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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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UNE CORDE, UN COLT... (Robert Hossein/F, I 1969)


Zitat entfällt.

Une Corde, Un Colt... (Friedhof ohne Kreuze) ~ F/I 1969
Directed By: Robert Hossein


Nachdem der mächtige Rancher Will Rogers (Daniel Vargas) zusammen mit seinen Söhnen (Serge Marquand, Pierre Hatet, Philippe Baronnet) den in seinem Weg befindlichen Kleinfarmer Ben Caine (Benito Stefanelli) im Beisein von dessen Frau Maria (Michèle Mercier) gelyncht hat, will diese Rache für ihren schmerzlichen Verlust. Dazu wendet sie sich an den einsamen Gunman Manuel (Robert Hossein), einst Marias Geliebter und Bens bester Freund. Manuel schleicht sich bei der Familie Rogers als Arbeiter ein, entführt Wills Tochter (Anne-Marie Balin) und lässt Maria so den Patriarchen dazu erpressen, Ben ein christliches Begräbnis mit allen Ehren zu arrangieren. Doch als Bens gierige Brüder (Lee Burton, Michel Lemoine) dazwischenfunken, gibt es weitere Tote...

Der Italo-Western war stets am Besten, wenn er politisch und/oder nihilistisch wurde und natürlich, wenn sich veritable Regiekünstler seiner annahmen. "Une Corde, Un Colt...", der bereits im Titel die kalte, logische Absurdität des Themas Blutrache transportiert, zählt folglich zu den schönsten europäischen Genrebeiträgen überhaupt. Robert Hossein, der "Une Corde" ausdrücklich seinem Freund Sergio Leone widmete, entfernt sich rein oberflächlich scheinbar nicht sehr weit von den typischen Grundmotiven der Spaghettis. Gefilmt hat er seine berückende Geschichte um verlorene Liebe und die Allgegenwärtigkeit des Todes in Almería, wenn auch die Gegend seltsam anders aussieht als gewohnt. Sein schweigsamer Revolverkünstler, wohnhaft in einer verlassenen Geisterstadt, pflegt charakteristische Angewohnheiten, bevor er zur Tat schreitet (er zieht sich einen schwarzen Handschuh über die rechte Hand, um dann blitzschnell mit der linken zu ziehen) und die rachedürstige Frau hat etwas von einem schönen, schwarzen Todesengel. Doch heben die unterschwellige innere und äußere Kargheit sowie die delirierende formale Brillanz des Ganzen "Une Corde" weit über das übliche Qualitätsmaß europäischer Western hinaus. Hinzu kommt ein von Hosseins Vater André komponierter, wundervoller Soundtrack mit unvergesslichen Melodien und einem von Scott Walker eingesungenen Titelsong.
Meisterwerk.

9/10

Italowestern Robert Hossein Rache


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JONAH HEX (Jimmy Hayward/USA 2010)


"I'm all out of wiseass answers."

Jonah Hex ~ USA 2010
Directed By: Jimmy Hayward


Seit dem Ende des Bürgerkrieges zieht der infolge eines Nahtod-Erlebnisses übersinnlich begabte Ex-Konföderierten-Offizier Jonah Hex (Josh Brolin) als einsamer Kopfgeldjäger durch den Westen. Als er erfährt, dass sein früherer Intimfeind Quentin Turnbull (John Malkovich) noch am Leben ist und das Land durch böse Terroraktionen und mittels einer mysteriösen Massenvernichtungswaffe in Angst und Schrecken versetzt, lässt er sich vom Präsidenten (Aidan Quinn) anheuern, um Turnbull endgültig den Hahn abzudrehen.

Angemessen trashig-verrückter, kleiner Comic-Western, der mit seiner Länge von knappen 80 Minuten an die alten B-Film-Beiträge des Genres erinnert und schon insofern eigentlich gar nicht mal verkehrt ist. Mit der gleichnamigen Comicfigur aus dem Hause DC, die in Zeitreise- und Crossover-Abenteuern zuweilen auch mit Batman und Co. zusammenarbeitet, hat der Film manches gemein, übt sich andererseits jedoch auch in sehr freier Dichtung. Die origin der Titelfigur etwa fällt deutlich different aus. Dazu gehört auch die Herkunft von Hex' charakteristischer, vernarbter Visage. Selbige ist den Maskenbildnern ganz gut geglückt, allerdings wollte man Brolin wohl nicht noch zusätzlich durch das berühmte Fletschauge entstellen. Malkovich ist toll, wird aber gnadenlos verschenkt, die Fox habe ich hier zum ersten Mal überhaupt in einem Film gesehen und finde sie durchaus nicht unflott. Ansonsten mag ich noch die quietschbunte Bonbonphotographie, die als Reaktion auf das vergilbte Sepiabild vieler anderer Western der letzten Zeit wie eine freche Replik daherkommt. Kann man sich bei entsprechendem Faible verlustfrei ansehen, man verpasst aber auch nichts, wenn man's lässt.

6/10

Jimmy Hayward Comic Sezessionskrieg DC Comics


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THE LAST WAGON (Delmer Daves/USA 1956)


"On foot through Apache country without no gun."

The Last Wagon (Der letzte Wagen) ~ USA 1956
Directed By: Delmer Daves


Arizona in den 1870ern: Nachdem der bei den Indianern aufgewachsene und nunmehr wegen Mordes gesuchte Comanche Todd (Richard Widmark) von Sheriff Harper (George Matthews) durch eine Finte gefangen wird, will dieser ihn nach Old Creek bringen, um das Lösegeld für Todd zu kassieren. Unterwegs trifft man auf einen Siedlertreck. Nach einem neuerlichen Konflikt gelingt es Todd, Harper zu töten, woraufhin ihn die Siedler noch missträuischer beäugen. Als der Treck nächtens von Apachen überfallen wird und durch einen Zufall nur Todd und sechs Jugendliche am Leben bleiben, haben selbige keine Wahl, als Todd zu vertrauen, ist er doch der einzige, in dessen Begleitung sie eine Überlebenschance haben.

1956 war ein gutes Jahr für den Western. Fords "The Searchers" hat es hervorgebracht, Boettichers "Seven Men From Now", Brooks' "The Last Hunt" und eben Daves' "The Last Wagon". In diesem geht es ähnlich wie in Fords Film über die Überwindung von Generationen überdauernden Vorurteilen sowie den - zunächst gemäßigten - Abbau des von Weißen ausgehenden, allgegenwärtigen Rassismus. Am Ende gibt es ein flammendes Wortduell vor Gericht, das Comanche Todds zuvor im Dunkeln liegende Motive und seine Handlungsweise erläutert und verdeutlicht, mit märchenhaftem Ausgang. Die Frage, ob Daves hier nicht den Bogen etwas überspannt, schleicht sich unweigerlich um die Ecke, doch das grundpositive, lebensbejahende Gefühl, mit dem man schließlich aus "The Last Wagon" entlassen wird, wiegt vieles wieder auf. Tatsächlich stehen wie so oft in den großen Filmen der großen Westernregisseure auch hier die Landschaftsbilder im Vordergrund. Die zerklüfteten Canyons von Arizona symbolisieren einmal mehr die vernarbte Seele des Protagonisten und auch die seiner Gefährten, derweil die ersten ernsthaften Teenager-Dramen wie "Rebel Without A Cause" und "Blackboard Jungle" ihre Spuren hinterlassen haben: Die Konstellation der jugendlichen Charaktere spricht Bände.

7/10

Flucht Indianer Arizona Coming of Age Delmer Daves


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VENGEANCE VALLEY (Richard Thorpe/USA 1951)


"There are some things and some people you can't run away from."

Vengeance Valley (Tal der Rache) ~ USA 1951
Directed By: Richard Thorpe


Zeitlebens wurde der rücksichtslose Ranchersohn Lee Strobie (Robert Walker) von seinem Adoptivbruder Owen Daybright (Burt Lancaster) behütet und in Schutz genommen, bis sich für sie beide die Situation zuzuspitzen beginnt: Obwohl er erst seit kurzem verheiratet ist, schwängert Lee die alleinstehende Lily (Sally Forest), wovon nur Owen erfährt. Lilys schießwütige Brüder (John Ireland, Hugh O'Brian) fordern Rache für die Entehrung der jungen Frau und verdächtigen Owen der Vaterschaft. Zudem verliebt Owen sich in Lees Frau Jenny (Joanne Dru), derweil der alte Strobie ihn als Erben einzusetzen plant, was Lee überhaupt nicht schmeckt. Die beiden Männer müssen miteinander abrechnen, komme was da wolle.

Grundehrlicher B-Western, der leider das Schicksal vieler Public-Domain-Klassiker teilt: Lieblos verwurstet und auf den Heimkino-Markt geschmissen, gebührte ihm eigentlich eine aufwändige Restauration, die das ausgeblichene Technicolor wieder leuchten ließe. Doch sei's drum - besser so als gar nicht. "Vengeance Valley" protzt trotz seines Status als kleiner Genrefilm mit epischen Bildern vom Viehtrieb und führt das Gleichnis des verlorenen Sohnes mit sich. Obschon Burt Lancastern nicht der leibliche Sprössling des alternden Ranchers Ray Collins ist, so ist sich dieser bei aller situativen Schönfärberei doch tief im Herzen darüber im Klaren, dass er eigentlich nur diesen einen, "falschen" Filius hat, während die Frucht seiner Lenden ein heilloser Schuft ist. Diese bittere Pille hatten viele Patriarchen im Kino der fünfziger Jahre zu schlucken und immer wieder ist es schmerlich mit anzusehen, welche seelischen Qualen die alten Herren zu erdulden hatten. Doch bietet jene Ausgangslage auch Anlass zu gutem Schauaspiel und spannendem Drama, wovon "Vengeance Valley" jeweils reichlich offeriert.

8/10

Richard Thorpe Viehtrieb Colorado


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THE WHITE BUFFALO (J. Lee Thompson/USA 1977)


"I like my bodies fresh."

The White Buffalo (Der weiße Büffel) ~ USA 1977
Directed By: J. Lee Thompson

Der wegen Mordes gesuchte Gunman Wild Bill Hickok (Charles Bronson) kommt unter dem Namen James Otis zurück in den Westen, um einen ihn im Traum verfolgenden, monströsen weißen Büffel zu erlegen. Wie sich bald herausstellt, handelt es sich bei der Bestie keinesfalls um ein bloßes Hirngespinst - der sich mit Hickok anfreundende Ogallala-Häuptling Crazy Horse (Will Sampson) verfolgt ebenfalls den Büffel, weil dieser seine kleine Tochter auf dem Gewissen hat. Wild Bill erhält zusätzliche Unterstützung von dem alten Trapper Charlie Zane (Jack Warden), der sich jedoch gar nicht erbaut darüber zeigt, dass sein Kumpel sich mit einer Rothaut zusammentut.

Der italienische Produzent Dino De Laurentiis besorgte zwischen 76 und 77 eine inoffizielle, nur lose zusammenhängende Monstertier-Trilogie, bestehend aus dem bombastisch beworbenen "King Kong"-Remake unter der Regie vom Katastrophenfilm-Experten John Guillermin und Andersons "Orca" als Abschluss. "The White Buffalo", mit einem von Carlo Rambaldi wirklich außerordentlich reizend zusammengezimmerten Riesenbüffel ausgestattet, bildet ergo das Mittelstück.
Keiner der drei Filme genoss je ein besonders überzeugendes Renommee, mir gefielen sie jedoch stets alle ziemlich gut. "The White Buffalo" ist sicherlich das seltsamste Mosaikstück des Zyklus; ein lose auf Melvilles "Moby Dick" gründendes Westernabenteuer, das sich einer gesicherten Kategorisierung entzieht. Bronson als Wild Bill Hickok, hier in seinem letzten Pferdeopernpart zu sehen, trägt die meiste Zeit eine völlig entartete Schnee-/Sonnenbrille, ballert seine menschlichen Gegner lässig über den Haufen und erfreut sich eines von den Annalen bislang ignorierten Team-ups mit dem Sioux-Chief Crazy Horse. Da fällt einem doch gleich wieder das schöne "Liberty-Valance" von der Legendenbildung in den Schoß. Der deutsche Dialog, wie oft für Dino-Produktionen vermutlich von Rainer Brandt gestiftet, ist ganz hübsch flapsig und entzaubert den etwas bemühten Mystizismus des Films hier und da, erfreut das Herz aber wiederum an anderer Stelle. Als absolut phantastisch indes erweist sich John Barrys famoser Score, der sehr an seine Arbeit für "King Kong" erinnert. Auch die teils sichtlich artifiziellen Kulissen, in denen der leise rieselnde Schnee wie Zuckerwatte wirkt, sowie die zahlreichen Cameos sind toll.
Sicher nicht für jedermann gemacht, aber Liebhaber von Papa Bronson, Schneewestern und bizarren Tierhorrorfilmen werden sich wiederfinden.

7/10

Indianer Crazy Horse Monster Wild Bill Hickok Gebirge J. Lee Thompson Wyoming Bueffel Schnee Tierhorror


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RED HILL (Patrick Hughes/AU 2010)


"Did I miss something?"

Red Hill ~ AU 2010
Directed By: Patrick Hughes


Der junge Polizist Shane Cooper (Ryan Kwanten) will die bevorstehende Geburt seines Babys nicht gefährden und nimmt daher, auch seiner hochschwangeren Frau (Claire van der Boom) zuliebe, einen vermeintlich ruhigen Provinzposten im kleinen Städtchen Red Hill an. Doch gleich sein erster Tag gestaltet sich zum Spießrutenlauf: Der einst wegen Mordes an seiner Frau verurteilte Aborigine Jimmy Conway (Tommy Lewis) hat in Red Hill offenbar noch diverse Rechnungen offen und bewegt sich genau dort hin - was die Stadtmächtigen zu ungewöhnlicher Sorge treibt...

Der australische (Quasi-)Western hat bereits eine längere Tradition, die unter anderem Moras "Mad Dog Morgan", Millers "The Man From Snowy River", Wincers "Quigley Down Under" und natürlich Hillcoats "The Proposition" in sich vereint. "Red Hill" gestaltet sich, obgleich zeitlich in der Gegenwart angesiedelt, nun auch ganz als eigentlich vollkommen luzider Genrefilm. Setting, Figuren, Atmosphäre und Geschichte entsprechen den typischen Merkmalen des US-Western und als unzweideutige Hommage an denselben wird er auch gemeint sein. Sogar die Landschaft sieht mehr nach New Mexico aus als es manch eingefleischtem Australier lieb sein mag. Ansonsten sehe ich "Red Hill" ganz als typischen Auftaktfilm eines Jungfilmers und Feature-Debütanten, der seine Hausaufgaben hübsch regelmäßig gemacht hat: ein überaus solides (der Terminus 'routiniert' wäre in so einem Fall jawohl unpassend), brauchbares und unterhaltsames Werk, mit Gespür für Atmosphäre, wenn auch etwas unsubtiler Kleckersymbolik inszeniert. Einer gewissen, dem angepassten Schablonenhaftigkeit kann "Red Hill" sich nicht entledigen, weshalb man, gerade, wenn man mit den Vorbildern hinreichend vertraut ist, seine Erwartungen an ihn in moderatem Maße halten sollte. Dann wird man sicher auch nicht enttäuscht.

7/10

Australien Patrick Hughes


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BUTCH & SUNDANCE: THE EARLY DAYS (Richard Lester/USA 1979)


"Guilty as hell - free as a bird!"

Butch & Sundance: The Early Days ~ USA 1979
Directed By: Richard Lester


Wie die beiden berühmten Gauner Butch Cassidy (Tom Berenger) und Sundance Kid (William Katt) in jungen Jahren Bekanntschaft schließen, gemeinsam durch Dick und Dünn gehen, sich gegenseitig das Leben retten und ihren ersten kühnen Eisenbahnüberfall im Angesicht größter Gefahr meistern.

Für das stets augenzwinkernde Kino des Richard Lester ist das Sujet um die zwei mit losem Mundwerk und losem Finger ausgestatteten Wildwest-Banditen ja eigentlich ein ideales. Bei genauerem Nachdenken hätte auch das große "Original" von George Roy Hill sicher die inszenatorischen Sensoren Lesters gereizt. Nun, zehn Jahre später kam er immerhin dazu, dieses kleine Prequel auf den Weg zu bringen, dass manche Reminiszenzen an Hills Version bereithält (u.a. ist hier wiederum Jeff Corey als Sheriff Bledsoe zu sehen) und dieses angemessen hofiert, ohne es auf simple Art zu kopieren. Die physiognomische Ähnlichkeit von Berenger und Katt mit Newman und Redford wirkt verblüffend, wenn sie auch schmerzlich bewusst machen, welch ungeheure auratische Präsenz die beiden großen Vorbilder ihren Figuren einst verliehen haben. Aber wie erwähnt ging es Lester wohl kaum um eine plumpe Reprise. Vielmehr erzählt er ein paar fluffige Anekdoten um zwei junge Taugenichtse, die ihre Kriminalität für mindestens ebenso ehrbar halten wie das Schusterhandwerk und ihr Leben entsprechend sorglos gestalten. Und da sind wir dann doch wieder beim Anknüpfpunkt, oder, um es in Cassidys und Kids Jargon zu sagen, bei der "Kopplung" zwischen beiden Filmen angelangt.

7/10

Richard Lester Wyoming period piece Historie


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SUNSET (Blake Edwards/USA 1988)


"It's all true, give or take a lie or two."

Sunset ~ USA 1988
Directed By: Blake Edwards


1929: Der legendäre Marshal Wyatt Earp (James Garner) wird vom Filmproduzenten Alfie Alperin (Malcolm McDowell) nach Hollywood engagiert und als produktionstechnischer Berater des neuesten Tom-Mix-Films abgestellt. Wildwest- und Kinolegende (Bruce Willis) verstehen sich als jeweilige Haudegen von echtem Schrot und Korn auf Anhieb und haben ihre neue Freundschaft gleich auf eine gewichtige Probe zu stellen - Alperin entpuppt sich nämlich als gewissenloser Schweinehund, der sowohl seiner Frau (Patricia Hodge) als auch seinem Stiefsohn (Dermot Mulroney) allerlei Ärger beschert.

Edwards' Gipfeltreffen zweier amerikanischer Mythenfiguren fällt genau so aus, wie man es erwarten darf: Von gut aufgelegten Stars getragen, glanzvoll und opulent ausgestattet, ist "Sunset" ein wahres Heimspiel für die Glamour-Metropole, das in einem oftmals und gern als 'leer' denunzierten Filmjahrzehnt ein wehmütiges Zeichen setzte. Getreu Fords berühmtem Liberty-Valance-Ethos, demzufolge Legenden für die historische Wahrheitsbildung unerlässlich sind, fabuliert Edwards eine wilde Geschichte von Gangstern, korrupten Polizisten und machtbesessenen Größenwahnsinnigen beim Film zusammen, die sich auf dem Papier sehr abenteuerlich liest, in ihrer Umsetzung aber zu kleinen Begeisterungsstürmen zu veranlassen weiß. Nicht nur die Buddy-Paarung Mix und Earp, auch andere zu jener Zeit berühmte Figuren wie Dutch Schultz (Joe Dallesandro) und Charlie Chaplin (McDowell) kommen bei Edwards zu Ehren, wenn auch in teils bös karikierter oder abstrahierter Form.
Garners Interpretation des Marshal ist dabei ein besonderer Coup, denn fast genau zwanzig Jahre zuvor hatte er diese Rolle bereits für Sturges in "Hour Of The Gun" übernommen.

8/10

Film im Film period piece Wyatt Earp Hollywood Blake Edwards


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BACK TO THE FUTURE PART III (Robert Zemeckis/USA 1990)


"Traveling through time has become much too painful."

Back To The Future Part III (Zurück in die Zukunft III) ~ USA 1990
Directed By: Robert Zemeckis


Marty (Michael J. Fox) folgt seinem Freund Doc Brown (Christopher Lloyd) nach dessen luftigem Unfall ins Jahr 1885, um ihn vor seinem drohenden Ende infolge eines Revolverkampfes zu bewahren. Dummerweise bekommt der DeLorean auf der Flucht vor Indianern ein Leck in der Benzinleitung, was bedeutet, dass man die Zeitmaschine nur auf eine höchst altmodische Weise wieder flott bekommt.

Das Finale der Trilogie ist wieder etwas besser und homogener geraten als der etwas grelle und eben in erster Linie als Bindeglied fungierende zweite Teil. Liebevoll wird Hill Valley als Pionierstädtchen dargestellt mitsam mannigfaltigen inneren und äußeren Reminszenzen an das Genre, die sich wahlweise in den diversen Zitaten oder in Gastauftritten von Altstars wie Harry Carey jr. und Dub Taylor zu äußern belieben. Nicht umsonst wir einer Schabernack mit Martys "Decknamen" 'Clint Eastwood' getrieben. Was dem Film sehr gut bekommt, ist das Eingehen auf den Charakter des Doc Brown, der hier die endgültige Wandlung vom verschrobenen Wirrkopf hin zum Ersatzvater vollzieht und am Ende sogar als emsiger Dynastiebegründer gezeigt wird. Offenbar übte die Periode des historischen Westens eine größere Faszination auf Zemeckis und Bob Gale aus als die Kreierung von Halbutopien und apokalyptischen Gegenwartsszenarien.
Die entspannten Momente inmitten dieses ansonsten ja fast archetypischen Monuments der Hektik tun dem Gesamteindruck auf alle Fälle sehr wohl und schlagen eine durchaus vitalisierende Brücke zu einem seinerzeit immerhin totgeglaubten Genre.

8/10

Zeitreise Mad Scientist Sequel Robert Zemeckis Freundschaft


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WHITE FEATHER (Robert D. Webb/USA 1955)


"Try being reasonable."

White Feather (Die weiße Feder) ~ USA 1955
Directed By: Robert D. Webb


Mit fast sämtlichen der in Wyoming ansässigen Indianerstämmen hat die Kavallerie bereits Friedensverträge (die freilich nichts anderes besagen, als dass sie ihre Jagdgründe verlassen und umsiedeln müssen, um weißen Farmern und Ranchern ihr Land abzutreten) geschlossen, mit Ausnahme der Cheyenne. Der Häuptlingssohn Little Dog (Jeffrey Hunter) ist zu stolz, um das Stammesgebiet ohne Kampf feilzubieten, derweil der Landvermesser Tanner (Robert Wagner), in den sich Little Dogs Schwester Appearing Day (Debra Paget) mit allen Mitteln versucht, einzulenken.

So prächtiges wie charmantes Hollywood-Handwerk der alten Schule und nach der "Cochise-Trilogie" und Anthony Manns "Devil's Doorway" immerhin einer der frühesten Western, die sich zumindest bemühten, sich der indianischen Perspektive der historischen Abläufe anzunähern. "White Feather" macht dazu freilich unverhohlen Gebrauch von einer romantisierenden Verklärung, die man sonst eher von dem Sachsencowboy Karl May kennt: Auch hier kommt es nach anfänglichen Spannungen und Misstrauensbekundungen zur Freundschaft zwischen einem schmucken, weißen Landvermesser und einem edlen, roten Häuptlingssohn, auch hier verlieben sich ebenjener Landvermesser und die Häuptlingstochter ineinander (allerdings mit glücklichem Ausgang). Der Aufwand, der daür von der kurzlebigen Produktionsgesellschaft 'Panoramic' betrieben wurde, ist unverhältnismäßig zu anderen, zumeist im B-Sektor angesiedelten Western dieser Tage und diente zweifelsohne primär der Vermarktung von CinemaScope. Gigantische Massenszenen, gewaltige Panoramen und der permanente Versuch, möglichst viel an Bildinhalt in eine Einstellung zu pressen, sprechen Bände. Entsprechend genießerisch und reuelos kann man sich jedoch in dieses naive Indianerabenteuer fallen lassen. Sehr schön.

8/10

Robert D. Webb Wyoming Militaer





Filmtagebuch von...

Funxton

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