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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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LOS VIOLADORES (Paul Grau/E, CH 1981)


Zitat entfällt.

Los Violadores (Mad Foxes - Feuer auf Räder (Stingray 2)) ~ E/CH 1981
Directed By: Paul Grau


Der angeberische Fatzke Hal Walter (José Gras) gerät an eine üble Rocker-Clique, mit der er sich einen immer brutaler ausartenden Kampf liefert.

Heissa, Tante Guderun! "Los Violadores" ist einerjener Filme, nach deren Besichtigung man das unweigerliche Bedürfnis erstmal ein ausgiebiges Bad zu nehmen, um den in den letzten achtzig Minuten zwangsauferlegten Schmierfilm wieder von der Pelle zu bekommen. Meine hochverehrten Herrschaften, etwas so dermaßen auf Widerlichkeit Gebürstetes wie dieses Machwerk gibt's beileibe nicht alle Tage zu bestaunen! Es geht schon damit los, dass der als solcher veräußerte "Held" in etwa tausendmal unsympathischer daherkommt als seine Widersacher, eine Sandkastenrocker-Gang, die Barcelona auf mordsgefährlichen Enduros unsicher macht und Hakenkreuzbinden um die Arme trägt - letzteres aber offensichtlich im Namen politischer Halbbildung und sowieso bloß zu Provokationszwecken. Ansonsten sind die Jungs nämlich ziemlich witzig drauf und erinnern mich an manche meiner eigenen Jugendepisoden. Der mit dem typisch spanischen Namen Hal Walter ausgestattete Protagonist ist derweil das, was in den frühen Achtzigern als "Popper" über den Ladentisch ging, also kein Zeitgenosse, mit dem man sich freiwillig näher befassen täte. Sein Auto, das sogar im grammatikalisch abenteuerlichen deutschen Titel auftaucht (wenn auch nur in Klammern), bekommt übrigens während des gesamten Films keinen Kratzer ab - selbst die vor bestialischem Mord nicht zurückschreckenden Rocker lassen von einem solchen Statussymbol wohlweislich die dreckigen Fingerchen.
"Los Violadores" spielt etwa in derselben Liga wie "Die Todesgöttin des Liebescamps" und "Die Brut des Bösen", den beiden Anders-Klassikern dieser Zeit, nur traut er sich einiges mehr zu als diese und macht auch vor visuellen Grenzübertretungen wie Gekrösebeschau und Kastration nicht halt. Ganz prachtvolles Rotzekino, das man einfach mal gesehen haben muss, um's zu glauben!

6/10

Europloitation Rocker Trash Rache Erwin C. Dietrich Paul Grau Barcelona Sleaze Splatter


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THE LIGHT AT THE EDGE OF THE WORLD (Kevin Billington/USA, E, LI, CH 1971)


"Truly ladylike!"

The Light At The Edge Of The World (Das Licht am Ende der Welt) ~ USA/E/LI/CH 1971
Directed By: Kevin Billington

Im späten 19. Jahrhundert kommt der Aussteiger Will Denton (Kirk Douglas) auf eine kleine Felseninsel vor Kap Hoorn, um den ansässigen Leuchtturmwärter Moriz (Fernando Rey) zu unterstützen. Schon nach wenigen Tagen landet dort auch eine Bande Küstenpiraten unter der Führung des grausamen Captain Kongre (Yul Brynner). Kongre tötet Moriz und seinen jungen Gehilfen Felipe (Massimo Ranieri); Denton kann entkommen und sich in einer kleinen Höhle versteckt halten. Von dort aus beobachtet er die skrupellosen Machenschaften der Freibeuter, die ein englisches Passagierschiff auf die Klippen locken und plündern. Zwischen Denton und Kongre entbrennt ein unerbittliches Guerilla-Duell.

Eine sehr gewinnend inszenierte Verne-Adaption, die neben den ausgesucht schönen Bildern von Billingtons dp Henri Decaë in erster Linie vom tollen Spiel ihrer Antagonisten Douglas und Brynner lebt. Besonders Brynner habe ich noch nie so diebisch diabolisch erlebt, wie als abgrundtief böser Piratenkapitän. Dieser Meinung ist auch Kirk Douglas, der ihm im Zuge des Showdown ein herzliches "Dich hätte man gleich nach der Geburt ersäufen sollen!" entgegenrotzt.
Der alles andere als zimperliche "The Light At The Edge Of The World" antizipiert gleichfalls bis ins Detail die heute so breitgetretene "Die Hard"-Dramaturgie: Ein einsamer Held hat auf entlegenem, hermetischem Areal gegen eine Gruppe Bösewichte nebst ihren üblen Machenschaften zu bestehen und gleicht dabei seine Methoden immer mehr denen seiner Widersacher an. Das unbarmherzig geführte Duell zwischen Denton und Kongre ist also auch ein psychologisches und zugleich eines der Maskulinität - ein Mann ist nur ein Mann, wenn er am Ende aufrecht steht.

7/10

Ozean Kap Hoorn Leuchtturm Insel Jules Verne Kevin Billington period piece


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ZINKSÄRGE FÜR DIE GOLDJUNGEN (Jürgen Roland/BRD, I 1973)


"Dem zeigen wir's, dem Spaghetti!"

Zinksärge für die Goldjungen ~ BRD/I 1973
Directed By: Jürgen Roland


Er kam, sah und verlor: Der ursprünglich aus Sizilien stammende Chicagoer Gangsterboss Luca Messina (Henry Silva) will die Hamburger Unterwelt im Sturm erobern. Da ist jedoch noch der amtierende Oberganove Otto Westermann (Herbert Fleischmann) vor, der mit seinem Fassadenkegelclub "Schwarzer Pudel" die Reeperbahn regiert. Zwischen Westermann und Messina bricht ein Krieg aus, der selbst durch die junge Liebe ihrer Kinder Sylvia (Patrizia Gori) und Erik (Horst Janson) nicht bereinigt werden kann...

"Zinksärge für die Goldjungen", eine Wolf C. Hartwig-Produktion, startet genau wie die "Schulmädchen-Report"-Filme mit einem wichtig eingesprochenen Audio-Intro von Manfred Schott, der uns wie immer weismachen will, dass in den kommenden neunzig Minuten bierernste und in höchstem Maße gesellschaftsrelevante Themen verhandelt werden. Dass der schmissig geschriebene Streifen tatsächlich ein glorioser Mix ist aus dem zeitgenössischen italienischen Gangsterkino rund um Silva, Rolands eigenen St.-Pauli-Exploitern, Shakespeare und der besagten Report-Filmchen verheimlicht man uns und lässt stattdessen Bilder sprechen. Und wie man die sprechen lässt: Der Irrsinn schlägt förmlich Purzelbäume rund um all die Titten, Bomben und Maschinenpistolen, bis es am Ende auf eine Schnellboot-Verfolgungsjagd durch den Hafen mitsamt Speicherstadt-Etappe geht. Dufte! Dazu gibt's Dénes Törzs als schmierigen Makkaroni-Killer (der allerdings mit Thomas Brauts breitem Organ herumprahlt). Und über all dem thront - natürlich - Henry Silva. Den hageren Patron mit den graumeliert gefärbten Schläfen auf Tante Uschis Bundeskegelbahn im 'Kaisereck' beim Pudelwerfen muss man schlicht gesehen haben, um's zu glauben. Gut Holz!

7/10

Jürgen Roland Kiez Sleaze Europloitation Trash Hamburg


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FROM DUSK TILL DAWN (Robert Rodriguez/USA 1996)


"I suck!"

From Dusk Till Dawn ~ USA 1996
Directed By: Robert Rodriguez


Die beiden Bankräuber Seth (George Clooney) und Richard Gecko (Quentin Tarantino) fliehen, eine immense Blutspur hinterlassend, in Richtung mexikanische Grenze. Um diese unerkannt überqueren zu können, kidnappen sie den verwitweten Ex-Prediger Jacob (Harvey Keitel) und seine beiden Kinder (Juliette Lewis, Ernest Liu). Auf der anderen Seite der Grenze wollen die Geckos in einer Bar namens 'Titty Twister' die Wartezeit auf ihre El-Rey-Connection Carlois (Cheech Marin) verkürzen. Jener Schuppen entpuppt sich als Vampirnest und die folgende Nacht als lang und blutig.

Damals im Kino war "From Dusk Till Dawn" ein ziemlich prägendes Erlebnis, da Werke mit einem vergleichbaren Gore-Impact, dazu ungekürzt, zu dieser recht sauberen Filmperiode eine relative Rarität darstellten. Insofern gab es massig Anlass zum Feiern und Lachen, auch deshalb, weil die Pfade, auf denen Rodriguez' und Tarantinos erklärtes Reminiszenezenkino noch bei weitem nicht auf so breitgetretenen Pfaden wandelte, wie es heute ein Film Marke "Machete" zu tun pflegt. Dennoch muss wohl jeder aufrichtige Freund von "From Dusk Till Dawn" zugeben, dass die Erkenntnis der "Masche" sich im Laufe der letzten fünfzehn Jahre doch zunehmend aufgedrängt hat. Mancher Spruch scheint ausgelutscht bis Feuerland, mancher Vampireffekt tradiert und albern. Dennoch bildete das hier eine gewisse Pionierleistung mit ihrer wahrhaft traumhaften Exploitation-All-Star-Cast bis in kleine Nebenrollen, einem buchstäblichen Schwanzduell zwischen den Blutskonkurrenten Tom Savini und Greg Nicotero und ganz gezielt direkt übernommenen Einstellungen aus bereits manifesten Kultfilmen wie "Up!" oder "The Thing". Trotzdem, die Zeiten, da ich mir "From Dusk Till Dawn" mindestens einmal die Woche anschauen konnte, sind mit meinem Älterwerden passé geworden. Eigentlich ganz gut so, wie ich just feststellen konnte.

7/10

Hommage Robert Rodriguez Mexiko Quentin Tarantino Alkohol Texas Vampire Splatter Kidnapping


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WARBUS (Ferdinando Baldi/I, PH, USA 1986)


Zitat entfällt.

Warbus ~ I/PH/USA 1986
Directed By: Ferdinando Baldi


Nordvietnam in den späteren Kriegstagen. Eine vom Vietcong bedrohte Dschungelmission wird aufgegeben und die Überlebenden unter der Führung von Major Kutran (Ernie Zarate) mit einem Schulbus evakuiert. Unterwegs trifft man auf drei versprengte Marines (Daniel Stephen, Romano Kristoff, Urs Althaus), die sich den Flüchtlingen anschließen und mit ihnen weiter Richtung Da Nang fahren. Die Reise erweist sich als extrem beschwerlich und von gruppendynamischen Hindernissen geprägt. Nicht alle Mitfahrenden erreichen das Ziel.

Überraschend solide gefertigter und auf groben Sleaze verzichtender Vietnam-Actioner, dessen durchaus lobenswerte Qualität fraglos dem Können und Engagement des Regisseurs geschuldet ist. Baldi hatte, so mutmaße ich einmal, geringfügig mehr im Sinn, als seinen Auftrag halbherzig und unnachhaltig zu erfüllen. Abgesehen von zwei, drei pathetischen Momenten im Zeichen des scheinheiligen US-Patriotismus, deren notorische Aufgesetztheit man ihnen angesichts eines Blickes auf die fingerführenden Produktionsstaaten man jedoch verzeihen mag, vermag Baldi es, seine Geschichte mit diversen Westernanleihen verhältnismäßig ausgeglichen zu erzählen und darüberhinaus mit einer nicht uninteressanten Charakterkonstellation anzureichern. Im Gegensatz zu übergrellter (nichtsdestotrotz natürlich hoch unterhaltsamer) Vietnamploitation wie "L'Ultimo Cacciatore" vermag sich "Warbus" somit, was vermutlich zu Teilen auch der wirklich positv auffallenden Münchener Synchro geschuldet ist, als recht pointiert gemachter, schnörkelloser Genrebeitrag im Gedächtnis zu verankern.

6/10

Vietnamkrieg Ferdinando Baldi


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COLPO IN CANNA (Fernando Di Leo/I 1975)


Zitat entfällt.

Colpo In Canna (Ich polier' dir deine Glatze) ~ I 1975
Directed By: Fernando Di Leo


Die amerikanische Stewardess Nora Green (Ursula Andress) überbringt dem Neapeler Gangsterboss Silvera (Woody Strode) eine Nachricht des gefürchteten internationalen Verbrecherkopfes "Der Amerikaner". Dafür lässt Silvera sie erstmal gehörig vertrimmen. Der nicht ausschließlich an Noras Gesundheit interessierte Manuel (Marc Porel) nimmt sie darauf mit zu sich nach Haus. Wie sich bald herausstellt ist Nora weit weniger ahnungslos als zunächst vermutet: Tatsächlich stecken sie und einige Gespielen hinter dem Pseudonym des "Amerikaners", was Silvera und auch sein Konkurrent Don Calò (Aldo Giuffrè) bald unsanft zu spüren bekommen.

Mit "Colpo In Canna", dem ersten Teil einer Trilogie von Gaunerkomödien, hat Fernando Di Leo eine völlig bizarre Gaunerkomödie aus der Taufe gehoben. Die Leo, der immerhin für einige der besten italienischen Gangsterfilme der Siebziger verantworlich zeichnet, hat den Film als eine Art Miniplagiat zu Hills Erfolgsfilm "The Sting" konzipiert, wofür der gleichermaßen undurchsichtige wie komödiantisch gewichtete Plot sowie die stark an Hamlischs Ragtime-Score angelehnte Musik von Bacalov sprechen. Auf weitere Analogien verzichtet Di Leo jedoch; er siedelt seine Geschichte in der Gegenwart an und scheut auch vor dämlichsten Slapstick-Elementen nicht zurück, die die vor Blödsinn nur so blühende deutsche Synchronfassung vermutlich noch verstärkt. Dabei macht der Regisseur den kapitalen Fehler, seinen Film formal wie dramaturgisch völlig zerfasern und schließlich sogar regelrecht fahrlässig zerfallen zu lassen. Zunächst gibt sich "Colpo In Canna" den Anstrich eines "erwachsenen" Gangstermovies mit einigen Gewalttätigkeiten und einer besonders zeigefreudigen Ms. Andress, bis er nach einigen ohnehin wilden Loops und Loopings in einem Finale kulminiert, das so auch in einem Spencer-Hill-Werk hätte vorkommen mögen: Einer lustigen Massenprügelei mit allerlei Vogelgezwitscher und ähnlichen infantilen Gags. Mal sehen, was die weiteren Teile der Trilogie mit Ausnahme ihrer weit weniger erfrischenden deutschen Titel noch zu bieten haben...

5/10

Fernando Di Leo Neapel


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CLEOPATRA JONES (Jack Starrett/USA 1973)


"Right on, Cleo!"

Cleopatra Jones (Ein Fall für Cleopatra Jones) ~ USA 1973
Directed By: Jack Starrett


Wenn der exaltierten Spezialagentin Cleopatra Jones (Tamara Dobson) eines ein Dorn im Auge ist, dann ist es Heroin in der schwarzen Nachbarschaft. Um L.A.s hauptamtlicher Pusherin Mommy (Shelley Winters) das Geschäft zu versauen, reist Cleo, wie sie von ihren Freunden genannt wird, sogar bis in die Türkei und lässt ein gewaltiges Mohnfeld bombardieren. Für Mommy reine Provokation und Anlass genug, einige bestechliche Cops auf ein Entzugscenter in Watts, das von Cleos Stecher Reuben (Bernie Casey) geleitet wird, zu hetzen. Doch Cleo lässt sich nichts gefallen und macht Mommy mit ihrer flotten Corvette, einer MP, und zwei befreundeten Karatekämpfern (Albert Popwell, Caro Kenyatta) die Hölle heiß.

Herrlich greller Blaxploiter mit allen Zutaten des Genres, der nicht nur dem black, sondern auch dem feminine consciousness in die Handtasche spielt. Selbstredend rein oberflächlich, denn die Zeichnung des teilnehmenden Personals könnte viel klischierter nicht sein. Auf der einen Seite die hochgewachsene Super-Heroine, auf die fraglos jeder nicht gerade an Präpubertät oder Altersschwäche leidende bro in da hood komplett abfährt nebst ihrem omnipotenten Lover, der auc nur deshalb ihr Lover ist, weil er cool ist like steel und das gockelhafte Gehabe der meisten schwarzen Jungs längst abgelegt hat. Auf der anderen Seite ein grotesk überzeichneter, lesbischer Pusher-Albtraum (Shelley Winters mit roter Perücke und in einer Paraderolle) mitsamt farbigem Vizekönig (Antono Fargas, auch in Paraderolle) korrupte, weiße (fo' sho' rassistische) Cops. So simpel gestrickt wie zeitentlarvend. Und natürlich saukomisch.

6/10

Heroin Drogen car chase Los Angeles Blaxploitation Jack Starrett Martial Arts


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THUNDER ROAD (Arthur Ripley/USA 1958)


"You finally made the big mistake tonight."

Thunder Road (Kilometerstein 375) ~ USA 1958
Directed By: Arthur Ripley


Nachdem Lucas Doolin (Robert Mitchum) aus dem Koreakrieg heimgekehrt ist, steigt er in das "Moonshining"-Geschäft seiner Familie ein. Sein Vater (Trevor Bardette) pflegt im Hinterwald von Kentucky eine illegale Whiskey-Destille, derweil Doolin den Stoff zu liefern hat. Dazu benutzt er getunte Autos, die auch schonmal über Spezialgadgets verfügen und liefert er sich mit diversen ungehaltenen Schatzbeamten. Jene gehen zuweilen tödlich aus. Als der Gangsterboss Kogan (Jacques Aubuchon) sich mit Doolin anlegt, bleibt der harte Schmuggler ungerührt. Erst als die von Kogan ausgehende Gefahr auch seinen kleinen Bruder (Jim Mitchum) erreicht, fährt Doolin aus der Haut.

Als kleine Liebeserklärung an die Bootlegger-Parakultur in den Appalachen und das moralische "Grundrecht" eines jeden Amerikaners, sich seinen Schnaps selbst brennen und ihn steuerfrei verscherbeln zu dürfen, genießt "Thunder Road" in den USA den Segen einer ungemein großen Anhängerschaft. Und es sieht dann auch ganz anders als die vielen anderen films noirs der Jahre zuvor, dieses Herzensprojekt von Robert Mitchum, wenngleich es sich zumindest formal durchaus noch als später Nachzügler in deren Tradition stellt. "Thunder Road" probiert, erste Action-Standards zu setzen; es gibt einige Verfolgungsjagden, die zwar noch recht possierlich und altbacken inszeniert sind, aber immerhin. Viel interessanter ist sowieso die Antihelden-Verklärung des Films: Mitchum ist der perfekte amerikanische Rebell. Frustrierter Kriegsveteran, eigenbrötlerisch, dickköpfig. Von zwei schönen Frauen (Keely Smith, Sandra Knight) verehrt und vor allem die coolste Sau on earth. Als sich bei einer seiner unfreiwilligen Rennfahrten einer von Kogans Spürhunden gleich neben ihn setzt, schnippt Doolin ihm durch die geöffneten Fenster ungerührt seine Kippe ins Gesicht. Damit ist der Rivale in jeder Weise aus dem Rennen. Speziell diese latente, bösartige, man möchte fast sagen: 'mitchumeske' Lakonie ist es, die "Thunder Road" zu etwas Besonderem macht.

8/10

Alkohol car chase Kentucky Bootlegging Appalachen Arthur Ripley Familie film noir


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THE CORRUPTOR (James Foley/USA 1999)


"You don't change Chinatown, it changes you."

The Corruptor ~ USA 1999
Directed By: James Foley


Der für das NYPD tätige Nick Chen (Chow Yun-Fat) bekommt mit dem jüngeren Danny Wallace (Mark Wahlberg) einen zunächst grün anmutenden Kollegen zugeteilt, der sich jedoch in der chinesischen Kultur recht gut auskennt und so bald auch in Chens Einsatzgebiet Chinatown einen Fuß hereinbekommt. Wie Chen erweist sich bald auch Wallace als recht offen für die großzügigen Angebote des Glücksspiel- und Prostitutionsmoguls Henry Lee (Ric Young), der soeben dabei ist, der wichtigste Boss des Viertels zu werden. Somit stehen beide Cops zwischen ihrer Pflichterfüllung und den Annehmlichkeiten der Korruption. Allerdings weiß Wallace mehr über Chen als umgekehrt...

Ein wenig geschwätzig hier und etwas großkotzig dort kommt Foleys immerhin rasant inszenierter Actionfilm daher. Zudem stützt er sich auf sehenswertere Vorbilder: "New Jack City", "Year Of The Dragon" und natürlich die Polizeifilme von Sidney Lumet grinsen aus allen vier Bildecken aufs Publikum hinab. Zweifellos war der Produktion ferner sehr daran gelegen, neben dem Hongkong-Kino der vorhergehenden Jahre nicht allzu alt auszusehen und so lässt sie seine Hauptikone Chow Yun-Fat, dessen obercooles Gehabe in einem amerikanischen Film nicht immer ganz passend wirkt, analog neben einem zumeist hilflos dreinblickenden Mark Wahlberg durchs Bild hampeln. Die Chemie zwischen den beiden Akteuren soll immerhin den Film tragen, man muss sich aber schon eine Menge davon selbst suggerieren, um die ganze Kiste überhaupt ein bisschen glaubhaft erscheinen zu lassen. Das Brauchbarste an "The Corruptor" sind seine farbintensiven, leuchtenden und überschärften Bilder, die Innenasichten Manhattans und die tiefen Einblicke in neonlichtgeschwängerte Straßenschluchten. Diese formalen Vorzüglichkeiten kann das Script leider nicht gänzlich stützen.

6/10

Korruption Freundschaft Triaden New York James Foley


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TATORT - DER TAUSCH (Ilse Hofmann/BRD 1986)


"Wenn hier einer 'Scheiße' sagt, dann bin ich das."

Tatort - Der Tausch ~ BRD 1986
Directed By: Ilse Hofmann


Eine Gruppe iranischer Terroristen versucht verzweifelt, den einsitzenden, auf Mikrochip-Technologie spezialisierten Physiker Dr. Bohm (Gerhard Garbers) freizupressen. Als eine erste Befreiungsaktion misslingt, kidnappen sie den neunjährigen Sohn (Rainer Matschurat) von Schimanskis (Götz George) Freundin Veronique (Yolande Gilot). Der Kommissar überredet die Geiselnehmer zu einem Tausch: Er selbst gegen den Jungen. Doch beide Seiten spielen mit gezinkten Karten...

"Der Tausch" markiert in der Chronolgie der Schimanski-Filme einen recht bedeutenden Abschnitt, immerhin handelte es sich um den ersten regulären TV-Beitrag nach dem Kinostück "Zahn um Zahn". Dieses setzte in punkto Aktion, Tempo und Spannung natürlich ganz neue Maßstäbe, die sich nunmehr auch als Reglement für das Fernsehformat erwiesen. In "Der Tausch" geht es demzufolge großspurig zur Sache; internationaler Terrorismus, Explosionen, Schimanski beim Sex und bei einem persönlich motivierten Kommando-Unternehmen, bewaffnet außerdem mit einer Uzi. Globale Actionstandards warfen urplötzlich ihre Schatten auf den vormals gutbürgerlichen "Tatort". Entsprechend unterhaltsam aber das Produkt. Ferner bildet "Der Tausch" den Beginn der unheiligen Kollaboration zwischen Schimanski und dem "Komponisten" Dieter Bohlen mitsamt dessen synthetischen Schlagerpop-Ergüssen, hier: "Midnight Lady", geträllert von Ex-Smokie-Sänger Chris Norman. Menschen meiner Generation werden sich noch mit sanftem Grausen erinnern. Umso fürchterlicher, dass ausgerechnet jenes Stück gleich zweimal zur Gänze durchläuft (einmal davon immerhin bloß als Abspann-Untermalung).

8/10

Tatort TV-Film Schimanski Ilse Hofmann Ruhrpott Terrorismus





Filmtagebuch von...

Funxton

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