Zum Inhalt wechseln


In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


Foto

CORRUPTION (Robert Hartford-Davis/UK 1968)


"I'm a doctor. I swore to save lives, not to take them away!"

Corruption (Die Bestie mit dem Skalpell) ~ UK 1968
Directed By: Robert Hartford-Davis

Der erfolgreiche Chirurg Rowan (Peter Cushing) und das junge Foto-Model Lynn (Sue Lloyd) planen ihre baldige Hochzeit, als Lynn bei einem Unfall von einem Halogenstrahler im Gesicht verbrannt wird. Verbissen arbeitet Rowan an einer Möglichkeit, Lynns entstelltes Antlitz wiederherzustellen, als ihm der entscheidende Clou zufällt: Man benötigt das Sekret einer fremden Hirnanhangdrüse, um eine Zell-Reaktivierung einzuleiten. Die entsprechenden Hormone einer Toten "reparieren" Lynn jedoch nur kurzfristig. Also versucht Rowan es mit dem Hirn einer frischen Prostituiertenleiche - die zuvor ihm selbst ermordet wurde. Lynn, die um die Methode weiß, fordert von Rowan bald neue Opfer, um ihre physische Schönheit zu bewahren - ihr Wahn übersteigt schließlich sogar den ihres aus Liebe mordenden Mannes um ein Vielfaches.

Ein kleiner, verrückter Slasher aus den späten Sechzigern; auf rein inhaltlicher Ebene letzten Endes nichts anderes als eine britische Drittvariation der bekannteren "Les Yeux Sans Visage" und "Gritos En La Noche". Der Unterschied zu diesen besteht hier im Wesentlichen darin, dass das entstellte Opfer unumwunden selbst die Erhaltung seiner äußeren Ästhetik einfordert und dafür noch deutlich moralentleerter zu Werke geht als der ausführende Mörder - Cushing in einer kaum abgewandelten Analogie zu seinen gotischen Auftritten als mal mehr, mal weniger diabolischer Dr. Frankenstein im entsprechenden Hammer-Franchise. Dazu spielt ein zunehmend entfesselter Jazz-Score (Bill McGuffie), was die aufreizende Abseitigkeit des Films noch zusätzlich prononciert. Das Ende schließlich ist über alle Maßen spektakulär: Sämtliche Beteiligten werden von einem wildgewordenen Laserstrahl, den Dr. Rowan für die Operationen an seiner irren Braut benötigt, ins Jenseits befördert - daher auch der internationale Titel "Laser Killer". Unter diesem enterte die Leinwände parallel zu der recht domestizierten Kino-Variante für die anglophonen Statten auch eine deutlich verschärfte Variante mit ergänzendem Nackt- und Blutgehalt. Whoopeee!

7/10

Robert Hartford-Davis Serienmord Ehe Madness mad scientist Sleaze Bohéme London


Foto

MANIAC (Franck Khalfoun/F, USA 2012)


"You're beautiful."

Maniac ~ F/USA 2012
Directed By: Franck Khalfoun

Der infolge eines Mutterkomplexes wahnsinnig gewordene Schaufensterpuppenrestaurator Frank (Elijah Wood) ermordet und skalpiert Frauen, die er in Kontaktbörsen im Internet oder rein zufällig auf der Straße ausfindig macht. Als er die Installations-Künstlerin Anna (Nora Arnezeder) kennenlernt und sich zu ihr hingezogen fühlt, beginnen seine dunkle Seite und der letzte verbliebene Rest von Rationalität in ihm einen kurzen, aussichtslosen Kampf.

Das von Alexandre Aja co-gescriptete und -produzierte "Maniac"-Remake, an dem auch William Lustig in beratender Funktion mitwirkte, zählt zu den gelungenen Neuverfilmungen innerhalb der nicht abreißenwollenden Schwemme von Aufwärmungen klassischer Horrorfilme. Tatsächlich vermag er als in rein künstlerischer Hinsicht vollwertige Variation des bahnbrechenden Originals sogar durchgängig zu überzeugen. Ohne dieses einfach und einfallsloserweise zu kopieren, gelingen Khalfoun die Transponierung wesentlicher Elemente: Einsamkeit und Irrsinn, urbane Anonymität und Isolation sowie die muttergesteuerte Misogynie des Killers; dessen Unfähigkeit zur Ausbüng koitaler Praktiken mit seiner furchtbaren Perversion kollidiert. Statt des herbstlichen New York bietet nunmehr das sommerliche L.A. die Kulisse für Franks Feldzug wider die Rationalität, wobei man die Metropole als lebensfeindlichen, hochgewachsenen Großstadtmoloch im Film selten so kristallin erlebt hat. Die meiste Zeit erleben wir Franks Streifzüge per subjektiver Kamera, in den Mordszenen wagt sie sich jedoch nach außen, wie vielleicht auch Frank selbst sich dann nurmehr als Zuschauer wahrnimmt. Dennoch ist das Remake voll von schönen, keinesfalls redundanten Reminiszenzen an Lustigs Film wie auch an einen anderen Serienkiller-Evergreen: "The Silence Of the Lambs".

8/10

Remake Franck Khalfoun Splatter Serienmord Madness Alexandre Aja William Lustig Los Angeles Bohéme Mutter & Sohn


Foto

TUCKER & DALE VS. EVIL (Eli Craig/CA, USA 2010)


"These kids are coming out here and killing themselves all over the woods." - "My God, that makes so much sense."

Tucker & Dale Vs. Evil ~ CA/USA 2010
Directed By: Eli Craig

Eine Gruppe von neun College-Kids fährt in die Appalachen, um dort ein zünftiges Lagerfeuer-Wochenende zu erleben. Zeitgleich sind die beiden etwas debilen, aber überaus gutherzigen Hillbillys Tucker (Alan Tudyk) und Dale (Tyler Labine) unterwegs, um Tuckers just erworbene Hütte nur unweit vom Zeltplatz der Studenten einzuweihen. Bereits die erste, zufällige Begegnung schürt gegenseitiges Misstrauen, das besonders von der vorurteilsbehafteten Großstadt-Baggage ausgeht. Ein klassisches Missverständnis sorgt dann später für den zu erwartenden Konflikt: Die hübsche Allison (Katrina Bowden) stößt sich den Kopf und droht zu ertrinken, als Dale sie heldenhaft rettet und mit in die Hütte nimmt. Die übrigen Kids, allen voran der leicht auffällige Chad (Jesse Moss), glauben, die beiden Waldschrate wären dabei, Allison als Vorspeise zuzubereiten und gehen in die Offensive. Höchst ungeschickt, denn einer nach dem anderen fallen sie ihrer eigen Tölpelhaftigkeit zum Opfer, derweil Tucker und Dale bloß versuchen ihre und Allisons Haut zu retten...

Liebenswert nerdige Fun-Splatter, dessen inhaltliche Prämisse spätestens nach der ersten Filmhälfte so augenfällig ist, dass man sich schwer wundern muss, warum bisher noch niemand auf die Idee gekommen ist, sich ihrer anzunehmen. Nicht von den Hinterwäldlern, so Craigs luzider Gedanke, geht die eigentliche Gefahr beim so oftmals beschworenen culture clash aus, sondern von den arroganten Stadtbengels, die alles, was nach Wald, Land oder Natur aussieht, geschweige denn riecht, als vorsintflutlich und zurückgeblieben erachten und die persönliche Würde deutlich höher ansiedeln. Tucker und Dale derweil werden nur ständig Opfer irgendwelcher Zufälle und Unachtsamkeiten, die ihnen die panisch reagierenden urban lads nurmehr als weiteren bestialischen Charakterzug anrechnen. Vertauschte Rollen also, herrlichst durchexerziert und mit urkomischem Gore angereichert, über den ich lange nicht mehr so herzhaft lachen konnte. Die ultimative Nerd-Fantasie erfüllt sich natürlich auch noch in anderer Hinsicht: wenn Craig seinem dickfälligen Anti-Schönling Dale und dem fleischgewordenen Jungs-Traum Allison eine Romanze spendiert, dann jubeln millionen Loser auf der Welt still und glücklich in sich hinein. Larger than life aber ausgekocht liebenswert, wie der ganze Film.

8/10

Eli Craig Hommage Backwood Satire Splatter Groteske West Virginia Appalachen


Foto

VAN HELSING (Stephen Sommers/USA 2004)


"Why does it smell like wet dog in here?"

Van Helsing ~ USA 2004
Directed By: Stephen Sommers

Den vom Vatikan beschäftigten Monsterjäger Gabriel Van Helsing (Hugh Jackman) umgibt selbst eine trübe Vergangenheit, der er ständig auf der Spur ist. Zwischendurch legt er zeitgenössische Unholde wie den Amok laufenden Mr. Hyde (Robbie Coltrane) auf Eis und erfreut sich stets neuer Gimmicks, die ihm der klösterliche Waffenschmied Carl (David Wenham) zur Verfügung stellt. Als es sich in Transsylvanien zusammenbraut, schickt man Van Helsing und Carl geradewegs in den Krisenherd: Graf Dracula (Richard Roxburgh), seine drei Vampirbräute, diverse Werwölfe und Frankensteins Monster (Shuler Hensley) bekriegen sich und terrorisieren eine dörfische Gemeinschaft. Zusammen mit der schönen Anna (Kate Beckinsale), deren Bruder (Will Kemp) ebenfalls von einem Werwolf infiziert wurde, findet Van Helsing den Grund für die Unruhe heraus: Dracula hat sich des Schlosses Frankenstein nebst dessen Dienerschaft bemächtigt, um das Geheimnis der Unsterblichkeit zu erlangen. Seine mit seinen Bräuten gezeugte Brut überlebt nämlich immer nur für Minuten und taugt daher nicht viel für eine Invasion. Die Frankenstein-Kreatur jedoch ist der wahre Schlüssel zu Draculas sinistrem Vorhaben...

Was eine Revitalisierung des 'golden age gothic horror' aus dem Hause Universal hätte werden können - oder sollen - (immerhin widmet der Regisseur seinen Film im Abspann hochtrabend seinem Vater) geriet zu einem albernen Disneyland-Fahrgeschäft, einer von Effekteleim notdürftig zusammengehaltenen Halbgarnis, in der der coole Superheld Wolverine und die wehrhafte Amazone aus "Underworld" es mit einem peinlich halbgar interpretierten Dracula (Roxburghs Interpretation ist eine Schande für diese altehrwürdige Figur), Computerwerwölfen und einem wohl nicht ganz zufällig eher nach Peter Boyle denn nach Boris Karloff aussehenden Frankenstein-Monster zu tun bekommen. Flaue Witzchen und nerdige Sprüche begleiten den Weg der kleinen Heldengemeinschaft durch die West-Karpathen und auch eine fein arrangierte, jedoch kläglich inszenierte Polanski-Reminiszenz sowie diverse weitere Behauptungen, bezüglich der Genre-Historie ein firmes Auge zu besitzen, tragen eher zum tosenden Untergang dieses hochbudgetierten, seelenentleerten Hülsenfilms bei. Und welch eine nutzlose Verschwendung von Ressourcen, zumal die kreativen Köpfe hinter der visuellen Gestaltung teils Höchstleistungen vollbrachten: Wunderbar grazil etwa die drei weißen Vampirfauen, wie sie durch die gräuliche Dämmerung flattern, opulent ausgestattet die Budapester Ballszene, hübsch maskiert das ewige Labor-Faktotum Igor (Kevin J. O'Connor) und selbst die vielen CGIs in ihrer comicesken Überzogenheit fand ich noch überwiegend charmant. Doch all das bleibt bloß zur Schau gestellte Makulatur eines letztlich hoffnungslos ausgehöhlten, von übrzogenen Erwartungen getragenen Kinofurzes ohne Blut in den Adern, dessen Nachhall sich in etwa so rasch verliert wie ein Schwefelhauch in der Silvesternacht. Dennoch nicht ganz das noch viel ärgere Volldebakel, dass Sommers zuvor mit seinen erbärmlichen "Mummy"-Filmen vom Stapel ließ.

4/10

Stephen Sommers period piece Hommage Werwolf Vampire Frankenstein Dracula Transsylvanien Rumänien Universal-Monster Crossover


Foto

I BURY THE LIVING (Albert Band/USA 1958)


"I won't quit."

I Bury The Living ~ USA 1958
Directed By: Albert Band

Der Warenhauschef Robert Kraft (Richard Boone) nimmt zähneknirschend das traditionsbewusste Ehrenamt des hiesigen Friedhofsmanagers an. In der dortigen Baracke gibt es einen Lageplan, auf dem sämtliche belegten und reservierten Grabstätten eingezeichnet sind: Bereits beerdigte Klienten werden darauf durch eine schwarzköpfige Nadel markiert, noch lebende durch eine weißköpfige. Rein zufällig entdeckt Robert, dass jedesmal, wenn er eine weiße durch eine schwarze Nadel ersetzt, die entsprechende Person binnen weniger Stunden eines anscheinend natürlichen Todes stirbt. Zugleich belastet und berauscht durch diese Entdeckung verlangt vor allem sein ungläubiges Umfeld nach immer wieder neuen Beweisen für Roberts tödliche 'Gabe', bis der Arme, als er feststellt, dass sein unheilvoller Einfluss sogar bis über den ganzen Erdball reicht, einen Nervenzusammenbruch zu erleiden droht...

Was als herrlich triviale "Gespenstergeschichten"-Episode zwischen eerie und creepy beginnt ("Seltsam? Aber so steht es geschrieben...") muss sich am Ende leider einer höchst irdischen Aufklärung ergeben, die die gesamte Filmhandlung resümierend doch arg konstruiert erscheinen lässt. Immerhin, mit jenem vorgefassten Wissen im Genick lässt sich "I Bury The Living" bei weiteren Betrachtungen etwas verdient analytischer verfolgen, denn der kleine, supergünstig produzierte Schocker besitzt erwartungsgemäß noch viel wesentlichere Qualitäten: personell liegen diese allen voran bei Richard Boone, der dem Zweifelnden mit vermeintlichen Seherkräften ein überzeugendes Gesicht verleiht sowie bei seinem Kollegen Theodore Bikel als nicht minder vermeintlich braves Friedhofsfaktotum, das in mehrerlei Hinsicht die Geschicke auf dem Totenacker lenkt und mit undefinierbarem Nuschelakzent parliert. Erwähnung finden muss außerdem die einfallsreiche, mitunter hypnotische Regie von Albert Band, Vater der Genre-Legenden-Brüder Charles und Richard Band, die als Produzent und Komponist zahlreiche B- und C-Werke der renommierten Schmieden 'Empire' und 'Full Moon' betreuten.

7/10

Albert Band Friedhof Serienmord


Foto

EL CANÍBAL (Jess Franco/E, F, BRD 1980)


Zitat entfällt.

El Caníbal (Jungfrau unter Kannibalen) ~ E/F/BRD 1980
Directed By: Jess Franco

Der kommende Hollywood-Star Laura Crawford (Ursula Buchfellner) weilt in Manila, um sich dort die neueste haute couture vorführen zu lassen. Flugs wird sie von einem Dunkelmann-Quartett (Antonio de Cabo, Werner, Pochath, Gisela Hahn, Melo Costa) kassiert und auf eine der entlegenen Inseln entführt. Sechs Millionen Dollar Lösegeld soll Lauras Sponsor hinblättern und betraut den welterfahrenen Abenteurer Peter Weston (Al Cliver) mit dieser Aufgabe. Dummerweise haust auf der Insel, auf der sich die Gangster einquartiert haben, ein Eingeborenenstamm, der dem Kannibalengott Bocco (Betrand Altmann) huldigt. Dieser fordert regelmäßig nackte Jungfrauen, die er begrabbeln und deren Herzen er in Windeseile verzehren kann. Der umtriebige Weston muss also mit den Ganoven und mit Bocco fertig werden.

Ein Festival der Anschlussfehler - dass Franco bei seinem quantitativ immer wieder unglaublich anmutenden Ausstoß hier und da g'schlampert hat, ist nichts Neues, im Falle "El Caníbal" jedoch bedarf es schon einer ganz besonderen Toleranz seitens des Publikums, seinem Machwerk zu folgen, geschweige denn, selbiges zu würdigen. Gründe dafür sind zahlreich vorhanden: Die Strandpromenade von Benidorm soll uns als Manila verkauft werden und der allabendliche Gästestamm der Disco um die Ecke als Kannibalenvolk. Zwei Einstellungen in ein und derselben Szene sind zu unterschiedlichen Tageszeiten und unter völlig anderen Lichtverhältnissen gegeneinandermontiert worden, gewisse Textilien sind in einem Moment noch an ihrem Platz, um im nächsten Moment wie von Zauberhand zu verschwinden und dann wahlweise wieder aufzutauchen. Chef-Gangster Thomas (de Cabo) fuchtelt bedrohlich mit seiner Lufdtruck-Pistole herum und Werner Pochaths "grauselige" Enthauptung wird durch ein Palmenblatt simuliert, das man auf seinem Hals drapiert hat. Unser Jess - eben doch der erste, inoffizielle 'Dogma'-Filmer! Immerhin - der fleischbewusste Kostgänger bekommt eine Menge hübscher Damen aus so ziemich jedem möglichen Blickwinkel kredenzt; allen voran natürlich die schöne (M)Uschi Bu(s)chfellner (nein, ich habe mit Kalauern nix am Hut) und die noch schönere Aline Mess. Da war aber dann doch ganz schön wat los an der steinigen Costa Blanca.

5/10

Jess Franco Europloitation Sleaze Philippinen Kannibalismus Splatter Trash Lisa-Film


Foto

LET'S SCARE JESSICA TO DEATH (John D. Hancock/USA 1971)


"Damn hippies, creeps!"

Let's Scare Jessica To Death (Grauen um Jessica) ~ USA 1971
Directed By: John D. Hancock

Nach einem sechsmonatigen Aufenthalt in einer Nervenklinik zieht Jessica (Zohra Lampert) mit ihrem Ehemann Duncan (Barton Heyman) und dessen Kumpel Woody (Kevin O'Connor) in ein just erworbenes Provinzhaus in Connecticut. Hier will man sich ganz entspannt dem Müßiggang und dem Apfelanbau hingeben. Im Haus findet das Trio unerwartet das Hippie-Mädchen Emily (Mariclare Cotello) vor, welches sich dort eingenistet hat. Man ist sich auf Anhieb sympathisch und überredet Emily zum weiteren Verbleib. Doch die junge Dame umgibt offenbar ein Geheimnis. Besonders die hochsensible Jessica macht bald immer verdächtigere Entdeckungen, die nur einen finalen Schluss zulassen: Emily ist in Wahrheit der Geist der vor rund neunzig Jahren ertrunkenen Abigail Bishop, der allenthalben die rundherum lebende Bevölkerung zur Ader lässt und sich von deren Blut ernährt.

Ein eher vernachlässigenswerter, kleiner Spukfilm; träge, behäbig, mit zuweilen laienartig auftretender Besetzung und von dieser zudem teils barbarisch mies gespielt (ich schätze, das nicht nur auf der Leinwand hippieesk anmutende Protagonistenquartett wird sich mit diversen BTM bei Laune gehalten haben, man beobachte nur Lamperts glasigen Blick); immerhin jedoch von inszenatorischer Seite her hier und da ambitioniert wirkend.
Die interessante Nuance liegt in der zunächst noch geschickt ausgespielten Ungewissheitskarte: Sind Jessicas Eindrücke noch posttraumatische Nachwirkungen ihrer psychotischen Episode oder handelt es sich tatsächlich um übernatürliche Ereignisse?: "Madness or sanity; dream or nightmare - which is which?" Nun ja, die fiesen Wunden, die der überalterten Landbevölkerung mittels unkonventioneller, vampirischer Methodik (Schnittwerkzeuge statt Reißzähnen) beigebracht wurden, sprechen da schlussendlich schon eine recht deutliche Sprache. Am Ende erweisen sich alle um sie herum mit Ausnahme von Jessica selbst als infizierte Untote - glücklicherweise nicht sonderlich wehrhaft in ihrem Gebahren. Allein - wer wird der guten Frau glauben nach ihrer (optionalen) Rückkehr in die Zivilisaton?
Ein PG-13-Horrorfilm eben. 'Nuff said.

4/10

John D. Hancock Haus Vampire Spuk Connecticut Bohéme


Foto

THE CONJURING (James Wan/USA 2013)


"Want to play a game of hide and clap?"

The Conjuring ~ USA 2013
Directed By: James Wan

Die siebenköpfige Familie Perron zieht 1971 in ein abseits gelegenes Haus in Rhode Island. Doch der Traum vom ländlichen Idyll erweist sich bald als Albtraum: In dem Haus geistern gleich mehrere Gespenster umher, ängstigen die Kinder und poltern durchs Gebälk, dass es bald kein Ertragen mehr gibt. Carolyn Perron (Lili Taylor) kontaktiert die beiden in solchen Dingen erfahrenen Parapsychologen Lorraine (Vera Farmiga) und Ed Warren (Patrick Wilson), die bald die Ursache des Übels ausfindig machen: Der Geist der bereits vor über 100 Jahren hier hausenden Hexe und Satansanbeterin Bathsheba treibt hier sein Unwesen. Bathsheba wählt ausgerechnet Carolyn als irdisches Gefäß, um ihre Töchter zu opfern. Als die Situation äußerst akut wird, hilft nurmehr ein prompt durchgeführter Exorzismus.

James Wan ist, wie ich immer wieder zu lesen bekomme, nicht sonderlich wohl gelitten in der großen Gemeinde der Liebhaber phantastischer Filme. Was mich persönlich anbelangt, so fühle ich mich in seinen Arbeiten stets gut aufgehoben, soweit man dies in Bezug auf die horriblen Ereignisse, mit denen er sich befasst - Serienmörder, Geister und Dämonen - überhaupt dergestalt formulieren sollte. "The Conjuring" halte ich für Wans bisher spannendsten Film, mit sicherer Hand und spürbar gewachsener Kunstfertigkeit geklöppelt und angereichert durch wunderbar grauselige Kintopp- und Schockeffekte, die gleichermaßen dazu angetan sind, empfindsame Gemüter zu vernarben, wie auch dazu, erfahrenen Genrezuschauern exakt das zu kredenzen, was sie gern sehen möchten. Die fiese Hexendämonin Bathsheba ist, aber darauf legt Wan ja eigentlich immer Wert, ein wirklich ekliges Monster, das keine Gnade darin kennt, seine sinistren Ziele, nämlich das immer weiter führende Inkubieren anfälliger Seelen nebst dem anschließenden Opfern unschuldiger Kinder, zu verfolgen. Ich bin ja sowieso einer, der wesentlich mehr mit bösen Poltergeistern anzufangen weiß als mit dem unerlöst-fluchbelasteten, im Grunde jedoch freundlichen Casper-Gespenstern von nebenan. Die tun ja eh nix.

8/10

James Wan Haus Rhode Island Hexen Spuk Geister Parapsychologie Familie Exorzismus period piece


Foto

THIS IS THE END (Seth Rogen, Evan Goldberg/USA 2013)


"The fucker's got to go!"

This Is The End ~ USA 2013
Directed By: Seth Rogen/Evan Goldberg

Während einer Einweihungsparty in James Francos Haus geschieht es: Die Apokalypse bricht sich Bahn und die Tore zum Inferno öffnen sich. Während alle Menschen reinen Herzens umgehend ins Paradies eingehen, müssen sich Franco und seine Gäste Seth Rogen, Ja Baruchel, Jonah Hill, Craig Robinson und der eigentlich uneingeladene Danny McBride alles Mögliche einfallen lassen, um nicht von irgendwelchen Höllendämonen aufgefressen zu werden. Nach diversen Streitigkeiten und anderen Abenteuern findet man dann heraus, das man durch einen Akt der selbstlosigkeit doch noch in den Himmel gelangen kann.

Habe sehr gelacht über und mit diese® spaßige(n), pronociert alberne(n) Nabelschau der jungen, sich selbst darstellenden US-Komikergilde, in der die Schauspieler sich und ihren Lebensstil mittels einer freiwilligen, zum Teil aber auch unfreiwilligen Selbstparodie aufs Korn nehmen. Wo die mitunter erstaunlich offenherzigen Selbstbespuckungen anfangen und aufhören, wäre müßig zu umschreiben, wichtig ist allein, dass "This Is The End" als umfassendes Spaßprodukt mit hinreichend Ambition durch alle Mitwirkenden supergut durchläuft und seine zum Teil hemmungslosen Albernheiten herzhaft professionell darbietet. aran erkennt man die beteiligten Talente. Würde der Film nicht mit einem - durch Baruchel auch noch wunschartig herbeigeführten, von allen frenetisch bejubelten Auftritt der ekelhaften Backstreet Boys (warum hat man nicht einfach Sabbath genommen - oder hat man die nicht gekriegt?) abschließen, er wäre grenzperfekt. So muss man sich zum Abschluss einen üblen Dämpfer bieten lassen, nicht zuletzt, da sich zumindest die musikalische Geschmackssicherheit von Rogen & Co. im Nachhinein unheiligst in Frage gestellt findet...

8/10

Seth Rogen Evan Goldberg Hollywood Apokalypse Satan Satire Exorzismus Kannibalismus


Foto

BONES (Ernest Dickerson/USA 2001)


"I'm on a high... a supernatural high!"

Bones ~ USA 2001
Direced By: Ernest Dickerson

Vor zwanzig Jahren galt Jimmy Bones (Snoop Dogg), der sein Vermögen als Lotterie-Organisator machte und "sein" Viertel als guter Samariter stets bei Laune zu halten wusste, als leuchtender urbaner Held. Dann jedoch wurde er von einem Team aus vermeintlichen Partnern und korrupten Cops hintergangen und ermordet, als es darum ging, in Bones' Nachbarschaft einen umfassenden Crack-Markt zu etablieren. Heute steht Bones' Haus immer noch leer, es gilt als verflucht und tatsächlich muss jeder, der in die Nähe des Gemäuers gelangt, um Leib und Seele fürchten, denn Bones' unheiliger Geist bevölkert tatsächlich noch das alte Gebäude. Ausgerechnet hier will Patrick (Khalil Kain), Sohn eines der einstigen Mitverschwörer gegen Bones, Jeremiah Peet (Clifton Powell), einen hippen Musikclub eröffnen. Entgegen der Ängste seines Dads, der um den Fluch, der auf dem Haus lastet, weiß, realisieren Patrick und seine Kumpels diesen Plan und bekommen es bald mit dem wiedererwachten Bones zu tun, der auf späte Rache sinnt...

Eine tolle Blaxploitation-Reaktivierung mit ordentlich Soul und Blut in den Eingeweiden. Für Snoop Dogg eine willkommene Gelegenheit zur Selbstdarstellung als ordnungsliebender pimp, den man jedoch nicht über Gebühr reizen sollte, machen vor allem Dickersons inszenatorische Ideen den Film zu einem großen Spaß: Zunächst wäre da Bones' Wohnhaus zu nennen, außen wie innen eine wundervoll modrige location, dann sind da die famos inszenierten Rückblenden in die Spätsiebziger, die wunderbar albernen Einschübe um sprücheklopfende, abgetrennte Schädel und schließlich des Films Ehererbietung an vergangene Genre-Zeiten, indem er sein Blut so dickflüssig und hellrot wie anno dazumal fließen lässt.
"Bones" gibt sich rundum artifiziell, konstruiert, sowie als liebenswerte Hommage und bewältigt diese Intention letztlich bravourös. Dass er auf der anderen Seite als originärer Genrefilm vermutlich weitgehend inakzeptabel ist, sollte einen nicht von einer nächtlichen Liaison mit Jimmy Bones abhalten...

7/10

Ernest Dickerson Blaxploitation Fluch Haus Splatter Rache





Filmtagebuch von...

Funxton

    Avanti, Popolo

  • Supermoderator
  • PIPPIPPIPPIPPIPPIPPIPPIPPIP
  • 8.268 Beiträge

Neuste Kommentare