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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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BACK TO THE FUTURE PART III (Robert Zemeckis/USA 1990)


"Traveling through time has become much too painful."

Back To The Future Part III (Zurück in die Zukunft III) ~ USA 1990
Directed By: Robert Zemeckis


Marty (Michael J. Fox) folgt seinem Freund Doc Brown (Christopher Lloyd) nach dessen luftigem Unfall ins Jahr 1885, um ihn vor seinem drohenden Ende infolge eines Revolverkampfes zu bewahren. Dummerweise bekommt der DeLorean auf der Flucht vor Indianern ein Leck in der Benzinleitung, was bedeutet, dass man die Zeitmaschine nur auf eine höchst altmodische Weise wieder flott bekommt.

Das Finale der Trilogie ist wieder etwas besser und homogener geraten als der etwas grelle und eben in erster Linie als Bindeglied fungierende zweite Teil. Liebevoll wird Hill Valley als Pionierstädtchen dargestellt mitsam mannigfaltigen inneren und äußeren Reminszenzen an das Genre, die sich wahlweise in den diversen Zitaten oder in Gastauftritten von Altstars wie Harry Carey jr. und Dub Taylor zu äußern belieben. Nicht umsonst wir einer Schabernack mit Martys "Decknamen" 'Clint Eastwood' getrieben. Was dem Film sehr gut bekommt, ist das Eingehen auf den Charakter des Doc Brown, der hier die endgültige Wandlung vom verschrobenen Wirrkopf hin zum Ersatzvater vollzieht und am Ende sogar als emsiger Dynastiebegründer gezeigt wird. Offenbar übte die Periode des historischen Westens eine größere Faszination auf Zemeckis und Bob Gale aus als die Kreierung von Halbutopien und apokalyptischen Gegenwartsszenarien.
Die entspannten Momente inmitten dieses ansonsten ja fast archetypischen Monuments der Hektik tun dem Gesamteindruck auf alle Fälle sehr wohl und schlagen eine durchaus vitalisierende Brücke zu einem seinerzeit immerhin totgeglaubten Genre.

8/10

Zeitreise Mad Scientist Sequel Robert Zemeckis Freundschaft


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BACK TO THE FUTURE PART II (Robert Zemeckis/USA 1989)


"Keep 'em flying!"

Back To The Future Part II (Zurück in die Zukunft II) ~ USA 1989
Directed By: Robert Zemeckis


Kaum dass Marty McFly (Michael J. Fox) wieder in der Gegenwart von 1985 angekommen ist, muss er auch schon wieder dreißig Jahre in die Zukunft jetten, um seine künftige Familie vor nachhaltigen Schicksalswendungen zu bewahren. Dummerweise "leiht" sein alter Erzfeind und Superbully Biff Tannen (Thomas F. Wilson), mittlerweile ein knötternder Rentner, sich mal kurz den zeitreisenden DeLorean, um seinem jugendlichen Ich von vor sechzig Jahren einen Sportergebnisalmanach zu bringen. Dies hat zur Folge, dass Martys Gegenwart von 1985 verhängnisvoll verändert erscheint; Biff ist infolge prädestinierter Toto-Meisterschaft zu einem mächtigen Gangsterboss geworden, der Hill Valley in einen wahren Höllenschlund verwandelt hat. Es gilt abermals ins Jahr 1955 zu reisen, um alles wieder so herzustellen wie es für Marty wünschenswert ist.

Es war damals eine kleine Sensation, dass die beiden Fortsetzungsfilme von "Back To The Future" back-to-back gedreht wurden und mit dem relativ kurzen Zeitabstand von einem halben Jahr ins Kino kamen. Ich weiß noch, wie schwer es mir fiel, auf den dritten Teil zu warten, nachdem einem ja mit einem kleinen Teaser am Ende des zweiten dafür der Mund wässrig gemacht wurde. Ferner erinnere ich mich, dass der Soundtrack und die "Doubleback"-7" von ZZ Top bereits zum Kinostart von Teil II erhältlich waren, alles Bestandteile einer durchaus cleveren Marketingstrategie der Universal, von der ich mich damals selbstredend brav und willfährig mitschleifen ließ.
Nun, der zweite, deutlich höher budgetierte Teil fällt gegenüber dem Vorgänger in einigen Punkten ab. Zum Einen verfolgt mich nunmehr seit einundzwanzig Jahren ein seltsam undefinierbares Gefühl, demzufolge der Plot der Doppelfortsetzung, der im Prinzip einzig darauf fußt, dass - wovon wir zuvor nichts wussten - Marty McFly es bodenlos verabscheut, sich "chicken" (in der dt. Fassung: "Feige Sau") schimpfen zu lassen, eine ziemlich unpassende Erweiterung der schönen Nostalgiegeschichte des Erstlings ist; zum Anderen steht die mutmaßende, kurzsichtige und "harte" Gestaltung der Zukunft in keiner Relation zu jener liebevollen der Vergangenheit im Vorgänger. Was den stark erweiterten Diskurs um die Möglichkeiten von Zeitreisen und ihren Effekten auf die Zukunft sowie den unermüdlichen Einsatz von in-jokes und running gags anbelangt, sind die beiden Fortsetzungen indes noch immer mustergültig.
Ansonsten bleibt zu vermelden, dass die Welt nur noch knappe fünf Jahre hat, die Prognosen von Zemneckis und Gale zu bewahrheiten. Von fliegende Autos und Skyways, Hoverboards, selbsttrocknenden Collegejacken und Pizzahydratoren ist ja leider noch nicht viel zu sehen. Worin die beiden Phantasten indes aber doch Hellsichtigkeit bewiesen, war das Segment Medienentwicklung. Im Jahre 2015, so erfahren wir, läuft ein "Jaws" im Kino, der mit 3D-ähnlicher, holographischer Technik beworben wird, derweil daheim die Fernseher sukzessive Leinwandgröße erreichen. Seht, seht.

7/10

Robert Zemeckis Zeitreise Sequel Familie Mad Scientist


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BACK TO THE FUTURE (Robert Zemeckis/USA 1985)


"Jesus, it is a wonder I was even born."

Back To The Future (Zurück in die Zukunft) ~ USA 1985
Directed By: Robert Zemeckis


Ein kleinstädtischer Durchschnittsschüler namens Marty McFly (Michael J. Fox) gerät durch die urplötzliche Flucht in einer von seinem zauseligen Freund Doc Brown (Christopher Lloyd) entworfenen Zeitmaschine ins Jahr 1955 - dreißig Jahre zurück in die Vergangenheit. In dieser Ära sind Martys Eltern (Lea Thompson, Crispin Glover) gerade in seinem Alter und kurz davor, sich zu begegnen. Martys unfällige Anwesenheit in dieser Zeit sorgt jedoch für allerlei Durcheinander, das es zu richten gilt, bevor er in seine, unterdessen im durchaus positiven Sinne modifizierte, Gegenwart zurückkehren kann.

Ein Musterbeispiel für die wirkungsvolle Erzeugung und Affizierung von Temporeichtum im Mainstreamkino von vor fünfundzwanzig Jahren. Mit einer im Vergleich zu heutigen, ähnlich gelagerten Genrefilmen lächerlich niedrig erscheinenden Schnittfrequenz, charmanten bis hausbackenen Spezialeffekten und dem Einsatz flotter Popsongs von heute und gestern erzeugt Zemeckis die blanke Illusion filmimmanenter Geschwindigkeit, dies allerdings auf eine so effektive Weise, dass es tatsächlich "zeitlos" wirkt. Eine Fähigkeit, die gute Komödienregisseure auszeichnet; schlag nach bei Wilder, Cukor, Lubitsch. Mir absolut unverständlich, dass Zemeckis mittlerweile zum reinen Virtualienfilmer verkommen ist. Die dem Sujet angemessene, durchaus positiv konnotierte Gestresstheit von "Back To The Future" liegt dabei fast ausschließlich in Script und Dramaturgie begründet; eine Vielzahl von inhaltlichen Koinzidenzen sorgen ganz im Stile der klassischen Serials aus den früheren Kinotagen (die "Back To The Future" bis zum Ende hin konsequent zitiert) für pausenlose Verwicklungen, die es jeweils zu entwirren gilt für den Protagonisten, der ja dem "Fluch" der Zukunftskenntnis aufgesessen ist. Geradezu brillant die Ausweitung des psychologischen Themas ödipaler Sehnsüchte, das durch das Medium Zeitreise ja eine ganz neue Dimension erhält.
Leider steht mein Physikdiplom noch immer aus, daher weiß ich nicht genau, inwieweit die Stimmigkeit der logischen Bestandteile der Geschichte zu werten ist; beispielsweise meine ich, mal gehört zu haben, dass es unmöglich sei, zweimal im Zeitstrom zu existieren, was die Tatsache, dass Marty und sein anderes Ich im Finale in Blickweite geraten, praktisch unmöglich machte. Vielleicht habe ich das aber auch einfach bloß geträumt. Der zweite und dritte Teil scheren sich ja noch weniger um diese disziplinäre Prämisse und machen sie im Gegenteil sogar zu einem wesentlichen Bestandteil ihres Plots.

9/10

Zeitreise Robert Zemeckis Zukunft Sequel Coming of Age Mad Scientist Freundschaft Teenager


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DER NEUNTE TAG (Volker Schlöndorff/D, LU, CZ 2004)


"Wie kann jemand zugleich an Gott glauben und das tun, was sie tun?"

Der neunte Tag ~ D/LU/CZ 2004
Directed By: Volker Schlöndorff


Der Luxemburger Abbé Henri Kremer (Ulrich Matthes) sitzt wegen einiger scharf formulierter Pamphlete gegen die Rassengesetze der Nazis im sogenannten 'Pfarrerblock' von Dachau. Überraschend erhält er von neun von dem Untersturmführer Gebhardt (August Diehl) angeordnete Tage Heimaufenthalt, während derer er den sich als Dissidenten aufspielenden, luxemburgischen Bischofs Philippe (Hilmar Thate) überzeugen soll, seinen Widerstand aufzugeben. Als klar wird, dass dies unter keinen Umständen zu leisten ist, will sich Gebhardt auch mit einer öffentlichen Distanzierung Kremers von Philipes Aufsässigkeit begnügen - unter Inaussichtstellung einer gänzlichen Entlassung Kremers aus dem KZ. Doch widerspräche dies zutiefst seiner inneren, antinnazistischen Haltung...

Großartiger Schauspielfilm, in dem die Gretchenfrage zwischen der Skylla der Nazis und der Charybdis der Katholischen Kirche, speziell jener unter dem "Konkordatspapst" Pius XII., schon nach kurzer Zeit müßig wird, da es weniger um weltloche oder geistliche Institutionen geht als vielmehr um Wertanschauungen und Grundsätze, die unter allen Umständen standhaft bleiben müssen. Als solche Universalfragen diskutierender Exkurs ist "Der neunte Tag" ein wichtiger, mustergültiger und vor allem unbedingt sehenswerter Film über die Schrecken des Nationalsozialismus. Mit Diehl und dem unglaublichen Matthes, der ja ohnehin oft ein bisschen weltentrückt wird und diese Stärke hier als gezeichneter KZ-Insasse "auf Urlaub" noch umso eindrucksvoller ausspielen kann, stehen dem glücklicherweise in jeder Hinsicht distanzierten und daher komplett pathosfrei inszenierenden Regisseur Schlöndorff darüberhinaus zwei Akteure zur Verfügung, die ob ihrer Brillanz ohnehin beinahe jede Kritik müßig erscheinen lassen.

9/10

Konzentrationslager WWII Nationalsozialismus Kirche Volker Schloendorff


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DER UNHOLD (Volker Schlöndorff/D, F, UK 1996)


"All I wanted to do was to help, but somehow I inspired people's fear."

Der Unhold ~ D/F/UK 1996
Directed By: Volker Schlöndorff


Über tragische Umwege gelangt der Automechaniker Abel Tiffauges (John Malkovich) im zweiten Weltkrieg zunächst an die Front gegen die Deutschen, kommt alsbald in Kriegsgefangenschaft und wird wegen seiner offensichtlichen Tierliebe von Goerings (Volker Spengler) Forstmeister (Gottfried John) persönlich als Faktotum auf dessen feudalen Landsitz angeheuert. Nach dem Massaker bei Stalingrad zieht Goering das gesamte Personal ab und Abel wechselt auf die benachbarte Zitadelle Kaltenborn, eine Napola für Sprösslinge besonders wohlhabender Eltern. Nach kurzem erhält der naive Abel dort den Auftrag, für die drohende Aufstockung der Wehrmacht sämtliche Jungen aus der Umgebung zu rekrutieren - eine Aufgabe, die der verblendete Simplicissimus willfährig erledigt. Als Abel das Ausmaß seines Tuns bewusst wird, ist es bereits zu spät: Kaltenborn wird gnadenlos von den Russen überrannt und Abel flieht, einen jüdischen Jungen (Ilja Smoljanski) auf dem Arm, ziellos in die winterlichen Sümpfe.

Die Verfilmung von Tourniers "Der Erlkönig" steht in direkter Tradition zur "Blechtrommel" - in beiden Werken geht es um die gleichermaßen distanzierte, dann aber mehr und mehr doch verhängnisvoll involvierte Beobachtung des Dritten Reichs, seines Aufstiegs und Falls. Im Gegensatz zu Oskar Matzerath ist die Dimension des Systems, das ihn kurzzeitzig assimiliert, Abel Triffauges aber zunächst nicht bewusst; er ist zwar geistig auf der Höhe, aber emotional betrachtet hoffnungslos unterentwickelt. Seine aufrichtige, reine Liebe zu Kindern bezahlt er zunächst mit dem Preis übler Verdächtigungen und eines ruinierten Rufs, um dann später "seine" gesamte Kinderschar machtlos dem Feindesfeuer übergeben zu müssen. Der Gedanke, dass nicht das Schicksal uns leitet, sondern umgekehrt, kommt erst viel zu spät.
Schlöndorff kleidet sein Observationsmärchen in gleichermaßen aufwendige wie ästhetisch tragfähige, zwischen farbig und schwarzweiß wechselnde Szenarien, durch die ein abermals virtuoser Malkovich stapft, dessen Interpretation ein wenig an seinen Lennie Small aus "Of Mice And Men" erinnert: Monster und Kind zugleich, ein unschuldiges Opfer seiner verheerenden gesellschaftlichen Umstände. Ansonsten wäre da noch Spenglers fabelhafte Karikatur des größenwahnsinnigen Reichsfeldmarschalls erwähnenswert, eine der brillantesten mir bekannten Nazisatiren.

8/10

Volker Schloendorff Nationalsozialismus WWII Kinder Parabel Erwachsenenmaerchen


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WHITE FEATHER (Robert D. Webb/USA 1955)


"Try being reasonable."

White Feather (Die weiße Feder) ~ USA 1955
Directed By: Robert D. Webb


Mit fast sämtlichen der in Wyoming ansässigen Indianerstämmen hat die Kavallerie bereits Friedensverträge (die freilich nichts anderes besagen, als dass sie ihre Jagdgründe verlassen und umsiedeln müssen, um weißen Farmern und Ranchern ihr Land abzutreten) geschlossen, mit Ausnahme der Cheyenne. Der Häuptlingssohn Little Dog (Jeffrey Hunter) ist zu stolz, um das Stammesgebiet ohne Kampf feilzubieten, derweil der Landvermesser Tanner (Robert Wagner), in den sich Little Dogs Schwester Appearing Day (Debra Paget) mit allen Mitteln versucht, einzulenken.

So prächtiges wie charmantes Hollywood-Handwerk der alten Schule und nach der "Cochise-Trilogie" und Anthony Manns "Devil's Doorway" immerhin einer der frühesten Western, die sich zumindest bemühten, sich der indianischen Perspektive der historischen Abläufe anzunähern. "White Feather" macht dazu freilich unverhohlen Gebrauch von einer romantisierenden Verklärung, die man sonst eher von dem Sachsencowboy Karl May kennt: Auch hier kommt es nach anfänglichen Spannungen und Misstrauensbekundungen zur Freundschaft zwischen einem schmucken, weißen Landvermesser und einem edlen, roten Häuptlingssohn, auch hier verlieben sich ebenjener Landvermesser und die Häuptlingstochter ineinander (allerdings mit glücklichem Ausgang). Der Aufwand, der daür von der kurzlebigen Produktionsgesellschaft 'Panoramic' betrieben wurde, ist unverhältnismäßig zu anderen, zumeist im B-Sektor angesiedelten Western dieser Tage und diente zweifelsohne primär der Vermarktung von CinemaScope. Gigantische Massenszenen, gewaltige Panoramen und der permanente Versuch, möglichst viel an Bildinhalt in eine Einstellung zu pressen, sprechen Bände. Entsprechend genießerisch und reuelos kann man sich jedoch in dieses naive Indianerabenteuer fallen lassen. Sehr schön.

8/10

Robert D. Webb Wyoming Militaer


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BRIGHT LIGHTS, BIG CITY (James Bridges/USA 1988)


"Faulkner and Fitz - where the hell have you gone?"

Bright Lights, Big City (Die grellen Lichter der Großstadt) ~ USA 1988
Directed By: James Bridges


Der Jungautor und -journalist Jamie Conway (Michael J. Fox) knackt beständig daran, dass seine Frau Amanda (Phoebe Cates) ihn nach nur wenigen Wochen Ehe verlassen und sich der Glitzerwelt des Modelgeschäfts zugewandt hat. Jamies Arbeit bei einem altehrwürdigen Printmagazin wird zunehmend fehlerhaft, derweil er in exponentiellem Maße Koks und Alkohol zuspricht. Für seinen Kumpel Tad (Kiefer Sutherland) ein glücklicher Umstand, der tickt nämlich genauso. Als sich der Todestag seiner Mutter (Dianne Wiest) nähert, wird es für Jamie noch schwerer. An den Rand zum endgültigen Abstieg gedrängt, muss er eine Entscheidung treffen...

Ein hellsichtiges Quasi-Sequel von "The Secret Of My Succe$s", das erstaunlich viele Parallelen zu diesem aufweist: Hier wie dort geht es um einen jungen Mann aus Kansas, der nach Manhattan kommt, um sich dort vom großen Erfolg in Empfang nehmen zu lassen, hier wie dort wartet zuallererst die große Ernüchterung. Dass beide in unterschiedlichen Branchen arbeiten und Jamie nicht über das künftige Megagehalt eines Brantley Cooper verfügt, ist dabei bloße Makulatur. Jamie Conway hat allein etwas weniger biographisches Glück und erlebt das Yuppie-Dasein als Albtraum. Ohne eine Prise "bolivianisches Glitzerpulver" kann kein Tag mehr in Angriff genommen, geschweige denn bewältigt werden; die Discos und Clubs der Stadt, die mit schicken Damen, doppelten Wodkas und New Order locken und die jede Nacht bis frühmorgens geöffnet haben, scheinen da deutlich reizvoller. Mit Ausnahme ein paar weniger Szenen vermeidet "Bright Lights" jegliche Naivität von "The Secret" und ist eigentlich nichts anderes als dessen desillusionierte, dekonstruierende Kehrseite - freilich in gemäßigten Bahnen, schon um der Reputation seines Hauptdarstellers Willen. Wie sich Fox hier im Vergleich zu seinen früheren (und noch folgenden) Sunnyboy-Auftritten fallenlässt, das ist immerhin schon ehrenwert. So richtig voll auf Turkey, mit fettigem Haar und Dreitagebart, getraut er sich hier aber auch nicht anzubendeln. Da muss die Sonnenbrille (die am Ende - Vorsicht, Symbolik! - gegen ein ofenfrisches Baguette getauscht wird) reichen.

7/10

Alkohol Yuppie Journalismus Drogen James Bridges Disco Kokain New York


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THE SECRET OF MY SUCCE$S (Herbert Ross/USA 1987)


"I hate men." - "Well, glad I'm not one of 'em."

The Secret Of My Succe$s (Das Geheimnis meines Erfolges) ~ USA 1987
Directed By: Herbert Ross


Landei Brantley Cooper (Michael J. Fox) komt von Kansas nach New York, um dort das große Geld zu machen. Der einzige Job, der sich auftreiben lässt, findet sich dann aber in jenem Konzern, dem Howard Prescott (Richard Jordan), Brantleys Onkel um sieben Ecken, vorsteht. Eingesetzt als Postbote nutzt Brantley die unübersichtlichen Personalstrukturen in der Firma, um sich eine inoffizielle Zweitexistenz als Manager zu erschaffen, die zwar den gewünschten beruflichen Erfolg, aber auch allerlei private Verwicklungen mit sich bringt.

Repräsentatives Lehrstück über den Uhrengang in den Achtzigern, der sich selbst zwar vordergründig satirisch gibt, die Freuden des Yuppie-Daseins jedoch allenthalben mit größter Faszination zelebriert. Die Botschaften, die der Film mit dem neckischen Dollarzeichen im Titel, in sich unterbringt, sind dabei unmissverständlich: Ausbildung, unbedingter Erfolgswille und vor allem harte Ellbogen sind genau die drei Dinge, die dich im Leben weiter und irgendwann an den Trog mit dem ganz großen Geld bringen. Zwar quasselt dieser Brantley Cooper (der sich von einem Marty McFly nicht wesentlich unterscheidet) unentwegt davon, dass er es "alleine schaffen" wolle, sein letztendlicher Triumph gründet sich dann aber doch bloß auf der Unterstützung seiner von Brantleys sexuellen Diensten überwältigten Pseudotante. "The Secret" ist sozusagen ein letzter, händeringender Versuch zur romantischen Verklärung der reagonomics, nur wenige Wochen, bevor Oliver Stone mit "Wall Street" um die Ecke kam und all das idealistische Geschwätz um den Traum vom großen Geld bitterbös Lügen strafte.
Was Ross' Film angeht: Ein zwar unterhaltsames, aber grausam hohles Filmmärchen ist das Resultat, aber, wie erwähnt, auch eines, das unentbehrlich ist innerhalb eines umfassenden 80er-Jahre-Kanons. Denn hier haben wir niemand Geringeren als einen Patrick Batemanbeim Berufseinstieg.

6/10

Verwechslung New York Geld Yuppie Herbert Ross


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BILL & TED'S EXCELLENT ADVENTURE (Stephen Herek/USA 1989)


"It seems to me the only thing you've learned is that Caesar is a salad dressing dude."

Bill & Ted's Excellent Adventure (Bill & Ted's verrückte Reise durch die Zeit ~ USA 1989
Directed By: Stephen Herek


Die beiden tumben, unzertrennlichen kalifornischen Teenager und Heavy-Metal-Fans Ted Logan (Keanu Reeves) und Bill S. Preston (Alex Winter) sehen ihre Zukunft gefährdet. Sollten sie nicht binnen 24 Stunden ein Geschichtsreferat zustande bringen, das ihre Noten exorbitant verbessert, würden sie sitzenbleiben. Ted müsste dann zudem auf eine Militärakademie. Außerdem stünde, wovon sie nichts ahnen, die gesamte Zukunft auf dem Spiel. Wie gut, dass ihnen ein seltsamer Mann mit portabler Telefonzelle begegnet: Rufus (George Carlin) jedenfalls weiß, wie man ein ordentliches Geschichtsreferat zustande bringt.

Bill und Ted sind niemand geringerer als die Urväter aller dämlichen Teenieduos von Wayne und Garth bis hin zu Jesse und Chester aus "Dude, Where's My Car?". Eine etwas zweifelhafte Ahnherrschaft vielleicht, nichtsdestotrotz aber eine extrem cremige. "Bill & Ted's Excellent Adventure" ist eine glänzende, und vor allem zeitlose Satire auf den desolaten Kenntnis- und Interessenstand des typischen WASP-Kid, dem große Eisschüsseln, lange Wasserrutschen und der Traum von der eigenen Stadionband allemal wichtiger sind als das geringste bisschen Kopftraining. Bill und Ted kultivieren eine Art eigenen "Dialekt" rund um die Universalbezeichnung aller Menschen als 'Dude', die in der grandiosen deutschen Synchronisation noch wüstere Kapriolen schlägt, aufgrund des unverdienten Misserfolgs des Films hierzulande jedoch leider keinen langfristigeren impact auf die Spaßkultur zu hinterlassen vermochte. Die bunte Kompilierung der historischen Persönlichkeiten und ihre Reaktionen auf die US-Konsumgesellschaft der herandämmernden neunziger Jahre ist dabei sogar von ausnehmender Brillanz. Besonders hervorragend Terry Camilleri als Napoleon, der mit stets seriöser Eroberermiene alles mitnimmt, was an der Westküste existenzelementar ist: Bowlingbahn, Eisparadies, Spaßbad.
Der Film, den ich selbst zu seliger Schulzeit im Philosophieunterricht anschleppte, fand immerhin sogar den Beifall des entsprechenden, weißbärtigen Fachlehrers; bis heute eine ganz private, zusätzliche Adelung für dieses, ist man mal ganz ehrlich, alles in allem intellektuell doch eher bescheidene, kleine Vergnügen.

7/10

Zeitreise Teenager Freundschaft Satire Stephen Herek Groteske Schule


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DAY OF THE DEAD (George A. Romero/USA 1985)


"This is a great, big, fourteen-mile tombstone!"

Day Of The Dead (Zombie 2 - Das letzte Kapitel) ~ USA 1985
Directed By: George A. Romero


Während die Untoten weiter die Erde überrennen, hat sich eine gemischte Gruppe aus Wissenschaftlern und Militärs in einen unterirdischen Bunker in den Everglades zurückgezogen. Regelmäßige Erkundungsflüge mit einem Hubschrauber liefern ebensowenig Ergebnisse wie die ständigen Streitereien zwischen den Interessenskonfliktlern. Die gespannte Situation zeigt bald auch psychische Auswirkungen: Depression, Schizophrenie, Nervenzusammenbrüche und Größenwahn ergreifen von den Belagerten Besitz und provozieren bald eine gewaltsame Lösung der Lage.

Ein Zombiefilm als Kammerspiel wird nicht eben das sein, was nach dem revolutionären "Night" und dem aktionslastigen "Dawn" antizipiert wurde; umso ratloser die ersten Reaktionen auf "Day", die sich zumindest in kleinem Umfang im Laufe der Jahre nach und nach jedoch in verdiente Anerkennung wandelten. Über weite Strecken präsentiert Romero mittels reiner Dialogszenen konsequent die klaustrophobische Situation innerhalb des Bunkers, die sich parallel zum rumorenden Innenleben der Beteiligten von Tag zu Tag verschlimmert. Einzig die zwei aus der Schnittmenge von Waffen- und Forschungsbrüdern herausfallenden Lebenskünstler John (Terry Alexander) und McDermott (Jarlath Conroy), die einzig wegen ihrer unerlässlichen Funk- bzw. Flugkünste geduldet werden, sind in der Verfassung, den gebührenden Überblick zu wahren: In einem kleinen, abgetrennten "Zivilisten-Refugium" harren sie bei gutem Whiskey und guter Freundschaft der zwangsläufigen Eskalation der Dinge, die sowohl der sich zum kleinformatigen Putschisten aufspielende Colonel Rhodes (Joe Pilato) als auch der zunehmend verrückte Dr. Logan (Richard Liberty) provozieren. Für Sarah (Lori Cardille), die einzige Frau in dieser Testosteronhölle, deren Kurzzeitliebhaber Miguel (Antonè DiLeo) zudem nicht mehr mit der Situation fertig wird, bleibt da nurmehr eine letzte Allianzoption.
Was Romeros meisterlichem "Day Of The Dead" im Laufe der Jahre an Unbill widerfahren ist, bringt mich, gelinde gesagt, zum Kotzen. Besonders die Art und Weise, in der die sich einmal mehr als peinlich verständnisentledigt präsentierende, bundesdeutsche Zensurliga nunmehr seit Jahrzehnten mit einem der intelligentesten und wichtigsten Horrorfilme der letzten dreißig Jahre umspringt, ist bezeichnend. Trotz bereits unmöglicher Kürzungen steht das Werk noch immer auf der ewigen Beschlagnahmeliste. Dass das nichts weniger ist als ein weiteres Indiz für kulturellen Hinterwald muss nicht noch extra erwähnt werden.
Mit dem konditionierten, domestizierten Zombie Bub (grandios: Howard Sherman) hat Romero eine der - wenn nicht gar die interessanteste(n) und einprägsamste(n) Figur(en) seines gesamten "Dead"-Zyklus geschaffen, sabbernd, stöhnend, salutierend. So ähnlich stelle ich mir gewisse Staatsanwälte vor.
"Day" steht für mich mittlerweile längst auf einer Stufe mit "Dawn", wenn nicht gar darüber.

10/10

George A. Romero Mad Scientist Militaer Apokalypse Dead-Zyklus Zombies Independent





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