Zum Inhalt wechseln


In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


Foto

À L'INTÉRIEUR (Alexandre Bustillo, Julien Maury/F 2007)


Zitat entfällt.

À L'Intérieur (Inside) ~ F 2007
Directed By: Alexandre Bustillo/Julien Maury

Vier Monate nach einem schweren, von ihr selbst verursachtem Unfall, bei dem Mathieu (Jean-Baptiste Tabourin), ihr Freund und Vater ihres Kindes, stirbt, steht Sarah (Alysson Paradis) kurz vor der Niederkunft. Just in der Nacht, bevor sie zur Entbindung ins Krankenhaus soll, dringt jedoch eine fremde, schwarzgewandete Frau (Béatrice Dalle) in ihr Haus ein und beschert ihr eine von blutiger Grausamkeit geprägte Nacht.

Mit ihrer vereinnahmend-gewalttätigen Geschichte um das harte Duell zweier vom Leben schwer enttäuschter Mütter machten sich Bustillo und Maury nur wenige Freunde; den meisten, darunter selbst abgebrühten Zuschauern erschien die in ihrem Film dargestellte, wirklich nur schwer zu ertragende Gewalt jenseits akzeptabler Schwellen. Tatsächlich dürfte eine rein dramaturgische Rechtfertigung der in "À L'Intérieur" formulierten, buchstäblichen Blutschwälle ins Leere laufen. Der Film stellt primär eine affektive Belastungsprobe für sein Publikum dar, wobei das psychologische Moment der von auf wahnsinnige Frauenfiguren gewissermaßen abonnierten Béatrice Dalle dargestellten Mutter, der Rache und Genugtuung die finale Existenzgrundlage bescheren, ein durchaus poetisches ist, dass nicht partout Sujet eines Horrorfilms zu sein hat. Man mag "À L'Intérieur" selbstzweckhaft, eklig, vielleicht sogar abartig finden - ich halte ihn für einen der hervorhebenswertesten und herausforderndsten Genre-Beiträge der letzten zehn Jahre.

8/10

Alexandre Bustillo Julien Maury Schwangerschaft Unfall Splatter Slasher Transgression Nacht Home Invasion


Foto

HAUTE TENSION (Alexandre Aja/F 2003)


Zitat entfällt.

Haute Tension (High Tension) ~ F 2003
Directed By: Alexandre Aja

Die beiden Studentinnen Marie (Cécile De France) und Alexia (Maïwenn) reisen zu Alexias Familie in die Provinz um dort zu büffeln. Gleich in der ersten Nacht dringt jedoch ein massiger Automechaniker in das Haus ein, und schlachtet alle Anwesenden bis auf Marie und Alexia grausig ab. Die beiden jungen Frauen im Fond seines Wagens bewegt sich der Mörder durch die Nacht.

Verdrängte Homosexualität als Trigger für Wahnsinn und Persönlichkeitsspaltung mag eine relativ reaktionäre Adresse sein, aber Ajas Kracher, der die von mir just so getaufte "Nouvelle Vague d'Horreur" lostrat, rechtfertigt sie durch sein spannendes und saftiges Auftreten weitestgehend. Zwar verliert der Film bei mehrfachem Sehen etwas an Zug, zumal die Auflösung bekannt ist und man sich des Öfteren fragt, wie die verschobene Wahrnehmung Maries sich mit der tatsächlichen Filmrealität überhaupt konsolidieren lässt, dass er einiges an frischem Wind in das damals ermüdete Genre blasen konnte, und zwar auf global anerkannter Ebene, spricht jedoch sehr für ihn. Außerdem gefällt er mir von Ajas bisherigen Filmen noch immer am Besten.

7/10

Alexandre Aja Madness Homosexualität Slasher Splatter


Foto

THE DENTIST 2 (Brian Yuzna/USA 1998)


"Truth... or tooth!"

The Dentist 2 ~ USA 1998
Directed By: Brian Yuzna

Nachdem Dr. Feinstone (Corbin Bernsen) aus der Klappsmühle fliehen kann, sucht er zunächst innere Ruhe in einer bereits prophylaktisch sorgfältig arrangierten Zweitsexistenz in dem Kleinstadnest Paradise, Missouri. Hier nennt er sich Caine und es gelingt ihm zumindest anfänglich, sein infolge intensiver Psychotherapie separiertes, böses Ich ruhigzustellen. Als er jedoch seine neue Freundin Jamie (Jillian McWhirter) wiederum der Untreue verdächtigen muss und diverse Störenfriede in seiner Vergangenheit herumzuschnüffeln beginnen, bricht sich seine dunkle Seite den Weg frei...

Für das dem Original fast ebenbürtige Sequel orientiert sich Yuzna an der "Stepfather"-Reihe - neues Ich, neues Glück, neuerliche Suche nach Reinheit und Perfektion. Schon die Tatsache, dass der zuvor so versnobte Dr. Feinstone zu Beginn in Holzfällerhemd und Jeans aus dem Wagen steigt, verspricht allerdings einen zumindest mittelfristigen Therapie-Erfolg, doch er kann sein eigenes, kariöses Inneres nicht lange verleugnen. Der satirische Impact des Erstlings weicht hier einer deutlich ernsteren und professionelleren Inszenierung, die das Gros ihrer Geschmacksausreißer bis zum letzten Drittel zurückhält. Dann aber geht es richtig zur Sache. Die Spannungskurven der beiden Filme sind recht ähnlich gestaltet und spielen jeweils mit dem Wissen, dass die Lunte des Wahnsinnigen irgendwann zu Ende gebrannt sein und dieser endgültig explodieren wird. Allerdings geht "The Dentist 2" diesbezüglich um einiges perfider zu Werke und gemahnt in struktureller Hinsicht an Franklins "Psycho 2": Während Feinstone im Original gleich zu Beginn als hochgradig geistesgestörtes Individuum eingeführt wird, dessen Amoklauf nurmehr unmittelbar bevorsteht, fungiert er im Sequel anfänglich noch als sympathische Identifikationsfigur, der man paradoxerweise eine anhaltende Genesung wünscht, was ja andererseits bereits der Publikumsmotivation zu derlei Filmrezeption von grundauf diametral widerspricht. So erhält auch der durchweg erwachsenere, wenngleich - mit Ausnahme der grandiosen Finaleinstellung - leider kaum mehr anarchische "The Dentist 2" eine gewisse Doppelbödigkeit.

6/10

Brian Yuzna Zahnarzt Splatter Missouri Kleinstadt Madness Rache


Foto

THE DENTIST (Brian Yuzna/USA 1996)


"Open wide!"

The Dentist ~ USA 1996
Directed By: Brian Yuzna

Als der krankhaft penible Neurotiker und Zahnarzt Dr. Feinstone (Corbin Bernsen) eines Morgens seine Frau Brooke (Linda Hoffman) beim buchstäblichen Tête-à-Tête mit dem Poolreiniger (Michael Stedvec) beobachtet, reißt sein letzter Verbindungsfaden zur Beherrschung. Der so unflätig Gehörnte dreht durch und lässt sein gesamtes soziales Umfeld spüren, was passiert, wenn ein geachteter Dentist die Beherrschung verliert.

Abgesehen von ein paar auf der formalen Ebene unübersehbaren Schlenkern ist Yuzna und Gordon da eine herrlich bösartige Satire auf das kalifornische Vorstadt-Snobistentum geglückt, in dem gelangweilte Gattinnen hart arbeitender Großverdiener sich muskulöse Poolboys zur Privatbebürstung kommen lassen (müssen), korrupte Steuerfahnder (Earl Boen) ihren wehrlosen Opfern nachstellen und die geplagten Ehemänner irgendwann zwangsläufig Ratio und Geduld einbüßen. Damit einem solch subtil arrangierten Amoklauf auch der 08/15-Gorehound etwas abgewinnen kann, treibt der als Fachgenie bekannten Dr. Feinstone (wunderbarer Figurenname übrigens) allerlei geschmacklosen Schabernack mit seiner Patientenschaft, die denn auch durchweg aus verdorbenen Sozialsubjekten besteht und ihre schmerzhaften Aderlässe zumindest moralisch absolut verdient. Die (für mich persönlich nie ganz nachvollziehbare) zivilisatorische Urangst vor Zahnarztbesuchen tut dazu natürlich ihr Übriges. Und wie zur Bestätigung dieser These darf am Ende zumindest die "rein gebliebene" Sarah (Virginya Keehne) halbwegs 'unbehandelt' wieder aus dem Zahnarztstuhl aufstehen."The Dentist" braucht denn auch keinen ausufernd-explosiven Showdown mit dreimaligem Aufbäumen des Killers - Dr. Feinstone bricht angesichts der unschuldigen Zartheit einer von ihm auf seiner Flucht zufällig unterbrochenen Arienprobe zusammen und lässt sich widerstandslos verhaften. Not your usual gore flick.

7/10

Brian Yuzna Stuart Gordon Splatter Slasher Satire Rache Zahnarzt Madness Kalifornien Ehe


Foto

DIE HINRICHTUNG (Denis Héroux/BRD, I, F, CA 1976)


"Be quiet. Nothing's gonna happen to you. I promise."

Die Hinrichtung ~ BRD/I/F/CA 1976
Directed By: Denis Héroux

Auf dem Nachhauseweg landet der in Vietnam desertierte G.I. Cain (Mathieu Carrière) im ebenfalls von Unruhen durchgeschüttelten Belfast, wo er ein paar Nächte in einem Obdachlosenheim verbringt. Als er auf ein Schwesternwohnheim aufmerksam wird, bricht Cains Psychose vollends durch. Er bringt die acht jungen Frauen in seine Gewalt und tötet sie eine nach der anderen.

Der Beweis dafür, dass Terrorfilme rein sujetbedingt noch lange keinen exploitativen Charakter aufzuweisen haben. Laut Héroux' in "Die Hinrichtung" gezeichnetem Weltbild ist der gesamte Planet (neben Vietnam und Nordirland wird gegen Ende auch der Nahe Osten kurz ins Spiel gebracht) einem global um sich greifenden Irrsinn erlegen, der die Menschen sogartig assimiliert und schlimmstenfalls zu tickenden soziopathischen Zeitbomben macht. Nicht umsonst basieren die dargestellten Ereignisse auf realen Begebenheiten (die sich allerdings wiederum kommentarisch in den Film einbezogen finden). "Die Hinrichtung" wirkt gerade dadurch verstörend, dass er sich so prononciert nüchtern und unbeteiligt gibt. Mit fast dokumentarischer Genauigkeit verfolgt Héroux den Weg des psychisch vollkommen zertrümmerten Vietnam-Veteranen, der, anders als etwa ein Krug Stillo und seine Gang, niemals zu einem vollwertigen Hassobjekt des Publikums verkommt. Weder ist Cain Adamson besonders unsympathisch noch je übermäßig aufbrausend. In stoischer Gleichmut verrichtet er sein Wahnsinnswerk, das, wäre es nicht von derart unmenschlicher Barbarei, auch als nachdrückliche Protestaktion gegen den gegenwärtigen Zustand der Welt verstanden werden könnte - immerhin wählt der Täter für seinen Anschlag auf die Conditio humana ausgerechnet eine Gruppe von Menschen, für die Barmherzigkeit nicht nur ein Tagesgeschäft darstellt, sondern die sogar ihm selbst zuvor noch mit offenen Armen begegnet ist.
Ein paar - vor allem im Hinblick auf eine Massenrezeption - grenzwertiger Einstellungen zum Trotz hält sich Héroux daher auch ganz bewusst vom Sleaze fern und wirkt dadurch nur umso abgründiger. Und was war Carrière doch einst für ein phantastischer Schauspieler...

8/10

Denis Héroux Nordirland Belfast Vietnamkrieg Terrorfilm Madness Nacht Massenmord Veteran


Foto

FRITT VILT II (Mats Stenberg/NO 2008)


Zitat entfält.

Fritt Vilt II (Cold Prey 2 Resurrection - Kälter als der Tod) ~ NO 2008
Directed By: Mats Stenberg


Nach den schrecklichen Ereignissen in dem verlassenen Hotel wird die entkräftete Jannicke (Ingrid Bolsø Berdal) auf der Straße aufgelesen und in ein nahe gelegenes Krankenhaus gebracht. Entsprechend ihrer Schilderungen findet man bald darauf auch die Leichen in der Gletscherspalte, darunter die des Killers Geir Olav Brath (Robert Follin), die in der Pathologie desselben Hospitals landen. Brath erwacht bald zu neuem, unheilvollem Leben und setzt seinen Amoklauf durch das nächtliche Krankenhaus fort. Am Ende stehen sich Jannicke und Brath erneut gegenüber.

Mit dem Sequel geriert sich die grobe Orientierungslinie der nunmehr zum Franchise gewordenen "Fritt Vilt"-Reihe überdeutlich: Wie weiland das erste "Halloween"-Sequel von Rick Rosenthal gestaltet sich diese Fortsetzung, bezogen auf ihren Inhalt, ihre Ort- und Zeit-Einheit, den erhöhten visuellen Härtegrad sowie, ganz ordinär, ihre atmosphärische Gestaltung. Es mutet angesichts dessen beinahe schon verwunderlich an, dass Geir Olav Brath keine parapsychologische Origin erhält (man muss sich einfach so damit zufrieden geben, dass er "nicht ganz normal" und von außerordentlich hartnäckiger Körperkonstitution ist), geschweige denn er und Jannicke zu Geschwistern ernannt wurden. Doch es geht auch so. Wenngleich Stenbergs Fortführung der Ereignisse von - diplomatisch formuliert - stumpfer und himmelschreiend unlogischer Färbung ist, so kann man ihm doch nachsagen, spannendes, versiertes Slasher-Entertainment abgeliefert zu haben, das jeden Genrefreund zumindest für die Dauer seiner kurzen Spielzeit hinreichend zufriedenstellen sollte. Jetzt muss ich mir noch das Prequel besorgen, das wird ja nun auch nicht wesentlich schlechter ausfallen. Geir Olav Brath ist jedenfalls schon jetzt mein heimlicher Osterheld 2012!

6/10

Mats Stenberg Norwegen Krankenhaus Slasher Splatter Sequel Serienmord Duell


Foto

FRITT VILT (Roar Uthaug/NO 2006)


Zitat entfällt.

Fritt Vilt (Cold Prey - Eiskalter Tod) ~ NO 2006
Directed By: Roar Uthaug

Die fünf Freunde Jannicke (Ingrid Bolsø Berdal), Morten Tobias (Rolf Kristian Larsen), Eirik (Thomas Alf Larsen), Mikal (Endre Martin Midtstigen) und Ingunn (Viktoria Winge) fahren zum Snowboarden in einen einsamen Teil von Norwegens verschneiter Winterlandschaft. Als sich Morten Tobias einen Knöchel bricht, sucht man erste Zuflucht in einer offenbar schon seit längerem verlassenen Hotelanlage. Doch das Quintett ist hier mitnichten allein: Im Keller des Gebäudes haust ein schon seit dem Kindesalter dort ansässiger Hüne, der offenbar bereits Dutzende von Ski-Touristen auf dem Gewissen hat. Gnadenlos jagt und ermordet er die Freunde mit Ausnahme von Jannicke, die sich ihrer Haut zu wehren weiß...

Weniger das 'Was' ist interessant an dieser skandinavischen Slasher-Variante, sondern vielmehr das 'Wie'. Mit dem dick eingepackten Hinterwäldler-Riesen Geir Olav Brath (Rune Melby) hat sich das norwegische Kino jedenfalls seinen eigenen Michael Myers-/Jason Voorhees-Verschnitt erschaffen. Warum auch nicht, jedes Land, und möge es auch noch so dünn besiedelt sein, hat schließlich ein Recht auf seine unzerstörbaren Popkultur-Maniacs. Roar Uthaug inszeniert seine als Hommage goutierbare Mördermär spannend und versiert und hält sich bezüglich der graphischen Ausschmückung der unangenehmen Filmgeschehnisse bewusst zurück - auch in dieser Hinsicht eine klare Orientierung an Carpenters "Halloween", in dem ja ebenfalls niemals die schauerliche Atmosphäre auf Kosten vordergründiger Blutduschen preisgegeben wurde. Der hervorragend in Szene gesetzte Schauplatz des verlassenen Hotels mit seinen surrenden Neonlampen hinterlässt wohligen Grusel; schließlich besitzt Uthaugs Art, seinen Butzemann durch dessen Terrain stapfen und ungerührt sein Mordhandwerk verrichten zu lassen, eine gewisse Kaltschnäuzigkeit, die im neueren Slasherkino aus Hollywood, mit Ausnahme vielleicht von Rob Zombies "Halloween"-Revivals, zur Rarität geworden ist. "Fritt Vilt" hat mir jedenfalls durchaus gefallen.

7/10

Norwegen Schnee Hotel Slasher Serienmord Roar Uthaug


Foto

LAS GARRAS DE LORELEI (Amando de Ossorio/E 1974)


Zitat entfällt.

Las Garras de Lorelei (The Loreley's Gasp - Die Bestie im Mädchen-Pensionat) ~ E 1974
Directed By: Amando de Ossorio

Als einer jungen Braut (Betsabé Ruiz) just in der Nacht vor ihrer Hochzeit das Herz von einer noch unidentifizierten Bestie aus dem Leib gerissen wird, wird man in der kleinen Stadt Sankt Goarshausen am Rhein hellhörig. Steckt womöglich gar die Lorelei persönlich hinter dem grausamen Mord auf ihrer Suche nach ewiger Jugend und Schönheit? Das ängstliche Direktorium eines benachbarten Mädcheninternats ist jedenfalls besonders vorsichtig und engagiert den schmucken Jäger Sigurd (Tony Kendall), um dort nächtens auf Patrouille zu gehen. Hin- und hergerissen zwischen der attraktiven Lehrerin Elke (Silvia Tortosa) und einer in den Auen wohnhaften, blassen Dame (Helga Liné), bleibt Sigurd bald nurmehr die Wahl zwischen irdischem und überirdischem Dasein...

Wunderbares Schund- und Schmuddelkino der allerfeinsten Sorte, zwischen billiger Exploitation und schönster Trivialpoesie angesiedelt. Da vermischt man wild die Sagen von Lorelei und Rheingold, faselt etwas von Walhalla und Asgard und lässt um der international etablierten Konvention Willen die deutschen Provinzler dastehen wie biertrinkende Vollidioten, die seit dem Mittelalter keinerlei progressive Entwicklung durchgemacht haben. Von Rhein ist - mit Ausnahme von Archivaufnahmen - freilich nichts zu sehen. Gedreht wurde bei Madrid. Andererseits kommt diese Verweigerung lokaler und chronologischer Realität dem ohnehin surrealen Ton des Films durchaus zugute. Die Jugend, das sind die zu flotter Beatmusik umherhüpfenden Mädchen des Internats, die den feschen Sigurd am liebsten mitsamt Motorrad allesamt prompt unter ihre duftigen Nachthemdchen ließen. Der jedoch, wenngleich durchaus und sichtlich geschmeichelt, wendet sich lieber dem älteren Weibsvolk zu - dem man andererseits sein (wahres) Alter überhaupt nicht ansieht. Für die just erfolgte deutsche Veröffentlichung gab es dann sogar eine längst überfällige Synchronisation, die man als recht gelungen bezeichnen darf. Die ihresgleichen suchende Einfalt der Dialoge liegt vermutlich ohnehin in der originalen Natur des exponentiell absonderlichen Geschwafels, dessen man hier hörhaft wird. Ganz wunderbar etwa eine Szene, in der die zutiefst aufgebrachten Dörfler bewaffnet mit Heugabeln, Fackeln und Gartenharken zu Fuße des bürgermeisterlichen Balkons stehen: "Uns reicht es nun endgültig, Herr Bürgermeister. Wir haben große Angst um unsere Familien. Wir ziehen jetzt sofort los und machen diesem Ungeheuer den Garaus." - "Nein, Freunde. Wartet noch. Geht nach Hause und verschließt eure Fenster und Türen. Morgen reden wir dann weiter." - "Na gut." So geht es permanent von dannen und erfreut den Zuschauer mit ergo höchster Unterhaltsamkeit. Fazit: Spanischer Film der Kategorie G.G. (Geheimtippo Grande)!

6/10

Amando de Ossorio Europloitation Splatter Trash Internat Rhein Sage Lorelei Nibelungen Monster


Foto

CASSANDRA (Colin Eggleston/AU 1986)


"Warren... it's you!"

Cassandra ~ AU 1986
Directed By: Colin Eggleston

Die junge Cassandra (Tessa Humphries) hat merkwürdige Kindheitsvisionen und Albträume, in denen eine Frau in einem Provinzhaus vorkommt, die sich erschießt sowie ein kleiner Junge, der die Frau zum Selbstmord anstachelt. Nicht genug damit, dass Cassandsra erfahren muss, dass ihr Vater Stephen (Shane Briant) und ihre vermeintliche Mutter Helen (Briony Behets) ihr nicht nur jahrelang eine verlogene Charade vorgespielt haben, sondern dass ihr Stephen zudem gerade im Begriff ist, erneut Vater zu werden, schlägt urplötzlich auch noch ein mysteriöser Killer zu, der jeden in der Familie und deren Bekannte attackiert...

Horrorfilme, die heißen wie ihre kindlichen oder jugendlichen ProtagonistInnen bilden schon so etwas wie eine genreinterne, spezifische Traditionsgemeinde. Nach dem auf wohlige Weise beunruhigenden Ökothriller "Long Weekend" und zwei weiteren, mir bislang leider unbekannten Suspense-Beiträgen versuchte sich Colin Eggleston also an diesem leider nur mäßig geglückten Serienkiller-Drama. Als sich endlich herausstellt, wer sich hinter der Identität des aus dem Verborgenen agierenden Mörders versteckt, hat der Zuschauer längst jegliches Interesse am Film verloren, denn Eggleston bewerkstelligt es kaum, Empathie für seine Figuren zu evozieren; alles bleibt merkwürdig gedämpft, marginal und farblos, eine sich bei landläufig arrivierten US-Vorbildern wie "Halloween" bedienende Plagiatsschwalbe macht eben noch keinen Originalitätssommer und so fand ich bis auf ein paar überraschend gewalttätige Schrecksekunden wenig bis nichts an "Cassandra", das eine besonders wohlwollende Qualitätseinordnung meinerseits rechtfertigte.

4/10

Colin Eggleston Australien Serienmord Madness Familie Geschwister


Foto

THE THING (Matthias van Heijningen Jr./USA 2011)


"Burn it."

The Thing ~ USA 2011
Directed By: Matthias van Heijningen Jr.

Eine Gruppe norwegischer Wissenschaftler entdeckt 1982 in der Nähe ihrer antarktischen Forschungsstation ein gewaltiges Ufo, das offenbar bereits seit vielen Jahrtausenden dort begraben liegt. Der schiffbrüchige, im Eis eingefrorene Pilot wird geborgen, ins Labor gebracht und mithilfe einiger amerikanischer Kollegen untersucht. Der unvorsichtigen Vorgehensweise des arroganten Teamleiters Dr. Halvorson (Ulrich Thomsen) ist es schließlich zu verdanken, dass der noch immer höchst lebendige Außerirdische sich bald befreien und die Stationsbesatzung attackieren kann. Das Alien reproduziert dabei die Zellen seiner zuvor assimilierten Opfer und bringt fast hundertprozentig exakte Kopien derselben hervor, so dass bald niemand mehr weiß, wer überhaupt noch menschlich ist und wer nicht. Die tapfere Paläontolgin Kate (Mary Elizabeth Winstead) versucht verzweifelt, einem Entkommen des 'Ding' und somit der tödlichen Gefahr für die gesamte Welt vorzubeugen.

Dieses Prequel zu Carpenters brillanter Neuverfilmung der klassischen Campbell-Story "Who Goes There?" lässt sich vorbehaltlos als gelungen bezeichnen, wenngleich es den immensen Qualitätsmaßtab, den Carpenter mit seinem Film vor bereits dreißig Jahren setzen konnte, natürlich nicht erreicht.
Ich bin nun bestimmt alles andere als ein Sexist, aber wenn ich behaupte, dass die trockene, klaustrophobische Atmosphäre des Originals mitsamt seines meisterlichen Soundtracks sich vermutlich schon allein deshalb kaum umweglos replizieren lässt, weil eine reine Männerbesetzung in einer gegenwärtigen Studioproduktion mit teilweisem Naserümpfen begegnet würde, dann habe ich mir darüber vorher schon einige Gedanken gemacht. Die rein ethisch nicht ganz unbefleckte Rolle von Kurt Russell, der einst als MacReady eine vorzügliche Mischung aus Posthippie und paranoidem McCarthyist zu präsentieren wusste, übernimmt nunmehr die nicht sonderlich auffällige Mary Elizabeth Winstead. Das tut sie mit einigem Elan, kann zugleich jedoch nicht verhindern, dass sich die Story durch den femininen Blick auf die Dinge aufweicht und ein deutlich höheres Bequemlichkeitslevel erreicht, das dem Gesamtresultat natürlich schadet. Ansonsten passt aber das Meiste: Rein formal müht sich der Film zumindest in weiten Teilen um eine eher retrogrades Aussehen, so dass sich der fast schon forcierte Folgekonsum von Carpenters Fassung halbwegs flüssig gestaltet. Und die F/X sind wiederum von einer wohlig-unangenehmen Kreativität, wenngleich sie durch den teilweisen CGI-Einsatz ebenfalls hinter denen des Vorbildes zurückbleiben. Grandios vollzogen schließlich der vor dem Abspann gestaltete Übergang zum 82er-"Thing".
Insgesamt ein erfreuliches Erlebnis.

8/10

Matthias van Heijningen Jr. Prequel Antarktis Invasion Virus period piece Aliens





Filmtagebuch von...

Funxton

    Avanti, Popolo

  • Supermoderator
  • PIPPIPPIPPIPPIPPIPPIPPIPPIP
  • 8.268 Beiträge

Neuste Kommentare