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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0





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EASY RIDER (Dennis Hopper/USA 1969)



"You know Billy, we blew it."

Easy Rider ~ USA 1967
Directed By: Dennis Hopper


Nachdem Billy (Dennis Hopper) und Wyatt (Peter Fonda) einen gewinnträchtigen Koksdeal über die Bühne gebracht haben, machen sie sich mit ihren Choppern von L.A. nach Florida auf, wo sie die Kohle verprassen wollen. Unterwegs rasten sie in einer Hippiekommune, landen in einem Nest im Mittelwesten wegen unerlaubter Teilnahme an einer Parade im Knast, lernen dort den Anwalt George Hanson (Jack Nicholson) kennen und nehmen ihn mit zum Mardi Gras nach New Orleans. Bevor sie jedoch dort ankommen können, wird George nächtens von einer Gruppe reaktionärer Rednecks totgeschlagen. Tief geschockt nehmen sich Billy und Wyatt zwei Huren (Karen Black, Toni Basil) aus einem von George empfohlenen Bordell und gehen mit ihnen zusammen auf einem Friedhof auf einen transzendenten Acidtrip. Auf der Weiterreise werden auch sie grundlos von Hillbillys ermordet.

Als 'easy ride' bezeichnet man im Süden der USA eine Freinummer im Puff; der Scriptautor Peter Fonda meinte zur Titelklärung im Rolling Stone, dass die Freiheit selbst längst zu einer Hure verkommen wäre und alle nurmehr scharf seien auf einen flotten 'easy ride' mit ihr.
"Easy Rider" ist nicht nur ein absolut großartiger Film, er markiert auch kinohistorisch betrachtet einen unverzichtbaren Meilenstein. Nach seiner Betrachtung, die mich stets gleichermaßen euphorisiert und niedergeschlagen zurücklässt, frage ich mich jedesmal, wie um Himmels Willen ein solches Werk - verschroben, drogenverherrlichend und die gesamte Landeskultur leidenschaftlich denunzierend - von einem alteingesessenen Hollywood-Studio produziert und verliehen werden konnte. Vorher waren derartige Filme bestenfalls Sache kleiner Schmutzfinken wie Corman oder Jim Nicholson und Sam Arkoff von AIP gewesen und wurden hübsch publikumswirksam eingerahmt, mitsamt erhobenem Zeigefinger, obligatorischem Outlawgestus und Drogenwarnungen, so dass die "reckless youth" möglichst nicht selbst auf dumme Gedanken kam nach dem Besuch im Drive-In-Kino.
Hier jedoch war er, der Film, der endgültig alles umgestoßen hat, der Film, in dem die Bill of Rights zur Zielscheibe einer abgesägten Schrotflinte verkommt. Am Anfang kauft ausgerechnet Phil Spector den Jungs ihr mexikanisches Dope ab und anschließend geht's weiter mit Steppenwolf. Die Tore zur Wüste stehen offen. Dann: Erste Einblicke in beschränkte Freiheiten; Stadtflucht im großen Stil, weil "alle Städte gleich sind". Immer grausiger wird die Reise ins modrige Herz Amerikas. Rassistische, beschränkte Cops und inzestuös verblödete Einwohner als verblassende Relikte des alten Südstaatenadels, die der mittlerweile und nur kurzfristig zum Trio erwachsenen Gruppe blanken Hass und pure Aggression entgenschleudert. Schließlich der LSD-Trip als ultimative Brücke zur Wahrheitsfindung: "We blew it" - just before finally they themselves are blown.
Don't bogart that film, my friend - pass it over to me.

10/10

Bordell LSD New Orleans Südstaaten New Hollywood Marihuana Drogen Road Movie Dennis Hopper



Filmtagebuch von...

Funxton

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