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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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THE LAST SUPPER (Stacy Title/USA 1995)


"I say we bury the cracker and have dessert."

The Last Supper ~ USA 1995
Directed By: Stacy Title

Ein gewalttätig endender Abend mit dem faschistoiden Hillbilly Zach (Bill Paxton) bringt den fünf Studierenden und WG-Genossen Luke (Courtney B. Vance), Jude (Cameron Diaz), Pete (Ron Eldard), Marc (Jonathan Penner) und Paulie (Annabeth Gish) die Erleuchtung: Warum nicht einmal allsonntäglich unverbesserliche Reaktionäre, Bildungsferne und Aliberale zum Dinner einladen und ihnen, sofern sie nicht bereit sind, ihre Perspektive zu erweitern, per vergiftetem Wein das letzte Abendmahl kredenzen? Schließlich muss man für seine Ideale kämpfen und man ist sich einig, dass, wäre man seinerzeit ähnlich mit dem jungen Hitler und ähnlichen Globaltyrannen verfahren, die Weltgeschichte sich sehr viel vorteilhafter entwickelt hätte. Auf der Gästeliste stehen unter anderem Abtreibungsgegner, Frauenfeinde, Extremisten und schwulenfeindliche Geistliche, während der Garten hinterm Haus sich zu einem Massengrab und einem Paradies für fleischige Tomaten entwickelt...

Möglicherweise hat Dan Rosen, der Sctiptautor von "The Last Supper", Stephen Kings "The Dead Zone" gelesen oder Cronenbergs Adaption desselben gesehen, denn auch hier steht die hypothetische Frage danach, welche Attentatsmöglichkeiten sich mittels einer Zeitmaschine ergäben, im Zentrum der Protagonistenmotivation. Allerdings verfügen die fünf Scharfrichter aus "The Last Supper" nicht über die hellseherischen Fähigkeiten eines Johnny Smith - ihre politisch gefärbten Attentate ergeben sich aus einer letzten Endes nachhaltig gestörten Liberalität heraus, die sie übersehen lässt, dass ihre Polit-Euthanasie sie selbst zu fürchterlichen Faschisten werden lässt. Als sie dann ihr "Hauptziel", den rechtslastigen Republikaner Arbuthnot (Ron Perlman) am Tisch sitzen haben, erweisen sie sich als zu kurzsichtig und zu wenig listenreich, um der Welt wirklich etwas "Gutes" zu tun.
Eine nette Idee, durchaus nett umgesetzt - mit einer solchen, etwas schwammigen Kategorisierung muss sich die spärlich arbeitende Regisseurin Stacy Title wohl zufrieden geben. Die Inszenierung ist eine genuin weibliche und kann auf bestimmte, ortsfremde Details schlichtweg nicht verzichten. Immer wieder wird die cStringenz der Story durchbrochen von Szenen, bei deren Betrachtung man sich fragt, welchen verfluchten Zweck sie denn wohl erfüllen mögen, etwa, wenn die Kamera sich am Waschbrettbauch des stets lieblich von ihr umspielten Jonathan Penner delektiert. Ich hoffe, ich wede nicht demnächst zum Abendessen eingeladen, aber ich behaupte mal mit misogyner Dreistigkeit: Ein Mann hätte das besser hinbekommen. He.

6/10

Stacy Title Essen Satire Groteske WG Schwarze Komödie


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THE BEDROOM WINDOW (Curtis Hanson/USA 1987)


"Thank you for telling the truth."

The Bedroom Window (Das Schlafzimmerfenster) ~ USA 1987
Directed By: Curtis Hanson

Bei einem nächtlichen Tete-à-Tete mit Sylvia (Isabelle Huppert), der Frau seines Chefs Wentworth (Paul Shenar), muss der Yuppie Terry Lambert (Steve Guttenberg) erleben, wie sie Zeuge einer versuchten, sich auf der Straße vor dem Schlafzimmerfenster abspielenden Vergewaltigung wird, die . Kurz darauf wird noch ein Mord in der Nachbarschaft verübt, für den wahrscheinlich derselbe Täter verantwortlich ist. Da niemand wissen darf, dass Sylvia in Terrys Wohnung war, gibt er sich für den Zeugen aus und versucht so, der Gerechtigkeit genüge zu tun. Doch weit gefehlt: Die Geschichte spitzt sich nach einigen Wendungen so zu, dass schließlich Terry für den gesuchten Frauenmörder gehalten wird und nunmehr seine eigene Unschuld beweisen muss.

Nach einer anfänglich sogar ungemein plausibel erzählten Kriminalgeschichte, in der es um die Brisanz willkürlich willkürlich vertauschter Zeugenaussagen geht und die etwa die erste Hälfte von Hansons Film einkleidet, wird es zunehmend abenteuerlich - um nicht zu sagen albern. Die Hollywoodkrimis aus der zweiten Dekadenhälfte der Achtziger weisen ja alle ähnliche Ingredienzien auf: Ein bisschen Sex, verbotene Liebesaffären, falsche oder manipulierte Zeugenaussagen, eine tapfere weibliche Protagonistin (hier: Elizabeth McGovern), ohne die der zu Beginn noch so selbstsicher scheinende Held aufgeschmissen wäre. Die Romanvorlage ist mir nicht bekannt, aber Hansons Script verfängt sich zunehmend in der Überkandidelei, bis es am Ende in regelrecht blöden Situation kulminiert, um noch verzweifelt den letzten Rest Spannung aus seinen breiten Maschen herauszuquetschen. Das genügt für ein durchschnittliches Filmerlebnis - darauf, als legitimer Hitchcock-Epigone abgefeiert zu werden, wie Hanson es sich möglicherweise im Zuge von "The Bedroom Window" erträumte, kann der Gute jedoch lange warten.

6/10

Curtis Hanson Serienmord Anne Holden Baltimore neo noir


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BLACK MOON RISING (Harley Cokeliss/USA 1986)


"I am wide open for suggestion now."

Black Moon Rising (Black Moon) ~ USA 1986
Directed By: Harley Cokeliss

Mithilfe des Einbruchexperten Sam Quint (Tommy Lee Jones) versucht das FBI, einen so brisanten wie belastenden Mikrofilm sicherzustellen. Bevor Quints Konkurrent Ringer (Lee Ving) ihm jenes Beweisstück abjagen kann, versteckt der es im einzigen ihm justament sicher scheinenden Platz: Im Heck des Superautos Black Moon, das von seinen Konstrukteuren (Richard Jaeckel, William Sanderson, Nick Cassavetes) gerade zur Vorführung nach L.A. transportiert wird. Es kommt, wie es kommen muss: Die Autodiebin Nina (Linda Hamilton) klaut Black Moon mitsamt dem Mikrofilm und bugsiert ihn im Hochsicherheitsgebäude des Gangsters Ryland (Robert Vaughn). Nun muss Quint also zunächst das Auto in Sicherheit bringen, um wieder an seinen Film zu gelangen. Kein einfaches Unterfangen.

Ein Film, so sehr eighties, dass kaum mehr eighties möglich ist. Einem jeden, der eine möglichst repräsentative Filmschau über diese in vielerlei Hinsicht so sture Dekade plant, müsste man neben den allseits bekannten Kandidaten somit zwangsläufig auch "Black Moon Rising" ans Herz legen. All die wirr konstruierten, inhaltlichen Ungeheuerlichkeiten geschehen wie beiläufig; Themen, die andere Filme hinreichend zur Gänze ausgefüllt hätten, werden hier zu bloßen Nebenschauplätzen. Der eigentliche Star von "Black Moon Rising" ist dabei natürlich das - auch herrlich reißerisch auf dem Kinoplakat in Szene gesetzte - titelspendende Wunderauto, das eigentlich gar nichts kann außer schnell fahren, dufte aussehen und ein wenig fliegen.
Dazu hat es eine erstklassige Achtziger-Besetzung bestehend aus mimischen Eingleisern und abgehalfterten Senioren, die sich allesamt faszinierend ergänzen. Als supertoll, auch zur Schürung zeitgenössischer Atmosphäre, erweist sich Lalo Schifrins Synthie-Score. Eine durchweg saubere, arschcoole Inszenierung, die völlig entspannt und unhektisch daherkommt und sich einen Feuchten um etwaige Kritiker schert, rundet den positiven Eindruck, den der Film auch heute noch zu hinterlassen vermag, ab. Gutes, unspektakuläres Entertainment aus Profihand.

7/10

Heist car chase Harley Cokeliss John Carpenter Los Angeles Superauto


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SABOTAGE (Tibor Takács/CA 1996)


"Eliminate!"

Sabotage (Sabotage - Dark Assassin) ~ CA 1996
Directed By: Tibor Takács

Nachdem er in Bosnien beinahe getötet worden wäre, arbeitet der Ex-Soldat Michael Bishop (Mark Dacascos) als Bodyguard für den reichen Geschäftsmann Trent (Richard Coulter). Als dieser von einem Heckenschützen ermordet wird, fällt der Verdacht auch auf Bishop als Drahtzieher, der sich seiner Haut jedoch kompetent zu wehren weiß. Zusammen mit der FBI-Agentin Louise (Carrie-Ann Moss) findet er heraus, dass hinter dem Anschlag auf Trent eine noch viel weitreichendere, minutiös eingefädelte Verschwörung im Geheimdienst-Milieu steckt.

Ziemlicher Griff ins Klo, dieser wohl zwangsläufig als solcher zu bezeichnende "Actionfilm". Dabei wäre Takács' mit Dacascos, Tony Todd, Graham Greene und sogar John Neville durchaus nett besetzter, bleihaltiger Agententhriller zumindest augenscheinlich gern so viel mehr: Gemahnend an die Paranoiakrimis der Siebziger veräußert "Sabotage" das ganze undurchsichtige Geflecht der US-Geheimdienste als eine einzige, gigantische Verschwörungsmaschinerie, wird dabei jedoch auf inhaltlicher Ebene hoffnungslos unübersichtlich und verworren, bis er er irgendwann in der kläglichen Interessenlosigkeit an sich selbst strandet. Das Endprodukt ist langweilig, zeitlich überstrapaziert und durch die Bank vorhersehbar; Takács inszeniert hölzern bis stillos, montiert seine Bilder im Schildkrötengang und hat von der Zurschaustellung druckvoller Action keinerlei Ahnung. Ein nachhaltig-eindrucksvoller Beweis dafür, dass speziell der kostengünstige Genrefilm in den Neunzigern unter bedauernswertem Leerlauf litt.

3/10

Tibor Takács Verschwörung Balkankrieg Waffenhandel Profikiller Independent


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ZEROKA NO ONNA: AKAI WAPPA (Yukio Noda/J 1974)


Zitat entfällt.

Zeroka No Onna: Akai Wappa (Der Tiger von Osaka) ~ J 1974
Directed By: Yukio Noda

Die wegen ihrer gewalttätigen Methoden gescholtene Undercover-Polizistin Rei (Miki Sugimoto) gilt als Frau für besonders harte Fälle. Als die Tochter des einflussreichen Präsidentschaftskandidaten Nagumo (Tetsurô Tanba) von ein paar Kleingangstern entführt wird, heuert jener Rei an, um das Mädchen zu befreien und sämtliche der Verbrecher in den Tod zu schicken. Kaum, dass die Affäre publik zu werden droht, verlangt Nagumo zusätzlich den "Unfalltod" seiner eigenen Tochter, was Rei sich jedoch nicht gefallen lässt.

"Zeroka No Onna: Akai Wappa" gilt ja hierzuland als populäres Vorzeigebeispiel für den aus Japan kommenden Schmierfilm der Siebziger, nicht zuletzt, weil ihm in unseren Breitengeraden eine wahrhaft kostbare Synchronisation zuteil wurde. Auf welche Sublevel sich damals noch heuer populäre Sprecher in den Berliner und Münchener Studios herablassen und mit welchem Vokabular da aus wohlfeilen Mündern wie dem Thomas Dannebergs noch ganz unbeschwert um sich geschossen wurde, das ist heute kaum mehr vorstellbar. Doch soll dies die originären, unleugbaren Qualitäten des Films nicht in den Schatten stellen. Schick und durchaus geschmackvoll inszeniert ist er nämlich und mit einem flotten Score versehen. Die sehr ansehnliche Miki Sugimoto als feministischer Todesengel lebt darin in einer Welt, in der ausnahmslos jeder Mann sein unseliges Dasein wahlweise als ekelhafter Vergewaltiger oder als rücksichtsloser Karrierist zu begehen scheint und es daher für die mit roten Stacheldrahthandschellen bewaffnete Schönheit, die selbst ihren Sex als emotionslose Waffe einsetzt, massig zu tun gibt. Das Blut von Reis Opfern spritzt jeweils in sekundenlangen Fontänen, wie man es von Japanern gewohnt ist und am Ende sitzen die Finsterlinge samt und sonders in der Hölle oder zumindest auf dem sozialpolitischen Abstellgleis. Hat auch keiner von ihnen anders verdient. Man muss wohl wahrlich froh sein, wenn man dieser Rei niemals im wahren Leben begegnet. Auf Leinwand und Glotze indes immer wieder gern.

7/10

Yukio Noda Japan Sleaze Exploitation Kidnapping


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THE ENFORCER (Bretaigne Windust/USA 1951)


"What's wrong with the law that we can't touch him?"

The Enforcer (Der Tiger) ~ USA 1951
Directed By: Bretaigne Windust

Staatsanwalt Martin Ferguson (Humphrey Bogart) sitzt in der Klemme: Am nächsten Morgen landet der einer Auftragsmord-Organisation vorstehende Mendoza (Everett Sloane) vor Gericht und ausgerechnet Fergusons Hauptbelastungszeuge Rico (Ted de Corsia) hat es mit der Angst bekommen und ist zu Tode gestürzt. Für Mendoza, dessen Unternehmungen Dutzende Menschen das Leben gekostet haben, bedeutet diese Fügung aller Wahrscheinlichkeit nach den Freispruch. Zusammen mit seinem Partner Nelson (Roy Roberts) geht Ferguson dieErmittlungsakten nochmal Stück für Stück durch - und entdeckt tatsächlich eine letzte, erfolgversprechende Lücke...

Spannender kleiner Thriller aus späteren Bogey-Tagen, der den Star in einer typischen Rolle als erbitterten Streiter gegen das Verbrechen zeigt, wo er noch fünfzehn Jahre zuvor auf der Gegenseite gestanden hätte. Zwar war "The Enforcer" zunächst Windusts Baby, der Broadway-Regisseur fiel jedoch wegen schwerer Krankheit aus, so dass der Film auf Bogarts Intervention hin von Raoul Walsh fertiggestellt wurde. Walsh verzichtete jedoch auf offizielle Nennung, da er seinen Job eher als Freundschaftsdienst empfand. Dennoch trägt das sehr konzentriert gefertigte und permanent unter Druck stehende Resultat viel von Walshs Handschrift.
"The Enforcer" verhandelt ein für seine Entstehungszeit äußerst finsteres Thema mit wenig zimperlichen Notenanschlägen - immerhin geht es um eine sich Mord als Geschäft widmende Verbrecherklitsche, deren Opferzahl ins Gros zu gehen scheint; eine entsprechende Szene, in der ein Leichensumpf ausgehoben wird, lässt jedenfalls darauf schließen. Ansonsten bietet "The Enforcer" mit Sloanes Albert Mendoza einen der großen Crime-Overlords des 20. Jahrhunderts auf; einen vollends skrupellosen Typen, der geradewegs aus der Hölle entsprungen scheint und dessen Mythos wesentlich größer gewachsen ist als seine physische Gestalt. Eine Art früher Urahn von Keyser Söze, sozusagen.

8/10

Bretaigne Windust Raoul Walsh film noir


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DIE INSEL DER BLUTIGEN PLANTAGE (Kurt Raab/BRD, PH 1983)


"Tja. Dann ist das wohl so."

Die Insel der blutigen Plantage ~ BRD/PH 1983
Directed By: Kurt Raab

Der böse Otto Globocnik (Karl-Otto Alberty) unterhält auf einer kleinen Philippinen-Insel eine Mini-Diktatur: Einheimische Frauen müssen auf einer Kokosnussplantage allerlei sinnlosen Tätigkeiten nachgehen. Werden sie bei irgendwelchen Regelübertretungen erwischt, drohen ihnen u.U. Folter oder gar Exekution. Als Globocniks Aufseher Hartmann (Udo Kier) sich in Cora (Karen Lopez), eine der Sklavinnen, verkuckt, werden seine Kollegen (Kurt Raab, Mike Monty, Hans Zander) alsbald misstrauisch und Globocniks Frau missbraucht Hartmann als persönlichen Sexsklaven. Irgendwann wagen die Philippininnen dann den Aufstand und Hartmann und Cora können einer glücklichen gemeinsamen Zukunft entgegensehen.

Fassbinders koksverseuchte Überreste waren noch nicht ganz kalt, da taten sich einige seiner früheren Weggefährten zusammen, um einen vorsätzlichen Schundfilm rauszuhauen, der gehörig Kasse machen sollte, um der produzierenden Luxor Film von Peter Kern und Kurt Raab wiederum Gelder für die Produktion sperrigen Autorenkinos einzutragen. Ob und inwieweit jener Plan aufgegangen ist, weiß ich nicht, was ich aber weiß, ist, dass "Die Insel der blutigen Plantage" ein mustergültiges Exempel lupenreinen Schwachsinns im Exploitationfach ist, so drogen- und alkoholgeschwängert und von völliger mentaler Maßlosigkeit beseelt, dass es schwer in Worte zu fassen ist. Das Ding lässt sich bestenfalls noch mit den beiden Anders-Vehikeln "Die Brut des Bösen" und "Todesgöttin des Liebescamps" vergleichen, wobei die Analogien zu letzterem sowie recht augenfällig sind. Dass hier allerdings einige gestandene Feuilleton-Lieblinge die Sau raus lassen, macht Raabs Film dann doch wieder zu was nachhaltig Besonderem. Zu berichten gibt's sonst, dass es eigentlich nicht viel zu berichten gibt - im Vergleich zu anderen Exloitation-Vehikeln der Sorte Exotischer Eiland-Despotismus nebst Zwangsfron hält sich "Insel" relativ zurück. Hier und da ein Tittenpaar, ansonsten eine eklige Spinnenszene mit unangenehmen Folgen - das war's auch schon. Die eigentliche Schau bieten Udo Kier, der permanent geistlos dreinschaut, als würde er sich existenzielle Fragen stellen "Was zur Hölle mache ich hier bloß?", Mike Monty in seiner besten Rolle, bevor er endgültig in die Niederungen italienischer B- und C-Action abtauchte, Kurt Raab als tuckiger Inselimpresario, der sich später nur noch als 'Tiberius' anreden lässt und die gute Barbara Valentin, die als "Blutige Olga" noch am Meisten Vergnügen an der Sache zu finden schien. Ach, und dann ist da noch der brillante Titelsong von Jürgen Marcus, "Island Of The Bloody Plantation". Kein Witz, der heißt wirklich so.

5/10

Philippinen Europloitation Kurt Raab Peter Kern Trash Insel W.I.P.


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JENNIFER 8 (Bruce Robinson/USA 1992)


"I'm running out of questions... and you're running out of lies."

Jennifer 8 ~ USA 1992
Directed By: Bruce Robinson

Der großstadtflüchtige, privat frustrierte Cop John Berlin (Andy Garcia) stößt auf die Spur eines bereits seit längerer Zeit umtriebigen Serienkillers, der es ausschließlich auf blinde Frauen abgesehen hat. Zusammen mit seinem Partner und besten Freund Freddy Ross (Lance Henriksen) verfolgt er die Fährte des Mörders zu einem Blindeninstitut, wo er die sensible Helena (Uma Thurman) kennenlernt und sich in sie verliebt. Als Berlin und Ross ausgerechnet in der Weihnachtsnacht und angetrunken zum Institut fahren und dort nach dem Killer suchen, wird Ross von diesem erschossen. Der Verdacht fällt auf Berlin, dessen Hauptsorge jedoch Helena gilt, die als Zeugin nunmehr in besonderer Gefahr schwebt.

Wie Robinson verlauten lässt, bereitete ihm diese vorletzte seiner aktuell auf vier angestiegenen Regiearbeiten wenig Vergnügen. "Jennifer 8" bedeutete nämlich den nicht selten frustrierenden Schritt heraus aus der künstlerischen Autarkie und hinein ins Studiosystem, was eine Vielzahl von Einmischungen und Änderungszwängen nach sich zog, die sich zu einer erbitterten Kopfschere ausgewachsen haben müssen. Als Prä-"Se7en"-Serienkillerfilm enthält sich "Jennifer 8" einer später verpflichtenden Düternis und legt deutlich mehr Gewicht auf die Silhouettierung seiner Hauptfiguren, wobei mit Ausnahme des wie immer brillanten, leider jedoch nur as Joker eingesetzten John Malkovich, kein darstellerisches Schwergewicht zu erwarten ist. Die Enthüllung der Identität des Killers ist ganz offensichtlich der nur allzu selten durchbrochenen Konvention geschuldet, dass jener sich aus dem der Zuschauerschaft bekannten Figurenkreis zu rekrutieren hat. Entsprechend unglaubwürdig und verquer ist seine Motivik und entsprechend uninteressant letzten Endes der eigene Fall. Reizvoller erscheinen da eher der innere Stoizismus und die ungestörte Ruhe, mit der "Jennifer 8" seinem Erzählfluss nachgeht - offensichtlich ein gutes trademark Robinsons.

7/10

Kalifornien Bruce Robinson Serienmord Weihnachten


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BUSTING (Peter Hyams/USA 1974)


"The Lord's gonna smoke his ass."

Busting (Die Spur der Gewalt) ~ USA 1974
Directed By: Peter Hyams

Die beiden bei der Sitte tätigen L.A.-Cops Keneely (Elliott Gould) und Farrel (Robert Blake) ertragen ihre Sisyphos-Arbeit lediglich mittels eines unverhältnismäßigen beruflichen Fantismus' und per unerschütterlicher Zynik. Das System, für das sie tätig sind, ist entweder zu korrupt oder zu inkompetent um ihnen jemals die verdienten Lorbeeren zu kredenzen, und sei es auch nur in Form eines rundum effektiven Fahndungserfolgs. Als Keenely und Farrel auf den mächtigen Rotlichtgangster Rizzo (Allen Garfield) aufmerksam werden, der sich vordergründig als Clubbesitzer und Boxpromoter verkauft, sein Geld jedoch mit Prostitution und Drogen anhäuft, versuchen sie diesen mit allen Mitteln festzusetzen.

Als eine Art "Westcoast-French-Connection" geht Hyams ziemlich großartiger Polizeifilm "Busting" durch. Keenely und Farrel sind nichts anderes als die L.A.-Pendants von Popeye Doyle und Buddy Russo, zwei zynische Individualisten, die statt einer funktionalen Ehe ihren Berufspartner zum Vertrauensmenschen Nummer I auserkoren haben, untypische Polizisten mit exponiertem Äußeren, den unbestechlichen Jagdinstinkt permanent eingeschaltet. Die meiste Zeit verbringen sie damit, irgendwelche street hookers hochzunehmen, durch schummrige Stripbars, Massagesalons und Sexshops zu vagabundieren, stets auf der Suche nach dem dicken Hecht.
Bei Hyams sieht das sonnige Kalifornien recht unschön aus - verregnet und verwaschen, und passt somit hervorragend zum Gemüt der beiden Protagonisten, die, wenn sie einem ihrer Ziele gefährlich nahe kommen, umgehend zur Perversenpatrouille in die Stadtparktoiletten "versetzt" werden. Doch Keneely und Farrel sind auch Freizeit-Polizisten, um nicht zu sagen: Full-Time-Cops. Leider muss man ihnen bei aller Sympathie bescheinigen, dass ihr Gegner, der feiste (aber durchaus sympathische) Gangster Rizzo, am längeren Hebel sitzt. Letzten Endes braucht der den sich nach Leibeskräften abmühenden Bullen bloß ein höhnisches Lachen ins Gesicht zu bellen - sie können ihm auf lange Sicht einfach nichts anhaben, da er längst ein heimliches Mühlrad der Gesellschaft ist. Dieses für das im Zeichen New Hollywoods stehende US-Kino der Siebziger typische Weltbild ist zwar ein durchaus ernüchterndes, aber nicht minder realistisches und somit herrlich entromantisiert.
Throw away the badge, become a pool cleaner.

8/10

Peter Hyams Los Angeles Kiez Drogen New Hollywood


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ILS (David Moreau, Xavier Palud/F, RO 2006)


Zitat entfällt.

Ils (Them) ~ F/RO 2006
Directed By: David Moreau/Xavier Palud

Die an einer Bukarester Französischschule tätige, junge Lehrerin Clémentine (Olivia Bonamy) und ihr Freund Lucas (Michaël Cohen) wohnen in einem feudalen, jedoch halbverwitterten Landhaus in Nähe von Snagov. Eines Nachts werden sie von einer praktisch unsichtbaren Gruppe von Eindringlingen terrorisiert und attackiert. Nachdem ihnen unter größten Mühen die Flucht aus dem Haus und in den benachbarten Wald gelungen ist, werden sie schließlich gewahr, um wen es sich bei ihren Angreifern handelt...

Von "Ils" hörte ich zum einen im F.LM-Podcast zum kürzlich gesehenen "The Strangers", zum anderen wurde er mir ans Herz gelegt als gelungenere Alternative zu selbigem. Die entsprechende Beschaffungsmaßnahme hat sich sehr gelohnt, denn tatsächlich zeigt "Ils", wie aus dem im amerikanischen Pendant mittelmäßig umgesetzten Belagerungsstoff mit gekonnter Hand ein wirklich aufregendes Stück Terrorkino konstruiert werden kann, wobei sich der Film von Moreau und Palud zudem rühmen darf, diesbezüglich als Vorreiter zu gelten. In punkto Raum- und Topographiegestaltung erweist sich "Ils" als geradezu beispielhaft, wenn auch orientiert an bekannten Vorbildern. Global betrachtet ist allein der polithistorisch konnotierte Standort höchst interessant. Rumänien hat sozialpolitische Wechselbäder durchlebt wie wenige andere Ostblockstaaten, nach dem einstmaligen Feudalsystem folgten die Eingliederung in den Kommunismus und das totalitäre Ceaușescu-Regime, danach eine schrittweise Annäherung an den Westen. Das riesige, verwinkelte, von Clémentine und Lucas bewohnte Haus nun atmet ebendiese Junggeschichte in komprimierter Form. Einerseits ein Relikt aus nobleren Zeiten zeigt es sich numehr leichermaßen verfallen und als Interessensobjekt neuen, westeuropäischen Chics und ist für zwei Bewohner viel zu gewaltig. Die provinzielle Abgelegenheit ermöglicht schließlich erst jenes verletzliche, potenzielle Ausgeliefertsein, dessen sich die diffusen Angreifer bemächtigen. Einmal ins Haus gelangt, sind sie praktisch nicht mehr herauszubekommen. Es bleibt nurmehr die Flucht nach vorn und damit in das noch labyrinthischere Dunkel des Waldes, im Finale auf die Spitze getrieben durch ein schier auswegloses Kanalisationssystem. Die schließlich gelüftete "Identität" der Gewaltverbrecher wirft unbequeme Fragen auf, provoziert und überlässt die Antwortem dem Publikum. Angeblich auf authentischen Ereignissen beruhend, bleibt vor allem die Motivlage der Täter offen: Ist dies tatsächlich nur ein boshaftes, aus dem Ruder gelaufenes Spiel mit Todesopfern oder muss dafür eine neue Form gesellschaftlicher Verrohung und Dekadenz, eine Folge der Öffnung hin zur Demnokratie, verantwortlich gemacht werden? Der Ostblock nach der Jahtausendwende als Hort neorepublikanischer Barbarei wie in Roths "Hostel"-Filmen? Aber auch der zwei Jahre jüngere "Eden Lake" mit seinen mit seinen von den Niederungen des Strukturwandels verschlungenen Terrorkids wäre da eine recht interessante Parallelstudie.
Wie dem auch sei, ein ziemlich toller, sehenswerter Film ist "Ils" geworden, so man denn bereit ist, über die marginalen, dramaturgischen Schwächen hinwegzusehen.

8/10

Belagerung Nacht Rumänien Bukarest Xavier Palud David Moreau Terrorfilm Home Invasion





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Funxton

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