Zum Inhalt wechseln


In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


Foto

I PREDATORI DI ATLANTIDE (Ruggero Deodato/I, PH 1983)


Zitat entfällt.

I Predatori Di Atlantide (Atlantis Inferno) ~ I/PH 1983
Directed By: Ruggero Deodato


Die beiden Söldner Mike (Christopher Connelly) und Washington (Tony King) schippern gerade auf ihrer Yacht durch die Karibik als ein gigantisches Seebeben das Meer erschüttert. Ursache: Bei der versuchten Bergung eines Atom-U-Boots kam es kurz zuvor zu einer Kettenreaktion, die dafür sorgt, dass das versunkene Atlantis wieder auftaucht. Da sich dieses unter einer Art Glaskuppel befindet, haben die kriegerischen Einwohner die Zeit überdauern können und fangen nun sogleich an, die benachbarten Inseln zu attackieren. Zusammen mit einigen Freunden wie dem Piloten Bill (Ivan Rassimov) und Professor Saunders (George Hilton) kommt Mike bald hinter die Motive der Atlantiden: Diese wollen der hellsichtigen Forscherin D. Rollins (Gioia Scola) habhaft werden, auf dass sie zu ihrer Hohepriesterin werde!

"I Predatori Di Atlantide" ist wahrscheinlich eins der vordringlichsten Beispiele dafür, dass und warum es mit der italienischen Filmindustrie nach vielen fruchtbaren Jahren um die Mitte der Achtziger nunmehr überaus schlecht stand. Obschon Deodato ganz sicher kein unintelligenter Regisseur ist und sich die Besetzung aus einer ganzen Latte beliebter B-Film-Veteranen rekrutiert - wenn der Kopf nicht weiß, was der Arsch tut, sind Hopfen und Malz verloren! "I Predatori" ist geradezu angefüllt von ungeheurem Dilettantismus. Diverse Plotfügungen bleiben wahlweise im Unklaren oder sind einfach nur völlig sinnlos und die Montage dazu gibt sich, gelinde gesagt, abenteuerlich. Handlungselemente aus allem, was um diese Zeit dafür bekannt war, dem Box-Office Geld anzutragen, kommen irgendwo vor: Ein wenig Science-Fantasy, ein bisschen Abenteuer Marke "Indiana Jones", der Söldnerfilm wird nochmals ausgeschlachtet und ganz besonders gibt sich das Endzeit-Kino, das nach "Mad Max 2" bekanntermaßen eine ganze Welle von Italo-Plagiaten lostrat, ein weiteres Stelldichein - die Atlantiden, zumindest deren kriegerische Variante (wie wir im Laufe des Films erfahren, gab und gibt es dort nämlich zum einen jene Kriegstreiber und zum anderen eine technisierte Hochkultur...), sehen durch die Bank aus wie postapokalyptische Lederpunks und knattern auf entsprechend feingetuntem Motorengefährt durch die Landschaft. Es wird massig geballert und gestorben und in all dem Gewirr weiß irgendwann keiner mehr so recht, wohin und woher, am allerwenigsten der bemitleidenswerte Zuschauer.
Für den Europloitation-Chronisten ist "I Predatori" natürlich ein Muss, allein schon seiner filmhistorischen Bedeutung wegen. Dass ein solch chaotisch entwickeltes und hanebüchnes Projekt überhaupt jemals das Licht der Kinoleinwände erblickt hat, mutet allerdings selbst für Euro-Verhältnisse erstaunlich an, dies ist nämlich kaum mehr denn reinster Giftschrank-Inhalt für jeden halbwegs bei Verstand befindichen Produzenten.

5/10

Atlantis Soeldner Europloitation Ruggero Deodato Apokalypse


Foto

WILLOW (Ron Howard/USA 1988)


"Don't call me a peck!"

Willow ~ USA 1988
Directed By: Ron Howard


Der Nelwyn und Amateurzauberer Willow Ufgood (Warwick Davis) findet eines Tages am Flussufer ein in einen Korb gelegtes und ausgesetztes Baby. Jenes wird von den finsteren Soldaten der bösen Königin Bavmorda (Jean Marsh) verfolgt. Da es sich um ein Daikini-Baby handelt, also eines von im Gegensatz zu den kleinwüchsigen Nelwyns großgewachsenen Menschen, wird Willow auserkorenen, es zu seinen Artgenossen bringen. Unterwegs begegnet er dem Krieger Madmatigan (Val Kilomer) und findet heraus, was es mit dem Baby auf sich hat: Es ist laut Prophezeiung die potenzielle Thronfolgerin des Königreichs und wird daher gnadenlos von Bavmordas Häschern gejagt. Zusammen mit Madmartigan und weiteren Gefährten nimmt Willow den Kampf gegen die dunkle Königin auf.

"Willow" ist natürlich ein reines George-Lucas-Projekt, das Ron Howards Listung eher in einer Art apologetischer Funktion vor sich herträgt. Tatsächlich hat Lucas die Geschichte, ein etwas kinderfreundlicheres, ansonsten jedoch lupenreines "Star-Wars"-Remake vor veränderter Kulisse, wenig überraschend selbst erdacht und auch sonst sämtliche wesentlichen Hintergrund-Strippen gezogen, ein Faktum, welches man "Willow" zu jeder Sekunde anmerkt. Die Helden- und Schurken-Konstellation entspricht, unter Berücksichtigung dessen, dass für dieses Einzel-Abenteuer die Familien- und Beziehungskonstellation der Trilogie etwas entschlackt werden musste, fast 1:1 der aus "Star Wars"; nahezu jeder der dort erscheinenden Charaktere findet in "Willow" sein Pendant. Auch hier gibt es diverse Verweise auf die griechische Mythologie und andere historische Vorbilder. Hat man sich als Zuschauer also damit arrangiert, eine narrative Zweitverwertung vorgesetzt zu bekommen, mag man sich in den Genuss eines für seine Entstehungszeit perfekt getricksten und beängstigend reibungslos visualisierten Kitschmärchens begeben, für das sich Hollywood heutzutage garantiert zu fein wäre. Da gibt es freche Winzlinge namens 'Brownies', die gern in Bierkrüge fallen, furzende Trolls, zweiköpfige, blutrünstige und vor allem feuerspeiende Drachen, deren schwefeligen Gestank man noch durch den Fernsehschirm zu riechen glaubt. Dazu kloppt James Horner die möglicherweise pathetischsten Partituren heraus, die sein Komponistenhirn jemals ausgebrütet hat und hinter denen sich selbst ein John Williams noch bequem verstecken könnte. Wow...
Neinnein, ich mag "Willow" noch immer gern, zumal des Nostalgiebonus wegen. Angesichts meines damaligen Kinogänger-Egos, als welches ich mit meinen zwölf Jährchen für Suggestiveinflüsse durch Filme wie diesen natürlich sehr empfänglich war, eigentlich kaum weiter verwunderlich.

7/10

Zwerg Monster Ritter Trolle George Lucas Ron Howard Drache Magie Fantasiewelt Elfen Hexen


Foto

MOTHER'S DAY (Charles Kaufman/USA 1980)


"Don't go messin' up in Deep Barons!"

Mother's Day (Muttertag) ~ USA 1980
Directed By: Charles Kaufman


Als Studentinnen bildeten sie noch das 'Rat Pack' - drei beste Freundinnen wider das Establishment und wider das Patriarchat. Zehn Jahre später hat die dumpfe Anpassung dann auch von ihnen Besitz ergriffen: Trina (Tiana Pierce) ist beim Film und schmeißt in Hollywood wilde Kokspartys, Abbey (Nany Hendrickson) pflegt ihre ewig zeternde Mutter und Jackie (Deborah Luce) fällt immer weiter auf parasitäre Ausnutzertypen herein. Das alljährliche Klassentreffen der Drei gerät da zum willkommenen Ausgleich. Dummerweise verirrt sich das Trio in diesem Jahr ausgerechnet nach Deep Barons, einem Örtchen in der tiefsten Waldprovinz, in dem lediglich eine verrückte Alte (Beatrice Pons) mit ihren beiden debilen Söhnen (Frederic Coffin, Michael McCleery) haust. Letztere überfallen die Freundinnen, entführen, vergewaltigen und quälen sie, was die unglückselige Jackie nicht überlebt. Trina und Abbey können fliehen und üben blutige Rache für Jackies Tod.

Dass "Mother's Day" auch nach stattlichen drei Dekaden nichts von seinem einstigen transgressiven Wirkungsgrad verloren hat, konnte ich gestern beobachten, als aus meinem Mitbetrachter, einem sehr guten Freund, etwa nach der Hälfte des Films die Empörung herausplatzte: So etwas sei ungehörig, krank, gehöre in die Tonne und überhaupt sei die hiesige Beschlagnahmung des Films vollkommen gerechtfertigt. Wir haben dann ersatzweise Savinis eine Etage tiefer eingetrages "Night"-Remake geschaut.
Ich kann für mich dieses spezielle Erlebnis durchaus als kleine Erweckung verbuchen, denn im Prinzip hat in den letzten zwanzig Jahren kontroverser Filmobservierung noch nie einer meine Mitbeobachter den emotionalen Ausknopf gedrückt, zumindest hat er oder sie jenes dann nicht lauthals kundgetan. Vielleicht ist gerade "Mother's Day" ein oder gar der Film, der dies verdient: Nach einem bereits recht unwirschen Prolog, in dem der Mutter und ihren zwei dummen Augusten ein Hippie-Pärchen zum Opfer fällt, lässt sich Kaufman ausgiebig Zeit, sein Protagonistinnen-Trio vorzustellen und ein bisschen flotte Sozialsatire zu betreiben (die Szene auf Trinas Party bildet wohl eine der rotzigsten und treffsichersten existenten Attacken des Indie- auf den Studiofilm). Danach bricht über die bereits als heimelig empfundene Atmosphäre einer radikalen Zäsur gleich der ansonsten typische Rape-&-revenge-Plot herein; der zuvor in trügerische Sicherheit gewiegte Zuschauer muss sich zwangsläufig verraten und verkauft vorkommen, besonders, wenn er innerhalb der Genre-Schranken unerfahren ist. Dass Kaufman ferner etliche besonders qualvolle Szenen, so etwa die Anschläge auf die beiden Söhne oder die Fluchtsequenz, in der Abbey Trina im Schlafsack abseilt und sich dabei die Hände zerreißt, genüsslich ausdehnt und zu einer fast physisch spürbaren Zerreißprobe werden lässt, gehört zu seinem perfiden Konzept, das sein Publikum förmlich dazu einlädt, den Film abzulehnen und zu verabscheuen. Für mich ist "Mother's Day" allerdings nach wie vor eine erfrischend boshafte Satire um geschlechtliche Orientierungslosigkeit in mittelbarer Nacholge der sexuellen Revolution und zudem ein Zeugnis jugendlicher Radikalität und mutigen Filmemachens, wie es lediglich ein paar Jahre später, als Charles mit seinem Bruder Lloyd und Michael Herz (die auch an "Mother's Day" mitarbeiteten) das Troma-Konzept zu erfinden und gleichzeitig zu Tode zu reiten begann, leider vollkommen verlustig ging.

8/10

Exploitation Backwood Rape Revenge Underground Michael Kaufman Troma Groteske Independent Transgression Splatter


Foto

NIGHT OF THE LIVING DEAD (Tom Savini/USA 1990)


"A way out is a way in."

Night Of The Living Dead (Die Rückkehr der Untoten) ~ USA 1990
Directed By: Tom Savini


Nachdem ihr Bruder Johnnie (Bill Moseley) bei einem Friedhofsbesuch überraschend von einer halbverwesten Gestalt attackiert wird, flüchtet Barbara (Patricia Tallman) zu einem nahegelegenen Farmhaus. Dort haben sich noch wesentlich mehr der untoten Kreaturen versammelt. Barbara begegnet hier dem farbigen Ben (Tony Todd) und fünf weiteren Menschen, der dreiköpfigen Familie Cooper und einem Teenager-Pärchen, die sich im Keller des Hauses verschanzt haben. Nachdem das Haus halbwegs gesichert und verbarrikadiert ist, erweist sich Harry Cooper (Tom Towles), dessen Tochter Sarah (Heather Mazur) von einem der Wesen gebissen wurde, als höchst unkooperativ. Nach einigem Hin und Her gelingt Barbara als einziger die Flucht und sie gerät in die Gesellschaft einer Gruppe Hillbillys, die die apokalyptische Situation als pures Amüsement auffassen.

Dieses Remake des Originals von George A. Romero, der unter anderem als Scriptautor tatkräftig an der Entstehung mitgebastelt hat, stellt letztendlich nichts anderes dar als den Versuch einer zeitgemäßen ästhetischen Nivellierung. Mit deutlich graphischeren Effekten wird der wohlbekannte Belagerungsplot nun in Farbe arrangiert. Barbara, kurzhaarige Heldin wider Willen, entwickelt sich nach der anfänglichen Hysterie nunmehr zu kämpferischen Amazone, deren Verteidigungsqualitäten mindestens mit denen des selbsternannten Leitwolfs Ben gleichzusetzen sind. In den 22 Jahren zuvor hat sich eben merklich viel verändert in Bezug auf das Geschlechterrollenverständnis - auch und besonders innerhalb der Kulturlandschaft und damit im Film. Weiterhin wurde das politisch-radikale Ende der Urversion beträchtlich modifiziert - Ben ist nach einer weiteren Attacke der Untoten selbst zum Zombie geworden und Barbara rächt sich an Cooper für dessen vorherige Renitenz.
"Night Of The Living Dead" bildete eine der wenigen Produktionen des kurzfristig renovierten Cannon-Nachfolgers 21st Century und kann vermutlich als dessen bester und nachdrücklichster Film gewertet werden. Für den Maskenguru Tom Savini indes bedeutete es die bis heute einzige Regiearbeit. Vermutlich ist ihm das Direktionsgeschäft schlicht zu anstrengend.

7/10

Tom Savini George A. Romero Zombies Apokalypse Remake Splatter Belagerung


Foto

TEEN WOLF (Rod Daniel/USA 1985)


"Stick to that, and everything else is cream cheese."

Teen Wolf ~ USA 1985
Directed By: Rod Daniel


Der sich selbst auf langweilige Weise durchschnittlich wahrnehmende Kleinstadt-Teenager Scott Howard (Michael J. Fox) bemerkt eines Tages, dass er sich bei Bedarf in einen Werwolf verwandeln kann. Allerdings ist diese Mutation rein physischer Natur: Unter dem Fell steckt nach wie vor der Highschool-Normalo. Dass Scott als Wolf allerdings ein grandioser Basketball-Spieler ist und zur Kultfigur sämtlicher Jugendlichen der Stadt avanciert, erweist sich als ein mehr als angenehmer Nebeneffekt - zumindest kurzfristig, denn mit der Beliebtheit kommt auch die Arroganz...

"Teen Wolf" ist eine der schönsten Coming-of-Age-Comedies der achtziger Jahre und gerade durch den brillanten Einfall, ein uraltes Schauermotiv zu benutzen, um eine ansonsten recht unspektakuläre Geschichte ums Erwachsenwerden symbolhaft einzukleiden, etwas Besonderes unter all seinen diversen Artgenossen.
Scott Howard präsentiert sich als bewusst typisierte Teenager-Figur, wie sie auch bei John Hughes vorkommen könnte: Ein WASP-Kid ohne große Zukunftsaussichten, dessen netter Vater (Scott Hampton) einen Eisenwarenladen besitzt, dessen durchaus charmante Sandkastenfreundin (Susan Ursitti) die verfestigte Geschwisterbeziehung langsam aber sicher liebend gern übergehen und mehr mit ihm anstellen würde. Dafür ist Scott jedoch zunächst blind und interessiert sich stattdessen wesentlich mehr für die arrogante Highschool-Schönheit (Lorie Griffin). Da gibt es den Bully (Mark Arnold), der ihn nicht in Ruhe lässt, den Trainer (Jay Tarses - mit Abstand witzigste Figur des Films), der ihn par tout nicht verstehen will. Mit der Hilfe seines Dads und seiner Freundin bewältigt Scott dann aber die Kardinalsaufgabe, den Wolf Wolf sein zu lassen und stattdessen seine eigenen Qualitäten als Durschschnittstyp zu akzeptieren. Daniels' Inszenierung bleibt dabei stets gediegen, unmanieriert und weithin überraschungsfrei, was dem Film und seiner verhaltenen Narration jedoch sehr gut tut.
Film mit Wohlfühlgarantie, ist auch mal was Schönes.

8/10

Werwolf Coming of Age Rod Daniel Teenager


Foto

UNIVERSAL SOLDIER: THE RETURN (Mic Rodgers/USA 1999)


"By the way: Soldiers are not just mindless killing machines."

Universal Soldier: The Return (Universal Soldier - Die Rückkehr) ~ USA 1999
Directed By: Mic Rodgers


Luc Deveraux (Jean-Claude Van Damme), mittlerweile wieder Mensch, Witwer und alleinerziehender Vater einer netten kleinen Tochter (Karis Paige Bryant), ist nurmehr als Berater beim Unisol-Projekt tätig. Geleitet wird dieses von Dr. Cotner (Xander Berkeley) und dessen Computer S.E.T.H.. Zeitgleich mit der drohenden Einstellung der Unisol-Produktion beginnt S.E.T.H., eine eigene Persönlichkeit zu entwickeln, überträgt seinen Geist in einen menschlichen Körper (Michael Jai White) und programmiert sämtliche Unisols darauf, sich gegen das Militär zur Wehr zu setzen. Allerdings hat S.E.T.H., nachdem sein Stecker gezogen wurde, nurmehr Energie für acht Stunden. Nur einer kennt den Code für sein Notsystem: Luc Deveraux. Also entführt S.E.T.H. dessen Tochter...

In der Hoffnung, nach dem begeisternden und äußerst konzisen dritten Teil jetzt ein zumindest halbwegs ebenso wertiges Mittelstück zu bekommen, das zudem möglicherweise erklärt, wie es zu Deveraux' desolatem Zustand kommen konnte, freute ich mich eigentlich doch sehr auf Rodgers' erstes Kinosequel. Das Resultat jedoch konnte meiner gespannten antizipatorischen Haltung so gut wie nichts nichts entgegensetzen. "Universal Soldier: The Return" ist bloßes Popcorn-Kino ohne jede Herausforderung, ohne jeden logischen Zusammenhang und letztlich ohne Chuzpe. Dem Film geht es lediglich darum, seine Sache möglichst fix und halbwegs sauber über die Runden zu bringen und dabei noch den einen oder anderen flotten Spruch zu latzen; der bullige Bill Goldberg als Unisol 'Romeo' beispielsweise, eine Figur, die ein ähnliches Potential wie der NGU im aktuellen Film gehabt hätte, darf (oder muss) sich darauf ausruhen, eine bloße Karikatur zu personifizieren, die für halbgare Witzchen zuständig ist. Gleiches gilt für den weit unter Wert verkauften Michael Jai White. Was Van Dammes Beteiligung an der ganzen Kiste anbetrifft, so hat dessen Charakter praktisch nichts mit dem eigentlichen Luc Deveraux zu tun. Die Tatsache, dass er einst selbst einer der Zombie-Soldaten war, kommt nur kurz zur Sprache, wird ansonsten jedoch praktisch ignoriert. Sein Part gleicht eher dem des Darren McCord aus "Sudden Death": Sympathischer Familienvater on the loose mit freilich tadellosen "Daddy-Allüren". Zu allem Überfluss wandelt sich die selbst noch von Emmerich und Devlin veräußerte Kritik an militärischen Machenschaften hier in ihr diametrales Gegenteil.
Notwendigerweise nochmals zurück zu "Universal Soldier: Regeneration": Man tut letzten Endes gut daran und sich selbst vermutlich einen Gefallen damit, die erste Fortsetzung wahlweise als obligatorisches Übel wahrzunehmen, zu vergessen oder gleich gänzlich zu übergehen und stattdessen Hyams' diesen Film offensichtlich sowieso komplett ignorierendes Sequel als eigentliche Fortschreibung der Geschichte um die Unisols Devereaux (und Scott) zu erachten.

4/10

Militaer Sequel Kunstmensch Mic Rodgers Computer


Foto

BLOOD FROM THE MUMMY'S TOMB (Seth Holt, Michael Carreras/UK 1971)


"Tonight, the stars are in adequate constellation..."

Blood From The Mummy's Tomb (Das Grab der blutigen Mumie) ~ UK 1971
Directed By: Seth Holt/Michael Carreras


Als eine aus fünf Wissenschaftlern bestehende Gruppe englischer Ägyptologen unter Professor Julian Fuchs (Andrew Keir) das Grab der Priesterin Tera (Valerie Leon) öffnet, gebiert zugleich des Professors Frau im heimischen England ein Töchterlein. Zur Frau herangewachsen, ähnelt Margaret (Valerie Leon) bis aufs Haar der tadellos erhaltenen Tera, die ihr Vater von der Welt unbemerkt in seinem Keller hortet. Teras Geist ergreift Macht von Margaret, die sich daraufhin, unterstützt von dem nicht ganz dichten Corbeck (James Villiers), anschickt, sich sämtliche der auf die Teilnehmer der Expedition verteilten Reliquien (Rubinring, Kobrastaue, Katzenstatue, Schakalsschädel, Schriftrolle) unter den Nagel zu reißen und ihre zwischenzeitlichen Besitzer ins Jenseits zu befördern. Die böse Seherin will nämlich nichts weniger als ihre Wiedergeburt und die anschließende Weltherrschaft!

Der letzte, immerhin nach einer recht bekannten Vorlage von Bram Stoker ("The Jewel Of The Seven Stars") entstandene, leider jedoch ausschließlich im nebligen England spielende Mumienfilm der Hammer wirkt im Vergleich zu seinen Vorgängern in jeder Hinsicht verblasst. Vorbei ist es mit dem schönen Technicolor der Sechziger, dafür gibt es nunmehr ellenlanges, hanebüchene Monologe um die Vorzüge von Tod und Übel in der modernen Welt, zumeist vorgetragen von einem angesichts solchen Verbalkokolores bemitleidenswerten James Villiers, deren Aussparung "Blood" wesentlich straffer, spannender und kurzweiliger gestaltet hätte. Der anfangs noch für Aufsehen sorgende, sich dann jedoch ständig wiederholende Effekt mit der zerfetzten Kehle lockt irgendwann auch keinen Hund mehr hinterm Ofen hervor und schließlich bleibt einzig das in hübscher Regelmäßigkeit präsentierte, wahrhaft prachtvolle Dekolleté von Valerie Leon als aufputschendes Ingredienz. Für einen Hammer-Film entschieden zu wenig!

4/10

Bram Stoker Hammer Michael Carreras Seth Holt Mumie


Foto

THE MUMMY'S SHROUD (John Gilling/UK 1967)


"Superstitious idiots!"

The Mummy's Shroud (Der Fluch der Mumie) ~ UK 1967
Directed By: John Gilling


Ägypten, 1920: Als eine Gruppe englischer Archäologen, finanziert von dem ebenso reichen wie unangenehmen Stanley Preston (John Phillips) und geleitet von dem Experten Sir Basil Walden (André Morell) das Grabmal des jugendlichen Pharao Kah-To-Bey (Toolsie Persaud) öffnet, sehen sie sich mit einem Fluch konfrontiert, den der radikale Grabwächter Hasmid (Roger Delgado) über sie spricht. Des Pharaos ebenfalls mumifizierter Leibwächter Prem (Dickie Owen) knöpft sich einen nach dem anderen von den Frevlern vor.

Mit "The Mummy's Shroud" erlebt das Mumien-Franchise der Hammer wieder einen kleinen Aufschwung: Anders als Carreras im Vorgänger begeht Gilling nicht den Fehler, die Story allzu sehr schleifen zu lassen und macht sich die Exotik der Fremde zunutze: Für die Grabschänder erfüllt sich der Fluch jeweils auf ägyptischem Boden, da sie teilweise auch gar keine Möglichkeit haben, von dort wegzukommen. Dass Gilling seinen Film mit der zuverlässigen Professionalität versah, muss wohl nicht extra erwähnt werden. Schade ist bloß, dass der wie üblich sympathisch besetzte André Morell bereits relativ früh aus dem Film scheiden muss. Für Michael Ripper indes, dessen kleine Auftritte in Hammer-Produktionen Legion sind, hält "The Mummy's Shroud" einen seiner schönsten Parts als duckmäusiger Butler Longbarrow bereit.

7/10

John Gilling Hammer Mumie period piece


Foto

THE CURSE OF THE MUMMY'S TOMB (Michael Carreras/UK 1964)


"I'm cursed!"

The Curse Of The Mummy's Tomb (Die Rache des Pharao) ~ UK 1964
Directed By: Michael Carreras


Unter der Finanzierung des amerikanischen Geldsacks Alexander King (Fred Clark) finden die beiden Ägyptologen Professor Dubois (Bernard Rebel) und Sir Giles Dalrymple (Jack Gwillim) das Grab des Pharao Ra-Antef. Dubois wird sogleich von einheimischen Radikalen ermordet, während King unbeeindruckt davon plant, die Mumie als Kirmesschreck zu vermarkten. Zurück in London wird Ra-Antef (Dickie Owen) lebendig und rächt sich an den heidnischen Ruhestörern, derweil sich der mysteriöse Lebemann Adam Beauchamp (Terence Morgan) ins aufgewühlte Geschehen drängt.

Der zweite Film aus Hammers Mumien-Zyklus, eine der selteneren Scope-Produktionen des Studios. Was man über die meisten Hammer-Filme sagen kann, lässt sich auch bezüglich "The Curse Of The Mummy's Tomb" behaupten: Die atmosphärisch herrlich entspannte und zugleich überaus sorgfältige Machart lassen jedes der schmucken Gruselfilmchen ohne Umschweife zum Liebhaberstück für Genrefreunde werden. Was "Curse" leider fehlt, ist etwas ziemlich Elementares: eine konkrete Spannungskurve nämlich. Die Mumie verbreitet und bereitet letztlich keinerlei ernstzunehmenden Schrecken, zumal ihre Opfer sich durch die Bank hupendämlich anstellen und mit geweiteten Augen, ansonsten aber seelenruhig, darauf warten, erwürgt zu werden. Von einer eventuellen Hypnose-Fähigkeit Ra-Antefs, die vielleicht seine Opfer bannt, oder ähnlichem erfährt man jedoch nichts. "Curse" besteht also eher als retro-viktorianische Augenweide, denn als begnadeter Horrorfilm, ersteres dafür aber umso besser.

6/10

Michael Carreras Hammer Mumie period piece


Foto

THERE WAS A LITTLE GIRL (Ovidio G. Assonitis/I 1981)


"It's just a piece of cake..."

There Was A Little Girl (Madhouse - Party des Schreckens) ~ I 1981
Directed By: Ovidio G. Assonitis


Kurz vor ihrem 25. Geburtstag erfährt die Taubstummenlehrerin Julia (Trish Everly), dass ihre geistig und körperlich deformierte Zwillingsschwester Mary (Allison Biggers) aus dem Sanatorium entflohen ist. Schon zu Kindheitszeiten war Julia ständiges Opfer von Marys sadistischen Boshaftigkeiten, daher macht sie sich nun verständlicherweise Sorgen. Bald gibt es in Julias sozialem Umfeld tatsächlich die ersten Todesopfer, hinter denen natürlich Mary steckt - doch agiert diese mitnichten allein. Die durchgedrehte Dame hat einen ungehaltenen Rottweiler und noch einen weiteren, geheimnisvollen Helfer an Bord.

Die "There Was A Little Girl" vorauseilende Reputation als exzessives Gorefest erweist sich rückblickend als absoluter Quark; die zwei kehligen Hundeattacken, die wohl vornehmliche Zielscheibe der Zensurwächter waren, sind so böse nun auch nicht, als dass sie gleich eine Beschlagnahmung in mehreren Ländern rechtfertigten. Viel schlimmer - aber damit stehe ich wohl allein auf weiter Flur - fand ich persönlich sowieso Hassos eigenen Abgang per Bohrmaschine. Der arme Kleine.
Ansonsten möchte Assonitis ganz offenkundig lieber ein amerikanischer statt eines italienischen Regisseurs sein, um internationale Auffälligkeit zu erlangen - er gibt sich vehemente Mühe, seinen Film auf einer Linie zu halten mit dem amerikanischen Genrekino dieser Zeit. Dass "Sisters" offenkundiges Vorbild für "There Was a Little Girl" war, lässt sich nurmehr bloß anhand des Plots feststellen, trotz neidlos als solches erkennbaren sauberen Handwerks ist Assonitis nämlich meilenweit von der inszenatorischen Finesse etwa eines De Palma entfernt. Was nicht heißen soll, dass der Film mies wäre, das ist er nämlich ganz und gar nicht. Er scheint bloß angesichts des großen Brimboriums, mit dem er sich schmückt, hier und da der Kollabierung nahe. Auch eine Art von Reiz.

6/10

Splatter Slasher Zwillinge Ovidio G. Assonitis





Filmtagebuch von...

Funxton

    Avanti, Popolo

  • Supermoderator
  • PIPPIPPIPPIPPIPPIPPIPPIPPIP
  • 8.268 Beiträge

Neuste Kommentare