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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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IRON MAN 2 (Jon Favreau/USA 2010)


"I want my burd."

Iron Man 2 ~ USA 2010
Directed By: Jon Favreau

Nachdem der narzisstische Milliardär Tony Stark (Robert Downey jr.) seine Geheimidentität preisgegeben und sich als Mensch hinter der Maske des Superhelden Iron Man geoutet hat, sieht er sich mit diversen neuen Problemen konfrontiert. Der Rüstungsmagnat Justin Hammer (Sam Rockwell) will Starks Technologie, vorgeblich, um sie für die Verteidigung der USA zu benutzen, der Russe Ivan Vanko (Mickey Rourke) will sich an Tony für die vergangenen Sünden seines Vaters Howard Stark (John Slattery) rächen und kennt dabei kein Pardon, Tonys Herz hält der physischen Belastung, speziell jener bei den Iron-Man-Einsätzen, derweil kaum mehr Stand. Hinzu kommt das undurchsichtige Spiel durch den S.H.I.E.L.D.-Kopf Nick Fury (Samuel L. Jackson) und dessen Aghentin Natasha Romanoff aka Black Widow (Scarlett Johansson).

Ganz patenter Superhelden-Film, mehr als ordentlich gefertigt, mit kleinen Favreau-Macken wie der altmanscher Dialogüberlappung garniert, und, wenn man ehrlich ist, im Prinzip kaum mehr als ein neuerliches Präludium für den in zwei Jahren anstehenden "Avengers"-Film. Mehrere Figuren, die dafür wichtig sind, werden eingeführt bzw. bekommen eine größere Aktionsgewalt, darunter eben Black Widow und die bereits aus dem ersten Film bekannten War Machine und Nick Fury. Dass nach dem Abspann noch ein leckerer Appetizer für "Thor" gereicht wird, ist da bloß das ohnehin antizipierte Sahnehäubchen. Die Actionszenen krachen zwar adäquat, bleiben betreffs ihrer Quantität und Lauflänge aber dankenswerterweise überschaubar. Stattdessen stehen intensivierte Charakterzeichnung und ein wendungsreiches Wechselspiel im Vordergrund; die Beziehungsgeflechte zwischen Stark und seinem verstorbenen Vater einerseits und zwischen ihm und seiner höchst lebendigen Sekretärin Pepper Potts (Gwyneth Paltrow) andererseits bekommen jeweils neue Impulse. Schließlich kann Favreau nicht umhin, sich selbst ein paar Gags auf den Leib zu schreiben. Eine jeweilige Schau sind der hyperagierende Sam Rockwell sowie natürlich Mickey Rourke, dessen Figur im allgemeinen Wirrwarr leider nur unzureichenden Platz zugestanden bekommt und der, ähnlich wie die villains im letzten "Spider-Man"-Film, etwas profillos bleibt. Möge Wiplash irgendwann nochmal zurückkehren, dann aber mit viel mehr Wumms. Ansonsten harre ich freilich mit zunehmend feuchten Händen "Thor", "Captain America" und ganz besonders der "Avengers". Auf bald dann, wenn es endlich auf der Leinwand heißen soll: "Rächer sammeln!"

7/10

Superhelden Jon Favreau Comic Marvel Technokratie Iron Man


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THE LAST STARFIGHTER (Nick Castle/USA 1984)


"I'm just a kid from a trailer park." "If that's what you think, then that's all you'll ever be!"

The Last Starfighter (Starfight) ~ USA 1984
Directed By: Nick Castle


Sein heißgeliebtes Videospiel 'Starfighter' ist so ziemlich das Größte in Alex Grogans (Lance Guest) Leben - neben seiner Freundin Maggs (Catherine Mary Stewart) versteht sich. Ansonsten hat die Existenz in einem kleinen Wohnwagenpark aber auch nicht viel zu bieten. Als Alex eines Tages den Millionenrekord im 'Starfighter' knackt, landet kurz darauf der Außerirdische Centauri (Robert Preston) bei ihm, nimmt ihn mit ins All zu dem belagerten Planeten Rylos und offeriert Alex, dass er von jetzt ab zur interplanetarischen Starfighter-Garde gehöre, die gegen den bösen Xur (Norman Snow) und die kodanische Armada zu kämpfen haben. Alex hält zunächst wenig von seinem neuen Status und lässt sich lieber wieder zu Hause absetzen, doch die Ereignisse überschlagen sich und bald ist Alex Grogan die letzte Hoffnung des zivilisierten Universums.

Überaus putzige kleine space opera in der kurzen "Star Wars" - Tradition und bis heute vielleicht das ultimative 'nerd movie'. Der american dream weitet sich hier mal eben auf das gesamte Universum aus; derweil der (Anti-)Held mittels der seit der Zeit König Artus' altbekannten "Schwert-im-Stein-Methode" rekrutiert wird und seine großspurigen Lebenspläne, mehr aus sich zu machen als seine selbstzufriedenen Altersgenossen (die ihn darob freilich bloß belächeln) plötzlich aufs buchstäblich Astronomische potenziert sieht. Das alles leistet sich zwar von vorn bis hinten von einer luziden Naivität Vorschub, ist andererseits aber so nett, beseelt und herzerwärmend gemacht, dass man den Film letztlich wohl mögen muss. Sein verhältnismäßig großzügiges Budget wurde nahezu durchweg in den Effektezauber investiert, der "The Last Starfighter" im Übrigen den kinohistorischen Status sichert als erster Film, dessen Effekte durchweg am Rechner entstanden sind. Zwar sehen diese dann noch entsprechend possierlich aus; aber das ändert ja nichts an ihrem Vorreiterstatus. Außerdem hat "The Last Starfighter" den ersten fliegenden DeLorean.
Ein Meilenstein des familienorientierten Genrekinos.

7/10

Coming of Age Weltraum Nick Castle


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DAYBREAKERS (Michael Spierig, Peter Spierig/AU, USA 2009)


"It's not too late."

Daybreakers ~ AU/USA 2009
Directed By: Michael Spierig/Peter Spierig

Im Jahre 2019 sehen die mittlerweile die Welt beherrschenden Vampire sich mit einem empfindlichen Problem konfrontiert: Nahrungsmittelverknappung. Mittlerweile sind nur noch wenige Menschlein zum Aussaugen übrig und es drohen böse Hungerepidemien, die im schlimmsten Falle, nämlich dem des Kannibalismus, sogenannte 'Subsiders', eine Art instinktreduzierte Monstervampire, hervorbringen. Der für den Großindustriellen Charles Bromley (Sam Neill) tätige Hermatologe Edward Dalton (Ethan Hawke) forscht nach einem Blutersatz, bleibt jedoch erfolglos. Dafür entdeckt er mit Hilfe des wieder zum Menschen gewordenen Ex-Vampirs Cormac (Willem Dafoe) und der Untergrundkämpferin Audrey (Claudia Karvan) zwei andere Geheimnisse, von denen der zum Teil ebenfalls informierte, gierige Bromley zumindest eines unbedingt wohlbehütet wissen möchte, um seine Vormachtsstellung in der Welt der Vampire nicht zu gefährden...

Zwiespältige Angelegenheit. Zum einen geriert sich "Daybreakers" sicherlich als durchaus schick, gelackt und auch kurzweilig dazu, zum anderen aber ebenso als substanzlos und als insbesondere für die Weiterentwicklung des Vampirfilms vollkommen unbedeutender Beitrag, dessen prominente Besetzung vielleicht sogar ein paar Sekunden lang über die Tatsache hinwegzutäuschen vermag, dass sich hinter der groß aufgezogenen Fassade - aufrichtig gesprochen - kaum mehr denn ein Häuflein Nichts verbirgt. "Daybreakers", von den beiden "Undead"-Regisseuren und Aussie-Brüdern Spierig inszeniert, bedeutet für selbige sicherleich einen nicht unwesentlichen Karrieresprung; allerdings hätten sie zumindest versuchen sollen, den Hauch einer Eigennote in ihr Projekt einfließen zu lassen. Tatsächlich präsentiert das Resultat nichts anderes als ein Kollektiv aus Einflüssen und Inspirationen - böse Zungen bezeichnen sowas als Plagiatismus -, das Etliches von dem, was im Horror- und Actionfilm in den letzten Jahren 'innovativ' gerufen wurde, in sich vereint, wiederkäut und unpassend hochglänzend über sein Publikum auskotzt. Trotzdem habe ich mich großherzigerdings dazu entschieden, "Daybreakers" zumindest ein bisschen zu mögen und ihn bei Gelegenheit auch nochmals anzusehen - dann allerdings mit genau der geschmälerten Erwartungshaltung, die ihm tatsächlich zukommt.

5/10

Vampire Peter Spierig Michael Spierig Zukunft


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WIZARDS (Ralph Bakshi/USA 1977)


"So, what are elves good for?"

Wizards (Die Welt in 10 Millionen Jahren) ~ USA 1977
Directed By: Ralph Bakshi


Zehn Millionen Jahre nach einem verheerenden Atomkrieg wird die Erde (wieder, wie die Stimme von Susan Tyrrell bzw. Inken Sommer im Prolog weissagt) von Elfen, Mutanten und Robotern bevölkert, die sich im Wesentlichen in zwei Richtungen orientieren, die wiederum zufällig von einem bis auf den Tod verfeindeten Bruderpaar bestimmt werden: Avatar und Blackwolf. Der eine ist ein lustiger, zerzauster alter Magier, versoffen und spitz wie Nachbars Lumpi, der eine ein böser Dämon, der sich mit dokumentarischen Blitzkriegsfilmen und Aufnahmen alter Hitlerreden seine Armeen untertan macht. Als Blackwolf einmal mehr versucht, Avatar durch einen seiner Killerroboter töten zu lassen, macht der lustige Zauberer sich zwecks endgültiger Entscheidung mit der drallen Elfenprinzessin Elinore, dem Krieger Weehawk und dem "umgedrehten", jetzt 'Peace' heißenden Roboter auf nach dem Lande Scortch, wo Blackwolf auf seinem sinistren Nazischloss hockt.

Ralph Bakshis Filme zu mögen ist nicht unbedingt leicht; seine Herangehensweise an die ihn bewegenden Themen häufig eine unkonventionelle und die Methode der Umsetzung, die ihre Wurzeln bei Robert Crumb und im Underground-Comic hat, im Prinzip ein diametraler Gegenentwurf zu jeder Form von klassischer Animation im US-Zeichentrickfilm. Dennoch hatte Bakshi einst "seine" Dekade, in den elf Jahren zwischen "Fritz The Cat" und "Fire And Ice" um genau zu sein, in der viel möglich war im amerikanischen Kino, in der verschiedene Animationsstile von der klassisch-zweidimensionalen bis hin zur Rotoskopie wild mit Realfilmaufnahmen gemixt werden durften, ohne dass jemand gleich laut 'Eklektizismus!' schrie, in der wilde LSD-Phantasien, offener Sexismus und Blut als hoffähige Elemente firmierten, in der Blaxploitation sogar Zeichentrick sein durfte. Für Bakshi war diese Phase ideal, um seinen Phantasien Ausdruck zu verleihen. Leider sank sein Stern ebenso schnell wie er zuvor aufgestigen war. "Wizards", den Bakshi im Interview als Familienfilm zu verkaufen sucht, ist eigentlich genau das Gegenteil eines solchen, auch wenn hier und da der obskure Humor ein infantiles Niveau noch unterschreitet. Die irrsinnigen Farbexplosionen vor den wie selbstverständlich zum Filminventar gehörenden Nazi-Memorabilia ist nicht eben leicht zu schlucken und für jedes Kind unter 12 Jahren vermutlich nur über Umwege zu interpretieren. Aber sei's drum; das ist ja gar kein Bewertungsmaßstab. Als Supporter für Rauschzustände könnte ich mir den Film geradezu formidabel vorstellen, leider war ich selbst bei meiner Betrachtung einfach nur müde und vor allem nüchtern. Nicht die besten Voraussetzungen um einen Bakshi-Film gebührend zu würdigen. Beim nächsten Ml bin ich besser vorbereitet.

7/10

Elfen Apokalypse Dystopie Nationalsozialismus Ralph Bakshi Mutant Roboter


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THE BOOK OF ELI (Albert Hughes, Allen Hughes/USA 2010)


"What was it like before?"

The Book Of Eli ~ USA 2010
Directed By: Albert Hughes/Allen Hughes


Dreißig Jahre, nachdem ein globaler Atomkrieg die Erdoberfläche verwüstet hat, regen sich hier und da wieder erste Ansätze zur Rezivilisierung. Der in Kampfeskünsten höchst versierte Wanderer Eli (Denzel Washington) pilgert, die womöglich letzte noch existente Bibel im Rucksack, Richtung Westküste, weil ihm eine innere Stimme einst den Auftrag dazu gegeben hat. In einer Wüstenkolonie begegnet er dem Autokraten Carnegie (Gary Oldman), der allenthalben seine marodierenden Killertrupps entsendet, um ihm eine Bibel zu suchen und zu bringen. Carnegie erhofft sich von dem darin Geschriebenen unerlässliche Unterstützung für sein demagogisches Werk. Als er feststellt, dass Eli tatsächlich im Besitz einer Heiligen Schrift ist, startet er eine gnadenlose Verfolgung.

Dafür, dass "The Book Of Eli" immerhin das erste Projekt der Hughes-Brüder seit rund neun Jahren und damit unmittelbarer Nachfolger der Moore-Adaption "From Hell" ist, erscheint er weit weniger spekatakulär als erwartet. Der Film steht in der seit längerem nicht mehr verfolgten Tradition der Postapokalypse-Einzelgänger-Filme und befleißigt sich wie diese einschlägiger Vorbilder, primär des Italowestern. Ein paar ganz reizende, ergänzende Ideen stecken durchaus darin; etwa, die, einen iPod als eine der letzten noch verbliebenen Kulturartefakte zu veräußern oder jene, Alcatraz als Hort der Ästhetik und Keimzelle der neuen Menschheit zu installieren.
Die unablässig vorgetragene christliche Konnotation des Films jedoch, die die Bibel völlig unkritisch zum ultimativen Zivilisationsstifter deklariert, ging mir doch derb gegen den Strich. Da der nukleare Holocaust diesmal (im Gegensatz zu früheren Variationen, in denen Energiekrise oder Kalter Krieg als Auslöser genannt wuden) offenbar auf einen Glaubenskrieg zurückgeht, wurden sämtliche religiösen Schriften verbrannt - was ich persönlich übrigens für eine durchaus im Bereich des Utopischen zu verankernde Vorstellung halte - und nur Denzel Washington, Messias, Auserwählter, emsiger Psalmen-Rezitator und Machetenschwinger, hat noch eine im Gepäck (und nicht nur dort). Wie er am Schluss, kahlgeschoren und weiß gewandet, endlich seine göttliche Mission erfüllt hat und selbst zum Heiligen verklärt wird, das ist schon ein, gelinde gesagt, starkes Stück. Als modisch-blass bebilderter, professionell gefertigter Actionfilm, der nach langer Pause endlich mal wieder in die Traditionskerbe des Endzeitspektakels schlägt, ist "The Book Of Eli" gut zu gebrauchen, als überkommenes Glaubenspamphlet kann er mir mal kreuzweise den Buckel runterrutschen. Glücklicherweise bin ich auf einem Ohr taub.

7/10

Apokalypse Hughes Brothers Religion Bibel Road Movie


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L'ISOLA DEGLI UOMINI PESCE (Sergio Martino/I 1979)


Zitat entfällt.

L'Isola Degli Uomini Pesce (Die Insel der neuen Monster) ~ I 1979
Directed by: Sergio Martino


Im späten neunzehnten Jahrhundert kentert ein Gefangenenschiff in der karibischen See. Nur der Schiffsarzt de Ross (Claudio Cassinelli) und ein paar Gefangene (u.a. Franco Iavarone, Robert Posse) können sich auf eine geheimnisvolle Insel retten. Auf jener machen sie Bekanntschaft mit dem sich zum Autokraten aufspielenden Edmond Rackham (Richard Johnson), einer jungen Schönheit namens Amanda (Barbara Bach) sowie einer Gruppe blutrünstiger Fischmenschen, die die Gruppe bald dezimiert. Einzig de Ross bleibt übrig und erfährt bald von dem goldgierigen Markham, was dieser hier eigentlich vorhat...

Ebenso wilde wie charmante Mischung aus Motiven von Jules Verne, Wells und Lovecraft, zusätzlich untergehoben von ein bisschen Kolonialherrenschmus und karibischem Voodoozauber. Nicht von ungefähr weist "L'Isola" starke Ähnlichkeiten zu dem fast zeitgleich entstandenen "Il Fiume Del Grande Caimano" auf; praktisch back to back und teils mit denselben Stars gedreht, ähneln sich die Filme trotz ganz unterschiedlicher Handlungszeiten atmosphärisch doch sehr. Ich bin ja ein bekennender Fan von den gealterten, im italienischen Kino gestrandeten Hollywood-Stars dieser Tage und hatte einmal mehr besondere Freude an den Auftritten von Richard Johnson (der mit seinem unverhältnismäßig seriösen und wirklich guten Spiel große Teile des Films trägt) sowie von Joseph Cotten, wieder mal unter permanentem Starkstrom und einen derart desorientierten Eindruck hinterlassend, dass man sich ernsthaft fragen muss, ob er sich später überhaupt noch an den Dreh erinnern konnte. Die Fischmenschen als eine im Schnellverfahren kreierte Alternative zu Zombies und Kannibalen sind wirklich allerliebst, leider sind ihre Masken so unbeweglich, dass sie bloß bedrohlich mit den Kulleraugen rollen können, das Maul jedoch starr bleibt. Das nimmt ihnen einiges von ihrer Bedrohlichkeit und macht sie schließlich zum harmlosen Kinderschreck. Mir egal, ich hatte den Film das letzte Mal vor 25 Jahren gesehen und da fand ich ihn auch nicht besser.

5/10

Sergio Martino Mad Scientist period piece Karibik Europloitation Trash Monster Voodoo


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BACK TO THE FUTURE PART III (Robert Zemeckis/USA 1990)


"Traveling through time has become much too painful."

Back To The Future Part III (Zurück in die Zukunft III) ~ USA 1990
Directed By: Robert Zemeckis


Marty (Michael J. Fox) folgt seinem Freund Doc Brown (Christopher Lloyd) nach dessen luftigem Unfall ins Jahr 1885, um ihn vor seinem drohenden Ende infolge eines Revolverkampfes zu bewahren. Dummerweise bekommt der DeLorean auf der Flucht vor Indianern ein Leck in der Benzinleitung, was bedeutet, dass man die Zeitmaschine nur auf eine höchst altmodische Weise wieder flott bekommt.

Das Finale der Trilogie ist wieder etwas besser und homogener geraten als der etwas grelle und eben in erster Linie als Bindeglied fungierende zweite Teil. Liebevoll wird Hill Valley als Pionierstädtchen dargestellt mitsam mannigfaltigen inneren und äußeren Reminszenzen an das Genre, die sich wahlweise in den diversen Zitaten oder in Gastauftritten von Altstars wie Harry Carey jr. und Dub Taylor zu äußern belieben. Nicht umsonst wir einer Schabernack mit Martys "Decknamen" 'Clint Eastwood' getrieben. Was dem Film sehr gut bekommt, ist das Eingehen auf den Charakter des Doc Brown, der hier die endgültige Wandlung vom verschrobenen Wirrkopf hin zum Ersatzvater vollzieht und am Ende sogar als emsiger Dynastiebegründer gezeigt wird. Offenbar übte die Periode des historischen Westens eine größere Faszination auf Zemeckis und Bob Gale aus als die Kreierung von Halbutopien und apokalyptischen Gegenwartsszenarien.
Die entspannten Momente inmitten dieses ansonsten ja fast archetypischen Monuments der Hektik tun dem Gesamteindruck auf alle Fälle sehr wohl und schlagen eine durchaus vitalisierende Brücke zu einem seinerzeit immerhin totgeglaubten Genre.

8/10

Zeitreise Mad Scientist Sequel Robert Zemeckis Freundschaft


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BACK TO THE FUTURE PART II (Robert Zemeckis/USA 1989)


"Keep 'em flying!"

Back To The Future Part II (Zurück in die Zukunft II) ~ USA 1989
Directed By: Robert Zemeckis


Kaum dass Marty McFly (Michael J. Fox) wieder in der Gegenwart von 1985 angekommen ist, muss er auch schon wieder dreißig Jahre in die Zukunft jetten, um seine künftige Familie vor nachhaltigen Schicksalswendungen zu bewahren. Dummerweise "leiht" sein alter Erzfeind und Superbully Biff Tannen (Thomas F. Wilson), mittlerweile ein knötternder Rentner, sich mal kurz den zeitreisenden DeLorean, um seinem jugendlichen Ich von vor sechzig Jahren einen Sportergebnisalmanach zu bringen. Dies hat zur Folge, dass Martys Gegenwart von 1985 verhängnisvoll verändert erscheint; Biff ist infolge prädestinierter Toto-Meisterschaft zu einem mächtigen Gangsterboss geworden, der Hill Valley in einen wahren Höllenschlund verwandelt hat. Es gilt abermals ins Jahr 1955 zu reisen, um alles wieder so herzustellen wie es für Marty wünschenswert ist.

Es war damals eine kleine Sensation, dass die beiden Fortsetzungsfilme von "Back To The Future" back-to-back gedreht wurden und mit dem relativ kurzen Zeitabstand von einem halben Jahr ins Kino kamen. Ich weiß noch, wie schwer es mir fiel, auf den dritten Teil zu warten, nachdem einem ja mit einem kleinen Teaser am Ende des zweiten dafür der Mund wässrig gemacht wurde. Ferner erinnere ich mich, dass der Soundtrack und die "Doubleback"-7" von ZZ Top bereits zum Kinostart von Teil II erhältlich waren, alles Bestandteile einer durchaus cleveren Marketingstrategie der Universal, von der ich mich damals selbstredend brav und willfährig mitschleifen ließ.
Nun, der zweite, deutlich höher budgetierte Teil fällt gegenüber dem Vorgänger in einigen Punkten ab. Zum Einen verfolgt mich nunmehr seit einundzwanzig Jahren ein seltsam undefinierbares Gefühl, demzufolge der Plot der Doppelfortsetzung, der im Prinzip einzig darauf fußt, dass - wovon wir zuvor nichts wussten - Marty McFly es bodenlos verabscheut, sich "chicken" (in der dt. Fassung: "Feige Sau") schimpfen zu lassen, eine ziemlich unpassende Erweiterung der schönen Nostalgiegeschichte des Erstlings ist; zum Anderen steht die mutmaßende, kurzsichtige und "harte" Gestaltung der Zukunft in keiner Relation zu jener liebevollen der Vergangenheit im Vorgänger. Was den stark erweiterten Diskurs um die Möglichkeiten von Zeitreisen und ihren Effekten auf die Zukunft sowie den unermüdlichen Einsatz von in-jokes und running gags anbelangt, sind die beiden Fortsetzungen indes noch immer mustergültig.
Ansonsten bleibt zu vermelden, dass die Welt nur noch knappe fünf Jahre hat, die Prognosen von Zemneckis und Gale zu bewahrheiten. Von fliegende Autos und Skyways, Hoverboards, selbsttrocknenden Collegejacken und Pizzahydratoren ist ja leider noch nicht viel zu sehen. Worin die beiden Phantasten indes aber doch Hellsichtigkeit bewiesen, war das Segment Medienentwicklung. Im Jahre 2015, so erfahren wir, läuft ein "Jaws" im Kino, der mit 3D-ähnlicher, holographischer Technik beworben wird, derweil daheim die Fernseher sukzessive Leinwandgröße erreichen. Seht, seht.

7/10

Robert Zemeckis Zeitreise Sequel Familie Mad Scientist


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BACK TO THE FUTURE (Robert Zemeckis/USA 1985)


"Jesus, it is a wonder I was even born."

Back To The Future (Zurück in die Zukunft) ~ USA 1985
Directed By: Robert Zemeckis


Ein kleinstädtischer Durchschnittsschüler namens Marty McFly (Michael J. Fox) gerät durch die urplötzliche Flucht in einer von seinem zauseligen Freund Doc Brown (Christopher Lloyd) entworfenen Zeitmaschine ins Jahr 1955 - dreißig Jahre zurück in die Vergangenheit. In dieser Ära sind Martys Eltern (Lea Thompson, Crispin Glover) gerade in seinem Alter und kurz davor, sich zu begegnen. Martys unfällige Anwesenheit in dieser Zeit sorgt jedoch für allerlei Durcheinander, das es zu richten gilt, bevor er in seine, unterdessen im durchaus positiven Sinne modifizierte, Gegenwart zurückkehren kann.

Ein Musterbeispiel für die wirkungsvolle Erzeugung und Affizierung von Temporeichtum im Mainstreamkino von vor fünfundzwanzig Jahren. Mit einer im Vergleich zu heutigen, ähnlich gelagerten Genrefilmen lächerlich niedrig erscheinenden Schnittfrequenz, charmanten bis hausbackenen Spezialeffekten und dem Einsatz flotter Popsongs von heute und gestern erzeugt Zemeckis die blanke Illusion filmimmanenter Geschwindigkeit, dies allerdings auf eine so effektive Weise, dass es tatsächlich "zeitlos" wirkt. Eine Fähigkeit, die gute Komödienregisseure auszeichnet; schlag nach bei Wilder, Cukor, Lubitsch. Mir absolut unverständlich, dass Zemeckis mittlerweile zum reinen Virtualienfilmer verkommen ist. Die dem Sujet angemessene, durchaus positiv konnotierte Gestresstheit von "Back To The Future" liegt dabei fast ausschließlich in Script und Dramaturgie begründet; eine Vielzahl von inhaltlichen Koinzidenzen sorgen ganz im Stile der klassischen Serials aus den früheren Kinotagen (die "Back To The Future" bis zum Ende hin konsequent zitiert) für pausenlose Verwicklungen, die es jeweils zu entwirren gilt für den Protagonisten, der ja dem "Fluch" der Zukunftskenntnis aufgesessen ist. Geradezu brillant die Ausweitung des psychologischen Themas ödipaler Sehnsüchte, das durch das Medium Zeitreise ja eine ganz neue Dimension erhält.
Leider steht mein Physikdiplom noch immer aus, daher weiß ich nicht genau, inwieweit die Stimmigkeit der logischen Bestandteile der Geschichte zu werten ist; beispielsweise meine ich, mal gehört zu haben, dass es unmöglich sei, zweimal im Zeitstrom zu existieren, was die Tatsache, dass Marty und sein anderes Ich im Finale in Blickweite geraten, praktisch unmöglich machte. Vielleicht habe ich das aber auch einfach bloß geträumt. Der zweite und dritte Teil scheren sich ja noch weniger um diese disziplinäre Prämisse und machen sie im Gegenteil sogar zu einem wesentlichen Bestandteil ihres Plots.

9/10

Zeitreise Robert Zemeckis Zukunft Sequel Coming of Age Mad Scientist Freundschaft Teenager


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BILL & TED'S EXCELLENT ADVENTURE (Stephen Herek/USA 1989)


"It seems to me the only thing you've learned is that Caesar is a salad dressing dude."

Bill & Ted's Excellent Adventure (Bill & Ted's verrückte Reise durch die Zeit ~ USA 1989
Directed By: Stephen Herek


Die beiden tumben, unzertrennlichen kalifornischen Teenager und Heavy-Metal-Fans Ted Logan (Keanu Reeves) und Bill S. Preston (Alex Winter) sehen ihre Zukunft gefährdet. Sollten sie nicht binnen 24 Stunden ein Geschichtsreferat zustande bringen, das ihre Noten exorbitant verbessert, würden sie sitzenbleiben. Ted müsste dann zudem auf eine Militärakademie. Außerdem stünde, wovon sie nichts ahnen, die gesamte Zukunft auf dem Spiel. Wie gut, dass ihnen ein seltsamer Mann mit portabler Telefonzelle begegnet: Rufus (George Carlin) jedenfalls weiß, wie man ein ordentliches Geschichtsreferat zustande bringt.

Bill und Ted sind niemand geringerer als die Urväter aller dämlichen Teenieduos von Wayne und Garth bis hin zu Jesse und Chester aus "Dude, Where's My Car?". Eine etwas zweifelhafte Ahnherrschaft vielleicht, nichtsdestotrotz aber eine extrem cremige. "Bill & Ted's Excellent Adventure" ist eine glänzende, und vor allem zeitlose Satire auf den desolaten Kenntnis- und Interessenstand des typischen WASP-Kid, dem große Eisschüsseln, lange Wasserrutschen und der Traum von der eigenen Stadionband allemal wichtiger sind als das geringste bisschen Kopftraining. Bill und Ted kultivieren eine Art eigenen "Dialekt" rund um die Universalbezeichnung aller Menschen als 'Dude', die in der grandiosen deutschen Synchronisation noch wüstere Kapriolen schlägt, aufgrund des unverdienten Misserfolgs des Films hierzulande jedoch leider keinen langfristigeren impact auf die Spaßkultur zu hinterlassen vermochte. Die bunte Kompilierung der historischen Persönlichkeiten und ihre Reaktionen auf die US-Konsumgesellschaft der herandämmernden neunziger Jahre ist dabei sogar von ausnehmender Brillanz. Besonders hervorragend Terry Camilleri als Napoleon, der mit stets seriöser Eroberermiene alles mitnimmt, was an der Westküste existenzelementar ist: Bowlingbahn, Eisparadies, Spaßbad.
Der Film, den ich selbst zu seliger Schulzeit im Philosophieunterricht anschleppte, fand immerhin sogar den Beifall des entsprechenden, weißbärtigen Fachlehrers; bis heute eine ganz private, zusätzliche Adelung für dieses, ist man mal ganz ehrlich, alles in allem intellektuell doch eher bescheidene, kleine Vergnügen.

7/10

Zeitreise Teenager Freundschaft Satire Stephen Herek Groteske Schule





Filmtagebuch von...

Funxton

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