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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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WOLF (Mike Nichols/USA 1994)


"What are you, the last civilized man?"

Wolf ~ USA 1994
Directed By: Mike Nichols

Während einer Firmenreise durch das verschneite, nächtliche Vermont wird der New Yorker Verlagsdirektor Will Randall (Jack Nicholson) von einem Wolf gebissen. Schon bald verbessert sich sein körperliches Befinden, verstärken sich seine Sinne, mobilisiert sich sein kompletter Charakter. Und Will steigt hinter die Kompromisslosigkeit seiner Mitmenschen. Einzig Laura Alden (Michelle Pfeiffer), die Tochter seines Chefs (Christopher Plummer), erweckt noch Gefühle in ihm. Als im Central Park jeweils am Morgen die ersten Leichen gefunden werden, beginnt Will sich aber doch Sorgen zu machen.

In seinem, von ein paar unpassenden Zeitlupeneffekten abgesehen, schönsten und intelligentesten Film seit "Carnal Knowledge" treibt Mike Nichols den in "Regarding Henry" eingeschlagen Weg der Mannsbild-Vivisektion zur Blüte. Es bedarf nämlich, so die These von "Wolf", einer Rückkehr zu den animalischen Urinstinkten, um als Vertreter jenes Geschlechts in den Neunzigern zu elementarer Authentizität zurückkehren zu können. Will Randall ist ein alter, müder und verweichlichter Typ Ende 50, den es kaum tangiert, dass sein schmieriger Arbeitskollege und selbsternannter Freund Stewart Swinton (brillant: James Spader) ihm nicht nur den Job wegnimmt, sondern ihn auch noch mit seiner Frau betrügt. Oder zumindest will er davon nichts wissen. Oder er ist schlicht zu phlegmatisch zur Bewältigung solcherlei Existenzkrisen. Will Randall hat aufgehört zu leben ohne tot zu sein. Erst jener mehr oder minder verhängnisvolle Wolfsbiss auf der nächtlichen Landstraße in New England bringt seine Lebensgeister zurück - um den Preis inflationär gesteigerter Haardichte zwar, aber deshalb keinesfalls unerfreulich. Mit dem verbesserten Ich-Gefühl einhergehend kommt auch seine berufliche Motivation zurück und seine sexuelle Virilität. Motivationstraining per Wolfsbiss; Raubtiereiweiss anstelle von Speed. Am Ende bleibt zwar nurmehr die Entscheidung zwischen einer vollkommenen Existenz als Mann oder Tier; diese beantwortet sich durch eine moralische Einladung jedoch von selbst. Außerdem wird Will sein künftiges, wölfisches Leben nicht allein führen müssen.

8/10

Mike Nichols New York Werwolf Duell Parabel


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LORD OF ILLUSIONS (Clive Barker/USA 1995)


"What about death?" - "It's an illusion."

Lord Of Illusions ~ USA 1995
Directed By: Clive Barker

Der New Yorker Privatdetektiv Harry D'Amour (Scott Bakula), der in seiner Praxis bereits eingehende Erfahrungen mit dem Übernatürlichen fesammelt hat, kommt nach L.A., um einen Fall von Veruntreuung aufzuklären. Bald schon gerät er jedoch an Dorothea (Famke Janssen), die Ehegattin des berühmten Illusionisten Philip Swann (Kevin J. O'Connor), die um Personenschutz für ihren Mann ersucht. Bei seiner abendlichen Vorstellung kommt Swann schließlich wegen einer Fehlplanung ums Leben. D'Amour untersucht die Umstände seines Todes und taucht ein in die seltsame Welt der Illusionisten und Magier, die oft selbst kaum gewahr ist, was Schein ist und was Sein. Zudem reformiert sich im Hintergrund eine radikale Sekte, die die Wiederankunft des "Puritaners" Nix (Daniel von Bargen), mit dessen gewaltsamem Tod vor dreizehn Jahren auch Swann und Dorothea in Zusammenhang stehen.

Nach seiner Kurzgeschichte "The Last Illusion", die zugleich so etwas wie den Abschluss seiner sechs "Books Of Blood" markiert, schrieb und inszenierte Clive Barker Mitte der Neunziger diesen Film um echte und vorgetäuschte Magie. Für die weit weniger schlüssig als die Originalstory arrangierte Adaption übernahm Barker lediglich die Namen und Charaktere von fünf Hauptfiguren (D'Amour, die Swanns, der undurchsichtige Valentin und der noch undurchsichtigere Butterfield sind bereits aus der Vorlage bekannt) und nutzte sie für ein wesentlich komplexeres Handlungsgeflecht: Die Figur Philip Swanns splittet sich im Film auf in den gleichnamigen Protagonisten und den unsterblichen Nix, der eine lose, aber umso treuere Glaubensgemeinschaft von Fanatikern um sich scharen kann. Dorothea Swanns Biographie und auch ihr Verhältnis zu ihrem Mann fällt nun deutlich konturiger aus, dazu kommt die Liebesgeschichte zwischen ihr und D'Amour und der veränderte Handlungsschauplatz Kalifornien. Leider entfällt dafür der "infernalische" Aspekt von "The Last Illusion", in dem sich zahlreiche, Cenobiten-ähnliche Dämonen tummeln, die Swann und dem Schnüffler ans Leder wollen. Andererseits stützt sich Barker in der Filmfassung auf überdeutliche, gewinnende Noir-Elemente, die "Lord Of Illusions" eine besondere stilistische Vielfalt angedeihen lassen. Ferner hatte Barker hier - anders als noch bei "Nightbreed" - nicht mit störenden Repressalien seitens der Produktion zu kämpfen, was man dem nicht sonderlich eingängigen, aber dennoch homogenen Resultat anmerkt.

8/10

Clive Barker Los Angeles neo noir Magie Hölle Sekte


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I CORPI PRESENTANO TRACCE DI VIOLENZA CARNALE (Sergio Martino/I 1973)


Zitat entfällt.

I Corpi Presentano Tracce Di Violenza Carnale (Die Säge des Teufels) ~ I 1973
Directed By: Sergio Martino

Unter der Kunststudierendenschaft Roms geht ein maskierter Killer um. Obschon bereits zwei Mädchen grausam ermordet wurden, reist ein Freundinnen-Quartett in eine mondäne Gebirgsvilla in den Abruzzen, um dort auszuspannen. Der Wahnsinnige befindet sich jedoch nach wie vor auf ihrer Fährte und richtet ein Blutbad unter den jungen Frauen an.

Nach ein paar recht stilbewusst inszenierten Gialli lässt Sergio Martino für "I Corpi Presentano Tracce Di Violenza Carnale" (al allemanno: "Die Körper weisen Spuren körperlichen Missbrauchs auf") so richtig die Sleaze-Sau raus, präsentiert unappetitliche Leichensektionen, diverse Ansichten entkleideter Frauenkörper und ist sich sogar für eindeutige Anlehnungen an den Schmuddelerotik-Sektor nicht zu fein. Da wiederum ein zunächst unerkannt gehaltener Maskenmörder für die ebenfalls deutlich ausformulierten Gewaltakte zuständig bzw. verantwortlich ist, gibt es wiederum ein Whodunit-Element, das zumindest dem auditiv Kundigen Synchrongucker recht schnell abhanden kommt. Ansonsten ist die Identität des Killers bei einigen zunächst offenkundig falsch gelegten Fährten jedoch bestenfalls willkürlich erratbar. So oder so ist die Kehrtwende vom Scope-Giallo in edlem Ambiente hin zu deftiger Slasher-Kultur unverkennbar und sorgt dafür, dass "I Corpi" neben Bavas "Reazione A Catena" so etwas wie die mediterrane Patenschaft für die gegen Ende der Dekade startende US-Slasherwelle übernehmen konnte.

7/10

Sergio Martino Giallo Slasher Splatter Europloitation Sleaze Serienmord Rom Abruzzen


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SHARK NIGHT 3D (David R. Ellis/USA 2011)


"Get me out of here!"

Shark Night 3D ~ USA 2011
Directed By: David R. Ellis

Sieben College-Freunde und ein Hund, Sherman, veranstalten einen Wochenendtrip in die mitten in den Sümpfen gelegene Ferienvilla der Familie einer (Sara Paxton) der Mitreisenden. Vor Ort angekommen wünschen sie sich baldigst, doch besser zu Hause geblieben zu sein, denn ein paar wüst zuschnappende Haie machen den Bayou unsicher. Damit nicht genug, haben die ortsansässigen Hillbillies auch noch eine äußerst unappetitliche Methode auserkoren, im Internet Kohle zu machen...

Katastrophal mieser Monsterhai-Heuler, bei dessen Herstellung garantiert jeder noch so offensichtliche Faux-pas garantiert auch berücksichtigt wurde und dem man wirklich ausschließlich herbe Fehlleistungen in jedweder Hinsicht bescheinigen kann. Angefangen bei Ellis' oberflächenbetonter, gelackter und dabei völlig alberner Inszenierung über die maskenhaften Katalog-Darsteller bis hin zu den durchweg miesen CGI-Creature-F/X läuft bei "Shark Night 3D" garantiert nichts rund. Der Trashfaktor wurde, wie in neueren Produktionen dieser Kuleur ohnehin längst üblich, von vornherein einkalkuliert - was allerdings lediglich zu unpassender Selbstbeweihräucherung beiträgt und keineswegs zur Wahrung ironischer Distanz oder gar Selbstreflexivität.
Völliger Käse; so beschissen, dass er schon wieder beschissen ist.

2/10

David R. Ellis Louisiana Südstaaten Sumpf Haiangriff 3-D Trash Tierhorror


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DREAD (Anthony DiBlasi/UK, USA 2009)


"Call it an experiment in catharsis."

Dread ~ UK/USA 2009
Directed By: Anthony DiBlasi

Der Philosophie-Student und Maler Quaid (Shaun Evans) lernt den Filmakademiker Stephen (Jackson Rathbone) kennen und unterbreitet ihm und seiner Freundin Cheryl (Hanne Steen) die Idee, für ihre Semesterarbeit den Angstkomplexen ihrer Kommilitonen filmisch auf die Spur zu kommen. Quaid, selbst von einem schweren Kindheitstrauma um den gewaltsamen Tod seiner Eltern geplagt, nimmt das Experiment allzu persönlich, setzt seine Neuroleptika ab und steigert sich immer mehr in die Idee, die tief verwurzelten Ängste sowohl seiner Mitmenschen als auch seine eigenen durch bewusste Konfrontationserlebnisse offenlegen und ausräumen zu können. Dabei übertritt er nach und nach immer mehr ethische Grenzen...

Mit der Kurzgeschichte "Moloch Angst" eröffnete Clive Barker einst sein "Zweites Buch des Blutes". Darin lotet der Autor ausnahmsweise weniger phantastische Zwischenwelten aus denn die Untiefen der menschlichen Seele. Der Film bemüht sich, wohl in erster Linie aus Dehnungszwecken um eine etwas komplexere Figurenzeichnung, die der Story um die beiden sich wechselseitig wahnsinnig machenden Studenten eher wenig bekommt. Besonders die Charakterisierung Stephens, dessen Motivation zur Rückkehr in Quaids unheimliches Haus mit seiner blutigen Vergangenheit im Film etwas tumb formulierten Rachegelüsten Platz macht, leidet unter dem Script. Dennoch lässt sich vermelden, dass mit "Dread" wiederum eine - wie in den letzten Jahren üblich ("Book Of Blood" muss und werde ich noch nachholen) - alles in allem gelungene Barker-Adaption vorgelegt wurde, der gegenüber sich die jüngeren King-Litaneien verhalten wie imbeziles Kasperltheater.

7/10

Clive Barker Anthony DiBlasi Studenten Angst Madness Boston


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SECUESTRADOS (Miguel Ángel Vivas/E, F 2010)


Zitat entfällt.

Secuestrados (Kidnapped) ~ E/F 2010
Directed By: Miguel Ángel Vivas

Drei Raubeinbrecher (Guillermo Barientos, Dritan Biba, Martijn Kuiper) dringen eines abends in den Neubau einer wohlhabenden, dreiköpfigen Familie in einem Vorort Madrids ein. Während der Vater (Fernando Cajo) mit einem der Gauner (Barrientos) loszieht, um die Kreditkartenkonten leerzuräumen, bleiben die anderen beiden bei seiner Frau (Ana Wagener) und seiner Tochter (Manuela Vellés). Als ein Polizist (Pepo Suevos) klingelt, um nach dem Rechten zu sehen, eskaliert die sich ohnehin zunehmend explosiv ausnehmende Situation vollends und mündet in ein blutiges Gewaltdrama.

Knüppelharter Terrorfilm aus Spanien, der sein unangenehm gesalzenes Süppchen gar vortrefflich kocht und der lauen amerikanischen Konkurrenz darüberhinaus komplett das Wasser abgräbt. Ein Direktvergleich mit dem ähnlich gelagerten (rein nominellen) "Mother's Day"-Remake bietet sich an und verbietet sich zugleich; mit der auf billigen Suspense gedrillten Mär von Darren Lynn Bousman hat "Secuestrados" bis auf die handlungsstiftende Prämisse jedenfalls wenig gemein. Vivas' Film gräbt sich mit geschickten Mitteln vom intensiven Gebrauch der Handicam über split screens bis hin zu einer überaus clever arrangierten Raumkonstruktion unerbittlich und suggestiv in die Publikumswahrnehmung ein, um erst gegen Ende alles aus seiner zunächst noch subtil aufgebauten Perfidie herauszuholen und den Zuschauer japsend dastehen zu lassen. Überraschend gut.

8/10

Miguel Ángel Vivas Spanien Madrid Terrorfilm Kidnapping Familie Transgression Home Invasion


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BLOOD BEACH (Jeffrey Bloom/USA 1980)


"That's not the way we do it in Chicago."

Blood Beach ~ USA 1980
Directed By: Jeffrey Bloom

Ein unterirdisch hausendes Monster macht einen idyllischen, südkalifornischen Strand unsicher und zieht diverse Opfer unter den Sand, um sie dort seiner hauseigenen Vorratskammer einzuverleiben. Der Rettungsschwimmer Harry Caulder (David Huffman) und die ortsansässige Polizei haben einige Schwierigkeiten, das Ungetüm ausfindig zu machen.

"Blood Beach" stellt so etwas wie die Monsterfilm-Variante von Coscarellis "Phantasm" dar; verschroben-dickköpfiges Auteur-Kino im kleinen, aber dafür umso großzügiger gefassten Genre-Korsett. Immer wieder werden die Gattungs-Stereotypismen von liebevoller Milieuschilderung durchbrochen, die oftmals vergessen lässt, in was für einer Art Film man sich hier eigentlich befindet. Stattdessen wähnt man sich zuweilen in einer Art Proletariervariante von "Cannery Row".
Ohnehin erblickt das Untier erst in den letzten Filmminuten das Scheinwerferlicht der Kameras; zuvor hält es sich genau dort auf, wo niemand, einschließlich dem Publikum, es zu sehen bekäme. Irgendwie bewerkstelligt Bloom es jedoch, dass man das Vieh auch überhaupt nicht vermisst; stattdessen lässt man sich von Charakterköpfen wie Burt Young und John Saxon, als Polizisten zu sehen, sanft wogend durch die in Hamilton-Manier weichgefilterten Bilder lotsen und schaut ohne zu hinterfragen. Allein eine solch relaxte Atmosphäre zu erstellen bedarf es einiges schreiberischen Talents, das Bloom sichtbar vozuweisen hat.

6/10

Independent Jeffrey Bloom Kalifornien Strand Monster


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UNDERWORLD (George Pavlou/UK 1985)


"Here's to your new friends."

Underworld ~ UK 1985
Directed By: George Pavlou

Unterweltboss Motherskille (Steven Berkoff) heuert den harten Schnüffler Roy Bain (Larry Lamb) an, um die unter höchst merkwürdigen Umständen entführte Edelhure Nicole (Nicola Cowper) wiederzufinden, mit der Bain einst selbst ein Verhältnis hatte. Über den geheimnisvollen Dr. Savary (Denholm Elliott) macht Bain schließlich eine Gruppe im Untergrund lebender Mutanten ausfindig, die, ebenso wie Nicole, allesamt nach einer von Savary kreierten Droge namens "White Man" süchtig sind. White Man verschafft seinen Opfern wundervolle Visionen, ruft jedoch körperliche Missbildungen und kompromisslose Abhängigkeit hervor. Bei Nicole jedoch scheint White Man anders zu wirken, konserviert es doch ihre äußere Jugend. Damit wird sie zu einem besonders begehrten Objekt für alle Beteiligten.

Ganz nette Vorstudie zu Barkers später von ihm selbst inszenierten "Nightbreed", die auf einer reinen Scriptidee des Meisterautors basiert. Der typisch barkersche Figurenkosmos, bevölkert von Nachtkreaturen, Schattenwesen und geheimnisvoll-introvertierten Individuen, findet sich hier bereits in vollster Ausprägung. Zusätzliche Einflüsse gehen ganz offensichtlich zurück auf Walter Hills "Streets Of Fire", der ja eine ganz ähnliche, hyperreale Storyprämisse verfolgt. Dass die Geschichte von "Underworld", der in den Staaten unter dem deutlich unpassenderen Titel "Transmutations" lief, zudem eine lokale und zeitliche Entrückung geradezu forciert, passt wiederum zu Barker, der sich für seine Berichte ja gern in zwischenweltlichen Sphären und Spiegelwelten niederlässt. Auch hier haben es ihm die Ausgestoßenen angetan, die, von der Gesellschaft aufgrund deren Perfektionsstreben geächtet, eine subterrane Parakultur gegründet haben. Wobei in "Underworld" anders als in "Nightbreed" zudem Drogen eine elementare Rolle spielen: Die Freaks sind hier keine genotypisch determinierten Monster, sondern Opfer von bizarren pharmakologischen Experimenten.
Etwas ausgewogener als kurz darauf in "Rawhead Rex" wirkt auf mich zudem die Regie George Pavlous, der zudem auf einen ganz vorzüglich arbeitenden Beleuchter zurückgreifen konnte.

6/10

George Pavlou Clive Barker Mutanten Drogen Independent neo noir Empire


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RAWHEAD REX (George Pavlou/UK, IE 1986)


"He was here before Christ, before civilisation. He was king here!"

Rawhead Rex ~ UK/IE 1986
Directed By: George Pavlou

Just während der US-Alterumsforscher Hallenbeck (David Dukes) mit seiner Familie im Schlepptau in einem irischen Provinznest nach religiösen Kultstätten aus grauer Vorzeit ausschaut und den Ahnenwurzeln seiner Frau (Kelly Piper) nachspürt, befreit ein ahnungsloser Farmer den einst auf seinem Feld bestatteten, archaischen Dämonen Rawhead (Heinrich von Schellendorf). Das Monster geht umgehend zu Werke und tötet nahezu jeden Menschen, dessen er habhaft werden kann. Als die verschlafenen Polizisten auf Rawheads Auftauchen reagieren, ist es längst zu spät, zumal sich der Koloss nicht mit herkömmlichen Waffen aufhalten lässt. In einem Kirchenaltar verborgen findet Hallenbeck jedoch eine frühmenschliche Fruchtbarkeitsskulptur...

Immerhin unter selbstverfasstem Script von Clive Barker entstandene Mär von dessen eigener, imposanter Kurzgeschichte, deren extrem blutig-groteske Effektivität der Film jedoch durch seine recht billige Erscheinung kaum beibehalten kann. An der Maske des Monsters, die auf Standbildern und Film-Caps eigentlich recht wirkungsvoll erscheint, ist vieles okay; ein noch beweglicheres Äußeres, speziell, was das Gesicht der Kreatur anbelangt, hätte jedoch manches für die von Rawhead verbreitete Schrecken tun mögen. Ansonsten modifizierte der mit dem fertigen Film wohl alles andere als zufriedene Barker ein paar Details für die Kinofassung seiner Story. Aus dem Dörfchen Zeal in Kent wurde nun eine Ortschaft in Ost-Irland und aus der Londoner Familie Milton, die sich auf den Lande häuslich niederzulassen plant, die amerikanische Touristenfamilie Hallenbeck auf Reisen. Rawhead macht sich bei
Pavlou deutlich zahmer an sein blutiges Werk als in der Vorlage, in der seine Lieblingsspeise aus möglichst kleinen Kindern besteht und er seine Opfer übelst massakriert, bevor er sie teilverspeist. Andererseits wundert es mich immer wieder aufs Neue, dass die legendäre Szene, in der Rawhead dem bigotten Küster (Ronan Wilmot) eine Urindusche verpasst, den Film schmücken darf.

6/10

George Pavlou Clive Barker Independent Irland Trash Monster Splatter Empire


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MIMIC (Guillermo del Toro/USA 1997)


"Have you ever seen anything like this before?"

Mimic ~ USA 1997
Directed By: Guillermo del Toro

Um eine in Manhattan ausgebrochene Kinderseuche zu bekämpfen, deren Überträger Kakerlaken sind, züchtet die Entomologin Dr. Tyler (Mira Sorvino) eine mutierte Schabenart, die die gefährlichen Viruswirte und sich selbst nach ihrem Aussetzen binnen einer Generation ausrotten sollen. Drei Jahre nachdem die Krankheit als erfolgreich gebannt gilt,bemerkt Dr. Tyler jedoch per Zufall, dass ihre Kakerlaken mitnichten von der Bildfläche verschwunden sind, sondern sich stattdessen zu mannshohen Monstern entwickelt haben, die sich zudem per Mimikry weithin unbemerkt in den nächtlichen New Yorker Straßen fortbewegen können. Nun heißt es, die Viecher ein für allemal vom Erdboden zu tilgen.

Auch hiervon ein Director's Cut, der nach del Toros Statements im Bonusmaterial der Blu-Ray zwar nur ansatzweise seine ursprüngliche Vision widerspiegelt, anhand der Verwendung des noch verfügbaren Materials aber zumindest die nahestmögliche Form darstellt. Ich hatte "Mimic" bis dato nur einmal gesehen, nämlich, als er vor etwa vierzehn Jahren aktuell im Kino lief und Guillermo del Toro "lediglich" durch den besonders damals kaum Insider-Status übertreffenden "Cronos" bekannt war. Mit dem Backup des bisherigen Nachfolge- und Gesamtwerks lässt sich sein zweiter Langfilm jedoch wesentlich besser erschließen und einordnen. Geschichte und Narration erweisen sich nunmehr als banales Beiwerk; Figuren-Arsenal, Form und Technik indes als beinahe vollendet. Del Toro gelingen wunderhübsch beleuchtete und perspektivierte Bilder des subterranen Kampfes zwischen Mensch und Monster, einen fast schon absolutistischen Ästhetik-Begriff reflektierend. Viele Momente wirken nun wesentlich gespenstischer und prägnanter auf mich als bei der eher enttäuschend verlaufenen Erstbeschau, so dass ich wirklich superfroh bin, mich nochmal an "Mimic" (in dieser Form) herangetraut zu haben.

8/10

D.C. Guillermo del Toro New York U-Bahn Insekten Tierhorror Virus Monster





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Funxton

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