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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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ZOMBIELAND (Ruben Fleischer/USA 2009)


"Who's Bill Murray?"

Zombieland ~ USA 2009
Directed By: Ruben Fleischer


Die Vereingten Staaten werden von zombifizierten Seuchenopfern überrannt. Der nerdige Student Columbus (Jesse Eisenberg) begegnet auf seiner Odyssee durch die entvölkerte Ödnis dem coolen Zombiekiller Tallahassee (Woody Harrelson) und den zwei Schwestern Wichita (Emma Stone) und Little Rock (Abigail Breslin), mit denen er, einige Katz-und-Maus-Spielchen inbegriffen, zur Westküste reist.

Ich glaube, seit Jahren schon habe ich keinen Film mehr gleich auf Anhieb als so ärgerlich und grauenhaft beschissen empfunden wie "Zombieland". Nach einer von Metallicas "For Whom The Bell Tolls" unterlegten, durchaus erwartungsschürenden Titelsequenz mit schicken SloMos fand ich mich zunächst noch im naiven Glauben, gleich etwas Gutes vorgesetzt zu bekommen - der kurze, positive Eindruck jedoch wurde binnen Sekunden brutalst zerschlagen durch die Vorstellung des fürchterlich unsympathischen Hauptcharakters, eines dummen kleinen, in jeder einzelnen Hinsicht bemitleidensweten Pissers, der es in einer gerechteren Filmwelt als erster verdient hätte, zum Untoten zu werden. Doch auch seine drei später dazustoßenden Kompagnons (natürlich: ein obercooler, seelisch angebrochener Ballerfritze und zwei Girlies aus Reißbretthausen) machen die Sache nicht erträglicher. Im Gegenteil - man vergleiche dies armselige Figureninventar mit jedweder Charakterriege aus einem der Filme des Romero-Zyklus und seine dramaturgische Dünnhäutigkeit, die in punkto Komplexität in etwa auf Kindergarten-Augenhöhe zu finden ist, wird unmittelbar evident. Der Humor in "Zombieland" präsentiert sich als von allerhausbackenstem Biedermannestum und genau jener seltenen Gestalt, die mich im Laufe ihres peinigenden Fortschritts keineswegs, wie es wünschenswert wäre, feist feixen, geschweige denn müde grinsen, sondern im Gegenteil zunehmend aggressiv werden lässt. Die Überlebenden sind nach ihren Ursprungsorten benannt, weil Namen nichts mehr zählen? Ho. In Supermärkten laufen ausschließlich fette Zombies herum, die an ihren alten Gewohnheiten festhalten? Ha. Die beiden Mädchen sind so frech, die Geilheit und Geldgier dummer Tankwarte auszunutzen? He. Und dann diese diversen "Ideen", das vom Film hintenrum als antiquiert denunzierte Zombie-Motiv mittels geekiger Modeeinfälle zu 'revolutionieren' und das Ganze zu allem Überfluss auf eine absolut peinliche Moritat Marke "Wenn du nicht richtig lebst, bist du auch nicht besser als ein Zombie" zuzuspitzen, krönen schließlich im negativen Sinne das miese Debakel.
Ich musste während der in desolater Einsamkeit durchgeführten Betrachtung gleich zwei längere Pausen einlegen und Freunden, die mir bedauerlicherweise jedoch auch nicht weiterhelfen konnten, telefonisch mein Leid klagen. Dennoch habe ich diesen Rotz bis zum wenigstens relativ schnell einsetzenden Abspann durchgehalten und verehre mir dafür hiermit im Nachhinein selbst die Tapferkeitsmedaille. Um Woody Harrelson, Bill Murray und die größenteils guten (wenn auch musterhaft klischiert) verwendeten Songs tut es mir leid. Dass "Zombieland" eine dermaßene, sich offenbar noch steigernde Popularität genießt, während zeitgleich allerorten über den jüngsten, hunderttausendmal besseren Romero-Film hergezogen wird, ist mir absolut schleierhaft. Möge es hoffentlich kein Indiz dafür sein, dass laffer, nährwertbefreiter Sekundenspaß ernstzunehmendem, ambitioniertem Geschichtenrerzählen nunmehr großflächig vorgezogen wird.

2/10

Splatter Coming of Age Ruben Fleischer Teenager Zombies Apokalypse


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PANIC IN YEAR ZERO! (Ray Milland/USA 1962)


"It's gonna get rough from now on."

Panic In Year Zero! (Panik im Jahre Null) ~ USA 1962
Directed By: Ray Milland


Kurz nachdem sie zu einem beschaulichen Angelausflug aufgebrochen ist, sieht die Familie Baldwin aus der Entfernung das Unfassbare: Über Los Angeles explodiert die Atombombe. Radiomeldungen geben die Gewissheit - der Dritte Weltkrieg hat begonnen. Während die Bevölkerung kopflos in das Landesinnere strömen, bleibt Vater Harry Baldwin (Ray Milland) besonnen - kurzerhand werden diverse, zum Überleben wichtige Dinge, in einem Provinznest eingekauft. Danach verschanzen sich die Baldwins unter Aufwendung immer fragwürdigerer Mittel in einer abgelegenen Höhle und harren von dort aus der Re-Zivilisierung der Dinge.

Vorzügliche Kalter-Kriegs-Paranoia, die ausnahmsweise in erster Instanz keine internationalen Feindbilder (sprich: die Sowjets) bemüht, sondern des Menschen Wolf unmittelbar vor der eigenen Haustür sucht und findet. "Panic In Year Zero!" liefert als einer der ersten in einem realistisch gezeichneten, postapokalyptischen Szenario angelegten Filme die wenig überraschende Erkenntnis, dass sich in ernstzunehmenden Krisensituationen ein jeder selbst der Nächste ist. Von Patriotismus und Solidarität scheinen urplötzlich selbst die besten Amerikaner nichts gehört zu haben, solange nichts zu fressen auf dem Campingteller liegt und der radioaktive Fallout bedrohlich nahekommt. Die ältesten sozialen Grundfesten scheinen beinahe lustvoll über Bord geworfen zu werden: Plünderung, Raub, Vergewaltigung und Mord - in einem Wort, totale Anarchie, überzieht stattdessen binnen kürzester Zeit das Land.
Einer latenten Naivität im Umgang mit seinem Sujet entbehrt zwar auch Millands Regiearbeit nicht, die Verseuchungsproblematik etwa wird nahezu komplett übergangen, dennoch dürfte bis auf ein paar Ausnahmen die Konsequenz, mit der das Script verfährt, insbesondere im genealogisch-historischen Genrevergleich, maßgeblich sein.

8/10

Atombombe Dritter Weltkrieg Kalter Krieg Ray Milland Apokalypse


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BLOOD ON SATAN'S CLAW (Piers Haggard/UK 1971)


"Strange folk have been seen to pass this way from time to time..."

Blood On Satan's Claw (In den Krallen des Hexenjägers) ~ UK 1971
Directed By: Piers Haggard


Zu Zeiten Oliver Cromwells entdeckt ein junger Knecht (Barry Andrews) beim Pflügen eines Feldes eine unmenschlich anmutendes Gerippe, von dem er annimmt, es könnten die Gebeine Satans sein. Ein bei seiner Lehensherrin (Avice Landone) gastierender Richter (Patrick Wymark) weigert sich zunächst, diesen wie er meint dummdreisten Provinzmärchen Glauben zu schenken, zumal das Teufelsskelett sich scheint's in Luft aufgelöst hat, bald jedoch mehren sich die unerklärlichen Ereignisse. In deren Mittelpunkt scheint die junge Angel Blake (Linda Hayden) zu stehen.

Nachdem Reeves' "Witchfinder General" und besonders Armstrongs "Hexen bis aufs Blut gequält" dem nach mehr lechzenden Kinopublikum die Schrecken des willkürlichen Waltens der Inquisition aufs Nachdrücklichste nahegebracht hatten, nahm sich die bereits für Prices drei Jahre ältere Hopkins-Saga verantwortliche Tigon-British erneut jenes historisch erquicklichen Themas an - diesmal allerdings unter umgekehrten Vorzeichen. Hier muss der Richter als durchaus legitim gezeichneter, irdischer Stellvertreter göttlicher Gerechtigkeit erst überzeugt werden, dass das Böse in Form satanischer Ausprägungen auf Erden tatsächlich existiert, bevor er das Henkersschwert auspackt und es mit gottgleichem Gestus (und in Zeitlupe) durch die Reihen der Teufelsjünger fahren lässt. "Blood On Satan's Claw" wirkt nicht nur dieser Tatsache wegen auf merkwürdige Weise inkohärent, was aber - noch merkwürdiger - überhaupt nicht stört. Im Gegenteil hinterlässt Haggards Film trotz seiner inhaltlichen Mängel und nicht weniger ungeklärter Anschlussfragen einen durchaus runden Eindruck. Alles scheint bei offensichtlichem Logikverzicht gut zu passen und die Gewissheit, dass es, gerade wenn es um Übersinnliches geht, manchmal besser ist, eben nicht jedes Detail nahtlos zu erläutern, bleibt am Ende bestehen.

7/10

Satan Tigon British Historie Piers Haggard Satanismus


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L'AMOUR BRAQUE (Andrzej Żuławski/F 1985)


Zitat entfällt.

L'Amour Braque (Liebe und Gewalt) ~ F 1985
Directed By: Andrzej Żuławski


Der ungarische Adelssprössling Léon (Francis Huster) begibt sich nach einem langwierigen Psychiatrie-Aufenthalt nach Paris, um dort eine Zeitlang bei Bekannten unterzukommen. Im Zug begegnet er dem Gangster-Anarcho Micky (Tchéky Karyo) und seinen Kumpanen, die soeben von einem Banküberfall kommen. Micky drängt sich Leon auf und schwärmt ihm von seiner heißgeliebten Mary (Sophie Marceau) vor, die er in Paris aus den Fängen der Venin-Familie befreien will. Die gemeingefährlichen Venins lassen Marie sich prostituieren und haben auch deren Mutter auf dem Gewissen, zugleich sind sie dafür verantwortlich, dass Mickys Vater lange Jahre im Gefängnis verbracht hat. Léon, der sich gleich bei der ersten Begegnung mit ihr in die so schöne wie labile Mary verliebt, gerät zwischen die Fronten dieses bizarren Gangsterkriegs.

"Eine", so Żuławski, der Kompromisslose, "Transponierung von Dostojewskis "Der Idiot" in die Gegenwart von 1985", in das Pariser Gangstermilieu, um inhaltlich etwas eloquenter zu sein (dafür, dass dabei keine Rede von einer wie auch immer gearteten Anbindung an die Realität sein kann, bürgt das permanent irrationale Verhalten fast sämtlicher Charaktere). Vielmehr noch eine Transponierung in Żuławskis filmischen Kosmos zwischen Wahn und Tod, Geisteskrankheit und blanker Emotion. Das Kinopendant zum gelebten Laissez-faire, zur totalen Anarchie. 'Seelenstriptease', wie es sich so schön tradiert, aber immer wieder treffend anbringen lässt. Erster Film mit seiner Muse und späteren Ehefrau Sophie Marceau, damals gerade neunzehn Jahre jung. Ebenso wie von Huster, Karyo und all den anderen Darstellern verlangt der Filmemacher von ihr ein Entblößen aufs Äußerste, die Entledigung jedweder Hemmnisse und Schranken. In einer Szene stellt Sophie/Mary eine Szene aus Tschechows "Möwe" dar und schafft für Nanosekunden das nahezu Unmögliche: Ein Einreißen sämtlicher Barrieren zwischen ihr selbst, ihrer Rolle und der äußeren Realität - Transzendenz. Hernach wird niemand mehr ein hübsches Teenie-Starlet in der Marceau sehen. "La Boum" ist kaum kalt und schon wieder vergessen. Huster veranstaltet, analog zum Vorlagen-Fürst Myschkin, einen manisch-depressiven Affentanz mitsamt epileptischen Anwandlungen; Karyo, ansonsten ja ein eher ruhiger Vertreter, hat man selten, wahrscheinlich gar noch nie derart ausgelassen erlebt. Wenn man Żuławski schätzt, ist diese "verdrehte Liebe" zwischen Idiotenprinz und Jungfrauenhure - man könnte sie auch als extremes, mentales Wechselduschen bezeichnen - so gottgleich wie jeder seiner Filme. Wer es erstmals mit ihm versucht, sollte sich jedoch vielleicht woanders umschauen...

9/10

Rache Parabel Paris Andrzej Zulawski Groteske


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THE WOLF MAN (George Waggner/USA 1941)


"The way you walked was thorny, through no fault of your own, but as the rain enters the soil, the river enters the sea, so tears run to a predestined end."

The Wolf Man (Der Wolfsmensch) ~ USA 1941
Directed By: George Waggner


Nachdem sein älterer Bruder bei einem Unfall gestorben ist, kehrt Larry Talbot (Lon Chaney Jr.) nach langen, absenten Jahren nach Talbot Castle, das Schloss seiner Ahnen, zurück, um sein familiäres Erbe anzutreten. Nur kurz nach seiner Ankunft wird Larry von einem Werwolf (Bela Lugosi) gebissen und trägt fortan selbst den Fluch des Dämonen mit sich herum - doch niemand will ihm glauben, am wenigsten sein zwanghaft rationaler Vater (Claude Rains)...

"The Wolf Man" ist der vorläufig letzte der ikonischen Monsterfilme des Universal-Zyklus und zugleich einer seiner schönsten. Er vereint nochmals all die Qualitäten seiner berühmten Vorläufer in sich: Ein gesundes Maß Ernsthaftigkeit, ein überaus dramatisch angelegtes, zuweilen gar die Sphären der Lyrik tangierendes Script von Curt Siodmak, herrliche Kulissen nebst expressionistischer Kamera und eine Riege hervorragender Darsteller, die ihren Job hinreichend ernstnahmen. Angesiedelt ist die Geschichte zeitlich und lokal entrückt - zwar soll sich die Geschichte in England zutragen, das Dorf um Talbot Castle mit seinen Fachwerkbauten schaut jedoch mehr nach Niederbayern aus; die Talbot scheinen eine Art Feudalherren-Funktion zu repräsentieren; Kleidung und Gebahren der Menschen lassen jedoch auf eine Verankerung in der Gegenwart schließen. Es hat sich also wenig geändert in der übernatürlichen Welt der frühen Filmmonster und das ist gut so. Für Lon Chaney Jr. bedeutete die Rolle des Wolfsmenschen (sein Filmname Larry Talbot war im Prinzip bloße Makulatur, das suggeriert bereits die Titelsequenz unmissverständlich) Segen und Fluch zugleich - ähnlich wie Bela Lugosi auf "Dracula" wurde Chaney Jr. fortan fest und einzig auf den von ihm alles in allem fünfmal gespielten Werwolf festgelegt, obschon er auch fast jedes andere der populären Monster mindestens einmal gab.
Etwaige Kritikpunkte - etwa den, dass Talbot sich, nachdem er sich in den Wolf verwandelt hat, offensichtlich noch einen molligen Pullover überzieht, um nächtens im Moor nicht so zu frieren oder dass sein Haupthaar als Wolf kürzer ist als sein menschliches dürfen gefunden, still bemäkelt und dann für sich behalten werden. "The Wolf Man" markiert nämlich einen Film, auf den man wegen der Gefahr philisterhafter Majestätsbeleidigung besser nichts kommen lässt!

9/10

Monster Werwolf George Waggner Curt Siodmak Universal-Monster


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THE SEVEN-UPS (Philip D'Antoni/USA 1973)


"Respect for the dead is considered very important. You know that."

The Seven-Ups ~ USA 1973
Directed By: Philip D'Antoni


Die Seven-Ups um Buddy Manucci (Roy Scheider) sind eine kleine, paralegale Truppe der New Yorker Polizei, die von den Kriminellen der Stadt besonders ihrer rüden Ermittlungsmethoden wegen gefürchtet ist. Ausgerechnet Vito Lucia (Tony Lo Bianco), Bestattungsunternehmer, Jugendfreund und Informant Manuccis, beteiligt sich maßgeblich an einem lukrativen Kidnapping-Geschäft, dem nacheinander die großen Mobster der Stadt auf den Leim gehen. Als bei einer dieser Aktionen Manuccis Kollege Ansel (Ken Kercheval) erschossen wird, drehen die Seven-Ups noch gnadenloser auf als ohnehin, um die Kidnapper festnageln zu können.

Ein reaktionärer Filmbericht: "The Seven-Ups" ist ein bleibend sagenhaft guter Polizei- und Actionfilm, bei dem mir jedesmal, da ich ihn sehe, permanent und als Nachhall die blanke Wehmut durch den Kopf schwirrt: 'Sowas wird heute einfach nicht mehr gebaut.' Die Gesichter waren kantig, die Schauspieler, unter ihnen nicht sonderlich schöne, aber eben glaubhafte Charakterköpfe wie Joe Spinell oder Richard Lynch, wirkten lebensecht. Und erst diese zwingende Kreierung von Urbanität. Man getraute sich, vom herbstlich-grauen New York auch die finstersten und schmierigsten Drecksecken abzulichten, um so den notwendigen Effekt gnadenlosen Naturalismus' zu erzielen. Die Verfolgungsjagden (von denen "The Seven-Ups" eine der besten zeigt, die bis dato überhaupt im Film zu bewundern sind - und das wohlgemerkt nicht als Showdown, sondern mittendrin) wurden noch der Bezeichnung "kinetisch" gerecht, ja, organisch waren sie gar und entbehrten jedweder Form allzu offensichtlicher Choreographie. Hinzu kam der stoische Verzicht auf Geschwätzigkeit, Phrasen, Worthülsen, wie sie heute ganz Szenen füllen. Zwar erreicht D'Antonis Film - nebenbei seine einzige Regiearbeit - nicht ganz das große von ihm produzierte Vorbild "The French Connection" (unter anderem, da dessen schmerzlich ambivalente Figurenzeichnung hier keinen Platz findet), bietet jedoch in jedem Fall pures, unverfälschtes Genre-Kino, das einen noch lange im Nachhinein für jede neuerliche Betrachtung dankbar sein lässt.

9/10

Mafia New York Philip D'Antoni car chase


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FRANKENSTEIN'S DAUGHTER (Richard E. Cunha/USA 1958)


"You've always treated me as a monster, Trudy. Now you're going to be one!"

Frankenstein's Daughter (Frankensteins Tochter. Die Unheimliche) ~ USA 1958
Directed By: Richard E. Cunha


Frankensteins Enkel Oliver (Donald Murphy) hat sich mitsamt seinem Faktotum Elsu (Wolfe Barzell) bei dem Wissenschaftler Carter Morton (Felix Locher) eingeschlichen, um in dessen Keller ungestört seinen gottlosen Experimenten mit Leichenteilen nachgehen zu können. Außerdem hat Dr. Frank, wie Frankenstein sich nunmehr nennt, um unerkannt zu bleiben, ein Serum erfunden, mit dem er die Physiognomie seiner Aspiranten ändern kann. Jenes probiert er gleich an Mortons Tochter Trudy (Sandra Knight) aus, die daraufhin für begrenzte Zeit mit äffischer Visage durch die Nacht hetzt. Bald ist auch Franks künstliches Wesen (Harry Wilson) fertig und erfüllt dem Doktor jeden seiner zunehmend diabolischeren Wünsche...

Grandioser camp aus den goldenen Fünfzigern, der sein Thema in ganz wunderbarer Weise ausschlachtet und eine lumpige Billigproduktion liefert, die vor allem durch ihre vollkommen unbedarft agierenden Darsteller zu begeistern weiß. Donald Murphy ist ein durchaus würdiges Pendant zu seinem britischen Kollegen Michael Gough - wie dieser stolziert er als dandyhafter mad scientist durch sein Laboratorium, der sich nie ganz entscheiden kann, was ihm am wichtigsten ist: Die Umsetzung seiner irrsinnigen Pläne, die Umsetzung einer schnellen Nummer mit irgendwelchen (für ihn natürlich viel zu) jungen Dingern oder der Sitz seiner pomadigen Frisur mitsamt passendem Anzug. Einen derart widerwärtigen Frankenstein lobe ich mir! Was die sonstigen Aspekte des Films anbelangt: Das Ding ist natürlich schreiender Humbug von vorn bis hinten, ein so charmanter allerdings, dass man sich seiner zwingenden, bloßen Naivität nicht entziehen kann. Und warum überhaupt einen entprechenden Versuch wagen - gibt es dazu doch glücklicherweise keinerlei Anlass.

6/10

Monster Homunculus Mad Scientist Frankenstein Richard E. Cunha


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BEHEMOTH THE SEA MONSTER (Eugène Lourié, Douglas Hickox/USA, UK 1959)


"He can stay underneath the surface for an age, and now he comes to the top!"

Behemoth The Sea Monster (Das Ungeheuer von Loch Ness) ~ USA/UK 1959
Directed By: Eugène Lourié/Douglas Hickox


Ein durch Atombombentests hochgeschreckter und mutierter Meeressaurier bedroht nach ersten Sichtungen im Atlantik die Stadt London. Die emsigen Wissenschaftler Karnes (Gene Evans) und Bickford (André Morell) versuchen der Kreatur Einhalt zu gebieten, ohne nachhaltige Folgen für die Bevölkerung zu verursachen.

Ein mit eher hausbackenen Effekten angereicherter Monsterfilm, der sich wie viele andere seiner Zunft aus diesen Tagen vor allem die diffusen Ängste vor der Bombe zunutze macht, um seinem Titelobjekt eine abgesehen von seiner ohnehin ungeheuerlichen Physis irrationale Bedrohlichkeit zu verabreichen. Ein riesiger Dinosaurier ist ja schon schlimm genug - ein riesiger Dinosaurier aber, der seine Opfer durch den Ausstoß atomarer Mikrowellen ins Jenseits schickt... was muss das erst für eine Bestie sein! Tatsächlich ist der seinen Namen aus der abendländischen Mythologie beziehende 'Behemoth', eine Mischung aus Plesio- und Brontosaurus, ein recht possierlich anzuschauendes Tierchen, das eher durch seine ungestüme Statur als durch sein putziges Gesicht Urängste auslösen dürfte. Während die Stop-Motion-Sequenzen noch halbwegs ordentlich aussehen, gestalten die Miniatureffekte sich eher peinlich. Seinen eigentümlichen Reiz bezieht "Behemoth", bekanntermaßen das kleine Geheimnis der meisten B-Movies, eher aus dem, was er ist denn aus dem, was er zu sein vorgibt. Die "Loch-Ness"-Anspielung im deutschen Titel ist natürlich blanker Unfug.

5/10

Cornwall Douglas Hickox Dinosaurier Atombombe Eugène Lourié London Monster


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NOROI (Kôji Shiraishi/J 2005)


Zitat entfällt.

Noroi ~ J 2005
Directed By: Kôji Shiraishi


Unmittelbar nachdem der Dokumentarfilmer Masafumi Kobayashi (Jin Muraki) eine Arbeit über den unheilvollen Einfluss eines Dämons namens Kagu-Taba fertiggestellt hat, verschwindet er spurlos. Seine Rechercheergebnisse liegen hier in fertiger Form und ergänzt um ein paar erschreckende, zusätzliche Aufnahmen vor.

Das in den letzten Jahren speziell in Bezug auf Genrefilme so populäre 'embedded filmmaking' hat also auch Japan erreicht: Angeblich im Nachhinein aufgefundenes Filmmaterial, das die zunehmend schrecklicher werdenden Erlebnisse mindestens zweier Beteiligter (nämlich des Kamerabedieners und seines Partners oder Regisseurs; häufig ist auch eine größere Gruppe zugegen) hautnah darlegt. Die dieser Idee zugrunde liegende Affizierungsstrategie ist natürlich eine so simple wie genialische, die, so sie eindringlich genug umgesetzt wird, auch jeweils den gewünschten Effekt hinterlassen dürfte - zumal es genug Tröpfe gibt, die erstmal alles glauben, was sie sehen, wenn es nur echt genug aussieht.
Hier geht es um einen allzu neugierigen Dokumentaristen, der am Ende leider auch naiv genug ist, sich die Plage ins eigene Haus zu holen. Seine Ermittlungen sind durchaus spannend zu betrachten, wenn auch manche "Störfaktoren" besser hätten außen vor bleiben können. Zum Beispiel weiß ich nicht, warum das meinethalben ja leicht angeknackste Medium (Satoru Jitsunashi) ständig greinen und mit dieser beknackten Aluminiumhaube umherrennen muss - kontraproduktiv. Ansonsten darf ich vermelden, dass mir der Film, aller Japanophobie zum Trotze, nicht nur gut gefallen, sondern stellenweise sogar die erwünschten Schauer eingejagt hat. Gänsehaut, was willst du mehr?

8/10

Geister embedded filming Pseudo-Dokumentation Japan Koji Shiraishi Dämon found footage


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JU-ON (Takashi Shimizu/J 2002)


Zitat entfällt.

Ju-on ~ J 2002
Directed By: Takashi Shimizu


Die Sozialarbeiterin Rika (Megumi Okina) soll nach einer alten Dame (Chikako Isomura) sehen, aus deren Haus keine Rückmeldung mehr kommt. Sie findet die Frau völlig apathisch und verwahrlost im Wohnzimmer vor. Außerdem scheinen in dem Haus noch andere Dinge vorzugehen: Rika erscheint ein kleiner Junge (Yuya Ozeki), der sich als seit Jahren vermisst herausstellt, und erst im Nachhinein erfährt die junge Frau, dass schon viele Menschen im Zusammenhang mit dem Haus auf teils unerklärliche Weise ihr Leben lassen mussten.

Auf der Suche nach Spuk(haus)filmen, die mir doch bitteschön einen ähnlichen Schauer über den Rücken jagen sollten, wie letzthin "Paranormal Activity", habe ich mir zwei jüngere japanische Genrevertreter ins Haus geholt. Das relativ ernüchternde Ergebnis der ansonsten eigentlich durchaus brauchbaren Beschau möchte ich in zwei wesentlichen Punkten zusammenfassen: Zum einen empfinde ich den Versuch, bestimmte Eindrücke und Gefühle anhand anderer Beispiele forciert zu reevozieren im Nachhinein als eine äußerst ungeschickte Herangehensweise an Film, von der ich dann künftig auch garantiert die Finger lassen werde; zum anderen ist mir wieder einmal bewusst geworden, dass fernöstliche Verhaltensweisen und Mentalitäten, insbesondere solche im Film abgebildeten, allzu weit von meiner eigenen Lebenswirklichkeit entfernt sind, um mich gänzlich ungestört auf die sie einbettende Geschichte einlassen zu können. Dumm, ignorant, bequem, empathiebefreit, kulturelles Armutszeugnis? All das, ganz bestimmt, aber eben leider nicht so ohne weiteres zu ändern.
Davon ganz unbelassen ist "Ju-on" selbstverständlich ein überaus gelungener Beitrag zum Horrorfilm, allein seine kunstvolle narrative Verwebung der unterschiedlichen, mit dem Geisterhaus verknüpften Schicksale zeugt von unbedingter filmischer Fertigkeit. Hier und da, etwa, wenn die rächende Gespensterfrau sich als wabernder Schatten materialisiert und nach ihren Opfern greift, erreicht Shimizu ein Grusellevel, von dem minder talentierte Kollegen nur träumen können. Außerdem hat mir das von bitterer Konsequenz geprägte Ende, das endlich einmal eine Spukgeschichte konsequent zu Ende denkt, gefallen. Unterm Strich bleibt ein durchaus sehenswerter Geisterfilm, besonders für jene, die meine buchstäblichen Schwächen bezüglich des ostasiatischen Kinos nicht teilen.

7/10

Geister Takashi Shimizu Japan Episodenfilm





Filmtagebuch von...

Funxton

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