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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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DEADLY PREY (David A. Prior/USA 1987)


"I like being on the winning side. It's a lot healthier."

Deadly Prey (Tödliche Beute) ~ USA 1987
Directed By: David A. Prior

75 Meilen südöstlich von Los Angeles betreibt der frühere Schleifer Hogan (David Campbell) eine private Söldner-Trainingsschule, deren Hauptmanöver darin besteht, willkürlich von der Straße wegentführte Passanten durchs Gehölz zu jagen und zu töten. Als man eines Morgens versehentlich Hogans früheren Schützling Danton (Ted Prior) in den Van stopft um zum Freiwild deklariert, verzettelt man sich jedoch gehörigst: In Danton, einem schlafendem Elite-Killer vor dem Herrn, erwachen umgehend die alten Instinkte und weder Mann noch Maus sind vor ihm sicher.

Wem "First Blood" zu moralinsauer und "Commando" zu inhaltskomplex war, der sollte anno 87 in dem herrlich schundigen "Deadly Prey" seine wahre Erfüllung gefunden haben. In diesem hat der schmalzige Bodybuilder Ted Prior unter der schroffen Regie seines Bruders David A. die Aufgabe, eine ganze Armee von Pappkameraden zu plätten, wobei einige Dialogsprengsel und Einstellungen aus den genannten "Vorbildern" zweckerneuert werden. Dass "Deadly Prey" unmöglich ernst genommen werden kann und zudem doof ist wie Hulle, gehört zu seiner grundgenialischen Konzeption. Es beginnt mit dem Auftritt Ted Priors: Dieser, mit der untrüglichen Physiognomie und Frisur eines Manta-Fahrers ausgestattet, läuft die meiste Zeit in engen Hotpants als ausschließlichem Kleidungsstück und mit der defensiven Körperhaltung eines grantigen Silberrückens durch die Szenerie. Wenn er mit dem MG feuert, brüllt er und bewegt sich bei seinen Zweikämpfen so langsam, dass selbst ich ihn mühelos ausschalten könnte. Glücklicherweise passen sich seine Kombattanten jeweils Priors Quasi-Zeitlupen-Bewegungen an, so dass er sich, wenn die Dramaturgie es verlangt, auch mal gefangennehmen lässt. Ansonsten gibt es ein ewiges Hin und Her vor wenig dichter Wald- und Wiesen-Szenerie, dessen narrativer Aufbau selbst einen lernbehinderten Vorschüler unterfordern dürfte. Cameron Mitchell und Troy Donahue schauen jeweils kurz vorbei, werden zum Dank dafür an den ersten Besetzungsstellen genannt und wohl jeder fürstlich mit einer Flasche Bourbon entlohnt worden sein.
Dem Vizechef der Bösen (Fritz Mathews) haut der rachedurstige Danton gegen Ende den linken Arm mit einer Machete ab, um ihn dann mit selbigem Extrakt totzuschlagen und hernach zu skalpieren. Was er indes ganz am Ende bzw. im Off des Abspanns mit seinem Intimfeind Hogan anstellen wird, das war dann wohl einfach zu schrecklich, um es uns auch noch zuzumuten. Wie ich eben gesehen habe, hat man dem Film vorletztes Jahr ein Sequel spendiert.
Meine Mission: Dieses finden und aufessen. Ende.

6/10

David A. Prior Manhunt Independent Trash Rache Kidnapping


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STONE (Sandy Harbutt/AUS 1974)


"We'll do what we fuckin' like."

Stone ~ AUS 1974
Directed By: Sandy Harbutt

Weil einer von ihnen, der schwer bedröhnte Toad (Hugh Keays-Byrne), Zeuge eines Anschlags auf einen Politiker wird, steht von nun ab die ganze Rockertruppe "Grave Diggers" auf der Abschussliste der Verschwörer. Nachdem bereits drei von ihnen Mordanschlägen zum Opfer gefallen sind, erhält der unkonventionelle Bulle Stone (Ken Shorter) den Auftrag, sich bei den Grave Diggers einzunisten, um von dort aus zu ermitteln. Der Polizist wird eher verhalten in die Reihen der Outlaws aufgenommen, kann sich bald jedoch einer gewissen Faszination für den unbändigen, freien Lebensstil der jungen Leute nicht länger erwehren. Schwankend zwischen der Abscheu für die immer wieder in unnötige Aggression verfallende Art seiner neuen "Freunde" und aufrichtigem Respekt für deren klare Ehrbegriffe kommt es am Schluss doch noch zu unausweichlichen Konfrontation, als man des Killers schließlich habhaft wird...

Ein ungeschliffener Rohdiamant des wilden australischen Siebziger-Kinos, das ultimative Oz-Pendant zu "The Wild Angels", "Easy Rider" und ihren vielen Epigonen. Inszenatorisch gleichermaßen unangepasst wie kompetent entspricht der Einblick in die "Szene", den "Stone" gewährt, ebenso wie die Perspektive des ehern auf der Gesetzesseite stehenbleibenden Polizisten, eine nie zur Gänze entschlüsselte Mixtur aus ehrlicher Faszination und ehrlichem Respekt. Die Charakterköpfe der Grave Diggers mit ihren lustigen Namen haben oder nehmen sich alles, was ihre instinktgesteuerte Para-Existenz ihnen vorgibt: Sie saufen, kiffen, schmeißen hier und da einen Trip, bumsen, wenn ihnen danach ist, machen Kneipenbesuche, pöbeln, beleidigen und prügeln sich mit der "Konkurrenz". Das höchste Freiheitsgefühl beziehen sie von dem Bock zwischen ihren Beinen. Ach, und Satanisten sind sie auch noch, im libertinär geprägten Stil eines Aleister Crowley, versteht sich.
Die Finalszene bringt die unausgewogene, weil unlösbare Ambivalenz, die Stone empfindet, auf den ultimativen Punkt: Der justament "Ausgestiegene", weil er die Suche nach dem Killer unter Gewaltanddrohung beenden konnte, referiert gegenüber seiner aus gutem, bourgeoisem Hause stammenden Freundin über die vielen Vorzüge, die sein kurzes Leben im Rocker-Milieu so mit sich brachte - nur um in der nächsten Sekunden von seinen geschätzten Freunden, die sich wegen Stone um ihre Rache betrogen fühlen und in sein Haus eindringen, schwer krankenhausreif, möglicherweise auch zu Tode geprügelt zu werden. Dennoch insistiert er: "Keine Polizei...". Das was Stone bei den Grave Diggers fand, möchte er nie mehr missen, auch, wenn es ihn die gesammelten Knochen im Leib kostet...

9/10

Sandy Harbutt Rocker Australien Sydney Subkultur undercover Freundschaft Drogen Marihuana Alkohol


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JOSHUA TREE (Vic Armstrong/USA 1993)


"He's just a driver, not a killer."

Joshua Tree (Barett - Das Gesetz der Rache) ~ USA 1993
Directed By: Vic Armstrong

Der Auto- und Rennfahr-Spezialist Santee (Dolph Lundgren) wird während eines illegalen Jobs gelinkt und sein bester Freund Eddie (Ken Foree) erschossen. Santee selbst wird angeklagt, einen Polizisten getötet zu haben und landet unschuldig im Gefängnis. Im Zuge einer Verlegungsaktion nutzt er die Gunst der Stunde und flieht, die Polizistin Rita (Kristian Alfonso) als Geisel. Santees damaliger Auftraggeber Severence (George Segal), selbst Police Officer, nimmt die Verfolgung von Santee auf, der sich quer durch den Joshua-Tree-Nationalpark ballert.

Einer der großen Actionfilme der neunziger Jahre, der es dank seiner miesen Vermarktung hierzulande, die rund um cropping, Zensur und missglückte Synchronisation so ziemlich alles beinhaltet, was bei einer hiesigen Videoveröffentlichung unrund laufen konnte (und wohl immer noch kann), bei uns nie den ihm zustehenden Leumund zu erwerben vermochte. Beeinflusst von den extrem stilisierten Shoot-Outs des Hong-Kong-Genrekinos und mit jenem gewissen, naiv-prolligen Naturell versehen, das dem einen oder anderen Film solchen Zuschnitts seinerzeit noch ganz unschuldig zu eigen war (so mochte man weder auf eine spektakuläre Verfolgungsjagd mit Ferraris noch auf eine Liebesszene mit Agaven-Öl verzichten), bekommt man mit "Joshua Tree" ein windschnittiges, kompetent gefertigtes Feuerwerk aufs Tablett gezaubert, das Dolph Lundgren in einem seiner karrieristischen Höhepunkte zeigt und seine Outlaw-Vorbilder (Raoul Walshs "High Sierra" findet sich in gleich mehrfacher Hinsicht intertextualisiert) gallionsfigurengleich vor sich her trägt. Der selbstgezogene Vergleich könnte dabei entlarvender kaum sein - dass Lundgren nicht Bogey ist, Wellman(!) Santee nicht Roy Earle und Vic Armstrong nicht Raoul Walsh, mag eine obsolet anmutende Erkenntnis sein; zur Veranschaulichung jedoch, wie sich das Antlitz des (US-)Kinos mit all seinen gestalterischen Behelfsmäßigkeiten binnen 52 Jahren bewegter Geschichte verändert hat, dafür taugt ein Direktvergleich zwischen diesen beiden Schätzen wie Arsch auf Eimer.

8/10

Vic Armstrong Wüste Kalifornien Flucht Rache


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WOLFCOP (Lowell Dean/USA 2014)


"Could you once again report what happened?" - "Yeah. It was a big fuckin' wolf."

WolfCop ~ USA 2014
Directed By: Lowell Dean

Der versoffene Kleinstadt-Cop Lou Garou (Leo Fafard) wacht eines morgens und ohne Erinnerung an die Nacht zuvor mit einem großen, eingeritzten Pentagramm auf der Brust auf. Bei Aufzug von Vollmond und Sonnenfinsternis verwandelt sich Lou schon in der nächsten Nacht um Punkt 10 p.m. in einen Werwolf. Mithilfe des durchgeknallten Waffenladenbesitzers Willie (Jonathan Cherry) hebt der im lykanthropen Zustand noch immer bei Bewusstsein befindliche daraufhin erstmal das örtliche Nest von Crystal-Meth-Rockern aus und pimpt sein Polizeiauto zum Wolfsmobil auf. Doch sein Zustand kommt nicht von ungefähr: Das Provinznest wird nämlich schon seit Jahrhunderten unerkannt von einer echsenhaften Gestaltwandler-Sippe beherrscht, die alle 32 Jahre frisches Werwolfsblut benötigt um ihren Fortbestand zu sichern...

Ein liebenswertes kleines Fun-Splatter-Flick von Fans für Fans, gut sichtbar mit durchweg handgemachten, nostalgieverhafteten Latexeffekten ausgestattet, manchmal etwas über-albern, doch in der Regel durchaus cool, lässig und gewitzt. Der kreative Kopf hinter "WolfCop", Lowell Dean, hat dabei vor allem seine Hausaufgaben betreffs adäquater Genre-Verwurzelung bravourös erledigt: Aus diversen Gattungsbeiträgen der letzten Jahrzehnte finden sich kleine und große hints, von der "Howling"-Reihe über "Teen Wolf" bis hin zu "Full Eclipse". Der bereits präventiv als Serienheld angelegte Antiheld Lou Garou (eine Texttafel am Schluss verkündet groß: "WolfCop will return in 2015") macht in seiner origin dabei eine katapultartige Entwicklung vom versoffenen Dümmling hin zum haarigen Supermann durch, der üble kriminelle und/oder paranormale Elemente wahlweise anpisst, unter Pistolenfeuer nimmt, oder gleich um teils lebenswichtige Gliedmaßen erleichtert. Eine comiceske Figur, wie geschaffen für weitere Abenteuer. Nun, solange diese weiterhin so amüsant eingestielt sind, bin ich gern dabei.

6/10

Lowell Dean Independent Splatter Groteske Werwolf Monster Hommage Trash


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IL GIUSTIZIERE DELLA STRADA (Giuliano Carnimeo/I, E 1983)


Zitat entfällt.

Il Giustiziere Della Strada (The Executor - Der Vollstrecker) ~ I/E 1983
Directed By: Giuliano Carnimeo

Nach dem Großen Knall ziehen marodierende Bande durch die Wüstenei, die permanent auf der Suche nach Wasser sind, welches in der verdorrten Zukunft zum höchsten Überlensgut wird. Auch der mit seinem getunten Wagen 'Exterminator' umherziehende Renegat Tiger (Robert Ianucci) arbeitet vornehmlich auf eigene Rechnung. Doch unter der opportunistischen schlägt ein weiches Herz: Tiger nimmt sich des halbverwaisten Jungen Tommy (Luca Venantini) an und rauft sich mit seiner Rivalin Trash (Alicia Moro) zusammen geht, als es darum geht, ein zuvor unentdecktes Reservoir gegen den bösen Crazy Bull (Fernando Bilbao) und seine Leute zu verteidigen...

Eins der vielen "The Road Warrior"-Plagiate, die wie eben auch "Il Giustiziere Della Strada" zum Großteil aus italienischer Fertigung stammten, dabei erstaunlicherweise jedoch zumeist ihr spezifisches Profil zu wahren wussten. In Carnimeos Film eilt der Einzelkämpfer allerdings keiner zivilastionskonservierenden Gemeinde zur Hilfe und scheint auch wenig daran interessiert, den Fortbestand der Menschhet sichern zu helfen. Tiger (im Original: Alien) geht es einzig darum, seinen Durst löschen zu können. Treibstoff respektive Öl ist in diesem Stadium der Endzeit längst kein Thema mehr; jetzt geht es nurmehr, wie übrigens in einigen anderen postapokalyptisch eingebetten Exploitern auch, um lebensspendendes H₂O, das infolge ausbleibenden Regens und Verdunstung aller stehenden und fließenden Gewässer zum letzten Mangelartikel avanciert ist. Jeder Film des Subgenres benötigt sein motorisierendes MacGuffin, seien es besagtes Wasser, fossile Brennstoffe, Fruchtbarkeit, Liebe, Pflanzen und Tiere, die Zivilisiertheit selbst oder gar mystische Artefakte - irgendeiner Sache jagen sie hier immer nach. In "Il Giustiziere Della Strada" mimt ein Dressman namens Robert Ianucci den in diesem Falle sehr auf Franco Nero gebürsteten Titelhelden, eines seiner wenigen Leinwand-Engagements. Ergänzend fanden noch Eduardo Fajardo und vor allem der obligatorische Luciano Pigozzi ihren Weg in diesen unschuldigen, kleinen Film, der mit wenigen, gezielten Gewaltspitzen und seiner üblichen gattungsimmanenten Naivität viel Freude macht.

5/10

Giuliano Carnimea Apokalypse Europloitation Wasser Kind


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GUARDIANS OF THE GALAXY (James Gunn/USA 2014)


"I am going to die surrounded by the biggest idiots in the galaxy."

Guardians Of The Galaxy ~ USA 2014
Directed By: James Gunn

Am Todestag seiner krebskranken Mutter (Laura Haddok) wird der kleine Peter Quill (Wyatt Oleff) von einem außerirdischen Raumschiff eingesackt und mitgenommen, nur im Besitz eines Walkman mitsamt 70s-Mixtape. Die Erde sieht er nie wieder. Als Erwachsener (Chris Pratt) nennt sich Peter "Star-Lord" und ist als Söldner und Artefakthändler in den Weiten der Galaxie unterwegs. Als er das 'Orb' findet, eine kleine Metallkugel, die einen der legendären sechs Infinty-Steine enthält, welche ihrem Besitzer, so er ihren gleichfalls unheilvollen Kräften standhalten kann, gewaltige Macht verleihen, werden sowohl seine vormaligen Kameraden, die Ravagers, unter Führung des Renegaten Yondu Odonta (Michael Rooker) auf ihn aufmerksam als auch der rachsüchtige Kree-Diktator Ronan (Lee Pace), der mit dem wahnsinnigen Thanos von Titan (Josh Brolin) zusammenarbeitet. Auf seiner nun folgenden Flucht gerät Peter an das intergalaktische Polizeikorps der Nova, das auf dem Planeten Xandar stationiert ist. Er kommt ins Gefängnis, zusammen mit dem mutierten Waschbären Rocket (Bradley Cooper), dem Baumwesen Groot (Vin Diesel) und der Kriegerin Gamora (Zoe Saldana). Dort ergänzt sich die Truppe um den etwas unterbelichteten Drax (Dave Bautista). Gemeinsam macht man sich auf, das Orb zu sichern und gegen den mittlerweile in dessen Besitz befindlichen Ronan zu Felde zu ziehen, der droht, Xandar zu vernichten...

Viel zu berichten gibt es über dieses erste Marvel-Projekt, das in die Weiten des Universums blickt und die bekannten irdischen Figuren erstmals komplett ausspart, eigentlich nicht. Abgesehen davon, dass es sich bei James Gunns Film um die Adaption eines eher unsteten und international weniger bekannten Serials handelt, bewegt sich "Guardians Of The Galaxy" sicher in den Bahnen traditioneller Mainstream-Unterhaltung. Viele der einstmals in gezeichneter Form höchst geheimnisvoll bis finster angelegten Figuren wie Drax, The Destroyer, Gamora oder der Collector werden dabei wahlweise zu vor allem witzigen Humor-Zielscheiben umgeformt, tauchen gar nicht erst auf (Adam Warlock, Mar-Vell) oder erhalten gezielt putzige Gesichter (Racoon, Groot). Der von gewaltigen Entitäten, interplanetarischen Ränken und Machtspielen wimmelnde, außerweltliche Marvelkosmos wird da zu einem geradezu göttlichen Tummelplatz für eher komisch ausgelegte, kindgerechte Unterhaltung, in der sich mehr oder weniger flaue Oneliner und ein multipel ausgespieltes Reverenzmaß bezüglich diverser klassischer Genremotive als tonangebend erweisen. Sicher, "Guardians Of The Galaxy" entwirft vorzüglich aussehende CGI-Welten, macht fairen Spaß und wird vor allem jenen Stimmen, die die zunehmend dunkle, existenzialistische Konnotation der jüngeren Verfilmungen als allzu selbstgefällig und nerdy aburteilten, durchaus erfreuen mögen. In meinem persönlichen Falle kombinieren sich die obligatorische Freude über jede neuerliche Comic-Adaption mit der gewissermaßenen Ernüchterung, dass nicht zwangsläufig alle Marvel-Verfilmungen sich als echte Volltreffer erweisen müssen und der akuten Gemahnung und Rückbesinnung darauf und daran, dass es der profitorientierten Disney-Produktionsschmiede eben nicht, wie man etwa nach "The Avengers" zwischenzeitlich zu glauben geneigt war, primär um adäquate Adaptionen geht, sondern darum, neue, sprich: junge Publikumsschichten aufzutun, die ihr Taschengeld in die Konzernkassen tragen.

6/10

James Gunn Marvel Comic Aliens Superhelden


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THE EQUALIZER (Antoine Fuqua/USA 2014)


"Don't doubt yourself, son. Doubt kills."

The Equalizer ~ USA 2014
Directed By: Antoine Fuqua

Der alternde Lagerarbeiter Robert McCall (Denzel Washington) gilt seinen Kollegen als angenehmer Zeitgenosse. Er ist hilfsbereit, lebenserfahren und redet nicht viel über sich selbst. Seine Nächte verbringt er in einem kleinen Diner, wo er emsig Weltliteratur-Werke studiert. Hier ist auch die minderjährige Nutte Alina (Chloë Grace Moretz) Stammgast. Man ist sich in seiner wechselseitigen Einsamkeit sympathisch. Doch Alinas Zuhälter Slavi (David Meunier) ist ein überaus gemeiner Hund von Russen-Mafioso. Er lässt Alina krankenhausreif prügeln und weigert sich daraufhin, das Mädchen für eine von McCall angebotene Summe freizugeben. Der nette Herr entpuppt sich daraufhin als Superkiller und tritt einen Kleinkrieg gegen den Oberboss Pushkin (Vladimir Kulich) los. Mit welchem Granitkopf sich der milliardenschwere Gangster da einlässt, kann er nicht ahnen...

Basierend auf der gleichnamigem TV-Serie mit Edward Woodward, an die ich bestenfalls sehr bruchstückhafte Erinnerungen habe, ist Denzel Washington neuerlich in einer für ihn maßgeschneiderten Rolle zu sehen, die ihm weder allzu viel abverlangt, noch an zumindest geringfügigen Neo-Nuancen spart. Ich bin in Washingtons Filmographie nicht allzu gut bewandert, aber ich glaube, einen solch versierten Meisterkiller hat er bis dato nicht gegeben, selbst im "Man On Fire"-Remake nicht. Robert McCall ähnelt mehr einem Ninja: in seinen Fingern wird jedes Haushaltsgerät zur Tötungsmaschine, verlängert damit aber doch bloß McCalls ohnehin lange Arme. Günstig, dass er in einem Baumarkt arbeitet, günstig, dass der Showdown vor Ort stattfindet. Mit herkömmlichen Schusswaffen hat es McCall nicht, dafür sollte man Heckenschneider und Ähnliches gut vor ihm verschließen.
Aber halblang - die basale konstruktion des Films ist so einfältig wie obsolet: der Grandaddy mit topgeheimer CIA-Vergangenheit entdeckt - ein vorausgehendes Twain-Zitat weist obergescheit drauf hin - im Alter ein neues Steckenpferd: Er spielt den Schutzengel für bedürftige Seelen in Not. In der für ihre jungen Jahre bereits ordentlich abgeranzten Alina findet er eine genau solche. Und damit ein Ventil, seine todbringenden, tief verwurzelten, thanatischen Obsessionen in die richtige Richtung hin zu sublimieren. Die rotzfreche Russenmafia wartet förmlich gerade nur auf einen wie McCall, der mit höchster strategischer Intelligenz und völlig skrupellos ein Lagerfeuer unter ihrem feisten Arsch anzündet.
Da es schon länger keinen "Punisher"-Film mehr gab, kommt "The Equalizer" all jenen zupass, die zumindest mit einer der drei Adaptionen (optimalerweise mit allen dreien) von Goldblatt, Hensleigh und Alexander etwas anzufangen wissen. Denn Robert McCall und Frank Castle sind gewissermaßen Zwillingsbrüder, wenn vielleicht auch nur in Geist und Methodik. Und solange Frank Castle sich onscreen nicht blicken lässt, hat er in seinem Substitut McCall einen nicht minder obsessiv zu Werke schreitenden Vize. Der Autor dieser Zeilen jedenfalls hatte seinen zünftigen Heidenspaß dabei, ihm beim Hauen und Stechen zuzuschauen; allen übrigen, tropfnassen, redundanten Klischeebemühungen des Scripts zum Trotze.

8/10

Antoine Fuqua Boston Mafia Selbstjustiz Insomnie Rache Remake Russland Russenmafia


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FORCE: FIVE (Robert Clouse/USA 1981)


"Thank God for Black an' Decker!"

Force: Five (Die Macht der Fünf) ~ USA 1981
Directed By: Robert Clouse

Der teuflische Reverend Rhee (Master Bong Soo-Han) leitet eine Erleuchtungssekte, die ihm lediglich als Fassade dient, um in Ruhe seine Drogengeschäfte abwickeln und die zumeist aus reichem Hause stammenden Schäfchen um ihre dicken Börsen erleichtern zu können. Dem wohlhabenden William Stark (Michael Prince) sind Rhees Umtriebe seit Langem ein Dorn im Auge, doch jeder Versuch, dessen Organisation zu sprengen, schlug bislang fehl. Also heuert er den Kampfsportmeister Jim Martin (Joe Lewis) an, der wiederum ein sich aus bewährten Kampfprofis rekrutierendes Quintett (Sonny Barnes, Richard Norton, Benny Urquidez, Pam Huntington, Ron Hayden) um sich schart. Nachdem auch noch Stark von Rhees Handlangern ermordet wird, kennen Martin und seine Force: Five keine Gnade mehr.

Ein Remake in eigener Sache - "Force: Five" ist schon auf den ersten Blick nichts anderes als eine lediglich geringfügig modifizierte Variation von Clouses eigenem Schlager "Enter The Dragon". Anstelle von Bruce Lee ist nun Kickbox-Champion Joe Lewis zu sehen, der seine Mitstreiter allerdings nicht wie ehedem zufällig, sondern ganz gezielt auswählt, um den fiesen Obermotz zu vernichten. Jener wird - eine besonders hübsche Fußnote - von Master Bong Soo Han interpretiert, der wenige Jahre zuvor in der Enter The Dragon"-Parodie "A Fistful Of Yen", einem Segment aus John Landis' "The Kentucky Fried Movie", mit einem gewissen Dr. Klahn das Äquivalent zu Bruce Lees vormaligem Gegner Han (Shih Kien) spielte und am Ende durch eine Wasserdusche ("I'm melting, I'm melting!") besiegt wird. Allein jener "Besetzungscoup" verhindert, dass "Force:Five" sich auch nur ein Fünkchen Ernsthaftigkeit erwirtschaften kann. Doch auch der Rest des Films entspricht einer durchweg bizarren Scharade, die mehr mit den beiden um diese Zeit entstandenen Christian-Anders-Filmen "Die Brut des Bösen" und "Die Todesgöttin des Liebescamps" gemein hat als mit auch nur semiseriösem Genrekino. Dass der end boss hier in Form eines wilden Stiers daherkommt, scheint da nurmehr konsequent.
Ein wahlel Blüllel, wenn Sie mich flagen.

5/10

Robert Clouse Martial Arts Exploitation Trash


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THE HOBBIT: THE DESOLATION OF SMAUG (USA/NZ 2013)


"What have we done...?"

The Hobbit: The Desolation Of Smaug (Der Hobbit - Smaugs Einöde) ~ USA/NZ 2013
Directed By: Peter Jackson

Weiter geht die Reise von Gandalf (Ian McKellen), dem Hobbit Bilbo Beutlin (Martin Freeman) und den dreizehn Zwergen Richtung Erebor. Nachdem man sich mit dem gefährlichen, letzten Hautwechsler Beorn (Mikael Persbrandt) arrangiert hat, geht es weiter zum Düsterwald, wo Gandalf sich von den Übrigen trennt und sich nach Dol Guldur aufmacht, wo er den Nekromanten vermutet. Bilbo und die Zwerge müssen sich derweil gegen Riesenspinnen und feindselige Elben behaupten, bevor sie mit Hilfe von Bilbos Ring und unter heftigen Attacken der sie verfolgenden Orks entfliehen können und zu der von Menschen bewohnten Flussstadt vor Erebor gelangen. Mit der Unterstützung des freischärlenden Händlers Bard (Luke Evans) gelingt ihnen der Aufstieg auf den Berg und das Eindringen in das frühere Zwergenreich, das jetzt vom schlafenden Drachen Smaug bewohnt wird. Jenen erweckt Bilbo bei seiner Suche nach dem Arkenstein und alle folgenden Versuche, Smaug zu bezwingen, scheitern. Tatsächlich wird das Monster nur höchst wütend und macht sich auf, die Flussstadt mit all ihren Einwohnern zu zerstören...

Wie vor fast gexakt einem Jahr angekündigt nun die bereits ersehnte Betrachtung des Mittelstücks der neuen Tolkien-Trilogie. Zunächst darf man vor allem wohlwollend registrieren, dass die Ausdehnung des stofflich eigentlich nicht solcherlei filmische Epik hergebenden Ursprungsromans von J.R.R.Tolkien nicht nur gelungen, sondern überaus lohnenswert ausfällt. Die sich latent im Hinterkopf befindlichen Kenntnis von "Lord Of The Rings" ermöglicht zahlreiche, der Komplexität der Geschichte förderliche Brückenschläge, die etwa einen vorgezogenen Auftritt des Elbenkriegers Legolas (Orlando Bloom) oder deutliche Hinweise auf das nahende Wiedererstarken Saurons umfassen. Die halluzinatorische Szene im Düsterwald sowie die beiden vordringlichsten Actionsequenzen, nämlich die Flucht in den Weinwässern aus der Elbenfeste und der spätere Kampf gegen Smaug (den es im Buch überhaupt nicht gibt) erreichen mit ihrer unglaublichen Rasanz und Perfektion eine neue Qualität, die trotz ihrer vornehmlich artifiziellen Genese in ihrer Kernigkeit an das dreißig und mehr Jahre zurückliegende "Achterbahn-Kino" von Lucas und Spielberg erinnern. Ferner bleibt hinreichend Zeit für eine fortlaufende Charakterisierung einzelner Figuren, so des liebenswerten, alten Zwerges Balin (Ken Stott) oder der wiederum hinzuerfundenen Elbin Tauriel (Evangeline Lilly).
Jacksons filmisches Mittelerde-Epos ist um ein grandioses Kapitel reicher, das wiederum höchste Vorfreude auf den Finalteil weckt. Auch diesen werde ich mir als persönliche Premiere in der sowieso einzig gültigen, erweiterten Fassung gönnen. In einem Jahr also: gleiche Stelle, gleiche Welle.

9/10

Peter Jackson J.R.R. Tolkien Monster Road Movie Freundschaft Reise D.C. Duell Guillermo del Toro Sequel


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EDGE OF TOMORROW (Doug Liman/USA, AU 2014)


"You see, this isn't the first time."

Edge Of Tomorrow ~ USA/Australien 2014
Directed By: Doug Liman

In nächster Zukunft werden große Teil der Erde von aggressiven Aliens mit Kollektiv-Bewusstsein, den sogenannten 'Mimics' überrannt. Der Krieg gegen die Invasoren, der bereits das gesamte europäische Festland kostete, ist auch ein Medienereignis: Der Ex-Werbefachmann Bill Cage (Tom Cruise) schlachtet den Konflikt medienwirksam aus und betätigt sich erfolgreich als Propaganda-Offizier - bis er selbst zur Front verdonnert wird. Dort trifft er auf einen "Alpha-Mimic" - was ihn nur für eine Schrecksekunde das Leben kostet, denn danach erlebt Cage diesen selben, schicksalhaften Tag immer aufs Neue - bis er endlich einen, nur überaus schwierig zu erreichenden - Ausweg aus seiner persönlichen Zeitschleife findet.

Die Zeitschleife ist schon seit längerem ein beliebtes, mehr oder weniger regelmäßig reaktiviertes Science-Fiction-Motiv, das sich aufgrund seiner häufig komisch kontextualisierten Missgeschicke ebensosehr für schwarzhumorige Exkursionen anbietet. Das gelungenste Beispiel für dieses kleine Subgenre bleibt Harold Ramis' "Groundhog Day", in dem Bill Murray erst den durchweg perfekten Tag gestalten und die Abkehr von seinem Zynismus meistern muss, um dem Zeitschleifen-Fluch zu entrinnen. Auch in "Edge Of Tomorrow" hängt der Ausweg mit der Erfüllung einer Mission zusammen - wobei dies lediglich im transzendenteren Sinne der Fall ist; im Prinzip genügt bereits eine Bluttransfusion, um die "Fähigkeit" der Zeitrückstufung, wie Limans Film sie verkauft, einzubüßen. Doch soll gerade dies eben nicht passieren, oder zumindest darf die Figur des Bill Cage nicht mit dieser Option liebäugeln, denn er ist, wie sich herausstellt, die letzte und einzige Hoffnung der Menschheit, trotz deren Übermacht doch noch gegen die Mimics reüssieren zu können. Diese beziehen ihre gewaltige Übermacht nämlich just aus der Fähigkeit ihres Zentralgehirns, des "Omega"-Mimic, die Zeit zurückdrehen zu können und besitzen somit einen steten, strategischen Vorteil ihren Gegnern gegenüber. Doch Bill Cage - und ebenso seine Gespielin Rita Vrataski (Emily Blunt) - wissen ebenfalls um die Vorteile jener Gabe und nutzen sie gegen den Feind. Man könnte diese interessante Plotline auch böszungig auf ihren eigentlichen Kern herunterbrechen: Tom Cruise, Sonnenschein wie eh und je, ist noch derselbe "Maverick" wie in "Top Gun" 28 Jahre zuvor, ein opportunistischer Nachwuchs-Macho, der erst Bußfertigkeit lernen muss, um zum Mann zu werden. Als Bill Cage, der Mann in der Zeitschleife, genügt dies jedoch nicht ganz: Anders als Bill Murray, der den perfekten Tag zu durchleben hatte, liegt Tom Cruises Aufgabe darin, vom arroganten, feigen Selbsträsonisten zum perfekten Soldaten zu werden. Erst durch perfektes, unzählige Male durchexerziertes Training, das sich selbst vom Tod nicht einschränken lässt, gelingt es Bill Cage, seine schicksalhafte Mission, die Rettung der Erde nämlich, zu erfüllen. Ein Schelm, wer da hubbard'sches Erlösertum wittert; seinen ätzenden Pro-Militarismus, der ein bisschen daherkommt wie "Starship Troopers" ohne Subebene, kann der Film allerdings auch vermittels seiner glänzenden, technischen Perfektion nicht verhehlen. Man unterhält sich vortrefflich, unleugbar dumpf und schal aber ist das alles nichtsdestotrotz, besonders nach dem letzten Vorhang.

7/10

Doug Liman Aliens Invasion Militär Zeitschleife London Paris





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Funxton

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