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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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RESERVOIR DOGS (Quentin Tarantino/USA 1992)


"You ever listen to K-Billy's "Super Sounds of the Seventies" weekend? It's my personal favorite."

Reservoir Dogs ~ USA 1992
Directed By: Quentin Tarantino

Ein von dem Gangsterboss Joe Cabot (Lawrence Tierney) und seinem Sohn Nice Guy Eddie (Chris Penn) angeheuertes, aus sechs Gaunern bestehendes Team soll einen akkurat geplanten Diamantenraub vollführen. Doch die Sache läuft gehörig aus dem Ruder, weil einer der sich zuvor untereinander unbekannten Teilnehmer ein Undercover-Cop ist, der bereits im Vorhinein seine Leute zum Schauplatz des Verbrechens beordert hat. Nachdem der schießwütige Mr. Blonde (Michael Madsen) vor Ort ein Massaker angerichtet hat und bereits zwei der Ganoven, Mr. Blue (Eddie Bunker) und Mr. Brown (Quentin Tarantino) dran glauben mussten, treffen die Übrigen nach und nach am verabredeten Treffpunkt, einer Lagerhalle, ein. Mr. Orange (Tim Roth) hat einen Bauchschuss und verblutet langsam, derweil Mr. White (Harvey Keitel) und Mr. Pink (Steve Buscemi) die Sache halbwegs ruhig und überlegt überblicken. Als Mr. Blonde mit einem gekidnappten Polizisten (Kirk Baltz) auftaucht, wartet bereits die nächste Katastrophe...

Als Quentin Tarantinos erste Filme bei uns auftauchten, sprich "Reservoir Dogs" und der von ihm gescriptete "True Romance", war ich wie viele andere ein ausgemachter Fan des Mannes und himmelte seine Arbeiten an - für einen 17- bis 20-jährigen Kinogänger zu dieser Zeit ganz gewiss nichts Ungewöhnliches. Als ich dann zu studieren anfing und in jeder noch so abgewichsten Klitsche, in der sich eine Party abspielte, ein "Pulp Fiction"-Poster vorfand, erkaltete meine Bewunderung für diesen plötzlich zum langweiligen Salonthema avancierten Filmemacher und verwandelte sich in eine Art Ernüchterung; ich wollte ihn bestenfalls nurmehr nett finden und jedes ihm gewidmete Gespräch aus der Laienecke mit demonstrativem Gähnen quittieren. Tarantino als "everybody's darling", der dann auch noch von Hinz und Kunz plagiiert wurde - das gefiel mir, der ich mich Trends stets tapfer verweigert habe, ganz und gar nicht. Dass er mit "Jackie Brown" seinen, wie ich bis heute finde, stärksten Film vorgelegt hat und im Gefolge von "Hype Fiction" eigentlich alles genau richtig gemacht hat, war mir dann demonstrativ egal.
"Reservoir Dogs" und "Pulp Fiction habe ich nach zuvor mitunter pathologischen Überdosierungen zum letzten Mal vor geschätzt fünfzehn Jahren gesehen und jetzt mal wieder Lust drauf bekommen. Zu ersterem darf ich schonmal sagen, dass er mich neuerlich begeistert konnte. Als einen ungeheuer frischen Film habe ich ihn just wieder wahrgenommen, voll von leidenschaftlichem fandom, angenehm exzessiv, getragen von einem unschlagbaren Narzissmus und, wenngleich betreffs seiner inszenatorischen Qualität weit hinter den meisten wirklich großen, klassischen amerikanischen Regisseuren liegend, als ein Musterexemplar seiner Gattung, dem längst selbst ein Platz im Olymp der nachwuchsinspirierenden Werke gebührt. Gewissermaßen schade angesichs dessen, dass Tarantino gezwungenermaßen zum Opfer seines eigenen Kults wurde - und es bis heute, ebenso gezwungenermaßen, geblieben ist.

9/10

Quentin Tarantino Ensemblefilm undercover Freundschaft Los Angeles Heist


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ONNA HISSATSU KEN (Kazuhiko Yamaguchi/J 1974)


Zitat entfällt.

Onna Hissatsu Ken (Die Karate-Tiger) ~ J 1974
Directed By: Kazuhiko Yamaguchi

In Hong Kong erfährt die Karate-Meisterin Koryu (Etsuko Shihomi), dass ihr verschwundener Bruder Mansei (Hiroshi Miyauchi) als Undercover-Agent für die Polizei gearbeitet hat. Koryu verfolgt Manseis Spur in übelste Rauschgifthändler-Kreise und stößt auf den Unterwelt-Boss Kakuzaki (Bin Amatsu), der sich Weltklasse-Kämpfer aller Couleur wie einen Privatzoo hält. An diesem muss Koryu erst vorbei, um sich zu Mansei, der in Kazuakis Verlies als gezüchtetes Heroinwrack dahinvegetiert, durchzuschlagen. Behilflich ist ihr dabei unter anderem der Shaolin-Meister Hibiki (Sonny Chiba).

Japanischer Karate-Irrsinn vom Feinsten, mitsamt 180-Grad-Kopfesverdrehung und herausquellendem Gedärm im Finale. Vorher schleppt sich "Onna Hissatsu Ken" hier und da etwas träge über die Runden, schließlich will ein Sinn erst installiert sein. Es gibt natürlich einstweilen auch viel zu lachen, wenn all die Superkämpfer vorgestellt werden, die da gegeneinander antreten - zum einen die zynischen, lichtscheuen Yakuza-Killer mit ihren duften Outfits und Spezialwaffen, zum anderen die Tempel-Schüler, die unter der Swastika des Glücks Nächstenliebe gepredigt bekommen und dass man nur kämpfen darf, um sich zu verteidigen (dann aber richtig, nämlich "wie ein Tiger"). Dass alles ist gerade so verrückt wie japanischer Sleaze der Mittsiebziger es eben zu sein hat und bereitet dementsprechend Vergnügen. Der zu englisch auch als "Sister Street Fighter" bekannte, und sich damit an die Chiba-Filme anlehnende Knaller hält zwar mit selbigen nicht ganz Schritt, langt aber immer noch ordentlich hin und, das Wichtigste, lässt die schwitzende, sich abrackernde Protagonistin als eine erscheinen, die es ernst meint.

6/10

Kazuhiko Yamaguchi Hong Kong Yakuza Martial Arts Japan Sleaze


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THE MASTER OF BALLANTRAE (William Keighley/USA 1953)


"I have a style of my own."

The Master Of Ballantrae (Der Freibeuter) ~ USA 1953
Directed By: William Keighley

Schottland, Mitte des 18. Jahrhunderts: Nach der verlorenen Schlacht bei Culloden irrt Bonnie Prince Charlie, jüngster Repräsentat des alten Königshauses der Stuarts, durch das Hochland, stets auf der Flucht vor den Regierungstruppen Georgs II. Unter den Edelleuten hat er jedoch nach wie vor viele Sympathisanten, so den Gutserben Jamie Durie (Errol Flynn), der als Partisan gegen die englischen Besatzer kämpft, jedoch bald selbst zur Flucht gezwungen ist. Zusammen mit dem Iren Burke (Roger Livesey) glaubt Jamie sich irrigerweise von seinem jüngeren Bruder Henry (Anthony Steel) verraten und gerät über Umwege zu den Westindischen Inseln, wo er sich mitsamt seinem Freund bald mitten im Piraten-Milieu wiederfindet. Zusammen kapert man eine spanische Galeone und reist zurück in die Heimat, um die offenen Rechnungen zu begleichen.

Farbenprächtiges Flynn-Vehikel, das den langsam doch älter werdenden und vor allem infolge seiner privaten Exzesse etwas aufgedunsen wirkenden Hollywood-Charmeur durch seine Atelier-Kulissen jagt. Nicht ganz so berauschend wie der kurz zuvor entstandene "Against All Flags" führt Flynns jüngster Brot- bzw. Whiskey-Erwerb ihn neuerlich zumindest behauptet in sonnige Gefilde, sprich die Karibik. Hier erhält der von daheim Vertriebene und sich verraten glaubende Gentleman die Chance, Manneserfahrungen zu sammeln, indem er einen alten, versoffenen Piratenkapitän (Charles Goldner) aufs Kreuz legt und einen anderen, zudem eitlen, französischen Gecken (Jacques Berthier) im Fechtzweikampf in die Schranken weist. Das alles funktioniert natürlich wie am Schnürchen, so dass die Erzählzeit nicht überstrapaziert wird und Jamie Durie flugs wieder diesseits des Atlantiks zurückfindet. Dort wird dann noch ein par Rotröcken gepflegt der Hintern versohlt, das schwelende, brüderliche Missverständnis aufgeklärt und - geheiratet! Alles wieder im Lot nördlich des Hadrianswalls. Oder zumindest im hauseigenen Umfeld.

7/10

William Keighley Schottland Historie Karibik Piraten Seefahrt Widerstand period piece Brüder Freundschaft Rache Jack Cardiff


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SHAO LIN SAN SHI LIU FANG (Chia Liang Liu/HK 1978)


Zitat entfällt.

Shao Lin San Shi Liu Fang (Die 36 Kammern der Shaolin) ~ HK 1978
Directed By: Chia Liang Liu

Der in Kanton herrschende Mandschuren-Despot Tien Ta (Lo Lieh) knechtet das Volk nach persönlichem Gutdünken und erstickt jede Rebellion schon im Keim. Zu seinen Opfern zählt auch die Familie des Studenten San Te (Gordon Liu), der zu einem abgelegenen Shaolin-Kloster aufbricht, um dort die Kunst des Kung Fu zu erlernen und die erworbenen Kenntnisse in seiner Heimat weiterzugeben. Mithilfe einer solch schlagkräftigen Truppe plant er, Tien Ta zu entmachten. Zunächst jedoch muss San Te selbst die weisen Lehren Buddhas begreifen und sich zahlreichen Prüfungen stellen. Nach einigen Jahren und zum Ende seiner Ausbildung bricht er dann wieder heimwärts auf, um seine selbstauferlegte Mission zu verwirklichen.

Disziplin noch und nöcher - ist schon toll, wenn man solchen Ehrgeiz bemühen, Verzicht üben und sich zu einer drahtigen Kampfmaschine mit perfekter Technik stählen kann. Hat jeder meinen Segen, der sich das antun will, auch und vor allem Gordon Liu, der sich mit dem nötigen Charisma durch diesen "Ausbildungsfilm" wurschtelt. Einige der abzulegenen Exerzizien machen einen schon beim bloßen Zuschauen mürbe, so dass man ganz froh ist, fett und faul auf der Couch liegen und Pils trinken zu können, derweil andere sich abrackern auf der Suche nach wahrer Erleuchtung. Auch wenn der ganz bestimmt gut gemeinte philosophische Überbau des Films, von dem immer geringer werdenden Rache-Motiv einmal abgesehen, mich nicht kratzte, muss ich Chia Liang Lu doch zugestehen, einen mustergültigen Job gemacht zu haben. "Shao Lin San Shi Liu Fang" enthält sich unnötiger Albernheiten und verfolgt straight seinen Kurs, in netten Kulissen, mit schönen Kostümen und Leuten, die ihr Handwerk in jeder Hinsicht verstehen.

8/10

Chia Liang Liu Martial Arts Shaw Bros. Shaolin period piece


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TEMMINK: THE ULTIMATE FIGHT (Boris Paval Conen/NL 1998)


Zitat entfällt.

Temmink: The Ultimate Fight ~ NL 1998
Directed By: Boris Paval Conen

In nicht allzu ferner Zukunft erhalten Schwerststraftäter in den Niederlanden die Möglichkeit, sich als Alternative zu einer anderen Strafe als Gladiator zu betätigen: Von der Umwelt isoliert werden sie in einen abgelegenen, abgeschotteten Komplex verfrachtet und müssen sich in regelmäßigen Duellen vor anwesendem und Fernsehpublikum solange prügeln, bis einer von ihnen am Boden liegt. Das Publikum entscheidet dann per Mehrheitsvotum, ob der Sieger den Verlierer zu Tode würgen soll. Auch der irre Soziopath Temmink (Jack Wouterse) landet, nachdem er im Park einen vorbeikommenden Inline-Skater (Martijn Nieuwerf) aus nichtigen Gründen erschlagen hat, in der "Arena". Nachdem sein einziger wirklicher Freund David (Jacob Derwig) dort seinen letzten Kampf verloren hat, kommen Temmink Zweifel an der Endgültigkeit seiner Situation: Will er wirklich eines Tages hier sterben, als Unterhaltungshäppchen für den Pöbel? Oder lohnt es sich vielleicht doch, ein Zeichen zu setzen gegen die neue Barbarei des Systems?

Ein feiner, kleiner Film aus unerem Nachbarland, der einerseits die Genretraditionen von Filmen wie "Das Millionenspiel", "Le Prix Du Danger" und "The Running Man" pflegt und geschickt sein realistisch dargestelltes Ansinnen einer pervertierten Unterhaltungsdystopie mit mitreißenden Kampfszenen koppelt, andererseits jedoch sein angekratztes "Helden"-Bild sorgsam bis zum Ende aufrecht erhält. Über die Titelfigur erfährt man nur das Nötigste: Temmink ist ein dicker, hässlicher Mittdreißiger; psychisch wie geistig offenbar angeschlagen, nachdem ihm - soviel lässt sich zumindest spekulieren - im Leben schwer mitgespielt wurde; zu exzessiver Gewaltanwendung neigend. Ein Typ, dem man persönlich lieber nirgendwo begegnen würde. Dass auch ein Rohkopf wie er empfänglich ist für freundschaftliche Gefühle, Zärtlichkeit und Liebe, passt schonmal nicht recht zum üblichen medial evozierten Image derartiger Individuen. Dass er zudem im Laufe seines Werdegangs innerhalb der Arena noch einen Gesinnungswandel durchlebt, der offenlässt, ob er sich hernach gesellschaftlich reintegrieren könnte, hinterlässt noch manch weiteren Zwiespalt beim Zuschauer.
Temmink passt sich den Gepflogenheiten an und überlässt zwischenzeitlich seinem Publikum die Option. Nachdem er einen Kampf gegen den knüppelharten Goliath (Joe Montana) bereitwillig verliert, ist er bereit, zu sterben, doch zum ersten Mal entscheiden sich die Leute dafür, dass ein Gladiator am Leben bleiben soll. Vielleicht taugt er, anders als seine muskelbepackten, martialischen Leidensgenossen, einfach besser als Identifikationsfigur für den Jedermann. Insofern ist "Temmink" durchaus eine Art Antithese gegen den Blutdurst eines sich außerhalb der Kampfkäfige sicher wähnenden Publikums, gegen Strafvollzüge und Urteile, gegen Rechtssysteme und gegen mediale Trends. So lang der kämpfende, schwitzende, blutende Derwisch hinter seinen Acrylfenstern bleibt, ist zumindest alles in bester Ordnung. Doch wehe, wenn er losgelassen...

8/10

Niederlande Boris Paval Conen Zukunft Fernsehen Dystopie Madness Faustkampf Independent


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FIGHTING MAD (Jonathan Demme/USA 1976)


"That Tom Hunter oughta act a bit more sensitive."

Fighting Mad (Mach' ein Kreuz und fahr' zur Hölle) ~ USA 1976
Directed By: Jonathan Demme

Nachdem er sich mit seiner Frau zerstritten hat, plant Tom Hunter (Peter Fonda), sich mit seinem kleinen Sohn Dylan (Gino Franco) vorerst in New Mexico niederzulassen, wo sein Vater (John Doucette) und sein jüngerer Bruder Charlie (Scott Glenn) Grund besitzen und eine Pferderanch bewirtschaften. Doch sowol die Hunters als auch die anderen Kleinfarmer und Landbewohner sind dem ortsansässigen Tagebau-Unternehmer Crabtree (Philip Carey) ein Dorn im Auge. Mittels diverser legaler und illegaler Mittel vertreibt er die Leute von ihrem Grund und Boden. Als Charlie und seine schwangere Frau (Kathleen Miller) einen Unfalltod sterben, wird Tom bereits stutzig, obschon er nichts beweisen kann. Doch Crabtree übt immer mehr Druck aus. Als das Maß endgültig voll ist, begibt sich Tom auf einen Rachefeldzug gegen Crabtree und seine Leibgarde.

Rough, tough, different: mit seinem dritten Spielfilm, zugleich dem letzten, den er unter Roger Cormans Produzentenägide anfertigte, gelang Jonathan Demme ein ebenso schnörkelloser wie knackiger Vigilantenthriller, der sich durch seinen einerseits beinharten Habitus und seine andererseits überdurchschnittlich ambitionierte Form einen Platz unter den besten Selbstjustizfilmen der Dekade erarbeitete. "Fighting Mad", dessen reißerischer deutscher Titel ihm auch recht gut steht, bedient sehr traditionelle Genre-Strukturen - man fühlt sich in einen der vielen Fünziger-Western versetzt, in dem mittellose Existenzgründer, sprich Farmer, gegen großkapitalistische Rancher und deren Stacheldraht-Manieren anzukämpfen haben. Auch hierin wird wahlweise ein Familienvater bis zum Äußersten gedrängt oder hilft ein kampferprobter Gunman seinen unfreiwilligen Schutzbefohlenen aus der Misere.
Dass Tom Hunter sich keinesfalls der Typ ist, der sich kommentarlos und allzu weit in die Defensive drängen lässt, davon zeugt bereits der Prolog des Films: kaum in seiner alten Heimstatt angelangt, gibt es sogleich Ärger mit den Gesetzeshütern, die natürlich - wenngleich eher unbewusst und aus Angst - auf der Seite der Hochwirtschaft stehen. Seine Wehrhaftigkeit stellt er später noch mehrfach unter Beweis; mit Fäusten, Dynamit sowie Pfeil und Bogen. Immerhin gewährt Demme ihm, wobei es zunächst nicht danach aussieht, ein durchaus reaktionär konnotiertes Happy End. Hunter hat seine Selbstjustiz unter Einsatz seines Lebens zu einem konsequenten Ende geführt und geht möglicherweise sogar straffrei aus. Im Extremfall, so das unschwer vernehmbare post scriptum, lohnt die Remobilisierung des altehrwürdigen Pioniergeists - und der Griff zur Waffe.

8/10

Jonathan Demme New Mexico Rache Selbstjustiz Duell Roger Corman Vater & Sohn


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GUNGA DIN (George Stevens/USA 1939)


"Her Majesty's very touchy about having her subjects strangled."

Gunga Din (Aufstand in Sidi Hakim) ~ USA 1939
Directed By: George Stevens

Nordwestindien in den 1880ern: Die längst zerschlagen geglaubten Thuggees, eine im Zeichen der Todesgöttin Kali operierende Sekte von Attentätern, hat sich heimlich reformiert und plant unter ihrem fanatischen Oberguru (Eduardo Ciannelli) die sukzessive Zerschlagung der britischen Armee. Durch einen eher unbewussten Hinweis des einheimischen Bhisti Gunga Din (Sam Jaffe), der sein Herz für das Militär Ihrer Majestät entdeckt hat, stößt das herzliche Sauf- und Raufboldtrio Cutter (Cary Grant), MacChesney (Victor McLaglen) und Ballantine (Douglas Fairbanks Jr.) auf den verborgenen Haupttempel der Thuggees. Das Quartett gerät in Gefangenschaft und soll als Köder für die Suchmannschaft, die hinterrücks überfallen werden soll, fungieren, doch Gunga Din kann durch eine heldenhafte Aktion das Blatt in letzter Sekunde wenden.

Nach Rudyard Kiplings Heldenballade über einen indischen Wasserträger, der zum glorreichen Soldaten der Kolonialarmee wird und sein Leben für diese gibt, entstand dieser Prestige-Film der 1939 noch auf Höhe befindlichen RKO. Wenngleich Stevens' Werk gleich Kiplings Gedicht den Namen des heldenhaften, im Film von Sam Jaffe gespielten Eingeborenen trägt, spielt Gunga Din erwartungsgemäß nur eine untergeordnete Rolle und muss sich trotz anderslautend voregetragenen Epilogs mit einem realen Status als Nebenfigur begnügen. Stattdessen wird das Trio Grant/McLaglen/Fairbanks Jr. bis in höchste Sphären gejubelt: Eine todesmutige, prügellustige kleine Posse, von denen jeder allein schon mindestens zwanzig Würgern im Dienste Kalis den Hintern versohlen kann, deren geballte Kraft jedoch das Empire widerspiegelt wie nichts sonst. Stevens inszeniert dieses durchaus homoerotisch gefärbte (Fairbanks Jr. will seine von Joan Fontaine gegebene Braut Emmy heiraten, wird jedoch permanent und erfolgreich von seinen beiden Busenfreunden davon abgehalten) Machotum mit einer gewaltigen Portion Ironie, die besonders Cary Grant allerlei Raum für seine Dandy-Späße bietet. Dass sich hinter "Gunga Din" ursprünglich und tatsächlich ein feistes Prosit in Richtung Commonwealth verbirgt, erscheint angesichts des Spaßfaktors, den das hier und da farcenhafte Stück verbreitet, kaum mehr von Bedeutung. Die mehr oder weniger heimliche Liebäugelei mit dem Wildwest-Genre (gefilmt wurde quasi gleich vor der Studiotür in Lone Pine) erkannte man später als gewinnbringende Option für ein entsprechendes Remake und fertigte, unter der Regie von John Sturges, analog dazu den lustigen, aber nicht mehr ganz so schmissigen Rat-Pack-Western "Sergeant's 3".

8/10

period piece Indien George Stevens Kolonialismus Rudyard Kipling


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POLICE ACADEMY 3: BACK IN TRAINING (Jerry Paris/USA 1986)


"Kiss my what?"

Police Academy 3: Back In Training (Police Academy 3... und keiner kann sie bremsen) ~ USA 1986
Directed By: Jerry Paris

Eine der beiden städtischen Polizei-Akademien soll geschlossen werden, entweder die des altehrwürdigen Commandant Lassard (George Gaynes) oder die deutlich straffer geführte des mittlerweile beförderten Commandant Mauser (Art Metrano). Um sich aus der Patsche zu helfen, mobilisiert Lassard seine Ehemaligen rund um Ctry Mahoney (Steve Guttenberg) und die anderen, auf dass diese als Ausbilder für eine neue Generation durchgedrehter Rekruten einspringen. Bald haben die "Neuen" die Chance sich zu beweisen, als der Gouverneur (Ed Nelson) von einer Gruppe Krimineller gekidnappt wird...

Bis hierhin soll's mir vorläufig erst einmal reichen mit den Jungs und Mädels aus der Police Academy - die Gags, vor allem die halbwegs gelungenen, sind fast ausschließlich Reprisen aus den ersten beiden Teilen, derweil manche Witze und Einstellungen einem fast schon Kopfschütteln machenden Leerlauf frönen. Die alte Garde um Steve Guttenberg, Michael Winslow, Bubba Smith und David Graf scheint, mit Ausnahme des Letzteren vielleicht, ihrer darzustellenden, wiederkehrenden Albernheiten zunehmend müde zu werden und überlassen den heurigen Löwenanteil an Lachern den beiden liebenswerten Fiesmöppen Art Metrano und seinem idiotischem Faktotum Proctor (Lance Kinsey) respektive dem abermals komplett überzüchtet auftretendem Bobcat Goldthwait, dessen verrückter Rocker Zed nunmehr Polizist werden will, sowie seinem Komplementär Tim Kazurinsky als duckmäusigem Anwärter Sweetchuck. Wenn als Behelf eine Großzahl aus Kalauern aus der deutschen Synchronfassung rekurriert (mutmaßlich von Guttenberg-Sprecher Arne Elsholtz verfasst), was die ersten beiden Filme noch längst nicht in diesem Maße nötig hatten, dann ist zudem Obacht geboten. Der Nostalgie-Faktor (als Kind habe ich den Film geliebt) spielt noch mit herein, dennoch ist dies ein eher flaues Klamöttchen.

5/10

Jerry Paris Paul Maslansky Police Academy


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POLICE ACADEMY 2: THEIR FIRST ASSIGNMENT (Jerry Paris/USA 1985)


"Never fool with a fuzz ball."

Police Academy 2: Their First Assignment (Police Academy 2... Jetzt geht's erst richtig los!) ~ USA 1985
Directed By: Jerry Paris

Pete Lassard (Howard Hesseman) sitzt in der Klemme: Das von ihm geleitete Polizeirevier leidet unter einer viel zu hohen Misserfolgsquote, schlechter Öffentlichkeitsarbeit und vor allem seiner miesen Lage. Es steht daher zu befürchten, dass im Falle weiterer Misserfolge Lassard binnen 30 Tagen seinen Posten an seinen schleimigen Vize Mt. Mauser (Art Metrano) und dessen Speichellecker Proctor (Lance Kinsey) abgeben muss. In seiner Not wendet sich Lassard an seinen älteren Bruder, den Direktor der Polizei-Akademie (George Gaynes). Dieser schickt dem Junior seine just graduierten Eleven rund um Sonnyboy Cary Mahoney (Steve Guttenberg), die in ihrem neuen Revier mit altgedienten KollegInnen auf Streife geschickt werden. Schon bald schließt man Bekanntschaft mit der Wurzel allen hiesigen Übels: Dem verrückten Rocker Zed (Bobcat Goldthwait) und seiner Gang...

Der Titel des Sequels stimmt ja schonmal nicht richtig, denn hier geht es nicht mehr um die Polizei-Akademie itself, sondern um den weiteren Werdegang der zuvor kennengelernten Vollchaoten, die trotz mancher Minderbemittlung allesamt ihren Abschluss mit Bravour erhalten haben. So nimmt der Originalitätsfaktor denn auch bereits an dieser Stelle um einige Einheiten ab. Fürderhin um manch beliebten Charakter erleichtert, wenn teils auch lediglich vorübergehend, etabliert "Police Academy 2" immerhin auch einige neue Figuren mit kapitaler Schräglage, allen voran natürlich den retardierten Zed, der von dem grundsätzlich gewöhnungsbedürftigen comedian Bobcat Goldthwait interpretiert wird und dessen abrupt aufkeimender Beliebtheitsgrad ihm noch zwei Folgeauftritte innerhalb der Reihe bescheren sollte. Als Lt.-Harris-Substitut bekommen wir Art Metrano als Mauser, der nicht ganz so lustig aufspielt wie sein Quasi-Vorgänger, infolge der ihm von Mahoney verpassten Streiche aber wiederum die besten Gags des Films abbekommt: Das beim Duschen gegen Plastikkleber ausgetauschte Shampoo und die proktologische Zwangsntersuchung durch eine sadistische Krankenschwester (Diana Bellamy) zählen zu den ungebrochenen humoristischen Großmeisterlichkeiten der gesamten Serie.

6/10

Jerry Paris Paul Maslansky Police Academy undercover Rocker Subkultur


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POLICE ACADEMY (Hugh Wilson/USA 1984)


"You make me sick." - "Thank you, sir. I make everybody sick."

Police Academy ~ USA 1984
Directed By: Hugh Wilson

Durch einen Erlass der neuen Bürgermeisterin darf sich nunmehr jeder Bürger der Stadt zur Polizei-Ausbildung melden, ungeachtet von Herkunft, Vorbildung, körperlicher Konstitution, Geschlecht und Geisteszustand. Entsprechend bunt gemischt ist das Trüppchen, das Lt. Harris (G.W. Bailey) und Sgt. Callahan (Leslie Easterbrook) von der Police Academy binnen vierzehn Wochen stählen sollen. Das inoffizielle Ziel ist es, die allerfaulsten Eier möglichst lautlos herauszumobben, wofür sich Harris der denunziatorischen Qualitäten der zwei Schleicher Copeland (Scott Thomson) und Blankes (Brant von Hoffman) bedient. Doch unsere Rekruten schlagen sich wackerer als von aller Welt erwartet.

War inklusive seiner ersten beiden Sequels ein Riesenhit damals und Pflichtübung für jedes echte VidKid. Hightower (Bubba Smith), Hooks (Marion Ramsey), Jones (Michael Winslow), Tackleberry (David Graf), Callahan und der demente Commandant Lassard (George Gaynes) - das sind Namen und Figuren, die ihrer Hauptklientel von annu dazumal garantiert noch immer ein abruptes Grinsen ins Gesicht zaubern; Typen, die einem im Nullkommanichts ihre ihnen entsprechenden Porträts vor das geistige Auge zaubern. Steve Guttenberg, der heldenhafte Anführer der Truppe, hielt, im Vergleich zu manchem Kollegen, nicht das gesamte Franchise über durch, weil er - diese Erklärung liegt zumindest nahe - als verschmitzter Till Eulenspiegel des Szenarios seiner Figur irgendwann nichts mehr hinzuzufügen hatte und anders als seine FreundInnen kein spezifisches Humorkennzeichen vorzuweisen hatte. Möglicherweise wurde es ihm auch irgendwann einfach zu blöd. Mein persönliches personelles Highlight zumindest des Startschusses der Reihe ist und bleibt G.W. Bailey als Lieutenant Harris. Nicht nur, dass der Mann die besten Gags des gesamten Films abbekommen hat (man denke nur an das Megafon oder die Sache mit dem Pferdearsch), er spielt auch so unglaublich temperiert und witzig, dass es regelmäßig ein Höchstvergnügen ist, ihm zuzuschauen. Für die nächsten beiden Filme fiel er leider aus. Ein ganz spezielles Evergreen natürlich auch die Sache mit der "Blue Oyster Bar", in der knackige, schwule Rocker gleich jeden zum Tango bitten, der aus Versehen zur Tür reinkommt.
Ein Hohelied singen darf man in diesem Falle auch einmal betreffs der deutschen Synchronfassung, die ihr Bearbeitungsobjekt nicht nur unbeschädigt lässt, sondern es sogar vortrefflich ergänzt. Immer noch most typical 80s; immer noch super.

8/10

Hugh Wilson Police Academy Paul Maslansky





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