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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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DEADLY BLESSING (Wes Craven/USA 1981)


"INCUBUS! INCUBUS!"

Deadly Blessing (Tödlicher Segen) ~ USA 1981
Directed By: Wes Craven


Martha (Maren Jensen) hat mit dem jungen Farmer Jim Schmidt (Douglas Barr) einen Abtrünnigen der Hittite-Sekte, eines jedweder Weltlichkeit radikal entsagendem Ablegers der Amish People, geheiratet. Jims Vater Isaiah (Ernest Borgnine), der seinen Sohn einst verstoßen hat, ist der oberste Geistliche der Hittites. Eines Nachts wird Jim dann in seiner eigenen Scheune ermordet. Jims zudem schwangere Witwe Martha erhält von ihren zwei College-Freundinnen Lana (Sharon Stone) und Vicky (Susan Buckner) unterstützenden Besuch. Doch der Mörder lässt nicht locker und schlägt wieder und wieder zu.

Netter, früher Horrorfilm von Craven, der den wahren Schrecken Amerikas genau dort ausmacht, wo er vermutlich wahrhaftig zu finden ist: Im Bible Belt; dort, wo die Leute vor lauter bigottem Fanatismus und mit Vorsatz blind für die Geschicke der Welt sind. Um die Amish nicht nominell denunzieren zu müssen, hat man sich kurzerhand die "Hittites" (Hethiter) aus den Fingern gesogen, die jedoch im Prinzip bloß einen andere Bezeichnung tragen, ansonsten jedoch identisch mit ihren Vorbildern sind. Ernest Borgnine als deren Chef kommt gut, ebenso wie Michael Berryman als inzestuös derangierter, ausnahmsweise aber mal wenig angsteinflößender Idiot, der hier ungewöhnlich viel Sprechanteil bekam. Dass sich am Ende des als Whodunit strukturierten Slashers dann jemand weithin Unverdächtigtes als Täter herausstellt, ist wohl eher dem genreimmanenten Rätselraten geschuldet. Was allerdings das etwas seltsame Ende soll habe ich nicht ganz begriffen. Möglicherweise eine Hommage an Tourneurs "Night Of The Demon"? Wer weiß...

6/10

Amish People Bible Belt Slasher Wes Craven Sekte


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DEATH SHIP (Alvin Rakoff/CAN, UK 1980)


"This ship seems to me as if it led a life of its own."

Death Ship ~ CAN/UK 1980
Directed By: Alvin Rakoff


Für den mürrischen Misanthropen Captain Ashland (George Kennedy) ist es die letzte Fahrt auf seinem Passagierliner, danach soll der erste Offizier Marshall (Richard Crenna) Ashlands Nachfolge antreten. Ein auf dem Ozean kreuzendes Geisterschiff jedoch macht sämtliche Zukunftspläne zunichte, als es den Luxusliner rammt und versenkt. Ashland, Marshall, seine Familie und vier weitere Personen können sich notdürftig retten und begegnen dem Geisterschiff bald wieder. An Bord angekommen, bemerken sie zunächst nicht, dass es sich um einen Kreuzer aus der Nazizeit handelt, auf dem ferner offenbar furchtbare Gräueltten begangen wurden. Lediglich Captain Ashland fühlt sich hier bald wie zu Hause...

Ein "Film der Momente". Der eher unauffällige Regisseur Rakoff und ganz besonders sein dp René Verzier finden einige Einstellungen und Perspektiven, die als Zierde für das Genre gelten dürfen. Schummrige, schlecht beleuchtete Gänge auf dem Schiff, dunkle Kajüten, ein seltsames Unterhaltungskino für die Besatzung. Leider finden diese bravourösen visuellen Einfälle nie zu einer wirklich homogenen Einheit und "Death Ship" bleibt genau das schlichte "Shining"-Rip-Off auf hoher See, als das es die meisten seiner Zuschauer bezeichnen werden. Nun ist der in späteren Jahren ja stets als sympathisches Weißhaar besetzte George Kennedy wahrlich kein Jack Nicholson und seine Psychosen entsprechend wenig furchteinflößend. Außerdem ist die Konnexion Holocaust ~ B-Film in diesem Falle nicht immer als ganz geschmackssicher zu werten. Wenn etwa Richard Crenna und Nick Mancuso eine Nierenschale mit Goldzähnen finden, dann wirkt das einfach nur vollkommen banal. Andere Filmemacher haben diese gefährliche Gratwanderung dann auch wesentlich sicherer und gelassener stemmen können. Ansonsten lohnen wie erwähnt zumindest die unverhältnismäßig kunstvollen Bilder das Erlebnis.

5/10

Alvin Rakoff Nationalsozialismus Geisterschiff


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IM ANGESICHT DES VERBRECHENS (Domink Graf/D 2010)


"Jeder bekommt, was ihm zusteht."

Im Angesicht des Verbrechens ~ D 2010
Directed By: Dominik Graf

Ein vermeintlicher Routineeinsatz führt die beiden Berliner SEK-Beamten Marek Gorsky (Max Riemelt) und Sven Lottner (Roland Zehrfeld) in einen Sumpf aus Verbrechen, Korruption und tief verwurzelten Traumata. Besonders für Marek, deutsch-russischer Jude, wird der folgende Großeinsatz gegen die Ostblockmafia und einen von ihr groß angelegten Zigareteenschmuggel zu einer Reise in die eigene Identität und Vergangenheit.

Domink Grafs vom WDR coproduzierte, zehnteilige Miniserie weist, von ein paar TV-typischen Unerlässlichkeiten abgesehen, genau jene Qualität auf, die die großen "Cops-vs.-Gangsters"-Movies des Kinos von Walsh über Melville und Friedkin bis hin zu Mann seit jeher auszeichnen. Mittels epischer formaler und inhaltlicher Anlagen entwerfen Graf und sein Autor Rolf Basedow, die zusammen bereits die Fernsehfilme "Hotte im Paradies" und "Eine Stadt wird erpresst" entwickelt haben, ein großes Charakter-Kaleidoskop, in dessen Zuge neben den Prota- und Antagonisten noch zahlreiche Nebencharaktere Platz finden. Neben der Weiterentwicklung des narrativen Hauptstrangs, der sich mit Mareks und Svens Polizeiarbeit befasst, widmet sich jede Episode noch einer schicksalhaften Fügung in der Vita einer der weiteren Figuren, seien es Mareks Schwester Stella (Marie Bäumer) und ihr höchstselbst im Milieu verankerter Ehemann Mischa (Misel Maticevic), der russische Killer Sokolov (Georgii Povolotskyi), Mischas Konkurrent Joska (Marko Mandic), der moralisch zutiefst verkommene Unternehmer Lenz (Bernd Stegemann) oder der korrupte Kollege Hollmann (Uwe Preuss). Die Geschichte jedes einzelnen dieser Charaktere findet sich sorgfältig und detailliert ausgearbeitet in einer erzählerischen Breite, die Kino eben in der Regel nicht zu leisten vermag. Wer mich kennt, weiß, dass ich von Fernsehserien in der Regel Abstand halte - im Falle einer einem einzelnen auteur vorbehaltenen, von Anbeginn so kompakt angelegten, wohlstrukturierten und vor allem in einem luziden erzählzeitlichen Rahmen situierten Reihe bin ich jedoch gern bereit, Ausnahmen zuzulassen. Mit gar wohltuendem Effekt, wie sich erwies.

9/10

TV-Serie Russenmafia Kiez Kokain Berlin Dominik Graf Prostitution Menschenhandel


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THE WHITE BUFFALO (J. Lee Thompson/USA 1977)


"I like my bodies fresh."

The White Buffalo (Der weiße Büffel) ~ USA 1977
Directed By: J. Lee Thompson

Der wegen Mordes gesuchte Gunman Wild Bill Hickok (Charles Bronson) kommt unter dem Namen James Otis zurück in den Westen, um einen ihn im Traum verfolgenden, monströsen weißen Büffel zu erlegen. Wie sich bald herausstellt, handelt es sich bei der Bestie keinesfalls um ein bloßes Hirngespinst - der sich mit Hickok anfreundende Ogallala-Häuptling Crazy Horse (Will Sampson) verfolgt ebenfalls den Büffel, weil dieser seine kleine Tochter auf dem Gewissen hat. Wild Bill erhält zusätzliche Unterstützung von dem alten Trapper Charlie Zane (Jack Warden), der sich jedoch gar nicht erbaut darüber zeigt, dass sein Kumpel sich mit einer Rothaut zusammentut.

Der italienische Produzent Dino De Laurentiis besorgte zwischen 76 und 77 eine inoffizielle, nur lose zusammenhängende Monstertier-Trilogie, bestehend aus dem bombastisch beworbenen "King Kong"-Remake unter der Regie vom Katastrophenfilm-Experten John Guillermin und Andersons "Orca" als Abschluss. "The White Buffalo", mit einem von Carlo Rambaldi wirklich außerordentlich reizend zusammengezimmerten Riesenbüffel ausgestattet, bildet ergo das Mittelstück.
Keiner der drei Filme genoss je ein besonders überzeugendes Renommee, mir gefielen sie jedoch stets alle ziemlich gut. "The White Buffalo" ist sicherlich das seltsamste Mosaikstück des Zyklus; ein lose auf Melvilles "Moby Dick" gründendes Westernabenteuer, das sich einer gesicherten Kategorisierung entzieht. Bronson als Wild Bill Hickok, hier in seinem letzten Pferdeopernpart zu sehen, trägt die meiste Zeit eine völlig entartete Schnee-/Sonnenbrille, ballert seine menschlichen Gegner lässig über den Haufen und erfreut sich eines von den Annalen bislang ignorierten Team-ups mit dem Sioux-Chief Crazy Horse. Da fällt einem doch gleich wieder das schöne "Liberty-Valance" von der Legendenbildung in den Schoß. Der deutsche Dialog, wie oft für Dino-Produktionen vermutlich von Rainer Brandt gestiftet, ist ganz hübsch flapsig und entzaubert den etwas bemühten Mystizismus des Films hier und da, erfreut das Herz aber wiederum an anderer Stelle. Als absolut phantastisch indes erweist sich John Barrys famoser Score, der sehr an seine Arbeit für "King Kong" erinnert. Auch die teils sichtlich artifiziellen Kulissen, in denen der leise rieselnde Schnee wie Zuckerwatte wirkt, sowie die zahlreichen Cameos sind toll.
Sicher nicht für jedermann gemacht, aber Liebhaber von Papa Bronson, Schneewestern und bizarren Tierhorrorfilmen werden sich wiederfinden.

7/10

Indianer Crazy Horse Monster Wild Bill Hickok Gebirge J. Lee Thompson Wyoming Bueffel Schnee Tierhorror


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DIE BRUT DES BÖSEN (Christian Anders, Antonio Tarruella/BRD 1979)


"Wie kann man nur so gemein sein?"

Die Brut des Bösen ~ BRD 1979
Directed By: Christian Anders/Antonio Tarruella


Der in Madrid beheimatete Karatelehrer Frank Mertens (gesprochen Frenk Mörtens, Christian Anders) bekommt es mit dem kleinwüchsigen Gangsterboss und Heroinschieber Van Bullock (Deep Roy) zu tun, der genau gegenüber von Mertens selbst eine Karateschule aufmachen will und keine Konkurrenz in seiner Nachbarschaft wünscht. Als sich sämtliche von Van Bullock beauftragten Schläger als Vollnieten erweisen, lässt der Giftzwerg Mertens von seiner drogensüchtigen Gespielin Cora (Dunja Rajter) ein Päckchen Heroin unterjubeln, das den wackeren Karateka umgehend in den Kallabusch befördert. Dort lässt Heißsporn Mertens sich jedoch nicht lange festhalten, sondern bricht, verfolgt von einer Hundertschaft Polizei, aus und zeigt dem gerade eine Orgie feiernden Van Bullock endlich, was 'ne anderssche Harke ist. Und wenn er nicht gestorben ist, dann rennt er heute noch.

Lanoo kämpft, Lanoo grinst, Lanoo jammert, Lanoo liebt, Lanoo zieht sein Hemd aus, Lanoo macht freihändig Liegestütze, Lanoo wäre für sein Leben gern Bruce Lee.
"Die Brut des Bösen" ist mit Sicherheit einer der groteskesten Filme, die hierzulande je entstanden sind. So gut wie komplett auf Lanoos, äh, Anders' eigenem Mist gewachsen, erlebt man bei der Beschau Szenen von geradezu entwaffnender Idiotie. Der einstige Schmalzsänger, dessen Sprechstimme jedoch so scheiße bzw. hoch ist, dass er sich stets von Stellvertretern nachsynchronisieren ließ (hier war's der selig Manfred Seipold), macht in "Die Brut des Bösen" bereits einen auf esoterisch angehauchter Spiritist. Jener lässt sich als im Ruhezustand in sich ruhender Ruhepol viel gefallen, nur nicht, dass man seinen ermordeten Meister in den Schmutz zieht. Dann wird er nämlich zum wutentbrannt heulenden Kleinkind (s. Zitat) und es gibt gehörig Rambazamba. Der stets sehenswerte Deep Roy, der hier seine meines Wissens bis dato einzige Hauptrolle spielen durfte, ist derweil phantastisch als kleiner Mann mit großer Klappe, der aus überdimensionierten Whiskeygläsern trinkt und seinen tumben, aber lieben Leibwächter ("Boss, ich habe eine Überraschung für dich.") Komo (Fernando Bilbao) gern mit dem Rohrstock verhaut. Das Ganze mag ebensogut auch dem Geiste eines Siebenjährigen entsprungen sein und verrät einiges über Anders' mentalen Zustand.
Ich bin mir nicht ganz sicher, aber die meisten Szenen des Films scheinen mir in und um München entstanden zu sein, warum ich auch den vorgeblichen Schauplatz Madrid nicht ganz einleuchtend finde. Vielleicht sollte das Setting möglichst mondän erscheinen. Außerdem beginnen ja beide Städtenamen mit 'M', so dass die Münchner Autokennzeichen nicht weiter auffallen - mag sich Anders, gescheit wie er ist, gedacht haben.

5/10

Martial Arts Sleaze Rache Antonio Tarruella Christian Anders Karate


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AUGE IN AUGE - EINE DEUTSCHE FILMGESCHICHTE (Michael Althen, Hans Helmut Prinzler/D 2008)


"Die Geschichte des deutschen Films ist die Geschichte Deutschlands."

Auge in Auge - Eine deutsche Filmgeschichte ~ D 2008
Directed By: Michael Althen/Hans Helmut Prinzler


Zehn deutsche Filmschaffende umreißen anhand eines (bzw. im Falle Michael Ballhaus zweier) ihrer Lieblingsfilme aus unterschiedlichen Epochen die Qualitäten des hiesigen Kinos und versichern dabei glaubwürdig, dass im internationalen Kulturgeschehen weiterhin mit dem deutschen Film zu rechnen sein muss: Tom Tykwer: "Nosferatu, eine Symphonie des Grauens", Wolfgang Kohlhaase: "Menschen am Sonntag", Wim Wenders: "M", Christian Petzold: "Unter den Brücken", Hanns Zischler: "Abschied von gestern", Dominik Graf: "Rocker", Doris Dörrie: "Alice in den Städten", Michael Ballhaus: "Die Ehe der Maria Braun" & "Martha", Andreas Dresen: "Solo Sunny", Caroline Link: "Heimat".

Eine von mir als vorbildlich wahrgenommene Filmdokumentation ist Althen und Prinzler da gelungen, die einen so wehmütigen wie enthusiastisch-kompakten Blick auf runde 110 Jahre deutsches Kino wirft und ihre Idee, ebendiesen Zeitraum auf zehn (betont wenig repräsentative) Exempel, von denen sich manchmal sogar Erläuternde und Erläuterte überschneiden, zu fokussieren in einen prächtigen Rahmen setzt. Zwischendurch gibt es neben einem Brainstorming der Beteiligten zehn umfangreiche Zusammenschnitte unter verschiedenen Stichwörtern; Einprägsame Augenpaare werden da hintereinandergesetzt, prägnante Szenen mit und ums Rauchwerk, populäre Küsse, berühmte Telefonate. Dabei erlebt man diverse Déjà-vus und noch mehr erweckte Neugier. Dass ich beispielsweise "Menschen am Sonntag" noch nie gesehen habe, empfinde ich nachräglich als geradezu beschämend. Immerhin haben mit Althen und Prinzler dabei geholfen, dies in Kürze zu ändern.

8/10

Hans Helmut Prinzler Michael Althen


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UN DELITTO POCO COMUNE (Ruggero Deodato/ I 1988)


Zitat entfällt.

Un Delitto Poco Comune (Off Balance - Der Tod wartet in Venedig) ~ I 1988
Directed By: Ruggero Deodato


Der erst im Erwachsenenalter an der seltenen Krankheit Progerie erkrankte Pianist Robert Dominici (Michael York) dreht infolge der Diagnose plötzlich durch und wird zum serienkillenden Frauenmörder. Nebenbei neckt er den verzweifelten Inspettore Datti (Donald Pleasence) mit dessen vermeintlicher Unfähigkeit. Als Dominicis Geliebte Hélène (Edwige Fenech) ein Kind von ihm erwartet, will er seinen letzten Schlag landen: Ein Monster wie ihn darf es kein zweites Mal geben.

Bei Ferrara und De Palma klauender Spätgiallo, der gern die Qualitäten eines Argento aufwiese, leider jedoch mit einem allzu verkrampften Script und einem schlecht aufgelegten Deodato zu kämpfen hat. Wirklich gelungen ist eigentlich nur Michael Yorks Maske, die mit einer schön ekligen, gelben Zahnprothese ein wenig an seine Tierverwandlung in "The Island Of Dr. Moreau" erinnert, sowie Pino Donaggios untadelige Musik. Ansonsten steckt aber nicht sehr viel drin in diesem "Ungewöhnlichen Verbrechen". York gibt sich spürbar Mühe, sein schlicht gezeichnetes psychologisches Profil auszubauen, wird aber durch einen sehr müde wirkenden Pleasence geradezu ausgebremst und die Fenech hat einfach zu wenige Szenen, als dass man am Ende wirklich um sie fürchten würde.
Kann man ansehen, kann man auch lassen.

5/10

Madness Giallo Venedig Ruggero Deodato Serienmord


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THEY WERE EXPENDABLE (John Ford/USA 1945)


"Listen sister, I don't dance."

They Were Expendable (Schnellboote vor Bataan) ~ USA 1945
Directed By: John Ford


Die US-Navy-Offiziere Lt. Ryan (John Wayne) und Lt. Brickley (Robert Montgomery) kommandieren eine kleine Flotte von Torpedobooten, die den Japanern anno 41 vor der philippinischen Küste das Leben schwer macht. Als die Admiralität unter General MacArthur (Robert Barrat) angewiesen wird, sich in Australien in Sicherheit zu bringen, sind Ryan und Brickley für den ungefährdeten Transport der Herren bis Mindanao zuständig. Dort gibt es erneut diverse Reibereien mit dem Feind, bis auch die beiden Lieutenants abgezogen werden und es zum Schrecken der gelben Gefahr heißt: "We shall return!"

Vor Heldenpathos triefendes, leicht verspätetes Propaganda-Kino vom Meister.
Da "They Were Expendable" nun John Ford als Regisseur aufweist, ist zumindest mit einer technischen und logistischen Bravourleistung zu rechnen, die dann auch recht mühelos eingelöst wird; Seeschlachten und Gefahrensituationen sind mitreißend und realistisch inszeniert. Zudem war Ford ja stets jener Regisseur, der Duke zu seinen besten Leistungen antreiben konnte, wie diese dritte Kollaboration des Gespanns (von insgesamt zehneinhalb) denn auch ausgezeichnet demonstriert. Die alles andere als subtilveräußerte 'Glory-Glory-Hallelujah'-Motivkette des Films lässt sich unter rein historischen Gesichtspunkten möglicherweise auch damit erklären, dass es sich um Fords ersten feature film nach einer vier Jahre umfassenden und mit stolzen Orden dekorierten Zeit als (Semi-)Dokumentarfilmer im Dienste der US-Armee handelt. Ansonsten ist alles comme toujours - die Navy-Leute, fern von daheim, sind raubeinige, mutige Gesellen mit Sorgen und Nöten, die Japaner eine gesichtslose Masse, die, respektive deren maritime Zerstörer, die Kamera allerhöchstens mal aus zehn Kilometern Entfernung in die Linse nimmt. Das hat ganz bestimmt seine historische und filmgeschichtliche Bedeutung und auch Berechtigung, ist jedoch ansonsten nicht immer umweglos genießbar.

6/10

Philippinen WWII John Ford Pazifikkrieg


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THE ERRAND BOY (Jerry Lewis/USA 1961)


"I like you." - "I like you, too."

The Errand Boy (Der Bürotrottel) ~ USA 1961
Directed By: Jerry Lewis


Um den unmäßigen Ausgaben seiner Filmproduzenten und -regisseure auf die Spur zu kommen, engagiert Tom Paramutual (Brian Donlevy), Chef der Paramutual-Studios, den tolpatschigen Plakatkleber Morty Tashman (Jerry Lewis) als Spion. Getarnt als Laufbursche soll Morty herumschnüffeln und regelmäßige Protokolle über die Vorgänge in den Büros abliefern. Dass der Gute selbst keinen Handschlag tun kann, ohne ein Chaos nach sich zu ziehen, bemerkt Paramutual erst, als es schon fast zu spät ist.

Nicht vom Universal Tellerwäscher, sondern vom Paramutual Geländespitzel geht es hier hinauf, zum true stardom. Einer der lustigsten und schönsten Filme von Lewis als Regisseur ergibt das, gleich nach den sehr ähnlich gestalteten "The Bellboy" und "The Ladies' Man" entstanden, die auf analoge Weise eine auf Spielfilmformat aufgepumpte Nummernrevue mit Lewis als ihrem König darbieten, sie in ein Alibiplot-Korsett pfropfen und bei strengster Ort- und Zeiteinheit jeweils davon leben, wie Lewis mit irgendwelchen kaum minder minderbemittelten Individuen in Interaktion tritt. Hier wäre da allen voran der cholerische Stanley Adams zu nennen, den Morty mit seiner Türknallerei zur Weißglut treibt. Inmitten all des Slapstick scheut sich Lewis selbst nicht, zwei zunächst wie Fremdkörper erscheinende, poetische Szenen mit seltsamen Handpüppchen unterzubringen, die "The Errand Boy" bei näherem Hinsehen genau jene magische Tiefe verleihen, die ihn von ähnlich Geratenem unverwechselbar abgrenzen. Hier, und nur hier, gestattet sich (und ich schreibe ganz bewusst 'sich' und nicht etwa 'seinem Protagonisten' oder 'seinem Charakter Morty Tashman') Lewis, Mensch statt Kunstfigur zu sein und lässt tief blicken in sein kindliches Künstlerherz.

8/10

Satire Jerry Lewis Hollywood Los Angeles Slapstick Filmstudio Farce


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NEUE VAHR SÜD (Hermine Huntgeburth/D 2010)


"Atomblitz!"

Neue Vahr Süd ~ D 2010
Directed By: Hermine Huntgeburth


Bremen, 1980: Frank Lehmann (Frederick Lau) vergisst, rechtzeitig seinen Antrag auf Wehrdienstverweigerung zu stellen und muss zum Bund. Die dem uniformierten System innewohnende Idiotie bekommt Frank bald mit all ihrer unerbittlichen Härte zu spüren. Zu Hause in seiner antifaschistischen Zelle läuft derweil auch nicht mehr alles so entspannt wie früher. Dafür sorgt eine betreffs ihrer Zusammensitzung ziemlich unmögliche WG, in der Frank unterkommt, sowie seine Liebe zu der etwas wankelmütigen Sibille (Miriam Stein).

"1980 waren unsere Jugendlichen noch politisch" mag man denken angesichts Sven Regeners zweitem (dabei jedoch als Prequel gestalteten) Lehmann-Romans und auch dieser schönen Adaption desselben. Film kann ja speziell in Bezug auf die Darstellung von Zeitkolorit manches mehr leisten als Literatur. Durch die Verwendung diverser zeitgenössischer Reliquien und Memorabilia, zu der neben Frisuren, Möbeln, Kleidung, Sprache und Autos auch und insbesondere die Musik (deren Auswahl hierin als besonders sorgfältig und geglückt bezeichnet werden darf; es gibt vornehmlich Punk, New Wave und Reggae) zählt, rutscht man, sofern die entsprechende Gestaltung - wie im vorliegenden Falle - hinreichend stimmig ist, rasch hinein in Jahr und Tag. Da verzeiht man sogar, dass offenbar keine Telefonzelle von anno 80 aufzutreiben war (das im Film gezeigte Modell kam meines Wissens erst einige Jahre später). Die autonome Subkultur jedenfalls, die damals noch mit Pflastersteinen gegen das öffentliche Gelöbnis im Bremer Weserstadion antrat, eine Gruppe, die man einst als so gern als "Bombenleger" und "Zecken" bezeichnete, scheint ihren Aktionsradius mittlerweile merklich eingegrenzt zu haben, zumindest wenn man den Bildvergleich anzustellen bereit ist. Eine echte Schau in "Neue Vahr Süd" ist mal wieder Uli Mathes, der als stockärschiger Bundeswehr-Hauptmann entgegen allen Voraussetzungen sogar noch einen Tropfen Sympathie aus seiner Figur herausquetscht. Scheiße, der kann spielen, der Mathes.

8/10

Bremen Militaer Subkultur Sven Regener Alkohol Coming of Age Hermine Huntgeburth TV-Film





Filmtagebuch von...

Funxton

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