekannten Turnierszenarien ein klein wenig Differenzierung hinzufügt, ansonsten aber bestenfalls als Variation der Genannten zu werten ist.
Was ausgerechnet dieser von grundauf liebenswerte und keineswegs lebensverneinende Film noch immer auf dem Index zu suchen hat, entzieht sich meinem Verständnis derweil mit aller gebotenen Gewalt.

6/10

Fremdenlegion Sheldon Lettich New York Los Angeles Turnier Faustkampf


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BLACK EAGLE (Eric Karson/USA 1988)


"One man - just one source of error. Two men -..."

Black Eagle (Red Eagle) ~ USA 1988
Directed By: Eric Karson


Ken Tani (Shô Kosugi), CIA- Mann für Spezialeinsätze, wird nach Malta abberufen, um ein Laser-Ortungssystem zu bergen, das ein abgestürztes Flugzeug an Bord hatte. Da dieser Einsatz genau in Tanis obligatorischen Sommerurlaub mit seinen Söhnen (Kane Kosugi, Shane Kosugi) fällt, werden diese vorsorglich in einem maltesischen Hotel einquartiert. Die gegnerischen Russen (Jean-Claude Van Damme, Vladimir Skomarovsky) haben Tanis einzige Schwachstelle bald spitz. Doch der stets hochkonzentrierte Einzelkämpfer lässt sich nicht beirren.

Ein zweites und letztes Mal nach "No Retreat, No Surrender" hatte Van Damme in "Black Eagle" den bösen russischen Muskelprotz zu geben, in der Folge etablierten ihn seine Hauptrollen in den diversen bekannten B-Filmen zum charmanten Helden. Immerhin fällt sein Part hier wesentlich differenzierter als im ersten "Karate Tiger" aus. Er darf sprechen, eine Freundin (Dorata Puzio) sein Eigen nennen und sich sogar um diese sorgen - was ihn freilich nicht vor einem unrühmlichen Ende in einer Schiffsschraube bewahrt. Hätte sich eben nicht mit Shô Kosugi anlegen sollen, das kann ja auch nichts werden. Der sypathische Ex-Ninja macht wie die meisten seiner späteren Filme der Achtziger auch diesen zum Familienprojekt und spannt seine - mimisch leider hoffnungslos untalentierten - Sprösslinge mit ein, die wieder bloß den einzigen, undankbaren dramaturgischen Zweck als Supermann Kosugis Achillesferse innehaben. Nix Neues also, aber auch nix unbedingt Schlechtes. Zwar bleibt "Black Eagle" als billiges Bond-Plagiat etwas unblutig, doch lohnenswert genug für Freunde der beiden Antagonisten ist er noch allemal.

5/10

Eric Karson Martial Arts Independent


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BEST SELLER (John Flynn/USA 1987)


"Anybody can kill anybody, even the President."

Best Seller ~ USA 1987
Directed By: John Flynn


Der Profikiller Cleve (James Woods) wünscht den sowohl als Polizist als auch als Buchautor tätigen Dennis Meechum (Brian Dennehy) als Schreiber seiner Biographie. Nachdem er sich auf subtile Weise an Meechum herangemacht hat, gibt sich Cleve zu erkennen. Meechum glaubt seinem Gegenbüber zunächst nicht, diverse in der Folge erbrachte Indizien für frühere Jobs überzeugen den bärbeißigen Cop jedoch bald vomn Gegenteil. Problematisch wird es, als Cleves früherer Auftraggeber Madlock (Paul Shenar), nunmehr Großindustrieller, von dem geplanten Buch erfährt. Denn über ihn würden darin einige unbequeme Wahrheiten auftauchen...

Im Gegensatz zum zehn Jahre früher entstandenen "Rolling Thunder" hinterlässt "Best Seller" einen etwas luftleeren Eindruck. Er wirkt wie einer jener typischen, eingemeindeten 80er-Jahre-Thriller, die allesamt zwar sehr unterhaltsam sind, im Endeffekt jedoch an einer verbal nur schwierig zu umreißenden, dramaturgischen Uniformität kranken. Abgesehen von einer langweiligen formalen Glätte sind die Geschichte und ihre Entwicklung häufig vorhersehbar und bleiben stets in einem klar definierten, konventionellen Rahmen. Dabei ist die von Woods sehr trefflich gespielte Figur des eitlen, zwischen geckenhaft und psychotisch pendelnden Berufsmörders eine durchaus interessante; spätestens als klar wird, dass ihre moralische Entwicklung jedoch gleichbleibend verwerflich ist, muss als Parallelerkenntnis auch ihr finaler (Helden-)Tod beschlossene Sache sein. Und dies ist nur eines von vielen Beispielen für die eng gefasste Konventionalität dieses Films. Wahrscheinlich bedarf es doch eines Autors wie Paul Schrader, um einen Regisseur wie Flynn zu Hochleistungen zu treiben. Die Vorgehensweise des für "Best Seller" tätigen Larry Cohen jedenfalls ist allzu schematisch.

5/10

Larry Cohen Los Angeles John Flynn Literatur Profikiller


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ROLLING THUNDER (John Flynn/USA 1977)


"Why do I always get stuck with crazy men?" - "Cause that's the only kind that's left."

Roling Thunder (Der Mann mit der Stahlkralle) ~ USA 1977
Directed By: John Flynn


Die beiden Piloten Charles Rane (William Devane) und Johnny Vohden (Tommy Lee Jones) kehren nach sieben Jahren Kriegsgefangenschaft in die USA zurück. Man sieht es ihnen nicht gleich an, aber ihre furchtbaren Erlebnisse haben sie innerlich zerbrochen. Das Leben daheim hält weitere unangenehme Überraschungen bereit. Zunächst eröffnet Charles' Frau Lisa (Lisa Blake Richards) ihm, dass sie ihn verlassen wird. Dann werden die Ranes von einer Gang übler TexMex-Gangster unter der Führung des sachmierigen "Fettauge" (James Best) überfallen, die Charles' rechte Hand verstümmeln und Lisa und Charles' Sohn (Jordan Gerler) erschießen. Nach einiger Zeit wieder gebesen trägt Charles nun eine Stahlklaue als Prothese und macht sich auf die Suche nach Fettauge. Johnny unterstützt ihn bei der letzten großen Schlacht.

Knüppelharter Heimkehrerfilm aus einer Zeit, da diese Unterabteilung des Vietnam-Genres noch gering bevölkert war. Dass sich aus "Rolling Thunder trotz des Selbstjustiz-Plots kein simpel strukturiertes, unreflektiertes "Death-Wish"-Plagiat gerierte, dafür sorgt das ebenso kluge wie karge Script Paul Schraders, das die Ausgebranntheit vieler Vietnam-Heimkehrer widerspiegelt. Auch vom verlorenen Krieg als nationales Trauma berichtet der Film; der bloße Gebrauch des Wortes 'Vietnam' etwa scheint tabu, ständig ist nur von 'drüben' die Rede. Man ignoriert, übergeht, schweigt tot - wiederum auf Kosten der depressiven Veteranen. Somit ist Ranes Racheaktion weniger ethische Notwendigkeit als vielmehr eine insgeheim willkommene Gelegenheit, weiterzumachen, wieder etwas zu fühlen. Und eine neue Mission, die es erfolgreich zu erfüllen gilt.
Zusammen mit den später entstandenen "Who'll Stop The Rain" und "Cutter's Way" ergibt "Rolling Thunder" somit eine thematisch eng verwandte, vortrefflich postulierte Veteranen-Anthologie zwischen allen Genre-Stühlen, die später dann fortgeführt wurde von politisch eindeutiger formuliertem Kino wie "The Exterminator" und den "First Blood" - Filmen.

8/10

Rache Texas John Flynn Mexiko Vietnamkrieg Veteran


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IM ANGESICHT DES VERBRECHENS (Domink Graf/D 2010)


"Jeder bekommt, was ihm zusteht."

Im Angesicht des Verbrechens ~ D 2010
Directed By: Dominik Graf

Ein vermeintlicher Routineeinsatz führt die beiden Berliner SEK-Beamten Marek Gorsky (Max Riemelt) und Sven Lottner (Roland Zehrfeld) in einen Sumpf aus Verbrechen, Korruption und tief verwurzelten Traumata. Besonders für Marek, deutsch-russischer Jude, wird der folgende Großeinsatz gegen die Ostblockmafia und einen von ihr groß angelegten Zigareteenschmuggel zu einer Reise in die eigene Identität und Vergangenheit.

Domink Grafs vom WDR coproduzierte, zehnteilige Miniserie weist, von ein paar TV-typischen Unerlässlichkeiten abgesehen, genau jene Qualität auf, die die großen "Cops-vs.-Gangsters"-Movies des Kinos von Walsh über Melville und Friedkin bis hin zu Mann seit jeher auszeichnen. Mittels epischer formaler und inhaltlicher Anlagen entwerfen Graf und sein Autor Rolf Basedow, die zusammen bereits die Fernsehfilme "Hotte im Paradies" und "Eine Stadt wird erpresst" entwickelt haben, ein großes Charakter-Kaleidoskop, in dessen Zuge neben den Prota- und Antagonisten noch zahlreiche Nebencharaktere Platz finden. Neben der Weiterentwicklung des narrativen Hauptstrangs, der sich mit Mareks und Svens Polizeiarbeit befasst, widmet sich jede Episode noch einer schicksalhaften Fügung in der Vita einer der weiteren Figuren, seien es Mareks Schwester Stella (Marie Bäumer) und ihr höchstselbst im Milieu verankerter Ehemann Mischa (Misel Maticevic), der russische Killer Sokolov (Georgii Povolotskyi), Mischas Konkurrent Joska (Marko Mandic), der moralisch zutiefst verkommene Unternehmer Lenz (Bernd Stegemann) oder der korrupte Kollege Hollmann (Uwe Preuss). Die Geschichte jedes einzelnen dieser Charaktere findet sich sorgfältig und detailliert ausgearbeitet in einer erzählerischen Breite, die Kino eben in der Regel nicht zu leisten vermag. Wer mich kennt, weiß, dass ich von Fernsehserien in der Regel Abstand halte - im Falle einer einem einzelnen auteur vorbehaltenen, von Anbeginn so kompakt angelegten, wohlstrukturierten und vor allem in einem luziden erzählzeitlichen Rahmen situierten Reihe bin ich jedoch gern bereit, Ausnahmen zuzulassen. Mit gar wohltuendem Effekt, wie sich erwies.

9/10

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DIE BRUT DES BÖSEN (Christian Anders, Antonio Tarruella/BRD 1979)


"Wie kann man nur so gemein sein?"

Die Brut des Bösen ~ BRD 1979
Directed By: Christian Anders/Antonio Tarruella


Der in Madrid beheimatete Karatelehrer Frank Mertens (gesprochen Frenk Mörtens, Christian Anders) bekommt es mit dem kleinwüchsigen Gangsterboss und Heroinschieber Van Bullock (Deep Roy) zu tun, der genau gegenüber von Mertens selbst eine Karateschule aufmachen will und keine Konkurrenz in seiner Nachbarschaft wünscht. Als sich sämtliche von Van Bullock beauftragten Schläger als Vollnieten erweisen, lässt der Giftzwerg Mertens von seiner drogensüchtigen Gespielin Cora (Dunja Rajter) ein Päckchen Heroin unterjubeln, das den wackeren Karateka umgehend in den Kallabusch befördert. Dort lässt Heißsporn Mertens sich jedoch nicht lange festhalten, sondern bricht, verfolgt von einer Hundertschaft Polizei, aus und zeigt dem gerade eine Orgie feiernden Van Bullock endlich, was 'ne anderssche Harke ist. Und wenn er nicht gestorben ist, dann rennt er heute noch.

Lanoo kämpft, Lanoo grinst, Lanoo jammert, Lanoo liebt, Lanoo zieht sein Hemd aus, Lanoo macht freihändig Liegestütze, Lanoo wäre für sein Leben gern Bruce Lee.
"Die Brut des Bösen" ist mit Sicherheit einer der groteskesten Filme, die hierzulande je entstanden sind. So gut wie komplett auf Lanoos, äh, Anders' eigenem Mist gewachsen, erlebt man bei der Beschau Szenen von geradezu entwaffnender Idiotie. Der einstige Schmalzsänger, dessen Sprechstimme jedoch so scheiße bzw. hoch ist, dass er sich stets von Stellvertretern nachsynchronisieren ließ (hier war's der selig Manfred Seipold), macht in "Die Brut des Bösen" bereits einen auf esoterisch angehauchter Spiritist. Jener lässt sich als im Ruhezustand in sich ruhender Ruhepol viel gefallen, nur nicht, dass man seinen ermordeten Meister in den Schmutz zieht. Dann wird er nämlich zum wutentbrannt heulenden Kleinkind (s. Zitat) und es gibt gehörig Rambazamba. Der stets sehenswerte Deep Roy, der hier seine meines Wissens bis dato einzige Hauptrolle spielen durfte, ist derweil phantastisch als kleiner Mann mit großer Klappe, der aus überdimensionierten Whiskeygläsern trinkt und seinen tumben, aber lieben Leibwächter ("Boss, ich habe eine Überraschung für dich.") Komo (Fernando Bilbao) gern mit dem Rohrstock verhaut. Das Ganze mag ebensogut auch dem Geiste eines Siebenjährigen entsprungen sein und verrät einiges über Anders' mentalen Zustand.
Ich bin mir nicht ganz sicher, aber die meisten Szenen des Films scheinen mir in und um München entstanden zu sein, warum ich auch den vorgeblichen Schauplatz Madrid nicht ganz einleuchtend finde. Vielleicht sollte das Setting möglichst mondän erscheinen. Außerdem beginnen ja beide Städtenamen mit 'M', so dass die Münchner Autokennzeichen nicht weiter auffallen - mag sich Anders, gescheit wie er ist, gedacht haben.

5/10

Martial Arts Sleaze Rache Antonio Tarruella Christian Anders Karate


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NINJA ASSASSIN (James McTeigue/USA, D 2009)


"This is not my family. You are not my Father. And the breath I take after I kill you will be the first breath of my life."

Ninja Assassin ~ USA/D 2009
Directed By: James McTeigue


Der abtrünnige Ninja Raizo (Rain) will Rache an seinem Clan und seinem einstigen Ausbilder (Shô Kosugi), die jegliche Form der Menschlichkeit buchstäblich mit Füßen treten. In Berlin begegnet Raizo der Ermittlerin Mika (Naomie Harris), die zusammen mit ihrem Partner (Ben Miles) dem Ninja-Kult auf der Spur ist. Zeitgleich taucht Raizos "Bruder" Takeshi (Rick Yune) in der einstigen Mauerstadt auf, um sämtliche Feinde zu eliminieren.

Ninjas in Berlin? Keine schlechte Idee eigentlich, wobei nicht ganz neu, s. Blumenbergs in Hamburg angesiedelter "Der Sommer des Samurai". Aber wie dem auch sei, das ästhetische Konzept von "Ninja Assassin", für das er im Grunde eigens lebt, hat mir jedenfalls sehr gut gefallen. Gemäß der Tradition des Ninja-Subgenres spielen Inhalte hier keine wesentliche Rolle; letzten Endes geht es bloß um die schwarz eingewickelten Männer, die wie Geister über ihre Opfer herfallen und nach leiser Attacke nurmehr Blut und Verstümmelung hinterlassen - und ihren Aktionismus, natürlich. McTeigue ist sich dessen vollkommen bewusst und lässt seinen Relaunch wirken wie ein buntes Comicheft, in dem das Blut zwar literweise, aber erkennbar computergeneriert und wie rote karminrote Deckenfarbe durch die Szenerie spritzt. Das verleiht dem Film trotz aller Gemetzel eine gewisse Leichtigkeit und lässt ihn wesentlich weniger gewalttätig erscheinen. Schon durch die paar entsprechenden Szenen in "V For Vendetta" hat McTeigue erahnen lassen, dass ihm etwas liegt an der stilisierten Inszenierung von Kampf und Tod. Mit "Ninja Assassin" gewährt er dieser Ambition die Perfektion.

7/10

Japan Rache Martial Arts Ninja Berlin Profikiller James McTeigue


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DECISION BEFORE DAWN (Anatole Litvak/USA 1951)


"A man is a traitor when he betrays himself."

Decision Before Dawn (Entscheidung vor Morgengrauen) ~ USA 1951
Directed By: Anatole Litvak


Winter 1944: Die Allierten setzen deutsche Kriegsgefangene als Spione ein, die wichtige strategische Informationen über die Gegenseite liefern sollen. Während die meisten von ihnen die Situation des unzweideutigen Verrats am Vaterland mit falscher opportunistischer Selbstsicherheit in Angriff nehmen, ist der junge Pilot Karl Maurer (Oskar Werner) der Überzeugung, nunmehr auf der richtigen Seite zu stehen. Maurer soll bei Mannheim den Standort einer deutschen Panzerdivision in Erfahrung bringen und wird Zeuge der chaotischen Zustände in einem dem Untergang geweihten Land.

Man könnte "Decision Before Dawn" vielleicht als anglogermanischen Film bezeichnen, denn auch wenn er als Studiofilm von der Fox hergestellt wrde, seine Seele ist deutsch. Der 33 aus Deutschland emigrierte Litvak bekam eine späte Gelegenheit zur nachträglichen Abrechnung mit dem Reich und auch, wenn Richard Basehart als Hauptdarsteller geführt wird, kreist der Film natürlich ganz um den großartigen Oskar Werner und seine denkwürdige Präsentation eines zweifelnden Helden.
Für Hollywood-Verhältnisse führt "Decision Before Dawn", eine der wenigen Produktionen, die vor Ort in Trümmer-Deutschland entstanden sind, einen immensen Realismus spazieren. Die chaotischen Verhätnisse im von Bomben eingedeckten, sich jedoch nicht stellen wollenden Reich werden in beeindruckend authentischer Weise widergespiegelt; die Menschen, denen Maurer, der von den G.I.s den Decknamen 'Happy' erhalten hat, begegnet, sind Repräsentanten einer Nation vor dem Kniefall: Der ekelerregende SS-Mann (Wilfried Seyfert), die reisende Hure (Hildegard Knef), der herzkranke Wehrmachts-Offizier (O.E. Hasse). Gesichter, die vom baldigen Ende künden.

9/10

Deutschland Spionage WWII Nationalsozialismus Anatole Litvak


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BLADE RUNNER (Ridley Scott/USA 1982)


"We've got a lot in common."

Blade Runner ~ USA 1982
Directed By: Ridley Scott


Da ich seit dem Erscheinen des Director's Cut 1992 stets nur selbigen bzw. jüngst Scotts Final Cut geschaut habe, fand ich es endlich an der Zeit, die schmählich vernachlässigte Kinofassung zu wiederholen, immerhin der eigentliche Auslöser für meine tiefe Liebe zu dem Film. Hinzu kommt die im Vergleich zur Neuvertonung des D.C. um Äonen bessere, deutsche Synchronisation der Ur-Version, die den Genuss der hiesigen dem der Originaltonspur völlig ebenbürtig macht.
Die Spezifika der Kinofassung sind ja hinlänglich bekannt; Deckards sein Innen und Außen erläuternde Off-Kommentare (die "Blade Runner" noch um Einiges näher an den klassischen film noir rücken), der noch fehlende Einhorn-Traum, der zum Einen Deckards Identität unaufgeklärt lässt und zum Anderen Gaffs am Ende hinterlassenes Alu-Figürchen in eine ganz andere Konnotation rückt. Schließlich die letzte Einstellung, die Deckard und seiner Rachel einen sonnigen Tag im Gebirge gönnt.
"Blade Runner" wirkt in dieser, wie ich gestern festgestellt habe, noch immer phantastischen Schnittfassung etwas weniger artifiziell, heller, freundlicher, romantischer, lebensbejahender. Das eigentlich Tolle an allen drei Fassungen ist aber, dass im Prinzip keine der anderen die Butter vom Brot nimmt, und sie alle ihre individuellen Vorzüge besitzen. Ferner bin ich jetzt und immerdar der felsenfesten Überzeugung, dass "Blade Runner" einer der vielleicht zehn, fünfzehn Filme ist, für die das Kino überhaupt erst erfunden wurde.

10*/10

Dystopie Los Angeles Nacht Ridley Scott neo noir Philip K. Dick Kunstmensch film noir Androiden Zukunft


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RED HILL (Patrick Hughes/AU 2010)


"Did I miss something?"

Red Hill ~ AU 2010
Directed By: Patrick Hughes


Der junge Polizist Shane Cooper (Ryan Kwanten) will die bevorstehende Geburt seines Babys nicht gefährden und nimmt daher, auch seiner hochschwangeren Frau (Claire van der Boom) zuliebe, einen vermeintlich ruhigen Provinzposten im kleinen Städtchen Red Hill an. Doch gleich sein erster Tag gestaltet sich zum Spießrutenlauf: Der einst wegen Mordes an seiner Frau verurteilte Aborigine Jimmy Conway (Tommy Lewis) hat in Red Hill offenbar noch diverse Rechnungen offen und bewegt sich genau dort hin - was die Stadtmächtigen zu ungewöhnlicher Sorge treibt...

Der australische (Quasi-)Western hat bereits eine längere Tradition, die unter anderem Moras "Mad Dog Morgan", Millers "The Man From Snowy River", Wincers "Quigley Down Under" und natürlich Hillcoats "The Proposition" in sich vereint. "Red Hill" gestaltet sich, obgleich zeitlich in der Gegenwart angesiedelt, nun auch ganz als eigentlich vollkommen luzider Genrefilm. Setting, Figuren, Atmosphäre und Geschichte entsprechen den typischen Merkmalen des US-Western und als unzweideutige Hommage an denselben wird er auch gemeint sein. Sogar die Landschaft sieht mehr nach New Mexico aus als es manch eingefleischtem Australier lieb sein mag. Ansonsten sehe ich "Red Hill" ganz als typischen Auftaktfilm eines Jungfilmers und Feature-Debütanten, der seine Hausaufgaben hübsch regelmäßig gemacht hat: ein überaus solides (der Terminus 'routiniert' wäre in so einem Fall jawohl unpassend), brauchbares und unterhaltsames Werk, mit Gespür für Atmosphäre, wenn auch etwas unsubtiler Kleckersymbolik inszeniert. Einer gewissen, dem angepassten Schablonenhaftigkeit kann "Red Hill" sich nicht entledigen, weshalb man, gerade, wenn man mit den Vorbildern hinreichend vertraut ist, seine Erwartungen an ihn in moderatem Maße halten sollte. Dann wird man sicher auch nicht enttäuscht.

7/10

Australien Patrick Hughes





Filmtagebuch von...

Funxton

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