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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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ANATOMIE 2 (Stefan Ruzowitzky/D 2003)


"Idioten!"

Anatomie 2 ~ D 2003
Directed By: Stefan Ruzowitzky


Der junge Arzt Jo Hauser (Barnaby Metschurat) geht aus dem rußgeschwärzten Duisburg nach Berlin, um an einem renommierten Klinikum praktizieren zu können. Sein großes persönliches Ziel ist es, dereinst seinem unter einer schweren Muskelkrankheit leidenden kleinen Bruder (Hanno Koffler) helfen zu können. An Jos neuer Wirkungsstätte ist auch der von seinen Jüngern vergötterte Professor Müller-LaRousse (Herbert Knaup) tätig, wie Jo bald herausfindet, mitsamt seinem jungen Forscherstab ein Mitglied der Anti-Hippokraten. Auch Jo zählt bald zur Loge und zur illustren Vasallengarde von Müller-LaRousse, bis ihm schmerzhaft bewusst wirde, dass dessen Experimente mit künstlichen Muskeln und selbstverabreichten Opiaten ins Bodenlose ufern.

Der Größenwahnsinn des von Herbert Knaup mit ansprechender Dämonie verkörperten Charles Müller-LaRousse (welch ein Name, nebenbei) spiegelt sich durchaus probat im ganzen Film wider. Wesentlich greller, hektischer und anarchischer als der Erstling präsentiert Ruzowitzky, der unterdessen scheinbar gesteigerten Gefallen an Stromgitarrenmusik gefunden zu haben scheint, sein Sequel. Dass dabei eine ganze Stange filmimmanenter Plattitüden zum Tragen kommen, schien ihn nicht weiter zu stören. Man mag dem Österreicher Ruzowitzky ferner ja noch nachsehen, dass das Ruhrgebiet im Verhältnis zur hippen Hauptstadt auch im Jahre 03 noch immer als bundesdeutscher Hort des grauen Himmels und der hinterwäldlerischen Kumpel-Kultur gezeichnet wird - was allerdings der ganze Käse mit der philippinischen Krankenschwestern-Garde soll, erscheint mir mindestens ebenso schleierhaft wie die Tatsache, dass ein offensichtlicher Soziopath wie Knaups Professoren-Charakter innerhalb der filmischen Realität eigentlich als Superstar medizinischer Forschung bestehen kann. Franka Potentes nette Figur aus dem Vorgänger darf nochmal auftreten, bleibt aber farblose Makulatur, derweil Wotan Wilke Möhring und die eitle Heike Makatsch mit Sicherheit keine akzeptablen Substitute für Benno Fürmanns wunderbar verrückten Killer aus Teil 1 sind. Kurz gebündelt würde ich sagen: 'Ganz lustig, aber irgendwie auch ganz schön doof'. Dennoch ein wenig schade, dass kein weiterer Teil mehr gekommen ist.

5/10

Medizin Drogen Mad Scientist Duisburg Slasher Stefan Ruzowitzky Madness Berlin


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ANATOMIE (Stefan Ruzowitzky/D 2000)


"Die große Liebe meines Lebens - für immer konserviert."

Anatomie ~ D 2000
Directed By: Stefan Ruzowitzky


Die aus einer Medizinerdynastie stammende Paula Henning (Franka Potente) gehört zur deutschen Elite der Nachwuchsärzte und darf deshalb "mit den Besten" in Heidelberg studieren. Dort stößt sie bei ihren anatomischen Studien auf die geheime Loge der Anti-Hippokraten, die ihren einst geleisteten Eid vorsätzlich negieren, um ungestört unethische Forschung betreiben zu können. Der zunächst etwas tumb scheinende, sich dann jedoch als völlig psychotisch herausstellende Hein (Benno Fürmann) wird für die herumschnüffelnde Paula zu einer tödlichen Gefahr.

Einer der an einer Hand abzählbaren Versuchen, den Genrefilm um die Jahrtausendwende herum sowohl in Deutschland als auch international zu etablieren, indem mit Rückenwind durch ein großes internationales Studio (Columbia) ein entsprechend budgetintensives, flott geschnittenes und angemessen unappetitlich ausstaffiertes Werk geschaffen wurde. "Anatomie" besitzt durchaus Stil, gibt sich phasenweise vorsätzlich trashig und hat dabei die unverkennbaren Inszenierungsqualitäten eines fähigen Regisseurs. Sehr nett auch der kesse Brückenschlag zu Tykwers im sselben Jahr produzierten "Der Krieger und die Kaiserin", in dem das heurige Antagonistenduo ja als verhindertes Liebespaar antritt.
Hier und da erweist sich das Script womöglich als ein bisschen allzu fabulierfreudig, etwa, wenn sich herausstellt, dass Paulas im Sterben liegender Opa (Werner Dissel) einst im Dritten Reich ein führender Kopf unter den Nazi-Ärzten gewesen sein soll, oder wenn die Story gegen Ende den einen oder anderen dramaturgischen Haken zuviel schlägt und, ganz der dullen "Scream"-Tradition verpflichtet, immer noch eine weitere Figur als fehleingeschätzt aus dem Hut zaubern muss. Dennoch ist allein das Bemühen, dem Horrorfilm hierzuland eine Plattform zu schaffen, bereits aller Ehren wert und schon grundsätzlich gebührend zu beklatschen, zumal hier deutlich gescheiter, ernsthafter und vor allem gekonnter geschehen als im Falle des ungleich vulgäreren, zeitgleich entstandenen "Flashback".

7/10

Splatter Madness Stefan Ruzowitzky Heidelberg Medizin Mad Scientist Serienmord Slasher


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EXTREME MEASURES (Michael Apted/USA 1996)


"It's Stone, as in Sharon."

Extreme Measures (Extrem) ~ USA 1996
Directed By: Michael Apted


Dr. Luthan (Hugh Grant), ein junger Arzt aus England, der in der Notaufnahme des New Yorker Gramercy Hospital praktisch 24-Stunden-Schichten schiebt und auf den gerade ein exorbitantes Forschungsstipendium wartet, stutzt, als ihm ein äußerlich kaum auffälliger Mann (Shaun Austin-Olsen) aus der Obdachlosenszene als Patient unterkommt, der unter Hyperventilation und Schockzuständen leidet und kurz darauf verstirbt. Als dann noch dessen Leiche auf unerklärliche Weise verschwindet, steigert sich Luthans Neugier umso mehr. Immer öfter stößt er bei seinen Recherchen auf den Namen 'Triphase', der eine Forschungsstiftung bezeichnet, welcher der als brillant geltende Dr. Myrinck (Gene Hackman) vorsteht. Jene hat sich offensichtlich der Heilung von irreparablen Lähmungskrankheiten verschrieben, geht dabei jedoch in höchstem Maße unethisch zu Werke...

Die Demystifizierung der 'Halbgötter in Weiß', für vielerlei Existenzen mit die größten Autoritäten, ist im Thriller-Genre längst fest inventarisiert. Ging es früher allerdings wahlweise um verrückte Mediziner, die phantastische Experimente und Selbstversuche durchführten oder um das zeitweilig beliebte Thema Organhandel, stellte "Extreme Measures" in den Neunzigern keine geringere Frage als die nach der ethischen Flexibiltät des Ärzteberufs: Darf womöglich gar der Hippokratische Eid selbst außer Kraft gesetzt werden, wenn größtmöglicher medizinischer und gemeinschaftlicher Nutzen die Zielvorgabe bilden? Dieser gegenständig zwar stark dramatisierte, rein hypothetisch jedoch gar nicht einmal so uninteressante Diskurs blieb im Übrigen nicht ohne Einfluss auf weitere Werke, s.o.. Für Apteds Film gilt, dass er sich in seiner Mache als hochglänzendes Mainstream-Produkt etwa kaum von den diversen Grisham-Verfilmungen abhebt und mit diversen Verschwörungsszenarien in etwa so subtil umspringt wie ein Schimpanse mit reifen Kokosnüssen, dass im Gegenzug der schlussendlich verbleibende Unterhaltungswert jedoch beträchtlich ist und einen alles in allem sehr spannenden Medizinalreißer hervorgebracht hat, den man sich gern auch öfter anschaut.

6/10

Obdachlosigkeit Michael Apted Medizin Menschenjagd Verschwoerung New York


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DER PLÖTZLICHE REICHTUM DER ARMEN LEUTE VON KOMBACH (Volker Schlöndorff/BRD 1971)


"Nach Amerika - wo Milch und Honig fließen..."

Der plötzliche Reichtum der armen Leute von Kombach ~ BRD 1971
Directed By: Volker Schlöndorff


Nach einigen misslungenen Versuchen überfällt eine Gruppe am Leben darbender Bauersleut' im Jahre 1821 die Postkutsche der hessischen Kurfürsten, in der Steuergelder transportiert werden. Rasch kommt der örtliche Kriminalrichter (Wilhelm Grasshoff) den sich bei aller Vorsicht ungeschickt verhaltenden Dörflern darauf. Diese werden mithin zum Geständnis gezwungen und hernach zum Tode verurteilt.

Schlöndorffs ursprünglich fürs Fernsehen gedrehtes, kleines Historienspiel steht ganz im Zeichen des Neuen Deutschen Films. Unter Mitwirkung der Kollegen Fassbinder und Hauff und in kargem, schmucklosem Schwarzweiß gefilmt, sowie entsprechend dem Minimalbudget in ein authentisch-zerlumptes Äußeres gekleidet, hat es beinahe den Anschein, als sei jemand in die Zeitmaschine gestiegen, habe die Kombacher Bauern anno 1821 tatsächlich mit der Arriflex verfolgt und hier nichts anderes als eine Dokumentation abgeliefert. Die charaktergesichtigen, teils steinalten Laiendarsteller, denen Schlöndorff im Monolog sogar Verhaspler durchgehen lässt, sind von ebenso gewöhnungsbedürftiger, stoischer Echtheit wie das ganze Ambiente des Films. Wie ein stark eklektizistisches Element wirkt da die trotzdem ganz formidable, mit poppigen Beats unterlegte Musik Klaus Doldingers, die sich auf sonderbare Art und Weise reibungslos mit dem Restfilm arrangiert.
Ein weiteres ganz wunderbares Werk dieses zu einem meiner liebsten werdenden Filmemachers.

9/10

Historie Heist Bauern Volker Schloendorff TV-Film perod piece Armut


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EVILSPEAK (Eric Weston/USA 1981)


"In this world, the strong survive and the weak are condemned."

Evilspeak (Der Teufels-Schrei) ~ USA 1981
Directed By: Eric Weston


Der tolpatschige, aber hochintelligente Sozial-Stipendant Stanley Coopersmith (Clint Howard) wird von seinen affektierten Mitschülern und Lehrern an der kalifornischen 'West Andover' Militärakademie schikaniert und drangsaaliert wo es nur geht. Als er eines Tages im Keller der örtlichen Kapelle diverse Reliquien des einst hier beheimateten Mönchs Esteban findet, bekommt Stanley heraus, dass jener nichts geringeres als ein exkommunizierter Satanist war, der Luzifer Menschenopfer dargebracht hat. Mithilfe eines Computers lässt Stanley den Geist Estebans wieder auferstehen und rächt sich mit dessen Hilfe, nachdem Stanleys Erzfeinde es allzu wild mit ihm treiben, auf blutige Art und Weise an ihnen.

Ziemlich unwirscher, aus der prallen Erntesaison 80/81 stammender Horrorfilm, der diverse Topoi von "Carrie" bis zu "The Omen" aufgreift und sie mit dem seinerzeit postmodern anmutenden Computer-Motiv vermengt. Wie der unruhige Geist von Esteban nun eigentlich in Stanley Coopersmiths Apple-PC hineingerät, um seinem willfährigen Faktotum von dort aus blutige Hilfestellung zu leisten, bleibt ein Geheimnis des Filmorkus; andererseits darf wohl schon eine gewisse reaktionäre, um nicht zu sagen xenophobe Haltung in Bezug auf die zunehmende Technisierung vermutet werden. Stanleys Computer dient immerhin als eine Art Satanskanal in die Realität - eine These, an der populistische Politkasper wie die gute Frau Von der Leyen vermutlich ihre helle Freude hätten, so sie sich herabließen, einen Film wie "Evilspeak" in ihren Kompetenzbackground aufzunehmen. Wie dem auch sei - Westons Miniklassiker ist sehr ordentlich gemacht, wartet neben dem wirklich selten hässlichen Ron-Howard-Bruder Clint in der trefflich besetzten Hauptrolle mit einigen netten Gaststars auf - darunter Peckinpah-Veteran R.G. Armstrong und Lennie "Luca Brasi" Montana - und weiß mit seinem äußerst derbe polternden Showdown noch jeden abgebrühten Gorehound zufrieden aufseufzen zu lassen. Im Übrigen haben der fiese Bubba (Don Stark) und seine idiotischen Freunde ihr rüdes Filmschicksal mehr als verdient, denn wer sich erdreistet, ein süßes Hundebaby abzumurksen, dessen Birne gehört eilends gespalten/separiert!

6/10

Eric Weston Splatter Militaer Schule Satan Computer


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TOUGH GUYS DON'T DANCE (Norman Mailer/USA 1987)


"Keep dancing."

Tough Guys Don't Dance (Harte Männer tanzen nicht) ~ USA 1987
Directed By: Norman Mailer


Der versoffene Autor und Berufsehemann Tim Madden (Ryan O'Neal) wacht eines Morgens mit einem gigantischen Whiskey- und Kokskater auf und muss feststellen, dass er sich an die letzten Tage nicht erinnern kann. Allerdings lassen ihn einige böse Flashback-Fetzen und Gewaltspuren Schlimmstes erahnen. Hat er möglicherweise ein erst eben kennengelerntes Pärchen (Frances Fisher, R. Patrick Sullivan) enthauptet? Welche Rolle spielt der korrupte Police Captain Regency (Wings Hauser)? Und wohin ist seine überdrehte Ehefrau (Debra Sandlund) verschwunden? Fragen über Fragen, die schnelle Antworten erfordern, wenn Madden nicht in Teufels Küche geraten will...

Eines jener wagemutigen Cannon-Projekte, von denen ich bereits im letzten FTB-Eintrag schwärmte. Hier produzierten Golan und Globus einen Film, den der vor drei Jahren verstorbene, exzentrische Jahrhundertautor und Pulitzerpreisträger Norman Mailer nach eigenem Roman verfilmte. Eine sperrige Noir-Farce kam dabei heraus, die irgendwo zwischen Mickey Spillane, Hunter S. Thompson und David Lynch oszilliert und in ihrer Mischung aus Verzweiflung, Kaltschnäuzigkeit und zynischem Humor höchstens mit Altmans "The Long Goodbye" vergleichbar ist. Identifikationsfiguren sind von vornherein ausgeschlossen, und das ist gut so. Selbst O'Neals eingefallenes Gesicht taugt nicht mehr zum Liebhaben, nachdem klar ist, welche Richung sein Charakter Tim Madden seinem Leben gegeben hat. Alles ist verworfen, verrückt und unerwartet in diesem seltsamen Krimi-Universum, draußen an der nebligen Küste von Cape Cod. Am Ende steht man dann erstmal ein wenig hilflos da, ist sich aber gleich sicher, etwas Tolles gesehen zu haben, ein Gefühl, dass sich 24 Stunden später nur bestätigt findet.
Ein Film, der quasi das Gegenteil von Publikumsanbiederung betreibt und damit bereits ein kleines Juwel.

8/10

Groteske Farce neo noir Norman Mailer Drogen Kokain Alkohol Amnesie film noir


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STREET SMART (Jerry Schatzberg/USA 1987)


"That's my man!"

Street Smart (Glitzerner Asphalt) ~ USA 1987
Directed By: Jerry Schatzberg


Die Karriere des New Yorker Journalisten Jonathan Fischer (Christopher Reeve) stagniert. Unter den Reportage-Ideen, die er seinem Chef Avery (Andre Gregory) regelmäßig vorträgt, ist auch die, einen Bericht über einen der jenseits der 110. Straße tätigen pimps zu schreiben. Diese stößt auf prompte Gegenliebe, allein die Umsetzung erweist sich als prekär. Niemand aus dem Milieu will sich von Jonathan interviewen lassen. Also denkt dieser sich, angesichts seiner knapp angelegten Deadline, kurzerhand selbst eine Geschichte aus, die mit ihrem lockeren Stil prompt zum Renner wird. Diesen Zuhälter Tyrone mit den flotten Sprüchen will jeder der Manhattaner High Snobiety kennenlernen. Tatsächlich hat der fiktive Tyrone ein reales Pendant namens 'Fast Black' (Morgan Freeman) und dieses steht gegenwärtig wegen Mordes vor Gericht. Als Jonathan und Fast Black sich begegnen, ist dies für Jonathan der Anfang einer immer brenzliger werdenden Situation.

Besonders in der zweiten Hälfte der achtziger Jahre wandte sich die unabhängige Produktions- und Verleihgesellschaft Cannon neben dem Actionfilmgeschäft der Herstellung prestigeträchtiger Autorenprojekte zu. Selbst als Kassengift geltende oder zumindest als diesbezüglich gefährlich erachtete Filmemacher wie John Cassavetes, Lina Wertmüller, Barbet Schroeder, Nicolas Roeg oder Robert Altman erhielten so unerwarteten finanziellen Rückenwind, um das eine oder andere Herzensprojekt auf die Beine stellen zu können. Vermutlich war es gerade dieser Appetit auf Renommee abseits vom B-Film, der den Cannon-Chefs Menahem Golan und Yoram Globus neben einigen unrentablen Wahnsinnsinvestitionen letztlich das Genick brach. Für den aus dem New-Hollywood-Umfeld stammenden Jerry Schatzberg jedenfalls bildete der von der Cannon produzierte "Street Smart" die Chance, nach vierzehn Jahren im Nirvana des Mediokren seinen ersten bedeutsamen Film machen zu können. Die Geschichte wandelt sich von einer bissigen Sozialsatire nach und nach zu einem knackigen Thriller, bis sie schließlich in einen handelsüblichen, nichtsdestotrotz jedoch wirkungsvollen Racheplot mündet. Schatzberg inszeniert das mit großem Können und ebenso großem Elan und lässt seine beiden Antagonisten ein dramaturgisch brillant arrangiertes Duell austragen. Morgan Freeman, seit "The Shawshank Redemption" ja der nette Onkel Tom vom Dienst, ist als psychopathischer Zuhälter Fast Black vermutlich in der diabolischsten Rolle seiner Laufbahn zu sehen. Wie gut war der Mann doch einst als veritabler Bösewicht. Reeve strampelt mithin erfolgreich gegen seinen "Superman"-Strampler an, auch wenn er hier erneut einen Großstadt-Reporter spielen muss.
"Street Smart", soviel ist sicher, lohnt die Wiederentdeckung!

8/10

Satire Jerry Schatzberg Journalismus Fernsehen Prostitution New York


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DOG SOLDIERS (Neil Marshall/UK, LU, USA 2002)


"Open your mouth, watch your ears, mind your toes!"

Dog Soldiers ~ UK/LU/USA 2002
Directed By: Neil Marshall


Eine kleine Gruppe britischer Soldaten führt im schottischen Niemandsland ein Manöver durch. Bald findet man die gegnerische Spezialeinheit, die offenbar einem Massaker zum Opfer gefallen ist. Nur deren Leiter Captain Ryan (Liam Cunningham) hat schwer verletzt überlebt. Es dauert nicht lang, da steht die Ursache für das Blutbad fest: Eine Gruppe Werwölfe macht in der Gegend bei Vollmond Jagd auf menschliche Opfer. Die Soldaten verschanzen sich mithilfe der ihnen unterwegs begegnenden Biologin Megan (Emma Cleasby) in einem alten Häuschen in der Nähe, das offenbar der Werwolfsfamilie in ihrer menschlichen Gestalt gehört...

Erfreulicher Beitrag zum ansonsten in den letzten paar Jahren eher stiefmütterlich behandelten Subgenre des Werwolffilms. Auch wenn Neil Marshall, soviel habe ich mittlerweile über ihn herausbekommen, am liebsten in Zitaten schwelgt und seinen Hollywood-Vorbildern Ehre erbietet, ist das Resultat immer noch solide genug, um der lykanthropen Gemeinde etwas neuen Dampf zu verpassen. Hier und da finden sich sogar ein paar respektlose, mitten ins typische Belagerungsgewimmel gedrückte Gags, die zumeist auf das Konto des trockenen Sean Pertwee gehen. Ansonsten darf man sich eigentlich bloß nicht davon schrecken lassen, dass die Werwolfmasken ein wenig Ähnlichkeit mit überdimensionierten Schäferhundsköpfen haben, und man erlebt mit "Dog Soldiers" 'ne gute Zeit.

7/10

Neil Marshall Militaer Splatter Werwolf Schottland Nacht Belagerung


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SKELETON COAST (John 'Bud' Cardos/USA, SA 1987)


"Shoot these dumb idiots, shoot 'em all!"

Skeleton Coast (24 Stunden bis zur Hölle) ~ USA/SA 1987
Directed By: John 'Bud' Cardos


Nachdem der mit angolanischen Partisanen zusammenarbeitende Militärberater und CIA-Agent Michael Smith (Jonathan Rands) von dem ostdeutschen Colonel Schneider (Robert Vaughn) entführt und in eine alte portugiesische Feste verbracht wird, eilt sein Vater (Ernest Borgnine), ein retitrierter Marine-Offizier, flugs zur Befreiung. Mithilfe seines alten Kumpels Rick (Daniel Greene) hat Colonel Smith im Nu eine kleine, aber umso schlagkräftigere Söldner-Truppe zusammen, die auf der Gegenseite nicht nur die bösen Kommunisten, sondern auch einen schurkischen Diamantenhändler (Oliver Reed) zu bekämpfen hat.

Recht infantiles Actionmärchen unter Aufbietung südafrikanischer Kooperation, das ich wahrscheinlich gerade seiner freundlich formulierten Unkompliziertheit wegen so positiv in Erinnerung hatte. Tatsächlich bietet "Skeleton Coast" aber allerhöchstens ein Stürmchen im Wasserglas. Für die Altherrenriege Borgnine - Vaughn - Reed und Herbert Lom, allesamt zum Drehzeitpunkt bereits sichtlich betagt, bis auf den vom Suff dahingerafften Reed jedoch immer noch in irdischen Sphären befindlich (wobei der lustige und unverwüstliche Borgnine ja sogar jetzt noch äußerst fabulierfreudig durch die Making Ofs seiner Filme krebst und dies vermutlich auch in dreißig Jahren noch tun wird), ergibt das freilich ein schönes Stelldichein. Leider haben jedoch nur Borgnine und Vaughn als Hauptantagonisten gemeinsame Szenen. Die Parts von Lom und Reed scheinen rein alibimäßig ins leichtfüßige Script hineingedichtet worden zu sein. Dazu gibt es immerhin noch die damaligen Genrecracks Daniel Greene und Leon Isaac Kennedy sowie einen noch sehr jungen Arnold Vosloo.
Durch die Besetzung de netten Opas Borgnine in der Hauptrolle erscheint der ganze Film dennoch hoffnungslos wie eine Kaffeefahrt mit anschließendem MG-Verkauf zum Sonderpreis; dass hier und da ein paar Kubaner zur Hölle gejagt werden, gehört eben zum Tagesgeschäft. Eine kleine Hommage an "The Flight Of The Phoenix" ist auch vorhanden, ansonsten könnte einer der zahlreichen Privatsender "Skeleton Coast" trotz seiner Altersfreigabe nunmehr vermutlich im Nachmittagsprogramm zeigen, ohne groß aufzufallen. Kinderfreundliches, betont unbelastetes Genrekino.

4/10

Afrika Militaer John 'Bud' Cardos Angola Soeldner


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COHEN & TATE (Eric Red/USA 1988)


"Tate is a madman, Mr. Cohen."

Cohen & Tate (Hitman) ~ USA 1988
Directed By: Eric Red


Der neunjährige Travis Knight (Harley Cross) ist der einzige Zeuge des Mordes an einem hochrangigen Mafiamitglied. Zusammen mit seinen Eltern (Cooper Huckabee, Suzanne Savoy) lebt er seitdem im Zeugenschutz in karger Provinz und bewacht von FBI-Agenten. Trotzdem schaffen die beiden Profikiller Cohen (Roy Scheider) und Tate (Adam Baldwin) es, Travis im Auftrag des Syndikats zu entführen und sämtliche der übrigen Anwesenden zu erschießen. Die über 350 Meilen lange, nächtliche Autofahrt nach Houston erweist sich dann als unerwartete Zerreißprobe: Der alternde Cohen hält seinen jungen Kollegen Tate für einen dilettantischen Irrwisch und lässt ihn dies - zu seinem persönlichen Zorn - zu jeder Sekunde spüren. Der Junge erfasst derweil die Animosität zwischen seinen Kidnappern und nutzt sie auf geschickte Weise, um die Männer noch weiter gegeneinander aufzuhetzen.

Angesichts seiner Autorenarbeit für "The Hitcher", "Near Dark" und "Cohen & Tate", die zusammen eine Art schwarze Road-Movie-Trilogie bilden, mutet es fast an wie eine Schande, dass Eric Red nicht sehr viel mehr hat bewerkstelligen können in den letzten zwanzig Jahren. "Cohen & Tate" stellt dabei ein besonders hervorstechendes Exempel dar für Reds ungeheure Präzision. Die strenge Beachtung der Einheit von Ort und Zeit lässt seinen Film - nebenbei Reds Kinodebüt als Regisseur - regelrecht kammerspielartig anmuten. Mit Ausnahme von Prolog und Epilog spielt sich die ganze Story praktisch ausschließlich im Auto und im Rahmen einer Nacht ab. Die Lichtquellen bilden die hell erleuchteten Raffinerien und Ölfelder an den texanischen Straßenrändern. Man steckt sozusagen unmittelbar drin im Drama, als säße man mit dem aufgeweckten Travis im Fond des Wagens und ringe selbst mit der Todesangst. "Cohen & Tate" ist darüberhinaus eine Hommage an die Kühle eines Melville, der ja den Profikiller zum einsamen Individuum mit übermächtigem Ehrenkodex verklärt hat. Der Hörgerät tragende Cohen personifiziert im Prinzip ein betagtes alter ego von Jeff Costello, das mit den Jahren zwar noch immer mit höchster Profesionalität zu Werke geht, jedoch gleichermaßen schwächelt, weil es innerlich längst resigniert hat und auf die eigene Ermordung durch einen Kollegen wartet. Seine "Gage" verdient er nurmehr für eine andere Person in seinem Leben - in Erwartung des baldigen Todes verschickt er noch rasch ein Geldkuvert an eine Verwandte, möglicherweise seine Frau oder seine Tochter; mit derlei müßigen Erläuterungen hält sich Red nicht weiter auf. Am nächsten sonnigen Morgen findet Cohen dann sein spätes und längst erwartetes Schicksal, freilich nicht, ohne ganz bewusst - eine letzte kleine Racheretour an seinen kindlichen Meister Travis - einen mutmaßlich schwer traumatisierten Jungen zurück zu lassen.
Brillanter Film. Eine Schande, dass es noch keine DVD gibt.

9/10

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Funxton

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