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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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STRAIT-JACKET (William Castle/USA 1964)


"I hate you! No I didn't mean that, I love you. I hate you!"

Strait-Jacket (Die Zwangsjacke) ~ USA 1964
Directed By: William Castle

Als die wohlhabende Farmerin Lucy Harbin (Joan Crawford) ihren deutlich jüngeren Gatten (Lee Majors) bei einem Techtelmechtel erwischt, greift sie sich die nächstbeste Axt und enthauptet kurzerhand die beiden Ehebrecher Lucys kleine Tochter Carol (Vicki Cos) beobachtet das grauenhafte Geschehen.
Zwanzig Jahre später wird Lucy probeweise aus der Heilanstalt entlassen und kommt bei ihrem Bruder Bill (Leif Erickson) unter, wo auch die mittlerweile erwachsene Carol (Diane Baker) lebt. Zunächst scheinen sich Mutter und Tochter wieder gut zu verstehen, doch als Lucy von merkwürdigen Wachträumen heimgesucht wird und bald der erste Tote zu beklagen ist, scheint es, als habe der Wahnsinn sie noch immer fest im Griff...

Für William Castle ging ein Traum in Erfüllung, als er nach einem Script von Robert Bloch und mit grande dame Joan Crawford eines seiner herrlich typischen Camp Movies mit Grand-Guignol-Einschlag schießen konnte und der von Robert Aldrich losgetretenen Hag-Horror-Welle einen ihrer schönsten Beiträgen spendierte. Diesmal lässt der Mini-Meister eine Axt rotieren, eine onscreen sichtbare Enthauptungsszene (George Kennedy, schlank und rank aber mit verlottertem Äußeren, möchte es erwischen) inbegriffen. Joan Crawford und Diane Baker, das ist auch ein Duell der Diven, alt vs. jung, wobei die Crawford dem Vernehmen nach so sehr von dem von ihr überwältigten Castle hofiert wurde, dass er ihr und ihrem finalen moment of redemption zugunsten sogar kurzfristig das Script umarbeiten ließ. Dass, nicht zuletzt, weil man es mit einem Castle-Film zu tun hat, die Auflösung eigentlich gleich nach der Prä-Titel-Sequenz klar ist, lässt sich kaum verhehlen, ist aber letztlich ohnehin völlig nebensächlich. Schließlich sieht man sich seine Werke kaum ihrer spannenden Geschichten wegen an.
Ansonsten präsentiert sich "Strait-Jacket" als so kurz, knackig und empfehlenswert wie alles, was Castle in diesen Jahren anfasste

8/10

William Castle Robert Bloch Madness Serienmord Camp Hag Horror


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INFERNO 2000 (Alberto De Martino/I, UK 1977)


"We must fail!"

Inferno 2000 (Holocaust 2000) ~ I/UK 1977
Directed By: Alberto De Martino

Der Großindustrielle Robert Caine (Kirk Douglas) plant den Bau eines gigantischen Atomkraftwerks in Nahost, das auf einen Schlag die globale Energiekrise lösen soll. Auch sein Sohn Angel (Simon Ward) steht voll hinter dem populistisch kritisch beäugten Projekt. Als die Konstruktionsvorbereitungen in die heiße Phase gehen, häufen sich die bösen Omen: Ein terroristischer Anschlag, dem schließlich Caines Frau (Virginia McKenna) zum Opfer fällt, apokalyptische Träume und Visionen seitens Caine Seniors, schließlich die ausdrücklichen Warnungen von Geistlichen und Professoren, die mit dem Erstehen des Kraftwerks den Untergang der Welt vorauszusehen glauben. Als schließlich Caines neue Freundin Sara (Agostina Belli) schwanger wird, glaubt der gebeutelte, mittlerweile von seinen Planungen abgerückte Mogul, niemand geringeren als den Antichristen gezeugt zu haben und will mit allen Mitteln die Geburt des Kindes verhindern - ganz zu Gefallen Angels, der langsam am Thron seines Vaters sägt...

Alberto De Martino hatte es mit Rip-Offs erfolgreicher Horrorfilme aus Hollywood; nur drei Jahre nach seinem "Exorcist"-Plagiat "L'Anticristo" erstellte der formal überaus versierte Regisseur noch eine pünktliche Revision von "The Omen", in dem ebenso wie in Donners Film der wiedergeborene Antichrist nicht als höllischer Ritter mit feurigem Schwert durch die Menschheitsreihen pflügt, sondern sich ganz gemächlich in die oberen Etagen der Großindustrie vorarbeitet, um von dort aus seine sinistren Weltungergangspläne zu nähren. Spektakuläre Todesszenen für jedweden Querulanten gibt es natürlich auch hier zu bewundern. Am Bösesten trifft es Spiros Focás als trotziger Staatschef, dem ein Helikopterrotor die halbe Birne wegsäbelt. Schöne Schaueffekte also gleichermaßen. Der ebenso charismatische wie glubschäugige Simon Ward personifiziert nebenbei eine perfekte darstellerische Wahl für den Sohn Satans, glänzt er doch durch eine unmittelbar spürbaren, eiskalten Charme. Auch das Engagement des Protagonisten ist folgerichtig, nachdem das Publikum in "The Omen" (und natürlich im hauseigenen Sequel) bereits einen anderen arrivierten Star des Silver Age kredenzt bekam. Kirk Douglas, der um diese Jahre einen kleinen zweiten Frühling im Phantastischen Film für sich verbuchen konnte, ist als deutlich physischerer Held denn auch genau der Richtige für diese funktionalistische Italo-Variante der ollen Deibelmär.

7/10

Alberto De Martino Naher Osten London Satan Apokalypse Atomkraft


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BOOK OF BLOOD (John Harrison/UK 2009)


"The dead have highways."

Book Of Blood ~ UK 2009
Directed By: John Harrison

Die selbst mit PSI-Kräften ausgestattete Parapsychologin Mary Florescu (Sophie Ward) will die Spukaktivitäten in einem Edinburher Wohnhaus mit hochbrisanter Geschichte erforschen. Ihr Student Simon (Jonas Armstrong), der offenbar ebenfalls über paranormale Fähigkeiten verfügt und auch Marys erotisches Interesse weckt, soll ihr dabei helfen. Zwar ist Simon, wie sich bald herausstellt, bloß ein Schwindler; das ist dem Haus und seinen geisterhaften Besuchern aber egal. Simon wird zum lebenden "Buch des Blutes".

Mit "Book Of Blood" habe ich endlich alle bisherigen neueren Clive-Barker-Adaptionen, in die durchweg der emsige Anthony DiBlasi als Produzent oder sogar Regisseur involviert ist, gesehen. Alle zeichnen sie sich durch eine spürbare Liebe zum Werk Barkers sowie eine fast schon empathische Fähigkeit aus, die Wortwelten des Meisters ohne atmosphärische Verluste in Bilderwelten transponieren zu können. "Book Of Blood" bedient sich zwar diverser traditioneller Mittel des klassischen und neueren Geisterbahnkinos; es gilt jedoch zu bedenken, dass die Vorlage(n) zum Entstehungszeitpunkt des Films bereits rund 25 Jahre auf dem Buckel hatte(n) und im Laufe der Jahre selbst ein Inspirationsmedium geworden ist (sind). Harrisons Film zeichnet sich aus durch eine gepflegte, stimmungsvolle Inszenierung, die selten die Grenzen zum grellen Effekterausch überschreitet und sich eher als in der altehrwürdigen Tradition distinguierten britischen Genrekinos verhaftet begreift.

7/10

John Harrison Clive Barker Anthony DiBlasi Edinburgh Schottland Haus Geister


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SPLIT SECOND (Tony Maylam/UK 1992)


"We need to get bigger guns. Big fucking guns."

Split Second ~ UK 1992
Directed By: Tony Maylam

Im Jahre 2008 liegt London unter einer undurchdringlichen Smog-Glocke begraben, ist von gewaltigen Slums durchzogen und wird von einer Rattenplage heimgesucht. Der ausgebrannte, als psychotisch geltende Cop Harley Stone (Rutger Hauer) jagt inmitten dieses präapokalyptischen Szenarios einen monströsen Serienkiller, der es vornehmlich auf die Herzen seiner Opfer abgesehen hat und auf seltsame Art mit Stone in Verbindung zu stehen scheint.

Da "Split Second" sich unzweifelhaft als parodistischer Meta-Genrefilm in der Tradition der "2000 AD"-Comics begreift und seinen selbstreflexiven Habitus teils bis an die Slapstick-Grenzen durchexerziert, kann man ihm trotz diverser formaler Unzulänglichkeiten auch kaum böse sein. Rutger Hauer glänzt durch klug austariertes overacting und befindet sich offensichtlich genau im Bilde über das Comedy-Potenzial des Scripts, ebenso wie sein Film-Buddy Dick Durkin/Neil Duncan, der nach und nach sämtliche Spleens seines heimlichen Mentors übernimmt und selbst eine kleine Entdeckung ist. Das Killermonster schließlich lässt sich als mittelmäßiges Giger-Plagiat bezeichnen, ist für den etwas eigenwillig beleuchteten "Split Second" jedoch als letzten Endes ungewöhnlicher MacGuffin ohnehin bloß von untergeordneter Funktion. Die beispielhaft schlechte, deutsche Synchron-Fassung raubt dem Film beinahe seine komplette Anordnung und sollte unbedingt vermieden werden.

6/10

Tony Maylam Zukunft Ratten Monster Buddy Movie Ian Sharp Serienmord London


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OMEN IV: THE AWAKENING (Dominique Othenin-Girard, Jorge Montesi/USA 1991)


"He isn't drunk. He's ill."

Omen IV: The Awakening (Omen IV: Das Erwachen) ~ USA 1991
Directed By: Dominique Othenin-Girard/Jorge Montesi

Karen (Faye Grant) und Gene York (Michael Woods) adoptieren die kleine Delia (Asia Vieira), die sich als höchst seltsames Mädchen erweist: Wenngleich hochintelligent, steht sie in Kindergarten und Schule permanent auf Kriegsfuß mit den übrigen Kindern. Außerdem interessiert sie sich auffallend für Politik (Gene ist Kongressabgeordneter), hasst alles, was mit Kirche und Esoterik zu tun hat und entwickelt ein gewisses, sadistisches Faible. Als sich in Delias Umfeld die Todesfälle häufen und Karen schwanger wird, läuten bei selbiger alle Alarmglocken.

Unglaublich mieser Fernseh-Nachklapp der so schönen "Omen"-Trilogie, in dem buchstäblich auf Deibel-komm-raus das Franchise ein weiteres Mal gemolken werden musste, um ein paar Werbeeinnahmen einheimsen zu können. Formal ist "Omen IV" eine bare Katastrophe, die im kompletten Widerspruch steht zu allem, was die ursprünglichen Filme ausmachte: Vulgäre Drei-Minuten-Szenen, Blitzschnitt, permantente Ortswechsel; eben durchweg Aspekte, die die Ur-Trilogie in ihrer fast schon ehrwürdigen Leinwand-Verbundenheit zu vermeiden wusste und die auffallend demonstrieren, warum Fernsehen Scheiße ist. Dazu ist der Film in seinen rührenden Versuchen, sakrale Diskurse zu evozieren, geradezu unflätig peinlich und nahezu permanent von einer unfreiwilligen Komik, die ihm endgültig das Rückgrat als ernstzunehmender Genre- oder gar Reihen-Beitrag bricht. Wer mal sehen will, wie man's bitte nicht machen sollte, der mag aus "Omen IV" noch ein paar Momente herauskitzeln. Alle anderen dürfen sich getrost ein Brecheimerchen parat stellen oder es besser gleich lassen.

2/10

Dominique Othenin-Girard Jorge Montesi Sequel TV-Film Satan Kind Familie


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THE FINAL CONFLICT (Graham Baker/UK, USA 1981)


"Nazarene, charlatan, what can you offer humanity?"

The Final Conflict (Barbaras Baby - Omen III) ~ UK/USA 1981
Directed By: Graham Baker

Mit 33 Jahren führt der lebende Antichrist Damien Thorn (Sam Neill) einen der weltweit größten Nahrungsmittel produzierenden Konzerne an. Seine Macht droht jedoch zu schwinden: Nicht nur, dass sich eine siebenköpfige Priester-Abordnung auf eigene Faust daran macht, einen Anschlag auf Thorn zu verüben, auch Christi Wiedergeburt steht der Erde bevor. Damien lässt wie einst Herodes von seiner beträchtlichen Jüngerschaft sämtliche zu einer bestimmten Stunde in Großbritannien geborenen, männlichen Säuglinge ermorden, um den neuen "Nazarener" noch im Kindbett auszuschalten, doch vergebens. Am Ende siegen endlich Licht und Güte.

Schon dadurch, dass der Originaltitel von Bakers Film die Bezeichnung "Omen" überhaupt nicht mehr in sich trägt, setzt sich der letzte Teil der Trilogie gehörig von den beiden Vorgängern ab. Bis auf einen Rottweiler und die wiederum Aufsehen erregenden (aber mit einer Ausnahme deutlich zurückhaltenderen) Todesmomente erinnert wenig an Donners und Taylors Satans-Visionen. "The Final Conflict" nimmt sich eher als ein gleichmütiges, kammerspielartiges Drama aus, das lediglich mit einem Fuß in der Phantastik steht. Baker enthält sich praktisch gänzlich der Exploitation-Momente der Vorgänger inszeniert mit gehobenem britischen Stilbewusstsein und lässt sein Werk fast schon ein wenig 'sophisticated' dastehen; Goldsmiths Musik ist hier besonders grandios geraten. Vor allem aber schaut "The Final Conflict" einfach toll aus mit seinen Ruralaufnahmen des zerklüfteten Cornwall und der frühlingshaften Grafschaften. Dass er den kapitalen Fehler des Vorgängers, zu wenig Drive an den Tag zu legen um der Genrefans Lieblingskind zu werden, wiederholt, ist wiederum schade, aber eben nicht zu ändern.

6/10

Graham Baker Sequel England London Satan Cornwall


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DAMIEN: OMEN II (Don Taylor/USA 1978)


"You know me to be a rational man, but what I'm about to tell you is not rational..."

Damien: Omen II ~ USA 1978
Directed By: Don Taylor

Der mittlerweile 13-jährige Damien Thorn (Jonathan Scott-Taylor) wächst bei seinem Onkel (Richard (William Holden), einem mächtigen Großindustriellen, und dessen zweiter Frau Ann (Lee Grant) auf. Von seiner wahren Herkunft ahnt Damien noch nichts, allerdings sind seine Wegbereiter und Förderer, wie Richard Thorns Vize Buher (Robert Foxworth) oder Sergeant Neff (Lance Henriksen), Damiens Ausbilder an der Militärakademie, ständig um ihn. Als der Junge realisiert, wer er wirklich ist, geht er nahezu ungerührt seinen Weg an die Spitze des Thorn-Konzerns.

Abgesehen von einer Vielzahl pompöser Tosesszenen, die in ihrer sadistisch-spekulativen Ausprägung freilich schon ein bisschen die Manier der "Final Destination"-Serie vorwegnehmen, schippert das erste "Omen"-Sequel in eher ruhigen Gewässern. Dass des Teufels Filius nicht darauf aus ist, die Welt mittels langweiliger Katastrophen oder Kriege zur Hölle zu schicken, sondern langfristig Geld, Macht und Politik, also die wahren Motoren der Gesellschaft zu korrumpieren plant, ist zwar ein folgerichtiger Schluss, in der Umsetzung jedoch ohne den notwendigen dramaturgischen Zug. Ähnliches gilt für die ungewöhnliche Coming-of-Age-Story: Ein Junge lernt, was er ist und begnügt sich damit. So weit, so gut, aber würde mir gewahr, dass ich Satans Sohn bin, ich würde vermutlich etwas weniger gleichmütig darauf reagieren. Aber wer bin ich schon.
Nachdem William Holden die Hauptrolle im ersten Teil abgelehnt hatte, wird es ihn aufgrund dessen massiven Erfolges vermutlich argst gewurmt haben und er springt im zweiten Teil ein; bleibt jedoch faktisch farblos und eine Hintergrundfigur, die sich am Ende dann auch ganz schnell (mund-)tot gemacht findet. Ansonsten weist der Film jedoch eine sehr schöne Besetzung auf, die viel von seinen Qualitäten übernimmt und trägt. Ansonsten muss sich "Damien: Omen II" vermutlich in alle höllischen Eterniti reduzieren und abstempeln lassen: "Häh, Omen 2? Ach ja, dat is der mit dem Fahrstuhlseil."

6/10

Don Taylor Mike Hodges Chicago Internat Militär Satan Coming of Age Sequel


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THE OMEN (Richard Donner/USA 1976)


"Look at me, Damien! It's all for you!"

The Omen (Das Omen) ~ USA 1976
Directed By: Richard Donner

Rom, am 6. Tage des 6. Monats zur 6. Stunde: Weil sein leiblicher Junge angeblich bei der Geburt gestorben ist, entscheidet sich der US-Diplomat Robert Thorn (Gregory Peck), ohne es seiner Frau Kathy (Lee Remick) zu sagen, an Kindesstatt ein anderes Baby zu adoptieren. Der kleine Damien (Harvey Stephens) wächst in England auf und entwickelt sich zunächst ganz normal. Pünktlich zu seinem sechsten Geburtstag jedoch häufen sich die Auffälligkeiten: Sein Kindermädchen (Holly Palance) erhängt sich in aller Öffentlichkeit, Damien weigert sich, eine Kirche zu betreten, die Tiere im Zoo reagieren mit Flucht und Aggression auf den Jungen. Ein obskurer Priester (Patrick Troughton) eröffnet Thorn schließlich das Unfassbare: Damien soll niemand geringeres sein als der Sohn Satans, der dereinst die Weltherrschaft antreten und den Himmel verdunkeln soll. Der Tod des Priesters und die weitere Intervention des Fotojournalisten Jennings (David Warner) lassen Thorn schließlich zweifeln und dann glauben: Als Kathy stirbt, während Thorn und Jennings in Rom Damiens wahrer Herkunft nachspüren, weiß der Adoptivvater endgültig um die Bedeutung des Kindes und dass nur sein Tod die Antwort sein kann.

"The Omen" bildet zusammen mit "Rosemary's Baby" und "The Exorcist" die große Wechselbalg-Dreifaltigkeit des damaligen Genrekinos. An diesen drei übermächtigen Vorbildern orientierten und stießen sich noch Jahre später etliche Sequels, Plagiate, Spin-Offs und (Pseudo-)Remakes, von denen bekannter- und erwartetermaßen kein einziges die Qualitäten der Vorbilder erreichen konnte. Zwar entbehrt "The Omen" das psychologische Moment von Polanskis Werk wohl ebenso wie die pietätssprengende Grauenssubtilität Friedkins; dafür bietet Donner eine bis zur Schmerzgrenze perfektionierte, formale Geschlossenheit, in der sich seine weniger auf familiäre Kontexte denn auf einen globaleren Effekt hindeutende Story entfalten zu vermag. Hier glaubt man tatsächlich, eine heraufziehende Weltendämmerung zu wähnen, während man zumindest an der Oberfläche bei Polanski noch mit dem psychischen Zustand Mia Farrows haderte und einem bei Friedkin die Spucke wegen des urplötzlich aufblühenden Bauarbeiter-Slangs einer zwölfjährigen Pferdenärrin wegblieb. Donner macht derweil keinen Hehl daraus, dass bei ihm tatsächlich der kleine Antichrist walkt und wirkt, wenn auch noch, ohne es selbst zu realisieren. Das macht "The Omen", wenn natürlich auch in ihrer Gesamtheit betrachtet keineswegs besser als Polanskis und Friedkins Filme, so doch zumindest zu einer Art spirituellem Höhepunkt der Trilogie.

10/10

Richard Donner Satan Rom London Israel Kind Stuart Baird


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LONG WEEKEND (Jamie Blanks/AU 2008)


"I just can't stand it anymore."

Long Weekend ~ AU 2008
Directed By: Jamie Blanks

Peter (Jim Caviezel) und Carla (Claudia Karvan), ein von harten Krisen geschütteltes Ehepaar, unternimmt einen Wochenend-Camping-Kurztrip an die Küste von Victoria. Die mit ihnen verabredeten Freunde tauchen nicht auf, stattdessen mehren sich die bizarren Omen und scheint sich die Natur gegen sie aufzulehnen, derweil ihre Beziehung unter einem unmerklichen Druck endgültig zerbirst.

Blanks' Remake von Colin Egglestons frösteln machender Nachhaltigkeits-Parabel sieht schön aus, hat dem Original allerdings auch nichts Wesentliches hinzuzusetzen. Als Eherbietung an den verstorbenen australischen Filmemacher (wie im Film präsentiert und im Abspann erwähnt) kann man "Long Weekend" 08 mögen - muss man eigentlich sogar, denn im Prinzip nimmt sich Blanks Variante mit Ausnahme von ein paar Details wie eine 1:1-Folie des Urfilms aus. Nicht weiter wild, aber eben auch kein Kandidat für den Innovationspreis. Blanks wird seine Gründe gehabt haben, warum er diesen Film machen musste, und da er formal gute Arbeit geleistet hat, ist das auch in Ordnung. Man sollte sich jedoch trotzdem zunächst die dreißig Jahre ältere Urfassung anschauen, bevor man das Remake in Augenschein nimmt. Einfach, weil sie es verdient, und nicht bloß um ihres Originalitätsstatus' Willen.

6/10

Jamie Blanks Remake Australien Parabel Rache


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MY SOUL TO TAKE (Wes Craven/USA 2010)


"Fear ye, the ripper."

My Soul To Take ~ USA 2010
Directed By: Wes Craven

Sechzehn Jahre, nachdem der als "Ripper" in die Annalen der Kleinstadt Riverton eingegangene Mörder Abel Plenkov (Raul Esparza) gestellt und getötet werden kann, zelebrieren sieben am selben Tag geborene Teenager ihr alljährliches "Ripperfest", bei dem die angebliche noch umherirrende Seele des Killers für ein weiteres Jahr zurückgedrängt werden soll. Da der stiefmütterlich aufgezogene Bug (Max Thieriot) in diesem Jahr das Ritual vermasselt, gibt es umgehend die ersten neuen Mordopfer zu beklagen...

An seine alten Rachemonster Freddy Krüger und Horace Pinker erinnert Wes Cravens neuerliches Seelenmonster, der "Riverton Ripper". Den Regisseur lässt die alte Idee um den noch aus dem Totenreich nach Vergeltung suchenden Killer, der ein metaphysisches Medium für seine postumen Anschläge nutzt, scheinbar nicht los. So lässt er seine jüngste Kreation sich der Seele eines Wirts selbst bemächtigen und über diesen seine üblen Taten verrichten. Die Kritik sprang mit "My Soul To Take" wenig schmeichelhaft um und in der Tat ist der etwas sperrig-verschlossene Mikrokosmos, den Craven da rund um seine orientierungslos wirkenden Jugendlichen spinnt, schonmal recht gewöhnungsbedürftig. Dass die Charakterisierungen in diesem Falle so seltsam amorph ausfallen, dürfte aber vielleicht doch eher der farblosen, medial übersättigten Teenagerrealität anno 10 geschuldet sein als Cravens möglicher Ideenarmut. Als subtile Satire funktioniert sein Film somit. Was wiederum dessen Genre-Einbettung anbelangt, so kann man wohl konstatieren, dass Craven sich durchweg an die etablierten Slasher-Strukturen hält und durchweg überraschungsfrei, um nicht zu sagen, altersmüde inszeniert. Am Ende gibt es da noch das übliche Bisschen Whodunit-Verwirrung und gut. Immerhin findet sich die Anti-Langeweile-Mission recht ordentlich erfüllt, zumindest gesetzt dem Falle, man mag sich mit der folgerichtigen Bezeugung der schrittweisen Auto-Demontage eines Altmeisters arrangieren.

6/10

Wes Craven Slasher Serienmord Teenager





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Funxton

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