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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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DJANGO (Sergio Corbucci/I, E 1966)


Zitat entfällt.

Django ~ I/E 1966
Directed By: Sergio Corbucci


Einen Sarg mit unbekanntem Inhalt hinter sich herziehend, kommt der Unions-Veteran Django (Franco Nero) in ein matschiges texanisches Grenzstädtchen. Dort werden nurmehr das lokale Bordell und der Friedhof bewirtschaftet, ansonsten liefern sich der rassistische Major Jackson (Eduardo Fajardo) mitsamt seiner Ku-Klux-Klan-Armee und der mexikanische Revoluzzer-Ganove General Hugo (José Bódalo) beständige Scharmützel. Django, der mit Jacksons Männern aufräumt, unterstützt Hugo bei einem Goldraub, will, nachdem er um seinjen Anteil geprellt wird, jedoch die gesamte Beute für sich. Hugo macht Django ausfindig, verpasst ihm ein unangenehmes Andenken und geht dann Revolution machen. Jackson, der nun glaubt, mit Django leichtes Spiel zu haben, zieht dennoch den Kürzeren.

Ich hatte das große Glück, "Django" bereits in sehr frühen Jahren und ungekürzt zu sehen, so dass dieser grelle, eigentlich völlig verrückte Western mir lange vor vielen wesentlich bedeutenderen Klassikern des Genres bekannt war. Ich weiß noch, dass ich die rohe Gewalt des Films und die Auftritte der roten Kapuzenmänner damals mehr im Horrorgenre zu verorten geneigt war. Als Western war "Django" für mich insofern zweitrangig. Nun, Tatsache ist, dass der Italowestern zwar häufig als Abrechnung mit den Hollywood-Idealen gewähnt wurde und wird und dafür besonders Leones "Yôjinbô"-Variation "Per Un Pugno Di Dollari" herhalten muss, Tatsache ist aber ebenso, dass erst der zwei Jahre jüngere "Django" Türen aufstieß und den wirklichen ästhetischen Quantensprung darstellt. Bei Corbucci ist alles wiederlich, hässlich und speckig. Kein Gesicht, dass nicht zu abgegriffen und alt, keine Visage, die nicht zu verschlagen wäre. Wo Eastwoods Namenloser noch eine Art Held darstellte, da ist Django keinen Deut besser als seine Widersacher. Er verscherbelt eine zuvor von ihm gerettete Hure (Loredana Nusciak) aus bloßem Eigennutz und stellt seinen inflationär auftretenden Gegnern eine höchst unsportliche Falle: Er mäht sie kurzerhand allesamt mit seinem gewaltigen MG nieder. Die Darsteller haben vermutlich die Anweisung erhalten, sich tagelang weder zu waschen noch zu rasieren und sehen permanent aus wie in der Suhle gedreht; passend zum Set, das keinen Sonnenstrahl zuviel gestattet und im Grunde nichts als eine gewaltige Jauchegrube markiert. Mein ewiger Lieblingsmoment im Film ist die unvermittelte Einführung des Fidel spielenden Puffpapas Nataniele (Ángel Álvarez) und seiner Pferdchen: Da setzt Corbucci geradezu unverblümte Close-Ups zu einer beeindruckenden Hässlichkeitsstudie zusammen. Wundervoll! Unterstützt wurde der Regisseur übrigens von Enzo Barboni an der Kamera und Ruggero Deodatoals 2nd-Unit-Director. Namen, die für sich sprechen, ganz wie ihr ikonischer Film.

10/10

Sergio Corbucci Italowestern Django Mexiko Texas


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LUFTSLOTTET SOM SPRÄNGDES - DIRECTOR'S CUT (Daniel Alfredson/SE, DK, D 2009)


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Luftslottet Som Sprängdes - Director's Cut (Vergebung - Director's Cut) ~ SE/DK/D 2009
Directed By: Daniel Alfredson

Nur mit knapper Not entgeht Lisbeth Salander (Noomi Rapace) dem Mordanschlag durch ihren Vater (Georgi Staykov) und ihren Halbbruder (Micke Spreitz) und landet schwer verletzt auf der Intensivstation. Die Polizei sitzt ihr jedoch nach wie vor im Nacken, da sie weiterhin als Hauptverdächtige für einen Dreifachmord gilt. Die "Sektion" ist derweil dabei, alle Mitwisser um ihre Existenz, darunter auch Zalachenko, der nur ein paar Zimmer von Lisbeth entfernt liegt, gnadenlos um die Ecke zu bringen. Blomkvist (Michael Nyqvist) hilft Lisbeth derweil von außerhalb: Er macht ihre Akte ausfindig und recherchiert einige Beweise für Lisbeths quasi lebenslange, unflätige Behandlung durch die Staatsbürokratie.

Das Finale der "Millenium"-Trilogie geriert sich etwas ruhiger als die beiden Vorgänger und schwenkt mehr Richtung Drama. Im Kern des Films steht Lisbeths Gerichtsverhandlung, die klären soll, ob ihre Unmündigkeitserklärung und die psychiatrischen Gutachten tatsächlich gerechtfertigt sind. Dabei erfährt man wiederum einige Details aus der unrühmlichen Vergangenheit der Dame, die ihren bizarren Hang zur Finsterromantik, den Lisbeth zur Zeichensetzung besonders während des Prozesses auslebt, denn auch etwas plausibler machen. Ansonsten hat man dem Film jawohl des Öfteren offen zum Vorwurf gemacht, dass er nach den flotten Vorgängern etwas den Fuß vom Gas nimmt, jedenfalls meine ich, mich an Entsprechendes erinnern zu können. Finde derartige Kritik überhaupt nicht gerechtfertigt. Höchstens Lisbeths finales Duell gegen ihren Halbbruder, den blonden Nazi-Roland ist möglicherweise ein wenig zuviel des Guten. Musste aufgrund der location permanent an den "Cobra"-Showdown denken, aber das ist wohl mein persönliches Problem. Resümierend empfinde ich die "Millenium"-Filme wie bereits erwähnt als vortrefflichen Unterhaltungsstoff, der sich zwar abmüht, seinem Publikum gegenüber immer moderat zu bleiben und stets in gesicherten Bahnen verläuft, diese aber auch reichlich auszufüllen weiß.

7/10

Millenium-Trilogie Courtroom Journalismus Daniel Alfredson Stieg Larsson Schweden


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FLICKAN SOM LEKTE MED ELDEN - DIRECTOR'S CUT (Daniel Alfredson/SE, DK, D 2009)


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Flickan Som Lekte Med Elden - Director's Cut (Verdammnis - Director's Cut) ~ SE/DK/D 2009
Directed By: Daniel Alfredson


Als die mittlerweile gesund gestoßene Lisbeth Salander (Noomi Rapace) vom Tod ihrer Mutter erfährt, kehrt sie nach über einem Jahr unter südlicher Sonne zurück nach Stockholm. Dort gerät sie bald in die Schusslinie polizeilicher Ermittlungen, denn ihr ehemaliger Vormund, der schmierige Bjurman (Peter Andersson), ist, ebenso wie ein Journalist (Hans-Christian Tulin) und dessen Freundin, ermordet worden. Dahinter steckt offenbar ein ehemaliges Mitglied einer schwedischen Geheimpolizei, das Lisbeth nur allzu gut kennt: Es handelt sich um ihren Vater Alexander Zalachenko (Georgi Staykov), einen ehemaligen Überläufer aus dem Osten, der nun auf eigene Rechnung Killerjobs übernimmt. Seine Ex-Organisation, die Lisbeths alter Freund Blomkvist (Michael Nyqvist) "Sektion" tauft, sieht dies gar nicht gern. Blomkvist will nun gleichermaßen die brandheiße Story über Ostblock-Mädchenhändler durchboxen und Lisbeth vor der drohenden Gefahr durch ihren eigenen Vater und die Polizei schützen.

Wiederum Spannendes aus der skandinavischen Krimiküche. Nachdem der raue Duktus des ersten Teils sich bereits beim Rezipienten etabliert und gesetzt hat, können die teils unangenehmen physischen Akte dieses Films kaum mehr schockieren. Alfredson setzt wiederum auf eine modisch-schicke Digicam-Ästhetik und müht sich so, dem sozialkritische Nebensujet des Films um böse Mädchenhändler und eine paralegale Armee von SiPo-Veteranen zusätzliches Gewicht zu verleihen. Dabei tritt eine Figur auf, die hart an der Grenze zur Karikatur entlangschlittert; ein (natürlich) deutschstämmiger Riesennazi nämlich, der einen ganz besonderen Segen genießt: Durch eine Nervenkrankheit kann er keinen Schmerz empfinden. Darum wichst der an Frank Zagarino erinnernde, wasserstoffblonde Goliath auch alles und jeden zu Klump, der ihm auch nur im Mindesten doof kommt. Die eigenartigen Familienverhältnisse Lisbeths sowie ihre nebulöse Vergangenheit werden nun endlich erhellt. Das tut ihrer klischierten Zeichnung als kettenqualmende, hackende Gothic-Lesbe mit patentiertem Testikeltritt jedoch kaum einen Abbruch; im Gegenteil. Doch genug gelästert. "Flickan" hält das erzählerische Niveau des Erstlings, bleibt durchweg interessant und es gelingt ihm sogar, sich durch ein gewisses Maß an inhaltlicher Komplexität geringfügig vom Vorgänger zu emanzipieren.

7/10

Millenium-Trilogie Schweden Familie Daniel Alfredson Journalismus Stieg Larsson


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MÄN SOM HATAR KVINNOR - DIRECTOR'S CUT (Niels Arden Oplev/SE, DK, NO, D 2009)


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Män Som Hatar Kvinnor - Director's Cut (Verblendung - Director's Cut) ~ SE/DK/NO/D 2009
Directed By: Niels Arden Oplev


Nachdem verlautbar wurde, dass von den Adaptionen der drei "Millenium"-Filme nach Stieg Larsson auch längere TV-Fassungen erscheinen würden, jene denn auch großspurig als "Director's Cuts" angekündigt, verzichtete ich auf die Beschau der Kinofilme uns führte mir mit einigem Abstand gleich die Fernsehschnitte zu Gemüte. Der Eindruck, den "Män Som Hatar Kvinnor", der erste Teil der Trilogie, nach seiner Erstbeschau bei mir hinterlassen hatte, wurde durch die neuerliche Betrachtung noch vertieft. Besonders der ohnehin nicht fortzuleugnende Glotzencharakter des Films erschien mir noch akuter, nicht zuletzt, da "zu Gunsten" der Fernsehausstrahlung auf das Scope-Format verzichtet wurde und der Film in der Langfassung - ohne sichtbare bildkompositorische Einbußen freilich - im schmaleren 16:9-Breitenverhältnis erscheint.
Ein gutes, wenn nicht sehr gutes TV-Format hat man da, das zu keiner Sekunde nachlässt und seine Geschichte trotz der epischen Länge von nunmehr fast drei Stunden auf Hochtouren entwickelt. Nicht zuletzt aufgrund seiner eher simpel gestrickten, kaum fordernden Narration ein wirklich hervorragendes Antidot für langweilige, scheinbar nicht enden wollende Nachmittage vor der Glotze, zumal es ja noch zwei nicht minder ausgedehnte Sequels gibt.

7/10

Schweden Millenium-Trilogie Journalismus Niels Arden Oplev Stieg Larsson Familie Serienmord


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PUSHER 3 (Nicolas Winding Refn/DK 2005)


Zitat entfällt.

Pusher 3 ~ DK 2005
Directed By: Nicolas Winding Refn


Der berüchtigte Kopenhagener Gangster Milo (Zlatko Buric) hat Probleme: Während seine Tochter Milena (Marinela Dekic) mit großem Trara ihren 25. Geburtstag feiert, steht er bei ein paar Ecstasy-Dealern in der Kreide, die ihm ursprünglich Heroin versprochen und dann die absatzlahmen Pillen geliefert haben. Um sie zu beschwichtigen, beherbergt Milo kurzfristig einen polnischen Mädchenhändler in seinem Restaurant, dessen herrisches Verhalten bei Milo nach kurzer Zeit alle Sicherungen durchbrennen lässt. Bald hat er zwei Leichen am Hals und sein alter Freund Radovan (Slavko Labovic), mittlerweile ehrbarer Pizzabäcker, soll ihm bei der Entsorgung helfen.

Im dritten "Pusher"-Film widmet sich Nicolas Winding Refn in der Hauptsache dem Ex-Jugoslawen Milo, einziges personelles Bindeglied zwischen allen drei Filmen. Die Nöte eines alternden Gangsters, der, zumal selbst schwer abhängig, mit Heroin und Koks aufgewachsen ist und mit neumodischem Zeug wie Ecstasy nichts anzufangen weiß, vermittelt Winding Refn in einer gewagten Mixtur aus Humor und Tragik. Wie der stressgeplagte Milo, den man bereits im ersten Teil als unberechenbaren Charakter mit zugleich immens komischem Potiental kennengelernt hat, zwischen Treffen der "Anonymen Drogensüchtigen", seinen Geschäften, der Party-Organisation und später der Bereinigung seiner unkontrollierten Bluttaten hin- und herhetzt, das hat natürlich klar identifizierbare Wurzeln: Man denke nur an das letzte Drittel von "Goodfellas", in dem ein bis zur pathologischen Paranoia bekokster Ray Liotta von einem Polizeihubschrauber durch die Gegend gehetzt wird oder an Warren Beatty, der als "Bugsy" zwischen "Geschäftsgesprächen" und töchterlicher Geburtstagstorte hin- und hereilt. Als kleine Hommage an diese großen Vorbilder funktioniert "Pusher 3" bestens, und nicht bloß als solche. Man darf nur hoffen, dass Winding Refn sich entschließt, es nicht bei einer Trilogie zu belassen, sondern viele weitere Figuren im Kopenhagener Gangstermilieu entdeckt, die genug Potential für ein Unterwelt-Abenteuer hergeben. Im Zweifelsfall kann er ja auch einen seiner alten Helden zurückkehren lassen...

8/10

Drogen Familie Kokain Dänemark Heroin Ecstasy Kopenhagen Nicolas Winding Refn Menschenhandel Splatter


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PUSHER II (Nicolas Winding Refn/DK 2004)


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Pusher II ~ DK 2004
Directed By: Nicolas Winding Refn


Nachdem er aus dem Knast entlassen wird, versucht der nicht allzu intelligente Tonny (Mads Mikkelsen), in der KFZ-Werkstatt seines Vaters (Leif Sylvester), in Kopenhagen bekannt und gefürchtet als "der Schmied", unterzukommen. Doch der Schmied hat für seinen Sohn kaum mehr als Verachtung übrig und schätzt seinen Angestellten Ø (Øyvind Hagen-Traberg) deutlich höher. Zudem erfährt Tonny, dass er einen kleinen Sohn hat, dessen Mutter ausgerechnet die allerorten als Schlampe verrufene Charlotte (Anne Sørensen) ist. Als der dauerbekokste Kleingauner Mösen-Kurt (Kurt Nielsen) Tonny schließlich auch noch in eine Schuldenaffäre hineinzieht, steht dieser bald noch bedröppelter da als ohnehin, zumal das ausgelegte Geld dem Schmied gehört. Tonny steht in der Zwickmühle zwischen seinem ihn hassenden Erzeuger und dem Bedürfnis, dem eigenen Sohn einst ein besserer Vater zu sein.

Acht Jahre nach "Pusher", dessen Ende weniger offen blieb als es ehedem den Anschein hatte, wendet sich Nicolas Winding Refn erneut jenem urbanen Universum aus Drogen, bizarrer Vitalität und Tod zu. Diesmal steht Tonny, den man auch problemlos für tot hätte halten können, dessen Schicksal nach dem Erstling zumindest offen war, im Fokus der Erzählung. Tonny erweist sich als ein noch tragischerer Charakter denn sein alter Freund Frank, zeigt sich doch im Laufe des Films, dass er völlig einsam ist und keinen Menschen hat, der zu ihm hält. Umso intensiver sein in ihm keimender Wunsch, allen anderen eine lange Nase zu drehen und selbst Verantwortung für jemanden zu übernehmen. Die zuvor verübte Verzweiflungstat, nichts weniger als klassische antike Tragödie, wirkt dabei wie ein gigantischer Befreiungsakt. Am Ende heißt es dann gezwungenermaßen wieder: "Leaving Copenhagen". Be quick or be dead!

8/10

Drogen Kokain Kopenhagen Dänemark Nicolas Winding Refn Familie


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PUSHER (Nicolas Winding Refn/DK 1996)


Zitat entfällt.

Pusher ~ DK 1996
Directed By: Nicolas Winding Refn


Der Kopenhagener Kleindealer Frank (Kim Bodnia) gerät eines Tages in immense Schwierigkeiten, als er ein Geschäft versaut, bei dem wegen eines unvorhersahbaren Polizeieinsatzes ein großes Kontingent Heroin des Gangsters Milo (Zlatko Buric) im Wasser landet. Die lästige Polizei kann Frank fürs Erste abschütteln, doch sein bester Kumpel Tonny (Mads Mikelsen) hat ihn offenbar verraten und Milo und sein Henchman Radovan (Slavko Labovic) wollen ihren Verlust nebst einigen Altschulden von Frank ersetzt haben. Jener sitzt bald zwischen allen Stühlen.

Eine Schande, dass ich mich erst so spät an "Pusher" und die beiden Nachfolger herangemacht habe, aber irrationale Vorurteile haben mir da wohl einen Strich durch die Rechnung gemacht. Zum einen zählt der wie mir erst später bewusst wurde, einige Jahre jüngere, ebenfalls aus Dänemark stammende und im Gangstermilieu spielende "I Kina Spiser De Hunde", in dem gleichermaßen Kim Bodnia die - von mir seinerzeit als besonders enervierend wahrgenommene - Hauptrolle spielt, zu meinen größten cineastischen Hassobjekten, zum anderen nahmen die mir permanent von Freunden und Bekannten vorgehaltenen Vorschusslorbeeren irgendwann dermaßen überhand, dass ich überhaupt keine Lust mehr auf die Filme verspürte. Erst Winding Refns sensationeller "Valhalla Rising" hat mich bezüglich der Qualitäten des Regisseurs eines Besseren belehrt - manchmal braucht man eben einfach die Axt. Der letztwöchig verbrachte Dänemark-Urlaub auf dem schönen Kegnæs erschien mir jetzt als zumindest regional passend für die "Pusher"-Trilogie. Und in welcher Windeseile ich die Filme verschlungen habe. Inhaltlich wusste ich glücklicherweise gar nichts über sie, so dass der Genuss sich umso großzügiger entfalten konnte.
Das Kaleidoskop des vorgestellten Personals ist bereits grandios; schon bei der Betrachtung dieses ersten Films verkuckt man sich regelrecht in die unterschiedlichen Charaktere, denen Winding Refn sich mit dokumentarischer Präzision nähert und los lassen sie einen auch Tage später nicht. Besonders der jugoslawischstämmige Gangster Milo, der sich von einem verschrobenen, lustigen Exzentriker Marke Kusturica zu einem gewalttätigen Monster entwickelt, hatte es mir gleich angetan. Glücklicherweise soll man ja später noch mehr von ihm zu sehen bekommen.

9/10

Dänemark Nicolas Winding Refn Heroin Kokain Kopenhagen Drogen


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THE SILENT PARTNER (Daryl Duke/CAN 1978)


"You'll wish you'd never been born..."

The Silent Partner (Dein Partner ist der Tod) ~ CAN 1978
Directed By: Daryl Duke


Ein vor seinem Arbeitsplatz herumscharwenzelnder Weihnachtsmann (Christopher Plummer) kommt dem Bankschalterangestellten Miles Cullen (Elliott Gould) sogleich verdächtig vor. In der Erwartung, dass bald ein Überfall erfolgen wird, bereitet Miles insgeheim selbst die Erleichterung seiner Brötchengeber vor, um sie später dem bewaffneten Täter in die Schuhe schieben zu können. Tatsächlich kommt es wie von Miles vorausgesehen, doch ist der sich als ein gefährlicher Verbrecher namens Harry Reikle entpuppende Räuber keinesfalls damit einverstanden, dass Miles sich den Lohn für seine "Arbeit" einstreicht und auch noch zum Medienhelden avanciert. Harry beginnt, Miles zu terrorisieren und verwickelt ihn in einen Mordfall, um nachträglich doch noch abkassieren zu können. Doch der vermeintlich brave Angestellte entwickelt einen ungeahnten Überlebenswillen.

Ein clever konstruierter Thriller, dessen Script einem äußerst versiert arbeitenden Curtis Hanson zu verdanken ist. "The Silent Partner" bietet bestes Erzählkino, dass seinen Plot sehr gemächlich und luzid entwickelt, um sich später in einem zunehmend dichten Spannungsbombardement von Klimax zu Klimax zu schwingen und seine beiden intellektuell ebenbürtigen Duellanten gegeneinander zu hetzen und ihnen jeweils einen Vorsprung von einer Nasenlänge zu gewähren. Dabei kommt es später zu durchaus unappetitlichen Episoden, wenn Harry etwa Miles dazu zwingt, die Leiche der schönen, zuvor von ihm ermordeten Elaine Céline Lomez) zu entsorgen. Immerhin entledigt sich mit ihrer Person das Script aber auch eines gewissen amourösen Störfaktors, der der ohnehin schon wenig geradlinigen Beziehung zwischen Miles und seiner Kollegin Julie (Susannah York) im Wege gestanden wäre. Nur ein weiteres Beispiel für die intelligente Fügsamkeit der Narration.

8/10

Weihnachten Daryl Duke Toronto Kanada Bank Heist Duell


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NINJA BUGEICHÔ MOMOCHI SANDAYÛ (Norifumi Suzuki/J 1980)


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Ninja Bugeichô Momochi Sandayû (Shogun's Ninja) ~ J 1980
Directed By: Norifumi Suzuki


Japan, im 16. Jahrhundert. Der Shogun (Asao Koike) verlangt die restlose Zerschlagung des Momochi-Clans, einer Gruppe von in der Ninja-Kampfkunst bewanderten Rebellen. Die ausführende Hand des Meisters ist dabei der skrupellose Shiranui Shogen (Sonny Chiba). Takamaru, der kleine Sohn des Familienpatriarchen (Masashi Ishibashi), kann mit einem wertvollen Schwert, auf dem sich ein Teil einer Schatzkarte befindet, nach China entfliehen. Jahre später kehrt Takamaru als junger Mann (Hiroyuki Sanada) nach Japan zurück, um sich an Shogen und seinen Häschern zu rächen und selbst Shogun zu werden. Dabei unterstützen ihn weitere Überlebende seines Clans, der Altmeister Hakkunsai (Tetsuro Tamba) und die schöne Ai-Lian (Etsuko Shihomi), derweil Ai-Lians Vormund, der geheimnisvolle Samurai Hattori Hanzo (Isa Natsuyagi) ein undurchsichtiges Spiel treibt.

Nicht so ganz mein Fall, da etwas sehr ausgewalzt und mit allzu stolz geschwellter Brust ob der Landestraditionen und Machtstrukturen protzendes Haudrauf-Stück. Direkt gelangweilt habe ich zwar nun auch nicht; die Kampfszenen sind sicherlich anerkennenswert choreographiert und inszeniert und der Film auch insgesamt von versierter Hand gefertigt. Allerdings hatte ich hier wiederum das Gefühl, dass ein solches Werk, sechs, sieben Jahre früher entstanden und mit etwas mehr dem Sujet angemessener Unschuld serviert, um Einiges spaßiger geworden wäre. Suzukis "Furyô Anego Den: Inoshika Ochô" gefällt mir jedenfalls sehr viel besser, da er sich trotz seiner historischen Perspektive ohne Umschweife dazu bekennt, naives Gammelkino zu sein. Vielleicht ist auch das in meinem komplizierten Falle schlicht das immer wieder so häufig evident werdende Faktum ausschlaggebend, dass ich im fernöstlichen Kino und speziell im Japanischen noch nie so richtig daheim war. Shame on me.

5/10

Historie period piece Japan Norifumi Suzuki Martial Arts


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GEKITOTSU! SATSUJIN KEN (Shigehiro Ozawa/J 1974)


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Gekitotsu! Satsujin Ken (Der Wildeste von allen) ~ J 1974
Directed By: Shigehiro Ozawa

Der knüppelharte Kämpfer Tsurugi (Sonny Chiba) nimmt gegen Bares Aufträge aller Kuleur an; von wem oder um was es geht ist ihm, Hauptsache die Bezahlung stimmt. Eines Tages gerät er in Konflikt mit der Yakuza, als er eine Millionenerbin (Yutaka Nakajima) vor den bösen Finstermännern schützen will. Dabei muss sich Tsurugi sogar seiner eigenen Vergangenheit stellen.

Herrlich entfesseltes Klopperkino, ausnahmsweise mal aus Japan. "Gekitotsu!", der den Auftakt zu einer auch als "Street Fighter"-Serie bekannten Trilogie bildet, scheut sich nicht vor jeglichem, was im Exploitation-Bereich Aufsehen zu erregen weiß, außer vielleicht vor entkleideten Damen. Ansonsten gibt es einige ziemlich fiese Einfälle, darunter die, wie ich glücklicherweise erst im Nachhinein erfahren habe, legendäre Röntgen-Schädelbruch-Szene, die wirklich allergemeinste Kirmes ist. Im Prinzip bildet "Gekitotsu!" mit all seinem infantilen Übermut und seiner hemmungslos gelebten Einfalt tadelloses Kino für kleine (und klein gebliebene große) Jungs, mit entsprechenden Ratschlägen fürs heimische Familienprogramm halte ich mich aber lieber zurück.

7/10

Martial Arts Exploitation Shigehiro Ozawa Yakuza Japan Hong Kong





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