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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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LE FOTO DI GIOIA (Lamberto Bava/I 1987)


Zitat entfällt.

Le Foto Di Gioia (Das unheimliche Auge) ~ I 1987
Directed By: Lamberto Bava

Gioia (Serena Grandi), Ex-Erotik-Starlet und heuer Publizistin eines renommierten Nacktmagazins, sieht sich plötzlich von einem wahnsinnigen Killer verfolgt. Nachdem dieser zunächst zwei ihrer Models mittels "kreativer" Wege beiseite geschafft hat, stellt er auch ihrem persönlichen Freundeskreis nach.

Durchschnitts-Giallo, der von einigen netten visuellen Ideen lebt wie der, die subjektive Perspektive des in den Klimax-Momenten seines Zuschlagens delirierenden Killers jeweils als surreale Realitätsverzerrungen darzustellen. So verwandeln sich unter Rot- und Blaufiltern die Häupter seiner Opfer etwa in riesige Augäpfel oder Insektenköpfe. Ein sich als starke Bremsvorrichtung erweisendes Problem des Films ist derweil seine lustlos bis dilettantisch agierende Besetzung. Ein Fan von Milchkuh und Brass-Muse Serena Grandi war ich zugegebenermaßen sowieso noch nie, doch auch die ohnehin nie ganz unproblematische Daria Nicolodi und der hier mal wirklich extrem redundante George Eastman versagen gänzlich, von dem den behinderten und gleichsam perversen Nachbarn spielenden Karl Zinny gar nicht zu reden. So kann sich "Le Foto Di Giuia" nicht immer sicher davor schützen, ins gepflegt Nervige abzudriften, trotz Bava Jrs. intensiver Bemühungen, genau dem präventiv zu begegnen.

4/10

Lamberto Bava Giallo Serienmord Slasher Rom


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THE SCREAMING SKULL (Alex Nicol/USA 1958)


"It wasn't me!"

The Screaming Skull (Der schreiende Schädel) ~ USA 1958
Directed By: Alex Nicol

Zusammen mit seiner neuen Frau Jenni (Peggy Webber) zieht Eric Whitlock (John Hudson) in die Villa seiner ersten, verstorbenen Frau Marianne. Jene hat infolge eines tödlichen Unfalls, bei dem sie offenbar im hauseigenen Gartenteich ertrunken ist, das Zeitliche gesegnet. Jenni wiederum ist schwer traumatisiert durch einen tödlichen Badeunfall ihrer Eltern. Als sich der Geist Mariannes in Form eines überall auftauchenden Totenschädels bemerkbar macht, glaubt Jenni endgültig den Verstand zu verlieren. Oder steckt womöglich ein höchst menschliches Agieren hinter den merkwürdigen Vorfällen? Der imbezile Gärtner Mickey (Alex Nicol) macht jedenfalls einen wenig Vertrauen erweckenden Eindruck...

Dieser kleine Indie-Schocker versuchte, an der Gimmick-Kunst eines William Castle zu partizipieren, indem die Produktion bereits auf dem Kinoplakat einem jedem Zuschauer, der vor Angst dahinbleichen sollte, eine kostenlose Beerdigung versprach. Mit ganz kleinem Geld und an einem einzigen Handlungsschauplatz, dafür aber hinreichend Herz und Seele gedreht, erinnert allerdings auch die Geschichte an die vielen pulpigen "Gaslicht"-Grusler, in denen ein skrupelloser, habgieriger Ehemann sich schlussendlich als eiskalter Erbschleicher erweist, der hinter den Vermögenswerten seiner ebenso psychisch labilen wie gutgläubigen Gattinnen her ist. Wo sich in den meisten dieser Filme am Ende jedoch eine höchst irdische, wenn auch schicksalhafte Vergeltungsfügung ergibt, die zumeist in direktem Zusammenhang mit der schlechten Gewissenslage des oder der Verbrecher(s) steht, fügt "The Screaming Skull" noch ein unverhohlenes Element grobschlächtiger Parapsychologie hinzu. Das ist wie erwähnt alles nicht eben preisverdächtig, sollte die meisten Freunde von nostalgischem gothic horror aber zufriedenstellen.

5/10

Alex Nicol Schädel Ehe Independent


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THE HUMAN CENTIPEDE (FIRST SEQUENCE) (Tom Six/NL 2009)


"Scheiße! Verdammte Scheiße!"

The Human Centipede (First Sequence) ~ NL 2009
Directed By: Tom Six

Auf ihrem nächtlichen Weg zu einer Party geraten die amerikanischen Touristinnen Lindsay (Ashley C. Williams) und Jenny (Ashlynn Yennie) in irgendeinem nordrhein-westfälischen Waldgebiet in die Fänge des wahnsinnigen Chirurgen Dr. Heiter (Dieter Laser). Dieser plant gerade, einen aus mehreren Probanden bestehenden, menschlichen Tausendfüßler mit durchgängigem Verdauungssystem zu kreieren, bei dem das jeweils nachfolgende "Glied" oral an den Anus des Vorgängers angenäht wird. Mit einem ebenfalls entführten Japaner (Akihiro Kitamura), der den Kopf des Tausendfüßlers bildet, gelingt das Experiment. Es dauert noch einige Zeit, bis die Kripo Heiter auf die Spur kommt.

Menschenkette mal anders: dass die etwas absonderliche Idee, mehrere Individuen hintereinander in Folge an Arsch und Mund zusammenzunähen, gleichwohl als Prämisse für eine ganze Trilogie herzuhalten vermag, hätte der niederländische Regisseur Tom Six anfänglich wohl selbst nicht für möglich gehalten - doch tatsächlich ist für nächstes Jahr bereits der dritte und dem Vernehmen nach letzte Film des "Human Centipede"-Zyklus angekündigt. Es gibt tatsächlich nichts, was es nicht gibt, und das ist auch gut so. Zumindest in diesem ersten Film hält sich Six in visueller Hinsicht noch halbwegs zurück mit seiner Phantasmagorie um perverse Erniedrigung und Zwangs-Koprophagie und recht schnell enthüllt sich, dass sich "The Human Centipede" keineswegs als transgressiver Schocker versteht, sondern "lediglich" als eine böse schwarze Komödie mit surrealem Einschlag. Von Anfang an hinterlässt alles einen gleichermaßen unwirklichen und betont klischierten Eindruck; das Ausgangsszenario, die stark eingeschränkte Raumkonstruktion, der permanent fluchende Japaner, die oberflächliche Misogynie und ganz besonders Dieter Lasers Performance als Madman mit geistesgestörter Vision, die zugleich als wenig codierte Selbst-Ironisierung des offenbar zu sehr pathologischen Späßen aufgelegten Tom Six daherkommt. Begreift man den Film als das, was er letzten Endes sein soll, nämlich als kleine, böse Groteske und Verballhornung ostasiatischer Grenzüberschreitungsversuche, kann er durchaus Spaß machen. Der potenzielle Zuschauer sollte aber ausdrücklich vorgewarnt sein, dass dieser Humor ganz sicher nicht jedermanns Sache ist.

6/10

Niederlande mad scientist torture porn Terrorfilm Tom Six Independent Schwarze Komödie Groteske


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SCREAM BLACULA SCREAM (Bob Kelljan/USA 1973)


"You disgust me. Good night."

Scream Blacula Scream (Der Schrei des Todes) ~ USA 1973
Directed By: Bob Kelljan

Nachdem der im Sonnenlicht verbrannte Prinz Mamuwalde (William Marshall) im Zuge einer Voodoo-Fehde von dem eher unbeholfenen Willis Daniels (Richard Lawson) wiederbelebt wurde, dauert es nicht lange, bis er erneut einen kreglen Vampirstab beisammen hat. Dabei will 'Blacula' eigentlich nur eines: Den bösen Geist, der in ihm wohnt, endlich loswerden und in seine Heimat zurückkehren. Dazu erhofft er sich die Hilfe der Voddo-Priesterin Lisa Fortier (Pam Grier), doch dieser gefällt Mamuwaldes rigoroses Vorgehen überhaupt nicht...

Dieses seinem Vorgänger mindestens ebenbürtige Sequel hätte das Zeug dazu gehabt, Blacula als Seriencharakter für noch einige weitere Nachfolger zu etablieren -, leider jedoch hat das Publikum Bob Kelljans Bemühungen offenbar nicht zur genüge honoriert. Dabei macht der durch die beiden ebenfalls von der AIP verliehenen "Count Yorga"-Filme in Vampirsachen bereits recht erfahrene Regisseur Einiges gut und richtig: Er reichert den zuvor eher trocken gehandhabten Stoff mit einigem hintergründigen Humor an, verankert die Geschichte zusätzlich im ethnologisch passenden Voodoo-Bereich und gibt dem Titelcharacter ein paar zusätzliche Nuancen. Die Chance, Mamuwalde als Anachronismus zu zeigen, hatte William Crain bis auf ein paar minimale Anspielungen noch weitgehend versäumt. Hier gibt es eine prächtige Sequenz, in der zwei freche Räuber sich an Blacula höchstselbst vergreifen wollen, nach dessen üblich höflicher Reaktion immer noch nicht nachgeben und dann dafür die Quittung kassieren. Zudem gefällt das halbwegs offene Finale, das potenziellen Raum für weitere Schandtaten dieses faszinierenden Trash-Monsters lässt - leider ohne weiteres Echo.

7/10

Bob Kelljan Sequel Voodoo Blaxploitation Vampire Virus


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BLACULA (William Crain/USA 1972)


"I curse you with my name. You shall be... Blacula!"

Blacula ~ USA 1972
Directed By: William Craig

Als der nigerianische Prinz Mamuwalde (William Marshall) im Jahre 1790 im Zuge seiner Protest-Tournee durch Europa und wider die Sklaverei auf Schloss Dracula landet und feststellt, was für ein rassistischer Arsch der Blaublütige (Charles Macaulay) ist, ist es bereits zu spät für ihn. Dracula beißt und vampirisiert den Prinzen und sperrt ihn hernach in einen Sarg. Knapp 200 Jahre später wird Mamuwalde von einem schwulen Hipster-Pärchen (Ted Harris, Rick Metzler) aus L.A. aus seinem engen Gefängnis befreit und wetzt seine Eckzähne fortan in der Stadt der Engel. Dort trifft er auch die schöne Tina (Vonetta McGee), die in an seine tote Frau Luva erinnert...

Einer der wenigen frühen Gehversuche des Blaxploitation-Kinos dahingehend, sich eine weitere klassisch-weiße Unterhaltungsdomäne, nämlich die des Horrorfilms, unter den Nagel zu reißen und damit Kasse zu machen. Das Ergebnis ist mäßig gelungen, eher brav und kann sich mit nunmehr vierzig Jahren Reife auf dem Buckel einer gewissen Albernheit nicht mehr ganz freisprechen. Einem Werwolf gleich verwandelt sich bei akutem Blutdurst auch Mamuwaldes Physis; plötzlich verfügt er dann neben riesigen Eckzähnen auch über dicke Koteletten und Theo-Waigel-Gedenkaugenbrauen, was nicht eben zur angepeilten Ernsthaftigkeit des Ganzen beiträgt. Überhaupt sind die Vampire recht lustig anzuschauen - mit grünem Gesichtsteint kreischen und toben sie über die Leinwand. Von der distinguierten Erscheinung früherer Ahnen ist kaum mehr etwas übrig geblieben.
Ansonsten bleibt "Blacula" jedoch merklich zurückhaltend bezüglich seiner visuellen Ausgestaltung. Und als immerhin unikaler, kleiner Genreklassiker hat er sich einiges von seiner Spaßigkeit bewahren können.

6/10

William Crain Blaxploitation Dracula Vampire Los Angeles Virus


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MACABRE (William Castle/USA 1958)


"Aaaaaahhhhhh!"

Macabre ~ USA 1958
Directed By: William Castle

Der Kleinstadtarzt Rodney Barrett (William Prince) ist unter seinen Mitmenschen wenig wohlgelitten: Er soll nicht nur die Schuld am Kindbetttod seiner Ehefrau (Dorothy Morris) tragen, sondern aktuell auch noch mitverantwortlich für das Dahinscheiden seiner blinden Schwägerin (Christine White) sein. Daran hat Barrett schwer zu knacken. Als dann noch seine kleine Tochter Marge (Linda Guderman) von einem unbekannten Wahnsinnigen entführt und lebendig begraben wird, ist Barrett dem endgültigen Zusammenbruch nahe, ebenso wie sein herzkranker, steinreicher Schwiegervater Wetherby (Philip Tonge). Barrett und seine Sekretärin Polly (Jacqueline Scott) haben nur noch wenig Zeit, das verschwundene Mädchen zu finden, denn die Luft wird knapp...

Noch 'n lustiger Gimmick-Film von William Castle. Diesmal versichert uns ein Einsprecher zu Beginn, dass eine 1000-Dollar-Lebensversicherung für jeden geltend gemacht werden kann, der während der Vorstellung des Films von einer Herzattacke dahingerafft wird - zumindest, sofern er nicht schon vorher unter kardialer Insuffizienz zu leiden hatte. Ein wunderbar campiger Film entrollt sich dann in den folgenden siebzig Minuten, dessen sich abwechselnde Stammschauplätze Friedhof und Beerdigungsinstitut sind und der vor keinem noch so abgeschmackten Geisterbahn-Mummenschanz zurückschreckt. Cine-Pulp für knutschende Autokino-Paare, wie er so nur in den späten Fünfzigern zu finden ist. Jacqueline Scott kreischt jedesmal die ganze Leinwand zusammen, wenn eine weitere Leiche auftaucht und die meisten Figuren sind, ganz, wie es sich für einen unbarmherzigen Schocker wie diesen geziemt, keinesfalls das, was sie zu sein vorgeben. Wie ernst das alles tatsächlich zu nehmen ist, führt den Zuschauern dann nochmal der witzige Zeichentrick-Abspann vor Augen, in dem die Darsteller getrennt nach tot und (über-)lebend aufgeführt werden.
Großer Spaß für kleines Geld!

7/10

William Castle Camp Nacht Friedhof


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THE LODGER (John Brahm/USA 1944)


"Haven't you enough men at your feet already?"

The Lodger (Scotland Yard greift ein) ~ USA 1944
Directed By: John Brahm

1888 wird das Londoner Rotlicht-Viertel Whitechapel von einer Serie von Frauenmorden heimgesucht, deren Urheber sich als ein "Jack The Ripper" zu erkennen gibt. Zeitgleich zieht der mysteriöse Mr. Slade (Laird Cregar) bei dem Ehepaar Bonting (Cedric Hardwicke, Sara Allgood) zur Untermiete ein, das zeitgleich seine Nichte Kitty Langley (Merle Oberon), einen aufstrebenden Revue-Star, bei sich beherbergt. Dass Mr. Slade, der als Pathologe in der Universitätsklinik arbeitet, zu den seltsamsten Zeiten kommt und geht und regelmäßig außer Haus ist, wenn der Ripper zuschlägt, erregt bald den Verdacht der Familie. Man kommt darin überein, Kitty nicht mit Slade allein zu lassen - dennoch ist die junge Frau von der geheimnisvollen Art des Untermieters fasziniert und lädt ihn zu ihrer nächsten Vorstellung ein - in Whitechapel...

Mit dieser Adaption des Schauerromans von Marie Belloc Lowndes, bereits der dritten nach einer Variation von Hitchcock und einer von Maurice Elvey, schuf John Brahm einen ganz vorzüglichen Horrorfilm der Vierziger, der nicht nur die Fox als führendes Genrefilm-Studio neben der Universal und Warner etablieren konnte, sondern bis heute von mancherlei Kino-Historikern als bester Ripper-Film überhaupt erachtet wird - und das weder unter motivischer Anbindung an die Vorlage, noch im Zeichen historischer Fakten. Brahms visuelle Ausflüge in den Expressionismus indes sind in der Tat von meisterhafter Kunstfertigkeit; niemand wird etwa vergessen können, wie Laird Cregar im Finale über eine hängende Leiter huscht und sich dabei deren Sprossen als eine Abfolge von Schatten in seinem vom Wahnsinn gezeichneten Gesicht reflektiert werden. Doch Cregar ist auch sonst von furchteinflößender Präsenz. Mit Ausnahme von Peter Lorre gabe es zu dieser Zeit wohl keinen, dem man den distinguierten madman so gern abzunehmen bereit war wie ihm.
Ein kostbares Kleinod des gotischen Gruselkinos, das weitflächiger Wiederentdeckung bedarf!

9/10

John Brahm London Jack The Ripper period piece Serienmord


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LA NOCHE DI WALPURGIS (Léon Klimovsky/E, BRD 1971)


Zitat entfällt.

La Noche Di Walpurgis (Nacht der Vampire) ~ E/BRD 1971
Directed By: Léon Klimovsky

Die beiden Pariser Studentinnen Elvira (Gaby Fuchs) und Genevieve (Barbara Capell) wollen in der Provinz den Spuren der im Mittelalter verbrannten Hexe Wandesa Dárvula de Nadasdy (Patty Shepard) nachspüren, bei der es sich gleichwohl um eine Vampirin gehandelt hat. Auf dem Lande angekommen begegnen sie dem unglückseligen Werwolf Waldemar Daninsky (Paul Naschy), den ein spöttelnder Gerichtsmediziner wieder ins Leben zurück geholt hat und der nun mit seiner irrsinnigen Schwester (Yelena Samarina) fernab der Zivilisation haust und auf Erlösung hofft. Eine unvorsichtig durchgeführte Exhumierung bringt die Vampirgräfin wieder ins Leben zurück und Elvira und Genevieve in höchste Lebensgefahr.

Billiger Paella-Horror, der zwar mit einer ganz schönen, surrealen Atmosphäre versehen wurde, sich dafür aber an vielen Stellen einfach nur noch lächerlich und doof ausnimmt. Die Story ist reine Maßgabe für ein paar Grusel- und Bluteffekte und von dermaßen wendiger Unstringenz, das man sich allenthalben fragt, ob zum Zeitpunkt der Dreharbeiten überhaupt ein fertiges Script vorlag. Als an einem geradlinigen Plot interessierter Filmzuschauer sollte man "La Noche Di Walpurgis" somit tunlichst meiden. Hexen, Werwölfe, Vampire und Zombiemönche werden wild und motivationsentleert durcheinandergeworfen, wozu die noch zusätzlich desorientierende deutsche Synchronisation ebenfalls ihr Scherflein beiträgt. Immerhin bleiben ein paar einladend-nette Aufnahmen von der spanischen Provinz rund um Madrid und natürlich Paul Naschys wie immer sehenswerte, haarig-geifernde Performance.

4/10

Léon Klimovsky Werwolf Hexen Vampire Frankreich Europloitation Waldemar Daninsky Spanien


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THINNER (Tom Holland/USA 1996)


"White man from town says: 'Take it off!'"

Thinner ~ USA 1996
Directed By: Tom Holland

Der wohlbeleibte Anwalt Billie Halleck (Robert John Burke) kann mit seinem Leben zufrieden sein. Er hat eine nette Familie daheim und ist in seinem Beruf durchaus erfolgreich. Nur sein Übergewicht will reduziert werden, was dem bei jedem sich bietenden Anlass großzügig reinhauenden Billie jedoch nicht eben leicht fällt. Als er aus Unachtsamkeit eine alte Zigeunerin (Irma St. Paule) überfährt und hernach vor Gericht freigesprochen wird, belegt der Vater (Michael Constantine) des Opfers, der Sippenälteste Tadzu, Billie, den Richter (Howard Erskine) und den zugunsten Billies aussagenden Chief Hopley (Daniel von Bargen) mit unterschiedlichen Flüchen. Billie nimmt urplötzlich radikal ab, egal, wieviel er auch isst. Aus anfänglichem Enthusiasmus wird bald Todesangst, als Billie klar wird, dass der Gewichtsverlust rasend schnell und ohne Unterbrechung weitergeht. Zusammen mit einem früheren Klienten, dem Mafiamitglied Ginelli (Joe Mantegna) versucht Billie den Ziegeuner zu zwingen, den Fluch wieder zurückzunehmen.

Prima King-Adaption, die mal wieder zeigt, welch unterhaltsame Filme sich aus den trägen Vorlagen des Autors destillieren lassen, ist nur der rechte Regisseur mit dieser Aufgabe betraut. Tom Holland hat sein Händchen für ironisch aufgezogene Horrorfilme, angereichert mit einer Note sehr perfiden, bösen Humors, ja bereits in den Achtzigern mit "Frigh Night" und "Child's Play" demonstrieren können. "Thinner", bis dato leider der letzte von Holland inszenierte Leinwandfilm, schlägt nochmals in eine ganz ähnliche Kerbe. Die vordergründig simple Geschichte des Zigeunerfluchs lässt sich in vielerlei Beziehung als bissiger Kommentar lesen; bezüglich Diätenwahn, bezüglich des demoskopischen Hochmutes, den gewisse soziale Schichten sich anderen sozialen Schichten entgegenzubringen herausnehmen, oder, ganz einfach, bezüglich der Selbst-Fettfütterung der Bourgeoisie. Robert Burke, der sich ja in späteren Jahren leider ebenfalls sehr rar gemacht hat, kann bei seiner besten Leistung beobachtet werden, die schicke Kari Wuhrer gefällt nicht minder und dazu kommen die immens spielfreudigen Mantegna und Constantine. Ein paar saftige Effekte mitsamt dem hübsch ekligen Kuchenfinale runden die ganze Chose ab. Ganz ausgezeichneter Film, leider weitflächig missachtet und untergegangen.

8/10

Tom Holland Stephen King Zigeuner Fluch Maine Satire


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THE WARD (John Carpenter/USA 2010)


"If I were you I'd watch out, new girl."

The Ward ~ USA 2010
Directed By: John Carpenter

Nachdem sie ein Haus abgefackelt hat kommt die unter Amnesie leidende Kristen (Amber Heard) in die North-Bend-Psychiatrie. Gegen ihren Willen dort festgehalten bemerkt Kristen bald, dass ein geisterhaftes Mädchen (Jillian Kramer) auf den Gängen des Hospitals umgeht und sowohl sie selbst als auch ihre Mitpatientinnen attackiert. Doch niemand vom Pflege- und Ärztepersonal will den Mädchen glauben...

Eine formal saubere Arbeit hat John Carpenter da nach langer Schaffenspause abgeliefert, die sicherlich nicht an vergangene Großtaten anknüpfen kann, seine bei seinen letzten Filmen spürbare Orientierungslosigkeit jedoch wieder etwas in die Schranken weist. Dass Carpenter sich in der symbolischen Gummizelle des mental Abseitigen sehr wohl fühlt, konnte man bereits anhand seines letzten wirklich bemerkenswerten Werks, nämlich "In The Mouth Of Madness", ablesen. "The Ward" knüpft in vielerlei Hinsicht dort an und greift die bewährte Topographie und Architektur des gleichsam großen und leeren Hospitals wieder auf. Das (selbstverständlich) nur augenscheinlich unüberschaubare Gebäude wird zu Carpenters wohlfeil genutztem Gefährten und aufs Neue erweist sich der Altmeister als besonders versierter Raumkonstrukteur. Soweit also alles in Butter. Doch nun weist sich "The Ward" nicht nur als professionelles Genrekino aus, er müht sich zudem, eine Geschichte zu erzählen, der er sehr viel von seinem dramaturgischen Potenzial opfert und an deren Ende ein von bombastischem inszenatorischem Pomp begleiteter Twist steht. Geschrieben wurde das Ganze von zwei Rasmussen-Brüdern, die offenbar noch relativ unbeschriebene Blätter sind, die sich jedoch, soviel ist sicher, vorzüglich aufs Recyceln und Plagiieren verstehen. Da gibt es nämlich zwei durchaus nicht unbekannte Filme namens "Identity" und "Shutter Island", die praktisch exakt dieselbe Story in dazu noch sehr ähnlicher Form und in dazu im Grunde narrativ erschöpfender Weise vortrugen. Ich hatte das große Glück, über den Inhalt von "The Ward" nichts zu wissen und konnte so im Hinblick auf die Auflösung zumindest anfänglich noch spekulieren. Dass das Finale jedoch so plump ausfallen, und eine bereits hinreichend durchexerzierte Idee neu aufkochen würde, hätte ich angesichts eines Films dieses Regisseurs kaum glauben mögen.

6/10

John Carpenter Psychiatrie period piece Madness Krankenhaus Oregon Geister





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