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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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BUCHANAN RIDES ALONE (Budd Boetticher/USA 1958)


"You don't like this town?" - "I don't like some of its people."

Buchanan Rides Alone (Sein Colt war schneller) ~ USA 1958
Directed By: Budd Boetticher

Tom Buchanan (Randolph Scott), der im mexikanischen Bürgerkrieg für die Juáristen gekämpft hat, überquert in Kalifornien die Grenze heimwärts, um in Westtexas eine Ranch zu gründen. Als er durch das von den drei feisten Agry-Brüdern (Tol Avery, Barry Kelley, Peter Whitney) beherrschte Grenzstädtchen Agry Town kommt, schlägt ihm eine Welle der Unsympathie entgegen. Als der junge Mexikaner Juan (Manuel Rojas) den betrunkenen Roy Agry (William Leslie), Sohn des Bürgermeisters Lew (Avery), der Juans Schwester vergewaltigt hat, erschießt und daraufhin von einer Übermacht zusammengechlagen wird, kommt ihm Buchanan zur Hilfe. Beide landen im Gefängnis und sollen hingerichtet werden - Juan in aller Öffentlichkeit, Buchanan weit außerhalb der Stadt, da er zum Schein freigesprochen wird. Doch kann er seiner Exekution entgehen und Juan rechtzeitig retten. Den Agry-Brüdern wird derweil ihre Geldgier zum Verhängnis.

Ein weiterer "Reinigungs-Western" aus dem Hause Boetticher/Scott. Diesmal gerät Randolph als Tom Buchanan ganz motivationslos und unvermittelt in das feindliche Geschehen, muss jedoch durch seine mehr oder weniger unfreiwillige Involvierung das begonnene Befreiungsgeschäft zu Ende führen. Die drei Agrys sind dabei Musterexemplare des fetten, kapitalistischjen Despoten: Böse, faul und geldgierig lauern sie auf jede Gelegenheit, einen schnellen Dollar zu machen und ihre Machtkompetenzen zu erweitern. Dass bei soviel gegenseitiger Übervorteilung ein symbolischer Schuss nach hinten losgehen muss, ist lediglich eine Frage der Zeit. Buchanan sorgt mit seinem Erscheinen in Agry Town für den rechten Anlass und bricht die Regentschaft der Agrys im Prinzip ohne viel eigenes Zutun und lediglich dadurch, dass er seinen gestohlenen Besitz zurückfordert. Lediglich sein gerechtigkeitsliebendes Wesen sorgt für die nötige Portion Chuzpe. Diesmal darf Scott dann auch als zufriedener, künftiger Rancher weiterreiten ohne dass es einer moralischen Läuterung bedürfte und sein Leben leben, wie er es sich vorgestellt hat.

8/10

Kalifornien Ranown Budd Boetticher Mexiko


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DECISION AT SUNDOWN (Budd Boetticher/USA 1957)


"Even a rattler gives a warning."

Decision At Sundown (Fahrkarte ins Jenseits) ~ USA 1957
Directed By: Budd Boetticher

Der Bürgerkriegsveteran Bart Allison (Randolph Scott) kommt mit seinem Freund Sam (Noah Beery Jr.) in das Nest Sundown, um den heimlichen Stadtoberen Tate Kimbrough (John Carroll) zu töten. Kimbrough hatte während Allisons Militärdienst mit dessen Frau Mary angebendelt, woraufhin diese sich das Leben genommen hat. Nun ist Allison blind vor Rachedurst. Für die ängstlichen Bürger von Sundown ergibt sich dadurch ein mehr oder weniger angenehmer Schicksalswink; stehen sie doch allesamt unter Kimbroughs Knute. Kimbrough, der just am Tage von Allisons Ankunft in Sundown heiraten will, sieht nach anfänglicher Selbstsicherheit seine Felle davonschwimmen...

Das dritte von insgesamt sieben kleinen Boetticher-Scott-Meisterwerken, die den B-Western Ende der fünfziger Jahre nachhaltig revolutionierten. "Decision At Sundown" gehört zu jenen Genrefilmen, in deren Mittelpunkt eine Städte-Katharsis steht: Durch ein rebellisches inneres oder äußeres Element sieht sich die bürgerliche Gemeinschaft genötigt, aus ihrer bisherigen Stasis zu erwachen und ihr Leben wieder selbst in die Hand zu nehmen. In "Decision" besorgt der rachedürstige Bart Allison, von Randolph Scott wie meist in den Boetticher-Filmen als knüppelharter Vergeltungssucher interpretiert, dieses Geschäft. Erst durch sein aufbegehrendes Verhalten erleben die Einwohner von Sundown, dass Unterwürfigkeit weniger ein Zeichen von Unterlegenheit, denn eines von Passivität bedeutet. Am wunderbarsten der kaum zu erwartende Schluss: Der vormalige Bösewicht wird nach einiger Vorbereitung als läuterungsfähiger Widersacher charakterisiert, der, wenn auch mit eingekniffenem Schwanz, das Weite suchen darf, um sich zu bessern. Tatsächlich geht Allison als Verlierer aus der Affäre hervor. Seine unbedachte Aktion hat letzten Endes das Leben seines besten Freundes gefordert. "Decision At Sundown" besteht somit als bravourös geschriebener und inszenierter Höhepunkt innerhalb seiner kleinen Reihe.

9/10

Ranown Budd Boetticher Rache Belagerung


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BLAZING SADDLES (Mel Brooks/USA 1974)


"Mornin', ma'am. And isn't it a lovely mornin'?" - "Up yours, nigger."

Blazing Saddles (Der wilde, wilde Westen) ~ USA 1974
Directed By: Mel Brooks

Das Städtchen Rock Ridge soll der Eisenbahn weichen, weswegen der böse Hedley Lamarr (Harvey Korman) alles dafür tut, die Einwohner zu vertreiben. Nachdem selbst der Einsatz des schwarzen Sheriffs Bart (Cleavon Little) nebst einigen anderen Gemeinheiten nicht den gewünschten Effekt besorgt, heuert Lamarr sämtliche Desperados und Galgenvögel der Umgebung an, um Rock Ridge dem Erdboden gleich zu machen. Doch Bart und sein neuer Kumpel Waco Kid (Gene Wilder) haben eine Wahnsinnsidee...

Respektlose Westernparodie, die zugleich eine wunderhübsche Rassismus-Satire abgibt. Brooks selbst ist in zwei Rollen zu sehen, als schielender, notgeiler Gouverneur und als jiddisch sprechender Sioux-Chief, jeweils absolute Highlights des Films. Ansonsten wäre natürlich die berühmte "Lagerfeuer-Szene" hervorzuheben, in der etwa zwanzig Cowboys schweigend um besagte Wärmequelle herumhocken, Bohnen essen und in vollster Lautstärke furzen und rülpsen. Vermutlich handelt es sich hier um eine Pionierleistung - die erste große Furzszene der Leinwand. Schließlich darf die große Madeline Khan als Tingeltangelsängerin Lili von Shtupp nicht vergessen werden, die eine unglaubliche Dietrich-Persiflage hinlegt. Der helle Wahnsinn.

8/10

Rassismus Mel Brooks Parodie Satire Eisenbahn Farce


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BLUE (Silvio Narizzano/USA 1968)


"Let me do this."

Blue (Inferno am Fluss) ~ USA 1968
Directed By: Silvio Narrizano

Der verwaiste Azul (Terence Stamp) hat sich infolge seiner Adoption durch den mexikanischen Bandenführers Ortega (Richardo Montalban) dessen Bande angeschlossen. Der schweigsame, junge Revolverheld genießt das Töten und hat bisweilen regelrecht gewalttätige Momente. Dies ändert sich jedoch im Zuge eines Überfalls, den Ortega und seine Leute auf eine Farmersiedlung nördlich des Grenzflusses verüben. Unter Einsatz seines eigenen Lebens kann Azul gerade noch die Vergewaltigung der Arzttochter Joanne (Joanna Pettit) durch seinen Stiefbruder (Statis Giallelis) verhindern. Joanne und ihr Vater (Karl Malden) pflegen Blue, wie sie Azul nun nennen, gesund. Doch die Idylle ist nur vorübergehend. Als Ortega feststellen muss, dass Azul sich von ihm abgewandt hat, schwört er Rache. Es kommt zum offenen Krieg zwischen den von Blue angeführten Farmern und den Banditen.

Ein seltsamer Film des erst vor drei Wochen verstorbenen Silvio Narizzano. "Blue", der an den Kassen böse gefloppt ist (und dies, in Anbetracht seiner unnahbaren Gestalt, wohl nicht ganz unerwartet), nähert sich seiner Titelfigur mit ganz ähnlichem Misstrauen wie sein Nebenbuhler im Film, der Farmerssohn Jess Parker (Anthony Costello). Von Anfang an lässt die Geschichte keinen Zweifel daran, dass das genussvolle Töten einen eingefleischten Charakterzug des Rachedürstigen ausmacht. Die Rettung Joannes kommt offenbar nur infolge irregulärer Sympathien seitens Blue für ihr reizendes Aussehen zustande. Terence Stamp, dem zumindest in jungen Jahren immer etwas Bedrohliches, Unentschlüsselbares anhaftete, ist in seinem einzigen US-Film dieser Tage die perfekte physische Entsprechung dafür. Dennoch ist die wahre Spezialität des Films seine Bildsprache. Bereits ein kurzer Blick auf die Filmographie des dp Stanley Cortez ("Night Of The Hunter", "Shock Corridor") spricht Bände und macht nicht weiter verwundern, woher die unglaubliche Aufgeräumtheit der Bilder nebst ihren leuchtenden Farben stammen. Narizzano und Cortez vollbringen das Kunststück, selbst den hitzigen Süden von Texas noch kühl und wohlbelüftet erscheinen zu lassen unter dem stahlblauen Firmament. Eine hart an der Grenze zum Camp vorbeischlitternde Dämmerungsszene ist nicht minder toll. Da verzeiht man "Blue" sogar bereitwillig seine latente emotionale Distanziertheit.

7/10

Rache Silvio Narizzano Texas Mexiko


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THE BIG TREES (Felix E. Feist/USA 1952)


"I'd better get out of here. It might be catching."

The Big Trees (Für eine Handvoll Geld) ~ USA 1952
Directed By: Felix E. Feist

Im Jahre 1900 entschließt sich der windige Holzfäller-Baron Jim Fallon (Kirk Douglas), nach Kalifornien zu gehen, um sich die per Regierungsedikt freigestellten Redwood-Bäume unter den Nagel zu reißen. Trotz seines denkbar kompromisslosen Vorgehens muss Fallon bald einsehen, dass die dort angesiedelten Quäker, allen voran die ihm nicht unsympathische Witwe Alicia Chadwick (Eve Miller) irgendwie Recht haben, wenn sie die uralten, gigantischen Mammutbäume als gottgleiche Präsenz auf Erden begreifen. Als Fallons ehemaliger Partner LeCroix (John Archer) sich mit der noch skrupelloseren Konkurrenz zusammentut und ihn übervorteilen will, stellt sich der nunmehr Geläuterte auf die Seite der friedliebenden Quäkersleut.

Auch wenn man den Namen Felix E. Feist auf das erste Hören naiverweise und nicht ganz unberechtigt für das Pseudonym eines Pornofilmers halten könnte, hat selbiger, bevor er später zum Fernsehen wechselte, neben diesem hübschen kleinen Technicolor-Western noch ein paar weitere mit Randolph Scott und Lex Barker auf dem Kerbholz sowie den "Gehirnfilmklassiker" (O.-Ton ofdb) "Donovan's Brain". "The Big Trees" ist die gemächlich erzählte Geschichte einer moralischen Schuldrückzahlung, wie sie weiland auch Walshs "Silver City" erzählte. Jim Fallon nimmt das Prinzip des Kapitalismus anfangs etwas zu wörtlich und vergisst als rücksichtsloser Glücksritter jede Form der Menschlichkeit. Kirk Douglas, man denke nur an Wilders "Ace In The Hole", konnte den schurkischen Schweinhund mit "Schaf im Wolspelz"-Attitüde verkörpern wie nur wenige sonst, weshalb er hier auch besonders auftrumpfen kann. Böse Zungen mögen sogar behaupten, "The Big Trees" gehöre ganz ihm, wenn man aber Feist dabei beobachtet, wie er selbst der Faszination der majestätischen Redwood-Bäume zu erliegen scheint, dann relativieren sich Aussagen wie die obige ganz schnell wieder. Kein großer Klassiker, aber ganz bestimmt eine nette Abwechslung für zwischendrin.

6/10

Kalifornien Holz Freundschaft period piece


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DAY OF THE OUTLAW (André De Toth/USA 1959)


"I'm through being reasonable."

Day Of The Outlaw (Tag der Gesetzlosen) ~ USA 1959
Directed By: André De Toth


In einem eingeschneiten Städtchen im nördlichen Wyoming sind der Rancher Starrett (Robert Ryan) und der Farmer Crane (Alan Marshal) soeben dabei, eine vermutlich tödlich verlaufende Fehde auszutragen, als der gesetzlose Konföderierten-Offizier Bruhn (Burl Ives) und seine Leute dort eintreffen. Der durch eine Kugel schwer verletzte Bruhn und seine Gang werden verfolgt und suchen hier kurzfristig Zuflucht, wobei sich besonders zwei seiner Männer, Tex (Jack Lambert) und Pace (Lance Fuller), kaum zügeln können. Kurz bevor es zu Vergewaltigungen und Alkoholexzessen kommen kann, schafft Starrett es, Bruhn mitsamt seiner Truppe aus der Stadt und ins Gebirge zu lotsen.

Brillante Arbeit von De Toth, nach einem Script von Philip Yordan angefertigt. Dröge, hart, unterkühlt und unfreundlich in seiner Gestalt, zudem in schwarzweiß und ohne große Stars gemacht, blieb "Day Of The Outlaw" die verdiente Populariät bis heute versagt. Dabei ist er mit Sicherheit einer der bemerkenswertesten Genrebeiträge seiner Zeit. Wie in vielen von Philip Yordans Büchern, geht es hier um einen innerlich aufgekratzten, akut aggressiven Helden, der erst durch eine unerwartete Extremsituation innerlich befriedet werden kann. Dass der ansonsten häufig als bad guy besetzte Robert Ryan diese Rolle erhielt, ist eine so mutige wie konsequente Entscheidung. Bei Jimmy Stewart oder Gary Cooper hätte man gleich von Anbeginn geahnt, wohin die psychologische Reise letzten Endes führen würde, Ryan macht es einem da schon deutlich schwerer. Die schweren, klaren Bilder des Films scheinen unter der drückenden Last einer Schneedecke zu stehen, so ungemütlich wirken sie. Immerhin erlöst De Toth uns am Ende und lässt uns nochmal gehörig aufatmen.

9/10

Wyoming Schnee André De Toth


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BLACK BART (George Sherman/USA 1948)


"One thing about being a crook: you can spot another crook at fifty paces."

Black Bart (Die schwarze Maske) ~ USA 1948
Directed By: George Sherman


Kalifornien, um das Jahr 1953: Der als "Schwarzmaske" gefürchtete Bandit Charles E. Boles (Dan Duryea) bereitet der Wells Fargo Bank Kopfzerbrechen. Er hat die Gesellschaft bereits um immense Summen erleichtert und konnte bislang weder gefasst werden noch ist seine wahre Identität bekannt, da er seine Coups namensgetreu nur vermummt begeht. Als die berühmte europäische Tänzerin und Mätresse Lola Montez (Yvonne De Carlo) an die Westküste kommt, ist es um Boles' Herz geschehen. Vom Fleck weg verliebt er sich in die Schöne. Auch sein alter Partner und Freund Lance Hardeen (Jeffrey Lynn), der jetzt für die Wells Fargo arbeitet, verkuckt sich in Lola. Der vorauszusehende Hahnenkampf lässt nicht lange auf sich warten.

Charmanter, wenn auch gleichförmig-routiniert inszenierter Romantikwestern von George Sherman, dessen größte Stärke seine wunderschön leuchtenden Technicolor-Bilder sieht. Allein deren Betrachtung lässt es mir warm ums Herz werden und die im Prinzip sowieso zu vernachlässigende Geschichte um den verlorenen Outlaw und sein Liebchen vergessen. Ganz abgesehen davon, dass der märchenhafte Plot ohnehin grundphantastisch ist und jedwedes historische Faktum außen vor lässt, ist die Idee, einen legendären Wildwest-Banditen auf die skandalumwitterte Lola Montez treffen zu lassen, natürlich sehr fein und bester Kintopp-Stoff. Ebensogut hätte man zwar auch Sarah Bernhardt und Jesse James eine Romanze andichten können, aber der Maskenmann und die männermordende, ganze Revolutionen auslösende Edelkurtisane geben da schon einiges mehr her.

7/10

Freundschaft Kalifornien George Sherman Lola Montez


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THE CLAIM (Michael Winterbottom/UK, F, CAN 2000)


"Give me a ride, and I'll give you a gold dollar."

The Claim (Das Reich und die Herlichkeit) ~ UK/F/CAN 2000
Directed By: Michael Winterbottom


Die kalifornische Sierra Nevada, 1867: Daniel Dillon (Peter Mullan), ungekrönter König der kleinen Goldgräberansiedlung Kingdom Come, wird unsanft an seine sündhafte Vergangenheit erinnert - vor rund zwanzig Jahren hatte er seine Frau Elena (Karolina Muller) und sein kleines Töchterchen Hope an einen einsamen alten Schürfer (Tom McCamus) verkauft, gegen etwas Gold und eine Parzelle Land. Zwar hat Dillon aus diesem Bisschen ein riesiges Vermögen gemacht, seine furchtbare Schuld ist er jedoch nie losgeworden. Nun kommt die todkranke Elena (Nastassja Kinski) zusammen mit der noch nichtsahnenden Hope (Sarah Polley) nach Kingdom Come, um für die Tochter ihr rechtmäßiges Erbteil einzufordern. Zeitgleich landet der Eisenbahnvermesser Daglish (Wes Bentley) in der Stadt, der abschätzen soll, ob das gebirgig gelegene Kingdom Come sich als künftiger Bahnhof eignet.

Wenn britische Filmemacher sich an die Pionierzeit wagen, dann geht es meist höchst moralisch her. Schon der alte Jack McCann in Nicolas Roegs "Eureka" musste lernen, dass Gold eine Biografie lediglich für wenige Momente zu bereichern vermag, dass jedoch ein warmer, trostspendender Familienschoß, Aufrichtigkeit und Zuneigung sehr viel wertvoller sein können als alles Gold der Welt. "The Claim" ist ebenfalls so ein Schuld-und-Sühne-Stück, verkleidet als Schneewestern in der Tradition klassischer Vorbilder von "The Far Country" bis "McCabe & Mrs. Miller" und ein wenig von "Il Grande Silenzio". Mit den Temperaturen sinkt auch jedes Maß an Zwischenmenschlichkeit und die so dreckigen wie fleißig-hoffnungsvollen Goldgräber suchen ihr Vergessen in Bordellbesuchen und Alkohol, denen sie viel von ihrem Sauerverdienten überlassen. Daniel Dillon träumt derweil von der Zivilisation, die die Eisenbahn, so wünscht er es sich, einst nach Kingdom Come bringen soll. Doch der Weg zum Stätchen ist zu unwegsam und ein bald traumatisches Erlebnis rät dem ohnehin skeptischen Daglish von jeder entsprechenden Maßnahme ab. Am Ende nützt Dillon all sein Vermögen nichts mehr; zurückgelassen, isoliert und allein sucht und findet er den freien Sühnetod im Schnee. Früher Kapitalismus auf hohem Niveau, verdammt zum Scheitern.

7/10

Gold Familie Schnee Pionierzeit Michael Winterbottom Sierra Nevada Kalifornien


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THE QUICK AND THE DEAD (Sam Raimi/USA 1995)


"Are you still fast?" - "Faster than you."

The Quick And The Dead (Schneller als der Tod) ~ USA 1995
Directed By: Sam Raimi

Der zum mächtigen Gangsterboss aufgestiegene Desperado John Herod (Gene Hackman) veranstaltet in "seinem" Städtchen Redemption ein Revolverschützen-Turnier, dessen Sieger eine stattliche Prämie winkt. Natürlich ist Herod, selbst perfekt an der Waffe, einzig und allein daran interessiert, potenzielle Konkurrenten aus dem Weg zu räumen und seinen Despotenstatus in Redemption zu manifestieren. Dann taucht jedoch die eisenharte Ellen (Sharon Stone) auf, die noch eine alte Rechnung mit Herod zu begleichen hat.

Djangoline? Djanga?? Djangina vielleicht... hinfällig, sowieso. "The Quick And The Dead", der trotz allerlei eitlen Inszenierungsschnickschnacks eine harte Konkurrenz markiert im Rennen um Raimis bis dato miesesten Film ("For Love Of The Game" kenne ich nicht), ist vermutlich primär gedacht als Western für Menschen, die eigentlich keine Western mögen. Poppig getunt mit permanentem augenzwinkernden Understatement, das ich bloß als peinliche Masche empfunden habe, und das im Prinzip die Werke jedes der großen Westernregisseure garstig mit Füßen tritt (auch wenn dies mit Sicherheit nicht Raimis Ansinnen war), müht sich der hoffnungslos unelegante "The Quick And The Dead" nach Kräften ab, eine überaus enervierende Sharon Stone als taffes Flintenweib zu etablieren. Calamity Jane und Belle Starr werden sich im Grabe umgedreht haben. Allein erweist sich dies als hoffnungslos untragbar: Die Stone versuchte ja damals selbst permanent, mit Blamablem wie "Ein Gehirn und eine Vagina sind die gefährlichste Kombination überhaupt" (oder so ähnlich) Populismus in eigener Sache zu machen; insofern ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass sie als Coproduzentin eines derart tölpelhaften Bollostreifens kreditiert ist. Ohne mich aber bitte. Warum ich diesen wirklich unangenehme Assoziationen in mir weckenden Film nach einmaliger Beschau erstmal fünfzehn Jahre links liegen ließ, wurde mir itzo jedenfalls rasch wieder gegenwärtig: Er hat es einfach nicht besser verdient. Schade nur um die durchaus nette Besetzung, die unter anderem sogar mit Woody Strode und dem leider just verstorbenen Roberts Blossom aufwarten kann.

3/10

Sam Raimi Duell Rache


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ALVAREZ KELLY (Edward Dmytryk/USA 1966)


"God deliver me from dedicated men."

Alvarez Kelly ~ USA 1966
Directed By: Edward Dmytryk


Virginia, 1864. Der erfahrene Viehtreiber und Lebemann Alvarez Kelly (William Holden) hat im Auftrag der Union eine Herde von 2000 Rindern bis an die Front gebracht. Als der Konföderierten-Offizier Rossiter (Richard Widmark) darauf aufmerksam wird, kidnappt er Kelly und zwingt ihn, die Tiere weiter bis nach Richmond zu treiben, wo sie Nahrungsnachschub für die Soldaten unter Genral Lee bedeuteten.

Ein ziemlich müder Alterswestern von Dmytryk und zugleich dessen letzte US-Produktion. Arge technische Schludrigkeiten in Kauf nehmend, verlässt der Regisseur sich ganz auf die Präsenz seiner zwei alternden Hauptdarsteller, wobei besonders Holden oft einfach nur albern gedoubelt wird. Auffallend ferner die Sympathie des Buchs für die Südstaatler und deren klassische Überzeichnung als wildromantische Rebellen: Zwar gereicht der Fanatismus des von Widmark, nebenbei dem größten Plus des Films, gespielten Rossiter ihm kaum zur privaten Ehre [seine Verlobte (Janice Rule) läuft ihm davon], dafür jedoch zur militärischen: Rossiter ist genau der kernige Typ Soldat, mit dem man gern zwischen Haubitzen und Schützengräben ein Glas Bourbon nehmen würde. Anders sein Widersacher Stedman (Patrick O'Neal), ein geschniegelter Bostoner. Der Arme kann den 'Southern Sense' überhaupt nicht begreifen, und staunt in einer Szene Bauklötze, dass die Negersklaven dann doch lieber zu ihren früheren Massas stehen, als den Unionisten in die Hand zu spielen. Merkwürdige Klischees, die der alte Denunziant Dmytryk da auffährt...

5/10

Edward Dmytryk Sezessionskrieg Virginia Treck





Filmtagebuch von...

Funxton

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