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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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NORTH DALLAS FORTY (Ted Kotcheff/USA 1979)


"Hell coach, I love needles."

North Dallas Forty (Die Bullen von Dallas) ~ USA 1979
Directed By: Ted Kotcheff

Phil Elliott (Nick Nolte) reibt sich vollkommen auf für sein Football-Team, die "North Dallas Bulls". Körperlich längst ein Wrack mit kaputtem Knie und kaputter Schulter, übersteht er die Tage bloß mittels unablässiger Schmerzmitteleinnahme und diversen Joints und dem Traum von einer Pferderanch in der Provinz. Hinzu kommen die zermürbenden Partys nach den Spielen, Orgien voller Alkohol und willfähriger Groupies. Als man Elliott vor einem Spiel gegen Chicago wegen einer schmerzhaften Medikamententherapie an einem Mitspieler falsche Versprechungen macht und dieser die Unverfrorenheit seines Managements durchschaut, wird er für eine Lappalie geschasst. Für Elliott die im Grunde lang ersehnte Chance für einen Neuanfang.

Großartiger Sportfilm, nur oberflächlich betrachtet in höchstem Maße amoralisch und bravourös getragen nicht nur von seinem zermürbenden Job in einer Mischung aus ehrlich gemeinter Pflichterfüllung und sich schürendem persönlichen Ekel nachkommenden Nick Nolte als "Spielmacher", sondern auch von der supporting cast, die mit den unvergesslichen Stieren Bo Svenson und John Matuszak trumpft. Als eines der intelligenteren Teammitglieder lässt sich Elliott derweil nicht so leicht beugen wie jene etwas schlichter konstruierten Starspieler und ist deswegen dem Besitzer (Steve Forrest) und dem Coach (G.D. Spradlin) ein ewiger Dorn im Auge. Dennoch locken Geld und ein Rest Ehrbarkeit, die jedoch längst passé ist - Football ist längst nurmehr ein Geschäft ohne Herz, nichts weiter. Besonders toll an "North Dallas Forty" ist seine episodische Erzählweise, die sich auf die Ereignisse innerhalb einer Woche beschränkt. Für die Spieler beginnt die Werkswoche am Donnerstag mit der Trainingsphase und endet am Sonntag mit dem jeweils nächsten Spiel, eine vermeintlich verquere Lebensuhr. Binnen der ersten Wochentage besteht das Leben aus Zerstreuung in Form von Alkohol, Sex, Drogen und Schmerztoleranz, bis zur nächsten qualerfüllten Trainingsphase. The footbally circle of life.

8/10

Ted Kotcheff Football Alkohol Marihuana Freundschaft


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THE HOUSE ON CARROLL STREET (Peter Yates/USA 1988)


"That's not where I need it."

The House On Carroll Street (Das Haus in der Carroll Street) ~ USA 1988
Directed By: Peter Yates

Zur Zeit des McCarthyismus wird die engagierte Journalistin Emily Crane (Kelly McGillis) zu einer HUAC-Anhörung zitiert, weigert sich jedoch, auszusagen. Daraufhin verliert sie ihren Job und nimmt kurzfristig eine Stelle als Vorleserin für die alte Miss Venable (Jessica Tandy) an, derweil sie vom FBI-Mitarbeiter Cochran (Jeff Daniels) beschattet wird. Im an Miss Venables Garten angrenzenden Grundstück bemerkt Emily schließlich mysteriöse Vorgänge. Gesetzte Herren verschiedener Nationalität gehen dort ein und aus und ein dort tätiger, junger Dolmetscher (Christopher Buchholz) bekommt es mit der Angst. Als der junge Mann von Anzugträgern mit einem Messer angegriffen wird und in Emilys Armen stirbt, ist ihr klar, dass es sich um eine Verschwörung ersten Ranges handelt, der sie da auf der Spur ist. Und tatsächlich: Der vor antikommunistischer Gesinnung überbordernde Congressman Salwen (Mandy Patinkin) holt NS-Kriegsverbrecher ins Land und stattet sie mit neuen Identitäten aus. Zusammen mit Cochran geht Emily gegen Salwen und seine Schergen vor.

Mit einem der wenigen US-Politthriller, die sich infolge ihrer "hehren Gesinnung" auch auf späten DDR-Leinwänden gut machten, ist Peter Yates in seiner kreativen Hochzeit ein weiterer ordentlicher Film gelungen, der sich ein wenig in der Tradition hitchcockscher Spannungsdramen findet um starke Frauengestalten, die ein Mysterium zu durchdringen haben und dabei in höchste Lebensgefahr geraten. Vor allem "Notorious", in dem es ja ebenfalls um herausgeschleuste Nazis geht, schießt einem unweigerlich durch den Kopf, aber auch "Spellbound" oder "Rebecca". Somit ist Yates weithin unauffällig inszenierter, auf ein gediegenes Äußeres Wert legender Krimi vor allem ein Geschenk für die ehedem kantige Kelly McGillis, die hier eine ihrer schönsten Rollen kredenzt bekam. Jeff Daniels als unvermeidlicher männlicher Gegenpart hat eigentlich bloß die Aufgabe, Emilys besonders im Rahmen jener Zeit unabhängige Femininität auszuloten und ihr auch eine erotische Identität zu verleihen. Wie so oft spielt Daniels die Rolle des eher im Hintergrund befindlichen Unterstützers. Toll ist auch Mandy Patinkin als gefährlich-diabolischer McCarthy-Rädelsführer, dessen Patriotismus groteske Formen annimmt. Sein hübsch grelles Ende im Showdown enthebt "The House On Carroll Street" allerdings jedweden Restes von zuvor schwerlich geschürter Ernsthaftigkeit.

7/10

Peter Yates New York period piece FBI McCarthy-Ära Nationalsozialismus Verschwörung


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ELENI (Peter Yates/USA 1985)


"My children!"

Eleni ~ USA 1985
Directed By: Peter Yates

Dreißig Jahre nach der Ermordung seiner Mutter Eleni (Kate Nelligan) während der Wirren des griechischen Bürgerkriegs und seiner eigenen Emigration nach Amerika kann der mittlerweile als erfolgreicher Journalist tätige Familienvater Nick Gage (John Malkovich) die Vergangenheit nicht ruhen lassen, nicht, solange die Verantwortlichen noch frei und ungestraft herumlaufen. Unter dem Deckmantel der Korrespondenz reist der rachedurstige Nick nach Athen und wird dort mit der Vergangenheit seiner Familie und seiner Mutter konfrontiert, die einst, nachdem sie ihren Kindern die Flucht ermöglichte, von den kommunistischen Partisanen als Faschistin verleumdet, gefoltert und hingerichtet wurde. Nach einer investigativen Odyssee durch halb Südosteuropa steht Nick schließlich dem Mann (Oliver Cotton) gegenüber, der für den Tod seiner Mutter verantwortlich ist.

Engagiertes Politdrama, in dem sich autobiographische Episoden um den griechischstämmigen US-Journalisten Nicholas Gage und seine Suche nach Wahrheit und Vergeltung aufbereitet finden. Der als Enthüllungsjournalist in brisanten Fragen tätige Times-Mitarbeiter wendete sich in "Eleni" der tragischen Vergangenheit seiner Familie zu und erzählte darin weniger seine eigene Geschichte, denn die seiner Mutter Eleni, einer stolzen, integren Frau, die sich geduldig jedwede Demütigung und Ungerechtigkeit seitens der in der Provinz wütenden DSE-Kämpfer gefallen lässt, bis ihre Kinder in sozialistische Staaten verschickt werden sollen. Als diese Bedrohung über sie hereinbricht, stellt sich Eleni gegen die uneingeladenen Landnehmer und bezahlt dafür mit dem Tode. Ungeachtet seiner sicherlich tendenziösen Machart, die ein wenig an den thematisch nicht unverwandten "Dr. Zhivago" erinnert, ist Yates erneut eine große, bewegende Tragödie geglückt, die ganz besonders durch das aufrüttelnde Spiel Kate Nelligans fasziniert. Auch die Entscheidung, Vergangenheit und Gegenwart als zwei erzählerisch gleichberechtigte Stränge parallel nebeneinander herlaufen zu lassen, erweist sich als überaus tragfähig.
Leider ist die mir vorliegende, deutsche DVD durch verwaschenes Vollbild verhunzt. Hier wäre so schnell als möglich noch etwas Adäquates nachzulegen. Ansonsten überaus sehenswert.

8/10

Peter Yates Griechenland Griechischer Bürgerkrieg Familie Rache


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THE DRESSER (Peter Yates/UK 1983)


"Stop that train!"

The Dresser (Ein ungleiches Paar) ~ UK 1983
Directed By: Peter Yates

England im Zweiten Weltkrieg: Während der deutschen Bomberangriffe tourt der große Shakespeare-Mime Sir (Albert Finney) zusammen mit seinem Ensemble unverdrossen weiter über die Insel und hält der Bevölkerung mit seinen Aufführungen die Stange. Angewiesen ist Sir dabei a priori auf seinen Garderobier Norman (Tom Courtenay), der seit sechzehn Jahren Sirs Mädchen für alles ist und ihn durch und durch kennt. Am Tage seiner 227. Interpretation des King Lear wird Sir dann zum Opfer seiner bereits lange schlummernden Demenz. Während rings um das Theater Bomben fallen, schafft es Norman mit Mühe und Not, Sir auf die Bühne zu bewegen und ihn schließlich eine weitere, gefeierte Vorstellung geben zu lassen. Zwischen den Akten beginnt Sir derweil, sein Testament aufzusetzen...

Großartiges, intimes Schauspielkino, im Prinzip ein Zwei-Personen-Stück, in dem die beiden in der "Kitchen-Sink"-Ära verwurzelten, britischen Star-Akteure Finney und Courtenay die ganze Bandbreite ihres Könnens zum Besten geben, der eine als vom Größenwahn bedrohter Gala-Mime, der andere als sein tuntiger Lakai. Fast unmerklich ersteht während ihrer mitunter von der Groteske angehauchten Dialoge eine Reflexion über unbemerkte Abhängigkeiten, Beziehungsgeflechte und deren subjektive Wahrnehmung, die am Ende, als das ahnbar Unvermeidliche eingetreten ist, kulminiert. Eine reiche, komplexe und strikt britische Tragikomödie ist das opulente Resultat.
Die Tatsache, dass Peter Yates knapp fünf Monate zuvor das naive Science-Fiction-Märchen "Krull" in die Kinos gebracht hatte, zeugt von der Bandbreite und auch von der Arbeitsweise des unberechenbaren Filmemachers. Wo der wohl nicht ganz verwunderlicherweise etwas verwaist wirkende "Krull" als Kommerzprodukt für das Studio gefertigt wurde, ist der ungleich ambitioniertere "The Dresser" auch und vor allem ein Film seines Regisseurs, und einer seiner exzellentesten noch dazu.

9/10

Peter Yates England Shakespeare Theater period piece WWII Freundschaft


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BREAKING AWAY (Peter Yates/USA 1979)


"What are we gonna do about him?" - "I don't know dear. We could always strangle him while he's asleep."

Breaking Away (Vier irre Typen - Uns schlägt keiner) ~ USA 1979
Directed By: Peter Yates

Dave (Dennis Christopher), begeisterter Radrennfahrer, und seine drei Freunde Mike (Dennis Quaid), Cyril (Daniel Stern) und Moocher (Jackie Earle Haley) leben in dem beschaulichen Universitätsstädtchen Bloomington, Indiana - allerdings nicht als vier der zahhllosen jungen Studierenden, sondern als Ableger der hier verwurzelten Steinschneider-Familien, weswegen die College-Kids die Einheimischen auch gern abschätzig als "Cutter" beschimpfen. Das Freundesquartett hat es schwer, sich gegen die Arroganz der Akademiker durchzusetzen, besonders Mike leidet unter deren Hochnäsigkeit. Als die Uni ein Team-Radrennen anberaumt, an dem jeder teilnehmen darf, ist die große Chance der vier Freunde gekommen.

Ein Hohelied auf die US-Kleinstadt im Mittelwesten und deren Einwohnerschaft und somit beinahe ein Heimatfilm. Anders als die stets dramatischen, mitunter etwas politisierten Coming-Of-Age-Storys aus dem New-Hollywood-Dunstkreis, also "The Last Picture Show", "American Graffiti" oder "Big Wednesday", versteht sich der ansonsten recht ähnlich inszenierte "Breaking Away" allerdings nicht als Abgesang auf Jugend und Unschuld, sondern als Mut- und Muntermacher, als Lebensabschnittsporträt ohne perfide Hintergedanken. Daher traut er sich auch zu manch feiner Humornote und betrachtet die zum Erwachsenwerden gehörenden Nöte und Identitätskrisen mit ruhiger Gelassenheit - am Ende warten ohnehin Sieg und Enthusiasmus und sogar ein guter Verlierer auf der Gegenseite - Entspannung allerorten.
Ein feiner, kleiner Film, getragen von einem leuchtend positiven Menschenbild, der auch für Regentage taugt. Den bescheuerten deutschen Titel wollen wir in diesem Zusammenhang getrost vergessen.

8/10

Peter Yates Radsport Indiana Freundschaft Vater & Sohn Coming of Age


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MURPHY'S WAR (Peter Yates/UK 1971)


"You love your war, don't you, Mr. Murphy?"

Murphy's War (Das Wiegenlied der Verdammten) ~ UK 1971
Directed By: Peter Yates

Venezuela, 1945: Gegen Kriegsende wird das Schiff des britischen Naval Officers Murphy (Peter O'Toole) von einem deutschen U-Boot im Orinoco-Becken versenkt. Murphy wird wie durch ein Wunder von dem Aussteiger Louis (Philippe Noiret) gerettet und von der Missionsschwester Hayden (Siân Phillips) gesundgepflegt. Der RAF-Pilot Ellis (John Hallam) hat weniger Glück: Auch er kommt zunächst in Haydens Obhut, wird jedoch von den Deutschen aufgespürt und erschossen. Murphys Rachedurst kennt nun kein Halten mehr. Zunächst versucht er, das feindliche U-Boot mithilfe von Ellis' Maschine zu versenken, später eignet er sich Louis' Kutter an und geht damit auf die Deutschen los - obschon die in Europa längst ihre Kapitulation unterzeichnet haben...

In der noch jungen Tradition von "Hell In The Pacific" stehende Geschichte eines Privatkrieges vor exotischer Kulisse. Diesmal stehen sich ein britischer Soldat und ein deutscher U-Boot-Kapitän (Horst Janson) gegenüber und versuchen sich zu bekriegen, wobei die offensive Aggression vornehmlich von Murphy und seinem bösen, durch das Kentern seines Schiffes hervorgerufenen Trauma ausgeht, nicht von wechselnder Seite. Auch ist dies weniger die Geschichte eines auf einen intimen Mikrokosmos beschränkten "Parallelkrieges", den zwei abgeschnitte Individuen führen, denn die ener persönlichen Obsession.
Yates, der unter recht widrigen Produktionsbedingungen an authentischen Schauplätzen gefilmt hat, holt das Beste aus seinem großen Hauptdarsteller heraus, der noch einmal ein wenig lawrence'schen Fanatismus pflegen darf. Ansonsten triumphieren ganz besonders Weite und Schönheit der venezolanischen Küstenkulisse als heimliche Hauptdarsteller.

7/10

Peter Yates period piece Venezuela WWII U-Boot


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LIVING IT UP (Norman Taurog/USA 1954)


"Oooh, the fever's coming back!"

Living It Up (Der sympathische Hochstapler) ~ USA 1954
Directed By: Norman Taurog

Als überregional bekannt wird, dass der im Wüstenkaff Desert Hole beheimatete, unbedarfte Banhofsvorsteher Homer Flagg (Jerry Lewis) mit einem Wagen aus dem Atombombentestgebiet herumkutschiert, nun offenbar verseucht ist und nur noch wenige Tage zu leben hat, avanciert er zum tragischen Helden der Nation. Die New Yorker Klatschjournalistin Wally Cook (Janet Leigh) wittert einen dicken Story-Fisch und will Homers letzten Wunsch erfüllen: Zwei Wochen New York mit allem Drum und Dran, für die Wallys Chef (Fred Clark) bereitwillig die Spesen übernimmt. Homer jedoch ist mitnichten krank: Sein Kumpel, der Provinzmedizinier Steve Harris (Dean Martin) hat eine dumme Fehldiagnose erstellt. Um an die hübsche Wally heranzukommen, beschließen er und Homer jedoch, das offerierte Spiel mitzuspielen und die Vorzüge der Großstadt in vollen Zügen zu genießen - bis der Schwindel auffliegt.

Einer der schönsten Martin-Lewis-Arbeiten, die so ziemlich alles auffährt, was die Kunst des Paares auszeichnet: Urkomische Szenen und tolle Musical-Nummern, von denen besonders der wie ein Derwisch aufdrehende Jerry Lewis profitiert. Einem Schimpansen auf Amphatamin gleich hüpft, springt und albert er sich durch den Film als gäbe es kein Morgen mehr. Dazu präsentiert "Living It Up" ganz wunderbare Kulissen, die der ohnehin latenten Irrealis der Martin/Lewis-Szenerien Rechnung tragen. Ganz offensichtlich auf dem Studiogelände der Paramount errichtet, sehen die "New Yorker" Straßenzüge in etwa so authentisch aus wie Gene Kellys Traummetropole in Minnellis "An American In Paris" - alles sauber, adrett, aus Plastik und künstlich beleuchtet; Taurog eröffnet dies ganz wunderbare Gelegenheiten zur Abwicklung von Sketchen und Gesangsszenen, eingebunden in ein klassisches Screwball-Szenario. Höhepunkte insbesondere der lewis'schen Darbietung stellen eine entfesselte Jitterbug-Sequenz mit Sheree North dar, eine Hospitalszene, in der Lewis parallel drei Spezialärzte, einen österreichischen, einen französischen und einen chinesischen, austricksen muss und sich zu diesem Zweck kurzfristig in jeden einzelnen von ihnen verwandelt, sowie die gemeinsame Darbietung mit Martin von "Ev'ry Street's a Boulevard in Old New York". Klassisches Entertainment.

8/10

Norman Taurog New York Martin/Lewis Freundschaft Journalismus New Mexico Jerry Lewis


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MONEY FROM HOME (George Marshall/USA 1953)


"Every dog has his day, but the nights are mine."

Money From Home (Der tollkühne Jockey) ~ USA 1953
Directed By: George Marshall

New York zur Prohibitionszeit: Der notorische Zocker Herman 'Honey Talk' Nelson (Dean Martin) hat einen riesigen Schuldenberg beim stadtberüchtigten Gangster Jumbo Schneider (Sheldon Leonard). Zur Begleichung derselben soll Honey Talk nach Maryland fahren, wo in Kürze ein großes Pferderennen stattfindet, und die Favoritenstute am Antritt hindern. Honey Talks tierlieber Vetter, der Veterinärsgehilfe Virgil Yokum (Jerry Lewis) soll ihn begleiten und notfalls den "tierischen" Aspekt des Jobs besorgen. In Maryland finden beide einen permanent alkoholisierten, englischen Jockey (Richard Haydn) vor, dessen Identität Virgil kurzerhand annimmt, sowie ihre jeweilige große Liebe und damit auch ihre Ehrbarkeit wieder.

Der Erfolg der Martin/Lewis-Komödien war, bei all ihrer prinzipiellen, spezifischen Stromlinienförmigkeit, immer auch ein wenig abhängig von der Güte des Scripts und dem Engagement des Regisseurs. George Marshall, ein vielbeschäftigtes Relikt aus dem golden age der Studioära, trug für drei Filme des Duos die Verantwortung und war vermutlich schlicht zu traditionsverhaftet, um mit dem basal durchaus anarchischen, neuen Humor der beiden Entertainer, zur Gänze umgehen zu können. So wirkt auch "Money From Home" sehr familienkompatibel, seine Albernheiten domestiziert und harmlos und Martin und Lewis vergleichsweise gezähmt in ihren Versuchen, gegen die korsettierte Biederhaftigkeit des Stoffes anzukämpfen.
Es ist die Frage, was man zu sehen wünscht: Als Vertreter der eher gemäßigten Entertainment-Sparte von Lewis' und Martins Geschäftsgebahren, ist "Money From Home" als durchaus repräsentativ zu bezeichnen, das, was sie in ihren Sternstunden auszeichnete, nämlich die entfesselte Ausgelassenheit ihrer beider Kunst, findet man hierin jedoch nicht vor.

6/10

George Marshall New York period piece Maryland Pferderennen Freundschaft Alkohol Martin/Lewis Jerry Lewis


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MEN IN WAR (Anthony Mann/USA 1957)


"I want to live as long as I can."

Men In War (Tag ohne Ende) ~ USA 1957
Directed By: Anthony Mann

Während des Koreakrieges bewegt sich ein siebzehnköpfiges Bataillon von US-Marines unter der Führung von Lt. Benson (Robert Ryan) mitten durchs Feindgebiet. Es gilt, die Höhe 46 zu erreichen, auf der heimische Truppen lagern sollen. Unterwegs trifft das Platoon auf Sergeant Montana (Aldo Ray) und seinen schwer traumatisierten Colonel (Robert Keith), die sich Benson und seinen Männern mehr oder wenig unfreiwillig anschließen. Der Weg zur Höhe 46 führt durch Haubitzenbeschuss und Mienenfelder, doch der größte Schrecken wartet am Ziel: Der Hügel befindet sich bereits in Feindeshand und muss zurückerobert werden.

Bereits die minimalistisch-karge, fast kammerspielartige Form, die Anthony Mann für seinen Kriegsfilm gewählt hat, verleiht seiner Intention Glaubwürdigkeit. In schmucklosem Schwarzweiß gefilmt, zeitlich begrenzt auf einen singulären Tag, erzählt "Men In War" von der persönlichen Hölle, die der versprengte, zunehmend dezimierte Soldatenhaufen durchlebt. Daran ist nichts Glorioses und nichts Feierliches, manche Szenen, speziell jene, in deren Zuge die Gruppe sich mit einer weiteren Todesfalle konfrontiert sehen, werden bis an die Grenzen der Erträglichkeit gedehnt. Man meint förmlich, die stickig-feuchte Luft und die schwitzige Atmosphäre omnipräsenter Todesangst atmen zu können. Von hausgemachter Romantik, wie sie etwa "Thunder Bay", aber auch andere Filme Manns versprühen, ist in "Men In War" garantiert nichts zu spüren. Gut, die Finalminute - Lt. Benson verteilt zu ferner Zapfenstreichmusik poshume Tapferkeitsmedaillen an seine gefallenen Kameraden - trägt dann doch einem wie auch immer gearteten Heldenethos Rechnung, lässt sich allerdings auch wohlwollend in einen kritischen Subtext setzen. "Men In War" hätte ebensogut auch von Ray, Fuller, Milestone oder Aldrich stammen mögen; den traurigen Fatalismus ihrer Kriegsfilme teilt er in melancholischem Gedenken.

8/10

Anthony Mann Freundschaft Koreakrieg period piece Historie


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THUNDER BAY (Anthony Mann/USA 1953)


"Ha! Stupid oil men..."

Thunder Bay (Die Todesbucht von Louisiana) ~ USA 1953
Directed By: Anthony Mann

Louisiana, 1946: Der Bauingenieur Steve Martin (James Stewart) und sein Kumpel Johnny Gambi (Dan Duryea) wittern endlich die große Chance, einen langgehegten Traum zu verwirklichen: Vor der Küste, im Golf von Mexiko, vermutet Martin riesige, unterseeische Ölvorkommen. Um diese ausfindig zu machen, will er zunächst eine Öl-Rig errichten. Damit eckt er bereits bei den hiesigen Garnelenfischern an, die hinter dem Engagement der Ölförderer eine immense Störung ihres täglichen Broterwerbs wittern. Doch nicht nur die Einheimischen bereiten Martin und Gambi Probleme, auch der finanzierende Konzern wartet auf handfeste Resultate und setzt die Arbeiter unter Zeitdruck.

Inmitten ihres berühmten Westernzyklus fertigten Anthony Mann und sein Hauptdarsteller James Stewart noch drei andere Projekte, das erste davon dieser aus heutiger Sicht inhaltlich reichlich hausbacken wirkende Heimatfilm, in dem die historische, ökonomische und soziale Bedeutsamkeit der landeseigenen Ölförderung betont wird. James Stewart als klassischer amerikanischer Held und Vorreiter ungern gesehener, nichtsdestotrotz progressiver Ideen ist in einer für ihn typischen Rolle zu sehen; ruppig, exzentrisch, mit Ecken und Kanten versehen, aber nichtsdestotrotz beseelt von güldenem Pioniergeist. Am Ende wird alles gut, Martin und der reiche Multi im Hintergrund haben ihr Öl, die Helden jeweils ihr Mädchen und sogar ihre vormaligen Rivalen Ruhe, da sich unter der Bohrplattform ganz zufällig auch die vermissten Garnelen sammeln und damit die Zukunft der Fischer gesichert ist. Die Leistungen von Mann und Stewart sind im Gegensatz zu dieser etwas haarsträubenden Öko-Utopie allerdings tadellos und hätten natürlich, ein etwas anderes Setting vorausgesetzt, auch ebensogut im Wildwest-Milieu angesiedelt werden können.

7/10

Anthony Mann Louisiana Südstaaten period piece Fischerei





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Funxton

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