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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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FRIDAY THE 13TH PART 3 (Steve Miner/USA 1982)


"No! You CAN'T be alive!"

Friday The 13th Part 3 (Und wieder ist Freitag der 13.) ~ USA 1982
Directed By: Steve Miner

Um ihr Trauma um einen ihr im Wald beim Crystal Lake begegneten, entstellten Mann loszuwerden, entschließt sich die junge Chris (Dana Kimmell), zusammen mit ein paar Freunden das Wochenende im dort liegenden Ferienhaus ihrer Eltern zu verbringen. Jason (Richard Brooker) streicht jedoch noch immer durch die Gegend und mordet munter weiter. Schließlich ist nurmehr Chris übrig, um sich gegen den Unhold zur Wehr zu setzen.

Der Name "Jason" oder gar "Voorhees" fällt nicht ein einziges Mal in Miners zweitem Sequel - warum auch immer. Auch sonst hat "Friday 3" einige Besonderheiten im Vergleich zum Rest der Reihe aufzubieten; so etwa in technischer Hinsicht das zu dieser Zeit eine Kurzrenaissance erlebende, werbewirksame 3D-Verfahren, das Miner erlaubt, neben anderen profanen Alltagsgenständen auch Augäpfel Richtung Kamera fliegen zu lassen sowie das edle, von dp Gerald Feil hier und da sogar veritabel genutzte Scope-Format. Dazu passt Manfredinis diesmal recht üble Synthie-Ouvertüre eher mäßig gut. Die offenbar eilends zusammengefrickelte Story deutet bereits an, das von jetzt ab alles Weitere an Plot nurmehr Alibifunktion für Jasons Mordzüge durch die Gemeinde sein kann, denn sie ist sogar noch tumber als die diverser Nachfolger. Immerhin kann sich Miner rühmen, bis dato der einzige Regisseur zu sein, der zwei "Friday"-Filme inszeniert hat; Gore-Schraube und Bodycount werden wieder ordentlich angezogen, Jason bekommt seine fortan als eine Art Trademark geführte Eishockey-Maske. Und die unvermeidlichen Schlussgags, die hier noch deutlicher an die des Erstlings gemahnen, sind mal wieder von höchsten Konfusionsgnaden.

5/10

Steve Miner Jason Voorhees Splatter Slasher 3-D Serienmord


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FRIDAY THE 13TH PART 2 (Steve Miner/USA 1981)


"These kids smoke better dope than I do."

Friday The 13th Part 2 (Freitag der 13. Teil 2) ~ USA 1981
Directed By: Steve Miner

Fünf Jahre nach den mörderischen Vorfällen im Camp Crystal Lake bildet der enthusiastische Paul Holt (John Furey) in der Nachbarschaft eine Gruppe Jugendbetreuer aus. Niemand ahnt jedoch, dass Jason Voorhees (Warrington Gillette) seinerzeit mitnichten im See ertrunken ist, sondern im Wald in einem alten Verschlag haust und den gewaltsamen Tod seiner Mutter (Betsy Palmer) bereits gerächt hat. Und es gefällt ihm ganz und gar nicht, dass jetzt wieder junge Menschen in seine Gefilde kommen, um dort Spaß zu haben. Mit einem Leinsack über dem Kopf geht Jason erstmals an sein blutiges Werk...

Steve Miner, bei "Friday The 13th" als Produzent an Bord, inszeniert das erste Sequel straffer und mit merklich weniger Leerstellen als Cunningham sein Original. Jasons erster Auftritt als Schlächtermeister - hier noch mit Kartoffelsack über dem entstellten Antlitz - gibt bereits die Marschrichtung für alles Folgende vor. Der Kerl scheint schon jetzt unkaputtbar und überall und nirgends zur gleichen Zeit zu sein. Es gibt wieder eine schöne Menge Morde, mit ähnlich hübschen Arrangements aufgezogen wie die im Erstling, nur dass sie diesmal infolge der Intervention der MPAA bzw. durch Paramounts Bestreben, den potentziellen Erfokgsfilm mit einem "R" ins Kino zu bringen, stark Federn lassen mussten. Man spricht von einer runden Minute an geschnittenem Material. Die nunmehr fehlenden Make-Up-Eskapaden schlagen zwar recht negativ zu Buche, da Miners Film ohne sie doch spürbar an Kraft einbüßt, dennoch kann sich auch "Part 2" als spaßiger und noch immer richtungsweisender Camp-Slasher sehen lassen. Allerdings mag man über die plump strukturierten Reprisen des Erstlings gegen Ende wohlweislich das Mäntelchen des Schweigens hüllen.

6/10

Steve Miner Sequel Feriencamp Splatter Slasher Serienmord Jason Voorhees


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WHOEVER SLEW AUNTIE ROO? (Curtis Harrington/UK 1972)


"She's got a mummy in a hidden room!"

Whoever Slew Auntie Roo? (Wer hat Tante Ruth angezündet?) ~ UK 1972
Directed By: Curtis Harrington

Middlesex, 20er Jahre: Die wohlhabende, aber einsame Vaudevillekünstler-Witwe Rose Forrest (Shelley Winters) lädt alljährlich über die Weihnachtsfeiertage zehn Kinder eines benachbarten Waisenhauses ein, stopft sie mit Leckereien voll, beschenkt sie reichlich und bläst für sie die Unterhaltungsharfe. In diesem Jahr mogeln sich zusätzlich die beiden verschworenen Geschwister Christopher (Mark Lester) und Katy (Chloe Franks) unter die anderen Kids. Für 'Auntie Roo', wie Rose sich von den Kleinen verniedlicht rufen lässt, kein Problem - zumal die süße Katy sie an ihre einst infolge eines Unfalls verstorbene, eigene Tochter Katharine erinnert. Als Christopher zufällig herausfindet, dass bei Rose ein Schräublein locker ist, ist es bereits zu spät: Sie entführt Katy und sperrt sie als Tochterersatz in eine kleine Dachkammer. Mit Christophers Hartnäckigkeit, der sich plötzlich bei "Hänsel und Gretel" wähnt und Rose für die alte Knusperhexe hält, hat die jedoch nicht gerechnet.

Hübsch boshafter, vorläufiger Endpunkt der Hag-Horror-Welle nach genau zehn Jahren Lebensdauer und verkleidet als Neuformulierung eines der grausligsten von Grimms Märchen, das zudem von seinen kleinen Lesern schwer missinterpretiert wird: Natürlich kann man Rose Forrest vorwerfen, dass es nicht ganz handelsüblich ist, die Leiche des verstorbenen Kindes in einem geheimen Spielzimmer der heimischen Villa aufzubahren und allabendlich in den Schlaf zu singen; genau so, wie die das Kidnappen eines kleinen Mädchens wohl kaum der korrekte Weg ist, eine rechtsgültige Adoption ins Feld zu führen. Dass Rose jedoch plant, die beiden Geschwister zu mästen und hernach im Ofen zu grillen, darf stark bezweifelt werden - sie wählt lediglich etwas unkonventionelle Methoden, um ihre Einsamkeit zu überbrücken. Pech, dass sie sich da in der Person des pfiffigen, aber bereits sehr lebensgeschulten Christopher mit dem Falschen eingelassen hat, denn wie weiland die böse Hexe erwartet auch Tantchen Roo ein heißes Schicksal. Ein logisches Finale für die Altweiber-Horrorwelle, da hier nicht nur surreale Elemente Einzug zu halten beginnen, sondern sich langsam auch die Figur der bösen Alten zu drehen beginnt. Rose Forrest ist ja nicht wirklich böse, sondern lediglich eine bemitleidenswerte, vom Schicksal gebeutelte Mutterfigur mit fehlgeleiteten Charakterausprägungen. Sehr schön derweil die an Dickens angelehnte Zeichnung der postviktorianischen Waisenhausverhältnisse und die freche Zeichnung der entsprechenden Lebenswirklichkeit: Zu Tante Roo etwa dürfen nur die Hübschen und Braven - freche oder sich in irgendeiner Form auffällig benehmende Kinder, solche also, die es am Nötigsten hätten, müssen daheim bleiben. Elitäre Auslese beginnt eben in der kleinsten Hütte.

8/10

period piece Curtis Harrington Madness Kinder Waisenhaus Hag Horror Weihnachten Kidnapping


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WHAT'S THE MATTER WITH HELEN? (Curtis Harrington/USA 1971)


"Men can be quite a bit lower than the angels."

What's The Matter With Helen? (Was ist denn bloß mit Helen los?) ~ USA 1971
Directed By: Curtis Harrington

Nachdem ihre Söhne wegen eines Frauenmordes verurteilt wurden, verlassen die beiden von der Journaille aufs Korn genommenen Mütter Helen (Shelley Winters) und Adelle (Debbie Reynolds) die Provinz Iowas, um sich im Hollywood der frühen dreißiger Jahre eine neue (Schein-)Existenz zu errichten. Sie eröffnen ein Talentstudio, in dem junge Shirley-Temple-Nacheiferinnen gefördert und "entdeckt" werden können. Adelle lehrt die Elevinnen Tanz und Gesang, Helen spielt dazu Klavier. Doch es ziehen bald Besorgnis erregende Wolken auf: Während die attraktive Adelle von einem reichen und verständigen Verehrer (Dennis Weaver) umgarnt wird, flüchtet sich die dickliche, ungrazile Helen in die stupiden Radiosendungen der Predigerin Alma (Agnes Moorehead) und wird immer seltsamer. Zudem scheint die beiden Frauen ein mysteriöser Verfolger zu belagern, der irgendetwas mit dem Mordopfer ihrer Jungs zu tun hat...

Shelley Winters eventually goes mad: Nach Robert Aldrich brachte der bis heute schwer unterrepräsentierte Regisseur Curtis Harrington das Hag-Horror-Genre zu seinem vorläufigen Endpunkt. "What's The Matter With Helen?" bietet jedoch noch wesentlich mehr: Eine böse Traumfabrik-Satire und diverse Seitenhiebe gegen die Profitgier der in den USA so beliebten Medienprediger. Ganz wunderbar vor allem die Parallelisierung der beiden B-Diven: Während Debbie Reynolds sich noch immer zu präsentieren weiß und die überaus ansehnlichen Beine voller Elan in die Höhe schwingt, hat die zwölf Jahre ältere, schon immer etwas "individuelle Schönheit" Shelley Winters ihre äußeren Reize nicht nur eingebüßt, sondern sieht als graue, sich der Psychose annähernde Depressionspatientin sogar noch zehn Jahre älter aus als sie tatsächlich ist. Um die eigenartig-dysfunktionale Zweckbeziehung dieser beiden so gegensätzlichen Frauenfiguren herum konstruiert Henry Farrell, der bereits die Vorlagen für "Baby Jane" und "Sweet Charlotte" auf dem Kerbholz hatte, eine merkwürdig theatralische, pastellfarbene Geschichte um Abhängigkeiten, Anhänglichkeiten und mörderische Gewalt. Interessanterweise blieb der Reynolds eine Zweitkarriere als B-Movie-Queen versagt; für die beeindruckende, wunderbare Shelley Winters gab es danach noch einiges auf diesem Sektor zu vermelden...

8/10

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FRIDAY THE 13TH (Sean S. Cunningham/USA 1980)


"Ma'am, we didn't find any boy." - "But - then he's still out there..."

Friday The 13th (Freitag der 13.) ~ USA 1980
Directed By: Sean S. Cunningham

Nachdem vor vielen Jahren im See des Feriencamps Crystal Lake zunächst der kleine Jason Voorhees (Ari Lehman) ertrunken, und danach ein Mitarbeiterpärchen grausam ermordet aufgefunden worden ist, musste der fortan als 'Camp Blood' verschrieene Jugenddomizil dichtmachen. Als der wackere Steve Christy (Peter Brouwer) es wieder herrichten und eröffnen will, gibt es eine neuerliche Mordserie an den Mitarbeitern, die nur die tapfere Alice (Adrienne King) überlebt.

Cunninghams reaktionärer Splatterfilm darf nicht nur als Blaupause für die gewaltige Slasher-Schwemme der Achtziger gelten, sondern zudem als eine späte Variante der von Robert Aldrich etablierten und von Curtis Harrington an ihren vorläufigen Abschluss geführten "Hag Horror Movies". Bekanntermaßen hatte im ersten "Friday" noch nicht der später auf paradoxe Weise zur Stilikone hochgejubelte Massenmörder Jason Voorhees die deftige Mordserie zu verantworten, sondern sein Rache für seinen vermeintlichen, durch Fahrlässigkeit verschuldeten Tod nehmendes Mütterlein (Betsy Palmer). Der Reihenstart, wahrscheinlich das erste große camp movie im doppelten Wortsinne, glänzt mit nach wie vor tollen Make-Up-Eskapaden des großen Zunftmeisters Tom Savini, dem es hier besonders stahlspitzenbewährte Pfeile angetan haben, mit denen die dämlichen, promisken, Pot rauchenden und Bier trinkenden Spätteenager zur Hölle gejagt werden. Auch eine Axt und Jasons späteres Markenzeichen, die Machete, kommen hier bereits zum Einsatz. Für Betsy Palmer, in den Fünfzigern ein kleines Hollywood-Starlet in Film- und TV-Nebenrollen, und nunmehr die durchgedrehte, auf Rache sinnende 'hag' des Films, bedeutete der Einsatz als Jasons Mutti einen zweiten Karrierefrühling, von dem sie noch heute zehrt und sie trotz hohen Alters zum gern gesehenen Gast bei Fan-Conventions macht.
Im Film, der, einmal Hand aufs Herz und durchgeatmet, unglaublich mies strukturiert und zusammengewschwurbelt ist, etliche dramaturgische Durchhänger hat und mit dem Abstand der Jahre kaum mehr denn selbstparodistisch wirkt, tritt sie erst im letzten Sechstel in die Narration ein und entpuppt sich denn auch gleich als die gesuchte "Whodunit"-Person, nach der der emsige Zuschauer vorher verzweifelt (und, wie sich nun herausstellt, komplett irregeleitet) zu fahnden genötigt war. Man wird also auch noch zusätzlich für dumm verkauft.
Die wahren Stars des Films neben der angemessen grell auftretenden Betsy Palmer sind und bleiben der erwähnte Tom Savini, Harry Manfredini mit seinem legendären Ächzecho und Ari Lehman, der am Ende für den noch immer besten Schock sorgt.

7/10

Sean S. Cunningham Steve Miner New Jersey Serienmord Hag Horror Splatter Slasher Exploitation Jason Voorhees


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WHAT EVER HAPPENED TO BABY JANE? (Robert Aldrich/USA 1962)


"I didn't bring your breakfast because you didn't eat your din-din."

What Ever Happened To Baby Jane (Was geschah wirklich mit Baby Jane?) ~ USA 1962
Directed By: Robert Aldrich

Schwestern und Todfeindinnen: Seit frühester Kindheit sind Blanche (Joan Crawford) und Jane (Bette Davis) sich gegenseitig bis aufs Blut verhasst; ein Umstand, der vor allem durch den Neid aufeinander wachgerufen wurde. Während Jane als ein vom Vater (Dave Willock) "produzierter" Kinderstar reüssieren konnte, war Blanche eine gefeierte Filmdiva im golden age Hollywoods. Ein Autounfall, bei dem Blanche verkrüppelt und an den Rollstuhl gefesselt wurde, bereitete beider Karrieren ein jähes Ende. Seitdem muss sich die mehr und mehr dem Whiskey zusprechende Jane um Blanche kümmern. Als Jane sich schließlich dazu berufen fühlt, trotz ihres bereits welken Äußeren einen zweiten Karrierefrühling anzustreben, kann nichts sie aufhalten.

"What Ever Happened To Baby Jane", ein Monster von Film und stilprägendes Kino, präsentierte dem staunenden Kinopublikum nichts Geringeres als eine in der Tradition von Wilders "Sunset Boulevard" stehende Demontage der Traumfabrik im ausladenden Camp-Gewand und machte sich dazu die bislang stets off screen stattgefundene, publikumswirksame Zerfleischung der Hollywood-Diven Davis und Crawford zunutze. Nachdem die beiden Ikonen ihre besten Jahre lange hinter sich gelassen hatten, spielten sie ausgerechnet für den bis dato eher als "Männerfilm-Regisseur" bekannten Robert Aldrich zwei Schwestern, die, wie sich am Ende zeigen wird, an ihrem jeweiligen Los selbst die primäre Schuld tragen. Aldrichs Inszenierung der beklemmenden häuslichen Situation ist von einer bis dahin von ihm nicht gesehenen, klaustrophobischen Meisterschaft; der psychische und physische Terror, den Blanche Hudson durch ihre regressiv-psychotische Schwester zu erleiden hat, wird beinahe subjektiv nachvollziehbar. Das Haus der beiden altjüngferlichen Prä-Seniorinnen avanciert dabei zur Bühne für Davis' unglaubliche Präsentation. Ohne die geringste Scheu, sich als faltige, clownesk überschminkte Scotch-Hexe in Szene setzen zu lassen, singt, tanzt und keift sie sich launigst durch ihre Rolle und erteilt der sich stets im rechten Licht befindlichen, eitlen Live-Pepsi-Reklame Crawford eine pralle Lektion darüber, dass großes Spiel und große Schönheit nicht zwingend einhergehen müssen. Dennoch ist natürlich auch sie sehenswert bis dorthinaus. Perfektion allerorten.

9/10

Robert Aldrich Hag Horror Madness Schwestern Hollywood Terrorfilm Camp Henry Farrell


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LIVIDE (Alexandre Bustillo, Julien Maury/F 2011)


Zitat entfällt.

Livide (Livid - Das Blut der Ballerinas) ~ F 2011
Directed By: Alexandre Bustillo/Jean Maury

Die junge Lucie (Chloé Coulloud) macht ein Praktikum in der Altenpflege. Zusammen mit ihrer Betreuerin Madame Wilson (Catherine Jacob) besucht sie an ihrem ersten Tag unter anderem die steinalte Madame Jessel (Marie-Claude Pietragalla), die scheinbar halbtot in ihrem riesigen Herrenhaus dahindämmert. Eine Anekdote Mme Wilsons, derzufolge die Jessel irgendwo in ihrer Villa einen Schatz hortet, lässt Lucie zusammen mit ihrem Freund William (Félix Moati) und dessen Bruder Ben (Jérémy Kapone) in der folgenden Nacht in das Haus einsteigen. Dort erwarten sie jedoch weder Gold noch Juwelen, sondern das nackte Grauen.

Zumindest in visueller Hinsicht überwältigend ist dieses Horrormärchen von Bustillo & Maury, in dem man vor allem mehr oder minder offensichtlich seinen Genre-Einflüssen huldigt, sich aber leider als nicht mächtens erweist, den Zuschauer in dem Maße zu fesseln, wie es wohl ursprünglich intendiert war. Tatsächlich verliert sich "Livide" irgendwann in seiner eigenen Verspieltheit und lässt allzu viele offene Interpretationsenden zurück als dass man ihn als rundum geglückt betrachten könnte. Den Hardcore-Horror von "À L'Intérieur" hinter sich lassend setzt das Regisseursduo nun vornehmlich auf surrealistischen Grusel wie man ihn in ähnlicher Form wohl eher von einem Guillermo del Toro erwarten würde. Vampire, die allerdings nur teilweise ihren literarischen Wurzeln gehorchen, sondern eher unterweltlichen, magischen Hexenwesen gleichen, bevölkern nebst ihren Leibeigenen und Vasallen das phantastische Spektrum des Films; später erweitert sich die Perspektive noch um übersinnliche Wahrnehmung, Seelenwanderung und -verwandtschaft. Ein bisschen viel für einen so kleinen, kurzen französischen Genrefilm, der durch seine Überfrachtung unglücklicherweise mehr verliert als gewinnt.

6/10

Vampire Alexandre Bustillo Julien Maury Haus Ballett Splatter


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FRIGHT (Peter Collinson/UK 1971)


"Aaaaah!"

Fright (Die Fratze) ~ UK 1971
Directed By: Peter Collinson

Die junge Amanda (Susan George) hilft als Babysitterin bei dem Ehepaar Helen (Honor Blackman) und Jim (George Cole) aus, die sich seit lanngem mal wieder einen Abend zu zweit gönnen wollen. Was Amanda nicht weiß: Helen war zuvor schon einmal verheiratet, nämlich mit dem psychotischen Brian (Ian Bannen), der ihr einst nach dem Leben trachtete und just aus der Irrenanstalt entflohen ist. Bald taucht Brian bei Amanda auf und drangsaliert sie auf das Übelste.

Es wird viel von Herzen gekreischt in Peter Collinsons bravem kleinen Psychothriller. Ansonsten hat dieser aber nur Mittelmaß im Gepäck. Die Story schlägt permanent Haken von unglaubwürdigster Kuleur und wird geradezu zwangshochgezogen, um dem prinzipiell sicherlich spannenden Szenario einen gerechtfertigten Rahmen zu verleihen. Dabei verliert "Fright" jedoch ein hohes Maß an Dichte und Geschlossenheit; allein jenes Faktum, dass der Wahnsinnige im Zusammenhang mit dem Elternpaar steht, hätte man sich sparen können - der Plot hätte sich wesentlich flüssiger und offener entfalten können. So bleibt ein gut gemeinter, jedoch eben mediokrer Film mit allzu viel unausgeschöpftem Potenzial.

5/10

Peter Collinson England Haus Madness Nacht


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KILLER KLOWNS FROM OUTER SPACE (Stephen Chiodo/USA 1988)


"I made it through Korea, I can make it through this bullshit!"

Killer Klowns From Outer Space (Space Invaders) ~ USA 1988
Directed By: Stephen Chiodo

Gefräßige Aliens, die aussehen wie monströse Zirkusclowns, machen mit ihrem Raumhobel Halt in der US-Provinz, um das Kleinstädtchen Crescent Grove im wahrsten Sinne des Wortes "auszuschlachten". Die Killerclowns mögen nämlich am Liebsten in rosa Zuckerwatte konserviertes Menschenfleisch. Der emsige Cop Dave (John Allen Nelson) und die beiden Teenager Mike (Grant Cramer) und Debbie (Suzanne Snyder) lassen sich die derben Narreteien der extraterrestrischen Spaßmacher jedoch nicht gefallen und holen zum Gegenschlag aus.

Leider genießt Chiodos Film zumindest großflächig hierzulande nicht den Ruf, der ihm eigentlich zukäme und den er in seinem Herkunftsland innehat, weil es ihm bei uns schlicht an Bekanntheit mangelt. Allzu stiefmütterlich die bisherige Rezeptionsgeschichte - was sich möglicherweise mit dem aktuellen, überfälligen DVD-Release etwas reguliert. Stephen Chiodo, der sich diese völlig irrsinnige Geschichte mit seinen Brüdern Charles und Edward ausgedacht hat, zieht alle Register für seine liebenswerte Hommage an die Invasionsfilme der fünfziger Jahre und macht mit und aus seinem Kleinbudget ein regelrechtes Ideenfeuerwerk. Eine Vielzahl abgefahrener visueller Gags, die nahezu jedes typische Clown-Klischee zu einem Horror-Geistesblitz werden lässt - darunter ein lebendig werdendes Fingerschattenspiel, macht die "Killer Klowns" zu einer wirklich erklecklichen Genre-Comedy, die sich rühmen darf, zu den heimlichen Schätzchen des Achtziger-Kinos zu gehören.

7/10

Stephen Chiodo Aliens Monster Invasion Clowns Zirkus Kleinstadt


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BLACK WATER (Andrew Traucki, David Nerlich/AU 2007)


"Come here! Here I am!"

Black Water ~ AU 2007
Directed By: Andrew Traucki/David Nerlich

Während eines Angeltrips in den Mangroven Nordaustraliens werden die beiden Schwestern Lee (Maeve Dermody) und Grace (Diana Glenn) sowie Graces Mann Adam (Andy Rodoreda) von einem Salzwasserkrokodil attackiert. Nachdem die Bestie bereits ihren Bootsführer Jim (Ben Oxenbould) getötet hat, können sich die Drei auf einen der knorrigen Bäume retten. Das Krokodil bleibt jedoch ständig in ihrer Nähe und lässt sie nicht entkommen.

Hat, was es/er braucht, um sich als sauberer Kroko-Schocker durchzumogeln, Todesrolle inklusive. Gut, das Vieh ist nicht so monströs wie manche seiner Kino-Artgenossen und es werden vielleicht ein bisschen wenig Leute gefressen, aber dafür findet sich die, *gähn*, klaustrophobische Stimmung der kammerspielartigen Belagerungssituation treffend ausgespielt. Ob das Publikum eine solche in einem um ein Killerkrokodil kreisenden Horrorfilm überhaupt sehen will, möchte ich gern einmal dahingestellt lassen.
Gute bis spannende Kurzweil, kombiniert mit ein paar wirklich netten Einstellungen und Szenen bietet "Black Water" jedoch allemal und fällt somit unter die allseits beliebte Kategorie 'nett und adrett'.
Ach, und Greg Mcleans "Rogue" ist natürlich der bessere Film.

6/10

Australien Tierhorror Andrew Traucki David Nerlich Krokodil Belagerung





Filmtagebuch von...

Funxton

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