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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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FRIDAY THE 13TH (Sean S. Cunningham/USA 1980)


"Ma'am, we didn't find any boy." - "But - then he's still out there..."

Friday The 13th (Freitag der 13.) ~ USA 1980
Directed By: Sean S. Cunningham

Nachdem vor vielen Jahren im See des Feriencamps Crystal Lake zunächst der kleine Jason Voorhees (Ari Lehman) ertrunken, und danach ein Mitarbeiterpärchen grausam ermordet aufgefunden worden ist, musste der fortan als 'Camp Blood' verschrieene Jugenddomizil dichtmachen. Als der wackere Steve Christy (Peter Brouwer) es wieder herrichten und eröffnen will, gibt es eine neuerliche Mordserie an den Mitarbeitern, die nur die tapfere Alice (Adrienne King) überlebt.

Cunninghams reaktionärer Splatterfilm darf nicht nur als Blaupause für die gewaltige Slasher-Schwemme der Achtziger gelten, sondern zudem als eine späte Variante der von Robert Aldrich etablierten und von Curtis Harrington an ihren vorläufigen Abschluss geführten "Hag Horror Movies". Bekanntermaßen hatte im ersten "Friday" noch nicht der später auf paradoxe Weise zur Stilikone hochgejubelte Massenmörder Jason Voorhees die deftige Mordserie zu verantworten, sondern sein Rache für seinen vermeintlichen, durch Fahrlässigkeit verschuldeten Tod nehmendes Mütterlein (Betsy Palmer). Der Reihenstart, wahrscheinlich das erste große camp movie im doppelten Wortsinne, glänzt mit nach wie vor tollen Make-Up-Eskapaden des großen Zunftmeisters Tom Savini, dem es hier besonders stahlspitzenbewährte Pfeile angetan haben, mit denen die dämlichen, promisken, Pot rauchenden und Bier trinkenden Spätteenager zur Hölle gejagt werden. Auch eine Axt und Jasons späteres Markenzeichen, die Machete, kommen hier bereits zum Einsatz. Für Betsy Palmer, in den Fünfzigern ein kleines Hollywood-Starlet in Film- und TV-Nebenrollen, und nunmehr die durchgedrehte, auf Rache sinnende 'hag' des Films, bedeutete der Einsatz als Jasons Mutti einen zweiten Karrierefrühling, von dem sie noch heute zehrt und sie trotz hohen Alters zum gern gesehenen Gast bei Fan-Conventions macht.
Im Film, der, einmal Hand aufs Herz und durchgeatmet, unglaublich mies strukturiert und zusammengewschwurbelt ist, etliche dramaturgische Durchhänger hat und mit dem Abstand der Jahre kaum mehr denn selbstparodistisch wirkt, tritt sie erst im letzten Sechstel in die Narration ein und entpuppt sich denn auch gleich als die gesuchte "Whodunit"-Person, nach der der emsige Zuschauer vorher verzweifelt (und, wie sich nun herausstellt, komplett irregeleitet) zu fahnden genötigt war. Man wird also auch noch zusätzlich für dumm verkauft.
Die wahren Stars des Films neben der angemessen grell auftretenden Betsy Palmer sind und bleiben der erwähnte Tom Savini, Harry Manfredini mit seinem legendären Ächzecho und Ari Lehman, der am Ende für den noch immer besten Schock sorgt.

7/10

Sean S. Cunningham Steve Miner New Jersey Serienmord Hag Horror Splatter Slasher Exploitation Jason Voorhees


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WHAT EVER HAPPENED TO BABY JANE? (Robert Aldrich/USA 1962)


"I didn't bring your breakfast because you didn't eat your din-din."

What Ever Happened To Baby Jane (Was geschah wirklich mit Baby Jane?) ~ USA 1962
Directed By: Robert Aldrich

Schwestern und Todfeindinnen: Seit frühester Kindheit sind Blanche (Joan Crawford) und Jane (Bette Davis) sich gegenseitig bis aufs Blut verhasst; ein Umstand, der vor allem durch den Neid aufeinander wachgerufen wurde. Während Jane als ein vom Vater (Dave Willock) "produzierter" Kinderstar reüssieren konnte, war Blanche eine gefeierte Filmdiva im golden age Hollywoods. Ein Autounfall, bei dem Blanche verkrüppelt und an den Rollstuhl gefesselt wurde, bereitete beider Karrieren ein jähes Ende. Seitdem muss sich die mehr und mehr dem Whiskey zusprechende Jane um Blanche kümmern. Als Jane sich schließlich dazu berufen fühlt, trotz ihres bereits welken Äußeren einen zweiten Karrierefrühling anzustreben, kann nichts sie aufhalten.

"What Ever Happened To Baby Jane", ein Monster von Film und stilprägendes Kino, präsentierte dem staunenden Kinopublikum nichts Geringeres als eine in der Tradition von Wilders "Sunset Boulevard" stehende Demontage der Traumfabrik im ausladenden Camp-Gewand und machte sich dazu die bislang stets off screen stattgefundene, publikumswirksame Zerfleischung der Hollywood-Diven Davis und Crawford zunutze. Nachdem die beiden Ikonen ihre besten Jahre lange hinter sich gelassen hatten, spielten sie ausgerechnet für den bis dato eher als "Männerfilm-Regisseur" bekannten Robert Aldrich zwei Schwestern, die, wie sich am Ende zeigen wird, an ihrem jeweiligen Los selbst die primäre Schuld tragen. Aldrichs Inszenierung der beklemmenden häuslichen Situation ist von einer bis dahin von ihm nicht gesehenen, klaustrophobischen Meisterschaft; der psychische und physische Terror, den Blanche Hudson durch ihre regressiv-psychotische Schwester zu erleiden hat, wird beinahe subjektiv nachvollziehbar. Das Haus der beiden altjüngferlichen Prä-Seniorinnen avanciert dabei zur Bühne für Davis' unglaubliche Präsentation. Ohne die geringste Scheu, sich als faltige, clownesk überschminkte Scotch-Hexe in Szene setzen zu lassen, singt, tanzt und keift sie sich launigst durch ihre Rolle und erteilt der sich stets im rechten Licht befindlichen, eitlen Live-Pepsi-Reklame Crawford eine pralle Lektion darüber, dass großes Spiel und große Schönheit nicht zwingend einhergehen müssen. Dennoch ist natürlich auch sie sehenswert bis dorthinaus. Perfektion allerorten.

9/10

Robert Aldrich Hag Horror Madness Schwestern Hollywood Terrorfilm Camp Henry Farrell


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TUFF TURF (Fritz Kiersch/USA 1985)


"This isn't Connecticut. No one has insurance around here."

Tuff Turf (Love-Fighters) ~ USA 1985
Directed By: Fritz Kiersch

Von Connecticut nach Culver City: Für den Teenager Morgan (James Spader), ohnehin kein "einfacher" Junge, nicht eben die leichteste Umstellung. Nach dem Besuch diverser Eliteschulen findet der junge Mann sich nach dem wirtschaftlichen Fall des Vaters (Matt Clark) nurmehr in West-L.A. wieder und macht sich in der Person des brutalen Schlägers Nick (Paul Mones) umgehend einen veritablen Todfeind. Als Morgan zudem sein Interesse an Nicks Freundin Frankie (Kim Richards) bekundet und damit offene Türen einrennt, dreht Nick endgültig durch.

Wenngleich "Tuff Turf" als Vertreter der harten Teenagerfilm-Welle der Achtziger, in denen sich eines oder mehrere Individuen gegen eine gewalttätige gegnerische peer group zur Wehr zu setzen haben, durchaus einen breiten Fuß in der Tür hat, ist er über einen gewissen Insider-Status nie hinausgekommen. Recht schade eigentlich, denn für den fönfrisierten James Spader, der gleich darauf in dem themenverwandten "The New Kids" eine Rolle von der anderen Seite des Spektrums spielte, stellt "Tuff Turf" einen beachtlichen Meilenstein dar. Zusammen mit seinem Kumpel Robert Downey Jr., der auch im Film Spaders Buddy ist, gibt er am Ende den bösen Jungs, die die Gewalt- und Toleranzspirale immer weiter ausreizen und zu immer drastischeren Mitteln greifen, um den seinerseits immer röter sehenden Gegner zu triezen, nicht nur mit Dobermännern und Luftpistolen Saures.
Die etwas märchenhaft angelegte Romanze, die ein wenig von der "West Side Story" abschaut und mit einer Prise modischer, letztlich jedoch unbedeutender Sozialkritik versetzt ist, wird dabei zum Drehmoment und Motor des dargestellten teenage war. Die Girls - sie waren schon immer unser heimlicher Untergang.

6/10

Fritz Kiersch Los Angeles Teenager Rache Familie


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FRIGHT (Peter Collinson/UK 1971)


"Aaaaah!"

Fright (Die Fratze) ~ UK 1971
Directed By: Peter Collinson

Die junge Amanda (Susan George) hilft als Babysitterin bei dem Ehepaar Helen (Honor Blackman) und Jim (George Cole) aus, die sich seit lanngem mal wieder einen Abend zu zweit gönnen wollen. Was Amanda nicht weiß: Helen war zuvor schon einmal verheiratet, nämlich mit dem psychotischen Brian (Ian Bannen), der ihr einst nach dem Leben trachtete und just aus der Irrenanstalt entflohen ist. Bald taucht Brian bei Amanda auf und drangsaliert sie auf das Übelste.

Es wird viel von Herzen gekreischt in Peter Collinsons bravem kleinen Psychothriller. Ansonsten hat dieser aber nur Mittelmaß im Gepäck. Die Story schlägt permanent Haken von unglaubwürdigster Kuleur und wird geradezu zwangshochgezogen, um dem prinzipiell sicherlich spannenden Szenario einen gerechtfertigten Rahmen zu verleihen. Dabei verliert "Fright" jedoch ein hohes Maß an Dichte und Geschlossenheit; allein jenes Faktum, dass der Wahnsinnige im Zusammenhang mit dem Elternpaar steht, hätte man sich sparen können - der Plot hätte sich wesentlich flüssiger und offener entfalten können. So bleibt ein gut gemeinter, jedoch eben mediokrer Film mit allzu viel unausgeschöpftem Potenzial.

5/10

Peter Collinson England Haus Madness Nacht


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BLACK WATER (Andrew Traucki, David Nerlich/AU 2007)


"Come here! Here I am!"

Black Water ~ AU 2007
Directed By: Andrew Traucki/David Nerlich

Während eines Angeltrips in den Mangroven Nordaustraliens werden die beiden Schwestern Lee (Maeve Dermody) und Grace (Diana Glenn) sowie Graces Mann Adam (Andy Rodoreda) von einem Salzwasserkrokodil attackiert. Nachdem die Bestie bereits ihren Bootsführer Jim (Ben Oxenbould) getötet hat, können sich die Drei auf einen der knorrigen Bäume retten. Das Krokodil bleibt jedoch ständig in ihrer Nähe und lässt sie nicht entkommen.

Hat, was es/er braucht, um sich als sauberer Kroko-Schocker durchzumogeln, Todesrolle inklusive. Gut, das Vieh ist nicht so monströs wie manche seiner Kino-Artgenossen und es werden vielleicht ein bisschen wenig Leute gefressen, aber dafür findet sich die, *gähn*, klaustrophobische Stimmung der kammerspielartigen Belagerungssituation treffend ausgespielt. Ob das Publikum eine solche in einem um ein Killerkrokodil kreisenden Horrorfilm überhaupt sehen will, möchte ich gern einmal dahingestellt lassen.
Gute bis spannende Kurzweil, kombiniert mit ein paar wirklich netten Einstellungen und Szenen bietet "Black Water" jedoch allemal und fällt somit unter die allseits beliebte Kategorie 'nett und adrett'.
Ach, und Greg Mcleans "Rogue" ist natürlich der bessere Film.

6/10

Australien Tierhorror Andrew Traucki David Nerlich Krokodil Belagerung


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THE GIRL WITH THE DRAGON TATTOO (David Fincher/USA, SE, UK, D 2011)


"Bring your drink, leave my knife."

The Girl With The Dragon Tattoo (Verblendung) ~ USA/SE/UK/D 2011
Directed By: David Fincher

Der Investigativ-Journalist Mikael Blomkvist (Daniel Craig) wird während einer beruflichen Krise von dem Groß-Unternehmer und Patriarchen Henrik Vanger (Christopher Plummer) als Detektiv engagiert. Blomkvist soll herausfinden, wer vor rund fünfzig Jahren Vangers Nichte Harriet ermordet hat. Als Blomkvist merkt, dass er allein nicht weiterkommt, bittet er die eigenwillige Hackerin Lisbeth Salander (Rooney Mara) um Hilfe, die auch ihn selbst einst erfolgreich bespitzelt und derzeit einige persönliche Probleme zu bewältigen hat. Zwischen den Beiden entwickelt sich eine zarte Romanze, derweil der Mörder seine Kreise immer enger um sie zieht.

Der Erstverfilmung von Niels Arden Oplev mindestens ebenbürtige Adaption des ersten "Millenium"-Romans, die andere formale und inhaltliche Schwerpunkte setzt, vor allem aber infolge Finchers exzellenter Inszenierung trumpft. Hat man sich mit den impliziten Fragwürdigkeiten, die die Entstehung des Films zwangsläufig begleiten und einmal mehr um die nordamerikanische Eigenart kreisen, ausländisches Erfolgskino mit kulturimperialistischem Gestus umzuformen und zu assimilieren (selbst, wenn dies bedeutet, eine schwedische Geschichte mit englischsprachigen Darstellern in englischer Sprache zu adaptieren), einmal hinreichend auseinandergesetzt und abgefunden, wird der Blick frei auf einen deutlich "filmischeren Film" als ihn Oplevs Variation darstellte. Die Urfassung zeigte sich oftmals dann doch primär von den Mechanismen klassischer TV-Formalia bedient, wo Fincher eben das Auge eines mittlerweile erfahrenen Kinoregisseurs einsetzen kann. Craig ist auswechselbar, aber die tolle Rooney Mara, ohnehin bereits im ersten Trilogieteil Kerncharakter der Story, präsentiert eine verletzlichere, emotional differenzierter erschgeinende Lisbeth Salander als die knüppelharte Noomi Rapace zuvor. Umso mehr trauert man am Ende mit ihr, nachdem sie ihr just wiederentdecktes Vertrauen in die Zwischenmenschlichkeit gleich wieder auf den Müll werfen darf.
Es lohnt in jedem Fall, sich Finchers zugeschliffene Version des Stoffs anzuschauen, auch unter Kenntnis des Originals. Lässt sich nur hoffen, dass auch noch der Rest der Trilogie dereinst von ihm übernommen werden wird.

8/10

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AT CLOSE RANGE (James Foley/USA 1986)


"He's my father."

At Close Range (Auf kurze Distanz) ~ USA 1986
Directed By: James Foley

Erst als junger Erwachsener lernt der in einem Provinzkaff beheimatete Brad Whitewood Jr. (Sean Penn) seinen kriminellen Vater Brad Whitewood Sr. (Christopher Walken) kennen. Zunächst beeindruckt von der anarchistischen Coolness seines alten Herrn, der ihm unter anderem ein Auto schenkt, muss Brad Jr. bald einsehen, dass sein alter Herr ein gemeingefährlicher, opportunistischer Psychopath ist. Als Brad Jr. im Gefängnis landet, versucht sowohl das FBI ihn zu einer Aussage gegen seinen Vater zu bewegen, was dieser außerhalb der Knastmauern mit irrsinnigen Druckmitteln und einer Jagd auf die Freunde seines Sohnes quittiert, der schließlich sogar Brads Bruder Tommy (Chris Penn) zum Opfer fällt. Dennoch entschließt sich Brad Jr., mit seiner Freundin Terry (Mary Stuart Masterson) das Weite zu suchen. Doch sein Dad lässt ihn nicht so einfach gehen...

Ein jeder hat sie ja, diese Handvoll Filme, die einen, ganz ohne mit äußerem, grellem Naturalismus aufwarten zu müssen immer wieder, einem Pflasterstein gleich, mitten in die Fresse treffen und völlig fertig, ausgeblutet und schweigend zurücklassen. "At Close Range" hat jene ungeheure Wucht schon bei mir hinterlassen, seit ich ihn in den Achtzigern das erste Mal gesehen habe und er unmerklich und umweglos in meinen Lieblingsfilm-Olymp aufgestiegen ist, wo er bis heute ein, wie ich just wieder mal kopfschüttelnd bemerken musste, völlig unberechtigtes Schattendasein fristet. "At Close Range" geht an die Grenzen psychischer Belastbarkeit und darüber hinaus, ist ein ungeheuer kraftvoller Film, der das Fegefeuer der Oberflächlickeiten seiner Entstehungsphase komplett ignoriert und in eine ganz andere Richtung weist als all die gelackten Großstadtdramen dieser Zeit (wie etwa der unmittelbar zuvor gesehene "Against All Odds" von Taylor Hackford). Foley zeichnet die schwüle, südstaatliche US-Provinz als saftig-grüne Hölle, in der geheuchelte Blutsbande nichts mehr zählen, wenn es um Geld und Macht geht; hier tragen die Gangsterpatriarchen bestenfalls vor gericht Nadelstreifenanzüge und pflegen ihren angeblichen "Familien"-Habitus nur so lange, wie niemand ihnen gefährlich wird oder an ihrem Thron zu sägen droht. Christopher Walken habe ich niemals, selbst bei Ferrara, bedrohlicher erlebt als in diesem Film, in dem er einen Proleten-Patriarchen von zunächst bewundernswerter Lässigkeit gibt; ganz den ewig typischen Walken-Gestus vor sich hertragend. Irgendwann jedoch, als es ihm ans Leder zu gehen droht, explodiert Brad Whitewood Sr., benutzt, manipuliert, entpuppt sich als höchst irdener Appalachen-Derwisch, vergewaltigt die Freundin seines Sohnes, tötet schließlich gar seinen Jüngeren, den "Bastard", wie er den einst außerehelich gezeugten Tommy boshaft zu nennen pflegt. Zu einer solchen auratischen Intensität hat es der große Chris Walken - zumindest meinem subjektiven Empfinden nach - später nie mehr gebracht.
Ähnliches gilt für James Foley, dessen bis dato große Sternstunde dieser mit aller Macht an die Substanz seiner Zuschauerschaft gehende Film geblieben ist, wenngleich er seinen Stern mit der Mamet-Adaption "Glengarry Glenn Ross" immerhin nochmal aufflackern lassen konnte. Vermutlich liegt es daran, dass Foley ein Filmemacher ist, der seine kreative Klimax stets im Zuge reziproker Wechselseitigkeit erreichte. Wenn man sich dagegen einen ganz ähnlich angelegten, jüngeren Film wie "Winter's Bone" anschaut, weiß man wieder um das Potenzial dieses kleinen großen, hammerharten Monsters von Film.

10/10

James Foley Südstaaten Familie Freundschaft Appalachen Coming of Age Marihuana


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ACROSS 110TH STREET (Barry Shear/USA 1972)


"I'll tell you what, motherfuckin' Doc Johnson..."

Across 110th Street (Straße zum Jenseits) ~ USA 1972
Directed By: Barry Shear

Die drei Kleinganoven Jim Harris (Paul Benjamin), Joe Logart (Ed Bernard) und Henry Jackson (Antonio Fargas) erleichtern die New Yorker Mafia bei einem Geldtransfer in Harlem um eine stattliche Geldsumme und legen dabei sieben Menschen um. Fortan sitzen dem Trio nicht nur der bei der 'Familie' um Anerkennung buhlende Nick D'Salvio (Anthony Franciosa), sondern auch die beiden unterschiedlichen Cops Mattelli (Anthony Quinn) und Pope (Yaphet Kotto) im Nacken...

Phantastischer Gangsterthriller aus den frühen Siebzigern, der das noch junge Mafia-Genre mit zeitgenössischen Cop-Filmen sowie einem sanften Blaxploitation-Einschlag kombiniert und seinen Job permanent voll konzentriert, sauspannend und vor allem mit gebührender Intelligenz und Ernsthaftigkeit hinlegt. Bereits angefangen mit dem wunderbaren Titel und dem klassischen Song von Bobby Womack (allerdings in einer deutlich flotteren Version als die heute bekannte) kommt in den neunzig Folgeminuten ein vielschichtiger, grandios gespielter Ensemblefilm zustande, der mittels seiner empathischen Darstellung nicht nur sämtlichen vorgestellten Charakteren einen abgerundeten Background verschafft, sondern sich darüber hinaus durchaus in die Reihen der großen New Yorker Polizeifilme jener Tage einzugliedern weiß. Ein Muss.

9/10

Barry Shear Mafia New York Harlem Blaxploitation


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STRAIT-JACKET (William Castle/USA 1964)


"I hate you! No I didn't mean that, I love you. I hate you!"

Strait-Jacket (Die Zwangsjacke) ~ USA 1964
Directed By: William Castle

Als die wohlhabende Farmerin Lucy Harbin (Joan Crawford) ihren deutlich jüngeren Gatten (Lee Majors) bei einem Techtelmechtel erwischt, greift sie sich die nächstbeste Axt und enthauptet kurzerhand die beiden Ehebrecher Lucys kleine Tochter Carol (Vicki Cos) beobachtet das grauenhafte Geschehen.
Zwanzig Jahre später wird Lucy probeweise aus der Heilanstalt entlassen und kommt bei ihrem Bruder Bill (Leif Erickson) unter, wo auch die mittlerweile erwachsene Carol (Diane Baker) lebt. Zunächst scheinen sich Mutter und Tochter wieder gut zu verstehen, doch als Lucy von merkwürdigen Wachträumen heimgesucht wird und bald der erste Tote zu beklagen ist, scheint es, als habe der Wahnsinn sie noch immer fest im Griff...

Für William Castle ging ein Traum in Erfüllung, als er nach einem Script von Robert Bloch und mit grande dame Joan Crawford eines seiner herrlich typischen Camp Movies mit Grand-Guignol-Einschlag schießen konnte und der von Robert Aldrich losgetretenen Hag-Horror-Welle einen ihrer schönsten Beiträgen spendierte. Diesmal lässt der Mini-Meister eine Axt rotieren, eine onscreen sichtbare Enthauptungsszene (George Kennedy, schlank und rank aber mit verlottertem Äußeren, möchte es erwischen) inbegriffen. Joan Crawford und Diane Baker, das ist auch ein Duell der Diven, alt vs. jung, wobei die Crawford dem Vernehmen nach so sehr von dem von ihr überwältigten Castle hofiert wurde, dass er ihr und ihrem finalen moment of redemption zugunsten sogar kurzfristig das Script umarbeiten ließ. Dass, nicht zuletzt, weil man es mit einem Castle-Film zu tun hat, die Auflösung eigentlich gleich nach der Prä-Titel-Sequenz klar ist, lässt sich kaum verhehlen, ist aber letztlich ohnehin völlig nebensächlich. Schließlich sieht man sich seine Werke kaum ihrer spannenden Geschichten wegen an.
Ansonsten präsentiert sich "Strait-Jacket" als so kurz, knackig und empfehlenswert wie alles, was Castle in diesen Jahren anfasste

8/10

William Castle Robert Bloch Madness Serienmord Camp Hag Horror


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SPLIT SECOND (Tony Maylam/UK 1992)


"We need to get bigger guns. Big fucking guns."

Split Second ~ UK 1992
Directed By: Tony Maylam

Im Jahre 2008 liegt London unter einer undurchdringlichen Smog-Glocke begraben, ist von gewaltigen Slums durchzogen und wird von einer Rattenplage heimgesucht. Der ausgebrannte, als psychotisch geltende Cop Harley Stone (Rutger Hauer) jagt inmitten dieses präapokalyptischen Szenarios einen monströsen Serienkiller, der es vornehmlich auf die Herzen seiner Opfer abgesehen hat und auf seltsame Art mit Stone in Verbindung zu stehen scheint.

Da "Split Second" sich unzweifelhaft als parodistischer Meta-Genrefilm in der Tradition der "2000 AD"-Comics begreift und seinen selbstreflexiven Habitus teils bis an die Slapstick-Grenzen durchexerziert, kann man ihm trotz diverser formaler Unzulänglichkeiten auch kaum böse sein. Rutger Hauer glänzt durch klug austariertes overacting und befindet sich offensichtlich genau im Bilde über das Comedy-Potenzial des Scripts, ebenso wie sein Film-Buddy Dick Durkin/Neil Duncan, der nach und nach sämtliche Spleens seines heimlichen Mentors übernimmt und selbst eine kleine Entdeckung ist. Das Killermonster schließlich lässt sich als mittelmäßiges Giger-Plagiat bezeichnen, ist für den etwas eigenwillig beleuchteten "Split Second" jedoch als letzten Endes ungewöhnlicher MacGuffin ohnehin bloß von untergeordneter Funktion. Die beispielhaft schlechte, deutsche Synchron-Fassung raubt dem Film beinahe seine komplette Anordnung und sollte unbedingt vermieden werden.

6/10

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Filmtagebuch von...

Funxton

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