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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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WHAT EVER HAPPENED TO AUNT ALICE? (Lee H. Katzin/USA 1969)


"Your pine trees grow good - very good. He-He."

What Ever Happened To Aunt Alice? (Eine Witwe mordet leise) ~ USA 1969
Directed By: Lee H. Katzin

Da ihr verblichener Gatte ihr scheinbar nichts als Schulden hinterlassen hat, denkt sich die hochmütige Witwe Clara Marrable (Geraldine Page) eine besonders perfide Methode aus, um über die Runden zu kommen. Sie stellt allenthalben neue Wirtschafterinnen ein, lässt sie an der Börse spekulieren und bringt sie dann schließlich um die Ecke, um an Erspartes und Dividenden ihrer Opfer zu kommen. Als eines Tages jedoch die resolute Alice Dimmock (Ruth Gordon) bei ihr auf der Matte steht, ahnt Clara noch nicht, dass ihr hier eine Amateurdetektivin par excellence auf der Schliche ist...

Er kann's nicht lassen - wenngleich Robert Aldrich für "What Ever Happened To Aunt Alice?" nicht auf dem Regiestuhl Platz nahm, ist nicht nur seine inszenatorische Handschrift überdeutlich präsent, sondern auch die Mitarbeit seines üblichen Teams und vor allem die Produktionsbetreuung durch seine Gesellschaft "Associates & Aldrich". So kommt der an "What Ever Happened To Baby Jane?" angelehnte Titel natürlich nicht von ungefähr; wenngleich "Aunt Alice" im Vergleich zu jenem übermächtigen Vorbild eher zahme Kriminalunterhaltung geriert. Dennoch; legt man die Messlatte an die Darstellung der alten Ledernacken-Weiber, so bekommt man mit Geraldine Page und Ruth Gordon zwei echte Schwergewichte. Besonders die Page übertrifft sich selbst als zutiefst böses altes Gift, das jedweden Anflug von Philanthropie gleich ad acta legt und sich in ihrer Rolle als Serienmörderin auch noch als 'mutige Heldin' gefällt und bejubelt. Leider getraut sich der Film nicht, seine leidenschaftlich ausgespielte Boshaftigkeit bis zur letzten Konsequenz durchzuspielen - am Ende warten, wie könnte es anders sein - auch auf die so clevere Clara Marrable die stählerne Acht und der Brutzelstuhl. Unter Aldrichs Eigenregie wäre sie möglicherweise noch um ein paar Hausmädchen "reicher" geworden...

8/10

Robert Aldrich Lee H. Katzin Arizona Hag Horror Serienmord


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THE GIRL WITH THE DRAGON TATTOO (David Fincher/USA, SE, UK, D 2011)


"Bring your drink, leave my knife."

The Girl With The Dragon Tattoo (Verblendung) ~ USA/SE/UK/D 2011
Directed By: David Fincher

Der Investigativ-Journalist Mikael Blomkvist (Daniel Craig) wird während einer beruflichen Krise von dem Groß-Unternehmer und Patriarchen Henrik Vanger (Christopher Plummer) als Detektiv engagiert. Blomkvist soll herausfinden, wer vor rund fünfzig Jahren Vangers Nichte Harriet ermordet hat. Als Blomkvist merkt, dass er allein nicht weiterkommt, bittet er die eigenwillige Hackerin Lisbeth Salander (Rooney Mara) um Hilfe, die auch ihn selbst einst erfolgreich bespitzelt und derzeit einige persönliche Probleme zu bewältigen hat. Zwischen den Beiden entwickelt sich eine zarte Romanze, derweil der Mörder seine Kreise immer enger um sie zieht.

Der Erstverfilmung von Niels Arden Oplev mindestens ebenbürtige Adaption des ersten "Millenium"-Romans, die andere formale und inhaltliche Schwerpunkte setzt, vor allem aber infolge Finchers exzellenter Inszenierung trumpft. Hat man sich mit den impliziten Fragwürdigkeiten, die die Entstehung des Films zwangsläufig begleiten und einmal mehr um die nordamerikanische Eigenart kreisen, ausländisches Erfolgskino mit kulturimperialistischem Gestus umzuformen und zu assimilieren (selbst, wenn dies bedeutet, eine schwedische Geschichte mit englischsprachigen Darstellern in englischer Sprache zu adaptieren), einmal hinreichend auseinandergesetzt und abgefunden, wird der Blick frei auf einen deutlich "filmischeren Film" als ihn Oplevs Variation darstellte. Die Urfassung zeigte sich oftmals dann doch primär von den Mechanismen klassischer TV-Formalia bedient, wo Fincher eben das Auge eines mittlerweile erfahrenen Kinoregisseurs einsetzen kann. Craig ist auswechselbar, aber die tolle Rooney Mara, ohnehin bereits im ersten Trilogieteil Kerncharakter der Story, präsentiert eine verletzlichere, emotional differenzierter erschgeinende Lisbeth Salander als die knüppelharte Noomi Rapace zuvor. Umso mehr trauert man am Ende mit ihr, nachdem sie ihr just wiederentdecktes Vertrauen in die Zwischenmenschlichkeit gleich wieder auf den Müll werfen darf.
Es lohnt in jedem Fall, sich Finchers zugeschliffene Version des Stoffs anzuschauen, auch unter Kenntnis des Originals. Lässt sich nur hoffen, dass auch noch der Rest der Trilogie dereinst von ihm übernommen werden wird.

8/10

David Fincher Schweden Stockholm Serienmord Journalismus Stieg Larsson Remake Millenium-Trilogie Familie Madness


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AGAINST ALL ODDS (Taylor Hackford/USA 1984)


"It's simple: either you want to play football again, or you don't."

Against All Odds (Gegen jede Chance) ~ USA 1984
Directed By: Taylor Hackford

Nachdem Footballstar Terry Grogan (Jeff Bridges) wegen einer Schulterverletzung aus dem Team fliegt, steht er zunächst mittellos da. Da engagiert ihn sein alter Freund, der Buchmacher Jake Weiss (James Woods), als Schnüffler: Terry soll in Mexiko Jakes Verflossener Jessie Wyler (Rachel Ward) nachspüren, die zufälligerweise auch die Tochter der Besitzerin (Jane Greer) von Jakes Ex-Team ist. Als sich Terry und Jessie begegnen, beginnen sie fast vom Fleck weg eine heftige Affäre, die ein abruptes Ende findet, als Jakes früherer Trainer Sully (Alex Karras) in Yucátan mit einer Pistole vor ihnen steht und von Jessie erschossen wird. Zurück in L.A. versucht Jake, Terry wiederum für seine miesen Geschäfte einzuspannen und ihn gleichermaßen von Jessie fernzuhalten.

Dass "Against All Odds" bis heute stets nur als flaues Remake des Tourneur-Klassikers "Out Of The Past" gehandelt zu werden scheint, wird ihm nicht gerecht. Zwar ist der Film eines jener so typischen Beispiele, die veranschaulichen, mit welch glitzernden Reiz-Methoden im Hollywood der Achtziger Kino gemacht, Oberflächen-Trends etabliert, gesetzt und weitergesponnen wurden (ein anderes zu nennendes Werk in diesem Zusammemhang ist McBrides "Breathless", bekanntlich ebenfalls die Transponierung eines völlig andersartigen Klassikers in die damalige Gegenwart), genausogut ist er jedoch auch ein hervorragendes Form-Exempel dieser Periode. Wenn die jeweils perfekt gebauten Jeff Bridges und Rachel Ward nackt in einem Maya-Tempel aufeinanderliegen um Liebe zu machen, beäugt von steinernen archaischen Götzenbildern, dann stellt sich rasch das befremdliche Gefühl ein, zwei ätherischen Retortenmenschen beim interstellaren Koitus zuzusehen und man wähnt, dass ausgemachter Körperkult heute keineswegs eine temporäre Modeerscheinung war und/oder ist. Überhaupt entpuppt sich der gesamte Film, wie besonders die schöne Schlusseinstellung demonstriert, am Ende als große Ode an die makellose Physis Rachel Wards, in die Taylor Hackford zu dieser Zeit ganz offensichtlich schwer verschossen war. Doch auch sonst hat "Against All Odds" seine Qualitäten: Die schwülen klimatischen Verhältnisse von L.A. und Mexiko passen hervorragend in diese Tage und waren sogar vordringlicher Grund, warum ich, gegenwärtig elend bett- und/oder couchlägerig, mir Hackfords Film mal wieder anschauen wollte. Neben Phil Collins' wunderschönem Titelsong freilich.
Man begehe bitteschön nicht den allseits zum Nachteil gereichenden Fehler, "Against All Odds" als bloße Neuadaption zu betrachten. Andernfalls nämlich langt er dazu, gehörig Eindruck zu schinden.

7/10

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STRAIGHT TIME (Ulu Grosbard/USA 1978)


"We'll check it out."

Straight Time (Stunde der Bewährung) ~ USA 1978
Directed By: Ulu Grosbard

Ehrlich zu werden ist nicht leicht, wenn der gönnerhafte Bewährungshelfer (M. Emmet Walsh) einen permanent unter Druck setzt, die alten Freunde (Gary Busey) fixen und auch sonst nichts vernünftig läuft. Genau diese Erfahrung macht der nach sechs Jahren Staatsgefängnis auf Bewährung freigekommene Räuber Max Dembo (Dustin Hoffman), der nicht lange fackelt, bevor er wieder ein Ding dreht und bereits größere Überfälle plant.

"Straight Time" zählt nicht nur zu den essenziellen L.A.-Filmen - ihm gebührt zudem das ungewöhnliche Kompliment, die Chuzpe zu besitzen, das kleinkriminelle, urbane Milieu als herzlich unromantische und unerstrebenswerte Realitätsfacette zu zeichnen, in der ungeschriebene Gesetze und Moralbegriffe herrschen, mit denen man als wohlgenährter Vertreter gemütlicher Gutbürgerlichkeit über das Kino hinaus nur ungern zu tun hätte.
Im Laufe des Films erfährt man viel über diesen Max Dembo, schon durch Dustin Hoffmans Präsenz anfänglich unausgesprochen sympathisch und als Identifikationsfigur eingeführt. Der Mann tut, wonach ihm just der Sinn steht; wenn's sein muss auch unter Gewaltanwendung und kennt keine Gnade, wenn man sein Vertrauen missbraucht. Er ientpuppt sich bei aller Cleverness als nicht nur asozial, sondern als waschechter Soziopath. Am Ende, nach einer nochmal visuell repetierten, langjährigen Knastkarriere, wartet auf Max Dembo nurmehr die Höchststrafe, und diese fällt in Kalifornien bekanntermaßen höchst unangenehm aus. Möglicherweise entschließt er sich aber doch nochmal anders und entkommt über die Grenze; diese moralische Wunschentscheidung zu fällen überlässt Grosbard seinem Publikum. Ebenso wie die Lesart, "Straight Time" als Reflexion über ein dysfunktionales Strafsystem zu begreifen. Oder einfach nur als grandioses Kleingangster-Drama.

9/10

Los Angeles Heist Ulu Grosbard New Hollywood Heroin Freundschaft


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DIE SIEBEN MÄNNER DER SUMURU (Jess Franco/BRD, E, USA 1969)


"I hate men."

Die sieben Männer der Sumuru ~ BRD/E/USA 1969
Directed By: Jess Franco

Die teuflische Sumuru (Shirley Eaton) hat die Spengung ihrer Insel überlebt und sich gleich unter dem Zuckerhut eine persönliche Stadt namens 'Femina' errichtet, die ausschließlich von ihr und ihrer durchweg weiblichen Privatarmee bevölkert wird. Die Entführung einer Bankierstochter (Marta Reves) hätte sie jedoch besser bleiben lassen, denn deren Papa (Walter Rilla) hetzt Sumuru den Superschnüffler Jeff Sutton (Richard Wyler) auf den Hals, der noch Jede rumgekriegt hat...

Wie alle verdienten, großen kleinen Gestalten des Kinos bekam auch Sax Rohmers Sado-Maso-Hexe Sumuru ein zeitnahes Sequel spendiert - diesmal von dem stilistisch deutlich ausgewogener arbeitenden Jess Franco inszeniert, der einen besseren und vor allem schöner anzuschauenden Film hingelegt hat als sein Kollege und Vorgänger Lindsay Shonteff. Bei Franco gibt es, naturalmente, nebenbei auch viel t&a's, ein nettes Gespür für Architekturen (Oscar Niemeyer) und urbane Momentaufnahmen sowie stets wechselnde Haarfarben für Sumuru. Dass es am Ende noch die vermutlich mieseste Filmexplosion aller Zeiten zu bejaulen gibt, sei dem "Dschäs" (Erwin C. Dietrich) verziehen, immerhin gewährte er uns vorher noch den einen oder anderen pittoresken Einblick in den Karneval von Rio und eine Momentaufnahme von sich selbst als Gitarrenspieler, der Richard Wyler und Maria Rohm dabei bezeugt, wie sie von einem messerbewährten Clown-Quintett angegriffen werden. Ja, "Die sieben Männer der Sumuru" (international auch bekannt als "The Girl From Rio", "Future Women", "Mothers Of America", und, mein persönlicher Lieblingstitel, "Rio 70") hat schon was; vor allem ordentlich Tinte aufm Füller! Die just erschienene, deutsche DVD lohnt übrigens auch für Besitzer der ohnehin verpflichtenden Blue-Underground-Scheibe, denn sie präsentiert eine gänzlich andere Schnittfassung und die unverzichtbare deutsche Vertonung ("Ich bin doch nicht aus dem Lande Doof!" etc.)

6/10

Jess Franco Harry Alan Towers Sax Rohmer Rio de Janeiro Brasilien Sequel Camp


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THE MILLION EYES OF SU-MURU (Lindsay Shonteff/UK 1967)


"I hate men."

The Million Eyes Of Su-Muru (Sumuru - Die Tochter des Stans) ~ UK 1967
Directed By: Lindsay Shonteff

Die verrückte Supergangsterin und Erz-Emanze Sumuru (Shirley Eaton) will mithilfe ihrer Mädchen-Armee die Welt unterjochen und das Patriarchat durch eine Amazonengesellschaft ersetzen. Dazu plant sie, die Mächtigen des Globus nach und nach zu stürzen. Aktuell steht Boong (Klaus Kinski), der weibstolle Präsident des ostasiatischen Staats Sinonesien auf ihrem Speiseplan. Und ausgerechnet der britische Agent Nick West (George Nader) soll Sumuru helfen, an Boong heranzukommen. Doch da hat sich die Gute mächtig in den Finger geschnitten, denn sie vergisst um Wests geradezu magnetische Verführungsqualitäten...

Albernes Bond-Plagiat, das mit Shirley Eaton immerhin das ikonische, vergoldete Mädchen aus "Goldfinger" eine direkte Verwandtschaft zum großen Vorbild aufweist. Ansonsten kann man dem vorliegenden Film allerdings kaum vorwerfen, sich um jedwede Form gepflegter Eleganz verdient zu machen. Vielmehr war man sich hier - zumindest augenscheinlich - längst um die autoparodistischen Elemente der vielen Agentenheuler dieser Tage bewusst und gab sich diesen dann auch entsprechend gelassen hin. So ist "The Million Eyes Of Su-Muru" auch eher als eines der vielen medialen Camp/Pop-Artefakte seiner Zeit genießbar denn als der formaltechnisch letztlich dilettantische Versuch eines Genrefilms, den er nüchtern betrachtet darstellt. Schmalzsänger Frankie Avalon ("Why"), besetzt als Nick Wests Buddy und Millionenerbe Tommy Carter, diente wohl vornehmlich der Erschließung zusätzlicher weiblicher Publikumsschichten, wobei ich bezweifeln möchte, dass dieser Plan aufgegangen sein mag. Wie so oft in seinen legionären Stuss-Auftritten bildet hier Kinski immer noch den größten Hingucker. Der Rest ist Lärm.

5/10

Lindsay Shonteff Sax Rohmer Harry Alan Towers Bond-Spoof Rom Hong Kong Camp


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LA FEMME INFIDÈLE (Claude Chabrol/F, I 1969)


Zitat entfällt.

La Femme Infidèle (Die untreue Frau) ~ F/I 1969
Directed By: Claude Chabrol

Der wohlhabdende Anwalt Charles Desvallees (Michel Bouquet) findet heraus, dass seine Frau Hélène (Stéphane Audran) ihn hintergeht. Zwei- bis dreimal die Woche, das findet ein Detektiv für ihn heraus, trifft sich Hélène mit dem leichtlebigen Autoren Victor Pegala (Maurice Ronet) zum Techtelmechtel in dessen Wohnung. Charles besucht Pegala und gibt sich zunächst gelassen und unbeeindruckt, bis er durchdreht und seinen Nebenbuhler erschlägt. Die Leiche entsorgt er ohne großes Aufsehen. Bald schon bekommen die Desvallees Besuch von der Kriminalpolizei, die sofort Lunte wittert. Zwar wissen Charles und Hélène ohne darüber zu sprechen von den Geheimnissen des jeweils anderen, doch sie bewahren trotz aller Widrigkeiten Stillschweigen. Zumindest bis Charles verhaftet wird...

Der diskrete Mief der Bourgeoisie - hier nahm Chabrol ihn einmal mehr zum Anlass, den Einbruch von psychischer und bald auch physischer Gewalt in ein nur scheinbar idiosynkratisches Familienidyll zu demonstrieren. Nach außen hin glücklich, haben Charles und Hélène Desvallees sich nichts mehr zu sagen. Er geht tasgsüber arbeiten, sie fährt in die Stadt zum Bummeln. Ihr Sohn ist wohlgeraten, den Haushalt erledigt das Mädchen. Abends wird gemeinsam ferngesehen und ein Glas Whiskey getrunken, dann geht's ab ins Bett. Weitere Kinder sind nicht geplant, also herrscht koitale Flaute. Dass Hélène angesichts solcher Lebensumstände den Ausbruch sucht, ist ihr nicht zu verdenken, denn angesichts solch desaströser Lebensumstände muss jede Blume irgendwann zwangsläufig zum Kaktus werden. Charles' Wahnsinnstat, ohnehin einem abrupten Impuls geschuldet, erweist sich somit eher eine verzweifelte Reaktion auf die Erkenntnis, seine Ehe vor die Wand gefahren zu haben denn als die Kanalisierung leidenschaftlicher/rasender Eifersucht. Auf die kunstvolle Schlusseinstellung war Chabrol selbst besonders stolz: Unter verfremdeter Verwendung von Hitchcocks "Vertigo"-Zoom entfernt sich die Kamera, stellvertretend für die Perspektive Charles' von seiner Familie, um im gleichen Moment an sie heranzuzoomen. Ein verzweifeltes Klammern, wiederum zum Scheitern verurteilt. Wie alles rund um Charles' Bestreben.

8/10

Claude Chabrol Paris Ehe Familie


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PERCHÉ QUELLE STRANE GOCCE DI SANGUE DI JENNIFER? (Giuliano Carnimeo/I 1972)


Zitat entfällt.

Perché Quelle Strane Gocce Di Sangue Di Jennifer (Das Geheimnis der blutigen Lilie) ~ I 1972
Directed By: Giuliano Carnimeo

Das Fotomodell Jennifer (Edwige Fenech) findet sich, ausgerechnet gerade, da sie nach einer verkorksten Ehe mit einem spinnerten Liebessektierer (Ben Carra) eine neue große Liebe in der Person ihres Mentors Andrea (George Hilton) gefunden hat, von einem unheimlichen, maskierten Killer bedroht. Der Wahnsinnige tötet diverse Personen in Jennifers Wohn- und Sozialumfeld, bis der Verdacht gegen Andrea sich zusehends erhärtet...

"Warum diese seltsamen Blutstropfen auf Jennifers Körper?" lautet die korrektere Übersetzung des Originaltitels von Carnimeos Giallo. Dass der Gute es nicht nur verstand, großmäulige Westernhelden wie den guten Sartana auf die Leinwand zu bannen, sondern auch in dieser eleganteren Gattung Film durchaus seine Meriten zu verbuchen hat, kann man anhand der vorwiegend erfreulichen Betrachtung von "Jennifer" recht gut nachvollziehen. Nach "Lo Strano Vizio Della Signora Wardh" konnte man die Dublette Fenech/Hilton bereits als eine Art Giallo-Traumpaar bezeichnen, dem hier neuerlich Gelegenheit gegeben wird, sich eines geisteskranken Mörders zu erwehren. Kurz vor Schluss, als der wahre Mörder entlarvt ist und seines gerechten Filmtodes harrt, dichtet man Hiltons Figur noch ein irreversibles Trauma an, derweil der Killer sich einmal mehr als reaktionär-misogyner Spinner entpuppt: Er kann nicht verwinden, dass seine schöne Tochter vom anderen Ufer ist und dreht deswegen am Rad. Ein interessanter, motivischer Brückenschlag zum erst kürzlich wiedergesehenen "Haute Tension".

7/10

Giallo Giuliano Carmineo Stelvio Massi Genua Serienmord


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LA CODA DELLO SCORPIONE (Sergio Martino/I 1971)


Zitat entfällt.

La Coda Dello Scorpione (Der Schwanz des Skorpions) ~ I 1971
Directed By: Sergio Martino

Der Versicherungsdetektiv Peter Lynch (George Hilton) soll herausfinden, ob die überraschend verwitwete Millionenerbin Lisa Baumer (Ida Galli) tatsächlich so unschuldig am Flugzeugabsturz ihres Mannes ist wie sie zu sein vorgibt. Lynch verfolgt sie von London nach Athen, wo sie bald schon bestialisch ermordet wird, derweil der Koffer mit der bar ausgezahlten Lebensversicherung verschwindet. Zusammen mit der Polizeireporterin Cléo (Anita Strindberg) versucht Lynch herauszubekommen, wer nun wirklich hinter den sich mehrenden Gewaltakten steckt...

Ansprechend inszenierter Giallo, der mit für seine Zeit noch unüblichen Härten einiges von der Genre-Typisierung antizipiert bzw. mitdefiniert. Außerdem lässt sich anhand "La Coda Dello Scorpione" wunderbar beobachten, wie unwichtig eine geradlinige Geschichte für diese Art Film ist - Martino lässt sich von rein affektiven Elemente - Lokalitäten, touristische Attraktionen, die Musik von Bruno Nicolai, die künstlichen Brüste der Strindberg und natürlich die Mordmomente - treiben und behält sich vor, nie in allzu grelle Gefilde auszubrechen, sondern seinem Film einen unaufgeregten Fluss hinabtuckern zu lassen. Wirklich angenehme Italokost, das.

7/10

Sergio Martino Giallo Serienmord London Athen Griechenland


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SUSPECT (Peter Yates/USA 1987)


"I spend all of my day with murders and rapists and, what's really crazy, I like them."

Suspect ~ USA 1987
Directed By: Peter Yates

Die Pflichtverteidigung des wegen Mordes angeklagten, taubstummen Vietnamveteranen Carl Anderson (Liam Neeson) wird für Kathleen Riley (Cher) zu einem Spießrutenlauf. Der obdachlose Mann hat sich sämtliche Bindungen an soziale Normen völlig abgewohnt und reagiert, auch aufgrund seiner Behinderung, oftmals wie ein eingepferchtes Tier auf seine Umwelt. Dennoch glaubt Kathleen nicht an die Schuld des Angeklagten. Zusammen mit dem als Geschworenen eingesetzten Milch-Lobbyisten Eddie Sanger (Dennis Quaid) findet sie einige Hinweise auf einen möglichen Schuldigen in deutlich höherer Position...

Solides Courtroom-Drama, das die Problematik der Obdachlosen in der Landeshauptstadt recht geschickt in seine Geschichte einbindet, insgesamt betrachtet jedoch vielleicht etwas zu wenig Nutzen aus ihr zieht. Yates' Regie ist zurückhaltend und gewährt den Hauptraum seinen Akteuren, allen voran der um diese Zeit gefragten und auf ihrem darstellerischen Karrierehöhepunkt befindlichen Cher. Liam Neeson lässt durchblicken, dass Größeres auf ihn wartet und Quaid spielt jenen unangenehmen Achtziger-Windebeutel im Yuppie-Gewand, der im Zuge des Filmplots tatsächlich aus seinem schmierigen Naturell eine geschäftemacherische Ader herausdestilliert hat. Den mir heuer am positivsten im Gedächtnis verbliebenen Auftritt hat jedoch der in einer Nebenrolle als Richter besetzte John Mahoney, der mit Cher noch im selben Jahr in Jewisons Meisterwerk "Moonstruck" zu sehen war. "Suspect" ist wohlfeiles, weithin kantenloses Entertainment, das man sich alle Jahre wieder, wenn die ohnehin unwichtige Auflösung wieder im Grau der Langzeitgedächtnisdämmerung verschwunden ist, gern anschaut.

7/10

Peter Yates Courtroom Washington D.C. Obdachlosigkeit Veteran





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