Zum Inhalt wechseln


In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


Foto

TATORT - FREUNDE (Klaus Emmerich/BRD 1986)


"Frieder, du hast gewonnen."

Tatort - Freunde ~ BRD 1986
Directed By: Klaus Emmerich


Als Schimanski (Götz George) und Thanner (Eberhard Feik) einem perfekt geplanten und ausgeführten Raubüberfall nachspüren, stoßen sie auf Frieder Schön (Klaus Wennemann), einen langjährigen Freund Schimanskis seit Kindheitstagen. Frieder, in der kriminellen Szene alles andere als ein unbeschriebenes Blatt, hat jedoch ein hieb- und stichfestes Alibi und selbst weitere Recherchen können ihm nichts anhaben - dabei ist für Schimanski sonnenklar, wer hinter dem Verbrechen steckt. Pikanterweise schuldet der Bulle dem Ganoven noch einen großen Gefallen von früher, umso größer die Gewissensbisse davor, Frieder ans Messer zu liefern. Während Königsberg (Ulrich Matschoss) und Thanner schließlich zu Recht beginnen, an Schimanskis Gesetzesloyalität zu zweifeln, startet der Kommissar seinen höchstpersönlichen Feldzug.

Großartiger Schimanski-Tatort, der tiefe Einblicke in Vergangenheit und Psyche des Protagonisten gewährt. Duisburg-Rheinhausen liegt mal wieder unter einer konstanten, grau-braunen Schmierglocke, die der eben einsetzende Winteranfang kaum aufzuhellen vermag. Kulisse für ein ganz privates Polizisten-Drama. Schimanski hebt sich ja ohnehin häufig von seinen Amtskollegen dadurch ab, dass er einige Verbindungen ins Milieu pflegt, die nicht ganz astrein sind und die ihn zudem oft stärker involvieren, als es seiner Repuation gut tut. So ist es auch in "Freunde", dessen Titel bereits das maßgebliche Stichwort darstellt. Ob Frieder Schön Schimmis bester Freund ist, weiß man nicht recht, auf jeden Fall ist er nah dran. Allerdings leuchtet spätestens nach dem Kloß-im-Hals-Finale jedermann ein, dass der Kommissar wie so oft in diese Beziehung mehr Gefühle investiert hat als sein Gegenüber. Aber gerade das hebt eben den Ganoven vom Bullen ab. Oder sollte es zumindest.

9/10

Tatort TV-Film Schimanski Klaus Emmerich Heist Ruhrpott Freundschaft


Foto

TATORT - TOTE TAUBE IN DER BEETHOVENSTRAßE (Samuel Fuller/BRD 1973)


"Ich melde mich später wieder."

Tatort - Tote Taube in der Beethovenstraße ~ BRD 1973
Directed By: Samuel Fuller


In der Bonner Beethovenstraße wird ein amerikanischer Privatdetektiv erschossen. Der ebenfalls angeschossene Täter (Eric P.Caspar) kann kurz darauf aus der Untersuchungshaft entkommen. Zollfahnder Kressin (Sieghardt Rupp) wird eingeschaltet, den Fall zu übernehmen, doch auch er bleibt bald verletzt auf der Strecke. Sandy (Glenn Corbett), Freund und Kollege des anfänglich Ermordeten, springt ein. Er und sein Partner waren im Auftrage eines US-Senators (Sam Fuller) bereits seit längerem einer international agierenden Verbrecherorganisation auf der Spur, die hochgestellte politische Persönlichkeiten betäubt, um sie dann auf kompromittierenden Fotos abzulichten und hernach zu erpressen. Sandy macht mit dem aalglatten Mensur (Anton Diffring) den Kopf der Bande in Bonn ausfindig und gibt sich selbst als Amateurerpresser aus, um bei ihm einsteigen zu können. Kurz darauf verliebt sich Sandy in die ebenfalls involvierte Christa (Christa Lang).

Wenn Samuel Fuller einen "Tatort" inszeniert, dann steht zumindest ansatzweise Ungewöhnliches zu erwarten. Eine Kressin-Folge ist dies eigentlich bloß nominell; der kantige Sieghardt Rupp hat alles in allem etwa acht bis zehn Minuten Bildschirmzeit. Den eigentlichen Helden mimt Fuller-Veteran Glenn Corbett, ein veritabler Seventies-Schnauzbart-Held, der wunderbar in Italo-Western gepasst hätte, über einige Filme mit Andrew McLaglen jedoch nicht hinausgekommen ist. Ansonsten verdiente Corbett seine Brötchen mit Gastauftritten in nahezu jeder nennenswerten US-TV-Serie dieser Jahre. Dem bis dato erzdeutschen TV-Format "Tatort" verleiht Corbett jedoch einen gewissen internationalen Charme, wie auch das Engagement des seit vier Jahren untätigen Fuller für ein beträchtliches Potential an globaler Öffnung zu stehen scheint. Der abenteuerliche Erpresserplot passt zu den üblichen B-Movie-Storys, die man aus früheren Fuller-Krimis kennt. Was diesen Film erst zu etwas wirklich Besonderem und Kunstvollem macht, sind seine höchst eigene Montage, die in der erst kürzlich restaurierten Fassung noch etwas besser zur Geltung kommt, sowie natürlich der unbestechliche Blick eines internationalen Regiegenies auf rheinländische Urbanität, Kultur und Brauchtümer. Nicht umsonst bekommt Eric P. Caspar mit dem schönen Rollennamen "Charlie Umlaut" eine formidable Szene während des Kölner Karnevals.

8/10

Kressin Karneval TV-Film Tatort Bonn Koeln Samuel Fuller


Foto

SHARK! (Samuel Fuller/USA, MEX 1969)


"You obviously know nothin' bout drunks."

Shark! (Outsider) ~ USA/MEX 1969
Directed By: Samuel Fuller


Der mittellose Abenteurer Caine (Burt Reynolds) landet in einer kleinen sudanesischen Hafenstadt am Roten Meer. Dort lernt er neben einem kleinen Taschendieb (Carlos Beriochoa) und einem versoffenen Arzt (Arthur Kennedy) auch den mysteriösen Professor Mallare (Barry Sullivan) und dessen Assistentin Anna (Silvia Pinal) kennen. Diese benötigen für ihre angeblich der reinen Forschung dienenden Tauchgänge einen neuen Mitarbeiter, nachdem ihr letzter Opfer eines vor der Küste jagenden Hais geworden ist. Caine findet über Umwege heraus, dass Mallare und Anna das Wrack der "Victoria" durchsuchen, in dem Goldbarren lagern. Er lässt sich von dem Paar anheuern...

Dass der "Sudan" dieses Films tatsächlich in Mexiko liegt, lässt sich ebenso verschmerzen wie manch anderes eigenartiges Faktum um diese kleine Produktion. Wenn es in Analysen und Beschreibungen von Fullers Œuvre zu "Shark!" kommt, werden stets apologetische Umschreibungen benutzt wie "um überhaupt nochmal einen Film machen zu können, wandte sich Fuller dieser kleinen Independent-Produktion zu.." et al., als gelte es, den Film irgendwie rechtfertigen oder entschuldigen zu müssen. Gut, das Zeug zu einer der vorrangigen Arbeiten Fullers deklariert zu werden, hat "Shark!" möglicherweise nicht; dazu ist er schon etwas zu verschroben. Dafür gibt es andere Qualitäten, die eigentlich ein jeder, der den Regisseur schätzt, wird anerkennen können. Hitze, Dreck und Schweiß, die allesamt eine große Rolle spielen im Film, werden förmlich riech- und spürbar durch die pulsierenden Bilder und Arthur Kennedy, der nach meiner Ansicht in manchen seiner Szenen wirklich so besoffen war, wie er es eigentlich zu spielen hätte, ist gigantisch. Ansonsten mag man sich einfach eine kurze Weile treiben lassen von Fullers Film, dazu ist er bestens geeignet.

7/10

Samuel Fuller Sudan Schatz Hai Alkohol


Foto

MAD MAX BEYOND THUNDERDOME (George Miller, George Ogilvie/AU, USA 1985)


"Two men enter, one man leave!"

Mad Max Beyond Thunderdome (Mad Max - Jenseits der Donnberkuppel) ~ AU/USA 1985
Directed By: George Miller/George Ogilvie


Nachdem ihm fast sein gesamtes Hab und Gut geraubt wurde, kommt Max (Mel Gibson) nach Bartertown, einer Handelsstadt mitten in der Wüste, die von der machthungrigen Aunty Entity (Tina Turner) geleitet wird. Für sie soll Max das Duo Master (Angelo Rossitto) und Blaster (Paul Larson) ausschalten. Max verweigert jedoch die Erfüllung dieses Auftrags und wird zurück in die Wüste gejagt. Dort findet ihn eine Gruppe isolierter Kinder, die, in einer enklavehaften Oase lebend, einem mysteriösen 'Captain Walker' huldigen, offenbar der verschwundene Pilot eines Flugzeugs, das in der Nähe abgestürzt ist. Die Kinder wollen zurück in die Zivilisation, von der Max natürlich weiß, dass sie nicht mehr existiert. Eine kleine Gruppe von ihnen gelangt zusammen mit Max nach Bartertown, wo sie den zwergenhaften Master entführen. Verfolgt von Aunty und ihren Männern kommt es zur großen Jagd durch die Wüste.

Die postapokalyptische Wüstenei scheint die Welt nun endgültig im Griff zu haben - von Asphaltstraßen ist im bislang letzten Film um den einsamen Endzeitnomaden Max jedenfalls nichts mehr zu sehen. Bereits die ersten Sekunden kündigen ein nochmals verändertes, nochmals re-barbarisiertes Szenario an: Der Titelheld reist auf einer Kamelkutsche durch die Wüste. Benzinbetriebene Vehikel rentieren sich endgültig nicht mehr und kommen erst ganz zum Schluss, für die nach dem furiosen Finale des ersten Sequels obligatorisch gewordene High-Speed-Verfolgungsjagd, nochmal zum Einsatz. Tina Turner ist nicht mal übel, außerdem eröffnet "Thunderdome" mit ihrem besten Solostück, "One Of The Living".
Dass George Miller, abseits von der kompromisslosen Rohheit, die seine ersten beiden "Mad Max"-Filme auszeichnet, ein Faible für klassische Kinderliteraturstoffe besitzt, wurde im Prinzip nicht erst durch seine spätere Phase als Produzent und Regisseur deutlich, in denen er Filme wie "Babe" oder "Happy Feet" betreute. "Thunderdome" trägt indes bereits überdeutliche Reminiszenzen an J.M. Barrie und William Golding in sich, die freilich erst im die Kindergruppe einführenden mittleren Akt zum Tragen kommen. In einer Armageddon-Analogie zum Nimmerland (welches sie im Prinzip ja bereits bewohnen) sind sie auf der Suche nach dem von Wolkenkratzern gesäumten "Überübermorgenland", das sie nurmehr von Bildern kennen und das für sie die Zivilisation symbolisiert. Zwar sind sie sich bewusst, dass es einen großen Knall gegeben hat, sind sich über dessen fatale Auswirkungen jedoch nicht im Klaren. Am Ende werden sie mit dem in Energiefragen bewanderten Master eine große Stadt zum Erleuchten bringen. Für Max indes ist ein weiteres bizarres Abenteuer durchstanden und er steht, blutend und keuchend, wie schon am Ende des letzten Teils, mit nichts als seiner nackten Existenz in der Wüste.
"Fury Road" still ahead...

7/10

Wueste Zukunft Dystopie George Ogilvie George Miller Apokalypse Kinder car chase


Foto

MAD MAX (George Miller/AU 1979)


"You've seen it!... You've heard it!... and you're still asking questions?"

Mad Max ~ AU 1979
Directed By: George Miller

"A few years from now": Die Energiekrise ist derart akut geworden, dass sich die Kriminalität fast ausschließlich auf die Straßen verlagert hat. Marodierende Banden wie die motorradbewährten "Hell's Jockeys" unter ihrem Anführer Toecutter (Hugh Keays-Byrne) terrorisieren die Highways rund um die Stadt Sugartown und jeden "normalen" Menschen, der das Pech hat, sich darauf fortzubewegen. Die Polizei hat dafür speziell eine unabhängige, motorisierte Spezialtruppe abgestellt, die mehr oder weniger aus Rennfahrern besteht, die sich von den Gangs mit Ausnahme ihrer Marke kaum mehr unterscheiden. Den Polizisten Max Rockatansky (Mel Gibson) kostet eine Auseinandersetzung mit den Hell's Jockeys, die das Leben eines ihrer Mitglieder (Vince Gil) fordert, seinen besten Freund (Steve Bisley), seine Frau (Joanne Samuel) und sein Baby. Danach wird Max zum einsamen Vigilanten.

George Millers sagenhafter Film war im Grunde die Initiallösung für eine nicht abreißen zu scheinende Welle von Endzeitfilmen. Die ästhetische Konzeption für die zahllosen Rip-Offs hat zwar eigentlich erst das "Mad Max"-Sequel aus den Angeln gehoben; das Thema jedoch und auch einige dem Subgenre zugrunde liegende Strukturen, wie etwa seine unaufhörliche Kinetik und die hoffnungslose, bösartige Stimmung gab bereits der Erstling vor. Alles ist Straße in der Welt des Max Rockatansky, es geht nurmehr um Benzin und Geschwindigkeit und darum, wer wahlweise die besseren Tricks am Steuer vorlegt oder noch verrückter ist als der jeweilige Duellist. Mit halsbrecherischen Kamerafahrten, irrsinnigen Montagen, Vogelbildern als Leitmotiv und mindestens zwei verstörenden Frames von aufgerissenen Augenpaaren im Angesicht des Todes kreiert Miller das Bild einer präanarchistischen Welt, die, obwohl es an maskulinen Schlüsselreizen nicht fehlt, in dieser Form wohl kein bei klarem Verstand befindlicher Mensch erleben möchte. Im letzten Drittel verwebt der Regisseur dann sogar Backwood-Horror-Motive in sein Geschichte, kehrt deren spezifische Aussage jedoch geschickt um. Der Showdown schließlich präsentiert das letzte Aufglimmen des Max Rockatansky, dem danach nichts mehr bleiben wird. Konsequenterweise schließt der Film damit. Die noch etwas bessere Fortsetzung treibt dann die Blut-und-Schrott-Atmosphäre dieses Erstlings neuen Höhepunkten entgegen und führt trotz des realitätsenthobenen Szenarios sogar den Max-Charakter wesentlich glaubwürdiger fort als es etwa die "Death Wish"-Reihe vermochte.

10/10

Australien Rache Vigilantismus George Miller car chase Road Movie Rocker Apokalypse


Foto

THE SAVAGE SEVEN (Richard Rush/USA 1968)


"Today's Christmas Day!"

The Savage Seven (Die grausamen Sieben) ~ USA 1968
Directed By: Richard Rush


Kisum (Adam Roarke) und seine Rockerkumpels kommen auf ihren Maschinen in ein Indianerreservat. Zunächst gibt es ein wildes Angekläffe, dann bemerken beide Gruppen, dass sie als jeweilige gesellschaftliche Außenseiter im Grunde derselben Fraktion angehören und feiern, nachdem Kisum für den örtlichen Kaufladen des fetten weißen Ausbeuters Fillmore (Mel Berger) kurzerhand einen "Geschenketag" erklärt hat, ein rauschendes Freundschaftsfest. Doch die Idylle währt nicht lang: Fillmore sind die Insmen schon lange ein Dorn im Auge und auch die frechen Rocker sollen ihre Strafe erhalten - also hetzt er sie gegeneinander auf. Als man endlich merkt, dass man nur einer gemeinen Verschwörung aufgesessen ist, ist es bereits zu spät - das Reservat liegt in Schutt und Asche.

Inmitten all der Rockerfilme, die die AIP während dieser Jahre produziert haben, nimmt "The Savage Seven" eine gewisse Sonderstellung ein. Hier durften die längst als "social disease" geouteten Lederfreaks nämlich endlich auch mal außerhalb ihrer eigenen Subkultur koalieren - mit den unter einer noch wesentlich längeren Tradition der gesellschaftlichen Ungerechtigkeit leidenden Indianern nämlich. Das große, immerwährende Unglück dieser wie jener ist bloß ihre Impulsivität - ein kleines Streichholz genügt und die aufgestauten Aggressionen explodieren abermals. Eine Gegebenheit, die der bürgerliche (oder wahlweise weiße) Mann stets zu seinem Vorteil zu nutzen wusste, s. die diversen "Winnetou"-Filme. Am Ende ist es die Dummheit, die Rocker und Rothäute betreten vor den Ruinen ihrer Unbesonnenheit stehen lässt.

7/10

Richard Rush Indianer Rocker Subkultur


Foto

RED (Robert Schwentke/USA 2010)


"This used to be a Gentleman's game."

Red ~ USA 2010
Directed By: Robert Schwentke


Weil er Unrühmliches über die Vergangenheit des Vize-Präsidenten Stanton (Julian McMahon) weiß, soll der im Ruhestand befindliche CIA-Killer Frank Moses (Bruce Willis) von seiner Ex-Organisation eliminiert werden - womit sich sein persönlicher Status in "red" (retired extremely dangerous) ändert. Dabei ist er gerade dabei, sich in eine Sozialbeamte (Mary-Louise Parker) zu verlieben, die durch die Bekanntschaft zu Moses selbst in Lebensgefahr gerät. Glücklicherweise stehen dem immer noch brettharten Profi bei seinem nun folgenden Kampf gegen den Geheimdienst einige alte Freunde und Feinde (John Malkovich, Morgan Freeman, Helen Mirren, Brian Cox) zur Seite.

"Red" hat mich eigentlich nur deshalb interessiert, weil es sich um eine lose Comic-Adaption handelt. Warren Ellis, der Autor der Vorlage, zählt zu den hellsten Köpfen seiner Branche; somit ist zumindest "auf dem Papier" alles im grünen Bereich. Der Film macht Ellis' Miniserie keine Schande, weicht jedoch, schon aufgrund seiner inhaltlichen Ausdehnung, in einigen Punkten von selbiger ab. Die Schwentkes Film zugrunde liegende Konzeption ist der von Stallones B-Hero-Reanimation "The Expendables" in manchen Punkten nicht unähnlich; hier wie dort kommen einige berühmte Köpfe der Branche, die schon länger vom Schirm der Öffentlichkeit verschwunden schienen, wieder aufs Tapet. In "Red" freut man sich etwa über kurze Auftritte von James Remar, Richard Dreyfuss und ganz besonders Ernest Borgnine, zum Dreh immerhin satte 93 Jahre alt. Abgesehen von diesen kleineren, rein personell gewichteten in-jokes ist "Red" jedoch ein weithin überraschungsarmer Film für die Masse, mit demselben Geschwätz über den unantastbaren Profikiller-Superheld-Hybriden, wie man es schon seit Jahren zu hören bekommt; sauber gemacht, ironisch konnotiert, kurzweilig genossen - viel hängen bleibt aber ganz bestimmt nicht. Okay für 'nen losen Samstagnachmittag halt.

6/10

Verschwoerung Comic Robert Schwentke Profikiller CIA DC Comics


Foto

DIRTY MARY, CRAZY LARRY (John Hough/USA 1974)


"I think I'm finally ready to unload."

Dirty Mary, Crazy Larry (Kesse Mary, irrer Larry) ~ USA 1974
Directed By: John Hough


Nachdem sie mithilfe eines perfiden Planes die Kasse eines Supermarkts geleert haben, fliehen der Ex-Rennfahrer Larry (Peter Fonda), seine Freundin Mary (Susan George) und Larrys frühere Mechaniker Deke (Adam Roarke) gen Süden. Die Polizei, allen voran der fanatische Captain Franklin (Vic Morrow) heftet sich umgehend an ihre Fersen, doch am Ende werden die drei nicht von der Staatsgewalt, die sie fortwährend überlisten können, eingeholt, sondern von der Gerechtigkeit des Schicksals.

Explodierende Träume: Besonders das Ende von Houghs wohl zu den tonangebenden Verfolgungsfilmen der Siebziger zählendem Actionstück sorgte für Furore. Es ist aber auch gemein: Man atmet mit dem einem ans Herz gewachsenen Trio auf, als es nach einer furiosen Verfolgungsjagd durch die Orangenhaine endlich die kalifornische Grenze überquert hat und dann... Aber dies ist weniger ein Film über moralische Diskurse, sondern über Straßen, Autos und Geschwindigkeit. Der wirklich wunderhübsche, hellgrüne Dodge Charger 69, gegen den Larry, Mary und deke ihren zuvor benutzten Chevy "eintauschen", steht sinnbildlich für die Spannungen innerhalb der kleinen Gruppe: Entweder muss das Auto, wenn es Streit gibt, in irgendeiner Form leiden oder eine Blessur am Wagen führt umgekehrt zu einem weiteren Konflikt. Ein Blechvehikel als heimliches Maß für gruppendynamische Prozesse - darauf muss man auch erstmal kommen.
Der offenbar schwer dem Koks zusprechende Fonda ist übrigens nicht mein persönlicher Held. Ich halte es mehr mit dem deutlich cooleren Adam Roarke, dem ich auch eine Liaison mit der offenherzigen Mary (die flotte Susan George ist für mich stets so etwas wie der personifizierte, feminine Inbegriff der sexuellen Revolution im Film) gegönnt hätte. Ansonsten ist dieser Hough um einiges gelungener als sein dröger, unmittelbar zuvor entstandener "Legend Of Hell House".

7/10

John Hough Road Movie car chase Heist Trio Couple on the Loose


Foto

THE HEROES OF TELEMARK (Anthony Mann/UK 1965)


"Don't you ever make the mistake by underrating the Germans!"

The Heroes of Telemark (Kennwort "Schweres Wasser") ~ UK 1965
Directed By: Anthony Mann


Telemark, Spätwinter 1943: Die Deutschen planen mithilfe norwegischer Wissenschaftler den Bau der Atombombe. Zu diesem Zwecke nutzen sie in der verschneiten Gebirgsregion ein leerstehendes Werk, in dem tonnenweise Schweres Wasser produziert wird. Als der norwegische Widerstand um den Partisanen Knut Straud (Richard Harris) davon Wind bekommt, setzt man den Atomphysiker Dr. Pedersen (Kirk Douglas) von der Osloer Universität in Kenntnis. Dieser schließt sich umgehend dem Untergrund an. Mit der Unterstützung der Briten plant man eine Zerstörung der Fabrik, doch die Führerriege hat längst Alternativpläne entwickelt. Straud und Pedersen aber lassen sich von ersten Misserfolgen nicht abschrecken.

In den sechziger Jahren hatte der einstmalige Westernregisseur Anthony Mann viel von seiner früheren Kompetenz, maßgeblichen Genrestoff zu schaffen, aufgegeben. Stattdessen inszenierte er nun großzügig budgetierte, von den Studios jedoch unabhängig produzierte period pieces, darunter auch dieses auf authentischen Geschehnissen basierende Kriegsabenteuer. "The Heroes Of Telemark" gliedert sich recht homogen in die Welle jener zu dieser Zeit vielfach hergestellten Spannungsfilme ein, die den Zweiten Weltkrieg als historisches Ingredienz für schauwertiges, zumeist überlanges Männer- und Actionkino entdeckten. Ein mit zwei verlässlichen Charakterköpfen (ein altgedienter Star und ein Newcomer) besetztes Protagonistenduo als Führer eines prinzipiell aussichtslosen Kommando-Unternehmens, dazu ein exotischer Kriegsschauplatz - in diesem Falle die vereiste Berglandschaft Norwegens, die teilweise aufwändig in den Pinewood-Studios nachempfunden wurde. "Where Eagles Dare" perfektionierte diese Formel später noch, indem er sich überhaupt nicht mehr mit letztlich überflüssigen Sequenzen um etwaige Beziehungsschwierigkeiten aufhielt, sondern sogleich zum Kern der Sache vordrang und dort verharrte. In Manns Film gelingt diese etwas rücksichtslose Taktik noch nicht ganz perfekt; hier und da stockt das Tempo und es wird allzuviel Wert auf schlicht Uninteressantes gelegt. Zudem tut das erwartungsgemäß klitternde Script alles, um aus dem anfänglich noch sehr filouhaft gezeichneten Douglas-Charakter einen großen Helden zu machen. Nun - Entschädigungen dafür gibt es glücklicherweise zur Genüge.
Die deutsche Synchron-Fassung leidet derweil unter einem wahren Kardinalfehler: Douglas wird, aus welchen Gründen auch immer, anstelle von seinem Stammsprecher Arnold Marquis von Lothar Blumhagen gesprochen. Ein unverzeihlicher Faux-pas.

6/10

Norwegen WWII Historie period piece Anthony Mann Nationalsozialismus Widerstand Atombombe


Foto

THE OTHER GUYS (Adam McKay/USA 2010)


"I'm a peacock and I need to fly!"

The Other Guys (Die etwas anderen Cops) ~ USA 2010
Directed By: Adam McKay


Nachdem die arroganten, von aller Welt angehimmelten beiden Supercops Highsmith (Samuel L. Jackson) und Danson (Dwayne Johnson) endgültig übergeschnappt und zu Tode gekommen sind, gibt es in der New Yorker Verbrechensbekämpfung eine klaffende Lücke. Diese auszufüllen hat sich ausgerechnet Terry Hoitz (Mark Wahlberg) vorgenommen, dessen Partner Allen Gamble (Will Ferrell) jedoch ein absoluter Vollidiot ist, der am liebsten Büroarbeit tut und dabei Melodien von Sechziger-Jahre-TV-Serien summt. Dennoch, die große Chance des bekloppten Duos ist gekommen, als der britische Unternehmer Ershon (Steve Coogan) in eine Veruntreuungsaffäre rutscht...

Qualitätsarbeit aus dem Hause McKay/Ferrell. Obschon das Erscheinen des Frat-Pack-Personals sich mittlerweile auf seinen ungekrönten König zu beschränken scheint und solch schöne cameo appearances wie einst offenbar der Vergangenheit angehören, gibt es noch immer hinreichend zu lachen. Der obskure Humor, der sich eigentlich immer wieder aus denselben Quellen speist, scheint einfach nicht zu versiegen. Dass der anscheinend brave Allen Gamble, bei dem zu Hoitz' Unverständnis garantiert jedes Betthupferl impromptu das Höschen fliegen lässt, eine unrühmliche Vergangenheit als Großzuhälter hat, verwundert da ebenso wenig wie die ohnedies hinlänglich bekannte Tatsache, dass Wahlberg im Grunde nur einen personellen support für Ferrells wie immer herrlich bescheuerten Schwachsinn darstellt. Musikalisches Highlight: Ferrells höchstselbst komponierter Song "Pimps Don't Cry". Fomales Highlight: Eine fürstlich gefilmte Plan-Kneipenbesäufnis-Sequenz.

8/10

Adam McKay New York Buddy Movie Will Ferrell





Filmtagebuch von...

Funxton

    Avanti, Popolo

  • Supermoderator
  • PIPPIPPIPPIPPIPPIPPIPPIPPIP
  • 8.268 Beiträge

Neuste Kommentare