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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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TATORT - DER TAUSCH (Ilse Hofmann/BRD 1986)


"Wenn hier einer 'Scheiße' sagt, dann bin ich das."

Tatort - Der Tausch ~ BRD 1986
Directed By: Ilse Hofmann


Eine Gruppe iranischer Terroristen versucht verzweifelt, den einsitzenden, auf Mikrochip-Technologie spezialisierten Physiker Dr. Bohm (Gerhard Garbers) freizupressen. Als eine erste Befreiungsaktion misslingt, kidnappen sie den neunjährigen Sohn (Rainer Matschurat) von Schimanskis (Götz George) Freundin Veronique (Yolande Gilot). Der Kommissar überredet die Geiselnehmer zu einem Tausch: Er selbst gegen den Jungen. Doch beide Seiten spielen mit gezinkten Karten...

"Der Tausch" markiert in der Chronolgie der Schimanski-Filme einen recht bedeutenden Abschnitt, immerhin handelte es sich um den ersten regulären TV-Beitrag nach dem Kinostück "Zahn um Zahn". Dieses setzte in punkto Aktion, Tempo und Spannung natürlich ganz neue Maßstäbe, die sich nunmehr auch als Reglement für das Fernsehformat erwiesen. In "Der Tausch" geht es demzufolge großspurig zur Sache; internationaler Terrorismus, Explosionen, Schimanski beim Sex und bei einem persönlich motivierten Kommando-Unternehmen, bewaffnet außerdem mit einer Uzi. Globale Actionstandards warfen urplötzlich ihre Schatten auf den vormals gutbürgerlichen "Tatort". Entsprechend unterhaltsam aber das Produkt. Ferner bildet "Der Tausch" den Beginn der unheiligen Kollaboration zwischen Schimanski und dem "Komponisten" Dieter Bohlen mitsamt dessen synthetischen Schlagerpop-Ergüssen, hier: "Midnight Lady", geträllert von Ex-Smokie-Sänger Chris Norman. Menschen meiner Generation werden sich noch mit sanftem Grausen erinnern. Umso fürchterlicher, dass ausgerechnet jenes Stück gleich zweimal zur Gänze durchläuft (einmal davon immerhin bloß als Abspann-Untermalung).

8/10

Tatort TV-Film Schimanski Ilse Hofmann Ruhrpott Terrorismus


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LE CASSE (Henri Verneuil/F, I 1971)


Zitat entfällt.

Le Casse (Der Coup) ~ F/I 1971
Directed By: Henri Verneuil


Ein Gaunerquartett, bestehend aus dem Safeknacker Azad (Jean-Paul Belmondo), den beiden älteren Hasen Ralph (Robert Hossein) und Renzi (Renato Salvatori) sowie Azads junger Freundin Hélène (Nicole Calfan), raubt dem griechischen Multimillionär Tasco (José Luis de Villalonga) eine edle Smaragdkollektion aus dessen Villa in Athen. Als der gierige Kommissar Zacharia (Omar Sharif) davon Wind bekommt, will er den Dieben die Edelsteine mit allen Mnitteln abjagen - jedoch keineswegs, um sie wieder dem eigentlichen Besitzer zuzuführen...

Leider zerfällt "Le Casse" bald in seine vielen Bestandteile, was ein für meinen Geschmack etwas zu heterogenes Resultat hervorbringt: Die episodisch erzählte Geschichte verliert häufig den Fokus aus den Augen und konzentriert sich allzu sehr auf die Wirkung einzelner Szenen und Bausteine, die dann jeweils auch ziemlich toll geworden sind, den Film in seiner Gesamtheit aber nicht gänzlich zu tragen vermögen. Da gibt es etwa den sich mit großen Vorbildern messenden Überfall auf die Villa zu Anfang, zwei wirklich wunderbare Verfolgungsjagden durch die Athener Infrastruktur, einige nette Dialogsequenzen mit Sharif, eine bizarre Szene in einem Pornoschuppen, Sharifs Tod unter Tonnen von sich auf ihn ergießendem Korn, Morricones wie immer tolle Musik. Dann aber rutscht Verneuil immer wieder in einen völlig unnötigen Leerlauf und "Le Casse" dehnt sich in der Summe auf zwei Stunden, wo zwanzig Minuten weniger doch absolument gereicht hätten. So bleibt ein überdurchschnittlicher Film, dem man seine Möglichkeiten zu wirklich Denkwürdigem permanent anmerkt, was umso mehr schmerzt.

7/10

Henri Verneuil Athen Griechenland Heist Duell


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TATORT - RECHNUNG OHNE WIRT (Peter Adam/BRD 1984)


"Deine Verlobung is' mir sowas von scheißegal..."

Tatort - Rechnung ohne Wirt ~ BRD 1984
Directed By: Peter Adam


Kommissar Schimanski (Götz George) gerät mit der Schutzgeldmafia aneinander, als sein alter Freund Guido Tessari (Guido Gagliardi), Betreiber eines italienischen Restaurants in Duisburg, erpresst zu werden scheint. Tatsächlich verbergen sich hinter Guidos "Problemen" ganz andere Ursachen, die Schimanski erst zur Gänze durchschaut, als es fast schon zu spät ist. Hinzu kommen kleine Nervenreizer durch einen höchst unangenehmen neuen Vorgesetzter, Kriminalrat Wolf (Wilfried Blasberg).

Und mal wieder Ärger mit einem alten Kumpel. Schimanskis Vergangenheit offenbart ja ständig neue Gesellen, die gern im Trüben fischen oder der manchmal allzu gutherzige und -gläubige Kommissar fällt auf neue, vermeintlich sympathische Individuen herein, die ihm hinterrücks eine lange Nase drehen. Aber so ist sie eben, die Menschlichkeit des Ruhrpöttlers. Es allen recht machen wollen und dann mit Karacho auf die Schnauze fallen, gern auch zum zehnten, zwölften Mal. Da sollte man sich dann doch besser an den etwas spießigen und zur Subordination neigenden, immerhin aber etwas verkopfteren Kollegen halten. Der weiß wenigstens zumeist, wo's langgeht. Dass es in diesem Tatort von Peter Adam, ohnedies einem der besten Schimanski-Regisseure, diverse mehr oder weniger pittoreske Duisburger Innenansichten zu bestaunen gibt, die mir allein schon jeden Film der (Sub-)Reihe zum Hochgenuss machen, muss ich eigentlich nicht extra betonen. Hiermit trotzdem geschehen.

8/10

Tatort TV-Film Schimanski Peter Adam Ruhrpott Freundschaft Mafia


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BITE THE BULLET (Richard Brooks/USA 1975)


"Hell, I'm unamerican."

Bite The Bullet (700 Meilen westwärts) ~ USA 1975
Directed By: Richard Brooks


Der Westen der USA, kurz nach der vorletzten Jahrhundertwende. Die Tageszeitung "Western Press" veranstaltet ein Preisrennen zu Pferde über 700 Meilen Distanz. Neben dem 2.000-Dollar-Gewinn winken dem Sieger noch zahlreiche Wetteinsätze und ein hohes Maß an Popularität. Neun Teilnehmer wagen sich an die gewaltige Strecke und nicht alle schaffen es bis zum Schluss.

Nachdem diverse kurz zuvor entstandene Genrefilme bereits den Schwanengesang des Western angekündigt oder gar gleich zelebriert hatten, kam von Richard Brooks nochmal ein sehr traditionsbewusstes Werk voller Enthusiasmus, ausstaffiert mit einer ganzen Kohorte sympathischer und ehrbarer Charaktere. Mit Ausnahme vielleicht des jungen Heißsporns Carbo (Jan-Michael Vincent), der seine große Klappe im Laufe des Rennens zu zügeln lernt, sind alle Teilnehmer zwar Individualisten, dafür aber höchst faire, hilfsbereite und durch die Bank sympathische Menschen, die sich in Notlagen gegenseitig stützen und zum möglichen Sieg tragen. Anlass für die obligatorischen Shoot-outs liefern einige üble Desperados, die die Rennreiter bei ihrem Geschäft stören. Eine solch großherzige und pionierfreundliche Zeichnung des alten Westens hat man lange Jahre zuvor nicht sehen können; umso schöner und entspannter nimmt sich Brooks' versöhnliches Alterswerk aus. Die finale Einstellung schließlich bleibt als eine visuelle Ode an die Freundschaft im Gedächtnis haften. Inmitten all der cineastischen Misanthropie, mit der ich zuweilen das Gefühl habe mich zu umgeben, tut ein solch humanes Pamphlet manchmal durchaus wohl. Allen nicht wegzudiskutierenden Amerikitschs zum Trotze.

8/10

Richard Brooks Pferderennen Freundschaft Pioniere


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ENTER THE VOID (Gaspar Noé/F, D, I, CAN 2009)


"Man, that's a lot of gear!"

Enter The Void ~ F/D/I/CAN 2009
Directed By: Gaspar Noé


Der in Tokio lebende, sich vornehmlich in der Drogen- und Rotlichtszene bewegende Oscar (Nathaniel Brown) wird eines Nachts bei einem Deal von der Polizei hochgenommen und erschossen. Fortan bewegt sich seine Wahrnehmung als eine Art Seele zwischen Tod, Phantasie und Metarealität bis zu einer bizarren Wiedergebut aus dem Schoß seiner geliebten Schwester Linda (Paz de la Huerta).

Noés von ihm selbst als solches bezeichnetes Hauptwerk erreicht trotz seiner gewaltigen Visualität nicht den Wirkungsgrad des angeblich als "Fingerübung" für "Enter The Void" gefertigten "Irréversible". Ein wenig selbstzweckhaft erscheinen die Spielereien Noés mit erweitertem (oder getrübter, je nach Perspektive) Bewusstsein infolge des Konsums psychoaktiver Rauschmittel. DMT-Trips, forcierte und "natürliche", tragen Oscar durch die tokiotische Nacht, die durchflutet ist von Neonlichtern, Sex und Verrat. Ähnlich wie die Bücher von Burroughs oder die Studien von Hoffmann, Huxley und Leary erscheint auch "Enter The Void" bisweilen wie ein Symbol für den verzweifelte Drang eines mit Halluzinogenen umgehenden Drogenkonsumenten, sich bzw. den Wirkungsgrad seine Trips mit einer größeren Öffentlichkeit mitzuteilen. "Enter The Void" wähnt sich nicht von ungefähr (man denke an das Poster in "Irréversible") auch stark beeinflusst von der Reiseszene Dr. Bowmans gen Jupiter in "2001: A Space Odyssey", instrumentalisiert wie dieser Ligeti-ähnliche Klänge. Auch Bachs "Suite Nr. 3", quasi kinderfreundlich mit dem Xylophon arrangiert, wird repetitiv als tragendes Element genutzt. Vermutlich wird "Enter The Void" in einigen Jahren ins Pantheon der großen "Trip-Klassiker" eingegangen sein. Gegenwärtig scheint er mir als filmisches Experiment zwar höchst beachtenswert, in seiner Ausführung aber eben auch ein klein wenig (zu) selbstzweckhaft, um ihn als wirklich großartig bezeichnen zu können. Ein Superlativ gibt es von meiner Seite dann aber doch noch zu vermelden: Paz de la Huerta ist unter den derzeit aktiven die schönste Aktrice, die ich kenne.

8/10

Tokio LSD Drogen Nacht Gaspar Noé


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IRRÉVERSIBLE (Gaspar Noé/F 2002)


Zitat entfällt.

Irréversible ~ F 2002
Directed By: Gaspar Noé


Ein ausgelassener Partyabend, den Alex (Monica Bellucci), ihr Freund Marcus (Vincent Cassel) und ihr Ex-Freund Pierre (Albert Dupontel) gemeinsam begehen, endet für sie alle in einer Katastrophe: Alex, die erst kurz zuvor erfahren hat, dass sie schwanger ist und die Fete nach einem Streit mit Alex früher verlässt, wird in einer Unterführung vergewaltigt und brutal zusammengeschlagen. Als Alex und Pierre davon erfahren, suchen sie den Täter (Jo Prestia), offenbar ein Zuhälter aus der Schwulenszene. Am Ende prügelt der bislang ruhige und intervenierende Pierre einen Falschen zu Tode.

Mittels selbst auferlegter, höchster formaler Disziplin nimmt sich Noé eines fatalen Pariser Abends für drei Freunde an, deren jeweilige Biografien danach aus verschiedenen Gründen ins Leere zu laufen drohen. Das Experiment, eine Geschichte filmisch in rückwärtiger Reihenfolge zu erzählen, finde ich im Einzelfall interessant, auch wenn es im Prinzip unmöglich bis zur letzten Konsequenz durchgespielt werden kann. Tatsächlich bleibt lediglich die narrative Option, die Szenenabfolge in ihre umgekehrte Chronologie zu stellen. Insofern stellt sich mir die Entscheidungsfrage zwischen Manierismus und Notwendigkeit; die Frage auch nach dem ultimaten Sinn dieser Vorgehensweise. "Zeit zerstört alles"? Hm. Vermutlich sucht Noé, die Wirkung auf sein Publikum zu analysieren, das sein Rape-and-Revenge-Drama in verdrehter Form durchzustehen hat, in dem ausnahmsweise die Gewaltakte am Anfang stehen und man mit der Darstellung und dem Effekt der üblicherweise einführenden Harmonie aus dem Film entlassen wird.
Wie dem auch sei - mit seinen langen, schnittlosen Einstellungen, die jeweils nur durch den Anschluss an ihre Vorgängersequenz unterbrochen werden, erweist sich Noé als exzellenter Metteur-en-scène. Ein doppelt pronocierter Verweis an Kubrick spricht eine deutliche Sprache über erlesene Vorbilder: "Irréversible" ist trotz seiner transgressiven Augenblicke ein wahrlich schöner Film, der eben nicht nur von Gewaltschemata und -kausalitäten berichtet, sondern auch von Liebe und Freundschaft, vielleicht sogar in der Hauptsache davon.

9/10

Paris Party Nacht Skandalfilm Gaspar Noé Rache Achronologie Selbstjustiz Transgression Kokain Rape & Revenge


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SEUL CONTRE TOUS (Gaspar Noé/F 1998)


Zitat entfällt.

Seul Contre Tous (Menschenfeind) ~ F 1998
Directed By: Gaspar Noé


Ein arbeitsloser Pariser Schlachter (Philippe Nahon) mit dunkler Vergangenheit zieht mit seiner neuen, von ihm schwangeren Lebensgefährtin (Frankie Pain) zu deren Mutter (Martine Audrain) nach Lille. Die vermögenden Damen halten den Schlachter, dessen Hass auf die ihn umgebende Menschheit sich täglich potenziert, an der kurzen Leine. Eines Tages flippt er aus, prügelt seiner Freundin das ungeborene Kind aus dem Leib und setzt sich nach Paris ab. Dort findet er trotz intensiver Suche keine Arbeit; seine Aggressionen vergrößern sich noch. Schließlich vergreift er sich an seiner geistig behinderten Tochter (Blandine Lenoir), die er für einen Tag aus dem Pflegeheim mitnimmt.

Noés bedrückende, provokante Reise in das tiefe Innere eines frustrierten Arbeiters nimmt zutiefst gefangen. Der Schlachter, ein allumfassender Misanthrop, der für jeden in seinem Umfeld nur Hass und Verachtung empfindet, ist einerseits ein durch und durch asoziales Individuum, andererseits ein bedauernswertes kleines Licht, ein Verlierer auf ganzer Linie, feige, zur verbalen Auseinandersetzung unfähig und inkonsequent dazu. Dass er selbst im Grunde die größte Zielscheibe seiner irrationalen Hasstiraden ist, kann er sich nicht zugestehen. So ist im Rahmen seiner zunehmend egozentrischen Weltsicht, die unablässig gegen die parlamentarischen Nachlässigkeiten des modernen Systems wettert, die Zuneigung zu seiner hilflosen, von ihm missbrauchten Tochter völlig legitim und lediglich ein von der Gesellschaft zu einem solchen gemachten Problem. Wie des Schlachters Geschichte am Ende, nach einem jämmerlichen Gedanken an aufrichtigen Selbstmord, weitergeht, erfährt man nicht mehr. Viel Erbauliches wird ihn jedoch nicht erwarten.

8/10

Gaspar Noé Lille Paris Arbeitslosigkeit Inzest Transgression


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SAW 3D (Kevin Greutert/USA, CAN 2010)


"Game over."

Saw 3D (Saw 3D - Vollendung) ~ USA/CAN 2010
Directed By: Kevin Greutert


Nachdem Mark Hoffman (Costas Mandylor) sich befreien konnte, stellt er John Kramers Witwe Jill (Betsy Russell) nach, die sich in einem Zeugenschutzprogramm unterbringen lässt und gegen Hoffman aussagen will. Zugleich steckt Hoffman den Hochstapler Bobby Dagen (Sean Patrick Flanery), der behauptet, einst einem von Jigsaws Todesspielen entronnen zu sein und damit groß absahnt, in eine große neue Fallenanordnung. Bobby muss nach und nach versuchen, seine Kollegen und Freunde zu befreien, was ihm natürlich mitnichten gelingt. Im Hintergrund agiert derweil noch ein weiterer bislang unbekannter Assistent Kramers, sozusagen sein letztes (?) Ass für Notfälle...

"Saw 3D" ist vorläufig als letztes Kapitel der Reihe angekündigt, was ich angesichts des konstanten Unterhaltungspotentials zwar einerseits schade finde, wozu ich jedoch andererseits entgegnen muss, dass ich da vermutlich wenig bis gar nichts vermissen werde. Im Gedächtnis haften bleibt von der ganzen Mär nach sieben sehr ähnlich gewachsenen Teilen ja nun doch kaum was. Vielmehr verschwimmt in der Erinnerung alles zu einem einzigen großen Blutbrei. Neu am sechsten Sequel, das wiederum ein paar lose inhaltliche Enden aufnimmt und verknüpft und sich gewohnt enthüllend präsentiert, ist die 3D-Technik mitsamt einem speziellen DV-Kamera-Verfahren, das Greuterts Film in der von mir gesehenen, zweidimensionalen Version seltsam unwirklich matte Farben verleiht. Jene sind zwar auffällig, bleiben für die Filmbetrachtung selbst jedoch von unnützem Effekt. Der fürs "Saw"-Publikum letztlich interessanteste Aspekt, nämlich der Gewaltgehalt, ist nach wie vor immens und demystifiziert das menschliche Innenleben bis in seine letzten noch verbliebenen Ausläufer. Mit der Gewöhnung kommt jedoch auch der Fluch des Gewohnten: Wer alle sieben "Saw"-Teile überlebt hat, kann sich mutmaßlich sowieso vor kaum mehr etwas ekeln, auch wenn die Sensationsgier nach wie vor spürbar ist. So graben sich die Serienmacher zwangsläufig selbst das Wasser ab. Mal sehen, ob jetzt wirklich Schluss ist.

6/10

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L'UOMO SENZA MEMORIA (Duccio Tessari/I 1974)


Zitat entfällt.

L'Uomo Senza Memoria (Der Mann ohne Gedächtnis) ~ I 1974
Directed By: Duccio Tessari


Der in London tätige Antiquitätenhändler Peter Smith (Luc Merenda) leidet infolge eines Unfalls unter Amnesie. Seine gesamte Vergangengheit bleibt nebulös, bis er eines Tages eine Einladung seiner Frau Sara (Senta Berger) nach Portofino erhält, die zugleich offenbart, dass Peter tatsächlich Edward heißt. Zuvor wird er noch in seiner Wohnung überfallen, doch der Unbekannte wird durch einen gezielten Schuss durchs Fenster ermordet. In Portofino angekommen stellt Edward fest, dass die Einladung mitnichten von seiner Frau, von der er sich offenbar im Streit getrennt hatte, stammte und dass ein mysteriöser Unbekannter ihn hierher gelockt hat. Da alte Liebe nicht rostet, finden Sara und Edward wieder zueinander, allerdings hält Edwards frühere Identität auch einige unangenehme Überraschungen bereit.

Feiner Krimi, von Duccio Tessari bis auf ein paar total manierierte und überflüssige SloMos im Showdown sehr stilvoll inszeniert. Tessari beweist ein hervorragendes Gespür für Räume und Orte, macht laternenerleuchtete Gässchen und nächtliche Gärten zu seinen Komplizen und versteht es nebenbei vorzüglich, die schöne Senta Berger nicht nur stets ins rechte Licht zu rücken, sondern sie ferner zu einer sehr sympathischen Agentin des Zuschauers und damit zur trefflichen Identifikationsfigur zu machen. Die Berger scheint dem Restpersonal des Films darstellerisch ohnehin sehr überlegen, wobei Luc Merenda, obschon ich ihn recht gern sehe, mir immer latent unsympathisch ist und er mir viel zu selten als Bösewicht besetzt scheint. "L'Uomo Senza Memoria" lebt vordringlich von seiner recht deutlich an Hitchcock angelehnten Atmosphäre. Dass seine Epigonenschaft dem Film ein Stück Originalität verwehrt, lässt sich dabei angesichts des ansonsten schicken Resultats sehr gut verkraften.

8/10

Duccio Tessari London Portofino Amnesie Heroin Giallo


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VAMPIRE CIRCUS (Robert Young/UK 1972)


"The Circus of Nights! A hundred delights!"

Vampire Circus (Circus der Vampire) ~ UK 1972
Directed By: Robert Young


Im frühen 19. Jahrhundert: Das Dörfchen Stettel wird von dem Vampir Graf Mitterhaus (Robert Tayman) heimgesucht. Irgendwann reicht es den Stadtoberen dann mit dem blutigen Treiben und Mitterhaus wird von ihnen gepfählt. Der Graf jedoch schwört blutige Rache und verflucht das Dorf wird künftig von sämtlichen Anrainern gemieden und eine seltsame Pest wird dort zum höchst unerwünschten Dauergast. Fünfzehn Jahre später gastiert der "Zirkus der Nacht" in Stettel. Dessen bizarre Attraktionen erfreuen die Bewohner zunächst, bis sie entdecken, dass sich hinter den meisten der Akrobaten und Schausteller gute Freunde und Verwandte des Grafen Mitterhaus verbergen, die ihren alten Spezi gern mal wieder hochleben lassen täten.

Einer der schönsten Hammer-Filme der Siebziger Jahre, voll von surrealen Bildern und extravaganten Einstellungen, derweil die etwas nebensächliche Geschichte dabei lediglich zur Motiv-Anreihung dient. Ob der Vampirgraf bei Hammer nun Dracula, Karnstein oder Mitterhaus heißt, ist letzten Endes unerheblich. Ein gotisches beziehungsweise barockes Setting, ein junges Paar Liebender, ein alternder Widersacher und schließlich der aristokratische Blutsauger und Verführer, im Zweifelsfalle mit entsprechender Anhängerschaft - um dies alles geht es, gern auch in der x-ten Repetition. Neu am vorliegenden Film ist der titelgebende Circus, ein sehr seltsames, kleines Geschäft mitsamt einer nackten Schlangenfrau und einem Katzenmenschen (eine der raren adaptierten Verwendungen dieses speziellen Horrormotivs nach Tourneur), der sich tatsächlich als des Grafen vampirischer Vetter Emil (Anthony Higgins) entpuppt.
Der noch immer aktive Robert Young ist in der Horror- und speziell in der Hammer-Szene ein eher unbeschriebenes Blatt, was der Qualität seines Films jedoch keinen Abbruch tut. Die gewohnte Sorgfalt des Studios betreffs der Kulissen- und Kostümwahl trifft man auch in "Vampire Circus" an, zudem ist der Blutgehalt recht hoch, so dass der durstige Graf Mitterhaus einen entsprechend deftigen Grand-Guignol-Einschlag mitbringt.

8/10

Vampire Zirkus period piece Hammer





Filmtagebuch von...

Funxton

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