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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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FRIDAY THE 13TH: THE FINAL CHAPTER (Joseph Zito/USA 1984)


"The computer don't lie."

Friday The 13th: The Final Chapter (Freitag der 13. - Das letzte Kapitel) ~ USA 1984
Directed By: Joseph Zito

Der mitnichten tote Jason (Ted White) büchst aus der lokalen Pathologie aus, legt dabei zwei Krankehausangestellte um und bahnt sich seinen Weg zurück zum Crystal Lake. Dort nimmt er die Familie Jarvis aufs Korn sowie deren Nachbarschaft, in der ein paar Jugendliche die Ferienverbringen wollen. Am Ende obliegt es dem zwölfjährigen Tommy Jarvis (Corey Feldman), Jason mithilfe eines cleveren Tricks den Garaus zu machen.

Tom Savini kehrte für den vierten Teil zurück zum Franchise, was dem von Joseph Zito inszenierten Film wie ich finde rückblickend mehr Lorbeeren eintrug als er eigentlich verdient. Zwar müht sich das Script, einige neue Elemente unterzubringen, darunter den rächenden Bruder (Peter Barton) von einem von Jasons früheren Opfern oder die Figur des von Horror-Masken besessenen Tommy, einer Art Mini - Forry Ackerman, dem dann schließlich sogar die Ehre obliegt, Jason vorläufig endgültig in die ewigen Jagdgründe zu schicken. Sind Kids Horror- und SciFi-Fans, wissen sie eben mehr und können sich bei Bedarf auch gegen (mittlerweile eindeutig) untote Serienkiller behaupten! Ansonsten ist dies vermutlich der unbewusst am prominentesten besetzte Teil der Reihe. Neben dem jungen Feldman sind auch Crispin Glover sowie die später zu kleinerer TV- bzw. B-Movie-Bekanntheit geratenenen Julie Aronson und Barbara Howard zu sehen. Ansonsten liegt Zitos Reihenbeitrag ohne weitere Ausreißer nach oben oder unten ganz auf der gewohnten Linie.

5/10

Joseph Zito Jason Voorhees Slasher Splatter Sequel


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FRIDAY THE 13TH PART 3 (Steve Miner/USA 1982)


"No! You CAN'T be alive!"

Friday The 13th Part 3 (Und wieder ist Freitag der 13.) ~ USA 1982
Directed By: Steve Miner

Um ihr Trauma um einen ihr im Wald beim Crystal Lake begegneten, entstellten Mann loszuwerden, entschließt sich die junge Chris (Dana Kimmell), zusammen mit ein paar Freunden das Wochenende im dort liegenden Ferienhaus ihrer Eltern zu verbringen. Jason (Richard Brooker) streicht jedoch noch immer durch die Gegend und mordet munter weiter. Schließlich ist nurmehr Chris übrig, um sich gegen den Unhold zur Wehr zu setzen.

Der Name "Jason" oder gar "Voorhees" fällt nicht ein einziges Mal in Miners zweitem Sequel - warum auch immer. Auch sonst hat "Friday 3" einige Besonderheiten im Vergleich zum Rest der Reihe aufzubieten; so etwa in technischer Hinsicht das zu dieser Zeit eine Kurzrenaissance erlebende, werbewirksame 3D-Verfahren, das Miner erlaubt, neben anderen profanen Alltagsgenständen auch Augäpfel Richtung Kamera fliegen zu lassen sowie das edle, von dp Gerald Feil hier und da sogar veritabel genutzte Scope-Format. Dazu passt Manfredinis diesmal recht üble Synthie-Ouvertüre eher mäßig gut. Die offenbar eilends zusammengefrickelte Story deutet bereits an, das von jetzt ab alles Weitere an Plot nurmehr Alibifunktion für Jasons Mordzüge durch die Gemeinde sein kann, denn sie ist sogar noch tumber als die diverser Nachfolger. Immerhin kann sich Miner rühmen, bis dato der einzige Regisseur zu sein, der zwei "Friday"-Filme inszeniert hat; Gore-Schraube und Bodycount werden wieder ordentlich angezogen, Jason bekommt seine fortan als eine Art Trademark geführte Eishockey-Maske. Und die unvermeidlichen Schlussgags, die hier noch deutlicher an die des Erstlings gemahnen, sind mal wieder von höchsten Konfusionsgnaden.

5/10

Steve Miner Jason Voorhees Splatter Slasher 3-D Serienmord


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FRIDAY THE 13TH PART 2 (Steve Miner/USA 1981)


"These kids smoke better dope than I do."

Friday The 13th Part 2 (Freitag der 13. Teil 2) ~ USA 1981
Directed By: Steve Miner

Fünf Jahre nach den mörderischen Vorfällen im Camp Crystal Lake bildet der enthusiastische Paul Holt (John Furey) in der Nachbarschaft eine Gruppe Jugendbetreuer aus. Niemand ahnt jedoch, dass Jason Voorhees (Warrington Gillette) seinerzeit mitnichten im See ertrunken ist, sondern im Wald in einem alten Verschlag haust und den gewaltsamen Tod seiner Mutter (Betsy Palmer) bereits gerächt hat. Und es gefällt ihm ganz und gar nicht, dass jetzt wieder junge Menschen in seine Gefilde kommen, um dort Spaß zu haben. Mit einem Leinsack über dem Kopf geht Jason erstmals an sein blutiges Werk...

Steve Miner, bei "Friday The 13th" als Produzent an Bord, inszeniert das erste Sequel straffer und mit merklich weniger Leerstellen als Cunningham sein Original. Jasons erster Auftritt als Schlächtermeister - hier noch mit Kartoffelsack über dem entstellten Antlitz - gibt bereits die Marschrichtung für alles Folgende vor. Der Kerl scheint schon jetzt unkaputtbar und überall und nirgends zur gleichen Zeit zu sein. Es gibt wieder eine schöne Menge Morde, mit ähnlich hübschen Arrangements aufgezogen wie die im Erstling, nur dass sie diesmal infolge der Intervention der MPAA bzw. durch Paramounts Bestreben, den potentziellen Erfokgsfilm mit einem "R" ins Kino zu bringen, stark Federn lassen mussten. Man spricht von einer runden Minute an geschnittenem Material. Die nunmehr fehlenden Make-Up-Eskapaden schlagen zwar recht negativ zu Buche, da Miners Film ohne sie doch spürbar an Kraft einbüßt, dennoch kann sich auch "Part 2" als spaßiger und noch immer richtungsweisender Camp-Slasher sehen lassen. Allerdings mag man über die plump strukturierten Reprisen des Erstlings gegen Ende wohlweislich das Mäntelchen des Schweigens hüllen.

6/10

Steve Miner Sequel Feriencamp Splatter Slasher Serienmord Jason Voorhees


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WHOEVER SLEW AUNTIE ROO? (Curtis Harrington/UK 1972)


"She's got a mummy in a hidden room!"

Whoever Slew Auntie Roo? (Wer hat Tante Ruth angezündet?) ~ UK 1972
Directed By: Curtis Harrington

Middlesex, 20er Jahre: Die wohlhabende, aber einsame Vaudevillekünstler-Witwe Rose Forrest (Shelley Winters) lädt alljährlich über die Weihnachtsfeiertage zehn Kinder eines benachbarten Waisenhauses ein, stopft sie mit Leckereien voll, beschenkt sie reichlich und bläst für sie die Unterhaltungsharfe. In diesem Jahr mogeln sich zusätzlich die beiden verschworenen Geschwister Christopher (Mark Lester) und Katy (Chloe Franks) unter die anderen Kids. Für 'Auntie Roo', wie Rose sich von den Kleinen verniedlicht rufen lässt, kein Problem - zumal die süße Katy sie an ihre einst infolge eines Unfalls verstorbene, eigene Tochter Katharine erinnert. Als Christopher zufällig herausfindet, dass bei Rose ein Schräublein locker ist, ist es bereits zu spät: Sie entführt Katy und sperrt sie als Tochterersatz in eine kleine Dachkammer. Mit Christophers Hartnäckigkeit, der sich plötzlich bei "Hänsel und Gretel" wähnt und Rose für die alte Knusperhexe hält, hat die jedoch nicht gerechnet.

Hübsch boshafter, vorläufiger Endpunkt der Hag-Horror-Welle nach genau zehn Jahren Lebensdauer und verkleidet als Neuformulierung eines der grausligsten von Grimms Märchen, das zudem von seinen kleinen Lesern schwer missinterpretiert wird: Natürlich kann man Rose Forrest vorwerfen, dass es nicht ganz handelsüblich ist, die Leiche des verstorbenen Kindes in einem geheimen Spielzimmer der heimischen Villa aufzubahren und allabendlich in den Schlaf zu singen; genau so, wie die das Kidnappen eines kleinen Mädchens wohl kaum der korrekte Weg ist, eine rechtsgültige Adoption ins Feld zu führen. Dass Rose jedoch plant, die beiden Geschwister zu mästen und hernach im Ofen zu grillen, darf stark bezweifelt werden - sie wählt lediglich etwas unkonventionelle Methoden, um ihre Einsamkeit zu überbrücken. Pech, dass sie sich da in der Person des pfiffigen, aber bereits sehr lebensgeschulten Christopher mit dem Falschen eingelassen hat, denn wie weiland die böse Hexe erwartet auch Tantchen Roo ein heißes Schicksal. Ein logisches Finale für die Altweiber-Horrorwelle, da hier nicht nur surreale Elemente Einzug zu halten beginnen, sondern sich langsam auch die Figur der bösen Alten zu drehen beginnt. Rose Forrest ist ja nicht wirklich böse, sondern lediglich eine bemitleidenswerte, vom Schicksal gebeutelte Mutterfigur mit fehlgeleiteten Charakterausprägungen. Sehr schön derweil die an Dickens angelehnte Zeichnung der postviktorianischen Waisenhausverhältnisse und die freche Zeichnung der entsprechenden Lebenswirklichkeit: Zu Tante Roo etwa dürfen nur die Hübschen und Braven - freche oder sich in irgendeiner Form auffällig benehmende Kinder, solche also, die es am Nötigsten hätten, müssen daheim bleiben. Elitäre Auslese beginnt eben in der kleinsten Hütte.

8/10

period piece Curtis Harrington Madness Kinder Waisenhaus Hag Horror Weihnachten Kidnapping


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WHAT'S THE MATTER WITH HELEN? (Curtis Harrington/USA 1971)


"Men can be quite a bit lower than the angels."

What's The Matter With Helen? (Was ist denn bloß mit Helen los?) ~ USA 1971
Directed By: Curtis Harrington

Nachdem ihre Söhne wegen eines Frauenmordes verurteilt wurden, verlassen die beiden von der Journaille aufs Korn genommenen Mütter Helen (Shelley Winters) und Adelle (Debbie Reynolds) die Provinz Iowas, um sich im Hollywood der frühen dreißiger Jahre eine neue (Schein-)Existenz zu errichten. Sie eröffnen ein Talentstudio, in dem junge Shirley-Temple-Nacheiferinnen gefördert und "entdeckt" werden können. Adelle lehrt die Elevinnen Tanz und Gesang, Helen spielt dazu Klavier. Doch es ziehen bald Besorgnis erregende Wolken auf: Während die attraktive Adelle von einem reichen und verständigen Verehrer (Dennis Weaver) umgarnt wird, flüchtet sich die dickliche, ungrazile Helen in die stupiden Radiosendungen der Predigerin Alma (Agnes Moorehead) und wird immer seltsamer. Zudem scheint die beiden Frauen ein mysteriöser Verfolger zu belagern, der irgendetwas mit dem Mordopfer ihrer Jungs zu tun hat...

Shelley Winters eventually goes mad: Nach Robert Aldrich brachte der bis heute schwer unterrepräsentierte Regisseur Curtis Harrington das Hag-Horror-Genre zu seinem vorläufigen Endpunkt. "What's The Matter With Helen?" bietet jedoch noch wesentlich mehr: Eine böse Traumfabrik-Satire und diverse Seitenhiebe gegen die Profitgier der in den USA so beliebten Medienprediger. Ganz wunderbar vor allem die Parallelisierung der beiden B-Diven: Während Debbie Reynolds sich noch immer zu präsentieren weiß und die überaus ansehnlichen Beine voller Elan in die Höhe schwingt, hat die zwölf Jahre ältere, schon immer etwas "individuelle Schönheit" Shelley Winters ihre äußeren Reize nicht nur eingebüßt, sondern sieht als graue, sich der Psychose annähernde Depressionspatientin sogar noch zehn Jahre älter aus als sie tatsächlich ist. Um die eigenartig-dysfunktionale Zweckbeziehung dieser beiden so gegensätzlichen Frauenfiguren herum konstruiert Henry Farrell, der bereits die Vorlagen für "Baby Jane" und "Sweet Charlotte" auf dem Kerbholz hatte, eine merkwürdig theatralische, pastellfarbene Geschichte um Abhängigkeiten, Anhänglichkeiten und mörderische Gewalt. Interessanterweise blieb der Reynolds eine Zweitkarriere als B-Movie-Queen versagt; für die beeindruckende, wunderbare Shelley Winters gab es danach noch einiges auf diesem Sektor zu vermelden...

8/10

Curtis Harrington Henry Farrell Hollywood Kalifornien Great Depression Camp Madness Freundschaft Hag Horror period piece


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WHAT EVER HAPPENED TO AUNT ALICE? (Lee H. Katzin/USA 1969)


"Your pine trees grow good - very good. He-He."

What Ever Happened To Aunt Alice? (Eine Witwe mordet leise) ~ USA 1969
Directed By: Lee H. Katzin

Da ihr verblichener Gatte ihr scheinbar nichts als Schulden hinterlassen hat, denkt sich die hochmütige Witwe Clara Marrable (Geraldine Page) eine besonders perfide Methode aus, um über die Runden zu kommen. Sie stellt allenthalben neue Wirtschafterinnen ein, lässt sie an der Börse spekulieren und bringt sie dann schließlich um die Ecke, um an Erspartes und Dividenden ihrer Opfer zu kommen. Als eines Tages jedoch die resolute Alice Dimmock (Ruth Gordon) bei ihr auf der Matte steht, ahnt Clara noch nicht, dass ihr hier eine Amateurdetektivin par excellence auf der Schliche ist...

Er kann's nicht lassen - wenngleich Robert Aldrich für "What Ever Happened To Aunt Alice?" nicht auf dem Regiestuhl Platz nahm, ist nicht nur seine inszenatorische Handschrift überdeutlich präsent, sondern auch die Mitarbeit seines üblichen Teams und vor allem die Produktionsbetreuung durch seine Gesellschaft "Associates & Aldrich". So kommt der an "What Ever Happened To Baby Jane?" angelehnte Titel natürlich nicht von ungefähr; wenngleich "Aunt Alice" im Vergleich zu jenem übermächtigen Vorbild eher zahme Kriminalunterhaltung geriert. Dennoch; legt man die Messlatte an die Darstellung der alten Ledernacken-Weiber, so bekommt man mit Geraldine Page und Ruth Gordon zwei echte Schwergewichte. Besonders die Page übertrifft sich selbst als zutiefst böses altes Gift, das jedweden Anflug von Philanthropie gleich ad acta legt und sich in ihrer Rolle als Serienmörderin auch noch als 'mutige Heldin' gefällt und bejubelt. Leider getraut sich der Film nicht, seine leidenschaftlich ausgespielte Boshaftigkeit bis zur letzten Konsequenz durchzuspielen - am Ende warten, wie könnte es anders sein - auch auf die so clevere Clara Marrable die stählerne Acht und der Brutzelstuhl. Unter Aldrichs Eigenregie wäre sie möglicherweise noch um ein paar Hausmädchen "reicher" geworden...

8/10

Robert Aldrich Lee H. Katzin Arizona Hag Horror Serienmord


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THE KILLING OF SISTER GEORGE (Robert Aldrich/USA 1968)


"Some people prefer two eggs but I think one's enough."

The Killing Of Sister George (Das Doppelleben der Sister George) ~ USA 1968
Directed By: Robert Aldrich

Nobody wants you when you're down, old and ugly - diese böse Erfahrung macht die alternde Londoner Actrice June Buckridge (Beryl Reid), die seit Jahren in der beliebten Langzeit-TV-Soap "Applehurst" die Krankenschwester George spielt. Als die BBC, im Speziellen die Directrice Mercy Croft (Coral Browne), Junes Rolle aus der Serie streichen und sie somit herausmobben will, hat man leichtes Spiel: Infolge der fragilen Beziehung mit ihrer Freundin Alice (Susannah York), um deren Fortbestand June tagtäglich fürchtet, flüchtet sie sich nämlich mit zunehmender Regelmäßigkeit in den Suff und macht dann schonmal unsittlich ein paar junge Nonnen an. Als die sich betont konservativ gebende Croft ihre eigene Leidenschaft für Alice entdeckt, ist June endgültig verloren.

Wiederum Bahnbrechendes von Aldrich, das ähnlich wie der unmittelbar zuvor gefertigte "The Legend Of Lylah Clare" bereits jene gleichermaßen zynische und desillusionierte Sicht des Regisseurs auf die Dinge des Lebens vorwegnimmt, die sein gesamtes Spätwerk bestimmen soll. Allein die beiläufig wirkende Darstellung des Londoner Lesbierinnen-Milieus in Zeiten, da die Filmkategorie 'Queer Cinema' in etwa so utopisch angemutet haben dürfte wie Tablets, nimmt sich revolutionär aus; So here Aldrich finally got, allein unter Frauen, die keine Männer (mehr) brauchen. Ohne auch nur den geringsten Schritt in Richtung Denunziation oder Feme zu unternehmen berichten Stück und Script von einer rein weiblichen Dreiecksbeziehung, an deren bösem Ende einzig der Karrierismus der Jüngeren den Stutenkampf der beiden Älteren bestimmt.
Coral Browne, die bereits in "Lylah Clare" eine wütende Matriarchin darzustellen hatte, ist wiederum fantastisch als alte Redaktionshexe mit bourgeoiser Maske und verdrängter Sexualität, derweil die noch unglaublichere Beryl Reid bis zur Selbstaufgabe eine der monumentalsten Frauenfiguren präsentiert, der ich je das erquickliche Vergnügen hatte, im Film zuzusehen. Schauspiel- und Auteurkino von allerhöchsten Himmelsgnaden ist das zutiefst berührende Resultat. Und: Aldrich at his very finest for sure.

10/10

Robert Aldrich Fernsehen London based on play Skandalfilm Alkohol Homosexualität


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THE LEGEND OF LYLAH CLARE (Robert Aldrich/USA 1968)


"Drecksau! Keep your hands off me!"

The Legend Of Lylah Clare (Große Lüge Lylah Clare) ~ USA 1968
Directed By: Robert Aldrich

In der Person der völlig unbekannten Deutschemigrantin Elsa Brinkmann (Kim Novak) findet der Regisseur Lewis Zarken (Peter Finch) endlich ein Ebenbild seiner früheren Frau, des skandalumwitterten Hollywoodstars Lylah Clare (Kim Novak), deren Tod vor zwanzig Jahren ebenso mysteriös wie ihr ganzes Leben und Wesen ist. Dem ihm seit längerem angetragenen Projekt, ein Biopic über die Verblichene zu drehen, stimmt Zarken nunmehr endlich zu, kann er doch die Hauptrolle mit Elsa, die umgehend von ihm den klangvolleren Künstlernamen 'Campbell' aufgedrückt bekommt, besetzen. Durch ihr glamouröses Auftreten, das dem von Lylah immer weniger nachsteht, hat Elsa bald schon einen Namen in den Klatschspalten, wenngleich bisher noch kein Fetzen Zelluloid mit ihr öffentlich zu sehen war. Ganz unmerklich verwandelt Zarken sie nunmehr auch charakterlich in ein Gleichnis seiner toten Gattin und auch Elsa selbst identifiziert sich parallel dazu mehr und mehr mit Lylah...

Skandale, Eklats, missachtete Menschlichkeit, Wahnsinn und heimliche Homosexualität: Hollywood stinkt bis zum Himmel. Und als ob vergangene Werke diesen Umstand nicht bereits zur Genüge demonstriert hätten, musste Aldrich ihn mit seiner zusätzlich als kleine "Vertigo"-Hommage komponiertem "The Legend Of Lylah Clare" nochmals bloßlegen. Ganz bewusst tritt wiederum Kim Novak als die "Wiedergekehrte" auf, die diesmal tatsächlich das Resultat einer Art seelischen Re-Inkarnation zu sein scheint und der, um der Erwartungshaltung ihrer Umwelt gerecht werden zu können, nichts anderes übrigbleibt, als sich in die vorgefertigte Persönlichkeitsschablone Lylah Clares zu fügen. Man kennt das: Nach der forcierten äußeren Anpassung erfolgt irgendwann fast unmerklich auch die psychische, und darauf dann nurmehr Wahnsinn und Verderben. Aldrich, der im Laufe von "Lylah Clare" gleich zwei besonders schicke Rückblenden präsentiert, konnte für diesen erschütternden Ummodelung einer Seelenlandschaft auf ein wunderbares Ensemble aus bereits bekannten Weggefährten bauen: Der stets große Peter Finch, Ernest Borgnine als feister, profitgeiler Produzent ("I don't make films - I make movies!"), Milton Selzer und ein junger Gabriele Tinti als geiler Gärtner. Dass damit wenig bis gar nichts schiefgehen kann, davon kann man sich in dem vielleicht ein klein wenig zu lang geratenen Epos um Lug, Trug, und was dabei herauskommt, zur Genüge überzeugen.

8/10

Robert Aldrich Hollywood Film im Film Camp


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FRIDAY THE 13TH (Sean S. Cunningham/USA 1980)


"Ma'am, we didn't find any boy." - "But - then he's still out there..."

Friday The 13th (Freitag der 13.) ~ USA 1980
Directed By: Sean S. Cunningham

Nachdem vor vielen Jahren im See des Feriencamps Crystal Lake zunächst der kleine Jason Voorhees (Ari Lehman) ertrunken, und danach ein Mitarbeiterpärchen grausam ermordet aufgefunden worden ist, musste der fortan als 'Camp Blood' verschrieene Jugenddomizil dichtmachen. Als der wackere Steve Christy (Peter Brouwer) es wieder herrichten und eröffnen will, gibt es eine neuerliche Mordserie an den Mitarbeitern, die nur die tapfere Alice (Adrienne King) überlebt.

Cunninghams reaktionärer Splatterfilm darf nicht nur als Blaupause für die gewaltige Slasher-Schwemme der Achtziger gelten, sondern zudem als eine späte Variante der von Robert Aldrich etablierten und von Curtis Harrington an ihren vorläufigen Abschluss geführten "Hag Horror Movies". Bekanntermaßen hatte im ersten "Friday" noch nicht der später auf paradoxe Weise zur Stilikone hochgejubelte Massenmörder Jason Voorhees die deftige Mordserie zu verantworten, sondern sein Rache für seinen vermeintlichen, durch Fahrlässigkeit verschuldeten Tod nehmendes Mütterlein (Betsy Palmer). Der Reihenstart, wahrscheinlich das erste große camp movie im doppelten Wortsinne, glänzt mit nach wie vor tollen Make-Up-Eskapaden des großen Zunftmeisters Tom Savini, dem es hier besonders stahlspitzenbewährte Pfeile angetan haben, mit denen die dämlichen, promisken, Pot rauchenden und Bier trinkenden Spätteenager zur Hölle gejagt werden. Auch eine Axt und Jasons späteres Markenzeichen, die Machete, kommen hier bereits zum Einsatz. Für Betsy Palmer, in den Fünfzigern ein kleines Hollywood-Starlet in Film- und TV-Nebenrollen, und nunmehr die durchgedrehte, auf Rache sinnende 'hag' des Films, bedeutete der Einsatz als Jasons Mutti einen zweiten Karrierefrühling, von dem sie noch heute zehrt und sie trotz hohen Alters zum gern gesehenen Gast bei Fan-Conventions macht.
Im Film, der, einmal Hand aufs Herz und durchgeatmet, unglaublich mies strukturiert und zusammengewschwurbelt ist, etliche dramaturgische Durchhänger hat und mit dem Abstand der Jahre kaum mehr denn selbstparodistisch wirkt, tritt sie erst im letzten Sechstel in die Narration ein und entpuppt sich denn auch gleich als die gesuchte "Whodunit"-Person, nach der der emsige Zuschauer vorher verzweifelt (und, wie sich nun herausstellt, komplett irregeleitet) zu fahnden genötigt war. Man wird also auch noch zusätzlich für dumm verkauft.
Die wahren Stars des Films neben der angemessen grell auftretenden Betsy Palmer sind und bleiben der erwähnte Tom Savini, Harry Manfredini mit seinem legendären Ächzecho und Ari Lehman, der am Ende für den noch immer besten Schock sorgt.

7/10

Sean S. Cunningham Steve Miner New Jersey Serienmord Hag Horror Splatter Slasher Exploitation Jason Voorhees


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WHAT EVER HAPPENED TO BABY JANE? (Robert Aldrich/USA 1962)


"I didn't bring your breakfast because you didn't eat your din-din."

What Ever Happened To Baby Jane (Was geschah wirklich mit Baby Jane?) ~ USA 1962
Directed By: Robert Aldrich

Schwestern und Todfeindinnen: Seit frühester Kindheit sind Blanche (Joan Crawford) und Jane (Bette Davis) sich gegenseitig bis aufs Blut verhasst; ein Umstand, der vor allem durch den Neid aufeinander wachgerufen wurde. Während Jane als ein vom Vater (Dave Willock) "produzierter" Kinderstar reüssieren konnte, war Blanche eine gefeierte Filmdiva im golden age Hollywoods. Ein Autounfall, bei dem Blanche verkrüppelt und an den Rollstuhl gefesselt wurde, bereitete beider Karrieren ein jähes Ende. Seitdem muss sich die mehr und mehr dem Whiskey zusprechende Jane um Blanche kümmern. Als Jane sich schließlich dazu berufen fühlt, trotz ihres bereits welken Äußeren einen zweiten Karrierefrühling anzustreben, kann nichts sie aufhalten.

"What Ever Happened To Baby Jane", ein Monster von Film und stilprägendes Kino, präsentierte dem staunenden Kinopublikum nichts Geringeres als eine in der Tradition von Wilders "Sunset Boulevard" stehende Demontage der Traumfabrik im ausladenden Camp-Gewand und machte sich dazu die bislang stets off screen stattgefundene, publikumswirksame Zerfleischung der Hollywood-Diven Davis und Crawford zunutze. Nachdem die beiden Ikonen ihre besten Jahre lange hinter sich gelassen hatten, spielten sie ausgerechnet für den bis dato eher als "Männerfilm-Regisseur" bekannten Robert Aldrich zwei Schwestern, die, wie sich am Ende zeigen wird, an ihrem jeweiligen Los selbst die primäre Schuld tragen. Aldrichs Inszenierung der beklemmenden häuslichen Situation ist von einer bis dahin von ihm nicht gesehenen, klaustrophobischen Meisterschaft; der psychische und physische Terror, den Blanche Hudson durch ihre regressiv-psychotische Schwester zu erleiden hat, wird beinahe subjektiv nachvollziehbar. Das Haus der beiden altjüngferlichen Prä-Seniorinnen avanciert dabei zur Bühne für Davis' unglaubliche Präsentation. Ohne die geringste Scheu, sich als faltige, clownesk überschminkte Scotch-Hexe in Szene setzen zu lassen, singt, tanzt und keift sie sich launigst durch ihre Rolle und erteilt der sich stets im rechten Licht befindlichen, eitlen Live-Pepsi-Reklame Crawford eine pralle Lektion darüber, dass großes Spiel und große Schönheit nicht zwingend einhergehen müssen. Dennoch ist natürlich auch sie sehenswert bis dorthinaus. Perfektion allerorten.

9/10

Robert Aldrich Hag Horror Madness Schwestern Hollywood Terrorfilm Camp Henry Farrell





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Funxton

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