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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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TOURIST TRAP (David Schmoeller/USA 1979)


"We're going to have a party!"

Tourist Trap ~ USA 1979
Directed By: David Schmoeller

Fünf junge Leute (Jocelyn Jones, Jon Van Ness, Tanya Roberts, Robin Sherwood, Keith McDermott) reisen durch die Provinz. Nach einer Reifenpanne bleiben sie in der Nähe des anseits gelegenen Hauses von Mr. Slausen (Chuck Connors) hängen, der mitten im Nirgendwo ein kleines Wachsfigurenkabinett betreibt. Nach und nach verschwindet einer nach dem anderen aus der Clique und Slausen, der vorbibt, sich um Hilfe zu bemühen und die Kids vor seinem "gefährlichen Bruder" warnt, benimmt sich zunehmend seltsam. Zudem scheinen seine Figuren und Puppen ein merkwürdiges Eigenleben zu führen...

Die Bezeichnung "Tourist Trap" steht ursprünglich für provinzielle Andenkennepper, die an den zahllosen Interstates mit Sehenswürdigkeiten wie dem "Größten Staubkorn der Welt" wetteifern, um entsprechend geneigten Ausflüglern ein paar Kröten aus den Taschen zu jubeln. In Schmoellers wunderbarem kleinen,von einem damals noch freistehenden Charles Band produziertem Horrorfilm gewinnt dieser Name jedoch an verhängnisvoller Zweideutigkeit. Das für die Kinoaufführung erteilte PG-Rating, das dem visuell sehr zurückhaltenden, eher hinterrücks verstörendem Werk seinerzeit auferlegt wurde, sorgte ironischerweise für einen anfänglichen Kasseneinbruch, denn die Kids wollten Blut und Messer. Seinen Klassikerstatus erlangte Schmoellers wohl schönste Arbeit erst im Laufe der Folgejahre, als man nach und nach seines wahren Potenzials gewahr wurde. Chuck Connors als gestörter Backwood-Psycho, der augenscheinlich über telekinetische und Bauchredner-Fähigkeiten verfügt, ist in der Rolle seines Lebens zu sehen. Lustvoll gestaltet er den Part des ebenso schizophrenen wie sadistischen Psychotikers, der seine Opfer ersteinmal heftigst in Panik zu versetzen versteht, bevor er sie dann seiner Sammlung einverleibt. Ganz famos auch die deutsche Synchronfassung, in der Arnold Marquis auf Connors eine meisterhafte Kostprobe seines stimmlichen Könnens zum Besten gibt.
Was in Slausens Gestaden wirklich vorgeht; ob die Puppen ein unseliges Eigenleben führen oder nur durch die Kräfte ihres Herrn und Meisters in Bewegung und Gelächter versetzt werden, bleibt bis zum Ende unklar. Gut so, denn gerade diese vagen, leisen Vermutungen machen "Tourist Trap" so schön bedrohlich und anders als den Rest.

8/10

David Schmoeller Backwood Terrorfilm Charles Band Madness Slasher Serienmord Puppen


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THE FACULTY (Robert Rodriguez/USA 1998)


"I don't think that a person should run unless he's being chased."

The Faculty ~ USA 1998
Directed By: Robert Rodriguez

Die Herrington High in Ohio wird zum Ausgangspunkt einer Alien-Invasion. Als erster bemerkt der als Klassenarsch verschriene Casey Connor (Elijah Wood), dass das Lehrerkollegium sich in auffallender Weise verändert: Das zuvor ratlose und eher resignierende Lehrpersonal gibt sich nämlich urplötzlich aufgeweckt und offensiv. Da kann was nicht stimmen! Zusammen mit fünf Mitschülern (Josh Hartnett, Clea DuVall, Sjawn Hatosy, Jordana Brewster, Laura Harris) entschließt sich Casey, gegen die sich rasant ausbreitende, außerirdische Körperübernahme vorzugehen: mit eigens gekochten Drogen als patentiertes Allheilmittel!

Nicht nur auf den zweiten Blick frönt Horror-Hughes Kevin Williamson in "The Faculty" wieder seinem ureigenen Teenager-Vivisektionsauftrag, der mit den üblichen popkulturellen Avancen hausiert. In diesem Fall sind Heinlein und Finney, die Ersinner der 'Puppet Masters' und der 'Body Snatchers', Pflichtlektüre für den im Anti-Invasionskampf bewanderten, jugendlichen Connaisseur-Guerilla. Die schleimigen Tentakelwesen mitsamt recht früh offensichtlich getarntem Oberboss sind allerdings sowieso die heimlichen Stars des Ganzen. Ansonsten gestaltet sich "The Faculty" als ziemlich offensichtlich und erwartbar: Das sich gegen die Aliens zusammenschließende Teenagerkonglomerat entspricht nahezu exakt der altbekannten "Breakfast Club"-Konstellation aus Highschool-Archetypen, die ihre jeweiligen Stärken und Schwächen zum Einsatz bringen können. Wobei der vormalige Oberloser natürlich zum Überhelden wird, der am Ende die schniekste Biene abbekommt. Da nahm sich Hughes noch vergleichsweise realitätsgebunden aus. "The Faculty" ist also nicht nur in puncto Monsterpräsentation überaus märchenhaft angelegt...

6/10

Robert Rodriguez Kevin Williamson Hommage Aliens Invasion Schule Satire Lehrer Drogen Monster


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GIANT FROM THE UNKNOWN (Richard E. Cunha/USA 1958)


"Hello? Who's there?"

Giant From The Unknown (In den Klauen des Giganten) ~ USA 1958
Directed By: Richard E. Cunha

Im idyllisch gelegenen 'Teufelstal' im Norden Kaliforniens kommt es seit Neuestem immer wieder zu seltsamen Gewaltexzessen, denen sowohl Tiere als auch Menschen zum Opfer fallen. Die Kadaver und Leichen sind jeweils schwer verstümmelt und zerfetzt. Der ortsansässige junge Geologe Wayne Brooks (Ed Kemmer) ahnt bereits, dass die Geschehnisse etwas mit seiner jüngsten Entdeckung im Teufelstal zu tun haben: Eine längst als ausgestorben geltende Eidechse hat, eingeschlossen in bleihaltigem Felsgestein, über 500 Jahre überlebt. Zusammen mit dem auf der Spur der Conquistadoren befindlichen Archäologen Dr. Cleveland (Morris Ankrum) und seiner Tochter Janet (Sally Fraser) stößt Wayne schließlich auf den uralten Eroberer Vargas (Buddy Baer), der sich wie ein Berserker durch die Gegend metzelt.

Richard E. Cunha war ein guter Mann fürs Billige. Seine hoffnungslos unterbudgetierten Genrestreifen sind stets eine Riesengaudi, weil sie ihre hanebüchnen Sujets so wunderbar ernst nehmen und Cunha aus den ihm zur Verfügung stehenden Mindermitteln nonchalant eine Tugend zu machen pflegte. 1958 war ein produktives Jahr für ihn: Vier seiner insgesamt sechs Regiearbeiten wurden darin uraufgeführt, so auch "Giant From The Unknown". In diesem tritt mit einem uralten, angeblich riesenhaften Conquistadoren ein höchst irdisches "Monster" auf den Plan, das mit seinen geschätzten 1,95 und ziemlich babyhaften Patschehändchen eigentlich nicht sonderlich monströs wirkt. Dennoch vermag Cunha es, mittels geschicker Suggestion zumindest im ersten Drittel hier und da wohlige Spannung zu erzeugen. Als dann erstmals Buddy Baers freundliches Rübezahl-Gesicht erscheint, ist es damit freilich vorbei. Den Monumentalfreunden noch als stiertötender Ursus aus "Quo Vadis" geläufigen, putzigen Protz als gnadenlosen Wüterich zu besetzen, muss als ziemlich doofer Witz kategorisiert werden. Den Vogel schießt jedoch eine 'Romantikszene' mit Kemmer und Fraser ab, die vor einer nächtlichen Seekulisse turteln sollen. Während Kemmer noch schwärmt, wie gern er "immer wieder an diesen wunderbaren Platz zurückkehre", hat der Zuschauer zwangsläufig längst gemerkt, dass die beiden vor einer ziemlich dilettantisch ins Bild gesetzten, vergrößerten Fototapete herumstehen. Ouch. But that's C, ain't it?

6/10

Richard E. Cunha Wald Monster Riese Kalifornien


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FRAILTY (Bill Paxton/USA 2001)


"There is no God."

Frailty (Dämonisch) ~ USA 2001
Directed By: Bill Paxton

Eines Abends schneit ein Mann (Matthew McConaughey), der sich als Fenton Meiks ausgibt, in das Büro des FBI-Agenten Wesley Doyle (Powers Boothe) und eröffnet diesem, er könne ihn zum gesuchten "Hand-Gottes-Killer" führen, einem Serienmörder, der seine Taten offenbar in spirituellem Auftrag vollzieht. Während eines langen Gesprächs berichtet Fenton von seiner Kindheit, in der er (Matt O'Leary) und sein jüngerer Bruder Adam (Jeremy Sumpter) unter ihrem fanatischen Vater (Bill Paxton) aufwachsen mussten, der sich eines Tages als "von Gott erleuchtet" wähnt und behauptet, der Herr habe ihn beauftragt, eine ganze Liste von Dämonen in menschlicher Gestalt zu vernichten. Fenton wird unweigerlich Zeuge, wie sein Vater sich zum Serienkiller entwickelt und sieht den einzigen verbleibenden Ausweg, ihn aufzuhalten, darin, ihn zu töten. All das ist viele Jahre her - wer also hat dann die jüngsten Taten begangen?

Sauber inszeniert, mitreißend erzählt und für das Regiedebüt eines Schauspielers ganz bestimmt beachtlich, entwickelt "Frailty" sogar hinreichend Zugstärke, um inmitten ausgetretener Genrepfade als etwas nicht ganz Alltägliches bestehen zu können. Sein auf sich selbst ausgeübter Zugzwang führt jedoch dazu, dass der Film sich irgendwann zu seinem selbst gesäten Mummenschanz von dem auserwählten Gotteskiller bekennt. Die irren Landeier, die in himmlischer Mission die Axt schwingen und eigenmächtig Leute von der Platte putzen, die Spinner, die ihre Kinder im Keller einsperren, auf dass sie geläutert werden mögen, diese verrückten Erzwahnsinnigen werden doch allen Ernstes legitimiert! Ihre gottgegebene Fähigkeit, das Böse im Menschen durch Handauflegen zu identifizeren, ist gar keine Erfindung und (fast) alle Ermordeten sind lediglich ihrer göttlich gerechten Strafe zugeführt worden. Dieser Punkt hat mich an "Frailty" schon immer gestört, hätte das Script doch zumindest den Mut besessen, ihn im Vagen zu lassen und die Herren Killer Vater und Sohn nicht auf Glaubensebene zu rehabilitieren. Hier verliert "Frailty" völlig unnötig viel von seiner vorherigen Stärke, indem er sich einer geisteskranken Moralität öffnet. Damit kann man zwar leben, zumal der "liebe" Gott sich, wie schon in DeMilles "The Ten Commandments" selbst einmal mehr als "böser" Gott veräußert, aber manchmal ist ein gewisse erläuternde Zurückhaltung ja auch von einigem Wert für das Gesamtwerk.

7/10

Bill Paxton Südstaaten Fanatismus Serienmord Vater & Sohn Familie


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THE CHANGELING (Peter Medak/CA 1980)


"That house is not fit to live in. It doesn't want people."

The Changeling (Das Grauen) ~ CA 1980
Directed By: Peter Medak

Nach den Unfalltoden von Frau (Jean Marsh) und Tochter (Michelle Martin) wagt der depressive Komponist und Musiklehrer John Russell (George C. Scott) einen Neuanfang an der Westküste. Vor den Toren von Seattle mietet er ein feudales Anwesen, in dem einst die Familie des wohlhabenden Senators Carmichael (Melvyn Douglas) lebte. Bald schon stellt John fest, dass in dem Haus einiges nicht mit rechten Dingen zugeht; regelmäßiges nächtliches Hämmern weckt ihn aus dem Schlaf, in einer verrammelten Dachkammer finden sich Hinweise auf ein früheres Kinderzimmer. Eine Séance bringt schließlich etwas mehr Licht in die Sache: Der Geist eines kleinen Jungen namens Joseph geht hier um und findet aus bestimmten Gründen keine Ruhe. Jene Ursachen aufzudecken, dafür hat Joseph John auserkoren...

Ein vergleichsweise leiser, bald kammerspielartiger "Haunted House"-Film, der sich allzu früh um seine eigene Wirkung bringt, indem er einen Schwenk vom Auftreten der übernatürlichen Geschehnisse hin zur investigativen Arbeit John Russells vollzieht. Tatsächlich geht es ab etwa der Hälfte des Films eigentlich gar nicht mehr darum, dass es im Carmichael-Anwesen spukt, sondern nurmehr darum, warum es dort spukt und wie man den entrückten Ereignissen Abhilfe leisten kann. Es stellt sich heraus, dass der altehrwürdige Senator nur ein Schattenmann ist, der einst im Kindesalter die Rolle des von seinem Vater ermordeten, weil behinderten, echten Joseph Carmichael angenommen und über die Jahrzehnte hineg ein falsches, verlogenes Leben mit einem fremden Vermögen geführt hat. Diese ungerechte Scharte will Joseph, der Geist, endlich ausgewetzt sehen.
Für meinen Geschmack lässt sich Medak allzuviel Zeit mit der Klärung jenes Falls, was dafür sorgt, dass "The Changeling" sich in der zweiten Hälfte hin zum parapsychologisch konnotierten Detektivkrimi wendet und einen Großteil seiner zuvor so eifrig evozierten, unheimlichen Atmosphäre einbüßt. Darstellerisch und formstilistisch präsentiert der Film sich allerdings als durchweg erlesen.

6/10

Peter Medak Seattle Haus Spuk Geister


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IDLE HANDS (Rodman Flender/USA 1999)


"As usual, marijuana saves an otherwise disastrous day."

Idle Hands (Die Killerhand) ~ USA 1999
Directed By: Rodman Flender

Der dauerkiffende Tunichtgut Anton (Devon Sawa) wird, pünktlich zu Halloween von einem übernatürlichen Serienkiller als Wirt missbraucht: Nachdem er nächtens seine Eltern (Fred Willard, Connie Ray) abgeschlachtet hat, sind tags darauf Antons beste Kumpel Mick (Seth Green) und Pnub (Elden Henson) dran. Diese weigern sich jedoch, in den Himmel aufzusteigen und hängen, im unappetitlichen Todeszustand, lieber weiter auf Antons Couch rum - schließlich ist er "hier der einzige, dessen Mom und Dad tot sind". Doch nicht der gesamte Anton ist besessen - nur seine rechte Hand. Also ab damit und zur High-School-Halloween-Party, wo das appe Gliedmaß fürchterlich zu wüten beginnt.

Erfrischend witziger Funsplatter, der die geistesentleerte Spätneunziger-"generation pot" aus den weißen, amerikanischen suburbs ganz wunderbar treffend karikiert und zugleich auch eine Liebeserklärung an sie darstellt. Erzogen vom Musikfernsehen und der individuellen Rauschauslotung scheren die Kids sich nicht um das Leben da draußen, jeder Schritt zuviel könnte schließlich in veritable Anstrengung ausarten. Wenn Milch und Hundefutter mal aus sind, ruft man nach Mama - deren gewaltsamer Tod überhaupt erst gute zwölf Stunden später bemerkt wird, aber im Prinzip auch nicht weiter von Interesse ist. Wichtiger da schon das Wohlergehen der beiden Haustiere Dukey (Hund) und Bones (Kater). Schließlich hat man sich mit deutlich Existenziellerem zu beschäftigen, wie der Anbetung der schönen Molly (Jessica Alba) von gegenüber, die, dank der bösen, aber sehr entschlossenen Hand, auch noch endlich auf Anton aufmerksam wird - und dazu noch erfolgreich!
Eine Dämonenjägerin (Vivica A. Fox) kommt wohl nur aus fadenscheinigen Erläuterungsgründen sowie deshalb vor, weil es in dem sicherlich wohlstudierten "Demon Knight" auch sowas gab, ansonsten ist sie, von ihrer wohlgeformten Physis abgesehen, von einigem dramaturgischen Desinteresse. Wie der Film überhaupt diverse Handlungsfäden schlichtweg links liegen lässt; sein Tunnelblick entspricht tatsächlich ganz dem eines zugekifften Jungerwachsenen, dem ein fettiger Burrito über alles geht, blutbesudelte Mikrowelle hin oder her. Eine flotte Melange aus "Re-Animator", "Half Baked" und typischem Sandler-Humor, mit spitzenmäßiger Musik (neben Einspielern von Rancid, Sublime und Zebrahead covern unter anderem The Offspring die Ramones - live - bevor Dexter Holland von der Hand skalpiert wird) garniert und höchst spaßig!

7/10

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DON'T GO IN THE HOUSE (Joseph Ellison/USA 1979)


"I tried to be nice and friendly - but you wouldn't listen..."

Don't Go In The House (Das Haus der lebenden Leichen) ~ USA 1979
Directed By: Joseph Ellison

Als seine herrische Mutter (Ruth Dardick) überraschend stirbt, bricht sich die infolge jahrelanger psychischer und physischer Misshandlungen aufgetürmte Misogynie des Arbeiters Donny Kohler (Dan Grimaldi) Bahn: Er beginnt, wahllos junge Frauen zu entführen und verbrennt sie in einem eigens hergerichteten, feuerfesten Raum mit dem Flammenwerfer. Donnys verzweifelte Versuche, mithilfe seines sich aufopfernden Kollegen Bobby (Robert Osth) oder dem örtlich tätigen Pater Gerritty (Ralph D. Bowman) zurüc in die Normalität zu finden, scheitern.

Ein bravouröser kleiner sickie, den ich leider erst jetzt zum ersten Mal gesehen habe, ansonsten gehörte er bei mir nämlich schon seit eh und je zum einschlägigen Olymp ähnlich gelagerter Killerfilme. An die 'Mutterstreifen' "Psycho", "Willard", "Carrie", "Maniac" und "Buio Omega" hat mich "Don't Go In The House" zwangsläufig erinnert, denn wie in all diesen wunderbaren Qualitätsarbeiten geht es auch hierin um einen einsamen, verwirrten jungen Menschen, der sich vom alles überstrahlenden Matriarchat seiner ebenso verrückten wie dominanten Mutter, erst im Zuge deren (u.U. selbst herbeigeführten, wenn nicht jedoch lang erhofften) Todes lösen kann und nunmehr beginnt, der Welt die grauenhaften Ausläufer seiner bereeits vor Jahren zertrümmerten Psyche aufzuzeigen. In Ellisons Film spielt zufdem das Feuermotiv als Symbol für Läuterung und Strafe eine gewichtige Rolle. Selbst dereinst mithilfe offener Flammen gequält, ist Donny zugleich tief verängstigt und beeindruckt von Flammen. Diese Pyromanie wird zum zusätzlichen Anstifter seiner verkorksten "Hexenverbrennungen". Dazwischen gibt es immer wieder faszinierende, Zeitkolorit transportierende Sequenzen, darunter eine, in der sich Donny für seinen ersten Discoabend beim Herrenausstatter ausstaffieren lässt ("Dynamite!").
Wie eingangs erwähnt ein eigentlich viel zu lang währendes Versäumnis, aber besser spät als nie.

8/10

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DARK PLACES (Don Sharp/UK 1973)


"Everything alright, Edward?"

Dark Places (Das Grab der lebenden Puppen) ~ UK 1973
Directed By: Don Sharp

Edward Foster (Robert Hardy) erbt Anwesen und Vermögen des just verstorbenen Geriatrie-Insassen Andrew Marr (Carleton Hobbs). Es gibt jedoch zwei Haken: Marrs stattliches Haus ist völlig verwittert und verwahrlost und das Geld an einem unbekannten Ort versteckt. Zudem beschleicht Andrew das Gefühl, dass die dereinst verschwundenen Kinder (Jennifer Thanisch, Michael McVey) im Hause umgehen. Andrews neue Nachbarn Mandeville (Christopher Lee) und Prescott (Herbert Lom) wissen ebenfalls um Marrs monetäre Hinterlassenschaft und versuchen, über Andrew an diese zu gelangen. Jener benimmt sich indes immer seltsamer: Ein im Hause hängendes Porträt des jungen Marr weist hohe Ähnlichkeit mit Andrew auf und seltsame Flashbacks führen ihn immer wieder in die Vergangenheit seines Gönners, bis sich gegenwärtige und einstige Realität für Andrew endgültig vermischen.

Was in einem der zeitgleich und mit teils identischem Personal entstandenen Amicus-Omnibusse zu einer zwanzigminütigen Episode gereicht hätte, baut Don Sharp in "Dark Places" zum Plot eines kompletten Filmes aus. Entsprechend viel Leerlauf bringt sein Werk mit sich, wobei die herbstliche, urenglische Landtristesse seiner blassen Bilder immer wieder von hervorragend gestalteten Szenen durchbrochen wird: Virulentes Kinderlachen im Haus, unvermutete Sprünge zwischen Damals und Jetzt und das gegenüber dem langen Vorlauf deutlich an Fahrt gewinnende Finale zeigen immer wieder das "Dark Places" innewohnende Potenzial auf. Auf der anderen Seite werden mit Lee und Lom zwei fabulöse, um diese Zeit aber wohl doch allzu vielbeschäftigte Darsteller mehr oder weniger ideenlos verheizt. Veritable Atmosphäre ins undurchsichtige Spiel bringen stattdessen vielmehr die (allerdings durchweg separaten) Auftritte des weiblichen Trios Joan Collins, Jane Birkin und Jean Marsh, die die ihrer männlichen Kollegen durchweg erschreckend locker in die Tasche stecken.

6/10

Don Sharp Haus Madness Erbe


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BODY PARTS (Eric Red/USA 1991)


"I want this arm off!"

Body Parts ~ USA 1991
Directed By: Eric Red

Der Kriminalpsychologe Bill Crushank (Jeff Fahey) verliert bei einem Autounfall seinen rechten Arm. An dessen Statt transplantiert ihm die Chirurgin Dr. Webb (Lindsay Duncan) unter Einwilligung von Bills verzweifelter Frau Karen (Kim Delaney) den Arm eines unbekannten Spenders. Wider Erwarten erweist sich das substituierte Gliedmaß als überaus funktionstüchtig, tatsächlich scheint ihm sogar eine besondere Kraft innezuwohnen. Doch schon bald beginnt der Arm, sich selbstständig zu machen und Dinge zu tun, die Bill gar nicht möchte: Er schlägt seinen Sohn (Nathaniel Moreau), würgt Karen im Schlaf und präsentiert sich äußerst aktiv bei einer Kneipenschlägerei. Bill, der, um sie zu schützen, seine Familie vorübergehend verlässt, ahnt bereits, dass all dies mit dem früheren Besitzer des Arms zu tun haben muss - wie sich herausstellt, ein vielfacher Mörder namens Charley Fletcher (John Walsh), von dem auch die anderen, nicht minder unzuverlässigen Extremitäten neue Besitzer gefunden haben. Eines Tages will der mitnichten tote Fletcher dann seinen Körper zurück...

Ich bin, das stelle ich unregelmäßig immer wieder fest, Eric Reds leider sehr schmalem Œuvre sehr zugetan, sei es bezüglich seiner Arbeiten als reiner Scriptautor oder auch jenen als auteur - der sich mittlerweile leider sehr rar machende Mann hat ein paar tolle Sachen vorzuweisen. So auch seine zweite (lange) Regiearbeit "Body Parts", den selbst der ziemlich unsympathische Jeff Fahey nicht kaputtmachen kann. Im Gegenteil - Reds Vorliebe für grundsätzlich ambivalente Heldenfiguren kommt Fahey sehr zugute. Dass irgendwo in den psychischen Untiefen dieses braven Familienvaters ein latenter Schweinehund schlummert, nimmt man Fahey gern ab, wenn es eben auch erst den vermeintlich diabolischen Einfluss eines angenähten Armes braucht, um jene Dämonen zu entfesseln. Die darin schlummernde Metaebene gibt "Body Parts" am Ende zwar zugunsten einer etwas windigen "Frankenstein"-Wende auf, was ihm allerdings wiederum auch nicht schadet. Der in der Biolösung der irren Dr. Webb (eine biedere Frau als mad scientist - das gibt's auch nicht alle Tage) schlummernde, sich windende Torso des Charley Fletcher ist immer wieder ein Hingucker und wie freut man sich mit Bill, wenn er diesem per Schrotflinte endlich den überfälligen Garaus macht und hernach in den Schoss seiner ohne ihn halbseitig gelähmten Familie zurückkehren kann.
Red ist ein sauberer Genrefilm geglückt, mit dem jeder, der wie ich seinen übrigen Sachen zugetan ist, ruhig einmal sein Glück probieren sollte.

8/10

Eric Red Serienmord mad scientist Chirurgie Madness Familie Unfall


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THE INITIATION (Larry Stewart/USA 1984)


"I want you dead."

The Initiation (Blutweihe) ~ USA 1984
Directed By: Larry Stewart

Während Kelly Fairchild (Daphne Zuniga) mitten im eine Woche wähenden Initiationsritus für die hippste Studentinnenverbindung am College steckt, befallen sie fortwährend Albträume, die an ein schreckliches Kindheitserlebnis rekurrieren. An dieses hat Kelly allerdings keine bewusste Erinnerung. Also versucht der Psychologe Peter (James Read), die Ursache für Kellys Trauma offenzulegen, ganz zum Unwillen ihrer Mutter (Vera Miles). Gleichzeitig treibt ein Serienkiller sein Unwesen, der offenbar aus einer geschlossenenAnstalt unweit von Kellys College ausgebrochen ist. Am Tag von Kellys Willkommensparty, die im nächtlich leerstehenden Kaufhaus ihres Vaters (Clu Gulager) abgehalten wird, kommt es zum großen Showdown...

Wenig populärer Slasher, der fast schon gegen Ende der Hochphase jenes Subgenres entstanden ist. Dass "The Initiation" nicht den semiklassischen Status ähnlich gelagerter Produktionen erreichte, mag diverse Ursachen haben. Zum einen fehlt dem Killer sein wesentlichstes Merkmal: Eine Maske oder zumindest ein anderes prägnantes, klar identifizierebares Wiedererkennungsobjekt. Dies ist zwar dem sich nach und nach herauskristallisierenden Whodunit-Plot dienlich, dessen Auflösung wiederum jedoch einerseits hanebüchen und andererseits ziemlich tradiert daherkommt.
Zum anderen bleiben auch die Effekte eher hausbacken, wo ein paar Deftigkeiten für mehr Abwechslung im teils von stumpfem Dialog getragenen Wischiwaschi gesorgt hätten. Ein Durchschnittskandidat ergo, von dem das beeindruckende Finalsetting und die Prsentation der albernsten Mordwaffe seiner Zunft - einer dreizackigen Gartenkralle - in Erinnerung bleiben.

5/10

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Funxton

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