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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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IL TRUCIDO E LO SBIRRO (Umberto Lenzi/I 1976)


Zitat entfällt.

Il Trucido E Lo Sbirro (Das Schlitzohr und der Bulle) ~ I 1976
Directed By: Umberto Lenzi

Um ein entführtes, nierenkrankes Mädchen (Susanna Melandri) zu finden, holt sich der kurz vor seiner Versetzung stehende Commissario Sarti (Claudio Cassinelli) den Ganoven Sergio Marazzi, genannt "Monnezza" (in der deutschen Fassung "Makkaroni", Tomas Milian) aus dem Knast. Zusammen mit dem cleveren, wenn auch zunächst widerwilligen Monezza kann Sarti noch ein weiteres Gaunertrio (Biagio Pelligra, Claudio Undari, Giuseppe Castellano) aufreißen, das den beiden bei der Suche behilflich ist. Sarti weiß bereits, dass der gefürchtete Gangster Brescianelli (Henry Silva) hinter der Kidnapping-Affäre steckt, doch dieser hat soeben eines Gesichts-OP hinter sich, die ihn unkenntlich gemacht hat.

Recht harter Poliziottesco, dessen deutscher Titel nicht darüber hinwegtäuschen sollte, dass es zuweilen ordentlich zur Sache geht. "Il Trucido E Lo Sbirro" steht am Anfang einer laut der imdb fünfteiligen Serie um den exaltierten römischen Gangster Monnezza (eine von Milians absoluten Paraderollen), dem Lenzi später noch einen halbverrückten Zwillingsbruder andichtete und somit eine Art Crossover zweier von ihm ersonnener Figuren schuf (in "La Banda Del Gobbo"). Die beiden letzteren Filme aus der imdb-Liste scheinen mir allerdings nur peripher die Monnezza-Saga weiterzustricken, doch das nur nebenbei. Ich ließe mich da auch eines Tages sehr gern eines Besseren belehren.
"Il Trucido" jedenfalls ist ein maßgerechter, typisch italienischer Polizeithriller, der mit einigen der obligatorischen Kieferverrenkungen Milians hier und da auch etwas Humor aufbietet, im Großen und Ganzen jedoch der nicht eben unblutigen Tradition seiner Gattung frönt. Von Lenzi auf der Höhe seines Könnens wie üblich versiert und spannungs- und ideenreich inszeniert und mit einem höchst atmosphärischen Score (Bruno Canfora) veredelt ein Film, der rundum hält, was er verspricht und für jeden Freund dieser Kategorie eine Pflichtveranstaltung darstellt.

8/10

Monnezza Umberto Lenzi Rom Poliziottesco Buddy Movie Kidnapping


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CLOAK AND DAGGER (Fritz Lang/USA 1946)


"Everyone to leave leaves a hole."

Cloak And Dagger (Im Geheimdienst) ~ USA 1946
Directed By: Fritz Lang

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs lässt sich der amerikanische Nuklearspezialist Alvah Jesper (Gary Cooper) vom Geheimdienst anheuern, um herauszufinden, wie weit die faschistische Achse in Europa mit dem Bau der Atombombe gediehen ist. Die Aussicht, seine alte Schriftkorrespondentin Katerin Lodor (Helen Thimig) wiederzusehen, erscheint ihm allzu verlockend. In der Schweiz will er die Lodor zunächst aufsuchen und in Sicherheit bringen, doch die widerständischen Befreiungsversuche scheitern. Als nächstes gilt es, den in Italien festgehaltenen Professor Polda (Vladimir Pokoff), der mit der Gefangenschaft seiner Tochter erpresst wird, herauszuholen. Zusammen mit der Widerstandskämpferin Gina (Lilli Palmer), in die er sich verliebt, gelingt Jesper das waghalsige Unternehmen.

Erfrischend sorgfältig gemachter Spionagethriller unter Prononcierung starker, dem Mannsvolk ebenbürtigen Frauencharakteren, der wie viele der um diese Zeit von Lang gemachten Kriegsfilme mit knallharter Kritik am Faschismus nicht spart. "Cloak And Dagger" zeigt ein Mitteleuropa der Verunsicherung und des Schweigens, in dem jeder Verdacht und jede falsche Bewegung umgehend zur Verhaftung führen kann. Anders als die späteren Agentenabenteuer, die den Kalten Krieg als Weltkulisse für ihre poppig-exotische Action benutzten, kann hier von "classic excitement" kaum die Rede sein. Das Dritte Reich liegt wie eine bleierne Kuppel über dem bereits teilzerbombten Kontinent und die Angst vor Massenvernichtungswaffen in den Händen Hitlers oder Mussolinis ist allgegenwärtig. Filme wie "Cloak And Dagger", "Ministry Of Fear" oder auch "The Seventh Cross", die eben allesamt von Immigranten gemacht sind, verdeutlichen weit über das übliche propagandistische Hollywood-Schema dieser Tage hinaus die äußere Besorgnis über die Zustände und sind damit durchweg immens wichtige Zeitzeugnisse.

8/10

Widerstand Atombombe Fritz Lang Schweiz Italien WWII Nationalsozialismus


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SINBAD THE SAILOR (Richard Wallace/USA 1947)


"Thank Allah, I am sailing home to Dariabar!"

Sinbad The Sailor (Sindbad der Seefahrer) ~ USA 1947
Directed By: Richard Wallace

Der Seefahrer Sindbad (Douglas Fairbanks Jr.) erzählt den Leuten im Hafan von Basra von seiner achten Reise, auf der er nicht nur den Schatz Alexander des Großen auf der sagenumwobenen Insel Deryabar gefunden hat, sondern auch seine große Liebe Shireen (Maureen O'Hara), und im Zuge derer er sich gleich gegen zwei Bösewichte, nämlich den machthungrigen Emir von Daibul (Anthony Quinn) und einen geisterhaften Piraten namens Jamal (Walter Slezak), dessen Gesicht niemand kennt, zur Wehr setzen musste...

Alles ist wahr, alles! Gut aufgelegtes Abenteuermärchen für kleinere und größere Jungs, dem leider noch der Mut zur naiven Fantasy, die später die drei von Ray Harryhausen getricksten Sindbad-Filme begleitete, fehlt. Zwar erzählt der zu großen Gesttikulierereien neigende Sindbad gern auch die Geschichten seiner legendären siebten Reise, vom Vogel Roch und anderen Ungeheuern, in Wallaces Film reicht es jedoch bloß zu zwei - immerhin famos interpretierten - höchst menschlichen Antagonisten. Ansonsten sind die leuchtenden Farben der primäre Trumpf dieser quietschbunten Fabel, in der Fairbanks Jr. grinsend herumspringt wie ein toll gewordenes Eichhörnchen und die am Ende sogar eine felsenfeste Moral absondern darf: Die wahren Schätze liegen im Herzen und im Kopfe eines jeden Suchenden!

7/10

Sindbad 1001 Nacht Piraten Richard Wallace


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THE EAGLE (Kevin Macdonald/UK, USA 2011)


"You are free, my friend."

The Eagle (Der Adler der neunten Legion) ~ UK/USA 2011
Directed By: Kevin Macdonald

Im Jahre 140 kommt der Zenturio Marcus Aquila (Channig Tatum) nach Britannien, um seinem Vater, der rund 20 Jahre zuvor mit der neunten Legion in Kaledonien verschwunden ist, nachzueifern. Nach einem verlustreichen Einsatz gegen einen Keltenstamm muss Marcus sich schwer verwundet auskurieren und erfährt, dass das Feldzeichen der neunten Legion, der römische Adler, niemals bis vor den Hadrianswall zurückgebracht wurde. Zusammen mit seinem neuen Sklaven, dem selbstbewussten Häuptlingssohn Esca (Jamie Bell), macht sich Marcus auf, den Adler von den Briganten zurückzuerobern und somit die seit dem Verschwinden seines Vaters angeknackste Familienehre wiederherzustellen.

Im Prinzip nichts anderes als eine Art Sequel zu Neill Marshalls letztjährig erschienenem "Centurion", der das bis heute rätselhafte Verschwinden der neunten Legion im schottischen Hochland zum Thema hatte. Auch hier stehen zwei Helden, deren Beziehung allerdings durch das Herr-Sklave-Verhältnis deutlich verkompliziert wird im Mittelpunkt dessen, was man getrost als "Abenteuerfilm vor historischem Hintergrund" bezeichnen kann und wie "Centurion" ist "The Eagle" vor allem ein Film für leicht für Geschichtliches zu begeisternde Zuschauer, die sich nicht vor dem Gegensatz Form-Sujet scheuen und sich von einer betont zeitgenössischen Visualisierung (welche sich im Übrigen immer noch tapfer an Scotts "Gladiator"-Standards hält) nicht in die Suppe spucken lassen. Auf jeden Fall sieht "The Eagle" recht hübsch aus, ist hier und da spannend und um einiges weniger blutig ausgefallen als "Centurion". Ob man das nun positiv bewerten möchte oder eher umgekehrt, liegt wie so häufig im Auge des Betrachters. Ich selbst bin ja ein großer Freund von Schwert-&-Blutwurst-Platten und hätte mir hier und da vielleicht etwas mehr Detailfreude gewünscht. Dennoch eine nette Ergänzung zu "Centurion" und letztlich auch genau auf dessen qualitativer Augenhöhe.

7/10

Antike period piece Schottland Kevin Macdonald Historie Roemisches Reich


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SABOTEUR (Alfred Hitchcock/USA 1942)


"He pays the penalty that the noble must pay in this world: he's misjudged by everyone."

Saboteur (Saboteure) ~ USA 1942
Directed By: Alfred Hitchcock

Der Flugzeugmechaniker Barry Kane (Robert Cummings) wird fälschlich eines Sabotageakts verdächtigt, bei dem sein bester Freund (Virgil Summers) das Leben lassen musste. Kane glaubt jedoch, den wahren Täter zu kennen und nimmt, von der Polizei verfolgt, dessen Spur Richtung Osten auf. Unterwegs lernt Kane das Fotomodel Patricia (Priscilla Lane) kennen und kann sie schließlich von seiner Unschuld überzeugen. Eine weitere Aktion der Terroristen kann Barry noch verhindern, doch in New York wird bereits der nächste Anschlag geplant.

Hitchcocks erster Film für die Universal, in dessen Vorspann er sich noch als "Leihgabe" von Selznick titulieren lassen muss, markiert den Auftakt einer Kooperation voller Höhepunkte und vereint darüberhinaus all jene Qualitäten, für die der Meister bis heute so berühmt ist. Eine schier atem- und kopflose Reise quer über den Kontinent, großartige Szenen, die wie Kleinstepisödchen einer Perlenkette gleich aneinander gereiht werden und erst in ihrer Gesamtheit die volle Pracht vermitteln und erneut das Motiv des unschuldig Verdächtigen auf der Flucht. So ist "Saboteur" vor allem eines: Ein großartiger Actionfilm mit einigen spektakulären Momenten, der eindrucksvoll widerspiegelt, was das gesamte Genre Hitchcock eigentlich schuldig ist. Wie einen unfreiwilligen Jack Kerouac muss man sich Robert Cummings vorstellen; sein Weg führt ihn von der Ost- zur Westküste, vorbei an dämlichen Polizisten, hilfsbereiten Truckern, einem freundlichen, blinden Eremiten ("Frankenstein's Daughter" lässt grüßen) und einer liebenswerten Gemeinschaft von Zirkusfreaks - allesamt Außenseiter und versteckt Lebende, das wahre Fundament Amerikas. Und schließlich die Verschwörer: An deren Spitze steht ein reicher Unternehmer (Otto Kruger) mit größenwahnsinnigen Eroberungsplänen, der den totalitären Staat befürwortet - letzten Endes ein Faschist, eine Mussolini-/Hitler-Analogie und damit legitimer Vorläufer all der James-Bond-Supergangster. Dass sich die Köpfe der Terrorvereinigung ausschließlich aus respektablen Großbürgern rekrutiert, lässt vielerlei Interpretationen zu. Ganz eindeutig tut diese sozialistisch angehauchte Form der Paranoia dem Film jedoch mehr als wohl. Meisterlich.

9/10

Nevada Alfred Hitchcock Terrorismus Road Movie Spionage New York Verschwoerung


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SECRET AGENT (Alfred Hitchcock/UK 1936)


"You get beautiful wife, I get nothing. Caramba!"

Secret Agent (Geheimagent) ~ UK 1936
Directed By: Alfred Hitchcock


London, 1916: Der auch als Autor berühmte Soldat Edgar Brodie (John Gielgud) segnet nur zum Schein das Zeitliche - tatsächlich soll er in neuer Identität als Spion Richard Ashenden in der Schweiz einen feindlichen Agenten ausfindig machen und eliminieren, der für den Vorstoß der britischen Nahost-Armee bei Damaskus eine besondere Gefahr darstellt. Zusammen mit einem mexikanischen Profikiller namens "General" und einer ihm kurzerhand zugeteilten "Tarn-Ehefrau" (Madeleine Carroll) wird Ashenden bald fündig. Doch erweist sich der sympathische Mr. Caypor (Percy Marmont) im Nachhinein als das falsche Zielobjekt. Der wahre Agent läuft immer noch frei herum und bereitet sich schon für seine Reise nach Konstantinopel vor...

Ein erster kleiner Lieblingsfilm. "Secret Agent" ist zwar seltsam unperfekt und merkwürdig widersprüchlich in der Kreierung seiner Atmosphäre und betreffs seiner Figurenzeichnungen, dafür bietet er jedoch auch eine unablässige Abfolge wundervoller Szenen und Augenblicke. Die Seele des Films ist tatsächlich nicht so sehr der steife Shakespeare-Akteur Gielgud, den ja bekanntlich nie ein Wässerchen trüben konnte, sondern der große Peter Lorre, der als "General Pompellio Montezuma De La Vilia De Conde De La Rue" eine wahre Zirkusvorstellung gibt: Gleichrangig eiskalter und sadistischer Profikiller auf der einen und lustiger kleiner, notorischer Filou und Buddy auf der anderen Seite; eine der schizophrensten Figuren der gesamten Filmgeschichte. Formidabel! Praktisch jede Sequenz, in der Lorre auftritt, gehört von Anfang an ihm, mit seiner Lockenperücke und einem ungewohnten Ohrring spielt er sich wie ein Derwisch durch seinen so ambivalenten Part. Dann gibt es zum Beispiel eine herzzereißende Szene mit einem laut aufheulenden Dackel, der spürt, das sein Herrchen ermordet wurde, eine aufwändige, phantastisch gefilmte und geschnittene Actionszene in einer Schokoladenfabrik und schließlich das spannende Zugfinale. Anders als der Vorgänger "The 39 Steps" nicht unbedingt ein urtypischer Hitchcock, dafür einer, der rundum glücklich macht.

9/10

Alfred Hitchcock Spionage period piece Schweiz based on play Zug WWI


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THE 39 STEPS (Alfred Hitchcock/UK 1935)


"Have you ever heard of the 39 Steps?" - "No. What's that, a pub?"

The 39 Steps (Die 39 Stufen) ~ UK 1935
Directed By: Alfred Hitchcock


In einer Varieté-Vorstellung mit dem Gedächtniskünstler "Mr. Memory" (Wylie Watson) fallen plötzlich Schüsse. Wie Richard Hannay (Robert Donat), einer der Besucher der Vorstellung, erfährt, steckt die Agentin Annabelle Smith (Lucie Mannheim) dahinter. Diese wollte mit der durch die Schüsse entstandenen Panik ihre Verfolger, zwei feindliche Spione, abschütteln. Hannay gewährt Annabelle Zuflucht in seinem Apartement, doch ihre Gegner finden und töten sie dort. Mit letzter Kraft kann Annabelle, deren Auftrag es war, die Entwendung strategisch wichtiger Dokumente aus dem Verteidigungsministerium zu verhindern, Hannay ihre Kontaktperson mitteilen: einen in Schottland lebenden Professor. Hannay, der bald wegen Mordes gesucht wird, hat nurmehr zweierlei im Sinn: Seine Unschuld zu beweisen und zu verhindern, dass die Dokumente in die falschen Hände gelangen.

Temporeicher Agententhriller mit romantischem Einschlag, aus Hitchcocks britischer Periode wohl der populärste und renommierteste Film. Ich muss gestehen, dass ich "The 39 Steps" noch nie so gemocht habe wie andere Werke des Regisseurs, wofür primär meine Abneigung zu dem aalglatten Robert Donat verantwortlich ist. Donat, der im Film als kanadischer Migrant auftritt, spielt den typischen Dreißiger-Jahre-Galan mit allem, was so dazu gehört: Feines Schnauzbärtchen (das auch zu Tarnungsgründen nicht abrasiert wird; eine kleine Drehbuchfinte Hitchs), stets gut frisiert und gekleidet und trotz seiner prekären Situation nie die Fassung verlierend. Ich habe Donats Interpretation stets als Musterexempel eines unsympathischen Fatzkes empfunden. Filme zuvorderst anhand ihrer Darsteller/Charaktere zu beurteilen, zeugt nun zwar nicht von besonderer kritischer Professionalität, doch in diesem Fall kann ich nicht über meinen Schatten hinaus; zumal Donat fast ausnahmslos jede Szene bestimmt und seine Figur übergroß in den Vordergrund gerückt wird. Dass sich dahinter allerlei frühes Suspense-Vergnügen, nette Schottland-Szenen und vor allem ein großer thematischer Vorgriff auf später folgende Meisterwerke abspielen, lässt sich zwar nicht übersehen, anhand des geckenhaften Donat aber hier und da doch leicht vergessen.

7/10

London Spionage Alfred Hitchcock Schottland


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THE DESERT RATS (Robert Wise/USA 1953)


"One cognac for the Field Marshal!"

The Desert Rats (Die Wüstenratten) ~ USA 1953
Directed By: Robert Wise


Tobruk, 1941: Die strategisch wertvolle, heftig umkämpfte libysche Festung wird Schauplatz eines zähen Gefechts zwischen einer beinharten Truppe australischer Soldaten unter dem Komando des britischen Offiziers MacRoberts (Richard Burton) und der Panzerbrigade Rommels (James Mason).

Krieg, Abenteuer, Männer, Mut. "The Desert Rats" ist ein Musterbeispiel für den kommerziellen Kriegsfilm der fünfziger Jahre, der die Aufopferungen der Vorgängergeneration auf die denkbar professionellste Art und Weise zu Actionfilmzwecken auszuschlachten wusste. Wenn der Wüstenkrieg in Nordafrika hier als "wahre Höllle" bezeichnet wird, dann verkommt das zur bloßen Makulatur, denn "The Desert Rats" macht vor allem eines: Ganz viel Spaß. Kein hier vorgestellter Charakter ohne einen Funken Sympathie im Leib, keiner, der nicht zumindest ein bisschen Stolz im Leibe hat und schon gar keiner ohne pure Mannesehre. Im Grunde sind alle bloß eine große Familie, selbst die gegnerischen Soldaten stehen einem hier näher als die heimische Familie, die ja sowieso mittelfristig in einer Paralleldimension lebt. Denkwürdig die Szene zwischen Burton und Mason (übrigens eine von nur zwei, in denen letzterer zu sehen ist, der wohl nur engagiert ward, weil er zwei Jahre zuvor schon einmal für die Fox gerommelt hatte): Stolze Kampfgockel, einer geschwelter als der andere, keiner einen Schritt zurückweichend. Und der eine zumindest etwas mehr im Recht - immerhin kämpft er für die "Richtigen"; entlarvend die Figurenzeichnung es alten Trinkers Tom Bartlett (Robert Newton): einst, im Zivilleben MacRoberts' Lehrer, nun ein einfacher Gefreiter und sein Untergebener, der sich selbst als armseliger Feigling outet und am Ende die größte Heldentat vollbringt. Krieg mit Happy End, in "The Desert Rats" wird das Unmögliche möglich gemacht.

6/10

Robert Wise Widerstand Militaer Rommel Nordafrika-Feldzug WWII Tobruk


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THE GREEN HORNET (Michel Gondry/USA 2011)


"When you corner a hornet, you get stung."

The Green Hornet ~ USA 2011
Directed By: Michel Gondry


Britt (Seth Rogen), der verwöhnte Sohn des Zeitungsmoguls James Reid (Tom Wilkinson), lernt es nach dem vermeintlichen Unfalltode des Vaters dessen Diener Kato (Jay Chou) kennen, einen bewanderten Technikfreak. Zusammen mit Kato entwickelt Britt die Idee, seinem eintönigen Partyleben etwas mehr Pep zu verleihen und macht fortan als "Green Hornet" die Gangsterszene von L.A. unsicher. Dabei kommt er bald dem Verbrecherboss Chudnofsky (Christoph Waltz) in die Quere, der den lästigen Vigilanten gar nicht schätzt. Dazu ergeben sich noch andere Schwierigkeiten: Der Staatsanwalt Scanlon (David Harbour) erhebt seltsame Ansprüche betreffs Britts Veröffentlichungspraxis und Kato möchte sich al eigentlicher Mastermind des Duos ungern mit seinem Sidekick-Status zufrieden geben.

Halbwegs amüsantes Revival des einst als Radio- und TV-Serial erfolgreichen "Green Hornet"-Franchise. Das Script von Rogen und Evan Goldberg bürgt schon dafür, dass die ganze Kiste sich keinesfalls ernster nimmt als unbedingt nötig, die Regie von Gondry sorgt für den visuellen Schliff. Dennoch ist "The Green Hornet" ganz bestimmt keine ausgesprochene Wundertüte für den Herrn geworden. Die nicht eben undurchsichtige Comedy-Masche der erweiterten Apatow-Schule mit ihren infantilen, sich selbst demontiereden Antihelden erweist sich als lang nicht mehr so zugkräftig wie in ihren Anfängen und auch knallige Superhelden-Action gehört ja mittlerweile zum alltäglichen Kinogeschäft. Es bedarf nicht der Kombinationsgabe eines Genies um bereits im Vorfeld zu mutmaßen, dass eine Kombination aus beidem keine Innovationsschmiede sein wird. So ward es denn auch bei Gondrys Neuem, der seinem Regisseur tatsächlich noch am Meisten verdankt. Über Herrn Waltz, der aufpassen sollte, dass er sein "bahnbrechendes" Konzept des exzentrischen Supergangsters nicht überstrapaziert, schweige ich mich genau aus diesem Grunde übrigens detailliert aus.

6/10

Michel Gondry Remake Superhelden Freundschaft los Angeles Journalismus


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WARRIOR OF THE LOST WORLD (David Worth/I, USA 1983)


"Slow down, hot shot!"

Warrior Of The Lost World (The Last Warrior - Kämpfer einer verlorenen Welt) ~ I/USA 1983
Directed By: David Worth

Nach dem großen Knall tragen zwei Fronten den Kampf um die Weltherrschaft aus: Die totalitär organisierte Omega-Force auf der einen und die Glaubenssekte "New Way". Dazwischen stehen die üblichen marodierenden Punks und auch der Einzelgänger Josh McBride, der auf seinem intelligenten Motorrad ziellos durch die Gegend rauscht. Als Professor McWayne (Harrison Muller), der friedliebende Kopf des New Way von Prossor (Donald Pleasence), dem bösartigen Kopf der Omega-Force entführt wird, engagiert man Josh, um den Professor herauszuhauen. Dabei gerät jedoch dessen Tochter (Persis Khambatta) in Prossors Gewalt und nun muss Josh auch noch selbige heraushauen. Dabei helfen ihm einige der halbgescheiten Rocker, die den demagogischen Künsten des Professors aufgesessen sind.

Eine sich lose am "Shane"-Motiv des übersinnlichen Retters orientierende Trashgranate ohne jedweden Sinn und Verstand, dessen wirres Handlungskonstrukt offensichtlich parallel zum stündlichem Drehfortschritt am römischen Set weiterentwickelt wurde. Im Gegensatz zu den wenigstens halbwegs ambitioniert gemachten Endzeit-Streifen von Castellari oder Martino läuft hier wirklich alles quer: Denkbar miesestes Spiel, denkbar mieseste Regie, technisches Unvermögen an allen Ecken und Enden; ganz davon abgesehen, dass der alles überlagernde Blödsinn permanent förmlich Rückwärtssalti schlägt. Nicht nur, dass David Worth sich (suggeriertermaßen, wie ein kleines Interview auf der DVD mit ihm preisgibt) an die postapokalyptischen Fantasien der Italiener anhängen musste, auch die TV-Formate "Knight Rider" und "Street Hawk" haben es ihm offenbar angetan, denn der zwischen den Polen "entgeistert" und "desinteressiert" umherchargierende Robert Ginty führt den Löwenanteil seines Dialogs mit seinem quietschvergnügten Krad, das auf jedem Kindergeburtstag bis sechs Jahren der Star sein dürfte. Der arme Donald Pleasence wirkt wie kurz vorm Exitus und die exotische Persis Khambatta demonstriert nachgerade, warum ihre 15 Minuten Ruhm just im Abklingen begriffen waren. Ein lupenreinkarätiger Verteter der beliebten Kategorie "so beschissen, dass man ihn einfach gern haben muss".

3/10

Trash Apokalypse Dystopie David Worth Europloitation





Filmtagebuch von...

Funxton

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