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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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FREUDE AM FLIEGEN (Franz Josef Gottlieb/BRD 1977)


"Geh' ohne Angst in den Fick!"

Freude am Fliegen ~ BRD 1977
Directed By: Franz Josef Gottlieb


Die ihre sexuelle Mündigkeit ziemlich prüde betrachtende Silvia Bergmann (Corinne Cartier) leidet unter ihrem langweiligen Freund Kurt (Michel Jacot) und hält alles, was mit wahrer Befriedigung oder Promiskuität zu tun hat, für Teufelswerk. Erst die Lektüre des Behelfsbuchs "Freude am Fliegen" und ihre Liebe zu dem ausgesprochenen Filou Jörg (Gianni Garko) bringen Silvia schließlich von ihrer strengen Linie ab.

Sumsen ist buper! Die später unter dem wesentlich unpassenderen Titel "Sylvia - Im Reich der Wollust" LISA-Produktion indes kann heute nurmehr wenig begeistern. Eigentlich liegt der einzige Grund, den sich im Gegensatz zu späteren Nachtzüglern noch viel zu wichtig nehmenden Schmarren anzusehen, in der wohlgestalteten Figur, pardon, Person Olivia Pascals, die darüberhinaus leider nur wenige Auftritte spendiert bekommt. Der geneigte Europloitation-Fan freut sich derweil noch mehr über Auftritte von "Sartana" Gianni Garko in einer seiner vier appearances unter Spezi Gottlieb in deutschen Tittenlustspielen sowie Supertranse und Franco-Muse Ajita Wilson, mit der Garko später ein fachgerechtes Poppfestival zünden darf. Die zwei wichtigsten Ingredienzien für diese Art Film fehlen jedoch: unausgegorener Schwachsinn und fetziger Discosound. Damit ist "Freude am Fliegen" summa summarum leider eine Nullnummer.
Immerhin konnte ich feststellen, dass mir jetzt nur noch "Griechische Feigen" und "Heiße Kartoffeln" fehlen, dann habe ich den Kanon der deutschen Disco-Komödie beisammen. Juch-he.

3/10

Franz Josef Gottlieb Disco-Komödie Lisa-Film


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BAD BIOLOGY (Frank Henenlotter/USA 2008)


"We two belong together."

Bad Biology ~ USA 2008
Directed By: Frank Henenlotter


Der New Yorker Kunstphotographin Jennifer (Charlee Danielson) macht ihre anatomische Besonderheit, eine siebenfache Klitoris zu besitzen, nicht eben wenig zu schaffen. Ihr Bedarf nach koitalen Kontakten ist nämlich dementsprechend hoch und die dazu auserkorenen Partner überleben den Beischlaf zumeist nicht, weil Jennifers ekstatische Orgasmen sich bisweilen sehr ausufernd gestalten. Zudem gebiert sie stets rund zwanzig Minuten später ein unfertig augebildetes Freakbaby, das jeweils zurückgelassen oder in der nächsten Mülltonne entsorgt wird. Doch es gibt Hoffnung für Jennifer in Form eines potenziell perfekten Gegenparts: Batz' (Anthony Sneed) primäres Geschlechtsmerkmal als 'Penis' zu bezeichnen, käme einer Beleidung für alle Penisse dieser Welt gleich. Das etwa einen halben Meter des Raumes beanspruchende, ungeschlachte und vor allem widerlich hässliche Riesenteil führt nicht nur ein trotziges Eigenleben, sondern ist zudem unersättlich, was seine Befriedigung angeht. Eines Tages macht Batz' Pimmel sich dann selbstständig und geht auf Weiberjagd in Manhattans Upper-Class-Apartments, derweil Jennifer Batz ausfindig gemacht hat und ihm ihre Zuneigung gesteht - leider mit etwas Verspätung...

Siebzehn Jahre nach seiner letzten Regiearbeit "Basket Case 3" kommt der New Yorker Undergroundfilmer Frank Henenlotter also doch nochmal mit einer lang erwarteten, weiteren Geschmacklosigkeit um die Ecke. Das Erfreulichste gleich vorweg: Henenlotter hat nichts verlernt, sein bizarrer Humor lässt noch immer den instinktiv arbeitenden Körperregionen den Vortritt. Seine eigenartige Vorliebe für phallische Extremitäten spiegelt sich nach wie vor in obskuren, per stop-motion animierten Knetkreaturen wider - Batzens Schwanz beispielsweise könnte auch ein Cousin zweiten Grades von des fiesen kleinen Pusherwurms Elmer aus "Brain Damage" sein. Doch auch sonst bleibt das Meiste beim Alten, sieht man vielleicht von Henenlotters bisher unentdecktem Interesse für Hip-Hop ab: "Bad Biology" bietet, wie das komplette bisherige Oeuvre des Regisseurs, kompromissloses, abseitiges Independent-Kino, das jedoch stets einen gewissen Sinn für Anstand und Ästhetik wahrt und nie vollends in die gefährlich lockende Selbstzweckhaftigkeit ausufert. Trotz aller seiner streitbaren formalen Merkmale erzählt "Bad Biology" primär noch immer eine tragische Romanze und die Geschichte zweier unglücklicher Großstadt-Individuen, denen ihre jeweilige, brisante Physis einen Strich durch alle auch nur annähernd konventionellen Lebensentwürfe macht. Als Film ist das, Henenlotters Signatur eben, natürlich nicht für jeden gemacht, aber doch ein mutiges Stück Kino und für grundsätzlich Genreinteressierte zumindest einen Blick wert.

8/10

Monster Independent Underground Bohème New York Frank Henenlotter





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Funxton

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