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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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FIRE DOWN BELOW (Félix Enríquez Alcalá/USA 1997)


"I'll show you a new meaning to the word 'violation'."

Fire Down Below ~ USA 1997
Directed By: Félix Enríquez Alcalá


Nicht nur um eine riesige Umweltverschmutzungssauerei aufzudecken, sondern auch aus ganz privaten Gründen - die Ökogangster haben nämlich seinen zuvor ermittelnden Freund auf dem Gewissen - schleicht sich der schlagkräftige Regenbogenbulle Jack Taggart (Steven Seagal) getarnt als Zimmermann in ein kleines Bergstädtchen in den Appalachen ein. Dort begegnet man ihm teils freundlich und teils ablehnend; wobei für zweitere Haltung insbesondere die örtlichen Raufbolde und der geschmierte Sheriff Lloyd (Ed Bruce) verantwortlich sind. Taggart jedoch bleibt, von ein paar flugs verteilten Knochenbrüchen abgesehen, stets besonnen, halt bald die Hintermänner der Giftmüllmafia am Wickel und angelt sich ganz nebenbei noch eine nette Imkerin (Marg Helgenberger).

Auf der DVD habe ich gesehen, dass "Fire Down Below" in Spanien als zweiter Teil von "On Deadly Ground" vermarktet wird; ein selbst bei oberflächlicher Betrachtung sehr einleuchtendes Faktum. Schließlich ist der gegelte Rächer hier einmal mehr in "höherem" Auftrage unterwegs, nämlich als Retter der Natur. Dass die Produktion eines mittelaufwändigen Actionfilms auch nicht eben eine ökologisch betrachtet nachhaltige Angelegenheit sein dürfte, muss dem unentwegt selbstzufrieden grinsenden Seagal höchstwahrscheinlich nochmal jemand stecken; ansonsten geht aber auch dieser Film, in dem dem Hauptdarsteller noch eine vollwertige supporting cast zur Seite stand, absolut in Ordnung. Einmal ganz abgesehen von dem geistesschwachen Script, seiner zuweilen biederen TV-Inszenierung, die mit ihren allenthalben eingestreuten Dämmerpanoramen sowie dem Einsatz vornehmlich biederer Countryblues-Songs auf der Tonspur (allerdings sind auch zwei, drei Perlen von Hendrix oder Muddy Waters darunter) den ästhetischen impact einer x-beliebigen Serienepisode bedient, ist "Fire Down Below" aber lustig, unterhaltsam und sogar mit einer Extradosis grün-fluoreszierenden Re-Animator-Serums angereichert.

5/10

Félix Enríquez Alcalá Giftmuell Appalachen Kentucky Jeb Stuart


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PLANET OF THE APES (Tim Burton/USA 2001)


"Is there a soul in there?"

Planet Of The Apes (Planet der Affen) ~ USA 2001
Directed By: Tim Burton

Das Raumschiff Oberon, an dessen Bord unter anderem Testreihen mit genetisch veränderten Affen gemacht werden, kreuzt den Weg eines gigantischen Energiesturms oberhalb eines offenbar bewohnbaren Planeten. Nachdem zunächst der Schimpanse Hercules durch den Strudel geschickt wird und verschwindet, fliegt dessen Herrchen Captain Davidson (Mark Wahlberg) ungenehmigterweise hinterher und landet auf dem Planeten bruch. Dort findet sich eine Kultur intelligenter Affen, die die Menschen in Sklaverei und Knechtschaft leben lassen.

Diesmal habe ich den neuen "Planet Of The Apes" so vorurteilsfrei angeschaut, wie es mir für eine mehrfach wiederholte Betrachtung überhaupt noch möglich erscheint und versucht, ihn nicht im Kontext der alten Reihe bzw. als Boulle-Adaption wahrzunehmen, sondern als Bestandteil des burton'schen Œuvres. Leider scheitert der Film auch in Anbetracht dieser Prämisse ziemlich kläglich, denn von der sonst regelmäßig in Augenschein nehmbaren Exzentrik und Autorenschaft des Regisseurs fehlt hier nahezu jede nachvollziehbare Spur. Ein kleines Hereinhören in den Audiokommentar, den ein oftmals ratlos herumdrucksender Filmemacher bestreitet, wirkt sich auf diese Eindrücke nurmehr bestätigend aus. Das Script strotzt vor logischen Untiefen und ist angesichts seines Erbes kaum mehr als die große Gemengelage eines rein kommerziellen Unternehmens. Doch, und jetzt kommt's, hat mir der Film noch nie so gut gefallen wie aktuell. Als technisch versiertes, kompetentes Actionkino erscheint er mir nämlich keineswegs medioker oder gar misslungen, sondern im Gegenteil sogar hochklassig. In zahlreichen, vornehmlich formal bewertbaren Punkten (Musik, Maske, Kostüme, Kulisse, Schnitt etc.) gibt es eine teils an Irrsinn grenzende, überaus luststiftende Detailfreude, sofern man nur bereit ist, sich von all dem Alpdruck, den die diversen Schwächen des Films hinterlassen mögen, weitgehend freizustrampeln. Dann entdeckt man nämlich unter der Oberfläche ein zwar teures, aber durchaus einem längst verjährten, naiven Genregeist verpflichtetes SciFi-Abenteuer, das zwar jegliche mentale Diskutierbarkeit ausspart, dabei jedoch eine rührende, dem Sujet im Prinzip überhaupt nicht (mehr) angemessene Ernsthaftigkeit walten lässt; einen Genrefilm der fünfziger Jahre im visuell zeitgenössischen Gewand einer modernen Mainstreamproduktion. Und somit schließt sich der Kreis dann doch, man ist wieder bei Burtons Umtrieben angekommen und ahnt zumindest, was ihn an der Aussicht, hier Regie zu führen, trotz des an und für sich enttäuschenden Endergebnisses gereizt haben wird. Dass sich da, ganz besonders angesichts des vollkommen sinnentleerten Endes, nun leider nicht nur die traditionsbewussten "Affen"-Fans verprellt vorkommen mussten, sondern auch junge Kinogänger in Erwartung eines problemlosen Blockbusters, liegt auf der Hand und damit auch der für Burton in jeder Weise ungewohnte Misserfolg.
Ich glaube indes, dass ich vorletzte Nacht endlich einen entscheidenden Rezeptionsschritt weitergekommen bin und freue mich sehr darüber.

7/10

Remake Tim Burton Affen Planet Of The Apes


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RAISING ARIZONA (Joel Coen/USA 1987)


"Sometimes it's a hard world for small things."

Raising Arizona (Arizona Junior) ~ USA 1987
Directed By: Joel Coen


Auf seinen ständigen Wegen in den Staatsknast begegnet der Kleinganove H.I. (Nicolas Cage) immer wieder der Polizistin Ed (Holly Hunter), der er alsbald einen Antrag macht. Doch das glückliche Paar bleibt kinderlos. Um die Welt wieder etwas ins Gleichgewicht zu rücken, entschließt man sich, einen der Fünflinge des reichen Unternehmers Nathan Arizona (Trey Wilson) "zwangszuadoptieren". Doch bleibt die kleine Entführung erwartungsgemäß nicht unkompliziert: Der höllische Kopfgeldjäger Leonard Smalls (Randall 'Tex' Cobb) nimmt bald ihre Fährte auf, H.I.s Knastkumpel, die Brüder Snoats (John Goodman, William Forythe) nisten sich zu Eds Unwillen bei ihm ein und Schwager (Sam McMurray) und Schwägerin (Frances McDormand) rentpuppen sich als die letzten Menschen...

Angefixt von "A Serious Man" mal wieder diese kleine Wundertüte aus dem Regal gefischt, die es zwar noch nicht ganz mit den Hauptwerken der Coens aufnehmen kann, in ihrer Beschwörung einer kinetischen Slapstick-Atmosphäre gepaart mit einem großen Zeh im Inferno aber dennoch unverwechselbar ist, findet sich hier doch eine Art der Bildkommunikation, die zur Entstehungszeit des Films und ganz besonders im Mainstreamkino ziemlich unikal war; brennende Blumen, explodierende Finstermänner und hier und da eine rasante Kamerafahrt, wie man sie sonst - selbstverständlich kein Zufall - nur aus Raimis "Evil Dead"-Filmen kennt. Barry Sonnenfeld, als dp ungleich beredter denn als Regisseur, hat dieses verrückte Märchen für Große photographiert und ihm damit einen Stempel verpasst, der für den Film zugleich wie ein Markenzeichen der Unverkennbarkeit wirkt. Die Brillanz der Coens, die sich hier wunderbar dabei beobachten lassen, wie sie gerade ihr eigenes Filmgenre erschaffen, macht "Raising Arizona" zum frühen Meilenstein eines mit Meilensteinen gepflasterten Weges.

8/10

Erwachsenenmaerchen Groteske Familie Coen Bros.


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NOWHERE TO RUN (Robert Harmon/USA 1993)


"He's got a big penis."

Nowhere To Run (Ohne Ausweg) ~ USA 1993
Directed By: Robert Harmon


Während eines Gefangenentransports kann der Ex-Bankräuber Sam Gillen (Jean-Claude Van Damme) entkommen und versteckt sich auf dem Landgut der knackigen Witwe und Mutter Clydie Anderson (Rosanna Arquette). Schon bald merkt der sich zunächst im Verborgenen haltende Sam, dass hier längst nicht alles eitel Sonnenschein ist. Clydie wird von dem skrupellosen Bauspekulant Franklin Hale (Joss Ackland) und seinen Leuten bedroht, die ihr mit allen Mitteln die Farm abspenstig machen wollen. Doch der tapfere, in Kampfdingen erfahrene Sam erweist sich bald als Retter in der Not.

Die "Muscles from Brussels" machen auf Familienentertainment in einer der vier, fünf A-Produktionen, in denen Van Damme in der ersten Hälfte der Neunziger auftrat. Wie jeder zweite halbwegs patente Action-Star benötigte auch der Belgier unweigerlich den Filmographie-Eintrag eines "Shane"-Remakes und hier bot sich ihm bereits früh die Gelegenheit (Kollege Lundgrens Variation "Missionary Man" etwa ist erst drei Jahre jung) zu einem solchen. Die üblichen Ingredienzen sind vorhanden: Eine Familie im idyllischen Nirgendwo - hier ausnahmsweise ohne den tapferen, aber schwachen Gründer, denn der ist schon verstorben, so dass es eine heiße Bettszene mit Van Damme und der Arquette gibt und die Kinder einen Ersatzpapa bekommen - ein böser Immobilienhai, der das Land aus der Familie quetschen will und seine nicht minder bösen Handlanger (z.B. Ted Levine). Zwar ist Sam Gillen naturellement kein Fremder ohne Namen und bringt zudem eine trübe Verhangenheit mit, für strahlendes Heldentum am Ende langt es aber auch so allemal. Allerdings erscheint mir "Nowhere To Run" bei all seiner inszenatorischen Potenz für ein Produkt seines Hauptdarstellers doch etwas sehr zahm und brav geraten, besonders im Direktvergleich zu dem umgehend nachfolgenden "Hard Target". Wenn ich mich nicht verzählt habe, legt Van Damme genau einen Bösewicht um, überhaupt die einzige Person, die im Film das Zeitliche segnet. Ich will ja nicht blutrünstiger erscheinen als unbedingt nötig, aber warum zur Hölle schaut man sich derlei denn an???

5/10

Shane-Variation Joe Eszterhas Robert Harmon


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DEFENDOR (Peter Stebbings/USA, CA, UK 2009)


"Look out, termites. It's squishing time!"

Defendor ~ USA/CA/UK 2009
Directed By: Peter Stebbington

Defendor - Geheimidentität: Arthur Poppington (Woody Harrelson) - is not your usual superhero. Bewaffnet mit einem Baseball-Bat, wütenden Wespen im Glas, Zitronensaft und Murmeln macht er sich auf, den von ihm noch nicht identifizierten Supergangster Mr. Industry zu schnappen. Tatsächlich ist Arthur das, was kategorisierunssüchtige Pädagogen als "lernbehindert" bezeichnen würden. Früh von seiner leichtlebigen Mutter (Charlotte Sullivan) im Stich gelassen und beim misanthropischen Großvater (Davis Gardner) aufgewachsen, will Arthur den mutmaßlichen Drogentod seiner Mom dem gesamten organisierten Verbrechen heimzahlen. Mit einem selbstgebastelten Kostüm geht er, mäßig erfolgreich, auf Ganovenjagd. Als ihm eines Tages die cracksüchtige Nutte Kat (Kat Dennings) begegnet, kommt es zu einer Wende in Arthurs Leben.

Mit der rund vierzig Jahre verspäteten Erkenntnis im Gepäck, dass Superhelden aus dem Comic nicht nur bunte, mimetische, regelmäßig die Erde rettende Kreaturen überbordender Spinner sind, sondern auch ein Leben hinter der Maske führen, rüstet sich die Filmindustrie nun auch für etwas subtilere Töne im noch jungen Genre. Arthur Poppington, der Forrest Gump unter den Superhelden, kann im Direktvergleich mit seinen Vorbildern relativ wenig und repräsentiert wohl am ehesten das, was man vorsichtig wertschätzend einen Autodidakten nennt. Während für ihn die Rolle des Vigilanten zum Lebensinhalt wird, belächeln ihn die meisten anderen beziehungsweise lassen psychiatrische Gutachten über ihn erstellen. Weil Arthur aus Gründen des Selbstschutzes irgendwann nicht mehr allein leben darf, wird sein Freund und Vorarbeiter Paul (Michael Kelly) zu seinem gesetzlichen Vormund ernannt. Und doch ist die Freiheit, im Kostüm herumhüpfen und der Gerechtigkeit so gut als möglich dienen zu können, das, was Arthur Poppington wahrhaftig umtreibt. Darin ist er seinen intellektuell reiferen Kollegen durchaus ebenbürtig und darum wird ihm irgendwann auch die verdiente Heroisierung zuteil - leider etwas spät.
"Defendor" ist ein durchaus liebenswürdiger kleiner Film, der, ohne auf einem Printvorbild zu basieren, den Superheldenduktus durchaus ernst nimmt, dabei jedoch auf eine deutliche Verwurzlung in dem, was man so landläufig als "Independentkino" bezeichnen möchte, nicht verzichten kann. Darin liegt dann auch zugleich die Schwäche des Films. So richtig traut sich Stebbings nämlich nicht zu ausgelassener Fabulierei; lieber verankert er seine Geschichte oberflächlich im Arthousemilieu der Um-die-Dreißigjährigen, die mit 'nem Fläschchen Stauder und ihrer Freundin im Schlepptau durchaus einen netten Abend im Programmkino erleben dürften. Für so richtig großen Filmbahnhof ist das alles dann aber doch einen Tacken zu wenig.

6/10

Psychiatrie Superhelden Peter Srebbings


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BEVERLY HILLS COP (Martin Brest/USA 1984)


"Police! Move and I'll kill you!"

Beverly Hills Cop ~ USA 1984
Directed By: Martin Brest


Axel Foley (Eddie Murphy) ist Police Detective in Detroit - wo seine unkonventionelle, aber erfolgreiche Arbeitsweise mit zwei zugedrückten Augen toleriert wird. Als eines Abends sein Kinfheitsfreund Mikey Tandino (James Russo) bei ihm auftaucht und nach einer durchzechten Nacht von zwei Killern (Jonathan Banks, Michael Champion) vor Axels Apartment hingerichtet wird, nimmt dieser kurzerhand Urlaub und reist nach Beverly Hills, von woher die Mörder mutmaßlich stammen. Es dauert nicht lange, und Axel wird fündig: Der homosexuelle Kunstmäzen und Kokainschmuggler Victor Maitland (Steven Berkoff), Mikeys frühere Arbeitgeber, steckt hinter dem Schlamassel. Für den Tausendsassa Axel gilt es nun bloß noch, die hiesigen Kollegen für sich zu gewinnen, doch die sind linientreuer als deutsches Bier.

Überlebensgroßes Entertainment, das noch wirklich witzig und gescheit war, freilich im Gegensatz zu dem ganzen unsäglichen, strunzdummen "Bad Boys"-Scheiß, der rund zehn Jahre später jeden Charme vermissen ließ, rein zufällig jedoch aus demselben Produzentenstall stammt. Große Errungenschaften lassen sich eben nur schwerlich imitieren.
"Beverly Hills Cop" war in vielerlei Hinsicht ein Initiationsfilm: Er überführte den mit wenigen Ausnahmen bislang als "strictly for adults" behandelten Copfilm in familientaugliche Sphären, ohne gewisse Grundmotive zu verraten, verschaffte dem SNL-Star Eddie Murphy seine größte Erfolgsplattform im Kino, kreierte damit den ersten schwarzen Megastar im Film und firmierte langen Jahre unter den Top Ten der kommerziell erfolgreichsten Filme. Bis heute charakterisiert er seine Entstehungszeit nicht nur, er prägt sie entscheidend mit. Die noch stark von Disco infizierten Popbeats von Harold Faltermeyer und den ganzen analog musizierenden Bands auf dem Soundtrack (der den puren Song als wesentlichen, stilistischen Gesamtbestandteil als eines der ersten Nicht-Musicals seit "Easy Rider" mitdefiniert), der abgewetzte Kleidungs- und Lebensstil als kontrapunktiver, proletarischer Gegenentwurf zu dem langsam aufkeimenden Yuppie-Ideal hipper Großstädter. Damit einhergehend natürlich auch eine latente Homophobie, die sich allerdings weitaus weniger angsterfüllt gestaltet als es der Begriff impliziert. Jeder "Paradiesvogel" in Beverly Hills ist zugleich nötigenfalls auch eine Triene: Das Galeriefaktotum Serge (Bronson Pinchot), der berühmte Bananenkellner (Damon Wayans) und schließlich der Oberbösewicht und sein Oberkiller, wobei sich der homosexuelle Gestus je nach gesellschaftlicher Stellung wahlweise moderat äußert. Das ist zwar entlarvend für den Film und seine Zeitmentalität, aber ebenso grundehrlich.
Formidabel schließlich die zwei monumental inszenierten Actionszenen, wie es sich gehört eine zu Beginn und eine zum Showdown. Wohltemperiert, geerdet und damit ohne so blasiert zu wirken, wie es heute Usus ist, sind sie entscheidend für das gesamte Tempomaß des Films. Eine prachtvolle Verfolgungsjagd und ein angemessen harter Shoot-out - Herz, was willst du mehr. Maßgeblicher, gediegener, besser kann Mainstreamkino kaum sein.

10/10

Rache Beverly Hills Los Angeles Buddy Movie Detroit Martin Brest car chase Simpson/Bruckheimer


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RENEGADES (Jack Sholder/USA 1989)


"Don't call me 'Chief'."

Renegades ~ USA 1989
Directed By: Jack Sholder


In Philadelphia treffen der von seinen Kollegen durchweg missmutig beäugte Cop Buster McHenry (Kiefer Sutherland) und der Lakota-Indianer Hank Storm (Lou Diamond Philips) 'by accident' aufeinander. Beide suchen sie den Gangster Marino (Rob Knepper); McHenry, weil Marino ihn bei einem Undercover-Einsatz überrumpelt und fast ermordet hätte und Storm, weil dfer Unhold eine heilige Stammeslanze entwendet und seinen Bruder (Gary Farmer) erschossen hat. Das ungleiche Duo muss sich erst zusammenraufen, kann am Ende aber erwartungsgemäß reüssieren.

Typisches buddy movie aus den für buddy movies goldenen Tagen der Achtziger; hier einmal in der vergleichsweise jungen Konstellation weißer Bulle-Indsman, nachdem man Polizisten bereits in schwarz-weiß gepaart hatte, in gelb-weiß, kriminell-nichtkriminell, als Mensch-Hund, Mensch-Zombie, Mann-Frau, alt-jung etc. "Renegades" brachte da zugegebenermaßen nichts umwerfend Neues und begnügt sich selbstbewusst damit, solide Genreware abzuliefern samt einer ausufernen Verfolgungsjagd und mehreren zünftigen Schießereien. Die Sympathisanten der beiden Protagonisten dienen dabei nur als Kanonenfutter und vertiefte Anlässe für sich auftürmende Rachegelüste, die dann am Ende mit etwas simpler, aber visuell schön ausformulierter Symbolik auch befriedigt werden sollen. Jack Sholder war damals noch jemand, mit dem man rechnen musste, bevor er irgendwann anfing, laue TV-Ware am Fließband herzustellen und ihm der Geist des Kinos irgendwie abhanden kam, einer gestohlenen, heiligen Indianerlanze gleich.

6/10

Philadelphia Buddy Movie car chase Jack Sholder


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THE DOMINO PRINCIPLE (Stanley Kramer/USA, UK 1977)


"How long has this been going on?"

The Domino Principle (Das Domino Komplott) ~ USA/UK 1977
Directed By: Stanley Kramer


Der in San Quentin einsitzende Scharfschütze und Vietnam-Veteran Tucker (Gene Hackman) erhält von dem geheimnisvollen Regierungsbeamten Tagge (Richard Widmark) ein verführerisches Angebot: Gegen seine Freilassung soll er einen Auftrag für irgendeine supergeheime Behörde übernehmen. Tucker geht, besonders der Aussicht wegen, endlich seine Frau (Candice Bergen) wiederzutreffen, darauf ein. Bald jedoch stellt er fest, dass er zum Spielball innerhalb einer brisanten Verschwörung geworden ist, deren Hintermänner nicht nur äußerst skrupellos agieren, sondern Tucker als Zahnrädchen bereits vor vielen Jahren eingeplant haben.

Die Idee von The Domino Principle", die kafkaeske Ausgangssituation eines blind umhertaumelnden Helden und geheimer Verschwörungsaktionen, die die Geschicke der Welt aus dem Schatten heraus leiten, ist bestimmt keine schlechte. Allein ihre Realisation - wohlgemerkt ist dies die letzte Regiearbeit des großen Stanley Kramer - hapert. Dabei sieht auf den ersten Blick alles so vielversprechend aus: Eine formidable Besetzung, illustre Schauplätze und die traditionelle Verankerung bei den großen Paranoia-Thrillern dieser Dekade, zu denen Gene Hackman selbst als Abhörspezialist in Coppolas "The Conversation" ja einen der besten Beiträge lieferte. Doch "TheDomino Principle" fehlt es an Elementarem: Weder vermag die Dramaturgie, Spannung zu evozieren, noch löst der Film seine Prämisse als Actioner ein. Im Gegenteil zieht sich alles bald ereignislos dahin, bleibt vorhersehbar und erschöpft sich in wenigen Momenten der Vorhersehbarkeit. Kramer ist, wie viele seiner Kollegen, die um diese Zeit ihre letzten Filme ins Kino gebracht haben, schlag nach bei Sturges, Zinneman, Hawks, Wilder, Aldrich, Siegel etc., bisslos und ausgelaugt geworden und scheint beinahe bereitwillig Platz machen zu wollen für die Nachfolgegeneration. Schade. So ist "The Domino Principle" auch kein wirklich schlechter Film, sondern schlicht ein müder.

6/10

Paranoia Stanley Kramer Gefaengnis Verschwoerung Mexiko


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TATORT - SPIELVERDERBER (Peter Ariel/BRD 1987)


"Scheiße."

Tatort - Spielverderber ~ BRD 1987
Directed By: Peter Ariel


Hinter dem Mord an einer Prostituierten im Rotlichtmilieur verbirgt sich viel mehr als Schimanski (Götz George) und Thanner (Eberhard Feik) zunächst ahnen: Es geht um Erpressung und eine international operierende Organisation von Waffenschiebern. Und welche Rolle spielt dabei der eigentlich doch ganz sympathisch anmutende BKA-Mann Tumler (Wolfgang Wahl)?

Kein Höhepunkt der Reihe, sondern nicht mehr oder weniger als ein solide aufgebauter Fernsehkrimi mit seinen zwei, drei Momenten. Gegen Ende des Jahrzehnts, nachdem die beiden Kino-Schimanskis gelaufen waren, erhöhten sich merklich die Budgets und Actionanteile der Filme. Hier etwa gibt es gleich mehrere, zünftige Prügeleien, aus denen Schimanski zumeist als Sieger hervorgeht, die allerdings kaum besser aussehen als eine Stuntshow im Bottroper Movie-Park. Und dann ist da noch Schimmis nerviges tête-à-tête mit der Barfrau und Sängerin Jenny (Jenny Evans), das den Zug des Ganzen merklich ausbremst. Die besten Momente gehören Wolfgang Wahl, dem großen Lichtblick dieses Serienbeitrags.

6/10

Ruhrpott Peter Ariel Schimanski TV-Film Tatort


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SERPICO (Sidney Lumet/USA, I 1973)


"The system's corrupt."

Serpico ~ USA/I 1973
Directed By: Sidney Lumet


Kaum dass der New Yorker Officer Frank Serpico (Al Pacino) seinen Dienst antritt, wird er mit der allgegenwärtigen Korruption in der städtischen Polizeietage konfrontiert. Serpico enthält sich wie selbstverständlich jeder versuchten Bestechung und nimmt keinerlei Geld an, wodurch er jedoch zunächst den Argwohn und dann den unverblümten Hass seiner Kollegen auf sich zieht. Diverse Versetzungen in andere Reviere machen es ihm nicht leichter, im Gegenteil. Je einflussreicher die Abteilung, desto höher die gezahlten Summen. Bald geht Serpico mit seinen Erfahrungen an die Öffentlichkeit und muss fortan um sein Leben fürchten.

Der erste Film aus Lumets großem Zyklus über die New Yorker Gesetzesmächtigen und ihre zutiefst verfaulten Eingeweide. "Serpico" basiert auf der wahren Geschichte eines Idealisten, dessen Mut zur Ehrlichkeit ihm irgendwann so sehr zugesetzt hat, dass er fast sein Leben lassen musste und schlussendlich emigriert ist. Eine bodenlos wütende Systemkritik und der unbedingte Wille zum Realismus zeichnen den Film aus und verleihen ihm exakt jenes naturalistische Ausrufezeichen, das vielen Studiowerken dieser Phase zuteil ist. Al Pacinos Anlegung seiner Rolle erwies sich nachträglich als ikonographisch, besonders innerhalb der italoamerikanischen Gemeinde - Beispiele für Epigonen sind rasch gefunden; so hatte etwa Tony Manero in "Saturday Night Fever" ein "Serpico"-Poster in seinem Zimmer, derweil Sylvester Stallone gar eine äußere Komplettmetamorphose für "Nighthawks" durchlief.
Dino De Laurentiis hat "Serpico" korproduziert und verliehen, eine Relation, die angesichts des Resultats auf den ersten Blick ein wenig schräg anmutet, jedoch Methode hat - zumal es einen der ersten Versuche des Italieners markiert, seine Fühler Richtung Hollywood auszustrecken. Damals war noch vieles möglich.

10/10

Sidney Lumet New York





Filmtagebuch von...

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