Zum Inhalt wechseln


In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


Foto

THE LAST HUNT (Richard Brooks/USA 1956)


"Killing ist the most natural way to remember you're alive!"

The Last Hunt (Die letzte Jagd) ~ USA 1956
Directed By: Richard Brooks


South Dakota, um 1880: Der einst bei Indianern aufgewachsene Büffeljäger Sandy McKenzie (Stewart Granger) hat sich auf Rinderzucht und Viehtrieb verlagert, lässt sich von dem fanatischen Charlie Gilson (Robert Taylor) jedoch überreden, mit ihm als Partner wieder seiner früheren Profession nachzugehen. Zusammen mit dem jungen Halbblut Jimmy (Russ Tamblyn) und dem alten, einbeinigen Häuter Woodfoot (Lloyd Nolan) machen sich Sandy und Charlie auf in die Berge. Bald bekommen alle den lodernden Hass Charlies zu spüren, der jeden Büffel mit sadistischer Freude abschießt und sich als radikaler Indianerfeind entpuppt. Als Charlie zunächst eine junge Sioux-Frau (Debra Paget) vergewaltigt und dann einen weißen Büffel erschießt, ein für die Indianer heiliges Tier, droht die Situation zu eskalieren. Es dauert jedoch noch einige Zeit, bis Sandy sich endlich ein Herz fasst und sich gegen Charlie stellt.

Die von der inflationären Büffeljagd lebenden Weißen, so die zentrale Aussage von Brooks' schönem Film, tragen eine nicht unwesentliche Mitschuld am Sterben des alten Westens. Für die Sioux und einige andere Stämme im Nordwest-Territorium bildete der Büffel die wichtigste Lebensgrundlage: Nahrung, Werkzeug, Waffen, Kleidung, Behausung - alle diese Dinge verdankten die natives ihrer Hauptbeute. Als die Büffeljagd sich einzig aufgrund der im Osten und in Europa boomenden Fellindustrie als profitables Geschäft erwies, säumten bald Legionen von verrottenden Tierkadavern und -knochen die Prärie, derweil die Indianer bittere Hungersnöte durchzustehen hatten. Diese weniger als unrühmliche historische Facette der rücksichtslosen weißen Landnahme prangert der finstere "The Last Hunt" an und macht ausgerechnet den als strahlenden Helden in schimmernder Rüstung berühmt gewordenen Robert Taylor zum diabolischen, bösen und zugleich höchst bemitleidenswerten Psychotiker. Überhaupt liegt darin wöhl ein gerüttelt Maß Sensibilität; in der Fähigkeit nämlich, hinter Charlie Gilsons vordergründigem Extremismus einen schwachen Charakter zu erkennen. Für Richard Brooks stets sorgfältige Figurenzeichnung ist eine solche Differenzierung allerdings nicht ungewöhnlich. Ferner nimmt "The Last Hunt" eines der eindrucksvollsten Kubrick-Bilder vorweg: Jack Torrance war nämlich keinesfalls der erste Irrsinnige, der sitzend und mit halboffenen Augen im Schnee zu erfieren hatte...

9/10

Bueffel South Dakota Schnee Indianer Jäger


Foto

WESTWARD THE WOMEN (William A. Wellman/USA 1951)


"Take 'em to my valley."

Westward The Women (Karawane der Frauen) ~ USA 1951
Directed By: William A. Wellman


Der Großfarmer Whitman (John McIntire) hat in Kalifornien ein kleines Ranchparadies geschaffen, dem es nurmehr an einem fehlt: Frauen. Whitmans Traum sieht vor, in "seinem" Tal einen Zivilisationsposten zu errichten, dem von vielen folgenden Generationen weitererhalten wird. Dafür muss er seine Angestellten und Arbeiter jedoch mit dem für eine solche Planung Unverzichtbarem ausstatten. Also reisen er und der Treckführer Buck Wyatt (Robert Taylor) nach Chicago, wo sie eine große Gruppe alleinstehender Damen anwerben, um nach Kalifornien zu heiraten. Obgleich Wyatt das Projekt für Wahnsinn hält, führt er den Frauentreck von St. Louis aus mit der gebotenen Stringenz gen Westen; männlicher Unvernunft, Indianerangriffen, dem feindseligen Wetter und der noch feindseligeren Natur trotzend.

"Westward The Women" war stets einer meiner vordersten Lieblingswestern. Da par tout keine deutsche DVD erscheinen will, habe ich mir jetzt endlich einen französischen Import besorgt, um den Film nach langen Jahren des Darbens überhaupt mal wieder sehen zu können. Die karge Poesie von Wellmans schwarzweißem und doch so reichhaltigem Film, die sich mit einer nicht minder schmucken Spannung koppelt, macht es einem aber auch äußerst schwer, sich ihrer Faszination zu entziehen. Trekwestern gibt es nicht unbedingt viele ausgesprochen hervorragende; neben dem vorliegenden würde ich persönlich noch "The Big Trail", "Bend Of The River", "Wagon Master" und, des abweichenden Themas wegen, ansatzweise vielleicht noch "Red River" in die Phalanx mitaufnehmen; die später entstandenen "The Way West", "The Hallelujah Trail" und "Paint Your Wagon" sind nett, aber nicht wesentlich mehr. Was "Westward The Women" jedoch deutlich von allen Genannten abhebt, ist sein unmissverständliche, feministische Aussage. Ohne die titelgebenden Frauen gleich zu Amazonen und Walküren zu verklären, gesteht der Film ihnen einen unmissverständlichen Heldinnenstatus zu - ein Phänomen, dass im klassischen Hollywood-Western in dieser Form eine fast singuläre Erscheinung darstellt. Für mich trotz härtester Konkurrenz nicht nur Wellmans schönster Film, sondern wie erwähnt auch ein primäres Genrewerk.

10/10

Wueste Siedler William A. Wellman Berge Treck Feminismus


Foto

MAN WITHOUT A STAR (King Vidor/USA 1955)


"I didn't make a fool out of you, kid. You have to do that yourself."

Man Without A Star (Mit stahlharter Faust) ~ USA 1955
Directed By: King Vidor


Der trampende Cowboy Dempsey Rae (Kirk Douglas) gelangt mit dem Zug, in dem er den jungen Hobo Jeff (William Campbell) kennenlernt, in ein Städtchen nahe der "Triangle"-Ranch. Diese wurde soeben von Reed Bowman (Jeanne Crain), einer feinen und vor allem gewinnsüchtigen Lady aus dem Osten, erworben. Dempsey und Jeff lassen sich auf der Ranch anstellen und geraten bald in Konflikt mit den kleineren Viehzüchtern der Gegend: Diese schützen ihre Weidegründe vor den riesigen Herden Reeds mit Stacheldraht. Auf derlei Begrenzungen ist Dempsey besonders schlecht zu sprechen, da der Stacheldraht für ihn ein Sinnbild für Repression, Einschränkung und Konflikt darstellt. Als er erkennt, mit welch ruchlosen Methoden seine neue Chefin zu Werke geht, stellt er sich dann, entgegen seiner ablehnenden Haltung, doch auf die Seite der Konkurrenz.

Der "Star" im Originaltitel bezeichnet nicht etwa das erwartungsgemäße Fehlen eines Sheriffsterns und damit den Einsatz von Selbstjustiz, sondern die Ermangelung eines orientierten Lebensweges. Jeder Mann brauche einen Stern um sich danach zu richten, konstatiert der lebenserfahrene Dempsey Rae, nur habe er seinen eben noch nicht gefunden. Bis zum Ende des Films wird sich daran nichts ändern; im Gegensatz zu seinem jüngeren Partner bleibt der opportunistische Held weiterhin auf der Suche nach einer klaren Linie. Der Stacheldraht als Symbol für die Eingrenzung von ländlichem Besitz und einer Art "Flurbereinigung" bildete tatsächlich eines der ersten Zivilisationsmerkmale des Westens. Das in den 1870ern patentierte Zaungut zog sich plötzlich über unzählige Meilen unkultivierten Ranchlandes und markierte die raffgierige Besitzsucht seiner Eigentümer. Für die Vorstellung des Westens als raue, endlose Weite bedeutete der Stacheldraht einen buchstäblichen Riegel. Wehe dem, der sich einmal unvorsichtigerweise darin verfängt - die Narben auf Dempsey Raes muskulöser Brust sind stumme Zeugen davon.
"Man Without A Star" galt zunächst als Abschreibungsobjekt und günstiger Kleinwestern; Kirk Douglas' Part als banjospielender Luftikus und trinkfester Womanizer ist nicht von ungefähr eng an den seines Harpuniers Ned Land aus dem kurz zuvor entstandenen "20,000 Leagues Under The Sea" angelehnt. Erst die Filmhistorie erkannte, dass dieses in wunderbaren, verschwenderischen Farben gedrehte Werk einen Meilenstein seines Genres und eine von Vidors vordringlichsten Arbeiten darstellt.

8/10

Cowboy Ranch Stacheldraht King Vidor Cattle War


Foto

FROM HELL TO TEXAS (Henry Hathaway/USA 1958)


"Time to change direction."

From Hell To Texas (Schieß zurück, Cowboy) ~ USA 1958
Directed By: Henry Hathaway


Der junge Cowboy Tod Lohman (Don Murray) wird, nachdem bei einer Prügelei mit ihm einer der Söhne des Ranchers Hunter Boyd (R.G. Armstrong) unfällig zu Tode gekommen ist, gnadenlos von dem alten Boyd und seinen Männern gejagt. Im Zuge der Hatz findet Tod jedoch zahlreiche helfende Hände, die Boyds hasserfülltes Wesen kennen und um die Unschuld des Jungen ahnen.

Einer der wenigen Vertreter aus dem knapp bestückten Subgenre des Manhunt-Western. Populärere (und spätere) Beispiele wären die deutlich politischer eingefärbten und zudem wesentlich pessimistischer konnotierten "Tell Them Willie Boy Is Here", "The Hunting Party" und "Chato's Land". In "From Hell To Texas", der im Vergleich zu diesen einen fast christlichen Enthusiasmus walten lässt, geht es nicht etwa um die ausweglose Determinierung des Todes des Gejagten, sondern um seine Möglichkeiten, dem Unausweichlichen zu entgehen. Tod Lohman, ein uneingeschränkter Sympathieträger und guter Junge, keusch erzogen, Whiskey ablehnend, einen klaren Gerechtigkeitssinn pflegend und zudem ein grandioser Schütze, tötet nur in absoluten Notwehr-Situationen, dann aber umso präziser. Da ihm die Menschenjagd durch seinen Ex-Arbeitgeber und Erzfeind Boyd wie nebenbei zwei gute neue, väterliche Freunde (Chill Wills, Jay C. Flippen) sowie seine künftige Ehefrau (Diane Varsi) einbringt, erweist sie sich als willkommenes Mittel für sein ganz persönliches 'coming of age'. Ein atmosphärisch wunderschöner, dazu prachtvoll gefilmter Scope-Western ist dies übrigens ganz nebenbei auch noch.

8/10

Henry Hathaway Coming of Age Menschenjagd Texas


Foto

RIO CONCHOS (Gordon Douglas/USA 1964)


"I will tell you why Lassiter comes. To kill, and then to die."

Rio Conchos ~ USA 1964
Directed By: Gordon Douglas


Der ausgebrannte Südstaaten-Major Lassiter (Richard Boone) und der mexikanische Halsabschneider Rodriguez (Anthony Franciosa) schließen sich gezwungenermaßen einer kleinen Militärexpedition nach Mexiko an, der die blauberockten Offiziere Haven (Stuart Whitman) und Franklyn (Jim Brown) vorstehen. Es gilt, den Verkauf einer riesigen Ladung Repetiergewehre durch den halbwahnsinnig gewordenen Colonel Pardee (Edmond O'Brien) an die Apachen zu verhindern. Auf dem Weg zu Pardees Festung stehen dem Quartett allerlei Gefechte bevor, die in einer regelrechten Schlacht am Rio Conchos kulminieren.

"Rio Conchos" bildet so etwas wie einen Vorgriff auf die harte Westernwelle, die sich, von den zwischenzeitlich in diesem Fach reüssierenden Italienern beeindruckt, gegen Ende des Jahrzehnts entspinnen sollte. Allerlei naturalistische bis unbequeme Bilder und Situationen gibt es da; einen Gnadenschuss für eine vergewaltigte und verstümmelte Frau, ein sterbendes Baby, harte Folterszenen, grausame Scharmützel mit den Indianern und dem irren Konföderierten-Veteran Pardee, der glaubt, den Sezessionskrieg nachträglich noch für sich entscheiden zu können, indem er die Apachen mit Waffen ausstattet und gegen die Kavallerie hetzt. Das liest sich vermutlich ein wenig nach einem etwas zerlumpten Exploitation-Western, doch ein solcher ist "Rio Conchos" keinesfalls. Das durchaus kluge Script spielt mit moralischen Haltungen und wechselnden Sympathien, wie sie Leone später noch explizierter ausformulierte. Die Fronten der vier unterschiedlichen Männern scheinen verhärtet, weichen jedoch immer wieder auf und fördern teils überraschende Wendungen zu Tage.
Über die aktuelle DVD-Veröffentlichung habe ich mich umso mehr gefreut, weil Douglas' vermutlich bester Western sich häufig in kanonisierter Position wiederfindet und es einer der letzten großen ist, die ich noch nie gesehen hatte. Umso berauschender die Premiere.

9/10

Indianer Mexiko Gordon Douglas Militaer


Foto

SASKATCHEWAN (Raoul Walsh/USA 1954)


"Friend or soldier?"

Saskatchewan ~ USA 1954
Directed By: Raoul Walsh


Kurz nach dem vernichtenden Sieg Sitting Bulls über General Custers 7. Kavallerie am Little Big Horn kommen die Sioux über die kanadische Grenze um auch die friedliebenden Cree gegen die hier rotberockte Polizei aufzuwiegeln. Der einst von Häuptling Dark Cloud (Antonio Moreno) adoptierte Mountie Thomas O'Rourke (Alan Ladd) beäugt diese Entwicklung mit höchster Sorge. Als seine Einheit nach dem mehrere Meilen entfernten Fort Walsh ausrückt, ergeben sich neben den sie belagernden Sioux noch weitere Probleme: Die als Mörderin gesuchte Grace Markley (Shelley Winters) soll von dem zwielichtigen Marshall Smith (Hugh O'Brian) nach Montana überführt werden. O'Rourke wittert, dass auch hier etwas nicht stimmt...

"Saskatchewan" dürfte eher eine Fußnote in Walshs riesigem Schaffen markieren als eines seiner Hauptwerke. Dennoch demonstriert der Regisseur hier wiederum, dass er es versteht, mit Farbdramaturgie ebenso großzügig hauszuhalten wie mit den in Mode gekommenen Drehs on location. Der Film entstand zu großen Teilen vor Ort in den kanadischen Rocky Mountains, für Walsh und seinen d.p. John Seitz eine fabelhafte Gelegenheit, die gewaltige Landschaft zu einem weiteren der ohnehin bereits vielköpfig vorhandenen Hauptdarsteller zu machen, wie seine Kollegen John Ford (dem "Saskatchewan" bis in die Charakterzeichnung überhaupt viel verdankt) und Anthony Mann es ebenso erfolgreich praktizierten. Tatsächlich erweist sich das alte 4:3-Format in diesem Falle sogar als wirkungsvoll, denn die Perspektiven scheinen eher noch mehr Vertikale zu fordern: Berge und Gipfel nebst der auf ihnen umherreitenden kleinen Soldaten-Eskorte wirken fast wie hochkantige Stiche. Weniger ein Film des inneren Zugs als ein Film der Bilder und der äußeren Gestaltung. Als solcher aber immer noch sehr sehenswert.

7/10

Raoul Walsh Indianer Kanada


Foto

MAN WITH THE GUN (Richard Wilson/USA 1955)


"Always dresses in gray. Black would fit his profession better."

Man With The Gun (Der Einzelgänger) ~ USA 1955
Directed By: Richard Wilson


Der Revolverheld Clint Tollinger (Robert Mitchum) gilt als Mann fürs Grobe: Wenn eine Stadt sich des Verbrechens von allein nicht mehr zu wehren weiß, wird er engagiert. Zu "Befriedungszwecken", wie es heißt. In Sheridan City ist der fette Gangsterboss Dade Holman (Joe Barry) der heimliche Herrscher und sein Gesetz das vorherrschende. Tollinger lässt sich als Sheriff vereiden und klärt, neben einem alten privaten Problem, auch das von Sheridan.

Vorzüglicher Western, der wohl aufgrund seines geflissentlich meritenlosen Regisseurs, dessen Debütfilm dies zudem ist, nicht die Anerkennung genießt, die ihm eigentlich zustünde. In "Man With The Gun" kommen nicht nur zahlreiche klassische Western-Motive zum Tragen, er antizipiert auch zahlreiche, die da noch kommen sollten. Der Fremde-, zwar keiner ohne Namen, aber doch jemand mit zweifelhaftem Ruf - der als Antidot und gutes Gewissen der bourgeoisen Städter gerufen wird, um dann zu ihrem schlechten zu avancieren; das gabe es kurz darauf wieder in Dmytryks "Warlock" und zieht sich bis in die Neunziger. Dann ist da Tollinger als pädagogische Instanz. Er weiß, dass er nicht ewig in Sheridan bleiben wird und hat darum gleich von Beginn an einen "Zögling" im Auge: Den jungen, renitenten, aber ehrbaren Jeff Castle (John Lupton), der als einziger der fast durchweg feigen Einwohnerschaft den Mut hat, Holman zu trotzen, s. später nach unter "Liberty Valance". Holmans Auftritt im phantastisch montierten Showdown ist übrigens denkwürdig: Wie ein menschliches Wildwest-Vorbild für Jabba The Hutt kommt er - zum ersten Mal überhaupt im Film sichtbar, nachdem seine Figur zuvor durch verbale Umschreibungen nahezu mythisiert wurde - auf einem Einspänner in die Stadt gerollt, um Tollinger hinterrücks abzuknallen. Da hat "Man With The Gun" dann auch wieder ein bisschen was von "High Noon", nimmt also beruhigenderweise nicht nur Kommendes vorweg.

9/10

Duell Richard Wilson


Foto

SILVER RIVER (Raoul Walsh/USA 1948)


"Take what you get."

Silver River (Herr der Silberminen) ~ USA 1948
Directed By: Raoul Walsh


Kurz nach dem Ende des Sezessionskrieges eröffnet der wegen Eigenmächtigkeit unehrenhaft entlassene Unionssoldat Mike McCord (Errol Flynn) mit ergaunertem Budget ein Spielcasino in dem Minenstädtchen Silver City. Bald gelangt er über Schuldscheine an große Teile der in der Nähe bewirtschafteten Silberminen, wird Bankier und der mit Abstand reichste Mann der Stadt. Doch der Weg zum Erfolg ist mit Skrupellosigkeiten gepflastert. McCord mitverschuldet den Tod des Ehemannes (Bruce Bennett) seiner Angebeteten (Ann Sheridan) und verprellt seinen Freund, den idealistischen Advokaten Beck (Thomas Mitchell). Erst als dieser von politischen Gegnern ermordet wird, erkennt McCord seiner Fehler und seine Verantwortung.

Errol Flynn als schurkischer Unsympath und Antiheld - das hat man selten zu sehen bekommen. In Walshs "Western-Variante von "Citizen Kane"", wie "Silver City" gern und nicht ganz zu Unrecht bezeichnet wird, findet sich jedoch ebendiese Rarität. Zwar kann Flynn als Mike McCord seinem endgültigen Fall am Ende noch ganz knapp Einhalt gebieten; einige schwere Fehler sind jedoch begangen worden und können nie wieder revidiert werden. Überhaupt fällt es dem Zuschauer nicht eben leicht, mit dem Protagonisten Schritt zu halten; allzu stutzend macht seine dem biblischen Gleichnis des König David entlehnte Entscheidung, die Sheridan im Film zur Witwe werden zu lassen und somit den Weg für sich selbst freizuschaufeln. Für Flynns eher einseitig bedientes Rollenspektrum ist dieser Part indes natürlich ein höchst dankbarer, denn ein mit Makeln behafteter Held bedarf einer wesentlich diffizileren Nuancierung. Dass der stets fein frisierte Schönling nun auch noch permanent geckenhaft gekleidet, anstatt mit Leder- und oder grünen Strumpfhosen ausstaffiert - aufzutreten hat, scheint seinem Hausregisseur Raoul Walsh eine diebische Freude bereiet zu haben. Jedenfalls versäumt dieser keine Gelegenheit, Flynn entsprechend ins Bild zu setzen. Ferner sind mir noch einige charakteristische Analogien zu Walshs Emporkömmlingsgeschichte "The Roaring Twenties" aufgefallen. Flynns Mike McCord ist quasi nichts anderes als eine periodische Variation von Cagneys Eddie Bartlett - beide sind kriegsgeschädigte Egomanen, beide lieben die falsche Frau, beide erleben einen kometenhaften Aufstieg mitsamt tiefem Fall - nur dass Flynn am Ende leben und zu neuen Ufern aufbrechen darf. Wäre ich der Gott des Kinohimmels, ich hätte wohl umgekehrt entschieden...

7/10

Silbermine Raoul Walsh Casino Biopic Nevada Sezessionskrieg Kavallerie


Foto

A DISTANT TRUMPET (Raoul Walsh/USA 1964)


"The Army is a jealous mistress."

A Distant Trumpet (Die blaue Eskadron) ~ USA 1964
Directed By: Raoul Walsh


Arizona, 1883: Der soeben in Westpoint graduierte 2nd Lieutenant Matt Hazard (Troy Donahue) kommt nach Fort Delivery, das sich unweit der Grenze zu Mexiko befindet. Die Moral der hier stationierten Kavalleristen befindet sich allerdings auf dem Tiefpunkt: Von militärischem Zug ist in Delivery nichts zu spüren, es wird gesoffen, was das Zeug hält und die Besuche des fahrenden Zuhälters Jones (Claude Akins) stellen die monatlichen Höhepunkte dar. Vor den marodierenden Apachen des Guerilla-Kriegers War Eagle hält man sich wohlahnend versteckt. Lt. Hazard versucht mit allen Mitteln, wieder Ordnung ins Battalion zu bringen, zumal sich der Indianerkriegs-Veteran Quaint (James Gregory) angekündigt hat, um die Scharmützel mit War Eagle endlich zu einem Abschluss zu bringen.

Walshs letzter Film, ein Abschiedsgeschenk an das Genre und seine originären Schemata. Die Kavallerie vs. Apachen vor lichtdurchfluteter, knackiger Scope-Kulisse - das muss 64, im gleichen Jahr, als selbst John Ford mit "Cheyenne Autumn" seinen altersmilden Frieden mit den Indianern machte, bereits wie ein Anachronismus angemutet haben. Es hieß oft über Walsh, er habe "seine Helden vom Heldentum kuriert" und ganz ähnliches lässt sich auch über den leider sehr farblosen Donahue in "A Distant Trumpet" konstatieren: Dessen Enthusiasmus und pflichtbeflissene Soldatenehre erlebt spätestens eine herbe Schlappe, als er feststellen muss, dass Rassismus und Engstirnigkeit jegliches Ehrempfinden der meisten seiner Mitsoldaten überlagern. Andererseits macht Walsh keinen Hehl daraus, dass "gerechtes" Kriegsführen ein historisches Obligatorium sei, dessen Sinn und Preis die Zeit zu zeigen habe. Auch "A Distant Trumpet" erliegt letzten Endes der Verführung, die Apachen als zwar ehrenvollen, der weißen Zivilisation jedoch im Wege stehenden Feind zu bezeichnen, der schon aufgrund der natürlichen Ausbreitung der neuweltlichen Lebensart zu weichen hatte.
So ist "A Distant Trumpet" einer der letzten ernsthaft imperialistischen Western und somit gleichfalls späte Reliquie eines in Bälde zum Aussterben determinierten Genres.

7/10

Indianer Arizona Raoul Walsh Militaer


Foto

UNION PACIFIC (Cecil B. DeMille/USA 1939)


"There's nothing like hearing an engine whistle in the still night..."

Union Pacific (Die Frau gehört mir) ~ USA 1939
Directed By: Cecil B. DeMille


1861: Die Union-Pacific-Bahnlinie soll, von Präsident Lincoln persönlich abgesegnet, von Omaha bis an die Pazifikküste weitergebaut werden, um die wilden Weiten des Westens an die gepflegte Zivilisation des Ostens anzubinden. Zeitgleich baut die Konkurrenz von der Central Pacific ihre Geleise in dieselbe Richtung. Der millionenschwere Aktionär Asa Barrows (Henry Kolker) plant, den Bau der Union Pacific zu torpedieren, um später in den Genuss der Aktienmehrheit zu kommen. Dazu setzt er den windigen Spaßunternehmer Campeau (Brian Donlevy) ein, auf dass dieser die Moral der Eisenbahnarbeiter mit Whisky, Weib und Glücksspiel unterminiere. Dies jedoch passt dem neu eingesetzten Bahn-Schutzmann Jeff Butler (Joel McCrea) überhaupt nicht und er geht mit Vehemenz gegen Campeau vor, ebenso wie gegen die Sioux, gegen unliebsame Streikposten, gegen die feindselige Natur und gegen seinen alten Kumpel Dick Allen (Robert Preston), der für Campeau arbeitet.

Drei historische Grundfesten der Zivilisation erwiesen sich als entscheidend für die Fernkommunikation und die Mobilität Frontiersmen und West-Pioniere: Der Pony-Express, der Telegraph und schließlich die Eisenbahn, die nicht nur Nachrichten, sondern auch Personen und vor allem Wirtschaftsgüter von Küste zu Küste transportieren konnte. DeMille verleiht der Wegbereitung des "Eisernen Pferdes" sein übliches, pathosgeschwängertes Patriotismusbeiwerk und erklärt für 130 Minuten den Bau der Bahn nebst ihren heldenhaften Protagonisten zu der wichtigsten Grundfeste der modernen Landnahme. Vermag man über DeMilles überschwängliche Naivität im Umgang mit historischen Fakten, respektive seine vorsätzliche Negation historischer Fakten hinwegzusehen, darf man mit großem, pompösem Genrekino rechnen, das sehr viel über die Mentalität des goldenen Hollywood und seinen fragwürdigen Methoden der Geschichtsklitterung preisgibt: Dass Joel McCrea mit jeder noch so widrigen Situation fertig wird, mag man ja noch gut und gern glauben und selbst, dass sich im Westen beliebig und allerorten binnen fünf Minuten ein Goldrausch auslösen ließ, mag noch der Gutgläubigkeit zu Lasten gehen. Dass aber nicht ein Chinese beim Bau der 'Union' zu erspähen ist, dass ist, wenn nichts Schlimmeres, so zumindest doch eine faustdicke Schwindelei!

8/10

Historie Eisenbahn Pioniere Cecil B. DeMille period piece





Filmtagebuch von...

Funxton

    Avanti, Popolo

  • Supermoderator
  • PIPPIPPIPPIPPIPPIPPIPPIPPIP
  • 8.268 Beiträge

Neuste Kommentare