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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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LAWLESS (John Hillcoat/USA 2012)


"I'm a Bondurant. We don't lay down for nobody."

Lawless ~ USA 2012
Directed By: John Hillcoat

Zu Beginn der dreißiger Jahre verdienen sich die drei Bondurant-Brüder Forrest (Tom Hardy), Jack (Shia LeBoeuf) und Howard (Jason Clarke) eine gute Stange Geld mit illegaler Schnapsbrennerei. Mit der Verankerung der Prohibitionsgesetze ist es jedoch vorbei mit der Gemütlichkeit im ländlichen Virginia: Plötzlich strömen aus den Städten Gangsterbosse wie Floyd Banner (Gary Oldman) und korrupte Cops wie Deputy Rakes (Guy Pearce) in die Provinz, die auf Kosten der hart arbeitenden Moonshiner ihren Reibach machen wollen. Die Bondurants jedoch wappnen sich für den Krieg mit harten Bandagen, komme, was da wolle.

Wer den spröden Erzählstil des Australiers John Hillcoat und seine latente, stets unterschwellig präsente Verankerung im klassischen US-Western mag, der sollte auch bei "Lawless" auf seine Kosten kommen. Hier behauen Hillcoat und sein Spezi und Autor, der Musiker Nick Cave, ein authentisches Kapitel jüngerer amerikanischer Geschichte, nämlich das der Prohibitionsära, die unter anderem in Franklin County, Virginia abseits von Chicago auch provinzielle Auswüchse trieb. Das 'Bootlegging' oder 'Moonshining' bot dort eine traditionelle, wenn auch anrüchige Art, der Depression entgegenzustrampeln und sich illegal einen fixen Dollar zu verdienen. Da die drei Bondurant-Brüder irgendwann zu groß und damit sowohl Gesetzestreuen als auch Gesetzlosen ein Dorn im Auge werden, kommt es für sie bald zu zunehmend gewalttätigen Scherereien. Ähnlich wie Michael Mann in "Public Enemies" erzählt "Lawless" von einem sich zuspitzenden, historisch verankerten Konflikt in etwas dröger, geflissentlich unpassender DV-Optik. Da Hillcoat sich allerdings auf das vergleichsweise intime Interieur einer Kleinstadt beschränkt und weniger auf ausstatterischen Pomp, denn auf sorgfältige Lokalkolorit- und Figurenzeichnungen setzt, bekleidet sein Film trotz monetärer Beschränkungen einen ähnlich hohen Qualitätsstandard.

8/10

John Hillcoat period piece Historie Prohibition Great Depression Virginia Südstaaten Bootlegging Nick Cave Brüder Familie Alkohol


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CASINO ROYALE (Martin Campbell/UK, USA, CZ, D, BS 2006)


"I'm sorry I'm not sorry."

Casino Royale ~ UK/USA/CZ/D/BS 2006
Directed By: Martin Campbell

Zum zweiten Mal geschaut und erst jetzt, sozusagen im kontextuellen Direktvergleich, seine eigentliche intraspezifische Bedeutsamkeit durchblickt. "Casino Royale" ist jawohl das, was man im Zeitjargon als "Reboot" bezeichnet und nach dem ziemlich furchtbaren "Die Another Day" die einzig mögliche Konsequenz, das Franchise zu bewahren und erfolgreich weiterzuführen. Präsentiert wird eine Melange aus Vergangenheit und Gegenwart, Bonds Charakter zeigt sich verjüngt und die Figur sozusagen von Grundauf formatiert, um neu beschrieben werden zu können. Der Agent ist nun wieder in etwa im selben athletischen Alter und Zustand, in dem er 44 Jahre zuvor seinen ersten Filmeinsatz durchzustehen hatte, hat gerade seine Doppelnull erorben und sich seine ersten Meriten als staatlich legitimierter Killer verdient, ein Geschäft, das ihm augenscheinlich keine besonderen inneren Konflikte beschert. Judi Dench hat man fürs Erste beibehalten - warum auch nicht, sie ist ja ganz okay. Einen Q oder R oder ein analoges Arsenal lebensrettender Comicwaffen gibt es dankenswerterweise nicht (mehr), dafür ein deutlich realitätsangebundeneres Gewaltpotenzial, das beste Dialogscript seit Ewigkeiten und ganz wunderbare Darsteller, wobei neben der, ich betrachte ihn mittlerweile als solche, denkbar bestmöglichen modernen Bond-Inkarnation Daniel Craig, besonders Eva Green in Erinnerung bleibt.
Eine solch umfangreiche Frischzellenkur, hart, knackig und vollkommen auf der Höhe, das war und ist ein ganz exzellent geglücktes Rettungsmanöver.

8/10

Martin Campbell James Bond 007 Poker Casino Montenegro Bahamas Madagaskar Terrorismus Venedig Stuart Baird


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DIE ANOTHER DAY (Lee Tamahori/UK, USA 2002)


"Time to draw the line."

Die Another Day (Stirb an einem anderen Tag) ~ UK/USA 2002
Directed By: Lee Tamahori

Nach vierzehn Monaten in Gefangenschaft des korrupten nordkoreanischen Colonels Tan-Sun Moon (Will Yun Lee) kommt James Bond (Pierce Brosnan) durch einen Austausch gegen den Killer Zao (Rick Yune) wieder frei. M (Judi Dench), frustriert wegen des Verlusts und im irrtümlichen Glauben, 007 habe unter Folter die Identität eines getöten US-Agenten preisgegeben, will ihn danach in den Ruhestand zwangsversetzen lassen, doch macht sich der wütende Bond unter vorübergehender chinesischer Schirmherrschaft unverzagt auf, seine Reputation und seinen Agentenstatus zu retten. Er findet heraus, dass der totgeglaubte Moon sich mittels eines chirurgischen Eingriffs eine neue Identität als Milliardär Gustav Graves (Toby Stephens) geschaffen hat und mittels dieser plant, den Killersatelliten 'Icarus', der Sonnenenergie bündeln und freisetzen kann, für einen Angriff auf Südkorea einzusetzen. Zusammen mit der NSA-Agentin Jinx Kohnson (Halle Berry) geht Bond gegen Moon vor.

Mit "Die Another Day" dürfte die Bond-Serie ihren bisherigen Tiefpunkt erreicht haben. Was man hier aufgetischt bekommt, entspricht nurmehr einer willkürlich zusammengestoppelten Menagerie audiovisueller Reize nebst diversen, teils blamablen Grenzüberschreitungen ungeschriebener Tabus und mitunter erschreckend durchsichtigen CGIs. Wo früher, in der guten, alten Zeit, noch perfekte Illusion und großartige Handarbeit triumphierten, herrscht jetzt nurmehr industrielle Fließband-Leere, die sich in lächerlichen Gimmicks wie einem Camouflage-Auto oder albernen Actionszenen wie jener, in der Bond durch das Eismeer und zwischen Gletschern umhersurft, niederschlagen. Überflüssige Bullet-Time-Effekte und ein Versuch, den bereits im Vorgängerfilm hochgeschraubten "Erotik-Faktor" nochmals zu potenzieren, scheitern kläglich. Schließlich muss man "Die Another Day" die schlimmstmögliche aller Einordnungen zukommen lassen: Es gab bereits Bond-Filme, die waren vergleichsweise überspannt ("You Only Live Twice", "Moonraker") oder dünnblütig ("The Man With The Golden Gun", "Octopussy"), mitunter sogar ärgerlich ("GoldenEye"). Dieser jedoch ist der erste, der mich mittlerweile mehrfach vollkommen unberührt und gleichgültig zurückließ. Dazu noch dieser grauenhafte Titelsong... Würg!

3/10

James Bond 007 Lee Tamahori Nordkorea Kuba London Island Hong Kong


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THE WORLD IS NOT ENOUGH (Michael Apted/UK, USA 1999)


"One tires of being executed."

The World Is Not Enough (Die Welt ist nicht genug) ~ UK/USA 1999
Directed By: Michael Apted

Nachdem der Ölmagnat Robert King (David Calder) durch einen Terroranschlag ums Leben gekommen ist, übernimmt seine Tochter Elektra (Sophie Marceau) sein Imperium, dessen derzeitiges Hauptprojekt den Bau einer Pipeline von ost nach West umfasst. James Bond (Pierce Brosnan) nimmt Kontakt zu Elektra King auf und lernt damit bald zwangsläufig auch den Terroristen Renard (Robert Carlyle) kennen, mit dem Elektra seit einer Kidnappingaktion eine verhängnsvolle Beziehung verbindet. Das Paar plant, mittels einer Atombombe Istanbul zu attackieren und den Bosporus zu verseuchen, um sich eine Monopolstellung für den Öltransport zu verschaffen.

Insgesamt noch passabel, ließ allerdings auch dieser Brosnan-Bond das alte Flair vermissen und versuchte, durch blödsinnige Repetierungen und Albernheiten dem ausgehöhlten Blockbuster-Zeitgeist dienlich zu sein. Mit Desmond Llewelyn verschwand nun auch das letzte traditionelle Element aus der Serie, was sich durchaus symbolisch auffassen lässt. Eine müde Story, die glaubt, sich durch einen ins Finale integrierten Verzweiflungsakt Bonds figurale Bedeutsamkeit erkaufen zu können, passt sich dem mittelmäßigen Eindruck nahtlos an. Da hilft auch die Bemühung, den sauberen Sex der Filme auf ein erotischeres Level anzuheben und von pathologischer Sexualität zu berichten wenig, im Gegenteil. In diesen Punkten erweist sich "The World Is Not Enough" als widerlich reaktionär und von einem prüden, triefendem Konservativismus geprägt, der zum gegebenen Zeitpunkt nun wirklich nicht mehr zeitgemäß war.

6/10

Michael Apted James Bond 007 Türkei Istanbul Aserbeidschan Paraphilie


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TOMORROW NEVER DIES (Roger Spootiswoode/UK, USA 1997)


"Don't ask." - "Don't tell."

Tomorrow Never Dies (Der Morgen stirbt nie) ~ UK/USA 1997
Directed By: Roger Spottiswoode

James Bond (Pierce Brosnan) macht die Bekanntschaft des größenwahnsinnigen Medienmoguls Elliot Carver (Jonathan Pryce), der im südchinesischen Meer mittels eines selbstentworfenen Stealth-Schiffes samt maritimem Riesenbohrer einen Zusammenstoß zwischen der britischen Marine und der chinesischen Luftwaffe inszeniert und damit ad hoc einen globalen Krisenherd schafft. Zum Zwecke hoher Einschaltquoten und einer Exklusivberichterstattung riskiert Carver somit den Dritten Weltkrieg. Bond und die chinesische Agentin Wai Lin (Michelle Yeoh) wissen dies zu verhindern.

Ein von Sheryl Crow gekrächzter, barbarisch mieser Titelsong lässt nach einer ebenfalls eher bescheidenen Pre-Title-Sequence bereits Schlimmstes befürchten, doch dann kriegt "Tomorrow Never Dies" doch noch ein wenig die Kurve, wenngleich er den endgültigen Beweis antritt, dass James Bond in den Neunzigern einen fürcherlich redundanten Anachronismus darstellte. Ein mit viel gequetschter Mühe herbeifabulierter Bösewicht, von einem sich wie in einem seiner Gilliam-Filme aufführenden Jonathan Pryce bewusst als überlebensgroße Karikatur angelegt, samt nicht minder halbseidenem Stab (Vincent Schiavelli, Götz Otto und Ricky Jay scheinen sich pausenlos zu fragen, ob sie hier richtig sind) sprechen Bände. Ansonsten zieht sich der gesamte, mit unter 120 Minuten denkwürdig kurz ausgefallene Bond-Film besonders an zwei Haupt-Actionszenen hoch; der Verfolgungsjagd in einem Parkhaus nämlich, während der Bonds "neuer 7er-BMW" alle möglichen Kunststückchen vorführt und einer weiteren in den Slums von Saigon per Motorrad. Immerhin scheint der Film aus seinem teuren Megatrash-Appeal keinen Hehl zu machen und stellt sich ganz bewusst unter seine Selbstägide als spielfilmlange Werbemaschnierie für den modernen Playboy- und Men's Health-Leser, der sich im Kino gern in Armani und mit Sonnenbankfreundin vorzeigt. Damit ist er zumindest lustiger und aufrichtiger als sein Vorgänger.

6/10

James Bond 007 Massenmedien Roger Spottiswoode Vietnam China Hamburg


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GOLDENEYE (Martin Campbell/UK, USA 1995)


"Why can't you just be a good boy and die?"

GoldenEye ~ UK/USA 1995
Directed By: Martin Campbell

James Bonds (Pierce Brosnan) seit neun Jahren totgeglaubter Kollege Alec Trevelyan - 006 - (Sean Bean) hat in Russland das Verbrechersyndikat 'Janus' gegründet, zum einzigen Zweck, sich an der englischen Krone für einst begangenes Unrecht an seiner Familie zu rächen. Trevelyan bringt die Kontrollkonsole des noch aus Zeiten des Kalten Krieges stammenden Killersatelliten 'GoldenEye' in seine Gewalt. Mit dessen todbringender Gewalt lässt sich das gesamte elektromagnetische Netz einer Großstadt lahmlegen, als deren Exempel Trevelyan natürlich längst London ausgewählt hat. Zusammen mit der flüchtigen Programmiererin Natalya (Izabella Scorupco) macht sich Bond an die Zerschlagung Janus'.

Brosnans Einstieg war damals naheliegend. Vermutlich war er der beste Bond zur rechten Zeit; ein mit der nötigen Arroganz ausgestatteter, gut gefönter Dressman, der bei Bedarf auch ein wenig schauspielerisches Können in die Waagschale zu werfen wusste. Andere Faktoren waren da gewöhnungsbedürftiger: Ein weiblicher M (Judi Dench), eine wiederum verjüngte, eher nervige Miss Moneypenny (Samantha Bond), viele in ihrer Selbstreflexivität unerträgliche Gags, die für Neueinsteiger sicherlich einen Quell sprudelnden Amüsements darstellten, alte Gewohnheitstäter jedoch zum Ermüden bringen sollten. Ein kleinformatiger Bösewicht, eine Allerweltsgeliebte, dazu nervende Nebenfiguren wie den russischen Computernerd Grishenko (Alan Cumming), keinen einzigen ernstzunehmenden Nebencharakter (bös verschenkt: Joe Don Baker, Robbie Coltrane), einen enttäuschenden Score von dem bei Luc Besson wesentlich besser aufgehobenen Eric Serra und viel technischen Schnickschnack. Ich mochte ihn damals nicht besonders und mag ihn heute auch nicht lieber: "GoldenEye" ist für Bond-Verhältnisse ein ärgerlicher Abstinker.

4/10

James Bond 007 Martin Campbell Nizza Frankreich Russland St. Petersburg


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LICENCE TO KILL (John Glen/UK 1989)


"Bless your heart!"

Licence To Kill (Lizenz zum Töten) ~ UK 1989
Directed By: John Glen

Nachdem sein Freund Felix Leiter (David Hedison) vom CIA ausgerechnet in seiner Hochzeitsnacht zum Racheopfer des mächtigen Latino-Drogenbarons Sanchez (Robert Davi) wird - Sanchez bringt Leiters Frau (Priscilla Barnes) um und lässt den Agenten selbst durch einen Hai verstümmeln - schwört Trauzeuge James Bond (Timothy Dalton) Rache. Inoffiziell, denn als M (Robert Brown) von Bonds Plänen erfährt, entzieht er ihm die Lizenz zum Töten. Dies hält Bond freilich nicht davon ab, sich bis in Sanchez' Heim vorzuarbeiten, sich das Vertrauen des Opiumkönigs zu erschleichen und sein Imperium nach allen Regeln der Kunst von innen heraus zu zerstören.

Die Dämmerung einer Ära, und mit einem Knall sollte sie enden. So ernst und persönlich wie hier nahm der Agent Ihrer Majestät keine andere Mission, selbst der langwierige Kampf gegen Blofeld und SPECTRE dürfte im Vergleich zu Bonds Duell gegen Sanchez höchstens eine biografische Fußnote in seiner Spionage-Vita einnehmen. Nicht umsonst bezeichnet John Glen "Licence To Kill" stolz als seinen wahrscheinlich besten Film. Glen war überhaupt stets dann besonders herausragend, wenn er Bond versuchte, eine diffizilere Persönlichkeitsfacette abzuringen. Für einen jeden Bond-Akteur hätte "Licence To Kill" ein Geschenk abgegeben, da er die materialistische Oberflächlichkeit des Heroen zugunsten eines immens fordernden Abenteuers beiseite schob. Timothy Dalton, der nach diesem zweiten Einsatz leider bereits wieder abdankte, nutzt das Script zu einer außergewöhnlichen Darstellung. Auch sonst findet sich der Film fast ausschließlich durch Bestleistungen und Kabinettstückchen geprägt: Robert Davi ist ein wunderbarer irdischer Gegenspieler, seine Mitstreiter Benicio del Toro, Antony Zerbe und Everett McGill sind kaum minder grandios, Wayne Newton als schmieriger Strohman und TV-Prediger Sanchez' ist urkomisch. Ausgewiesene Freunde der Serie registrieren mit ausgeprägtem Wohlwollen den bis hierhin einzigen Doppelauftritt eines Felix-Leiter-Darstellers (dazu noch durch den besonders haften gebliebenen David Hedison aus "Live And Let Die"), die ebenso kesse wie knackige Carey Lowell zählt zu den drei schönsten Bond-Freundinnen und der wunderbar choreographierte, mit zahlreichen Explosionen garnierte Showdown gehört trotz harter Konkurrenz zu den besten Action-Sequenzen des Jahres. Michael Kamen wäre langfristig ein guter John-Barry-Erbe gewesen; leider blieb es bei diesem einen Einsatz. Es ist eine Schande, das ausgerechnet dieser tolle, mutige Beitrag zur Bond-Serie ihr zwischenzeitliches Ende markierte, hervorgerufen durch sein kommerzielles Versagen in Nordamerika. Die saisonale Konkurrenz anno 89, namentlich "The Abyss", "Batman", "Back To The Future II", "Lethal Weapon II", "Star Trek V" oder "Indiana Jones And The Last Crusade" wirkte sich als schlicht erstickend aus. Eine sechsjährige Pause - bis dato die längste zwischen zwei Bond-Filmen folgte und die berechtigte Frage nach der Notwendigkeit einer Reanimation stellt sich manch einem bis heute.

9/10

James Bond 007 John Glen Drogen Rache Freundschaft Haiangriff Florida Karibik Heroin


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THE LIVING DAYLIGHTS (John Glen/UK 1987)


"Why didn't you learn the violin?"

The Living Daylights (Der Hauch des Todes) ~ UK 1987
Directed By: John Glen

Der angebliche sowjetische Überläufer Georgi Koskov (Jeroen Krabbé) warnt den Secret Service vor einem Geheimprojekt des neuen KGB-Chefs Pushkin (John Rhys-Davies): "Smiert Spionam"; 'Tötet alle (West-)Agenten'. James Bond (Timothy Dalton) findet rasch heraus, dass es sich dabei lediglich um einen Schwindel Koskovs handelt, der bezweckt, dass Pushkin durch Bond ermordet werden soll. Pushkin steht seinerseits nämlich einem hinterrücks initiierten, multimillionenschweren Waffen- und Opium-Deal zwischen Koskov und dem US-Waffenschieber Brad Whitaker (Joe Don Baker) im Wege und soll daher möglichst unauffällig aus dem Weg geräumt werden. Zusammen mit Koskovs naiver Freundin Kara (Maryam d'Abo) wird der von den Übeltätern gefasste Bond bis nach Afghanistan verschleppt, wo er die Pläne der Gegenseite mithilfe der Mudschahidin durchkreuzt.

Ein toller neuer Bond-Interpret in einem wie stets bei Glen routiniert inszenierten, ingesamt betrachtet jedoch leider etwas farblosem Film. Als gesetzter Agententhriller spielt "The Living Daylights" sicherlich in der Oberliga, zumal er als Zeiporträt um inoffizielle Waffendeals und die sowjetische Okkupation Afghanistans durchaus seine Meriten besitzt. Timothy Dalton, der die bevorzugten Darsteller Sam Neill und Pierce Brosnan ablöste, ringt der Figur neue Nuancen ab und entwickelt besonders auf dem romantischen Sektor ganz eigene Stärken. Sein weiblicher Support Maryam d'Abo unterstützt dies ganz hervorragend. Leider jedoch wirft der Verzicht auf einen überlebensgroßen Bösewicht dem Script Steine in den Weg. Genau wie in "Octopussy" gibt es jetzt ein Widersacher-Trio, bestehend aus Krabbé, Baker und Andreas Wisniewski als abtrünnigem KGB-Killer Necros(!). Baker ist mit seinem ganzen Militär- und Diktatoren-Trara im Grunde ein durchaus brauchbarer Charakter, wird jedoch mit kaum mehr als zwei wesentlichen Auftritten völlig verspielt. Krabbé wirkt, wenngleich sicherlich ansprechend aufspielend, mit seinem bereits im Script angelegten, übertrieben opportunistischen Habitus bestenfalls wie ein comic relief. An Jordan und Berkoff reichen beide nicht heran, wie auch der schöne, aber harmlos wirkende Wisniewski kein Kabir Bedi oder Richard Kiel ist. Kurz gesagt, mit dem Verzicht auf einen wirklich starken Gegner fehlt dem Film bei aller übrigen Qualität ein unverzichtbares Herzstück. Und Felix Leiter (John Terry) verkommt zur Randnotiz. Eine weitere, von Wehmut getragene Feststellung: Der Soundtrack zu "The Living Daylights" markierte den Serien-Schwanengesang des großen John Barry, der dem Bond-Franchise mit seinem Weggang ein elementares Charakteristikum nahm.

7/10

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A VIEW TO A KILL (John Glen/UK 1985)


"Not this way! That way!"

A View To A Kill (Im Angesicht des Todes) ~ UK 1985
Directed By: John Glen

Nachdem James Bond (Roger Moore) in der Beringsee einen gegen elektromagnetische Strahlen resistenten Microchip bei einem toten Kollegen sichergestellt hat, soll er dessen Ursprung auf die Spur kommen. In Frankreich stößt Bond umgehend auf den pferdenärrischen Großindustriellen Max Zorin (Christopher Walken), der seine von ihm entwickelten Chips nicht nur zu Dopingzwecken einsetzt, sondern noch etwas viel Größeres plant: Er will Silicon Valley überfluten, um sich das Monopol für die Microchip-Herstellung zu sichern.

Für mich hat "A View To A Kill" eine ganz besondere biographische Bedeutung, war es doch der erste Bond-Film, den ich im Kino sehen durfte. Ein Ereignis, das man nicht vergisst, zumal ich damals, mit neun Jahren, bereits den Höhepunkt meines fandoms erreicht hatte. Jeder Zeitungsschnippsel zu James Bond wurde gesammelt und sorgsam archiviert bis mehrere dicke Ordner zustande kamen, das Merchandising-Karussel samt Büchern, Soundtracks, 7"-Singles, Hörspielen und Spielzeug totgefahren. Keine Ahnung, wo der ganze Krempel geblieben ist. "A View To A Kill" im Kino jedenfalls, das war damals mein ganzer knirpsiger Stolz. Es störte mich auch nicht, dass Roger Moore mit 57 vielleicht etwas zu alt für die Rolle war. Ich liebte (und liebe) den Titelsong von Duran Duran, die ich ehedem sowieso ganz toll fand und freute mich über meinen ersten Promi-Schwarm Tanya Roberts, die mir bereits aus "The Beastmaster" und "Sheena" in warmer Erinnerung war. Inmitten all der relativ gesetzten Bond-Gegner der vergangenen und kommenden Jahre gab es fürderhin mit dem von Heiner Lauterbach exzellent synchronisierten Christopher Walken außerdem mal wieder einen richtig schön durchgedrehten Monopolisten in bester "Goldfinger"-Tradition, wie überhaupt große Teile der Story ein recht freches Selbstplagiat desselben darstellen. Den kruden Nebenplot um Zorin als Nazi-Steroid-Retortenkind (wie man weiß wurde in der deutschen Fassung aus lächerlichen Pietätsgründen daraus ein Ostblock-Produkt) finde ich immer noch erstklassig. Die sicherlich plausiblen Kritikpunkte störten mich damals natürlich allesamt nicht, wie überhaupt mein Blick auf diesen speziellen Bond-Film noch heute ein höchst verklärter sein dürfte.

8/10

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NEVER SAY NEVER AGAIN (Irvin Kershner/UK, USA, BRD 1983)


"Too many free radicals. That's your problem."

Never Say Never Again (Sag niemals nie) ~ UK/USA/BRD 1983
Directed By: Irvin Kershner

Als die Terrororganisation SPECTRE zwei Cruise Missiles stiehlt und die Westmächte damit erpresst, reaktiviert der britische Secret Service seine retirierten 00-Agenten. Nach einem von M (Edward Fox) verordneten Aufenthalt in einem Wellness-Hotel, in dem James Bond (Sean Connery) bereits erste Hinweise bezüglich des Falls erhält, heißt es für den Agenten wieder, zur Weltrettung zu schreiten. Zunächst macht er die Bekanntschaft des Industriellen Maximilian Largo (Klaus Maria Brandauer), wie Bond bald herausfindet, die treibende Kraft hinter dem Unternehmen. Nachdem Bond Largos Geliebte Domino (Kim Basinger) für sich gewonnen hat, macht er sich daran, die Pläne von SPECTRE zu vereiteln.

Durch Kevin McClorys Exklusivrechte am "Thunderball"-Script war es ihm möglich, mit unabhängigen Mitteln ein Remake desselben als Konkurrenzproduktion zu der offiziellen Eon-Reihe zu initiieren. Nach längerer Planung wurde daraus "Never Say Never Again", der kurz nach "Octopussy" startete und als besonderen Coup Sean Connery in der Hauptrolle präsentierte. Am Ende musste er sich in kommerzieller Hinsicht dennoch gegen die professioneller beworbene Konkurrenz geschlagen geben. Trotz diverser Drehbuch-Querelen und Planungsumwürfe mag ich Kershners Film jedoch etwas lieber als Glens. Er wartet im Gegensatz zu "Octopussy" nämlich mit deutlich witzigeren Gags auf, hat mit Klaus Maria Brandauer einen formidablen Widersacher, der der Gilde deutschsprachiger Bond-Bösewichte einen grandiosen Eintrag hinzusetzt und mit der noch jungen Kim Basinger eine wahre Augenweide zu bieten. Auf manches klassische Bond-Merkmal muss zwar verzichtet werden respektive ist einiges an Umgewöhnung erforderlich - Titel- und Prä-Titel-Sequenz vermischen sich hier, die Story ist, ähnlich wie damals "Casino Royale" in einer möglichen Zukunft des ergrauten Helden angesiedelt, der hier präsentierte Blofeld (Max von Sydow) hat keine Glatze (wobei - die hatte Charles Gray ja auch nicht), Bonds CIA-Spezi Felix Leiter (Bernie Casey) derweil ist dunkelhäutig. Alles jedoch keine Probleme, mit denen man nicht fertig würde, um den heimlichen Sieger des bizarren Bond-Duells nochmals hervorzuheben.

8/10

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Funxton

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