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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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THE DAY THE EARTH CAUGHT FIRE (Val Guest/UK 1961)


"Alcoholics of the press, unite!"

The Day The Earth Caught Fire (Der Tag, an dem die Erde Feuer fing) ~ UK 1961
Directed By: Val Guest


Nachdem die Großmächte rein zufällig zeitgleich je eine Atombombe am Nord- und eine am Südpol gezündet haben, verändert sich der Erdneigungswinkel um elf Grad . Der Globus gerät aus seiner Umlaufbahn und treibt auf die Sonne zu. Gewaltige Naturkatastrophen und eine sukzessive Erderwärmung sind die Folge. Der Londoner Reporter Bill Maguire (Leo McKern) wird wie der Rest der Menschheit zum hilflosen Beobachter der Situation. Kann die kalkulierte Explosion weiterer Atombomben die Erde noch retten?

Einer der besten Filme zum Thema 'Weltenende'. Mit ein paar kernigen Charakterköpfen, von denen im Wesentlichen der stets sarkastische Peter Stenning (Edward Judd), zugleich 'the hero's best friend', der interessanteste und liebenswerteste ist (Kerle, die im Angesicht des Armageddon stets einen Flachmann parat haben, sind mir a priori grundweg sympathisch), reduziert Guest sein infolge eines kleinen Budgets eher unaufwendiges ökologisches Mahnmal auf das absolut Wesentliche. Welche Emotionshaltung ist angebracht, wenn alles, die gesamte Existenz, das kollektive menschliche Bewusstsein unweigerlich dem großen Showdown im Höllenfeuer entgegengeht? Jedenfalls keine Tränen, die kann ja jeder.
Die zynische Journaille ist ergo im Angesichte der entsprechenden Situation vielleicht die im rein demoskopischen Sinne lohnendste zu beleuchtende Bevölkerungsgruppe, denn sie ist schließlich eine der letzten, die ihr Berufsethos bis zum Schluss ehren sollten. So ist "The Day The Earth Caught Fire" nicht nur ein Film über die von der Menschheit selbst herbeigeführte Apokalypse geworden, sondern auch ein ausgesprochen unterhaltendes Kammerspiel über die kleine Welt der Lokalreporter. Passt doch sehr schön zueinander, das.

8/10

London Kalter Krieg Atombombe Journalismus Sonne Apokalypse Val Guest


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THE NUTTY PROFESSOR (Jerry Lewis/USA 1963)


"Have some, baby?"

The Nutty Professor (Der verrückte Professor) ~ USA 1963
Directed By: Jerry Lewis


Der schüchterne Chemieprofessor Julius Kelp (Jerry Lewis) hat es nicht leicht: Seine wirren Experimente enden regelmäßig in mittelschweren Explosionen und seine Studenten haben keinerlei Respekt vor ihm. Hinzu kommt sein unvorteilhaftes Äußeres, das ihm selbst jedoch am Allermeisten zu schaffen macht. Ein Fitness-Programm im Bodybuildingstudio bringt nicht den gewünschten Erfolg, also erfindet Kelp ein Serum, mit dem er sich in den unwiderstehlichen, wenn auch arroganten Womanizer Buddy Love (Jerry Lewis) verwandeln kann. Die unabwendbare Identitätskrise lässt nicht lange auf sich warten.

Mit "The Nutty Professor" trieb Lewis seine komödiantische Kunst endgültig zu Perfektion. Nicht nur, dass der Film eine grandiose One-Man-Show für ihn als Doppel-Protagonisten bereithält, berichtet er zudem noch mustergültige Wahrheiten über Körper- und Schönheitskult, Oberflächlichkeiten und triebgesteuerte Partnersuche. Bis auf das endgültig dem Märchenreich entlehnte Ende, an dem sich die wunderhübsche Stella Stevens (nicht ohne ein letztes Augenzwinkern) gegen den potenten Testosteron-Protz Buddy Love und für den verzückten Professor Kelp entscheidet ist Lewis' auch als Horrorfilm-Parodie respektive als softe "Jekyll-&-Hyde"-Variation überaus gelungenes Meisterstück voll von sozialpsychologischen Beobachtungen, die, wenn auch in einem für das heutige Auge womöglich ungewohnten Ambiente angesiedelt, bis dato nichts von ihrer Gültigkeit eingebüßt haben. Schon geflissentlich bizarr, wie geringfügig die okzidentalische Kultur sich in mancherlei Hinsicht in fünf Dekaden weiterentwickelt hat.

9/10

Slapstick Parodie Jerry Lewis Satire Jekyll und Hyde Mad Scientist


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BLADE RUNNER (Ridley Scott/USA 1982)


"We've got a lot in common."

Blade Runner ~ USA 1982
Directed By: Ridley Scott


Da ich seit dem Erscheinen des Director's Cut 1992 stets nur selbigen bzw. jüngst Scotts Final Cut geschaut habe, fand ich es endlich an der Zeit, die schmählich vernachlässigte Kinofassung zu wiederholen, immerhin der eigentliche Auslöser für meine tiefe Liebe zu dem Film. Hinzu kommt die im Vergleich zur Neuvertonung des D.C. um Äonen bessere, deutsche Synchronisation der Ur-Version, die den Genuss der hiesigen dem der Originaltonspur völlig ebenbürtig macht.
Die Spezifika der Kinofassung sind ja hinlänglich bekannt; Deckards sein Innen und Außen erläuternde Off-Kommentare (die "Blade Runner" noch um Einiges näher an den klassischen film noir rücken), der noch fehlende Einhorn-Traum, der zum Einen Deckards Identität unaufgeklärt lässt und zum Anderen Gaffs am Ende hinterlassenes Alu-Figürchen in eine ganz andere Konnotation rückt. Schließlich die letzte Einstellung, die Deckard und seiner Rachel einen sonnigen Tag im Gebirge gönnt.
"Blade Runner" wirkt in dieser, wie ich gestern festgestellt habe, noch immer phantastischen Schnittfassung etwas weniger artifiziell, heller, freundlicher, romantischer, lebensbejahender. Das eigentlich Tolle an allen drei Fassungen ist aber, dass im Prinzip keine der anderen die Butter vom Brot nimmt, und sie alle ihre individuellen Vorzüge besitzen. Ferner bin ich jetzt und immerdar der felsenfesten Überzeugung, dass "Blade Runner" einer der vielleicht zehn, fünfzehn Filme ist, für die das Kino überhaupt erst erfunden wurde.

10*/10

Dystopie Los Angeles Nacht Ridley Scott neo noir Philip K. Dick Kunstmensch film noir Androiden Zukunft


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INVASION OF THE BODY SNATCHERS (Philip Kaufman/USA 1978)


"Why not a space flower? Why do we always expect metal ships?"

Invasion Of The Body Snatchers (Die Körperfresser kommen) ~ USA 1978
Directed By: Philip Kaufman


Außerirdische Sporen infiltrieren die Erdbevölkerung, indem sie die Menschen äußerlich bis aufs i-Tüpfelchen nachbilden und zugleich das Original zu Staub zerfallen lassen. Der Gesundheitsbeamte Matthew Bennell (Donald Sutherland) kommt der schrecklichen Wahrheit auf die Spur und versucht mit allen Mitteln, der Invasion entgegenzuwirken.

Ich habe Kaufmans erstes "Body Snatchers" - Remake schon oft gesehen, aber noch nie so toll gefunden wie heuer. Erstmals ist mir, ganz abseits von der per se furchterregenden Geschichte um die totale Assimilierung um das Opfer jedweder Individualität aufgefallen, auf welch exzellente Weise der Regisseur seine kluge Inszenierung zum Unterstützer derselben macht. Als Donald Sutherland (nach Roegs "Don't Look Now" in seinem zweiten großen Albtraumfilm), nach und nach den ihn umgebenden Zerfall der Humanität realisierend, durch die im Kino nie zuvor ausgewaschener wirkenden Straßen San Franciscos taumelt, das hat förmlich Nouvelle-vague-Qualität. Wie der ganze Film überquillt von unvergesslichen Netzhautbrennern; seien es die kreischenden Fingerzeig-Aliens, die unfertigen Mensch-Nachbildungen und ganz besonders die Szene, in der Bennell zu den beschwichtigenden Dudelsack-Klängen von "Amazing Grace" am Hafen endgültig erkennt, dass es kein Zurück mehr gibt: Das vermeintliche Flüchtlingsschiff trägt tatsächlich die duplikatorischen Schoten in die pazifische Welt hinaus - der Untergang ist besiegelt. Derweil ist Bennells Geliebte (Brooke Adams) sanft entschlummert und zerbröckelt buchstäblich in seinen verzweifelten Armen. Momente von ungeheurer, morbider Schönheit.

10/10

Aliens Philip Kaufman Invasion San Francisco Apokalypse Remake


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WATCHMEN: THE ULTIMATE CUT (Zack Snyder/USA 2009)


"In my opinion, the existence of life is a highly overrated phenomenon."

Watchmen: The Ultimate Cut ~ USA 2009
Directed By: Zack Snyder

Meiner im letzten Jahr, nach dem Kinobesuch des Films großspurig getroffenen Ankündigung, "Watchmen" inflationär oft anzuschauen, bin ich bisher leider nur unzureichend nachgekommen. Um genau zu sein, bin ich ihr überhaupt nicht nachgekommen, war dies doch erst das zweite Mal, dass ich mich in den zwingenden Hochgenuss von Snyders Film begab. Wie ich annehme, spielte in die lange, selbst verordnete Zwangspause primär die latente Angst vor eventueller Enttäuschung hinein. Gestern gab es dann also endlich den "Ultimate Cut", die dritte - dem Vernehmen nach "ultimat(iv)e" - Schnittfassung nach der Kinoversion und einem zunächst für die Heimmedien veröffentlichten Director's Cut. In dieser hernach erschienenen Mammutfassung fanden dann endlich auch die eigentlich sowieso unerlässlichen Tricksequenzen um den "Black Freighter"-Horrorcomic Platz. Im Prinzip fehlen jetzt bloß noch die Hollis-Mason-Memoiren zur endgültigen Komplettierung, aber man kann den Film auch so als Manifest der Perfektion stehen lassen. Was "Watchmen" letzten Endes wahrscheinlich davon abhält, als endgültiger Anwärter auf meinen persönlichen Lieblingsfilm durchzugehen, ist die Tatsache, dass die wunderbare Geschichte nebst ihren meisten visuellen Einfällen eben doch auf Alan Moore und seine unübertreffliche Vorlage zurückgeht und Snyder "bloß" als Adapteur und Aufbereiter einer immerhin kongenialen medialen Transponierung bestehen kann. Dafür hat er auf diesem, ebenfalls nicht zu unterschätzenden Gebiet ein opus magnum geschaffen, ein so feinfühliges wie brutales Monster - nicht nur von einem Film, sondern von einem popkulturellen Parallelrealitätsentwurf zudem, das zu seiner endgültigen Inthronisierung immer noch hinreichend eigene Ideen vorweisen kann, um selbst an kalten, weißen Winterabenden und auf der heimischen Röhre noch zu zünden, und zwar mit Afterburner.
Da ich bei mich beeindruckenden Filmen unwillkürlich stets sehr zur Einordnung neige, bin ich gestern jedenfalls zu folgendem Entschluss gekommen: Nach den "Tenenbaums" ist dieser mein Film des Jahrzehnts - ein (da ist es wieder, das unangenehme Elf-Buchstaben-Wort)... Meisterwerk.

10*/10

Verschwoerung Superhelden Parallelrealität Kalter Krieg Apokalypse neo noir Comic Zack Snyder Vietnamkrieg DC Comics D.C.


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RAMMBOCK (Marvin Kren/D 2010)


"I bin der Michael. I suach die Gabi."

Rammbock ~ D 2010
Directed By: Marvin Kren


Michael (Michael Fuith) kommt von Wien nach Berlin, um sich mit seiner Ex-Freundin Gabi (Anka Graczyk) zu versöhnen. Doch aus dem romantischen Überraschungsbesuch wird nichts - kaum in Berlin und in Gabis Wohnung angekommen, wird Michael Zeuge, wie eine Art Tollwut-Virus in Windeseile die Hauptstädter heimsucht und in tobsüchtige Zombies verwandelt. Deren nurmehr einzige Motivation besteht darin, andere durch Bisse und Kratzer zu infizieren. Zusammen mit dem Klempner-Azubi Harper (Theo Trebs) verbarrikadiert sich Michael in dem großen Mietshaus, dessen Bewohner nach und nach alle der Seuche anheim fallen...

Ziemlich großartiger, wenn auch leider etwas kurz geratener Beitrag zum apokalyptischen Horrorfilm aus Deutschland. In sepiafarbenen, vintage-artigen Bildern und unterlegt mit einem latent-lakonischen Humor, für den vor allem der wienernde Hauptdarsteller verantworlich zeichnet, erzählen Jungregisseur Kren und sein Autor Benjamin Hessler die bereits seit Romeros "The Crazies" altbekannte und in jübgerer Zeit zunehmend häufig im Film durchgespielten Geschichte einer die Menschheit sich selbst zerfleischen machenden Seuche. Um ein paar kluge Facetten erweitert (der Ausbruch der Krankheit lässt sich etwa durch die Einnahme von Sedativa hinauszögern) gelingt es dem Duo dennoch, seine Geschichte permanent spannend und interessant zu halten und den armen Gutmenschen Michael in immer neue vertrackte Situationen schlittern zu lassen auf seinem Pfad in die Unausweichlichkeit. Der Beweis, dass auch hierzuland tadelloses Genre-Kino entstehe kann, wenn die richtigen Köpfe dahinterstecken.

8/10

Apokalypse Zombies Virus Berlin Marvin Kren


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INCEPTION (Christopher Nolan/USA, UK 2010)


"Whose subconscious are we going through exactly?"

Inception ~ USA/UK 2010
Directed By: Christopher Nolan


Cobb (Leonardo DiCaprio) versteht sich auf eine ganz besondere Form der Industriespionage: Extractions. Dabei schaltet er sich in die Traumwelt des zu bespitzelnden Subjektes ein, um aus dessen Unterbewusstsein bestimmte Geheimnisse herauszulösen. Als der japanische Magnat Saito (Ken Watanabe) auf Cobb aufmerksam wird, engagiert er diesen gegen einen verführerischen Preis für ein besonderes professionelles Wagnis: Cobb soll mit einem eigens zusammengestellten Team eine 'Inception' vornehmen, die Verankerung einer vorab konstruierten Fremdidee im Hirn seines Opfers. Als Gegenleistung soll Cobb durch Saitos Verbindungen von den US-Fahndungslisten gelöscht werden, auf denen er wegen Mordes an seiner Frau (Marion Cotillard) steht.

Weder der große, als solcher versprochene Überfilm, noch die satanische, nicht minder vollmundig garantierte Kino-Nemesis, stellt "Inception" sich als nicht mehr und nicht weniger vor denn als recht schick anzuschauender Genrefilm, der ebensowenig durch sonderliche inhaltliche Komplexität auffällt wie durch erwähnenswerte formale Extravaganzen. Damit reiht er sich dann auch recht nahtlos in das übrige, spießbürgerlich-risikoarme Nolan-Œuvre ein, dem unbedarftere Filmkucker zwar regelmäßig gern ein Taj Mahal nach dem anderen aus dem Boden stampfen, das tatsächlich aber nichts mehr repräsentiert als so stilsicheres wie konventionelles Unterhaltungskino. Die vielgepriesene Doppelbödigkeit des Films konnte ich jedenfalls zu keiner Sekunde ausmachen, allerhöchstens zunächst groß aufgezogene und dann nicht eingelöste narrative Prämissen erschienen mir augenfällig. Der gedankliche Ansatz, (inhaltlich) die Pforte zum einem Traum innerhalb eines Traums zu öffnen und somit (dramaturgisch) einen szenischen Zugriff auf mehrere parallele Realitäten zu erhalten, ist jedenfalls keineswegs so bahnbrechend wie "Inception" sie uns zu verkaufen trachtet, genauso wenig wie der scheinbar unbedingte Wunsch, ebendieses Konzept nonchalant zu Tode zu reiten.
Dass die Welt des Traums beim gegelten Anzugträger Nolan im negativen Sinne höchst linear erscheint und u.a. ausschaut wie das alpine Actionszenario eines Bond-Films, entlarvt indessen rasch die offenbar traurig eng gesteckten imaginären Grenzen ihres Ersinners. Viel klüger arrangiert als ein "Surrogates" von dem wesentlich weniger klangvoll prononcierten Jonathan Mostow ist das auch nicht, bloß etwa doppelt so lang und doppelt so wichtigtuerisch.

7/10

Identitaetskrise Christopher Nolan Traum


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SPLICE (Vincenzo Natali/CAN, USA, F 2009)


"Eek, eek."

Splice ~ CAN/USA/F 2009
Directed By: Vincenzo Natali


Die für den Pharmakonzern N.E.R.D. tätigen Jungwissenschaftler Clive (Adrien Brody) und Elsa (Sarah Polley) züchten aus einem ganzen Pool unterschiedlicher animalischer Gene die beiden amorphen Tierchen Ginger und Fred, die dann, unter Zugabe menschlicher DNA unter strengster Geheimhaltung das seltsame, weibliche Wesen Dren zeugen. Elsa und Clive verstecken die sich rasend entwickelnde Dren vor ihren Kollegen und Bossen und entwickeln zunächst elterliche (Elsa) und dann erotische (Clive) Gefühle für ihren Zögling. Als Dren dann, zu voller Blüte gereift, das Geschlecht wechselt, wird sie bzw. er zu einer tödlichen Gefahr für die Adoptiveltern.

Das geringfügige Problem mit Natalis immerhin erstem Spielfilm seit dem 03er "Nothing" scheint mir seine mangelnde Eigenständigkeit zu sein. "Splice" geriert sich, um in der biologischen Terminierung des Films zu verharren, wie ein mehr als offenkundiger Hybrid aus dem frühen Cronenberg und Donaldsons "Species". Besonders die thematischen Parallelen zu letzterem erweisen sich als augenfällig bis akut. Immerhin geht Natali in der zweiten Hälfte seines bis dahin eher possierlichen Films auf recht gewagte Art und Weise in medias res, wenn er seine zwischen Science Fiction und latentem Horror pendelnde Geschichte zu einem Eltern- und Quasi-Inzestdrama überhöht, das schließlich mittels einer Art "ödipaler Konklusion" sogar freudianische Züge erhält. Die pharmaziekritischen Aspekte habe ich indes so empfunden, als kämens sie selten über ein recht flaches Behauptungsniveau hinaus, obgleich der entsprechende Ansatz sicherlich gut gemeint und zumindest in der Planungsphase auch kompetent durchdacht worden sein mag. Dennoch, die Bosse von Elsa und Clive bzw. von Ginger und Fred sind mir - für einen phantastischen Film zumindest - am Ende schlicht nicht bösartig genug.

7/10

Paraphilie Genforschung Vincenzo Natali Kanada Mutant Monster Frankenstein Pharmaindustrie


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DIE HAMBURGER KRANKHEIT (Peter Fleischmann/BRD, F 1979)


"Woran ist die Ratte gestorben?"

Die Hamburger Krankheit ~ BRD/F 1979
Directed By: Peter Fleischmann


Von Hamburg aus breitet sich strahlenförmig eine tödliche Seuche über die Bundesrepublik aus. Bei den Opfern sind im Vorhinein keinerlei Symptome zu entdecken, ebensowenig lässt sich der Inkubationsweg festlegen. Der Tod tritt ganz abrupt ein und hinterlässt seine Opfer in gekrümmter Embryonalstellung.
Der Gerontologe Sebastian (Helmut Griem), die junge Ulrike (Carline Seiser), der dichtende Krüppel Ottokar (Fernando Arrabal) und der Pommesverkäufer Heribert (Ulrich Wildgruber) flüchten in wechselnder Konstellation Richtung Süden, wo Sebastian eine Almhütte besitzt. Die geheimnisvolle Krankheit und die schlecht organisierten, übereifrigen Behörden raffen sie jedoch einen nach dem anderen dahin.

Eine fürstlich groteske Dystopie von Gesellschaftsanalytiker Fleischmann, mit dessen Humorbegriff ich sehr konform gehe. Filme über pestähnliche Seuchen und ihre sozialen Auswirkungen gab es ja besonders in den letzten zehn Jahren zuhauf, wobei die meisten von ihnen sich primär an althergebrachter Zombie-Motivik orientieren. Bei Fleischmann ist die namenlose Krankheit schlicht nichts anderes als die längst überfällige Symptomatik einer überfressen-dekadenten Konsumgesellschaft, deren Luxus sie geradewegs in die Zivilisations-Hölle peitscht. Zwischen seine deliranten Jagdszenen aus Mitteleuropa setzt Fleischmann dann noch diverse bizarre Gestalten wie Rainer Langhans, der einen esoterisch veranlagten Wohnwagen-Überführer spielt, Tilo Prückner als verhärmten Todessehnsüchtigen, der sein Fluchtheil grundsätzlich auf Bäumen und Dächern sucht, oder den Transsexuellen Romy Haag. Als Ulrike sich gegen Ende in eine groteske Heidi verwandelt, deren Alm-Öhi-Großvater, als sie von einem staatlich beauftragten Gebirgsjäger-Korps geschnappt wird, erstmal quer durch die Alpen jodelt, hat der Rezipient nurmehr die Wahl, Fleischmann als Ersinner großer Kunst oder als poteniellen Klapsmühlen-Insassen ins Auge zu fassen. Ich halte ersteres für unabdingbar.

8/10

Hamburg Virus Groteske Road Movie Peter Fleischmann Surrealismus


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COLOSSUS: THE FORBIN PROJECT (Joseph Sargent/USA 1970)


"You are being irrational. Go back to bed."

Colossus: The Forbin Project ~ USA 1970
Directed By: Joseph Sargent


Der Wissenschaftler Dr. Forbin (Eric Braeden) baut einen Supercomputer namens 'Colossus', der die nationale Verteidigung der USA übernehmen soll. Der Grundgedanke besteht darin, dass ein künstlicher, streng logisch und rational arbeitender Verstand keine menschlichen Fehler begehen und so etwa einen impulsiven Erstschlag verlassen würde. Doch Forbin und die anfangs von seiner Idee begeisterten Politiker verrechnen sich: Colossus spürt ein ähnliches System in der Sowjetunion auf, synchronisiert sich mit ihm und hält bald die Fäden der Weltherrschaft in der Hand.

Tolle Reflexion von Kalter-Kriegs-Ängsten, Technokratie und Computerisierung, ganz bestimmt einer der vorrangigen Sci-Fi-Filme der siebziger Jahre. "Colossus" warnt eindringlich davor, die Herrschaft über maßgebliche humane Entscheidungen den Händen der Menschen zu überlassen und sich vor der scheinbaren Kälte eines Kunstverstands zu hüten. Colossus führt seine Mission, den globalen Frieden unter allen Umständen zu wahren, mit der Kompromisslosigkeit des Computergehirns und aller nötigen Konsequenz zu einem erfolgreichen Ende: Niemand hat ihm einprogrammiert, dass er die Menschheit nicht unter seine Knute zwingen darf, weil Freiheit eines ihrer obersten sittlichen Güter darstellt. Spannend bis zum Schluss und keineswegs so furztrocken, wie es zu Beginn noch kurz den Anschein macht, ist dies ein unbedingt sehenswerter, von grandiosem Score (Michel Colombier) und intelligentem Script unterstützter, kleiner Klassiker.

9/10

Kalter Krieg Militaer Computer Technokratie Dystopie Joseph Sargent





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Funxton

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