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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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THE DAY THE EARTH CAUGHT FIRE (Val Guest/UK 1961)


"Alcoholics of the press, unite!"

The Day The Earth Caught Fire (Der Tag, an dem die Erde Feuer fing) ~ UK 1961
Directed By: Val Guest


Nachdem die Großmächte rein zufällig zeitgleich je eine Atombombe am Nord- und eine am Südpol gezündet haben, verändert sich der Erdneigungswinkel um elf Grad . Der Globus gerät aus seiner Umlaufbahn und treibt auf die Sonne zu. Gewaltige Naturkatastrophen und eine sukzessive Erderwärmung sind die Folge. Der Londoner Reporter Bill Maguire (Leo McKern) wird wie der Rest der Menschheit zum hilflosen Beobachter der Situation. Kann die kalkulierte Explosion weiterer Atombomben die Erde noch retten?

Einer der besten Filme zum Thema 'Weltenende'. Mit ein paar kernigen Charakterköpfen, von denen im Wesentlichen der stets sarkastische Peter Stenning (Edward Judd), zugleich 'the hero's best friend', der interessanteste und liebenswerteste ist (Kerle, die im Angesicht des Armageddon stets einen Flachmann parat haben, sind mir a priori grundweg sympathisch), reduziert Guest sein infolge eines kleinen Budgets eher unaufwendiges ökologisches Mahnmal auf das absolut Wesentliche. Welche Emotionshaltung ist angebracht, wenn alles, die gesamte Existenz, das kollektive menschliche Bewusstsein unweigerlich dem großen Showdown im Höllenfeuer entgegengeht? Jedenfalls keine Tränen, die kann ja jeder.
Die zynische Journaille ist ergo im Angesichte der entsprechenden Situation vielleicht die im rein demoskopischen Sinne lohnendste zu beleuchtende Bevölkerungsgruppe, denn sie ist schließlich eine der letzten, die ihr Berufsethos bis zum Schluss ehren sollten. So ist "The Day The Earth Caught Fire" nicht nur ein Film über die von der Menschheit selbst herbeigeführte Apokalypse geworden, sondern auch ein ausgesprochen unterhaltendes Kammerspiel über die kleine Welt der Lokalreporter. Passt doch sehr schön zueinander, das.

8/10

London Kalter Krieg Atombombe Journalismus Sonne Apokalypse Val Guest


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TREFFER (Dominik Graf/BRD 1984)


"Ich hab keinen Bock mehr auf diese selbstgedrehte Scheiße. Ich will 'nen guten Wein, 'nen gescheiten Börek und 'ne Reval ohne."

Treffer ~ BRD 1984
Directed By: Dominik Graf


Die drei Freunde Albi (Max Wigger), Franz (Dietmar Bär) und Tayfun (Tayfun Bademsoy) stehen auf Motorräder und gehen zusammen durch dick und dünn. Als ihr Chef und Meister (Fritz Bachschmidt) stirbt, geht die dazugehörige Werkstatt und damit der Arbeitsplatz des Trios ausgerechnet an ihren erzfeind Alf (Rainer Grenkowitz) und seine Schrottplatz-Assis. Die krummen Geschäfte, in die sich Albi, Franz und Tayfun hernach verstricken, machen nichts besser - im Gegenteil...

Einmal Verlust der Unschuld für Tisch 13? Kommt sofort!
Frühwerk von Graf, verliebt in die von ihm porträtierte Subkultur der provinziellen Schrauber, Rennfahrer und Kleinganoven, für die ein schicker Anzug gar nichts und eine kalte Pulle Bier alles ist. Entsprechend sympathisch sind die drei Hauptfiguren, auch wenn die südliche Pfalz als Schauplatz mir als eingefleischtem Ruhrgebietler erstmal nicht viel gibt - gerade wo man doch weiß, dass Typen wie Dietmar Bär eigentlich original Pottinventar sind. Doch es lässt sich auch so gut auskommen mit "Treffer", da der Film, obgleich bis kurz vorm Ende eher wenig Weltbewegendes passiert, stets interessant bleibt, seine stark maskulin gefärbte Sicht der Dinge gut durchhält und sein loses episodisches Konzept traumwandlerisch fortspinnt. Da verzeiht man dann sogar das etwas überdramatische Finale. Aber irgendwann müssen die Jungs ja mal erwachsen werden und ihr coming of age erleben...

8/10

Dominik Graf Coming of Age Pfalz Freundschaft TV-Film Subkultur Motorräder


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THE SATANIC RITES OF DRACULA (Alan Gibson/UK 1974)


"Armageddon!"

The Satanic Rites Of Dracula (Dracula braucht frisches Blut) ~ UK 1974
Directed By: Alan Gibson


Eine kleine Riege im Staate einflussreicher älterer Herren wird vom Yard bei der Praxis seltsamer schwarzer Messen beobachtet; im Keller desselben Hauses treiben blutgierige Vampirdamen ihr Unwesen. Der hinzugeschaltete Experte Lorrimer Van Helsing (Peter Cushing) hat bald keinen Zweifel mehr: Hinter den finsteren Machenschaften kann nur sein wiedererstarkter Erzfeind Dracula (Christopher Lee) stecken, der diesmal als gut getarnter Unternehmer die Welt mit Beulenpest-Viren überziehen und so das Ende der Menschheit einläuten will.

Der Abendstern schien bereits hell über den Hammer-Studios, als dieser niominell letzte, offizielle "Dracula"-Film die Leinwände enterte. Danach kamen noch die von den Shaws koproduzierten "Seven Golden Vampires", für die immerhin ein weiteres Mal Peter Cushing als Van Helsing zur Verfügung stand; Christopher Lee jedoch erlebte in "Satanic Rites" seinen Schwanengesang als blutsaugender Aristokrat - sieht man von der französischen Komödie "Dracula Père Et Fils" ab.
Diesen finale Hammer-"Dracula" empfinde ich immerhin wieder als ein klein wenig fescher denn seinen unmittelbaren Vorgänger vom selben Regisseur. Weg vom staubigen gothic horror und hin zum zeitgenössischen Trivial-Okkultismus heißt die Devise; Teufelsspuk und Hexenzauber halten Einzug in das vampireske Treiben. Dracula hat jetzt eine Armee von wildlederwestenbewährten Motorradfahren als Leibwache, die nicht unbedingt viel Angst einflößen und ein wenig an Michael Goughs geile Truppe aus "Horror Hospital" erinnern. Das ergraute Antagonistenpaar Van Helsing - Dracula darf sich derweil ein weiteres Mal im modernen London aneinander abarbeiten. Damit die vielen Tode des Graphen, äh, Grafen auch weiterhin hübsch abwechslungsreich bleiben, geht er diesmal über die Wupper, weil er sich unglücklich in einem Weißdornbusch verfängt. Schwächling.

7/10

Alan Gibson Virus Hammer Dracula Vampire


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VENGEANCE VALLEY (Richard Thorpe/USA 1951)


"There are some things and some people you can't run away from."

Vengeance Valley (Tal der Rache) ~ USA 1951
Directed By: Richard Thorpe


Zeitlebens wurde der rücksichtslose Ranchersohn Lee Strobie (Robert Walker) von seinem Adoptivbruder Owen Daybright (Burt Lancaster) behütet und in Schutz genommen, bis sich für sie beide die Situation zuzuspitzen beginnt: Obwohl er erst seit kurzem verheiratet ist, schwängert Lee die alleinstehende Lily (Sally Forest), wovon nur Owen erfährt. Lilys schießwütige Brüder (John Ireland, Hugh O'Brian) fordern Rache für die Entehrung der jungen Frau und verdächtigen Owen der Vaterschaft. Zudem verliebt Owen sich in Lees Frau Jenny (Joanne Dru), derweil der alte Strobie ihn als Erben einzusetzen plant, was Lee überhaupt nicht schmeckt. Die beiden Männer müssen miteinander abrechnen, komme was da wolle.

Grundehrlicher B-Western, der leider das Schicksal vieler Public-Domain-Klassiker teilt: Lieblos verwurstet und auf den Heimkino-Markt geschmissen, gebührte ihm eigentlich eine aufwändige Restauration, die das ausgeblichene Technicolor wieder leuchten ließe. Doch sei's drum - besser so als gar nicht. "Vengeance Valley" protzt trotz seines Status als kleiner Genrefilm mit epischen Bildern vom Viehtrieb und führt das Gleichnis des verlorenen Sohnes mit sich. Obschon Burt Lancastern nicht der leibliche Sprössling des alternden Ranchers Ray Collins ist, so ist sich dieser bei aller situativen Schönfärberei doch tief im Herzen darüber im Klaren, dass er eigentlich nur diesen einen, "falschen" Filius hat, während die Frucht seiner Lenden ein heilloser Schuft ist. Diese bittere Pille hatten viele Patriarchen im Kino der fünfziger Jahre zu schlucken und immer wieder ist es schmerlich mit anzusehen, welche seelischen Qualen die alten Herren zu erdulden hatten. Doch bietet jene Ausgangslage auch Anlass zu gutem Schauaspiel und spannendem Drama, wovon "Vengeance Valley" jeweils reichlich offeriert.

8/10

Richard Thorpe Viehtrieb Colorado


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LA FAILLE (Peter Fleischmann/I, BRD, F 1975)


Zitat entfällt.

La Faille (Der dritte Grad) ~ I/BRD/F 1975
Directed By: Peter Fleischmann


Der kleine Reisekaufmann Georgis (Ugo Tognazzi), nach eigener Auskunft ein "friedliebender Bürger", wird eines Tages aus freiem Himmel von der Geheimpolizei Hops genommen, auf deren Revier geführt und verhört. Man glaubt Georgis nicht, als er behauptet, keiner Untergrundorganisation anzugehören und lässt ihn tags darauf in die Landeshauptstadt eskortieren. Bei Georgis sind ein polizeilicher Ermittler (Michel Piccoli), sowie ein "Manager" (Mario Adorf), der für den reibungslosen Transport des Verdächtigen zuständig ist. Als ihr Wagen in einem Küstenstädtchen liegenbleibt, glaubt Georgis nicht an einen Zufall...

Einige politische Schreckgespinste kommen in Fleischmanns Film zusammen, der beweist, dass die Meister ebenjenes kriminalistischen Subgenres eben doch etwas weiter südlich zu finden sind. Etwas Kafka, ein wenig Costa-Gavras und natürlich die italienischen Korruptionsthriller von Damiani und Konsorten wurden hier vermengt und püriert. Als Schauplatz dient das just von Karamanlis re-demokratisierte Griechenland (auch wenn dessen Name nicht erwähnt wird, sind die Offensichtlichkeiten doch mehr als akut), dem Fleischmann unterstellt, sich noch immer fest in der Hand der Polizei zu befinden, so wie der Film am Ende behauptet, dass ohnehin dem Polizeistaat die Zukunft gehöre. Für kurzweiliges Entertainment langt das allemal, für eine wirklich packende Agitprop-Geschichte in der jungen Tradition des linken Politthrillers ist "Der dritte Grad" mir persönlich jedoch zu unentschlossen, zu betont neutral, zu gelassen, zu wenig polemisch, zu wenig furchteinflößend, kurzum: zu deutsch. Dann doch lieber zum hundertdreiundzwanzigsten Mal "Z".

6/10

Griechenland Martin Walser Peter Fleischmann


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TEACHERS (Arthur Hiller/USA 1984)


"You're not gonna betray ol' JFK, are ya?"

Teachers (Die Aufsässigen) ~ USA 1984
Directed By: Arthur Hiller


Der John-F.-Kennedy-High-School stehen schwere Zeiten bevor: Nicht nur, dass die Familie eines graduierten Schülers die ohnehin in der Kritik stehende Bildungsinstitution verklagt, weil betreffender Eleve nach wie vor Analphabet ist; auch der Lehrkörper steht am Rande des Abgrunds. Ausgebrannte, Frustrierte, Angstpatienten, Alkoholiker, ein Sportlehrer, der eine Schülerin schwängert sowie ein semiseniler Direktor bestimmen das Bild des Kollegiums. Als ein Psychiatriepatient durch Zufall den Geschichtsunterricht übernimmt, merkt zunächst niemand etwas, weil seine Unterrichtsgestaltung so ausnehmend lebendig ist. Und der versoffene, aber bei seinen Schülern beliebte Alex Jurel (Nick Nolte), der zumindest immer halbwegs den Überblick behalten hat, soll abgesägt werden.

"Teachers" hat stets viel Kritik einstecken müssen: Für ein realistisches Porträt des amerikanischen Schulsystems sei er zu unrealistisch, für eine Satire zu grell, für eine Komödie sei er zu düster, für ein Drama zu albern. Alles Blödsinn, wenn man mich fragt. Die Zustände, die in "Teachers" angeprangert werden, sind in ihrer radikalen Darstellung möglicherweise nicht repräsentativ, aber an den entsprechenden Schulen auch heute noch akut und keineswegs so überzogen, wie uns manch gutgläubiger Feuilletonist vielleicht weismachen möchte. Gut, es mag nicht alle Tage vorkommen, dass ein Lehrer (Royal Dano) im Unterricht verstirbt und wegen dessen gewohnt lahmer Schnarchdidaktik zunächst niemand etwas davon merkt. Auch, dass eine Polizei-Razzia zum Unfalltod eines Schülers (Crispin Glover) führt, mag eher der Seltenheit anheim gestellt sein. Aber da ist "Teachers" dann eben wieder ganz bitterböse Satire, hier und da vielleicht geschmacklos, möglich. Aber nichtsdestotrotz von eminenter Klugheit und Hellsichtigkeit beseelt.

8/10

Ohio Schule Arthur Hiller Satire


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GROWN UPS (Dennis Dugan/USA 2010)


"Motion 78!"

Grown Ups (Kindsköpfe) ~ USA 2010
Directed By: Dennis Dugan


Anlässlich der Beerdigung ihres früheren Basketball-Trainers (Blake Clark) treffen sich fünf Schulfreunde wieder, von denen jeder eine Klischeefacette des amerikanischen Mannes repräsentiert: Lenny (Adam Sandler) ist erfolgreicher Agent in Hollywood und schämt sich dafür, Eric (Kevin James) ist arbeitslos und schämt sich dafür, Kurt (Chris Rock) ist Hausmann und hütet die Kinder und schämt sich dafür, Rob (Rob Schneider) ist ein leicht beknackter Physiotherapeut mit diversen gescheiterten Ehen und Marcus (David Spade), der als einziger noch kleine Familie gegründet, geschweige denn, es versucht hat, frönt nach wie vor dem Wein und dem Weibe. Ein verlängertes Wochenende in einem idyllisch gelegenen Ferienhaus lässt sie alle ihre privaten Probleme kitten und reformiert ihre Freundschaft.

"The Big Chill" 2010; - "The Big Chill" Sandler-Style. Heuer, 27 Jahre später, sitzen keine vom real existierenden Kapitalismus desorientierten Alt-68er mehr zusammen und diskutieren bei Booze und Joints ihre verlorenen Ideale; jetzt findet jene gesundheitsliebende Generation zusammen, die von Anbeginn an erst gar keine Ideale hatte. Entsprechend geringfügig sind auch die "Probleme" der Beteiligten; keine suizidbegünstigen Depressionen und Identitätskrisen mehr, nur noch leicht rissige Familienfassaden. Wenn Lenny sich darüber echauffiert, dass seine Kids lieber blutrünstige Egoshooter spielen als Steichen auf dem See hüpfen zu lassen, dann ist das weniger ein Ausdruck von Kritik als vielmehr ein sehnsüchtiger Ausdruck von Naivität. Und so zieht es sich den ganzen Film über, der nebenbei in erster Linie ein (sic) "Wochend"-Projekt für den Sandler-Spaßclan gewesen sein dürfte. Dafür bürgt etwa das Vorhandensein zahlreicher improviserter Dialoge und Gags, sowie das Faktum, dass der Sandman hier selbst so oft herzlich (und ehrlich) lacht wie in keinem anderen seiner Filme. Und darin liegt auch der (einzige) große Pluspunkt von "Grown Ups" - er transportiert ein spürbar großes Maß an Authentizität, Dokumentarismus gar. So war und ist sie, die (Film-)Welt des Adam Sandler. Bunt, schön, klar, familienfreundlich, falten- und knitterfrei. Und am Ende dermaßen durchgemangelt, begradigt und glattgebügelt, dass Vokabeln wie "Krise" und "Sorge" wie altklingonisch erscheinen. Das brauche ich als einer seiner gemäßigten Fans nicht jedes Wochenende, aber so ein bisschen regelmäßig, vielleicht zwei-, drei-, viermal im Jahr, brauche ich es dann doch. Auch, um mich kurz mal selbst bescheißen und für ein paar Minuten besser fühlen zu können.

6/10

Beerdigung Dennis Dugan Adam Sandler Wochenende


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THE HORSEMAN (Steven Kastrissios/AU 2008)


"Just to feel..."

The Horseman ~ AU 2008
Directed By: Steven Kastrissios


Nachdem seine Tochter ins Rotlichtmilieu abgerutscht ist und dort einen Herointod sterben musste, ist der Arbeiter Christian (Peter Marshall) nur an einem interessiert: Sämtliche der Beteiligten zur Strecke zu bringen. Seine einzige Spur besteht in einer Pornocassette, auf der Christians Tochter in stark benebeltem Zustand zu sehen ist. Produzent, Regisseur, Darsteller - niemand entkommt Christians blutigem Rachefeldzug.

Australien als Setting für einen Selbstjustiz-Thriller erscheint ja eher ungewöhnlich, doch ähnlich wie in "Lantana" bleiben die Schauplätze eher anonym und lassen für den durchschnittlichen Westeuropäer nur wenig Rückschlüsse auf ihren Ablichtungsort zu. Auch durch die farbentleerte HD-Kamera wirkt "The Horseman" blass und grau, jedoch keinesfalls leblos. Die atmosphärische Tristesse dient dazu, den psychischen Zustand Christians zu untermauern, der nach dem gewaltsamen Tod seiner Tochter zum Borderliner geworden ist und nurmehr einzig für eine irrationale Rache lebt, die betreffs ihrer Motivation bis zum Schluss ebenso fragwürdig bleibt wie ihre unverhältnismäßige Praxis. Dies unterscheidet "The Horseman" zugleich von anderen Vigilantenfilmen: Christian ist kein Held, er ist der schlimmste Psychopath von allen Figuren, denen man in "The Horseman" begegnet, und es sind wahrlich einige gemeingefährliche Individuen darunter. Dass die Rettung einer jungen Ausreißerin (Caroline Marohasy) am Ende auch für Christian eine Art Rettung bedeutet, ist vermutlich der glücklicherweise sehr subtil eingesetzten, biblischen Symbolik des Films geschuldet. Anyway, toller Film.

8/10

Australien Transgression Steven Kastrissios Rache


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BEST SELLER (John Flynn/USA 1987)


"Anybody can kill anybody, even the President."

Best Seller ~ USA 1987
Directed By: John Flynn


Der Profikiller Cleve (James Woods) wünscht den sowohl als Polizist als auch als Buchautor tätigen Dennis Meechum (Brian Dennehy) als Schreiber seiner Biographie. Nachdem er sich auf subtile Weise an Meechum herangemacht hat, gibt sich Cleve zu erkennen. Meechum glaubt seinem Gegenbüber zunächst nicht, diverse in der Folge erbrachte Indizien für frühere Jobs überzeugen den bärbeißigen Cop jedoch bald vomn Gegenteil. Problematisch wird es, als Cleves früherer Auftraggeber Madlock (Paul Shenar), nunmehr Großindustrieller, von dem geplanten Buch erfährt. Denn über ihn würden darin einige unbequeme Wahrheiten auftauchen...

Im Gegensatz zum zehn Jahre früher entstandenen "Rolling Thunder" hinterlässt "Best Seller" einen etwas luftleeren Eindruck. Er wirkt wie einer jener typischen, eingemeindeten 80er-Jahre-Thriller, die allesamt zwar sehr unterhaltsam sind, im Endeffekt jedoch an einer verbal nur schwierig zu umreißenden, dramaturgischen Uniformität kranken. Abgesehen von einer langweiligen formalen Glätte sind die Geschichte und ihre Entwicklung häufig vorhersehbar und bleiben stets in einem klar definierten, konventionellen Rahmen. Dabei ist die von Woods sehr trefflich gespielte Figur des eitlen, zwischen geckenhaft und psychotisch pendelnden Berufsmörders eine durchaus interessante; spätestens als klar wird, dass ihre moralische Entwicklung jedoch gleichbleibend verwerflich ist, muss als Parallelerkenntnis auch ihr finaler (Helden-)Tod beschlossene Sache sein. Und dies ist nur eines von vielen Beispielen für die eng gefasste Konventionalität dieses Films. Wahrscheinlich bedarf es doch eines Autors wie Paul Schrader, um einen Regisseur wie Flynn zu Hochleistungen zu treiben. Die Vorgehensweise des für "Best Seller" tätigen Larry Cohen jedenfalls ist allzu schematisch.

5/10

Larry Cohen Los Angeles John Flynn Literatur Profikiller


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ROLLING THUNDER (John Flynn/USA 1977)


"Why do I always get stuck with crazy men?" - "Cause that's the only kind that's left."

Roling Thunder (Der Mann mit der Stahlkralle) ~ USA 1977
Directed By: John Flynn


Die beiden Piloten Charles Rane (William Devane) und Johnny Vohden (Tommy Lee Jones) kehren nach sieben Jahren Kriegsgefangenschaft in die USA zurück. Man sieht es ihnen nicht gleich an, aber ihre furchtbaren Erlebnisse haben sie innerlich zerbrochen. Das Leben daheim hält weitere unangenehme Überraschungen bereit. Zunächst eröffnet Charles' Frau Lisa (Lisa Blake Richards) ihm, dass sie ihn verlassen wird. Dann werden die Ranes von einer Gang übler TexMex-Gangster unter der Führung des sachmierigen "Fettauge" (James Best) überfallen, die Charles' rechte Hand verstümmeln und Lisa und Charles' Sohn (Jordan Gerler) erschießen. Nach einiger Zeit wieder gebesen trägt Charles nun eine Stahlklaue als Prothese und macht sich auf die Suche nach Fettauge. Johnny unterstützt ihn bei der letzten großen Schlacht.

Knüppelharter Heimkehrerfilm aus einer Zeit, da diese Unterabteilung des Vietnam-Genres noch gering bevölkert war. Dass sich aus "Rolling Thunder trotz des Selbstjustiz-Plots kein simpel strukturiertes, unreflektiertes "Death-Wish"-Plagiat gerierte, dafür sorgt das ebenso kluge wie karge Script Paul Schraders, das die Ausgebranntheit vieler Vietnam-Heimkehrer widerspiegelt. Auch vom verlorenen Krieg als nationales Trauma berichtet der Film; der bloße Gebrauch des Wortes 'Vietnam' etwa scheint tabu, ständig ist nur von 'drüben' die Rede. Man ignoriert, übergeht, schweigt tot - wiederum auf Kosten der depressiven Veteranen. Somit ist Ranes Racheaktion weniger ethische Notwendigkeit als vielmehr eine insgeheim willkommene Gelegenheit, weiterzumachen, wieder etwas zu fühlen. Und eine neue Mission, die es erfolgreich zu erfüllen gilt.
Zusammen mit den später entstandenen "Who'll Stop The Rain" und "Cutter's Way" ergibt "Rolling Thunder" somit eine thematisch eng verwandte, vortrefflich postulierte Veteranen-Anthologie zwischen allen Genre-Stühlen, die später dann fortgeführt wurde von politisch eindeutiger formuliertem Kino wie "The Exterminator" und den "First Blood" - Filmen.

8/10

Rache Texas John Flynn Mexiko Vietnamkrieg Veteran





Filmtagebuch von...

Funxton

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