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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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CHAIN OF COMMAND (David Worth/USA 1994)


"No problem."

Chain Of Command ~ USA 1994
Directed By: David Worth

Der Ex-Green-Beret Merrill Ross (Michael Dudikoff) arbeitet nunmehr für die 'Western Oil Co.' in dem arabischen Kleinstaat Qumir. Nachdem scheinbare Terroristen die Raffinerie eines Abends überfallen, sämtliche US-Mitarbeiter bis auf Ross gekidnappt und die Einheimischen gnadenlos erschossen werden, begibt sich der gnadenlose Einzelkämpfer auf eine Solo-Mission, um die Geiseln zu befreien. Dabei stößt er auf die qumirische Untergrundorganisation QLI, die den Verdacht der Täterschaft bezüglich des Überfalls von sich ablenken will. Tatsächlich findet Ross heraus, dass der Western-Oil-Geschäftsführer Benjamin Brewster (R. Lee Ermey) das Attentat höchstselbst ausgeheckt hat, um die politische Lage in Qumir zusätzlich zu instabilisieren und sich letzten Endes den gesamten staat in die Tasche stecken zu können. Zusammen mit der Mossad-Agentin Maya (Keren Tishman) durchkreuzt Ross jedoch auch diese sinistren Pläne.

Strukturell dem etwa drei Jahre älteren "The Human Shield" nicht unähnlich, weist "Chain Of Command" korrelativ zu seinem erhöhten Mut zur Selbstironie und zu gepflegtem Minimalwahnsinn gleichfalls einen höheren Entertainmentgrad auf als das biedere "Vorgängermodell". Der in "The Human Shield" noch eher farblose Dudikoff wird hier zur coolen Sau emporstilisiert, darf Kette rauchen, saufen (für eines der durchtrainierten Achtziger-Heroenrelikte durchaus ungewöhnlich) und coole Sprüche bellen. Den strahlend bösen Bösewicht hat auch "Chain Of Command"; und derer sogar gleich zwei: der reizend-sardonische Todd Curtis (gesegnet in der deutschen Fassung mit der Gewinnerstimme Thomas Dannebergs) spielt seine durchgedrehten, kleinen Sadismen mit wallender Löwenmähne aus und auch die paar Kurzauftritte R. Lee Ermeys geben dem finalen Produkt einen zusätzlichen Hauch von Edelschimmel. Die überaus schöne Keren Tishman ist eine Augenweide und die dargestellte Gewalt nicht von Pappe. Zudem weicht die für meinen Geschmack etwas zu reaktionäre politische Agenda aus "The Human Shield" hier einem eher phantastischen Intrigenspiel, das manchmal zwar seine eigene Übersichtlichkeit aufs Spiel setzt, in seiner reizend-banalen Art jedoch zu gefallen weiß.
Nachdem sein Vetter Menahem Golan sich mit seiner "21st Century" bereits in die Konkurrenz hinein selbstständig gemacht hatte, bedeutete "Chain Of Command" eine der allerletzten Produktionen für Yoram Globus' klamme Cannon Films. Was rückblickend schade ist, denn der Film holt nochmal all die guten alten Attribute der illustren Kleinfilmschmiede zum Vorschein. Zurück bleiben zwei weinende Äuglein.

6/10

David Worth Cannon Kidnapping


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THE HUMAN SHIELD (Ted Post/USA 1991)


"You'll die in hell!"

The Human Shield (Marine Fighter) ~ USA 1991
Directed By: Ted Post

Fünf Jahre, nachdem der im Ersten Golfkrieg vor Ort befindliche Elitesoldat Doug Matthews (Michael Dudikoff) heimgekehrt ist, ziehen neue Wolken des Unheils über dem Irak auf: Der mit Vorliebe Zivilisten ausradierende, menschenverachtend vorgehende Offizier Ali Dallal (Steve Inwood) hat Dougs Bruder Ben (Tommy Hinkley) in seiner Gewalt, um so seinen alten Intimfeind zur Rückkehr und finalen Abrechnung zu zwingen. Als Doug von der Entführung Bens entfährt, reist er sofort in das Zweistromland ein und legt sich mit Dallals kompletter Armee an - ohne auf die Unterstützung seinjer eigenen Leute bauen zu können. Mithilfe seines alten kurdischen Freundes Tanzi (Uri Gavriel) sowie seiner früheren Geliebten und Dallals Jetzt-Ehefrau Lila (Hana Azoulay-Hasfari) zieht Doug gegen Dallal ins Feld.

Unschwer erkennbar von der Cannon produziert, ist "The Human Shield" ein Musterbeispiel der für die Company so typischen, antiarabischen Tendenzen: Der Unhold, ein haltloser Militärdespot, der nach unten tritt, um nach oben zu buckeln, macht dieser Bezeichnung wahrlich alle Ehre. Nicht nur, dass dieser Ali Dallal sich aufführt wie die Wildsau in der Suhle, er erschießt auch wahllos Frauen und Kinder (bzw. lässt sie erschießen), tötet Dougs besten Kumpel Tanzi, vergewaltigt und prügelt seine eigene Ehefrau und will seinen Sohn bei einer Exekution zuschauen lassen. Dudikoff als "deutsch" betitelter "Marine Fighter" bleibt da nahezu vollkommen blass; seine Auftritte wirken eher wie auffallend fremdkörperliche Störfaktoren in diesem aggressiven Potpourri der Nachbarsdenunziation. Wenn Doug Mattews die Bildfläche betritt, weiß man, dass es gleich ein paar Leichen gibt, wartet insgeheim jedoch schon auf Steve Inwoods nächste Szene und was er darin wohl wieder treibt. Verwunderlich, dass Israel auf eine offizielle Nennung als Produktionsland verzichtet hat; ist Posts vorletzter Film doch komplett dort entstanden, während der Stab ein Übriges verrät. Überlassen wir den Schwarzen Peter also lieber dem Großen Bruder.

5/10

Ted Post Golfkriege Irak Militär Cannon


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DAS NETZ (Manfred Purzer/BRD 1975)


"Soll das etwa 'Nein' heißen?"

Das Netz ~ BRD 1975
Directed By: Manfred Purzer

Eine in Rom tätige, deutsche Prostituierte (Andrea Rau) wird ermordet - woraufhin sich der für das populistische Wochenblatt 'Questatore' tätige Klatschjournalist Emilio Bossi (Klaus Kinski) an die Zeugin Christa Sonntag (Elke Sommer) schmeißt und von ihr exklusiv alle Hinweise auf den Täter einfordert, ganz zum Unwillen des aufrechten Ermittlers Canonica (Heinz Bennent). Bei dem Mörder handelt es sich um niemand geringeren als den einsamen, lebensfrustrierten Literaten Aurelio Morelli (Mel Ferrer), der über den Misserfolg seines letzten Buches wahnsinnig geworden ist und bereits zwei Mädchen auf dem Gewissen hatte. Mit Absegnung seines Chefs lässt sich Bossi gegen fürstliches Entgelt Morellis Memoiren schreiben und liefern, um sie in seinem Journal veröffentlichen zu können. Durch sein egoistisches Vorgehen bringt Bossi jedoch erneut ein Mädchen (Susanne Uhlen) in tödliche Gefahr.

Eine seltsame, wenngleich als gelungen zu erachtende Mixtur aus deutschem Autorenkino und italienischem Krimi-Sleaze haben wir hier, vorzüglich besetzt und von seinen jeweils denkwürdig aufspielenden Darstellern getragen. Kinski und Ferrer, die leider nur wenige gemeinsame Szenen haben, balancieren die Geschichte zwischen sich wie zwei Magnetpole eine Stecknadel; auf der einen Seite der alternde, besonnen auftretende Hollywood-Star, dessen psychische Untiefen sich nur ganz sachte, den Schichten einer Zwiebel gleich, entblättern; auf der anderen das wieder einmal berserkernde deutsche Schauspielgenie, permanent rauchend und sich die oberen Schneidezähne befeuchtend rast er mit seinem roten Cabrio wie ein Irrer durch Rom, um seine neuesten Intrigen zu verknoten. Purzer scheint sich dabei, im Gegensatz zu einem Werner Herzog etwa, gezielt zu weigern, Kinskis Egomanie ein Forum zu bieten - sein Charakter ist bloß ein kleiner, schmieriger Hund, der am Ende mit seinen gemeinen Spielen auch noch durchkommt. Allerdings zuckt man regelrecht zusammen, als er von Bennent einmal ein paar Ohrfeigen kassiert und diesen daraufhin nicht gleich völlig zur Schnecke macht. Dazu passt der illustre Name Manfred Purzers, der in erster Linie als Autor zwischen allen Stühlen tätig war und selbst nur vier Filme inszeniert hat (von denen "Das Netz" der erste ist). Wie Purzers Gesamtschaffen lässt sich auch dieser spezielle Film bestenfalls sehr widerborstig in irgendwelche Schablonen pressen.

7/10

Manfred Purzer Hans Habe Rom Journalismus Serienmord


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LOS MONSTRUOS DEL TERROR (Tulio Demicheli/E, BRD, I 1970)


Zitat entfällt.

Los Monstruos Del Terror (Dracula jagt Frankenstein) ~ E/BRD/I 1970
Directed By:Tulio Demicheli

Da ihre eigenen Ressourcen erschöpft sind, plant eine Gruppe menschenähnlicher Aliens eine Invasion auf der Erde, mittels eines besonders ausgefuchsten Planes: Der Wissenschaftler Odo Warnoff (Michael Rennie) soll Frankensteins (im Film: Farancksalans) Monster (Ferdinando Murolo), einen Vampirgrafen (Manuel De Blas), den Werwolf Waldemar Daninsky (Paul Naschy) und eine ägyptische Mumie (Gene Reyes) studieren, um dann mit deren Hilfe sämtliche Menschen zu ähnlichen, untoten Monstren zu machen. Der wackere Provinzpolizist Inspektor Tobermann (Craig Hill) versalzt den Außerirdischen jedoch das intrigante Süppchen.

Hübsch zusammengeprötschelter Euro-Trash-Eintopf, der sich wohl in der Tradition der alten Universal-Filme, speziell deren drei, vier Happening-Produktionen aus den Vierzigern sieht, jenen nostalgischen Charme jedoch mit geradezu unheimliche Treffsicherheit verfehlt. "Los Monstruos Del Terror" ist nicht nur der perfekte Film zu Karneval, sondern zudem ein barbrüstig dargebotener Offenbarungseid des monströsen Schwachsinns; dabei durchaus professionell sowie schick hergestellt und mit illustren Namen wie denen von Karin Dor, Paul Naschy und Michael Rennie (in seiner Abschiedsvorstellung) aufwartend. Der Score groovt ordentlich von hinnen, die Laborlämpchen leuchten, die Schlossmauern wackeln. Dazu gibt's eine flotte Synchronregie von Karlheinz Brunnemann.
Für Naschy aka Jacinto Molina Álvarez, den ich trotz angeblicher fünfzehn Jahre Altersunterschied ja schon seit langem für den illegitimen Zwillingsbruder John Belushis halte, war dies der dritte von zu Lebzeiten nicht weniger als zwölf Auftritten als spanischer Werwolf Waldemar Daninsky. Zu Lebzeiten, weil sich wohl niemand ernstlich wunderte, käme Naschy nochmal für einen weitere Lykanthropie-Saga aus seiner Gruft gestiefelt. Am Ende wurde mir jedenfalls mal wieder schmerzlich bewusst, dass ich von seinem monumentalen Werk leider noch viel zu wenig kenne.

6/10

Europloitation Trash Frankenstein Werwolf Mumie Vampire Aliens Invasion Crossover Tulio Demicheli Paul Naschy Hugo Fregonese Mad Scientist Waldemar Daninsky


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SEE NO EVIL (Richard Fleischer/UK 1971)


"Help!"

See No Evil (Stiefel, die den Tod bedeuten) ~ UK 1971
Directed By: Richard Fleischer

Einige Wochen nach einem schweren Reitunfall, bei dem sie ihr Augenlicht verloren hat, kehrt die junge Sarah (Mia Farrow) in das Landhaus ihres Onkels (Robin Bailey) und ihrer Tante (Dorothy Allison), der Rextons, zurück. Ihre soweit erfolgreichen Bemühungen, sich in der noch ungewohnten, ewigen Dunkelheit zurechtzufinden, nützen Sarah nichts, als sie nach einem Besuch bei ihrem Nachbarn Steve (Norman Eshling) ins Haus der Rextons zurückkehrt und sich dort nurmehr die Leichen der Familienmitglieder befinden, ermordet von einem unbekannten Psychopathen. Erst am nächsten Tag wird Sarah die schreckliche Wahrheit bewusst, doch der Mörder hat ein Armkettchen am Tatort verloren, das er nun wiederhaben möchte.

"See No Evil" hätte ein Meisterwerk werden können, hätte das Script nur den Mut besessen, sich auf den zu Beginn so erfolgreich geschürten suspense zu verlassen. Durch die geradezu vortreffliche Inszenierung der räumlichen Hermetik des Landhauses, das wie eine Art Sicherheitsventil für die sich noch schlecht in ihrer Behinderung zurechtfindende Sarah fungiert, evoziert Fleischer eine unglaubliche Spannung. Echte Terrormomente kommen zustande, wenn er die blinde Frau unwissend durch das nurmehr von Toten bevölkerte Haus schleichen lässt, zunächst nur zögerliche Spuren der Gewalttat wie zerbrochenes Glas oder besagtes Kettchen am Bildrand präsentiert, um dann nach und nach wie beiläufig die dreieinhalb Leichen [der Gärtner (Brian Rawlinson) stirbt mit Verzögerung] mit in die sich erweiternde Perspektive zu nehmen. Dann begeht die Narration jedoch irgendwann den unverzeihlichen Fehler, die Geschichte nach draußen zu verlegen, Action in Form eines blinden Pferdegalopps zu demonstrieren und eine Gruppe Zigeuner einzuführen, die das Grundmotiv - das Duell blinde Frau vs. Psychkiller - zwischenzeitlich recht stark verwässern. Deswegen versagt der Film nicht etwa oder würde gar schlecht; nur kann die anfänglich angeheizte Prämisse nicht durchgehalten werden, was sehr schade ist. Dennoch ein toller Film, einer von Fleischers besten, wie ich finde.

8/10

Richard Fleischer England Blindheit Serienmord


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SCHOOL FOR SCOUNDRELS (Todd Phillips/USA 2006)


"Lie, lie, and lie some more."

School For Scoundrels (Der Date-Profi) ~ USA 2006
Directed By: Todd Phillips

Das Hauptproblem von Obernerd Roger (Jon Heder) ist sein mangelndes Selbstvertrauen. Prekäre Situationen fühtren bei ihm umgehend zu Panikattacken und Ohnmachtsanfällen. Ein Geheimtipp führt ihn dann in eines der Motivationsseminare von Dr. P (Billy Bob Thornton), der mit der Unterstützung seines Adlatus Lesher (Michael Clarke Duncan) seinen Schülern neuen Wind in die Segel bläst. Dummerweise entpuppt sich Dr. P als genau das Ekel, das er vorstellt und der gewappnete Roger muss sogleich um seine neue Eroberung (Jacinda Barrett) fürchten, die P ihm abjagen will.

Galt es schon seit längerem nachzuholen als letzter mir noch unbekannter feature film des lokal als äußerst humorbeständig geschätzten Todd Phillips. Wenngleich "School For Scoundrels" mit einem ziemlich beschissenen deutschen Titel behangen wurde und er aufgrund ein paar ersparenswerter Einfallslosigkeiten hier und dort vermutlich als bislang schwächste Arbeit des Regisseurs gehandelt werden muss, so reichen seine mitunter herrlichen Gags immer noch für ein paar feiste Lacher allenthalben. Dafür trägt nicht nur der sich gern selbst auf die Schippe nehmende Hüne Michael Clarke Duncan Rechnung, der hier mit einigen besonderen Nettigkeiten aufwarten darf, sondern ganz speziell die Nebenbesetzung um Rogers Leidensgenossen in Dr. Ps Schwächlingsseminar. Darunter finden sich lustige Zeitgenossen wie der aus "Road Trip" bekannte Toastkellner Horatio Sanz oder Todd Louiso, der im Film bei den Damen nur Erfolge erzielen kann, weil diese ihn mit Moby verwechseln.
Als Beitrag zur im letzten Jahrzehnt recht inflationär ausgefallenen Welle von Selbstfindungskomödien der Generation Geek wäre "School For Scoundrels" als sicherlich überdurchschnittlich einzuordnen, weil sich selbst so wenig ernstnehmend; als Satire betreffs des zeitgenössischen Wirtschaftsrenners der Motivationsseminare passt er darüber hinaus auch. Prima fand ich auch die Entscheidung, am Ende die Zuschauererwartung bezüglich der aus "The Game" oder "Anger Management" geläufige conclusio des alles überschattenden, großen Überplans frech mit Füßen zu treten.
Lasst der Welt ihre Arschlöcher, sie machen sie bunt.

7/10

Todd Phillips New York Therapie Nerdism Coming of Age Remake


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THE SUNDOWNERS (Fred Zinnemann/UK 1960)


"What happened to the Captain?" - "Nothing. Except not liking being called 'dude'."

The Sundowners (Der endlose Horizont) ~ UK 1960
Directed By: Fred Zinnemann

Australien in den 1920ern: Die irische Auswandererfamilie Carmody - bestehend aus Vater Paddy (Robert Mitchum), Mutter Ida (Deborah Kerr) und Sohn Sean (Michael Anderson Jr.) reist als Tagelöhner mit einer Droschke und einem Zelt durch den Outback. Während Paddy diese unverbindliche Existenz über alles liebt, sehnen sich Ida und Sean nach der Sesshaftwerdung auf einer Farm. Nachdem die Carmodys zusammen mit dem exzentrischen Rupert Venneker (Peter Ustinov) einen Schaftreck geführt und auf einer Farm als Scherer gearbeitet haben, gelingt es der resoluten Ida, Paddy nach und nach ihre Lebensvorstellung näherzubringen.

Wunderbarer Film, der mir gestern genau das gab, was ich brauchte: Eine gleichermaßen episch und anekdotenartig erzählte, liebenswerte Geschichte mit phantastischen Darstellern besetzt und von einem hervorragend aufgelegten und motivierten Profiregisseur ins Bild gesetzt. Dass "The Sundowners" in Zinnemanns Schaffen einer nur so untergeordnete Position zugerechnet werden kann, verstehe ich in keinster Weise. Der Regisseur kommt hier in seiner unikalen Mischung aus heimatfilmischer Entspannung, Existenzialismus und Lebenswahrheit gar in seltene Nähe zu den Großmeistern des US-Kinos; porträtiert mit der humanistischen Porentiefe eines John Ford und berichtet mit der unaufgeregten Gelassenheit eines Howard Hawks. Wenngleich eine permanente innere Spannung nicht fortzuleugnen ist, bleibt "The Sundowners" stets auf dem Teppich und bar jedweder dramaturgischer Uppercuts, so dass die am Ende zu echten Freunden (intra- und interaktiv) gewordenen Figuren ihr sauer verdientes Glück spendiert bekommen müssen.
Kino zum Gutfühlen, ohne sich dabei für dumm verkauft vorzukommen.

9/10

Fred Zinnemann period piece Australien Outback Familie Treck Road Movie


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HOME FROM THE HILL (Vincente Minnelli/USA 1960)


"Rafe! Rafe!"

Home From The Hill (Das Erbe des Blutes) ~ USA 1960
Directed By: Vincente Minnelli

Der texanische Großgrundbesitzer und Patriarch Wade Hunnicutt (Robert Mitchum) gilt nicht nur als passionierter Jäger, sondern auch als größter Filou weit und breit. Kein Rock, der vor ihm sicher wäre, weshalb Hunnicutts Frau Hannah (Eleanor Parker) auch ein sehr distanziertes, um nicht zu sagen: hasserfülltes Verhältnis zu ihm pflegt. Der naive Filius Theron (George Hamilton) bekommt davon nichts mit; sehr wohl jedoch Wades außerehelicher Sohn Rafe (George Peppard), der ein genügsames Leben als Ranch-Vorarbeiter in einer Barracke auf Hunnicutts Gut führt. Als Theron die Wahrheit über Rafe erfährt und seinen Vater zur Rede stellt; dieser jedoch unbeirrbar bleibt, droht eine Katastrophe...

Mit "Home From The Hill", der offenbar eine ähnliche Texarcana und Familienzerfalls-Chronik wie "Giant" hatte werden sollen; nur mit einem wesentlich überschaubareren Personal und mit einer deutlich geraffteren erzählten Zeit. Den Dean-Part übernimmt dabei George Peppard, der oftmals in ganz ähnlicher Pose wie die große Stilikone durchs Bild flaniert, sich bloß am Ende nicht in falschen Reichtümern verliert, sondern die große moralische Instanz des Geschehens bleibt. Mitchums Figur schwebt ständig umher zwischen Familienekel und Südstaaten-Original; einerseits ist man geneigt, diesem Schürzenjäger und Ehe-Schwein ein paar um die Löffel zu geben, andererseits ist man von der Mannsbildhaftigkeit, die Wade Hunnicutt mit einem geradezu entwaffnenden Selbstverständnis kultiviert, geradezu umgeworfen. Was Minnellis Inszenierung angeht, so kann wohl von einer durchaus schmissigen, mitreißenden Regie die Rede sein, von der virtuosen, narrativen Kraft eines Meisterfilmers getragen, jedoch nicht immer erfolgreich gegen den immanenten, pompösen Kitsch der Geschichte ankämpfend. Somit liegt "Home From The Hill" ganz auf einer Linie mit den übrigen um diese Zeit entstandenen Dramen des Regisseurs und bleibt insgesamt als ein schöner, entspannter Film mit sympathischen Mäkeln im Gedächtnis haften.

8/10

Vincente Minnelli Familie Texas Brüder William Humphrey


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ALL CREATURES GREAT AND SMALL (Claude Whatham/UK 1975)


"He's made me his partner!"

All Creatures Great And Small (Der Doktor und das liebe Vieh) ~ UK 1975
Directed By: Claude Whatham

1937 kommt der frisch ausgebildete Veterinärmediziner James Herriott (Simon Ward) in die Grafschaft Yorkshire, wo er als Assistenzarzt des etwas verschrobenen, aber allseits beliebten und resprektierten Dr. Siegfried Farnon (Anthony Hopkins). Mit Einfühlungsvermögen und Geduld sichert Herriott sich nach und nach das Wohlwollen sowohl der lokalen Bevölkerung als auch seines "schwierigen" Chefs.

Während die TV-Serie mit ihrer einprägsamen Titelmelodie jedem in den mittleren Achtzigern aufgewachsenen Stöpsel ein Begriff sein dürfte (für mich persönlich etwa ist sie ein so elementarer Sonntagsbestandteil wie Kaffee und Kuchen), erfreut sich die vormalige Verfilmung (fürs Fernsehen, mit nachgeschobenem Kinoeinsatz) wohl zumindest hierzulande nicht annähernd eines solch übergroßen Bekanntheitsgrades. Auch ich kannte den Film bis dato nicht und wusste, bis ich die DVD als Wichtelgeschenk des lieben Forenfreundes pasheko bekam, noch nichteinmal um seine Existenz. Nun wäre also auch diese Scharte ausgewetzt und das ist gut so, denn dies liebenswerte Stück muss eigentlich jeden erfreuen, der wahlweise etwas für die Vorkriegszeit der dreißiger Jahre, den englischen Nordwesten oder auch einfach nur für Haustiere jedweder Kuleur übrig hat. Da ich mich für alles drei erwärmen kann und vor allem Anthony Hopkins im Film mal wieder als super sowie Lisa Harrow, die Herriotts spätere Gattin Helen spielt, als ziemlich wunderhübsch erachtete, fand ich mich schließlich verdientermaßen hochauf zufrieden.

8/10

Claude Whatham Tierarzt Yorkshire England TV-Film period piece


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DESTRY RIDES AGAIN (George Marshall/USA 1939)


"All I want is to be a cowboy and to wear my own pants!"

Destry Rides Again (Der große Bluff) ~ USA 1939
Directed By: George Marshall

Da der krumme Saloonbesitzer Kent (Brian Donlevy) den vormaligen Sheriff des lockerlebigen Städtchens Bottleneck kurzerhand beseitigen ließ, wird der alte Säufer Washington "Wash" Dimsdale (Charles Winninger) zum neuen Amtsinhaber gekürt. Dieser lässt fortan den Schnaps Schnaps sein und besorgt sich mit dem jungen Tom Destry (James Stewart) erstmal einen "in Aufräumarbeiten erfahrenen" Assistenten. Umso größer Washs Enttäuschung und die allgemeine Belustigung, als Destry auftaucht und nichtmal einen Revolver trägt. Die Tingeltangelsängerin Frenchy (Marlene Dietrich) wirft dennoch ein interessiertes Auge auf den durch nichts aus der Ruhe zu bringenden Destry...

"Destry Rides Again" ist innerhalb von nur sieben Jahren bereits die zweite Adaption der Geschichte um den unkonventionellen Gesetzeshüter Tom Destry, der in der Erstverfilmung von Tom Mix gespielt wurde. Später gab es dann noch eine Variation mit Audie Murphy. George Marshalls Version mit der Dietrich und Jimmy Stewart gilt gemeinhin als die beste und schönste und liefert einen weiteren elementaren Beitrag zum Western-Superjahr 1939, in dem fast jedes der großen Studios mindestens einen maßgeblichen Genrebeitrag ins Rennen warf. "Destry Rides Again" quillt über vor Glamour und Eleganz (die er vornehmlich der selten schöneren Marlene Dietrich verdankt) und läuft trotz seines Status als "Westernkomödie" niemals Gefahr, albern zu werden (im Grunde enthält er auch nicht mehr comic relief als jeder Errol-Flynn-Western). Im Gegenteil ist er ein Musterbeispiel an dialogischer Coolness - wie "die Luft da oben" sei fragt die angesichts Stewarts Größe sichtlich beeindruckte Dietrich ihn bei der ersten Begegnung und entgegnet ihm später, als er sagt, er wolle sie nicht beim Abendessen stören, dies sei ihr Frühstück. Natürlich war Hollywoods decency damals noch nicht ganz reif für soviel nachtschwärmerisches Selbstbewusstsein und ebensowenig durfte der Charakter der Frenchy mit ihren einmal begangenen Sünden davonkommen - wenngleich man sie am Ende zwangsläufig lieben muss. Also stirbt sie den (angemessen flamboyant inszenierten) Heldentod und Jimmy heiratet ein spießiges Bürgermädchen. Kinorealität anno 39, nichtsdestotrotz hochklassig.

9/10

George Marshall Poker Saloon





Filmtagebuch von...

Funxton

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