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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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THE GAME (David Fincher/USA 1997)


"Discovering the object of the game is the object of the game."

The Game ~ USA 1997
Directed By: David Fincher

Ohne es zu merken, ist der Investment-Banker Nicholas Van Orton (Michael Douglas) zu einem einsamen und verbitterten Zyniker geworden, dessen einziger Lebenssinn nunmehr in seiner Arbei besteht. Damit tritt er zugleich die Erbfolge seines Vaters (Charles Martinet) an, der einst im Alter von 48 Jahren - just dasselbe, das Nicholas soeben erreicht hat - den Freitod suchte. Ein Geburtstagsgeschenk seines Bruders Conrad (Sean Penn) scheint da für etwas Abwechslung zu sorgen. Ein ominöses Spiel, das die mysteriöse Firma CRS feilbietet und das Nicholas' Lebensalltag gehörig umkrempelt.

Abgesehen davon, dass "The Game" etwas unter seiner inhaltlichen, teilweise doch recht abenteuerliche Ausmaße annehmenden Konstruiertheit zu leiden hat, ist er ein hervorragender Schauspieler- und ein noch exzellenterer Regiefilm. Fincher kreiert mittels jener ihm typischen, schwarz-glänzenden Stilisierung eine ähnlich verstörende, nebulöse Atmosphäre wie bereits in "Se7en"; die Welt steht urplötzlich Kopf, niemandem kann mehr vertraut werden, alles ist bedrohliche Verschwörung, alles möglich. Michael Douglas präsentiert wie zufällig eine psychologische Weiterentwicklung seiner großen Oscar-Rolle des Gordon Gekko, der bei Fincher zu einem kompletten Misanthropen reduziert wird, der nicht mal mehr in der Gier noch Befriedigung findet. Die latente Depression hat sich bei ihm bereits durchs Hintertörchen eingeschlichen und es ist nurmehr eine Frage der Zeit, wann die letzte Sicherung durchbrennt, sich die Erkenntnis über ein verpfuschtes Leben Bahn bricht und Nicholas Van Orton es seinem suizidalen Vater gleichtut.
Über die Wendungen, die das Spiel nimmt, die minutiöse Planung der Hinterleute, die jede Reaktion ihrer Protagonisten steuern und vorhersehen können, lässt sich wohl trefflich diskutieren. All das ist am Ende jedoch nebensächlich. Die so einfache wie lebensbejahende Botschaft des Films ist wichtig: Genieß' dein Leben, du hast nur eines. Darum sollte "The Game" auch zum stelleninternen Pflichtprogramm eines jeden Firmenmanagers erklärt werden.

8/10

David Fincher Hochfinanz San Francisco Mexiko Brüder


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DUEL (Steven Spielberg/USA 1971)


"Look... I want you to cut it out."

Duel (Duell) ~ USA 1971
Directed By: Steven Spielberg

Der kleine Angestellte David Mann (Dennis Weaver) überholt auf dem Weg zu einem Geschäftstermin einen Truck. Diesen wird er fortan nicht mehr los, tatsächlich verfolgt ihn der Lastzug nicht nur, er attackiert ihn auch noch in zunehmend eindeutiger Absicht.

The one to end it all: Mit dieser in Windeseile abgedrehten ABC-Produktion für die Reihe "Movie Of The Week" findet sich die Grabinschrift New Hollywoods bereits unbewusst in Stein gemeisselt. Der Blockbuster bahnt sich seinen Weg, bis "Jaws" vier Jahre später die Studios aus ihrer Flaute herausholen und dem Autorenkino wieder den Hahn abdrehen wird. Und welch ein brillantes Epitaph "Duel" ist: Kino in seiner pursten Form (ironischerweise ausgerechnet fürs Fernsehen produziert), Film der totalen Reduktion, in dem am Ende nichts mehr wichtig ist außer dem Weiterkommen auf gerader Straße und der endgültigen Entledigung des Gegners. David Mann bleibt am Ende als eine vollkommen entleerte tabula rasa zurück, heruntergeschält sozusagen auf das bare Dasein. Dass er nicht noch nackt an der Felsklippe im Sonnenuntergang sitzt, verwundert da geradezu. Dafür wird er wahrscheinlich ein interessanter Fall für die Psychiatrie und der mysteriöse Truckfahrer hat sein Ziel somit zumindest in Teilen erreicht. Alles, was David Mann am Morgen dieses Tages noch bewegte, befindet sich in weiter Ferne: Sein lächerlicher kleiner Ehekrach, der Termin mit seinem Geschäftspartner, seine ganze kleinbürgerliche Existenz. Auch kommt er zwischendurch nie auf die Idee, dem Truck ein Schnippchen zu schlagen. Er müsste bloß umkehren und nach Hause fahren und der Albtraum wäre vorbei. Aber darum geht es irgendwann gar nicht mehr, David Mann will gewinnen, triumphieren, Erster sein. Spielberg, damals 25, inszeniert wie ein Alter und schüttelt bereits als Debüt einen formaltechnisch dermaßen perfekten Film aus dem Ärmel, dass dagegen selbst alte Hasen vor Neid erblasst sein dürften. Für mich bis heute einer seiner wegweisendsten und besten Filme; ehrlich, roh und von allem Ballast befreit.

10/10

Steven Spielberg Road Movie Kalifornien car chase Richard Matheson TV-Film New Hollywood


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FEAR X (Nicolas Winding Refn/DK, UK, CA, BR 2003)


"Stay on him, here I go."

Fear X ~ DK/UK/CA/BR 2003
Directed By: Nicolas Winding Refn

Der Wachmann Harry Caine (John Turturro) fällt in eine tiefe Depression, nachdem seine schwangere Frau Claire (Jacqueline Ramel) ohne ersichtlichen Grund in der Tiefgarage jenes Einkaufszentrums, in dem Harry arbeitet, erschossen wurde. Sein Leben widmet er fortan allein der Suche nach dem Täter und dem Grund für Claires Tod. Als er endlich eine heiße Spur erhält, die ihn nach Montana führt, steht Harry bald Claires reuigem Mörder (James Remar) gegenüber.

Nach einer längeren Pause war "Fear X" Winding Refns dritter Film nach den in Dänemark entstandenen "Pusher" und "Bleeder". Hier arbeitete er erstmals mit einer internationalen, anglophonen Besetzung, die die drei aus diversen renommierten Indie-Produktionen bekannten Darsteller John Turturro, Deborah Kara Unger und James Remar vereinte. Für ein Werk, das rein karrieristisch dazu angetan war, Winding Refn eine zunehmende Popularität zu verschaffen, ist "Fear X" faktisch eine bare Frechheit. Sperrig, provozierend langsam, unverständig und interpretationsbedürftig gibt sich Refn hier, nachdem seine ersten beiden Filme noch eher als zumindest erzählerisch straighte Gangster- bzw. Großstadtramen durchgingen. In "Fear X" widmet sich der Filmemacher ganz einer bleiernen Antibeweglichkeit mitsamt langen Einstellungen und reduziertem Dialog, die zudem auf klassische Narrationsformeln verzichtet und noch die Chuzpe besitzt, den Zuschauer am Ende zum Komplizen ihrer verworrenen Gestalt zu machen. Das Publikum quittierte dieses Experiment mit nicht minder reaktiver Ignoranz. Abseits von einer kleinen Schar Eingeweihter, die mit seinem Namen und seiner Unvorhersehbarkeit als Filmemacher hauszuhalten wussten, mochte sich kein Mensch "Fear X" im Kino ansehen und die erste Inkarnation von Winding Refns Produktionsgesellschaft "Jang Go Star" ging in die Pleite. Die mittlerweile auch schon neun Jahre alte Hinterlassenschaft dieses Films lässt sich vor allem anhand ihrer erstaunlichen Eigenwilligkeit und Konsequenz festmachen. Von "Valhalla Rising" und "Drive" steckt hierin jedenfalls schon eine Menge.

8/10

Nicolas Winding Refn Hubert Selby Jr. Wisconsin Montana Surrealismus


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FRIDAY THE 13TH PART VII: THE NEW BLOOD (John Carl Buechler/USA 1988)


"Okay, you big hunk of a man, come and get me!"

Friday The 13th Part VII: The New Blood (Freitag der 13. - Jason im Blutrausch) ~ USA 1988
Directed By: John Carl Buechler

Die telekinetisch begabte Tina (Lar Park-Lincoln) leidet unter einem schweren Schuldkomplex, weil sie einst als kleines Mädchen der Ertrinkungstod ihres Vaters (John Otrin) im Crystal Lake verursachte. Am Ausgangsort ihres Traumas soll Tina nun eine Konfrontationstherapie mithilfe des Psychologen Dr. Crews (Terry Kiser) absolvieren. Im Nachbarhaus ist zugleich eine Clique Jugendlicher zu Gast, die eine Überraschungsparty feiern wollen. Als Tina eines Nachts in heller Aufregung mittels ihrer Kräfte versehentlich den im See gefangenen Jason (Kane Hodder) befreit, lässt die zu erwartende Metzelserie sich nicht lange bitten.

Von den genuin selbstreflexiven Ansätzen der Vorgänger hielt John Carl Buechler offenbar nur wenig und führte die "Friday"-Reihe wieder zu einem ernsteren Habitus zurück. Da der arme Tommy Jarvis wahrscheinlich das einzig Richtige getan und nach seiner letzten Konfrontation mit Jason das Weite gesucht hatte, musste nun ein neuer Duellant bzw. eine neue Duellantin her, die man mittels der Figur der über Psychokinese-Kräfte verfügende und Jason damit ebenbürtige Tina Shepherd ins Bild setzte. Die Gute liefert dem mittlerweile noch übler verunstalteten und von den Fischchen angenagten Zombie-Terminator einen veritablen Zweikampf - freilich erst, nachdem dieser sich wieder zur Genüge und auf kreativste Art (ständig zaubert Jason neue Mordwerkzeuge aus dem Hut, pardon, der Maske, und niemand weiß, woher) durch die Reihen der blöden, geilen und wiederum kiffenden Teenager geschlachtet hat. So ist denn auch der lange Showdown einer der spannendsten der Serie geworden.
"The New Blood" ist in Fankreisen dafür berühmt und berüchtigt, neben Teil 2 unter allen "Friday"-Filmen derjenige zu sein, der am meisten MPAA-Federn lassen musste. Tatsächlich beließ man vom blutigen Treiben Jasons zwangsweise so wenig Detailliertheiten im fertigen Film, dass die letztlich freigegebene Fassung sogar in Deutschland ungeschoren die FSK passieren konnte, was im Rahmen der "Friday"-Reihe schon eine kleine Besonderheit darstellte. Zuvor war diese Ehre nur dem allerersten Film und dem dritten, beschlagnahmten Part zuteil geworden. Ich erinnere mich auch noch an die für den Laien etwas "schwierig" gestaltete Videoauswertung der Filme. CIC, die Paramount und Universal unter einem Dach vereinte, hatte es sich damals zur Angewohnheit gemacht, diverse TV-Reihen noch vor ihrer deutschen Ausstrahlung in die Videotheken zu stellen, so dass dann eine ganze Reihe "Airwolf", "Stark Trek TNG" oder "Miami Vice" in den Regalen beieinander stand. Die fast schon seriell inszenierten "Friday"-Filme wurden damals ebenso stiefmütterlich vermarktet wie o.g. Fernsehserien, in Hamburg synchronisiert und auch äußerlich dem Reihenschema angepasst. Da war es für meine in den Achtzehner-Bereich hinterm Vorhang vorgeschickte, gebeutelte Mama immer besonders schwer, ihrem Filius auch wirklich den richtigen Anhänger vom Häkchen zu fischen. Dies führte zu diversen, mehr oder minder unfreiwilligen Doppel- und Dreifachausleihen und -Betrachtungen. Nur eine kleine Anekdote am Rande.

6/10

John Carl Buechler Jason Voorhees Sequel Splatter Slasher PSI


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PERFECT SENSE (David Mackenzie/UK, SE, DK, IE 2011)


"About Michael... I was right."

Perfect Sense ~ UK/SE/DK/IE 2011
Directed By: David Mackenzie

Weltweit verlieren die Menschen einen nach dem anderen ihrer Sinne. Einem jeweils intensiven Gefühlausbruch mit mehr oder minder fatalen Konsequenzen folgen nach und nach der Verlust von Geruchs-, Geschmacks und Gehörsinn, bis nurmehr Seh- und Tastsinn übrig bleiben - absehbar kurzer Halbwertzeit inklusive. Vor diesem zwangsläufig apokalyptischen Szenario lernen sich in Glasgow zwei beziehungsgefrustete Menschen kennen und lieben: Der Gourmet-Koch Michael (Ewan McGregor) und die Epidemologin Susan (Eva Green).

Allegorie über die Liebe in Zeiten der sensuellen Überbelastung: Reduziert auf den letzten Außenkanal des Fühlens und Berührens sollte die Menschheit endlich wieder zu ihrem Kern zurückfinden, so die Thetik des Films. Als sicherlich interessante Spielart der andauernden Virusfilm-Welle lässt sich "Perfect Sense" denn auch wirklich vorzüglich anschauen und genießen, wenngleich die Geschichte nicht gänzlich bzw. bis zur letzten Konsequenz durchdacht scheint. Offenbar scheint man - Scriptautor, Seuche oder höhere Macht, ganz egal wer - im Taumel der Sinnes-Freuden und -Unwägbarkeiten (dass "Perfect Sense" bei diesem Handlungsschauplatz ganz vorzüglich ausschaut, lässt sich denken) zumindest vor dem elementaren Sinn, dem des Tastens nämlich Halt zu machen bzw. ihn als letzte Kommunikationsmöglichkeit zu hinterlassen. Logisch ist das nicht eben, aber was soll's. Im Kern ist "Perfect Sense" mit seinem einfach-zweideutigen Titel ja immer noch eine Romanze. Und darin zählen bekanntlich keine harten Fakten. Außerdem bringt Mackenzie Renton und Spud wieder zusammen. Allein dafür gebührt ihm die goldene Methadonnadel.

7/10

David Mackenzie Apokalypse Parabel Glasgow Schottland Restaurant Virus


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OMEN IV: THE AWAKENING (Dominique Othenin-Girard, Jorge Montesi/USA 1991)


"He isn't drunk. He's ill."

Omen IV: The Awakening (Omen IV: Das Erwachen) ~ USA 1991
Directed By: Dominique Othenin-Girard/Jorge Montesi

Karen (Faye Grant) und Gene York (Michael Woods) adoptieren die kleine Delia (Asia Vieira), die sich als höchst seltsames Mädchen erweist: Wenngleich hochintelligent, steht sie in Kindergarten und Schule permanent auf Kriegsfuß mit den übrigen Kindern. Außerdem interessiert sie sich auffallend für Politik (Gene ist Kongressabgeordneter), hasst alles, was mit Kirche und Esoterik zu tun hat und entwickelt ein gewisses, sadistisches Faible. Als sich in Delias Umfeld die Todesfälle häufen und Karen schwanger wird, läuten bei selbiger alle Alarmglocken.

Unglaublich mieser Fernseh-Nachklapp der so schönen "Omen"-Trilogie, in dem buchstäblich auf Deibel-komm-raus das Franchise ein weiteres Mal gemolken werden musste, um ein paar Werbeeinnahmen einheimsen zu können. Formal ist "Omen IV" eine bare Katastrophe, die im kompletten Widerspruch steht zu allem, was die ursprünglichen Filme ausmachte: Vulgäre Drei-Minuten-Szenen, Blitzschnitt, permantente Ortswechsel; eben durchweg Aspekte, die die Ur-Trilogie in ihrer fast schon ehrwürdigen Leinwand-Verbundenheit zu vermeiden wusste und die auffallend demonstrieren, warum Fernsehen Scheiße ist. Dazu ist der Film in seinen rührenden Versuchen, sakrale Diskurse zu evozieren, geradezu unflätig peinlich und nahezu permanent von einer unfreiwilligen Komik, die ihm endgültig das Rückgrat als ernstzunehmender Genre- oder gar Reihen-Beitrag bricht. Wer mal sehen will, wie man's bitte nicht machen sollte, der mag aus "Omen IV" noch ein paar Momente herauskitzeln. Alle anderen dürfen sich getrost ein Brecheimerchen parat stellen oder es besser gleich lassen.

2/10

Dominique Othenin-Girard Jorge Montesi Sequel TV-Film Satan Kind Familie


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THE FINAL CONFLICT (Graham Baker/UK, USA 1981)


"Nazarene, charlatan, what can you offer humanity?"

The Final Conflict (Barbaras Baby - Omen III) ~ UK/USA 1981
Directed By: Graham Baker

Mit 33 Jahren führt der lebende Antichrist Damien Thorn (Sam Neill) einen der weltweit größten Nahrungsmittel produzierenden Konzerne an. Seine Macht droht jedoch zu schwinden: Nicht nur, dass sich eine siebenköpfige Priester-Abordnung auf eigene Faust daran macht, einen Anschlag auf Thorn zu verüben, auch Christi Wiedergeburt steht der Erde bevor. Damien lässt wie einst Herodes von seiner beträchtlichen Jüngerschaft sämtliche zu einer bestimmten Stunde in Großbritannien geborenen, männlichen Säuglinge ermorden, um den neuen "Nazarener" noch im Kindbett auszuschalten, doch vergebens. Am Ende siegen endlich Licht und Güte.

Schon dadurch, dass der Originaltitel von Bakers Film die Bezeichnung "Omen" überhaupt nicht mehr in sich trägt, setzt sich der letzte Teil der Trilogie gehörig von den beiden Vorgängern ab. Bis auf einen Rottweiler und die wiederum Aufsehen erregenden (aber mit einer Ausnahme deutlich zurückhaltenderen) Todesmomente erinnert wenig an Donners und Taylors Satans-Visionen. "The Final Conflict" nimmt sich eher als ein gleichmütiges, kammerspielartiges Drama aus, das lediglich mit einem Fuß in der Phantastik steht. Baker enthält sich praktisch gänzlich der Exploitation-Momente der Vorgänger inszeniert mit gehobenem britischen Stilbewusstsein und lässt sein Werk fast schon ein wenig 'sophisticated' dastehen; Goldsmiths Musik ist hier besonders grandios geraten. Vor allem aber schaut "The Final Conflict" einfach toll aus mit seinen Ruralaufnahmen des zerklüfteten Cornwall und der frühlingshaften Grafschaften. Dass er den kapitalen Fehler des Vorgängers, zu wenig Drive an den Tag zu legen um der Genrefans Lieblingskind zu werden, wiederholt, ist wiederum schade, aber eben nicht zu ändern.

6/10

Graham Baker Sequel England London Satan Cornwall


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DAMIEN: OMEN II (Don Taylor/USA 1978)


"You know me to be a rational man, but what I'm about to tell you is not rational..."

Damien: Omen II ~ USA 1978
Directed By: Don Taylor

Der mittlerweile 13-jährige Damien Thorn (Jonathan Scott-Taylor) wächst bei seinem Onkel (Richard (William Holden), einem mächtigen Großindustriellen, und dessen zweiter Frau Ann (Lee Grant) auf. Von seiner wahren Herkunft ahnt Damien noch nichts, allerdings sind seine Wegbereiter und Förderer, wie Richard Thorns Vize Buher (Robert Foxworth) oder Sergeant Neff (Lance Henriksen), Damiens Ausbilder an der Militärakademie, ständig um ihn. Als der Junge realisiert, wer er wirklich ist, geht er nahezu ungerührt seinen Weg an die Spitze des Thorn-Konzerns.

Abgesehen von einer Vielzahl pompöser Tosesszenen, die in ihrer sadistisch-spekulativen Ausprägung freilich schon ein bisschen die Manier der "Final Destination"-Serie vorwegnehmen, schippert das erste "Omen"-Sequel in eher ruhigen Gewässern. Dass des Teufels Filius nicht darauf aus ist, die Welt mittels langweiliger Katastrophen oder Kriege zur Hölle zu schicken, sondern langfristig Geld, Macht und Politik, also die wahren Motoren der Gesellschaft zu korrumpieren plant, ist zwar ein folgerichtiger Schluss, in der Umsetzung jedoch ohne den notwendigen dramaturgischen Zug. Ähnliches gilt für die ungewöhnliche Coming-of-Age-Story: Ein Junge lernt, was er ist und begnügt sich damit. So weit, so gut, aber würde mir gewahr, dass ich Satans Sohn bin, ich würde vermutlich etwas weniger gleichmütig darauf reagieren. Aber wer bin ich schon.
Nachdem William Holden die Hauptrolle im ersten Teil abgelehnt hatte, wird es ihn aufgrund dessen massiven Erfolges vermutlich argst gewurmt haben und er springt im zweiten Teil ein; bleibt jedoch faktisch farblos und eine Hintergrundfigur, die sich am Ende dann auch ganz schnell (mund-)tot gemacht findet. Ansonsten weist der Film jedoch eine sehr schöne Besetzung auf, die viel von seinen Qualitäten übernimmt und trägt. Ansonsten muss sich "Damien: Omen II" vermutlich in alle höllischen Eterniti reduzieren und abstempeln lassen: "Häh, Omen 2? Ach ja, dat is der mit dem Fahrstuhlseil."

6/10

Don Taylor Mike Hodges Chicago Internat Militär Satan Coming of Age Sequel


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THE OMEN (Richard Donner/USA 1976)


"Look at me, Damien! It's all for you!"

The Omen (Das Omen) ~ USA 1976
Directed By: Richard Donner

Rom, am 6. Tage des 6. Monats zur 6. Stunde: Weil sein leiblicher Junge angeblich bei der Geburt gestorben ist, entscheidet sich der US-Diplomat Robert Thorn (Gregory Peck), ohne es seiner Frau Kathy (Lee Remick) zu sagen, an Kindesstatt ein anderes Baby zu adoptieren. Der kleine Damien (Harvey Stephens) wächst in England auf und entwickelt sich zunächst ganz normal. Pünktlich zu seinem sechsten Geburtstag jedoch häufen sich die Auffälligkeiten: Sein Kindermädchen (Holly Palance) erhängt sich in aller Öffentlichkeit, Damien weigert sich, eine Kirche zu betreten, die Tiere im Zoo reagieren mit Flucht und Aggression auf den Jungen. Ein obskurer Priester (Patrick Troughton) eröffnet Thorn schließlich das Unfassbare: Damien soll niemand geringeres sein als der Sohn Satans, der dereinst die Weltherrschaft antreten und den Himmel verdunkeln soll. Der Tod des Priesters und die weitere Intervention des Fotojournalisten Jennings (David Warner) lassen Thorn schließlich zweifeln und dann glauben: Als Kathy stirbt, während Thorn und Jennings in Rom Damiens wahrer Herkunft nachspüren, weiß der Adoptivvater endgültig um die Bedeutung des Kindes und dass nur sein Tod die Antwort sein kann.

"The Omen" bildet zusammen mit "Rosemary's Baby" und "The Exorcist" die große Wechselbalg-Dreifaltigkeit des damaligen Genrekinos. An diesen drei übermächtigen Vorbildern orientierten und stießen sich noch Jahre später etliche Sequels, Plagiate, Spin-Offs und (Pseudo-)Remakes, von denen bekannter- und erwartetermaßen kein einziges die Qualitäten der Vorbilder erreichen konnte. Zwar entbehrt "The Omen" das psychologische Moment von Polanskis Werk wohl ebenso wie die pietätssprengende Grauenssubtilität Friedkins; dafür bietet Donner eine bis zur Schmerzgrenze perfektionierte, formale Geschlossenheit, in der sich seine weniger auf familiäre Kontexte denn auf einen globaleren Effekt hindeutende Story entfalten zu vermag. Hier glaubt man tatsächlich, eine heraufziehende Weltendämmerung zu wähnen, während man zumindest an der Oberfläche bei Polanski noch mit dem psychischen Zustand Mia Farrows haderte und einem bei Friedkin die Spucke wegen des urplötzlich aufblühenden Bauarbeiter-Slangs einer zwölfjährigen Pferdenärrin wegblieb. Donner macht derweil keinen Hehl daraus, dass bei ihm tatsächlich der kleine Antichrist walkt und wirkt, wenn auch noch, ohne es selbst zu realisieren. Das macht "The Omen", wenn natürlich auch in ihrer Gesamtheit betrachtet keineswegs besser als Polanskis und Friedkins Filme, so doch zumindest zu einer Art spirituellem Höhepunkt der Trilogie.

10/10

Richard Donner Satan Rom London Israel Kind Stuart Baird


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CIRCLE OF IRON (Richard Moore/USA 1978)


"It's hard to kill a horse with a flute."

Circle Of Iron (Das Geheimnis des blinden Meisters) ~ USA 1978
Directed By: Richard Moore

Der Kämpfer Cord (Jeff Cooper) begibt sich auf eigene Faust auf die Suche nach dem nahezu unschlagbaren Zetan (Christopher Lee), Hüter eines magischen Buches. Auf seiner Reise hat Cord diverse metaphysische Prüfungen zu meistern und lässt sich von den kryptischen Weisheiten eines blinden Nomaden (David Carradine) leiten.

Nun hat ja nicht der große Zen-Philiosoph Wischiwaschi sondern angeblich niemand Geringeres als Bruce Lee diesen leicht gewöhnungsbedürftigen Haufen Götterspeise ersonnen. Er hatte zu Lebzeiten wohl noch die Rolle(n) Carradines übernehmen wollen und seinen Kumpel James Coburn als Cord im Auge gehabt. Vielleicht wäre der Streifen dann noch witziger geworden, wer weiß.
Als Kids sind wir jedenfalls voll auf "Circle Of Iron", der des Öfteren unter dem ZDF-Label 'Der Phantastische Film' gesendet wurde, abgefahren; warum, das erschließt sich mir heute nur noch in sehr nebulösen Bahnen. Vielleicht haben wir hinter all dem ominösen Geschwätz David Carradines, hinter Jeff Coopers unsäglichem Haarverbrechen oder Eli Wallachs Auftritt als Gelehrter, der per Ölfassaufenthalt seinen Schniedel unbrauchbar machen will, eine infantile Ahnung von Avantgarde ausgemacht. Vielleicht standen wir auch einfach nur auf allen möglichen Scheiß, der im Nachtprogramm o.g. Reihe lief - keine Ahnung. Auf jeden Fall habe ich gestern Zachi Noy in einer Mini-Einstellung entdeckt, die noch nichtmal in der imdb gelistet ist. Ich bin gut. Dieser Film nicht ganz so.

4/10

Richard Moore Suche Zen Martial Arts





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