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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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RED SUNDOWN (Jack Arnold/USA 1956)


"Lay down your gun."

Red Sundown (Auf der Spur des Todes) ~ USA 1956
Directed By: Jack Arnold


Der junge Revolverheld Alec Longmire (Rory Calhoun) findet den halbverdursteten Gefängnisausbrecher Flynn (Steve Darrell) in der Wüste und rettet ihm das Leben. Später revanchiert sich der alternde Gunman dafür und muss dann doch noch das Zeitliche segnen. Zuvor jedoch lässt er sich von Alec das Versprechen abnehmen, eine geradlinige Existenz in Angriff zu nehmen. Dazu soll es jedoch nicht kommen: In Durango gerät Alec mitten in einen Weidekrieg und lässt sich zum Hilfssheriff machen. Damit steht er zwischen allen Fronten...

"Red Sundown" steht als pädagogischer Western in einer Linie mit Kings "The Gunfighter" und Manns "The Tin Star", die ebenfalls den Pazifismus predigen und demonstrieren, dass ein Leben als Revolverlegende im Grunde nichts wert ist. Weniger der Ruf als berüchtigter Raufbold ist dafür verantwortlich zu machen als vielmehr die permanente Unruhe, die quasi keine Sekunde ruhigen Schlafes zulässt. Das permanente "Auf der Hut sein" fordert seinen nervlichen Tribut und hinterlässt am Ende, wenn schon keinen Erschossenen, so doch zumindest ein neurotisches Wrack. In seiner Narration geht "Red Sundown" zwar nicht ganz so konsequent zu Werke wie die genannten Vorbilder, die entsprechende Intention bleibt dem hübsch bunt photographierten und mäßig gespielten kleinen Genrestück aber dennoch stets zu Eigen.

6/10

Jack Arnold Durango Ranch Stacheldraht


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DJANGO 2: IL GRANDE RITTORNO (Nello Rossati/I 1987)


Zitat entfällt.

Django 2: Il Grande Rittorno (Djangos Rückkehr) ~ I 1987
Directed By: Nello Rossati


Django (Franco Nero), mittlerweile in strengster klösterlicher Klausur, erfährt, dass er ein Töchterlein namens Marisol hat. Bevor er dieses jedoch in die Arme schließen kann, wird es von dem verrückten Sklavenhändler Orlowsky (Christopher Connelly), genannt "El Diablo", entführt. Zunächst landet Django selbst in Orlowskys hauseigenem Silber-Tagebau, kann jedoch entfliehen, sein altes MG wieder flott und Orlowsky das selbstzufriedene Leben schwer machen.

Ein ganz offizielles Sequels zu "Django" gab's dann doch noch, und zwar gute zwanzig Jahre später, als Neros Aktien längst nicht mehr so hoch, ikonische Ballerhelden dafür aber umso höher im Kurs standen und die Italiener bereits diverse Genre-Territorien plattgerodet hatten. In Kolumbien, einer für einen Western nicht eben gewöhnlichen Kulisse, fanden die Dreharbeiten des entsprechenden Resultats statt, für das ich persönlich ganz viel übrig habe. "Django 2" schafft es tatsächlich, die entartete Atmosphäre des Klassikers nochmal aufleben und ein apokalyptisches Abenteuerszenario vom Stapel zu lassen, wie es seit dem Erstling eine Rarität bildete. Rossatis Film ist sich ganz offensichtlich des mythischen Charakters seiner Titelfigur bewusst: Am Anfang diskutieren zwei greise Revolver-Haudegen (einer davon William Berger) über die Legenden des alten Westens; Butch Cassidy und Wyatt Earp fallen ihnen ein und dann noch "dieser eine Typ, mit dem Maschinengewehr im Sarg". Damit festigt "Django 2" den selbstinstallierten Mythos, die einzige wirklich ikonische Figur, die der Italowestern der Western-Historie hinzufügen konnte. Django selbst spricht nicht viel im Film, allerdings ist er auch kein Fiesling mehr wie ehedem. Tatsächlich wird er zu einer Art himmlischem Heilsbringer stilisiert, passend dazu ist sein Feindbild diesmal ein ganz konkretes, ein, seinem Spitznamen entsprechend, diabolisches gar, von Christopher Connelly mit sichtlichem Spaß an der Sache interpretiert. Ansonsten wirkt "Django 2" zuweilen auf mich, als habe Werner Herzog den Auftrag bekommen, ein ausgewiesenes Exploitation-Werk zu inszenieren angesichts der verschroben-rätselhaften und schönen Einstellungen, wie sie der Film an allen Ecken und Enden aufweist. Dass Django das schlammige Greenzstädchen gegen den dampfenden Urwald Lateinamerikas getauscht hat, ist demzufolge nur konsequent.

8/10

Italowestern Nello Rossati Kolumbien Django


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PREPARATI LA BARA! (Ferdinando Baldi/I 1968)


Zitat entfällt.

Preparati La Bara! (Django und die Bande der Gehenkten) ~ I 1968
Directed By: Ferdinando Baldi


Betrogen und hintergangen von seinem besten Freund Barry (Horst Frank), einem zutiefst opportunistischen Emporkömmling, was ihn sogar seine Frau kostet, geht Django (Terence Hill) nach Westen und wird Scharfrichter. Statt die Verurteilten zu hängen, erlöst er sie jedoch durch einen simplen Trick vom Galgen und plant, mit ihnen eine schlagkräftige Bande zu formen, die ihm bei seiner Rache an Barry und dessen Schergen Lucas (George Eastman) zur Seite stehen soll. Die Geretteten schmieden jedoch bald eigene Pläne und Django steht am Ende doch allein gegen seine Gegner.

"Mach mal drei von deinen Kommoden einstiegsbereit!", wies Clint Eastwoods Namenloser einst den Sargmacher in "Un Pugno Di Dollari" an. Ferdinando Baldi fertigte aus diesem Zitat gleich einen kompletten Film, einen natürlich, der sich sehr deutlich an die inoffizielle "Django"-Reihe hängte. Im Gegensatz zu "Texas, Addio" könnte "Preparati La Bara!" allerdings tatsächlich als Sequel durchgehen, denn Terence Hill, der ohnehin ein hohes Maß an physiognomischer Ähnlichkeit mit Franco Nero besitzt, gibt sich in diesem so gut wie humorfreien Western alle Mühe, seine finstere Miene nur im absoluten Notfall aufzuhellen. Den schwarzen Mantel und den breitkrempigen Hut verdankt er ebenfalls Django, dem Echten und was den großzügigen (und -flächigen) Einsatz des MGs gegen Ende anbelangt, muss man der Worte ohnedies nicht weiter viele verlieren. Überraschend vielleicht, dass Terence Hill auch mal so skrupellos "Knüppel-aus-dem-Sack" spielen konnte, aber das waren eben noch andere Zeiten damals. Die deutsche Erstsynchro stammt bereits von Rainer Brandt (der auch Hill spricht) und hat zwei, drei flotte Einzeiler zu biten, bleibt ansonsten aber im Maße. Später gab es noch eine um die Gewaltszenen erleichterte, ausgewiesen komödiantische Neufassung mit Namen "Joe, der Galgenvogel", die ich mir bis dato erspart habe und wovon ich auch nicht plane, dies zu ändern.

7/10

Django Ferdinando Baldi Italowestern


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TEXAS, ADDIO (Ferdinando Baldi/I, E 1967)


Zitat entfällt.

Texas, Addio (Django, der Rächer) ~ I/E 1967
Directed By: Ferdinando Baldi


Einige Zeit nachdem Burt (in der dt. Fassung: Django) Sullivan (Franco Nero) ein Städtchen vor dem Übel des Verbrechens beschützt hat, will er ganz privat die einstige Ermordung seines Vaters durch den Halunken McLeod (José Guardiola), der sich jenseits der mexikanischen Grenze ein ansehnliches Imperium aufgebaut hat, rächen. Unterstützung findet Burt in seinem jüngeren Bruder Jim (Alberto Dell'Acqua). In Mexiko angelangt, müssen Burt und Jim feststellen, dass McLeod die ganze Gegend unter der Fuchtel hat und schaltet und waltet, wie es einem miesen Großgrundbesitzer zukommt. Umso härter wird der überraschungsreiche Kampf gegen ihn.

Einer der vielen Filme, die sich nach Corbuccis "Django" aus den Niederungen des italienischen Westerns an die Oberfläche vorarbeiteten, indem sie internatioal den ungeschützten Titel des Originals verwursteten. Dem immerhin ansehnlichen "Texas, Addio" kam dabei noch zugute, dass er über einen Franco Nero in der Hauptrolle verfügen konnte, der seinen Part erwartungsgemäß ganz ähnlich zu der Titelrolle in "Django" anlegte. Den ikonischen Status des überlebensgroßen Vorbilds kann Burt Sullivan aber nicht ankratzen. Klar, der Typ ist ein zäher Hund, aber wie der wandelnde Tod kommt er einem dann doch nicht vor, zumal die Einführung eines kleinen, hübschen Brüderchens einen echten Django doch wohl allzu erdverbunden machte. Die Frage muss letzten Endes wohl lauten, ob dies überhaupt zum Problem gemacht werden muss. Meiner bescheidenen Ansicht nach schon, denn "Texas, Addio" hängt sich doch sehr offensichtlich an das bewusste Original, kann sich jedoch, trotz schöner Bilder der andalusischen Hemisphäre und des knackigen Titelsongs von Don Powell, nie ganz aus dessen Schatten lösen.

6/10

Ferdinando Baldi Django Italowestern Texas Mexiko Familie


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DJANGO (Sergio Corbucci/I, E 1966)


Zitat entfällt.

Django ~ I/E 1966
Directed By: Sergio Corbucci


Einen Sarg mit unbekanntem Inhalt hinter sich herziehend, kommt der Unions-Veteran Django (Franco Nero) in ein matschiges texanisches Grenzstädtchen. Dort werden nurmehr das lokale Bordell und der Friedhof bewirtschaftet, ansonsten liefern sich der rassistische Major Jackson (Eduardo Fajardo) mitsamt seiner Ku-Klux-Klan-Armee und der mexikanische Revoluzzer-Ganove General Hugo (José Bódalo) beständige Scharmützel. Django, der mit Jacksons Männern aufräumt, unterstützt Hugo bei einem Goldraub, will, nachdem er um seinjen Anteil geprellt wird, jedoch die gesamte Beute für sich. Hugo macht Django ausfindig, verpasst ihm ein unangenehmes Andenken und geht dann Revolution machen. Jackson, der nun glaubt, mit Django leichtes Spiel zu haben, zieht dennoch den Kürzeren.

Ich hatte das große Glück, "Django" bereits in sehr frühen Jahren und ungekürzt zu sehen, so dass dieser grelle, eigentlich völlig verrückte Western mir lange vor vielen wesentlich bedeutenderen Klassikern des Genres bekannt war. Ich weiß noch, dass ich die rohe Gewalt des Films und die Auftritte der roten Kapuzenmänner damals mehr im Horrorgenre zu verorten geneigt war. Als Western war "Django" für mich insofern zweitrangig. Nun, Tatsache ist, dass der Italowestern zwar häufig als Abrechnung mit den Hollywood-Idealen gewähnt wurde und wird und dafür besonders Leones "Yôjinbô"-Variation "Per Un Pugno Di Dollari" herhalten muss, Tatsache ist aber ebenso, dass erst der zwei Jahre jüngere "Django" Türen aufstieß und den wirklichen ästhetischen Quantensprung darstellt. Bei Corbucci ist alles wiederlich, hässlich und speckig. Kein Gesicht, dass nicht zu abgegriffen und alt, keine Visage, die nicht zu verschlagen wäre. Wo Eastwoods Namenloser noch eine Art Held darstellte, da ist Django keinen Deut besser als seine Widersacher. Er verscherbelt eine zuvor von ihm gerettete Hure (Loredana Nusciak) aus bloßem Eigennutz und stellt seinen inflationär auftretenden Gegnern eine höchst unsportliche Falle: Er mäht sie kurzerhand allesamt mit seinem gewaltigen MG nieder. Die Darsteller haben vermutlich die Anweisung erhalten, sich tagelang weder zu waschen noch zu rasieren und sehen permanent aus wie in der Suhle gedreht; passend zum Set, das keinen Sonnenstrahl zuviel gestattet und im Grunde nichts als eine gewaltige Jauchegrube markiert. Mein ewiger Lieblingsmoment im Film ist die unvermittelte Einführung des Fidel spielenden Puffpapas Nataniele (Ángel Álvarez) und seiner Pferdchen: Da setzt Corbucci geradezu unverblümte Close-Ups zu einer beeindruckenden Hässlichkeitsstudie zusammen. Wundervoll! Unterstützt wurde der Regisseur übrigens von Enzo Barboni an der Kamera und Ruggero Deodatoals 2nd-Unit-Director. Namen, die für sich sprechen, ganz wie ihr ikonischer Film.

10/10

Sergio Corbucci Italowestern Django Mexiko Texas


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I QUATTRO DELL'AVE MARIA (Giuseppe Colizzi/I 1968)


Zitat entfällt.

I Quattro Dell'Ave Maria (Vier für ein Ave Maria) ~ I 1968
Directed By: Giuseppe Colizzi


Die beiden Halunken Hutch (Bud Spencer) und Cat (Terence Hill) stoßen auf den soeben aus dem Knast ausgebrochenen Cacopoulos (Eli Wallach), genannt 'Caco'. Jener will sich an seinen ehemaligen Kameraden (Kevin McCarthy, Steffen Zacharias, Livio Lorenzon) rächen, die ihn einst abserviert und die Beute aus einem großen Bruch unter sich aufgeteilt haben. Für die Umsetzung seiner umfassenden Pläne benötigt Caco jedoch die Hilfe von Hutch und Cat, weswegen er sie um ein just verdientes Vermögen erleichtert. später stößt noch der Seilartist Thomas (Brock Peters) zu dem Trio hinzu und Caco kann sämtlichen seiner Ex-Gefährten den Garaus machen.

Zweiter Teil der "Bessy/Stevens"-Trilogie von Giuseppe Colizzi und bereits um einiges ausgereifter und deutlich filigraner inszeniert als der Vorgänger "Dio Perdone... Io No!". Offenbar hat die zwischenzeitliche Sichtung von Leones "Il Buono, Il Brutto, Il Cattivo" tiefen Eindruck auf Colizzi gemacht, denn er setzt sein episches Gaunerstück gleichermaßen ausladend und episodenhaft in Szene; mit verschiedenen Interessengruppen, die sich mal gegenseitig übervorteilen und mal zusammenarbeiten, ganz so, wie es die opportunistische Gesinnung jeweils gerade zulässt. Der eigentliche Status des Protagonisten kommt dabei keinesfalls dem damals noch längst nicht so kultivierten Paar Spencer und Hill zu, sondern dem verschmitzten Eli Wallach, den Colizzi sich natürlich mit besten Empfehlungen von Leone importiert hat und der mit einer gleichwertigen Spielfreude wie im großen Vorbild zu glänzen weiß. Spencer und Hill warten hier bereits als herausragende Prügler auf - unter anderem hat letzterer ein hartes Boxduell zu bestehen - doch der Colt sitzt noch locker und Terence Hill darf sogar einmal mit einem Maschinengewehr ganze Horden mexikanischer Angreifer zur Hölle schicken. Für Freunde der späteren, familientauglicheren Schalkspiele des Duos also nur mit Vorsicht zu genießen.

7/10

Rache Giuseppe Colizzi Mexiko Freundschaft Italowestern


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WYATT EARP (Lawrence Kasdan/USA 1994)


"It happened that way."

Wyatt Earp ~ USA 1994
Directed By: Lawrence Kasdan


Der Werdegang einer der größten Figuren des alten Westens, des vor allem für seinen Ruf als legendärer Marshall bekannten Wyatt Earp (Kevin Costner).

Neun Jahre nach "Silverado" wagte sich Lawrence Kasdan erneut an einen Genrefilm, legte diesen allerdings als gewaltiges Epos um eine der Schlüsselcharaktere des historischen Westens an und schlug damit einen ganz anderen Weg ein als bei seinem ersten Gehversuch im Western. Mit qualitativ beständigem Resultat freilich; wenn "Wyatt Earp" in einem Punkt zur Gänze reüssiert, dann ist dies seine visuelle Sprache. Kasdan lässt ein solches Maß an Sorgfalt beim Bildaufbau walten, dass manch anderer, nicht minder ambitionierter Regisseur vor Neid erblassen dürfte. Ein durchaus prachtvoll zu nennender Film ist die Folge, wenn auch keiner, der den anderen Klassikern um seinen Protagonisten ("My Darling Clementine", "Gunfight At The O.K. Corral", "Hour Of The Gun") den Rang abzulaufen droht. Gegenüber diesen punktet er allerhöchstens mit etwas mehr Akribie bezügleich seiner permanent vorrangig betonten Historizität. Dass diese aber speziell im Western nur eine Form der Redundanz darstellt, ist filmhistorisch zu diesem Zeitpunkt ja längst abgehakt und wird von Kasdan am Ende dann auch nochmal verifiziert. Allerdings kommt man kaum umhin, "Wyatt Earp" mit George P. Cosmatos' fast parallel entstandener Konkurrenzproduktion "Tombstone" zu vergleichen. Ansätzlich zwei sehr gegensätzliche Werke - "Tombstone" präsentiert sich als deutlich flotter und aktionsorientierter gewichtet - möchte ich beide als auf ihre spezifische Art gleichermaßen gelungen bezeichnen, allerdings bin ich auch jemand, der monumentale Geschichtsporträts ebenso zu schätzen weiß wie kurzweilige Knallerei. Insofern würde ich tatsächlich keinem der beiden Filme den Vorzug geben. Jeder hat seine Zeit und gut ist.

8/10

Biopic period piece Freundschaft Familie Wyatt Earp Historie Lawrence Kasdan Alkohol


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SILVERADO (Lawrence Kasdan/USA 1985)


"That ain't right."

Silverado ~ USA 1985
Directed By: Lawrence Kasdan


Auf dem Weg zur Befreiung seines Bruders Jake (Kevin Costner), der ungerechterweise wegen einer dummen Sache gehängt werden soll, findet der Revolverheld Emmett (Scott Glenn) den halbverdursteten Paden (Kevin Kline) in der Wüste. Diesem wurden sein Pferd und seine übrige Habe gestohlen. Den beiden Männern schließt sich der farbige Mal (Danny Glover) an. Nachdem Jake befreit ist und Paden die Diebe stellen konnte, reitet das Quartett als Beschützer eines Siedlertreks nach dem Städtchen Silverado. Dort ziehen der Rancher McKendrick (Ray Baker) und Padens alter Freund Cobb (Brian Dennehy), nunmehr Sheriff in der Gegend, die Fäden. Als man feststellt, dass die vier Neuankömmlinge in jeder Hinsicht Unruhe bedeuten - Emmett und Jake stellen sich auf die Seite der verhassten Siedler, Mal will seine, von McKendrick ins Auge gefasste Familienfarm übernehmen, Paden stellt sich gegen Cobb - gibt es Krieg in Silverado.

Zeit für eine feiste Portion Neoklassizismus. Mit "Silverado" plante Kasdan nichts Geringeres als die Wiederauferstehung des klassischen, flamboyanten Spaßwesterns, wie er im Prinzip bereits seit den späten Sechzigern als passé galt. Die diversen, pessimistischen Genreendpunkte, die in der Folge von Regisseuren wie Peckinpah, Aldrich und Eastwood gestiftet worden waren, ignorierte Kasdan vorsätzlich und versuchte, den Western zu seinen Wurzeln zurückzuführen. Als Autor von zwei "Star Wars" - Filmen und "Raiders Of The Lost Ark" konnte er für sein Traumprojekt eine ordenliche Handvoll Patte verpulvern und entsprechend erlesen sieht das Resultat aus. "Silverado" strotzt nur so von knackig-kristallinen Bildern in den schönsten Farben; ein bonbonhafter Western, dessen Script viele der klassischen Genremotive in sich vereint. Diese Masse an Einflüssen sorgt zwar mitunter dafür, dass der mit Personal, Abenteuern und Ereignissen vollgepfropfte Plot seine Übersicht und damit sich selbst zu verlieren droht, aber irgendwie fängt Kasdan sich dann jedesmal doch wieder rechtzeitig und die ausladende visuelle Kommunikation des Films nimmt einen erneut gefangen. Leider machte das Beispiel "Silverado" mit einem weit unter den Erwartungen befindlichen Einspiel und viel Feuilletonistenschelte keine Schule, die erhoffte Zäsur blieb aus. Immerhin sorgte es jedoch dafür, dass mancher Filmschaffende wieder (mehr) Mut zum Western bekam.

8/10

Treck Siedler Freundschaft Lawrence Kasdan


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FIVE GUNS WEST (Roger Corman/USA 1955)


"You're gonna die looking like a brave man."

Five Guns West (Fünf Revolver gehen nach Westen) ~ USA 1955
Directed By: Roger Corman


Gegen Ende des Sezessionskriegs setzen die Konföderierten ein aus fünf amnestierten Straftätern (John Lund, Mike Connors, Bob Campbell, Jonathan Haze, Paul Birch) bestehendes Spezialkommando auf den Doppelspion Jethro (Jack Ingram) an, der der Gegenseite eine größere Geldsumme veruntreut hat und diese den Nordstaatlern anbieten will. Wie sich herausstellt, ist der Kopf der Gruppe (Lund) in Wahrheit ein Offizier, der die korrekte Ausführung des Himmelfahrtskommandos überwachen soll. Eine Poststation im Norden von Texas wird zum Austragungsort für die keimenden Konflikte, an denen auch eine hübsche Frau (Dorothy Malone) nicht ganz unschuldig ist.

In der ihm eigenen Schnellschussart schreckte Corman auch vor der uramerikanischen Kunstform des Western nicht zurück und ließ unter anderem diesen schlampig inszenierten und vor Unlogik und Scriptfallen strotzenden kleinen B-Film vom Stapel. Formal ist "Five Guns West" ergo nicht der Rede wert, was ihn aber dennoch goutierbar macht, ist die gegen Ende recht geschickt umgesetzte Belagerungsthematik, in der Corman tatsächlich so etwas wie Spannung schüren kann. Jenes Finale bleibt jedoch die Ausnahme. Allzu vielversprechend gestaltet sich der Anfang um ein "dreckiges Quintett", das einen unmöglich scheinenden Auftrag zu erledigen hat und dem dann eine vollkommen desinteressierte Reise durch angeblich brandgefährliches Indianergebiet folgt. Verschenkte Möglichkeiten en masse; erst die Ankunft im Zielgebiet lockt wieder ein wenig Engagement aus Corman heraus. Für Komplettisten, die sich der nahezu unmöglichen Mission verschrieben haben, alles von Corman zu sehen, dürfte "Five Guns West" sicherlich recht vergnüglich sein; als reiner Genrefilm macht er sich es derweil ganz lässig am Rande des unteren Durchschnitts gemütlich.

5/10

Roger Corman Sezessionskrieg Belagerung Indianer


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THE LAST SUNSET (Robert Aldrich/USA 1961)


"Hanging is a long time proposition."

The Last Sunset (El Perdido) ~ USA 1961
Directed By: Robert Aldrich


Der von Sheriff Dana Stribling (Rock Hudson) wegen Mordes durch halb Mexiko gejagte Gunslinger Brendan O'Malley (Kirk Douglas) sucht Zuflucht auf der Ranch seiner früheren Freundin Belle (Dorothy Malone). Diese ist mittlerweile mit dem versoffenen Bürgerkriegsveteranan Breckenridge (Joseph Cotten) verheiratet und hat eine fünfzehnjährige Tochter namens Melissa (Carol Lynley). Als Stribling O'Malley einholt, kommt man überein, einen Viehtreck der Breckenridges bis über die texanische Grenze zu begleiten und sich dann dem eigentlichen Konflikt im Duell zu widmen. Die Situation spitzt sich mehr und mehr zu, nachdem der alte Breckenridge hinterrücks in einer Bar erschossen wird: Belle und Stribling verlieben sich, derweil Melissa O'Malley anhimmelt, der sich von der Schwärmerei des hübschen Teenagers höchst angeregt fühlt. Dann erfährt O'Malley von Belle, dass Melissa tatsächlich seine Tochter ist. Er kann er die Wahrheit kaum ertragen. Und Stribling gibt nicht nach...

Ein Film, dem soviel Unbill widerfahren ist, dass ich durchaus geneigt bin, ihn zum Inbegriff des "verkannten Meisterwerks" zu deklarieren. Am Schlimmsten ist wahrscheinlich, dass Aldrich selbst ihn nach eigenem Bekunden hasste und, einem höhnischen Kommentar gleich, Rock Hudson zum einzigen Menschen zu "küren", der beim Projekt "The Last Sunset" professionelle Arbeit geleistet habe. Der Scriptautor Dalton Trumbo, der damals noch unter der Feme des McCartyismus zu leiden hatte, habe sich, so Aldrich, wesentlich emsiger für den parallel entstandenen "Exodus" von Otto Preminger engagiert und sein Fürsprecher Kirk Douglas sei dementsprechend katastrophal im Film gewesen. Alles Quatsch, sage ich. Das Buch ist voll von hart am Kitsch entlangschrappender, dabei jedoch niemals einfältiger Poesie, die etwa einen Nicholas Ray in höchsten Tönen hätten frohlocken lassen. Gleichfalls traumhaft die Bebilderung von Ernest Laszlo, der die Ruinen alter spanischer Festungen völlig überkontrastiert und seine sonnendurchfluteten Bilder in ganz eigenartigen Farben leuchten lässt. Inhaltlich bringt das sich gegen Ende herauskristallisierende Inzest-Moment natürlich eine mehr als pikante Note mit sich. Wo Kubrick mit seiner erst ein Jahr später entstandenen Nabokov-Adaption Proteststürme schürte, muss die Liebesgeschichte zwischen Brendan O'Malley und seiner minderjährigen Tochter, die von ihm schließlich so bestürzend wie rührend annulliert wird, dem Publikum wie reinstes Schmierentheater vorgekommen sein. Für mich ist dies einer von Aldrichs schönsten Filmen.

9/10

Dalton Trumbo Inzest Robert Aldrich Mexiko Treck





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