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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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FLOSSIE (Mac Ahlberg/S 1974)


Zitat entfällt.

Flossie (Die Keusche mit den feuchten Lippen) ~ S 1974
Directed By: Mac Ahlberg

Der Geschäftsmann Jack (Jack Frank) stößt in Stockholm auf Eva (Kim Frank) und ihre Freundin Flossie (Marie Forså), die umgehend zur Sache kommen: Jacks Männlichkeit ist gefragt, wobei er bis zu Flossies Penetration noch einige erotische Geschichten hören und erzählen sowie durchleben muss.

Hübsch schmieriger kleiner Softporno aus Skandinavien, eine "Jugend-" Sünde des später relativ erfolgreichen Hollywood-dp Ahlberg mit dem Charme nikotinvergilbter alter Photographien, die man verbotenerweise ganz hinten in Onkel Jupps unterster Schreibtischschublade entdeckt hat. Sehenswert sind ihre Filme ja grundsätzlich wegen der hübschen, eine heutzutage weithin verloren gegangene Natürlichkeit ausstrahlenden Marie Forså, die anderen Kolleginnen zudem voraus hat, dass ihre offenherzigen Selbstpräsentationen ihr niemals unangenehm zu sein scheinen. Nun weiß ich nicht, ob die Version des Films, die ich gesehen habe, unzensiert ist, aber es gibt sicherlich Schlüpfrigeres aus dieser Zeit und Region. Somit als voyeuristisches Objekt einserseits halbwegs gediegen, andererseits aber auch etwas, nun ja, "unbefriedigend".

4/10

Mac Ahlberg Schweden Stockholm Internat


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JOYSTICKS (Greydon Clark/USA 1983)


"Very well, Mr. Vidiot, have a seat." - "I don't like seats."

Joysticks (Die Vidioten) ~ USA 1983
Directed By: Greydon Clark

Weil seine Tochter Patsy (Corinne Bohrer) vorzugsweise in der hippen Videospielhalle von Jefferson Bailey (Scott McGinnis) abhängt, in der allerlei Vollidioten, Hänger und Sittenverfall anzutreffen sind, will der frustrierte Joseph Rutter (Joe Don Baker) dem Laden unter allen Umständen und mit allen mitteln den Garaus machen. Er rechnet jedoch nicht mit der Standhaftigkeit von Jefferson und seinen beiden Kumpels Eugene (Leif Green) und Jonathan (Jim Greenleaf).

Nach meinem medialen Beitrag "Blade Runner" kredenzte mir mein lieber Freund Oliver im Zuge meiner gestrigen, wie gewohnt bierseligen Visite bei ihm diesen komödiantischen Rohdiamanten aus den frühen Achtzigern mit den Worten, das Ding sei "genau meine Kragenweite". Er kennt mich eben, der Oli, und weiß daher, dass ich mich besonders gern über Klamauk aus Schublade Zero amüsiere. Von selbigem beinhaltet "Joysticks" allerhand: Eine unglaubliche, sinnentleerte Storyprämisse, kombiniert mit einer sagenhaft inkompetenten Regie liefern ein grandios asoziales Humor-Potpourri, das garantiert jedes noch so tief heruntergeschraubte Niveau unterschreitet. Die Gags sind so dämlich, dass sie schon wieder toll sind, ihre dadaistisch gefärbte Verweigerungshaltung gegenüber etablierten Gattungsstrukturen tapfer aufrecht erhaltend. Findet man es lustig, dass fette Typen in permanentem Wechsel fressen und furzen, wenn nötig auch um Hilfe, undeflorierte, bebrillte Nerds unter allgemeinem Gelächter ihre Bermudaunterhosen vorzeigen, Punks sich zu Volltrotteln degradieren, diverse junge Damen auch ohne dramaturgisches Alibi ihre Titten in die Kamera halten und Joe Don Baker selbst seinen miesesten Film, welcher auch immer dies sein mag, nochmal locker unterbietet, dann muss man "Joysticks" gucken. Man wird möglicherweise seinen siebenten Himmel vorfinden.

6/10

Greydon Clark Arcade Videospiele Slapstick Subkultur


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BODY HEAT (Lawrence Kasdan/USA 1981)


"When it gets this hot, people try to kill each other."

Body Heat (Heißblütig - Kaltblütig) ~ USA 1981
Directed By: Lawrence Kasdan

Ein ungewöhnlich heißer Sommer in Florida: Der kleine, eher mittelmäßig betuchte Anwalt Ned Racine (William Hurt) lernt die Unternehmergattin Matty Walker (Kathleen Turner) kennen und beginnt mit ihr eine stürmische Affäre. Bald zeichnet sich ab, dass Mattys Ehemann Edmund (Richard Crenna) dem Paar mehr und mehr im Weg steht, zumal seine umfangreiche Hinterlassenschaft Ned und Matty einen großzügigen Lebensstil gestatten würde. So fasst man den Plan, Edmund um die Ecke zu bringen und führt diesen auch planungsgemäß durch. Doch Matty treibt ein doppeltes Spiel; mitnichten hat sie es auf eine gemeinsame Zukunft mit Ned abgesehen, sondern will Edmunds Geld viel lieber allein ausgeben. Somit ist ihr nun auch Ned im Wege...

Mit seinem Regiedebüt legte Lawrence Kasdan eine schöne, formal beeinduckend abgeklärte und reife Reminiszenz an die films noirs der vierziger Jahre vor. Wie Bob Rafelsons etwa zeitgleich entstandene Neuverfilmung von "The Postman Always Rings Twice" erkundet auch "Body Heat" den amoralischen Kreislauf aus lüsterner Liaison und Gattenmord, der die Illusion eines störfreien Lebens beinhaltet. Die Figur der Matty Walker findet sich dabei jedoch noch wesentlich deutlicher an der misogynen Typologie klassischer femmes fatales der Schwarzen Serie orientiert als Jessica Langes Interpretation der Cora. Wie einst Brigid O'Shaughnessy, Phyllis Dietrichson oder die Vera aus Ulmers "Detour" handelt es sich bei Matty um eine Dame, die sich ihrer erotischen Ausstrahlung auf sexuell ausgehungerte Männer vollends bewusst ist und diese zu undurchsichtigen, in jedem Falle rücksichtslosen Zwecken einsetzt. Kasdan konnte diese Art von Sex als Waffe 1981 natürlich wesentlich expliziter zum Ausdruck bringen, vermeidet jedoch den drohenden Abstieg in die Vulgarität. Damit ist "Body Heat" filmhistorisch betrachtet ein immens wichtiger, sogar unerlässlicher Brückenschlag für die Gattung 'noir' von der Vergangenheit in die filmische Moderne, der das Genre entsprechend viel verdankt.

8/10

Lawrence Kasdan Florida femme fatale film noir neo noir


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THE PEOPLE VS. LARRY FLYNT (Miloš Forman/USA 1996)


"I oughta move somewhere where perverts are welcome."

The People Vs. Larry Flynt (Larry Flynt - Die nackte Wahrheit) ~ USA 1996
Directed By: Miloš Forman

Der Aufstieg des amerikanischen Printpornozaren Larry Flynt (Woody Harrelson) vom kleinen Nacktbarbetreiber bis hin zum Chef des nach 'Playboy' und 'Penthouse' dritten großen Nacktmagazins der westlichen Hemisphäre, des 'Hustler'. Immer wieder muss sich Flynt wegen offensiver Gags, Berichte und Cartoons in seiner Zeitschrift vor Gericht verantworten, wobei ihm sein Anwalt Alan Isaacman (Edward Norton) stets eine große Hilfe ist. Weniger erfolgreich als vor Justitia verläuft Flynts Ehe mit der Ex-Stripperin Althea (Courtney Love): Nachdem Larry von einem unbekannten Fanatiker (Jan Triska) angeschossen wird und fortan hüftabwärts gelähmt ist, wird er extrem opiatabhängig, wobei die labile Althea mitzieht. Im Gegensatz zu Larry bewältigt sie jedoch nie den Ausstieg aus der Sucht, erkrankt an HIV und stirbt 1987.

Ähnlich wie bereits in "One Flew Over The Cuckoo's Nest" bewältigt Miloš Forman auch in "The People Vs. Larry Flynt" die Gratwanderung zwischen Tragödie und Humor geradezu schwebend. Momente von grandioser Komik, etwa, wenn Flynt den Gerichten mittels demonstrativer Respektlosigkeit in Bekleidung und Gestus seine Missachtung präsentiert (besonders jener Prozess, welcher der Anklage folgt, die ihn dazu zwingen soll, die Quellen obskurer Videobänder preiszugeben, wäre hier zu nennen) wechseln sich ab mit solchen heftiger Dramatik, etwa, wenn der durch Drogen und Promiskuität hervorgerufene Verfall Altheas wieder ins Zentrum rückt. Courtney Love als Flynts ewige Muse und Liebe ist ganz wunderbar, nicht zuletzt, da ihre eigene Biographie kaum minder erodierend verläuft. Es ist schon herzzerreißend zu sehen, wie Flynt nach Überwindung seiner tiefen inneren Krise weiter zu Althea steht, obschon ihr längst nicht mehr zu helfen ist. Umso ergreifender ihre Todesszene.

9/10

Miloš Forman Journalismus Courtroom Biopic Drogen AIDS Heroin period piece Oliver Stone


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DVÆRGEN (Vidal Raski/DK, USA 1973)


"I need another teddy bear."

Dværgen (Das Haus der verlorenen Mädchen) ~ USA/DK 1973
Directed By: Vidal Raski

Der ehemalige Revuestar Lila Lash (Clara Keller) und ihr zwergenwüchsiger, deformierter Sohn Olaf (Torben Bille) betreiben eine heruntergekommene Pension in East London. Niemand weiß, was sich unter ihrem Dach abspielt: Auf dem Söller gibt es nämlich einen verschlossenen Raum mit drei nackten, forciert heroinsüchtig gemachten Sexsklavinnen (Jeanette Marsden, Lisbeth Olsen, Jane Cutter), die ihrer pervers veranlagten Freier harren. Um den Laden auf Trab zu halten, muss Olaf immer wieder neuen Stoff besorgen, den er von einem Spielwarenhändler (Werner Hedman) erhält. Als das Ehepärchen Mary (Anne Sparrow) und Peter (Tony Eades) in die Pension einzieht, droht der Laden aufzufliegen. Zeit für Lila und Olaf, den Gatten in die Wüse und das Frauchen auf den Dachboden zu schicken...

Ein ebenso poetischer wie widerlicher kleiner Exploiter, der eigentlich weitaus mehr Unheil verspricht als seine doch recht ambitionierte Umsetzung letztlich zu halten vermag. Bis auf zwei ziemlich unmotiviert eingeflochtene HC-Sequenzen gibt es dann eigentlich auch wenig bis nichts, was das Auge beleidigen könnte - es sei denn, man empfindet die Denunziation körperbehinderter Menschen als Untergang des Abendlandes. Torben Bille, der den titelgebenden Zwerg mit einer Extraportion Widerwärtigkeit personifiziert, dürfte allerdings kaum zu seiner lustvollen Parade gezwungen worden sein, insofern ist soweit alles in Butter. Klar ist "Dværgen" oberflächlich betrachtet zu großen Teilen doof und spekulativ, wenn die ihrem früheren Ruhm nachtrauernde, besoffene Lila Lash jedoch ihre Gesangsnummern vollzieht, dann ist das eine nicht nur klare, sondern vor allem gelungene Verbeugung vor den Hag-Horror-Filmen der vorvergangenen Dekade. Außerdem muss man das verlotterte Ambiente des Films bloß als abseitig humoristisch wahrnehmen, was insbeondere unter Verwendung der originären Münchener Synchronfassung mit Wolfgang Hesse als Zwerg und Marianne Wischmann als Lila Lash gar niccht so schwer fällt, und schon hat man rund um Einwegspritzen, Peitschenhiebe, Vergewaltigung und zweckentfremdete Gehstöcke eine Menge zu staunen und zu lachen.

6/10

Vidal Raski Exploitation Trash London Heroin


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GRIECHISCHE FEIGEN (Siggi Götz/BRD 1976)


"Was guckst'n so blöd?"

Griechische Feigen ~ BRD 1976
Directed By: Siggi Götz

Anstatt wie mit ihren Eltern ausgemacht nach München zu fliegen, bleibt die neunzehnjährige Patricia (Betty Vergès) einfach in Griechenland und veranstaltet vor Ort eine planlose, freizügige Entdeckungsreise. Diese führt sie vor allem durch die Triebwelt maskuliner Begattungsmanöver aller Couleur, führt ihr aber ein ums andere Mal auch ihre eigene Unreife vor Augen. Am Ende erkennt sie, dass man am besten bei dem Mann bleibt, den man wirklich liebt.

Diese von einer Dame namens Patrizia Piccardi (mutmaßlich ein Pseudonym) gescriptete "Coming-of-Age"-Story ist recht untypisch für die LISA-Disco-Komödie jener Tage, da in ihr auf hohle Witzchen weithin verzichtet wird und man stattdessen einen weiblichen Simplicissimus hinaus in die Inselwelt der Ägäis entsendet, um dort das zu lernen, was die Menschheit eigentlich bereits seit ihrem Anbeginn wissen sollte. Gewissermaßen torpediert die Münchner LISA damit ihren äußeren Anspruch, Freizügigkeit und libertinären Lebensstil in frivoler Art und Weise zu kultivieren: Ihre sexuellen Abenteuer und Gelüste lassen die als so selbstbestimmt charakterisierte und ebenso auftretende Patricia nämlich ein ums andere Mal erscheinen wie ein dummes, kleines Rotzbalg, das am Ende dann sowieso nur reumütig zu seinem Liebsten zurückkehren kann. Jener Tom (Claus Richt) kann einem trotz Patricias überaus wohlgeformter Physis andererseits nur leid tun - er wird noch eine harte Zeit mit der rebellischen Antibourgeoise erleben. Vielleicht bekommt sie dann auch endlich mal, wonach sie unterbewusst ohnehin permanent zu verlangen scheint - links und rechts ein paar um die Löffel, gern auch um die hinteren.

5/10

Siggi Götz Griechenland Disco-Komödie Coming of Age Lisa-Film


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INTERVIEW WITH THE VAMPIRE: THE VAMPIRE CHRONICLES (Neil Jordan/USA 1994)


"Pay no attention, It happens to us all."

Interview With The Vampire: The Vampire Chronicles (Interview mit einem Vampir - Aus der Chronik der Vampire) ~ USA 1994
Directed By: Neil Jordan

Der Vampir Louis de Pointe du Lac (Brad Pitt) gibt dem anfangs noch skeptischen Journalisten Malloy (Christian Slater) ein Interview über seinen nunmehr zwei Centennien andauernden Werdegang als Blutsauger. Einst im brodelnden New Orleans des Jahres 1791 vom Vampir Lestat (Tom Cruise) gebissen und verwandelt hat er das Töten stets verabscheut und es vorgezogen, sich an niederen Tieren zu delektieren. Als ihre traute vampirische Zweisamkeit später durch die kleine Claudia (Kirsten Dunst), ein Mädchen von etwa zehn Jahren, erweitert wird, währt die Idylle nicht lang: Louis und die Kleine entledigen sich Lestat und reisen nach Paris, um ihren Ursprüngen nachzuspüren. Hier trifft Louis auf einen in den Katakomben heimischen Vampirkult, der besonders rigoros vorgeht. Claudia kostet die Entdeckung von Lestats Tod das Leben, nach einer ausschweifenden Racheaktion fährt Louis zurück in die Neue Welt. Nach jenem ausschweifenden Bericht wünscht sich Malloy, selbst ein Vampir zu werden.

Mittels augenzwinkernder Theatralik, die nicht von ungefähr eine herrliche Grand-Guignol-Szene zentriert, haucht Neil Jordan der an sich recht klebrigen Vampirstory treffliches Kinoleben ein. Sich an den langhaarigen Herzensbrechern Cruise, Pitt und Banderas, respektive ihren bisexuellen Neigungen zu ergötzen, wird in erster Linie entsprechend ausgerichteten Zeitgenossen oder träumerischen Damen zufallen, meinereinem stellt sich da zugegebenermaßen hier und da ein leichter Brechreiz ein. Hat man sich jedoch einmal damit arrangiert, gibt es viel zu entdecken, dass die Betrachtung von Jordan Film lohnt: Die betont artifizielle Theatralik der Inszenierung, wunderschöne Kostüme und nächtliche Kulissen und immer wieder der Durchbruch der gepflegten, blutroten Sanftmut von gleichermaßen fantastischen Szenen und Augenblicken - etwa, wie der Pariser Vampirkult sich und seine Opfer öffentlich inszeniert: als blutrünstig-gewagtes Live-Theater nämlich. Wie Louis die zu Asche verbrannte Claudia findet und danach den ganzen Clan zur Hölle schickt, und, ganz besonders, Louis' Schwärmerei vom Kino, das ihm und uns in huldigender Raffung von "Nosferatu, eine Symphonie des Grauens" über "Sunrise: A Song Of Two Humans" und "Gone With The Wind" bis hin zu "Superman" eine Blitzgeschichte illuminierter Sonnenaufgangsfilmmagie beschert.
Einst habe ich "Interview With The Vampire" recht abschätzig betrachtet, mittlerweile gefällt er mir mit jeder neuerlichen Betrachtung besser.

8/10


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LA BESTIA UCCIDE A SANGUE FREDDO (Fernando Di Leo/I 1971)


Zitat entfällt.

La Bestia Uccide A Sangue Freddo (Das Schloss der blauen Vögel) ~ I 1971
Directed By: Fernando Di Leo

In der ländlich gelegenen, psychiatrischen Klinik des Professor Dorian (John Karlsen) geht ein irrer Mörder um. Dieser hat sich ein überaus gewinnendes Domizil für seine Blutgier ausgesucht, denn Dorian und sein Oberarzt Dr. Keller (Klaus Kinski) behandeln ausschließlich gutsituierte Frauen in ihren altehrwürdigen vier Wänden. Dafür nutzen sie modernste Methoden wie Elektroschock-Therapien und heiße Dampfduschen, ansonsten bleiben die Patientinnen vornehmlich sich selbst und ihren Obsessionen überlassen. Als der Killer in einer Nacht gleich mehrfach zuschlägt, kommt die schimpfende Polizei ins Haus - und nagelt den Lumpen, nach einem letzten Amoklauf mit Morgenstern, auf klassische Weise.

Lustige Sleaze-Oper von Fernando Di Leo mit so ziemlich allem, was dazu gehört. Täter-Motivation und Geschichte sind noch uninteressanter als in anderen Gialli, vielmehr frönt der Regisseur ganz seiner zuweilen durchbrechenden Zeigelust und präsentiert eine Triangel aus nackerten Episoden, Gewaltausbrüchen und ominösen Füllszenen, deren Dialog (zumindest in der deutschen Fassung, mutmaßlich aber auch in der originalen) von geradezu beispielloser Imbezilität sein dürfte. Besonders der schon ausnehmend unkonzentrierte Kinski bleibt noch in Erinnerung, der hier, man sieht's an der Frisur, offenbar eine mäßig einträgliche Extraschicht kurz vor seinen zwei "Jesus Christus Erlöser"-Auftritten geschoben hat. Mit den Gedanken scheint's schon ganz bei seinen inbrünstigen Rezitationen, kann ihm selbst die flotte Margaret Lee nichts.

5/10

Sleaze Europloitation Giallo Fernando Di Leo Psychiatrie


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DIE SCHULMÄDCHEN VOM TREFFPUNKT ZOO (Walter Boos/BRD 1979)


"Denkste!"

Die Schulmädchen vom Treffpunkt Zoo ~ BRD 1979
Directed By: Walter Boos

Petra (Katja Bienert) hat Sorgen - die Heroinsucht ihres Freundes Mick (Marco Kröger) verschlingt Unsummen an Marie, die ausgerechnet Petra besorgen muss: Mal muss sie bei einem perversen Freier (Horst Nowack) als zusätzliche Voyeurin antreten, mal beklaut sie ihre Mutter (Dagmar von Thomas) um ihr Sauerverdientes. Irgendwann wird all das Mick zu unangenehm und er macht mit Petra Schluss. Dies bedeutet, dass er selbst zum Stricher werden muss, um seine Sucht zu finanzieren und bald knietief in einen Mordfall verwickelt ist.

Eine wahrlich imponierende Mischung aus Betroffenheitsdrama und typischer LISA-Disco-Komödie haben wir hier. Inspiriert zur Beschau hat mich Francos "Linda", ebenfalls mit Katja Bienert in der Titelrolle. "Die Schulmädchen vom Treffpunkt Zoo", dessen Titel bereits eine Mischung aus der kommerzbewährten Hofbauer-Serie "Schulmädchen-Report" und Christiane F.s erschütternder Tatsachen-Geschichte "Wir Kinder vom Bahnhof Zoo" suggeriert, markierte ihren - sieht man von einer Minirolle bei Chabrol ab - ersten Kinoeinsatz. Trotz ihrer damals knapp 13 Lenze dürfte sie schon problemlos Schnappes für Papa bei Famka bekommen haben, weswegen eben, ich erwähnte es unlängst bereits, auch niemand Karl und seine Spiehsgesellen bei der Kindernothilfe oder beim Jugendamt angezeigt haben wird. Seine hehre Mission, ein realitätsnahes Bild der Berliner Schülerszene und ihrer Drogenprobleme mitsamt Beschaffungskriminalität abzubilden, verfehlt Boosens Film mit beinahe tröstlicher Zielunsicherheit. Dafür gibt es eine Menge der üblichen "Report"-Episoden und -Witzchen, auf das der triste Großstadtalltag nicht gar allzu trist werde. Die LISA wollte schließlich in erster Linie fluffig unterhalten. So gibt es zu Auflockerungszwecken Tobias Meister und Fritz Hammer als zwei dämliche, männliche Jungfrauen, die hinreichend Gelegenheit zur koitalen Betätigung erhalten, sich jedoch allzeit zu blöd anstellen. Zwei von Petras Klassenkameradinnen (Karin König, Martina Engel) kommen derweil auf die gloriose Idee, zwecks Notdendurchschnittsaufbesserung ihren Mathelehrer (Wolfgang Plumhoff) mittels heimlich geschossener Kompromittierungsfotografien zu erpressen, was dieser jedoch ganz cool abschmettert. Wir sind eben nicht beim "Report", wo arme Pauker gleich auf dem Scheiterhaufen landen, wenn sie mal feuchte Hände kriegen. Ein weiteres Highlight: Der CloseUp auf eine Zeitungsschlagzeile des "Abendblatts" (Verwechslungen sollten wohl um jeden Preis vermieden werden): "Mord an einen Homosexuellen". Der Dativ is ja den Akkusativ sein Untergang. Tja, und rate mal mit Rosenthal, wer hier mal wieder sei Glätzle zur Schau stellt? Kleiner Tipp: Er fängt mit "Otto" an und hört mit "Retzer" auf. Ein unbesungener Held des Neuen Deutschen Films.

6/10

Walter Boos Lisa-Film Berlin Drogen Heroin Prostitution


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LINDA (BRD/E 1981)


"Na los, auf zur Meisterschaft im Stabhochwichsen!"

Linda (Die nackten Superhexen vom Rio Amore) ~ BRD/E 1981
Directed By: Jess Franco

Weil sie mit Ron (Antonio Mayans), dem Hausstecher der ebenso bösartig wie nymphoman veranlagten Bordellchefin Sheila (Raquel Evans) in die Kiste steigt, ereilt die deutsche Hotelangestellte Betsy Norman (Ursula Buchfellner) eine perfide Racheintrige: Unter hypnotisierende Dämpfe gesetzt, muss Betsy künftig in Sheilas Edelpuff "Rio Amore" die ausgefallenen Wünsche zahlungskräftiger Gentlemen erfüllen. Ausgerechnet während dieser unglücklichen Entwicklungen kommt Betsys kleine Schwester Linda (Katja Bienert), wohlbehütete Klosterschülerin, zu Besuch und wundert sich, dass Betsy nirgends anzutreffen ist. Sie findet jedoch Trost in den Armen des wackeren Einheimischen Juan.

Ein weiteres Franco-Arrangement für die LISA-Film, diesmal mit Rolf-Eden-Freundin Uschi Buchfellner, einer netten (und vor allem nett anzuschauenden) Dame, wenngleich eine exemplarische Schauspiel-Nulpe, und der damals vierzehnjährigen Katja Bienert in der Auslage, bezüglich der, im Gegensatz zu Eva Ionesco und Lara Wendel, heute nur deshalb kein Hahn mehr kräht, weil sie entkleidetermaßen mit zwölf schon aussah wie andere Mädels mit dreiundzwanzig.
Garniert mit dem ultraschmierigen Dialog einer Hardcore-Produktion (eingesprochen allerdings von der vordersten Münchener Synchrongarde, darunter Elmar Wepper, Dagmar Heller, Uschi Wolff und Michael Habeck) zu mittelkeuschem Softsex sind dabei die üblichen Zutaten des besonders für seine zeitgenössischen Disco-Komödien beliebten Produzenten Karl Spiehs. Für die humorigen Zwischeinlagen verantwortlich ist eine in gestelztem Wienerisch (allerdings mit der Stimme von Eva Kinsky) parlierende Bea Fiedler, der die mit Abstand dümmsten Sprüche des gesamten Films zukommen. Getragen wird das Ganze noch zusätzlich von Francos sleaziger Improvisationskunst, die selbst ausgewiesenem Trash wie diesem zumindest ehedem noch stets eine gewisse Ambitioniertheit abzuringen angetan war. Die Musik, insbesondere der Titelsong, kommt einem nicht von ungefähr bekannt vor - sie entstammen dem zwei Jahre älteren "Die Schulmädchen vom Treffpunkt Zoo". Wobei emsiges Liedgut-Recycling natürlich striktestens zur Arbeitsphilosophie bei LISA gehörte. Macht absolut Laune, das Ding.

6/10

Jess Franco Spanien Bordell Lisa-Film Sexploitation Sleaze





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Funxton

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