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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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BELLES ON THEIR TOES (Henry Levin/USA 1952)


"We're getting bigger."

Belles On Their Toes (Im Dutzend heiratsfähig) ~ USA 1952
Directed By: Henry Levin

Nach dem plötzlichen Tod Frank Sr.s müssen die Gilbreths lernen, ohne den stets als Familien-Rückgrat fungierenden Vater auszukommen. Besonders für Mutter Lillian (Myrna Loy) ist es nicht leicht, sich als Ökonomin in einer von Männern dominierten Berufswelt zu behaupten. Derweil blühen die drei älteren Mädchen, Ann (Jeanne Crain), Ernestine (Barbara Bates) und Martha (Debra Paget) zu für die Junggesellenwelt attraktiven Damen auf...

Gleich der in der Gegenwart spielende Anfang, der Lillians Jüngste bei der College-Abschluss-Ehrung zeigt und von dem aus "Belles On Their Toes" als Rückblende erzählt wird, versichert uns, dass diesmal alles gut bleibt. Wurde der Vorgänger noch durch das abrupte, aufrüttelnde Wachmacher-Ende bekränzt, erfreut sich die Großfamilie Gilbreth diesmal durchweg stabiler Gesundheit - einen glimpflich verlaufenden Autounfall Lillians ausgenommen. Wir bekommen wesentlich mehr von dem versoffenen, aber unverzichtbaren Hausfaktotum Tom (Hoagy Carmichael) zu sehen, der mit der flotten Debra Paget sogar eine musikalische Einlage präsentieren darf und bekommen Jeffrey Hunter als Anns künftigen Göttergatten kredenzt. Dass all das zu Gänze weder Clifton Webbs Absenz noch den leiseren Humor des Vorgängers ausgleicht, ist hinnehmbar. "Belles On Their Toes" markiert eine simple, aber liebenswerte Fortsetzung.

6/10

Henry Levin Familie New Jersey Sequel


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CHEAPER BY THE DOZEN (Walter Lang/USA 1950)


"Believe me, it's no picnic!"

Cheaper By The Dozen (Im Dutzend billiger) ~ USA 1950
Directed By: Walter Lang

In den zwanziger Jahren zieht die Großfamilie Gilbreth nach New Jersey, weil Vater Frank (Clifton Webb) dort eine neue Stellung antritt. Ganze elf Sprösslinge haben er und seine Gattin Lillian (Myrna Loy) großzuziehen und Nummer 12 ist bereits unterwegs. Das Leben ist nicht immer einfach für die Gilbreths und es geht recht turbulent zu - die Spleenigkeit Franks und Lillians unbestechliche Ausgeglichenheit glätten jedoch sämtliche Alltagswogen.

Die zwei echten Gilbreth-Kinder Frank Jr. und Ernestine haben den autobiographischen Familienklassiker zu Wege gebracht, der Walter Langs Film zu Grunde liegt; einstmals ein Prestigewerk der Fox, das in wunderschön anzuschauenden Sepiafarben sehr viel Zeitkolorit transportiert. Weniger eine laute Lachnummer denn sich zusammensetzend aus kleinen Schmunzelanekdötchen präserviert "Cheaper By The Dozen" eine offen episodische Erzählstruktur, die mal mehr, mal weniger komische Geschichten darbringt. Erzählt wird das Ganze (im Film) rückblickend von der Ältesten, Ann (Jeanne Crain), die ihre Eltern und Geschwister mit warmherzigem Ton verklärt und jeden Zuschauer zumindest befristet dazu bringt, einmal selbst Teil einer Großfamilie sein zu wollen.
Das recht urplötzlich erfolgende, traurige Ende zieht dann einen ziemlich dicken Realitätsstrich durch die vormals idyllische Rechnung, aber auch so etwas gehört eben zum Leben.

7/10

Walter Lang Familie period piece New Jersey Ehe


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SLAP SHOT (George Roy Hill/USA 1977)


"I tried to capture the spirit of the thing."

Slap Shot (Schlappschuss) ~ USA 1977
Directed By: George Roy Hill

Die "Charlestown Chiefs", ein Eishockey-Team, repräsentieren wie kaum eine andere Mannschaft das zunehmende Schmuddel-Image ihrer Sportart. Auf dem Feld wird vornehmlich geprügelt und weniger gespielt - exakt das, was die Zuschauer sehen wollen. Als der alternde Trainer und Mitspieler Reggie Dunlop (Paul Newman), dem das Team alles ist, erfährt, dass sie am Saisonende aufgelöst werden soll, unternimmt er alles, um die Chiefs wieder ins Gespräch zu bringen und damit verkaufsattraktiv zu machen.

Der brillante "Slap Shot" gehört in jenes Pantheon großer, bärbeißiger US-Sportfilme der Siebziger, in dem sich auch "The Longest Yard", "Rocky", "The Bad News Bears", "North Dallas Forty" oder der dystopische "Rollerball" tummeln, allesamt ja lakonische Milieustudien, die, mal mehr, mal weniger ernst amerikanische Gewinnerträume wahr werden lassen oder wahlweise karikieren. Auch Hills Film gestattet sich bei aller bitteren Satire ein gutes Ende für die bekloppte Truppe um Reggie Dunlop, allesamt weichgeklopfte, misogyne Proleten, die so ziemlich alles repräsentieren, was dem Semi-Profisport seine schlechte Reputation einfährt: Zwar werden die Chiefs von der fürchterlich hochnäsigen Besitzerin (Kathryn Walker) doch noch verkauft; sämtliche Spieler erhalten jedoch hochdotierte Anschlussverträge. Somit findet auch dieses grandiose Underdog-Drama seinen verdienten Ausgang.

9/10

Kleinstadt George Roy Hill Eishockey Freundschaft Satire


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SUMMER SCHOOL (Carl Reiner/USA 1987)


"Reality is so unreal."

Summer School ~ USA 1987
Directed By: Carl Reiner

Seinen geplanten Hawaii-Urlaub kann Nachwuchslehrer und Surffan Freddy Shoop (Mark Harmon) gepflegt vergessen: Konrektor Gills (Robin Thomas Grossman) verdonnert den Verdutzten zum Unterrichten des Ferienförderkurses Englisch. Darin erwartet Freddy eine ganze Horde durchgeknallter Kids, die sich wahlweise die Zeit mit Blödsinn vertreiben oder mit wesentlich existenzielleren Problemen als mit der Bewältigung einer Englischprüfung fertig werden müssen. Mit der Zeit wächst man sich jedoch gegenseitig ans Herz und auch die nette Kollegin Bishop (Kirstie Alley) beginnt, den anfangs noch naserümpfend wahrgenommenen Freddy zu mögen...

Frische Komödie, die beweist, dass Carl Reiner in den Achtzigern nicht zwingend auf Steve Martin angewiesen war, um Erstklassiges in die Welt zu entlassen. Zuallererst ist "Summer School" einmal richtig schön slackend-bescheuert und lebt von seiner ungezwungen Lässigkeit. Dem Film liegt eine herrliche LMAA-Attitüde zugrunde, die er liebevoll pflegt und sich dementsprechend garantiert nie vom Brot nehmen lässt. Er spart sich grobe Klischees und Unwahrheiten und hinterlässt die wunderbar reelle Erkenntnis, dass Lebensbildung und Weltwissen dröge Lehrpläne am Ende oftmals in den Schatten stellen. Dazu gibt es aber vor allem massig zu lachen, was "Summer School" vor allem dem furztrockenen Humor des Dialogscripts und nicht zuletzt Dean Camerons genialisch augeführten Splatter-Exzessen (ja, solche gibt es hier - man sehe, staune und frohlocke) zu verdanken hat.
So rechtes Ferien-Abhängkino nach meinem Gusto.

8/10

Carl Reiner Lehrer Schule Ferien Freundschaft Kalifornien Sommer


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THE PAPER (Ron Howard/USA 1994)


"You do have a problem, Henry. But it's your problem."

The Paper (Schlagzeilen) ~ USA 1994
Directed By: Ron Howard

Ein halsbrecherischer Tag für Redakteur Henry Hackett (Michael Keaton) von der Postille "The New York Sun": Er hat ein Vorstellungsgespräch für eine deutlich besser bezahlte Stelle bei der Konkurrenz vom "Sentinel", seine hochschwangere Frau Martha (Marisa Tomei) bekommt eine pränatale Sinnkrise und zwei Kids (Vincent D'Arbouze, Michael Michael) aus der Bronx sollen als offizielle Sündenböcke für einen Mafiamord herhalten - eine Schweinerei, der Henry unbedingt auf den Grund gehen will. Parallel zu ihm muss Henrys Chef Bernie (Robert Duvall) akzeptieren, dass er Prostatakrebs hat und die emsige Alicia (Glenn Close) sich ihrer Berufsdepression stellen.

24 Stunden im Leben dreier New Yorker Zeitungsredakteure gaben Ron Howard den Basisstoff für einen seiner schönsten Filme. Mit "Parenthood" hatte der Regisseur bereits hinreichend Erfahrungen im Ensemblefach gesammelt und konnte diese neuerlich für den atmosphärisch sehr ähnlich gelagerten "The Paper" einsetzen: Eine wiederum exzellente Besetzung stand ihm zur Verfügung für seine achterbahnartige Melange aus komischen und dramatischen Wendungen, die jedoch garantiert nie zu trübselig wird, um das Publikum mit grauem Realismus zu konfrontieren.
Am Ende markiert einmal mehr ein neugeborenes Baby das ebenso simple wie umwälzende Sinnbild für den Wert des Weitermachens und jedes der drei vormaligen Krisenopfer hat einen gehörigen nach vorn Schritt getan. Howard inszeniert dies mit der ihm eigenen, gepflegten Hektik, einer nur höchst selten pausierenden Kamera und all seinen sonstigen, liebenswerten Spleens.

8/10

Ron Howard New York Zeitung Journalismus Ensemblefilm Ehe Freundschaft Krebs Sommer


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THE BROTHER FROM ANOTHER PLANET (John Sayles/USA 1984)


"White folks get stranger all the time..."

The Brother From Another Planet (Der Typ vom anderen Stern) ~ USA 1984
Directed By: John Sayles

Ein äußerlich wie ein Afroamerikaner aussehendes Alien (Joe Morton) crasht auf der Flucht vor zwei intergalaktischen Polizisten (David Strathairn, John Sayles) vor Ellis Island ins Wasser. Der stumme, mit Heilungs- und Reperaturkräften ausgestattete Außerirdische kann sich bis nach Harlem retten und findet dort unter anderem in der Kneipe von Odell (Steve James) sowie in Person des Sozialarbeiters Sam (Tom Wright) neue Freunde. Er lernt die New Yorker Polizeimethoden kennen, eine abblätternde Souldiva (Dee Dee Bridgewater), einen jamaikanischen Dope-Priester (Sidney Sheriff jr.), Obdachlosigkeit und den Fluch der Heroinsucht. Am Ende solidarisieren sich all seine Freunde und Bekannten gegen die Astrocops.

Mustergültiges Filmemachen aus der stets willkommenen Unangepasstheits-Schublade; von John Sayles autark sowie für ein Taschengeld inszeniert und doch einer der wichtigsten mir bekannten New-York-Filme. Mindestens so schwarz wie bei einem frühen Spike-Lee-Joint (auch wenn jener auf eine solche - weiße - Einschätzung vermutlich spucken würde) nutzt Sayles die Perspektive des Extraterrestriers, um den alltäglichen (und -nächtlichen) Irrsinn der Manhattaner Urbanität zu illustrieren. Berühmte New Yorker Akteure wie Giancarlo Esposito, Fisher Stevens oder Josh Mostel sind in Kleinstrollen als Verhaftungsopfer, Kartentrickser und Straßenverkäufer zu bewundern und runden Sayles' nahezu durchweg brillante, kaleidoskopartig gefasste Szenenanordnung ab. Einzig in den wenigen Aktionsszenen, deren Inszenierung ihm offenbar so fern liegt wie jede sonstige Form von Hektik auch, schwächelt der Meister. Hier wird's dann ungebührlich ungelenk bis albern. Aber: damit kann man, angesichts des formidablen Rests, überaus gut leben.

9/10

John Sayles Independent New York Harlem ethnics Heroin Aliens Rassismus Freundschaft Satire Drogen Marihuana


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THE KING AND I (Walter Lang/USA 1956)


"Death is not worse pain than an empty life."

The King And I (Der König und ich) ~ USA 1956
Directed By: Walter Lang

Im Jahre 1861 kommt die britische Lehrerin Anna Leonowens (Deborah Kerr) an den Hof des Königs von Siam (Yul Brynner), um dessen Kinderschar die abendländische Kultur näher zu bringen. Doch auch der König selbst benimmt sich in vielerlei Hinsicht wie ein unreifes Kind, lebt seine Egomanie und Mysoginie, obschon sich hinter seinem oberflächlichen Getue ein eigentlich liebenswerter Mensch verbirgt, den es Anna im Laufe der Zeit sogar herauszuschälen gelingt.

Diese Kino-Adaption von Walter Lang ist die berühmteste der Biographie Anna Leonowens durch Margaret Langdon und des sich später anhängenden Broadway-Musicals von Rodgers und Hammerstein. Bereits zehn Jahre zuvor hatte es eine (unmusikalische) Variation von John Cromwell gegeben, die bislang letzte kam 1999 von Andy Tennant - wiederum ohne Songs und Tanz. Die Rolle des Königs Mongkut bildete Yul Brynners Karrierestamm und verfolgte ihn von 1951, als er den Part erstmalig auf der Bühne gab, über die vorliegende Verfilmung, für die Brynner den Oscar erhielt, eine kurzlebige TV-Sitcom von 1972 bis hin zu zahlreichen weiteren Bühneninszenierungen, von der er die letzte 1985, vier Monate vor seinem Krebstod, durch seine unnachahmliche Performance bereicherte. Über 34 Jahre hinweg prägte Brynner somit jenen fiktionalisierten König Mongkut, doppelt so lang, wie der reale Monarch dereinst auf dem Thron saß.
Wie verwachsen Brynner mit seiner Leibrolle war, lässt sich an diesem bunten, sämtliche schönen und campigen Attribute von Hollywood-Musicals in sich vereinenden Leinwandstück ablesen. Der sonst häufig so ernste, mimisch wie gestisch eher karg auftretende Darsteller bringt hierin einen Mut zu Humor und offener Theatralik auf, die sich nur als Kompensation für seine sonstige Arbeit interpretieren lässt. Er lacht und singt, schwitzt und springt. Deborah Kerr, wenngleich liebenswert wie je und natürlich das eigentliche figurale Zentrum des Films, muss dagegen beinahe zwangsläufig verblassen. Was von "The King And I" in dieser Fassung bleibt, ist vor allem ihr verlockend zuckriger, bunter Kitsch in Scope und ihre untadelige, progressive Botschaft an all die echten und falschen Monarchen der Welt. Et cetera, et cetera, et cetera.

8/10

Walter Lang Rodgers & Hammerstein Thailand Bangkok period piece Freundschaft Musik Erwachsenenmärchen Historie


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THE STUNT MAN (Richard Rush/USA 1980)


"He's not dead... yet!"

The Stunt Man (Der lange Tod des Stuntman Cameron) ~ USA 1980
Directed By: Richard Rush


Der Vietnamveteran Cameron (Steve Railsback) ist wegen eines Kavaliersdelikts auf der Flucht vor der Polizei. Als er dem Filmemacher Eli Cross (Peter O'Toole), der gerade dabei ist, ein Epos über den Ersten Weltkrieg zu drehen, in die Arme läuft, fackelt dieser nicht lange. Wegen des Unfalltodes seines Hauptdarstellerdoubles, dessen Zeuge Cameron nebenbei geworden ist, benötigt Cross nämlich dringenden Ersatz und nutzt die Notsituation Camerons schamlos aus. Dieser jedoch gewöhnt sich rasch an seine überraschende Tätigkeit beim Film, verliebt sich in die Schauspielerin Nina Franklin (Barbara Hershey) und gelangt bald zu der Überzeugung, dass Cross wahnsinnig sein muss...

Später New-Hollywood-Nachklapp und ein einsames Exempel für kompromissloses Autorenfilmen. Richard Rush verbrachte Ewigkeiten mit den Vorbereitungen für "The Stunt Man", sein erstes Projekt nach dem bereits sechs Jahre zurückliegenden "Freebie And The Bean". Rush hatte eine irrsinnige Logistik zu stemmen, da sein "Film-im-Film-Projekt" trotz dessen lediglich quasi-dokumentierter Erschaffungsphase noch immer immens aufwändig daherkam. Ähnlich wie die in derselben Phase entstandenen "Apocalypse Now", "1941" oder "Heaven's Gate" geriet "The Stunt Man" somit zu einem Zeugnis für die entfesselte Schaffenskraft eines Regisseurs, dessen schöpferische Meriten die infolge der kreativen Erosion New Hollywoods nachhaltig verwirrte Studiolandschaft dermaßen durcheinander brachten, dass das jeweilige Management im Nachhinein nurmehr als 'bizarr' zu bezeichnende, kommerzielle Wagnisse eingeging - zumeist mit ökonomisch betrachtet ernüchternden Resultaten. Diesem Irrlauf verdanken wir jedoch die genannten, meisterhaften Filme, und das ist gut so. Natürlich war "The Stunt Man" nie dazu angetan, ein großes Publikum zu begeistern; dafür ist er viel zu eigensinnig, verschroben, speziell. Sein Erbe hat sich, ebenso wie das seines Regisseurs, eigentlich bis heute nicht recht entfaltet - ein Zustand, dem hoffentlich einmal Abhilfe geleistet werden wird.

9/10

Richard Rush Hollywood Film im Film Stuntman Satire New Hollywood


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THE PRIDE OF THE YANKEES (Sam Wood/USA 1942)


"I'm putting my money on Gehrig."

The Pride Of The Yankees (Der große Wurf) ~ USA 1942
Directed By: Sam Wood

Entgegen der Vorstellungen seiner konservativen, heißgeliebten Mutter (Elsa Janssen) wird der deutschstämmige Manhattaner Lou Gehrig (Gary Cooper) mit 20 Profi-Baseballer bei den New York Yankees. Im Gegensatz zu Teamkollegen und Freunden wie dem lebenshungrigen Babe Ruth (Babe Ruth) hält Gehrig sich stets frei von Skandälchen und Zeitungsaufmachern, heiratet seine große Liebe Eleanor Twitchell (Teresa Wright) und erkrankt mit nur 35 Jahren an 'amyotropher Lateralsklerose', einem seltenen neuronalen Leiden, das seine Karriere im Profisport und schließlich auch sein Leben beendet.

Nach seinem Eintritt in den Zweiten weltkrieg benötigte Amerika vor allem echten Heldenstolz. Der als "Iron Horse" bekannte hitter Lou Gehrig, Profisportler und, infolge seiner tödlichen Krankheit tragisch konnotiertes Massenidol, bot sich geradezu perfekt für eine epische Verfilmung seines Lebens an, die dazu angetan war, selbst ein sportfernes Publikum (zu dem sich auch der anfänglich skeptische Produzent Samuel Goldwyn zählte) zum Lachen und zu Tränen zu rühren. Der damals bereits 40-jährige Gary Cooper hatte die mitunter fragwürdige Aufgabe, jenen berühmten New Yorker Heiland zwischen seinem achtzehnten und sechsundreißigsten Lebensjahr zu interpretieren, meisterte diese jedoch trotz allers Skepsis mit einer der schönsten Darstellungen seiner Karriere. Zwischen Augenzwinkern und -tränen personifizierte Cooper eine nahtlose Kultursymbiose aus Gehrig und seinem eigenen Image als großer Sohn Amerikas mit einer bezaubernden Teresa Wright an seiner Seite. "The Pride Of The Yankees" wurde unter Sam Woods Ägide zu einem durchweg liebenswerten, unterhaltenden Sympathie-Evozierer, der den Zuschauer mit zumindest kurzfristig währender, aufrichtiger Philanthropie in Herz und Kopf zurücklässt.

8/10

Sam Wood period piece New York Baseball Ehe Mutter & Sohn Familie Freundschaft Biopic


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ANCHORMAN 2: THE LEGEND CONTINUES (Adam McKay/USA 2013)


"By the hymen of Olivia Newton-John!"

Anchorman 2: The Legend Continues (Anchorman - Die Legende kehrt zurück) ~ USA 2013
Directed By: Adam McKay

Ende der Siebziger lebt Ron Burgundy (Will Ferrell) mittlerweile glücklich mit seiner Gattin Veronica (Christina Applegate) und ihrem sechsjährigen Filius Walter (Judah Nelson) in New York. Als Veronica das Angebot erhält, die Prime-Time-News zu lesen, derweil Ron im Gegenzug gefeuert wird, ist der Anchorman neuerlich in seiner Ehre gekränkt, trennt sich von seiner Familie, um in San Diego volltrunken eine Delfin-Show zu hosten. Doch das rettende Angebot kommt: Der neue New Yorker Sender GNN verfolgt das von allen belächelte Konzept, 24 Stunden Nonstop-News zu bringen. Ron steigt ein, natürlich mit seinam bewährten Team Brian Fantana (Paul Rudd), Champ Kind (David Koechner) und Brick Tamland (Steve Carrell) und reüssiert bald nicht nur gegen seinen größten Konkurrenten Jack Lime (James Marsden), sondern auch gegen Veronica. Der tiefe Fall folgt allerdings auf dem Fuße: Eine vorübergehende Erblindung, gekoppelt mit unendlichem Selbstmitleid haut Ron ein weiteres Mal aus der Bahn. Jetzt kann ihm nur noch seine Familie helfen...

Das Konzept ist bekannt, der Film selbst letztlich nicht mehr als ein Remake des Vorgängers mit ein paar neuen und vieln variierten Gags. Da dies jedoch, konzentrisch heruntergebrochen, auf jede Ferrell-Komödie zutrifft, ist großflächige Kritik an "Anchorman 2" letzten Endes ungültig. Steve Carrell, der in den knapp zehn Jahren seit "Anchorman" ja doch deutlich an Popularität zugelegt hat, wird am meisten neue Fläche zugeteilt - vielleicht ist Brick Tamland als Mischung zwischen gepflegtem Autist und imbezilem Vollidiot ja auch die netteste Nebenfigur aus Rons Newsteam (ich persönlich hatte ja immer mehr ein Faible für Koechners Champ Kind. Whammy!), so dass ihm eine Romanze angedichtet wurde und er einige schöne Gags abbekommt. Alles in allem stehen die aus dem ersten Teil bekannten, gepflegten Flachheiten der nicht minder altbekannten Sozialsatire dümmlich-amerikanischen Narzissmus' gegenüber, den Ron Burgundy ja symbolisiert wie kaum ein Zweiter. Und dann gibt es da noch die vorzüglichen, Pemium-Fremdschäm-Szenen, wie die, in der Ron bei der Familie seines afroamerikaischen part time lovers Linda Jackson (Meagan Good) dinniert und sich, "zu Assimilationszwecken", aufführt wie der schlimmste Klischeeneger. Da brechen dann doch wieder alle Dämme und überlebensgroße Ferrell-Kunst verschafft sich Raum.

7/10

Adam McKay Will Ferrell period piece Fernsehen Journalismus Ehe Familie Freundschaft Vater & Sohn Satire Groteske





Filmtagebuch von...

Funxton

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