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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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SPAWN (Mark A.Z. Dippé/USA 1997)


"Just get me to a hospital."

Spawn ~ USA 1997
Directed By: Mark A.Z. Dippé

Der CIA-Profikiller Al Simmons (Michael Jai White) wird von seinem Boss Jason Wynn (Martin Sheen) gelinkt und während der Erfüllung eines Auftrages in Nordkorea ermordet. Simmons fährt geradewegs hinab ins Inferno, schließt mit dem Höllenfürsten Malebolgia jedoch einen Pakt: Um nur noch einmal seine geliebte Frau Wanda (Theresa Randle) sehen zu können, wird er zu einem 'Hellspawn', einem Satanssoldaten, der die höllischen Heerschaaren im Krieg gegen den Himmel anführen muss. Fünf Jahre später - für Simmons ist kein Tag vergangen - landet der untote Veteran schrecklich verbrannt wieder in New York - ausgestattet mit übermenschlichen Kräften und einem mit einem Eigenleben versehenen Symbionten als gepanzertem Kostüm. Während ein infernalischer Dämonenclown (John Leguizamo) Spawn die Hölle schwermacht, findet er in seinem ausrangierten Vorgänger Cogliostro (Nicol Williamson) einen väterlichen Freund, der ihm gegen den machtbesessenen Wynn und gegen Malebolgia beisteht.

Faustische Superhelden I: Die Geschichte der Comicfigur 'Spawn' ist zugleich die ihres Erfinders Todd McFarlane. Der exzentrische Zeichner und Autor hatte bereits häufig für die beiden Großen Marvel und DC gearbeitet, bevor er, sich kreativ beschnitten, eingeschränkt und gemaßregelt fühlend, seinen eigenen Verlag Image Comics gründete. Dessen Flaggschiff bildete in den frühen Neunzigern Spawn, jener untote Superheld, der sich infolge eines mephistophelischen Kontrakts seinem Schicksal fügen musste und gegen allerlei höllische, himmlische und irdische Gegner, vom ordinären Gangsterboss über Sektenstifter, Serienkiller und Super-Cyborgs bis hin zu Engeln und Dämonen anzutreten hatte. Al Simmons war darüberhinaus ein in mehrfacher Hinsicht ungewöhnlicher Superheld und unterschied sich deutlich von den Archetypen: Dunkelhäutig, furchtbar entstellt und vernarbt, unter Obdachlosen lebend, schnell mit der Waffe zur Hand und überaus gewalttätig, außerdem nicht allzu clever und stark instinktgesteuert. Die Serie läuft seit mittlerweile fast 22 Jahren und hat sich ihr populäres Renommee im Medium bewahrt.
Bereits vier Jahre nach erscheinen der Erstausgabe war es beschlossene Sache für McFarlane, sein mittlerweile auch im Actionfigurensektor angelangtes Franchise auch ins Kino zu bringen. Mit New Line ward eine Produktionsgesellschaft gefunden, die McFarlanes Einfälle wohl weithin zu dessen Zufriedenheit zum Leben erweckte. Weit weniger blutig als der Comic und in der Kinoversion mit einem PG-13-Rating versehen, ist "Spawn" vor allem eines: Bizarr. Mit teilweise schaurigen CGIs versehen, die zwischen grandios misslungen und ausnehmend beschissen changieren und deren Limitation insbesondere in der Animation Malebolgias sichtbar wird, einem viel zu weit ins Zentrum gerückten, unentwegt käsige Witzchen kloppenden Violator bzw. Clown, an dessen Interpretation John Leguizamo wohl seine Freude gehabt haben wird, die irgendwann aber nurmehr tödlich nervt, einem imbezilen Drehbuch und ansonsten mäßigen Darstellern, wirkt der Film dennoch merkwürdig ambitioniert, gerade so, als würde er sich seinem Scheitern bewusst stellen und dieses im Zuge einer Art anarchischer Abrissparty in Grund und Boden feiern. So kommt "Spawn" nie zur Ruhe, seine Aufzüge sind minimalst kurz, ständig passiert irgendwo etwas und audiovisuell ist Dauerbefeuerung angesagt. Daher und infolge seiner Herkunftsgeschichte mag ich das Ding auch irgendwie, wenngleich das zeitgleich produzierte, achtzehnteilige Animationsserial vielfach exponentiell besser ist und ein jeder, der diesen Film verwünscht und auf dem Scheiterhaufen zu exorzieren trachtet, richtiger liegt als ich. Manchmal muss es eben Käse sein.

5/10

Mark A.Z. Dippé New York Hölle Satan D.C. Camp Comic


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VAN HELSING (Stephen Sommers/USA 2004)


"Why does it smell like wet dog in here?"

Van Helsing ~ USA 2004
Directed By: Stephen Sommers

Den vom Vatikan beschäftigten Monsterjäger Gabriel Van Helsing (Hugh Jackman) umgibt selbst eine trübe Vergangenheit, der er ständig auf der Spur ist. Zwischendurch legt er zeitgenössische Unholde wie den Amok laufenden Mr. Hyde (Robbie Coltrane) auf Eis und erfreut sich stets neuer Gimmicks, die ihm der klösterliche Waffenschmied Carl (David Wenham) zur Verfügung stellt. Als es sich in Transsylvanien zusammenbraut, schickt man Van Helsing und Carl geradewegs in den Krisenherd: Graf Dracula (Richard Roxburgh), seine drei Vampirbräute, diverse Werwölfe und Frankensteins Monster (Shuler Hensley) bekriegen sich und terrorisieren eine dörfische Gemeinschaft. Zusammen mit der schönen Anna (Kate Beckinsale), deren Bruder (Will Kemp) ebenfalls von einem Werwolf infiziert wurde, findet Van Helsing den Grund für die Unruhe heraus: Dracula hat sich des Schlosses Frankenstein nebst dessen Dienerschaft bemächtigt, um das Geheimnis der Unsterblichkeit zu erlangen. Seine mit seinen Bräuten gezeugte Brut überlebt nämlich immer nur für Minuten und taugt daher nicht viel für eine Invasion. Die Frankenstein-Kreatur jedoch ist der wahre Schlüssel zu Draculas sinistrem Vorhaben...

Was eine Revitalisierung des 'golden age gothic horror' aus dem Hause Universal hätte werden können - oder sollen - (immerhin widmet der Regisseur seinen Film im Abspann hochtrabend seinem Vater) geriet zu einem albernen Disneyland-Fahrgeschäft, einer von Effekteleim notdürftig zusammengehaltenen Halbgarnis, in der der coole Superheld Wolverine und die wehrhafte Amazone aus "Underworld" es mit einem peinlich halbgar interpretierten Dracula (Roxburghs Interpretation ist eine Schande für diese altehrwürdige Figur), Computerwerwölfen und einem wohl nicht ganz zufällig eher nach Peter Boyle denn nach Boris Karloff aussehenden Frankenstein-Monster zu tun bekommen. Flaue Witzchen und nerdige Sprüche begleiten den Weg der kleinen Heldengemeinschaft durch die West-Karpathen und auch eine fein arrangierte, jedoch kläglich inszenierte Polanski-Reminiszenz sowie diverse weitere Behauptungen, bezüglich der Genre-Historie ein firmes Auge zu besitzen, tragen eher zum tosenden Untergang dieses hochbudgetierten, seelenentleerten Hülsenfilms bei. Und welch eine nutzlose Verschwendung von Ressourcen, zumal die kreativen Köpfe hinter der visuellen Gestaltung teils Höchstleistungen vollbrachten: Wunderbar grazil etwa die drei weißen Vampirfauen, wie sie durch die gräuliche Dämmerung flattern, opulent ausgestattet die Budapester Ballszene, hübsch maskiert das ewige Labor-Faktotum Igor (Kevin J. O'Connor) und selbst die vielen CGIs in ihrer comicesken Überzogenheit fand ich noch überwiegend charmant. Doch all das bleibt bloß zur Schau gestellte Makulatur eines letztlich hoffnungslos ausgehöhlten, von übrzogenen Erwartungen getragenen Kinofurzes ohne Blut in den Adern, dessen Nachhall sich in etwa so rasch verliert wie ein Schwefelhauch in der Silvesternacht. Dennoch nicht ganz das noch viel ärgere Volldebakel, dass Sommers zuvor mit seinen erbärmlichen "Mummy"-Filmen vom Stapel ließ.

4/10

Stephen Sommers period piece Hommage Werwolf Vampire Frankenstein Dracula Transsylvanien Rumänien Universal-Monster Crossover


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GOLOK SETAN (Ratno Timoer/INO 1984)


Zitat entfällt.

Golok Setan (Devil's Sword) ~ INO 1984
Directed By: Ratno Timoer

Um die unselige Macht der Krokodilskönigin (Gudi Sintara) zu brechen, deren unstillbare Lust auf junge Männer, die sie zu hypnotisieren und ihrem umfassenden Harem einzuverleiben pflegt und damit bereits ganze Dörfer entvölkert hat, benötigt der Krieger Mandala (Barry Prima) das legendäre Teufelsschwert, welches sich in einer Berghöhle verbirgt. Außer ihm sind auch einige Dämonen an der Waffe interessiert, so auch der von der Krokodilskönigin entsandte Erzfeind Mandalas, Banyunjaga (Advent Bangun)...

Alberne Südpazifik-Fantasy, deren Schwertkämpfe mit ihren angemalten Holzschwertern noch das Beste sind. Ich bin ja an und für sich stets gern für Trash zu haben, aber so viel Mühe ich mir auch immer wieder gebe: diese sich durch einen ganzen Erdteil ziehende, paraphil-bigotte Fernost-Mentalität, die die Darstellung von Blutfontänen und Enthauptungen bereitwillig gestattet, die Exponierung weiblicher Geschlechtsmerkmale aber im Gegenzug als Teufelswerk betrachtet, ist mir jedesmal, da ich sie vorfinde, nicht nur schleierhaft, sondern höchst zuwider.
Gut, ein bisschen lustig ist "Golok Setan" hier und da schon, wenn er seine Rückläufe als sensationelle Tricks veräußert oder die absolut beschissen maskierten Krokodilsmenschen auftauchen. Trotzdem habe ich mich zumeist köstlich gelangweilt und das baldige Ende der Mär herbeigesehnt. Erwähnenswert noch die Münchener Synchronisation, die mit Stimmlegenden wie Werner Abrolat und Thomas Reiner zu kokettieren weiß. Eine nachträgliche Glanzpolitur für diesen Schmarren.

3/10

Ratno Timoer Indonesien Trash martial arts


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ELF (Jon Favreau/USA 2003)


"You're so weird."

Elf (Buddy der Weihnachtself) ~ USA 2003
Directed By: Jon Favreau

Einst als Baby krabbelte Waisenkind Buddy unbemerkt in den Sack des Weihnachtsmannes (Edward Asner) und wuchs fortan unter den emsigen Helferelfen am Nordpol auf. Nunmehr erwachsen erfährt Buddy (Will Ferrell) um seine menschliche Herkunft und von seinem Vater Walter (James Caan), der bei einem New Yorker Kinderbuch-Verlag als Redaktionschef arbeitet. Buddy wandert hinab in den Süden bis ins weihnachtliche New York und wird dort mit der zynischen, schnelllebigen Menschenwelt konfrontiert, die ausgerechnet sein Dad personifiziert wie kein Zweiter.

Ein ziemlich betulicher Kinderfilm, in dem Will Ferrell kaum Gelegenheit hat, seine sonst so einmalig zotigen Albernheiten auszuleben. In "Elf" versucht er sich vielmehr als Erbe des großen Jerry Lewis, der mittels grundgütiger Naivität und Penetranz hilft, den Glauben an den Weihnachtsmann zu revitalisieren, auf das dessen Schlitten künftig wieder ohne Kerosinaggregat fliegen kann. "The Christmas Spirit", das bedeutet in einem amerikanischen Weihnachtsfilm Santa Claus nebst Rentieren und Elfen, der braven Kindern Geschenke bringt, Zuckerstangen und kitschigen Schmuckbehang. Just diesen "Geist" beflügelt auch Favreaus Film, der kaum ein entsprechendes Klischee auslässt, die einmalige Gelegenheit zur satirischen Aufbereitung verschenkt und am Ende gar mit Füßen tritt und der mit einem geradezu sündhaft ausgebremsten Ferrell auf Kinderfang geht. "Elf" hat ganz bestimmt seine Momente, die faktisch durch die Bank Ferrells Präsenz zu verdanken sind und zu denen ganz besonders Peter Dinklages phantastischer Auftritt als versnobter Kinderbuchautor Miles Finch zählt, er bleibt insgesamt jedoch so brav, bieder und weihnachtlich wie ein notgedrungener Großeinkauf bei Toys R Us am Heiligmittag um 12.

5/10

Jon Favreau Will Ferrell Weihnachten Weihnachtsmann New York Nordpol


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THE WOLVERINE (James Mangold/USA, UK 2013)


"I feel violated."

The Wolverine (Wolverine - Weg des Kriegers) ~ USA/UK 2013
Directed By: James Mangold

Nach den tragischen Ereignissen um die zum Bösen konvertierte Jean Grey (Famke Janssen) plagen Logan (Hugh Jackman) Selbstzweifel, die ihn in die Isolation der kanadischen Bergwelt treiben. Dort macht ihn die wehrhafte junge Japanerin Yukio (Rila Fukushima) ausfindig, die ihn mit einiger Überredungskunst nach Tokio lotst, vorgeblich, um dort von dem Großindustriellen Yashida (Hal Yamanouchi) Abschied zu nehmen. Logan hatte ihm einst während der Bomberdierung Nagasakis das Leben gerettet. In Japan angekommen, muss Logan erfahren, dass der schwer krebskranke Yashida ganz andere Wünsche an ihn hat: Er interessiert sich für dessen Selbstheilungskräfte und seine scheinbar ewige Jugend und wie man diese nutzbar machen beziehungsweise übertragen kann. Logan winkt ab. Kurz vor seinem Tod überträgt Yashida die Gewalt über sein Firmenimperium an seine Enkelin Mariko (Tao Okamoto) anstatt an seinen Sohn Shingen (Hiroyuki Sanada) und sorgt damit für einen Eklat. Mariko wird von ihrem gierigen Vater aufs Korn genommen und von Killern verfolgt. Logan verliebt sich in Mariko und beschützt sie vor den förmlich auf sie einstürzenden Bedrohungen, so auch vor dem geheimnisvollen Silver Samurai und der Mutantin Viper (Svetlana Khodchenkova), die Logan seine Selbstheilung nimmt...

Im Gegensatz zum ersten filmischen Soloabenteuer des Mutanten Wolverine, das bezüglich seiner rein inhaltlichen Konstruktion (Stichwort 'Sabretooth') mitunter ziemlich schlampig daherkam, müht sich dieses zweite um Kontinuitätsanbindung, ohne die es mittlerweile jedoch im filmischen Marvel-Universum aus Übersichtlichkeitsgründen ohnehin nicht mehr ginge. "The Wolverine" zentriert nochmal die Ereignisse aus "X-Men: The Last Stand", an dessen Logan ja gezwungen war, die entfesselte Jean Grey alias Phoenix zu töten, um ihren mörderischen Amoklauf aufzuhalten. Nun hat er mit den traumatischen Folgen zu kämpfen, die ihn zunächst veranlassen, seine Mutantenkräfte nie mehr zu gebrauchen. Da kommt ihm der Einsatz in Japan gerade recht, denn hier kann Logan das unbändige Tier in sich gegen Yakuza und Ninjas endlich wieder entfesseln.
Basierend auf dem von Chris Claremont geschriebenen und von Frank Miller meisterlich illustrierten, klassischen Vierteiler, der mittlerweile bereits dreißig Jahre auf dem Buckel hat, bindet Mangold also dieses nette Fernost-Abenteuer als eine Art Brückenschlag zum nächsten "X-Men"-Film in die Mutanten-Reihe ein. Im japanischen Gangster- und Ninja-Milieu hat der mittlerweile tatsächlich mit einer comicesken Superheldenphysis ausgestattete Jackman ausgiebig Gelegenheit, die Adamantiumkrallen auszufahren und zu wetzen, so dass "The Wolverine" sogar mit der einen oder anderen Blutfontäne kokettiert - das PG-13-Rating natürlich stets einkalkulierend. Da ich mir gleich die verlängerte Fassung angeschaut habe, weiß ich nicht, inwieweit sie sich vom Kino-Cut unterscheidet. Insgesamt etwas wertiger und ernsthafter als "X-Men Origins: Wolverine" scheint mir Mangolds Film, wobei wohl erst eine Zweitbeschau genaueren Aufschluss bringen wird. Wie immer beschert uns Nerds vor allem der abschließende Appetizer einen heimlichen Höhepunkt.

7/10

James Mangold Marvel Superhelden Mutanten X-Men Kanada Japan Tokio Ninja Yakuza Comic D.C. WWII Pazifikkrieg Atombombe


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BIGFOOT: THE LOST COAST TAPES (Corey Grant/USA 2012)


"This is NOT Bigfoot!"

Bigfoot: The Lost Coast Tapes (Bigfoot - Blutrausch einer Legende) ~ USA 2012
Directed By: Corey Grant

Zusammen mit seiner Exfreundin Robyn (Ashley Wood) und den zwei Technikern Kevin (Noah Weisberg) und Darryl (Rich McDonald) macht sich der Investigativjournalist Sean Reynolds (Drew Rausch) auf den Weg an die nordkalifornische Pazifikküste. Hier will der Jäger Carl Drybeck (Frank Ashmore) die Leiche eines Bigfoot gefunden und gehortet haben. Am Ziel angekommen, wirkt Rybecks geheimnistuerische Art höchst verdächtig auf Sean und seine Kollegen - man verdächtigt den Alten der windigen Geschäftemacherei. Doch die folgenden Ereignisse strafen die unwissenden, jungen Leute Lügen - zumal nicht der Bigfoot auf Blutfang aus ist...

Der Bigfoot oder Sasquatch ist bekanntermaßen Ausgangspunkt für eine der letzten Mythenfabeln, die immer mal wieder für eine Episode bei Dan Aykroyds "Bullshit Or Not" oder für kleine, billige Genrebeiträge wie den vorliegenden herhalten muss. Zudem stellt er nach wie vor den ersten und einzigen Einbruch phantastischer Elemte in das "???"-Universum dar (in meiner ewigen Lieblingsfolge Nr. 14, "Die ??? und das Bergmonster"), was etwas heißen soll, denn die drei findigen Jungs aus Rocky Beach haben bisher noch jeden Spuk als groben Unfug entlarvt. Nur - jaha, nur den Bigfoot nicht!
Nun hatte ich meinerseits mal wieder Lust auf ein bisschen Found-Footage-Zeug und entschied mich - zumal als alter Campfire-Tale-Lover sowie nicht zuletzt in Ermangelung ratsamerer Alternativen - für den nicht sonderlich beleumundeten "Bigfoot: The Lost Coast Tapes". Das zunehmend wacklige Subgenre, das ja mittlerweile prinzipiell jedem dahergelaufenen Garagenregisseur die Möglichkeit bietet, sich kreativ auszutoben, konnte mir Grants Film nicht verderben. Tatsächlich fand ich zuvorderst, die Story klänge ganz vielversprechend; ein wenig folkloristischer Grausel in der Art von "Trolljegeren" oder so. Damit wäre ich denn auch hinreichend glücklich geworden. Zuviel an "Bigfoot: The Lost Coast Tapes" ist jedoch bloß hübsch an- aber leider nicht zu Ende gedacht worden. Dies bezieht sich auf formale wie inhaltliche Entscheidungen. Um verschiedene Schauplätze darstellen und so bestimmte Storyfaktoren kulminativ gegeneinander schneiden zu können, bedient sich Grant etwa des lauen Tricks, einfach jedem Darsteller seine eigene Kamera in die Hand zu geben, was gewissermaßen dem Sinn solcher Filmexperimente doch arg zuwiderläuft. Die hübsche Postmontage wirkt denn auch nochmal zusätzlich "unsachlich". Hinzu kommen weithin uninteressante Figuren gespielt von mauen Chargen, die einen mit ihrer schablonenhaften Präsentation irgendwann nurmehr einen Kehrricht scheren. Und: Der nahezu vollkommene Verzicht auf F/X, der sich allerdings, im Gegensatz zu ihrem probaten Unterlassen bei "The Blair Witch Project", als wiederum stark kontraproduktiv erweist. Zumal man es hier angeblich nicht nur mit Bigfoots (oder heißt es 'Bigfeet'...?) zu tun bekommt, sondern auch mit irgendwelchen mysteriösen Naturdämonen, die als die ewigen, bösen Gegenspieler der naturliebenden Waldprimaten gezeichnet werden. Entsprechend gern hätte man doch einen, zwei der jeweiligen Speziesvertreter gern mal gesichtet, herrje. Jedoch allein, man erblickt nur des Lichtes hellen Schein. Das reicht nicht ganz für wahrhaftig anmutende Found-Footage-Kost. Nächstes Mal bitte etwas mehr Sachverstand, Mr. Grant.

4/10

Corey Grant found footage embedded filming Kalifornien Bigfoot Wald Independent Dämon


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BAD MOON (Eric Red/USA 1996)


"You know you're always welcome here."

Bad Moon ~ USA 1996
Directed By: Eric Red

Nachdem der Naturforscher Ted (Michael Paré) bei einer Reise in den indischen Urwald von einem Werwolf angefallen wurde, hat er sich, zurück in den Staaten, in die tiefen Wälder Washingtons zurückgezogen, um möglichst wenige Menschen zu gefährden. Doch seine allnächtlichen Streifzüge als Monster fordern trotz aller Schutzmaßnahmen stets neue Opfer. Als Teds Schwester Janet (Mariel Hemingway), die allein mit Söhnchen Brett (Mason Gamble) und Schäferhund Thor in einer Kleinstadt nahe Seattle lebt, Ted einlädt, sich mit seinem Trailer in ihrem Garten einzurichten, ahnt sie nicht, dass sie sich damit den Tod ins Haus holt. Einzig Thor weiß um die böse Natur des neuen Hausgasts, doch der auch in Menschengestalt immer durchtriebener agierende Ted sorgt dafür, dass der brave Hund ins Tierasyl kommt...

Sowohl für Freunde von Werwolffilmen als auch für Hundeliebhaber ist "Bad Moon" gleichermaßen ein Geschenk; ich persönlich halte ihn sogar für einen der feinsten Vertreter des lykanthropen Subgenres, insbesondere im Kontext der allgemein vergleichsweise faden Neunziger. Zudem stellt er eine schöne Hommage dar an Hitchcocks "Shadow Of A Doubt", wenngleich unter etwas weniger subtilen Vorzeichen: Der vermeintlich liebe Onkel, dessen janusköpfige, finstere Natur im Verborgenen liegt, kommt ins Haus seiner Schwester. Anstelle der Nichte ist es hier allerdings der treue Schäferhund Thor (nach dem auch die Romanvorlage von Wayne Smith benannt ist), der um die heimliche Natur des Hausgasts weiß und sich gerade dafür unschuldig verbrämt findet. Am Ende wird glücklicherweise alles gut.
"Bad Moon" ist, wie alle Filme von Eric Red, sehr konzentriert und von eigener, zuweilen verschroben wirkender Note, mit einer ungewöhnlich kurzen Laufzeit versehen. Hier und da gibt er sich wie ein paraphrasierter Kinderfilm, insbesondere in der Schilderung der Beziehung zwischen Brett und Thor, macht hinsichtlich seines Effekteinsatzes jedoch keine Gefangenen. Die für die finale Verwandlungsszene bemühten CGI wirken hier und da noch recht unfertig, wie Reds Film auch sonst rasch zur Zielscheibe für übereifrige Kritiker herhalten mag. Ich für meinen Teil lasse mich davon jedoch nicht belullen.

8/10

Eric Red Werwolf Familie Bruder & Schwester Hund Monster


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PACIFIC RIM (Guillermo del Toro/USA 2013)


"Fortune favors the brave."

Pacific Rim ~ USA 2013
Directed By: Guillermo del Toro

In naher Zukunft öffnet sich auf dem Grund des Pazifiks ein Dimensionstor, dass in regelmäßigen Abständen gigantische Monster ausspuckt, die nach ihrer japanischen Bezeichnung als 'Kaju' berüchtigt sind. Diese richten gewaltige Zerstörungen in den Küstenstädten an, denen man erst mit der Konstruktion und dem Einsatz der 'Jaeger', gewaltiger, von zwei mental miteinander verbundenen Piloten gesteuerter Kampfmechas, vorübergehend Einhalt gebieten kann. Als die Abstände zwischen den Kaju-Attacken jedoch immer kleiner werden, während die auftauchenden Monster sich analog dazu zusehends größer und gefährlicher ausnehmen, steht für Stacker Pentecost (Idris Elba), den Leiter des von der Einstampfung bedrohten Jaeger-Programms, fest, dass man der Ursache für die Kaiju-Angriffe auf die Spur kommen muss, um die Erde vor ihrem letzten Stündlein zu bewahren.

Als der gewaltige Kindergeburtstag, den er im Prinzip darstellt, lässt sich "Pacific Rim" durchaus goutieren. Die Story ist gerade naiv genug, eine (freilich nicht existente) Spielzeugreihe für kleine Jungs zu unterfüttern; im Grunde geht es ja um nichts anderes denn effektiv präsentierte Duelle zwischen Riesenmonstern und Riesenrobotern. Ergänzend dazu gibt es das übliche, kleine "Fachvokabular", das den unverhohlen geekigen Charakter des Gesamtwerks unterstreicht: der 'Breach' ist die interdimensionale Spalte, aus denen die Kaiju hervorbrechen, als 'Drifting' wird die Ankopplung der zwei Pilotenhirne eingeordnet. Die Mechas tragen hübsche Bezeichnungen wie 'Crimson Typhoon' oder 'Gypsy Danger', die Piloten, auch als 'Ranger' bekannt (und populär), heißen durchweg wie Groschenromanhelden. Die actionreiche Gigantomanie des Films verzichtet denn auch auf die tatsächliche Grundierung eines veritablen Endzeitszenarios, sondern pendelt sich atmosphärisch irgendwo im Niemandsland zwischen "Top Gun" und "Starship Troopers" ein, allerdings, und das ist durchaus wohltuend, ohne Evozierung jedweder politischer Implikationen. Andererseits kommt die beabsichtigte Kreierung zwischenmenschlicher Beziehungsgeflechte nicht über ein recht schlichtes Maß hinaus.
Wahre Höhen erreicht "Pacific Rim" im Zuge der mit Fug und Recht stolzen Präsentation seines liebevollen set designs. Das Innere der Jaeger-Zentrale in Hong Kong wäre da zu nennen, die neonleuchtende Darstellung jenes gebeutelten Pazifik-Anrainers nebst Hannibal Chaus (Ron Perlman) verrücktem kleinen Kaiju-Verarbeitungsversteck. Und hinter den beiden Wissenschaftlerspinnern Geiszler (Charlie Day) und besonders Gottlieb (Burn Gorman) verbergen sich waschechte Del-Toro-Figuren, die nicht zuletzt klar machen, wessen soniges Baby das hier eigentlich ist.

8/10

Guillermo del Toro Apokalypse Monster Hong Kong Alaska Zukunft Invasion Aliens


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THE HOBBIT: AN UNEXPECTED Journey (Peter Jackson/USA, NZ 2012)


"It's fine. I would have doubted me too."

The Hobbit: An Unexpected Journey (Der Hobbit - Eine unerwartete Reise) ~ USA/NZ 2012
Directed By: Peter Jackson

Der eigenwillige Hobbit Bilbo Beutlin (Martin Freeman) findet sich eines Tages vom Zauberer Gandalf (Ian McKellen) auserkoren, mit ihm und dreizehn Zwergen an einer abenteuerlichen reise gen Osten teilzunehmen. Bilbo, der sein geordnetes Leben im Auenland schätzt, ist zunächst alles andere als begeistert von dieser Idee, nimmt dann aber doch in seiner vorbestimmten Funktion als "Meisterdieb" an der Expedition teil. Jene führt die Helden nach Erebor, einem einstigen, wohlhabenden Zwergenreich, dass der böse, goldgierige Drache Smaug an sich gerissen hat und nun vom Königserben Thorin Eichenschild (Richard Armitage) mithilfe des legendären Arkensteins zurückerobert werden soll. Bereits auf dem ersten Teil der Reise begegnet man gefräßigen Trollen, den Elben von Bruchtal, verfeindeten Steinriesen, Goblins, Orks und dem Ringträger Gollum, dessen goldenes Kleinod Bilbo an sich nimmt.

Deutlich leichtgewichtiger als die schwere und bittersüße "Lord Of The Rings"-Trilogie nimmt sich der Auftakt zu Peter Jacksons neuer Mittelerde-Trilogie aus; wie man weiß, eigentlich die siebzehn Jahre zuvor veröffentlichte Vorgeschichte für den Ausklang des Dritten Zeitalters und gemeinhin als Kinderliteratur bekannt. So beinhaltet der Film zahlreiche Brückenschläge zu "LOTR", die in der Vorlage nicht vorhanden waren und schmückt diverse Details aus, um die avisierte Epik einer neuerlichen Filmtrilogie überhaupt rechtfertigen zu können. Zudem lehnt sich die Ästhetik, wenngleich etwas folkloristischer, actionreicher und von offensiverem Humor getragen, an Jacksons rund zehn Jahre älteres "Haupt-"Werk an. Ich fand "The Hobbit" wesentlich gelungener und schöner als ich zuvor erwartet hatte. Sein in jeder Hinsicht überbordender Habitus, mit dem Jackson eigentlich seit jeher zu Werke geht, macht den unweigerlich kalkuliert-kommerziellen, Ruch der Produktion weithin vergessen und zu einer neuerlichen Herzensangelegenheit der kreativen Beteiligten werden. Es lässt hoffen (und somit eigentlich auch ruhigen Gewissens anzunehmen), dass der Rest der Trilogie sich nicht minder erfreulich geriert.
Wohlan, bis in einem Jahr, wenn "The Desolation Of Smaug" in der erweiterten Heimkino-Fassung aufschlagen wird.

8/10

Peter Jackson J.R.R. Tolkien Monster Road Movie Reise Freundschaft Guillermo del Toro D.C.


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DREAMSCAPE (Joseph Ruben/USA 1984)


"Everybody dies."

Dreamscape ~ USA 1984
Directed By: Joseph Ruben

Der telepathisch begabte Alex Gardner (Dennis Quaid) wird mehr oder weniger freiwillig von seinem früheren Mentor Novotny (Max von Sydow) in ein geheimes wissenschaftliches Projekt gezogen, bei dem es Menschen wie Alex mittels einer Übertragungsmaschine möglich gemacht wird, in die Träume von Versuchsprobanden einzudringen und darin sogar aktiv mitzuwirken. Mittelfristig soll diese Versuchsreihe in ein tiefenpsychologisches Hilfsmittel zur Heilung schwerer Neurosen münden. Der stützende Hintermann des Projekts und hohe Regierungsbeamte Bob Blair (Christopher Plummer) hat jedoch ganz anderes im Sinn: Er plant, mithilfe des extrem psychotischen Traumkillers Tommy Ray Glatman (David Patrick Kelly), den Präsidenten (Eddie Albert) zu ermorden, bevor dieser ein großflächiges Abrüstungsprogramm initiieren kann...

Was ein wunderbarer, tatsächlich gar exemplarischer Stoff für David Cronenberg hätte sein können, landete bei dem dann doch wesentlich konventioneller arbeitenden Regisseur Joseph Ruben. Skrupellose Wissenschaftler, spielballgleiche Versuchsprobanden, Traumsphäre, schweißtreibende Visionen der Apokalypse: sämtlich Motive, mit denen Cronenberg sich unter anderem während seiner damaligen Schaffensphase befasste. Die Idee eines "Traumduells" zwischen einem aufrechten Helden und einem wahnsinnigen Killer, in die die Story sich nach einigem episodischen Vorgeplänkel überführt wird, bietet nebenbei multiple Möglichkeiten für phantasmagorische Kreationen und Setgestaltungen, die jedoch, primär vermutlich einem begrenzten Budget geschuldet, leider bloß ansatzweise Entsprechungen finden. Nichtsdestotrotz nimmt sich "Dreamscape" als ein für seine Verhältnisse ambitioniert hergestellter, gewissermaßen typologischer Genrefilm der frühen Mittachtziger mit einer formidablen Besetzung aus, der seinen Charme über die Jahre bewahren konnte. Was allerdings Meister Cronenberg aus dieser Steilvorlage gemacht hätte, lässt sich leider bloß erahnen...

8/10

Joseph Ruben Traum Verschwörung Madness Duell Kalifornien Kalter Krieg





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