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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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THE TOOLBOX MURDERS (Dennis Donnelly/USA 1978)


"Burn, Joey. Burn."

The Toolbox Murders (Der Bohrmaschinenkiller) ~ USA 1978
Directed By: Dennis Donnelly

Nach dem Unfalltod seiner Tochter Cathy ist der Hausbesitzer Vance Kingsley (Cameron Mitchell) dem Wahn erlegen, er müsse die Welt von allem (weiblichen) Schmutz und Übel befreien. Hinreichend "Missionierungsobjekte" findet er in seinem eigenen Appartment-Komplex, in dem Kingsley mehrere junge Frauen mit dem Inhalt seines Werkzeugkoffers hinmordet, ehe er die junge Laurie (Pamelyn Ferdin) kidnappt und sie fortan als Reinkarnation seiner toten Tochter gefangenhält. Lauries Bruder Joey (Nicholas Beauvy) riecht zwar den Braten, übersieht in seinem Eifer jedoch, dass Vance nicht das einzige irrsinnige Mitglied der Kingsley-Familie ist...

Fieser kleiner Schlitzer aus dem Grindhouse-Milieu, der erneut einen in diesen Jahren auf Psychos abonnierten Cameron Mitchell vorschiebt, um sein anrüchiges Geschäft zu absolvieren. Interessant ist vor allem die ungewöhnliche dramaturgische Konstruktion des Films: Nachdem Mitchell im ersten Viertel der Spielzeit eine rauschhafte (und fantasievoll umgesetzte) Mordtour hinlegt, kümmert er sich danach nurmehr um sein Kidnapping-Opfer und darf in diesem Zuge ein paar seinen Wahnsinn untermalende Monologe hinlegen, derweil sich der Bruder der Bedauernswerten detektivisch betätigt und es noch einen komplett im Dunkeln tappenden Polizisten (Tim Donnelly) bei seinen "Ermittlungen" zu sehen gibt. So hat Donnelly sichtlich Mühe, seinen Film auf eine handelsübliche Länge zu bringen, da er sein gar nicht mal übles Exploitation-Pulver gleich zu Beginn verschießt und hernach bis zum Finale nurmehr laue Lüftlein wehen lässt. Aber dieses Problem ist ja wohl eines von diversen immanenten Gattungsinterna. Und vermutlich wollte "The Toolbox Murders" sowieso keinen Kritikerpreis gewinnen.

6/10

Dennis Donnelly Serienmord Slasher Exploitation Kidnapping Terrorfilm Independent


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INSIDIOUS (James Wan/USA, CA 2010)


"Leave this vessel!"

Insidious ~ USA/CA 2010
Directed By: James Wan

Die dreifache Mutter Renai Lambert (Rose Byrne) glaubt fest daran, dass der Umzug in das mysteriöse neue Haus verantwortlich ist für den urplötzlich eingetretenen, komatösen Zustand ihres Ältesten Dalton (Ty Simpkins) sowie an den geisterhaften Erscheinungen, die sich permanent mehren. Doch selbst ein erneuter Umzug bringt keinerlei Besserung. Erst die über die ihre Schwiegermutter (Barbara Hershey) hinzugezogene Parapsychologin Elise (Lin Shaye) vermag Abhilfe zu schaffen: Sie erklärt den Lamberts, dass Daltons Astralkörper fernab seiner physisch manifesten Gestalt von einem Zwischenweltdämon gefangengehalten wird und zurück in das Diesseits geführt werden müsse. Diese Aufgabe soll Renais Mann Josh (Patrick Wilson) übernehmen, der als Kind selbst schon mit dem Zwischenreich und einem weiblichen Dämonen Kontakt hatte, dies jedoch lange Jahre verdrängt hat...

"Kadir, machssu eima schön "Poltergeist" auf Tasche mit alles, abba schaffe Sose weglasse!"
In seinem "Insidious", nach "Death Sentence" erneut ein modern aufbereiteter Relaunch eines persönlichen Jugendklassikers, bleibt Wan ganz der domestizierte Rezitator, der seine Vorbilder gut studiet hat, sich aus Ehrfurcht vor ihnen jedoch a priori ein ernsthaftes Kratzen an ihren Sockeln versagt zu haben scheint. Fast sämtliche Motive aus Hoopers "Poltergeist" greifen Wan und sein Hausschreiber Leigh Wannell auf: Die typologische weiße, amerikanische Vorstadtfamilie mit mehreren Kindern, das Jenseits als metaphysikalisch erklärbares Zwischenstadium, den einen bösen Finsterling, der sich der unschuldigen seele des übersinnlich begabten Kindes bemächtigen will. Und schließlich die verschworene, rettende Kraft der Familie unter Anleitung einer ebenso verschrobenen wie liebenswerten Paratante mitsamt ihren technisch versierten Spinnerkollegen. Reihenweise Spiegelbilder also, die jedoch bei weitem nicht so reibungslos, klug und vor allem perfekt abgearbeitet werden wie im fast dreißig Jahre älteren Vorbild. "Poltergeist", das scheinen Wannel/Wan übersehen oder ignoriert zu haben, war nämlich auch und insbesondere eine Satire an die Adresse Vorstadtexistenz und den rücksichtslosen "Pioniergeist" des amerikanischen Volkes, den indiskreten Charme der US-Bourgeoisie sozusagen, die am Ende die wohlfeil aufbereitete Quittung für ihre Arroganz erhält. In "Insidious" ist von solcherlei Subtilität nichts zu verzeichnen; Wan pflegt und bedient einzig den Schock und die Phantasiebereitschaft seines Publikums, dies jedoch professionell wie eh und je. Gruselige und bedrohlich wirkende Momente hat es tatsächlich einige, wenn auch das entsprechende Moment bei "Paranormal Activity" mir als deutlich wirkungsvoller in Erinnerung ist. Unter all diesen Abstrichen dennochdurchaus ansehbar.

6/10

James Wan Spuk Dämon Parapsychologie Familie Oren Peli Geister


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NIGHTMARE IN WAX (Bud Townsend/USA 1969)


"Cry! Cry! Cry!"

Nightmare In Wax (Das Wachsfigurenkabinett des Grauens) ~ USA 1969
Directed By: Bud Townsend

Nachdem der eifersüchtige Hollywood-Produzent Max Black (Barry Kroeger) dem renommierten Maskenbildner Vincent Renard (Cameron Mitchell) eine Gesichtshälfte verbrannt hat, zieht dieser sich in die vier Wände eines Wachsfigurenkabinetts zurück und verfällt dem Wahnsinn. Renard erfindet ein Mittelchen, mit dem er unliebsame Zeitgenossen in willenlose Zombies verwandeln kann und stellt sie dann in seiner Menagerie zwischen Clark Gable, Gary Cooper und Gloria Swanson aus. Bald kommt ihm die Polizei jedoch auf die Schliche.

"Einer der geschmacklosen Killerfilme Cameron Mitchells", konstatierten Hahn und Jansen ihrerzeit knapp angesichts Bavas "Sei Donne Per L'Assassino", dabei passt diese wie immer bei den beiden legendär fehlbeschäftigten Herren völlig unzureichende Kategorisierung viel besser zu dem kleinen Schundstreifen "Nightmare In Wax". Das Ding glänzt förmlich vor unzureichender Laienschaft in allen Belangen und macht gerade daher viel Freude beim Anschauen. Weit entfernt von der Zeigefreudigkeit eines Herschell Gordon Lewis merkt man Townsends kleinem Grindhäusler an, dass er gern in eine ganz andere Kerbe schlagen würde, angesichts der besorgten Produzenten aber wohl mit einem R-Rating versehen und damit einer potenziell größeren Zuschauerschaft zugänglich gemacht werden sollte. So verbleiben viele Stellen des miesen Filmchens noch in den Vorhöfen schmutziger Altherrenphantasien und es passiert eigentlich nichts Aufregendes, mit Ausnahme von ein paar Ausrastern Mitchells hier und da, die intern wahrscheinlich auf seine total beschissene Maske zurückzuführen waren. Lustig und amüsant ist "Nightmare In Wax" aber durch die Bank, da gibt's nichts.

4/10

Bud Townsend Trash Independent Zombies Wachs Hollywood


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LA MORTE NEGLI OCCHI DEL GATTO (Antonio Margheriti/I, F, BRD 1973)


"Too many books never did a woman any good."

La Morte Negli Occhi Del Gatto (7 Tote in den Augen der Katze) ~ I/F/BRD 1973
Directed By: Antonio Margheriti

Die Internatsschülerin Corringa (Jane Birkin) kommt auf das schottische Schloss ihrer Tante Mary (Françoise Christophe), wo zugleich ihre Mutter (Dana Ghia) zu Besuch ist. Mary ist nicht nur hoch verschuldet und sucht nach allen möglichen Wegen, das Geld für den Erhalt des Familienbesitzes aufzutreiben; ihr Sohn James (Hiram Keller) ist außerdem noch ein vorgeblich Wahnsinniger, der sich aus Spaß einen riesigen Menschenaffen im Käfig hält. Als es mit ihrer Mutter die erste Tote gibt, ist sich die arme Corringa zunächst überhaupt nicht sicher, wer hier nun eigentlich wirklich sein mörderisches Unwesen treibt: Ist es James, seine Mutter, der unurchsichtige Butler (Konrad Georg), oder vielleicht doch der zwielichtige Psychiater Dr. Franz (Anton Diffring) oder dessen undurchsichtige, bisexuelle Gespielin Suzanne (Doris Kunstmann)...?

Mit "La Morte Negli Occhi Del Gatto" verfolgt Margheriti mit ein wenig Verspätung die Linie der zunehmend zeigefreudigeren (und um diese Zeit bereits wieder zunehmend verschwindenden) Wallace-Verfilmungen: Ein modriges, altes Schloss in mooriger Landschaft mitsamt adligem Innenleben; ein komplett bizarr wirkendes Personeninventar, eine junge Unschuldige als Identifikationsfigur. Auf dieser Basis arbeitet sich "La Morte" denn auch recht annehmbar voran - eine durchweg ominöse und hirnverbrannte Dialogregie gehört allerdings ebenso dazu, wie das ebenso putzige wie zwecklose Unterfangen, das Ganze zu einem leidlich spannenden Whodunit aufzublasen. Erstens ist die am Ende aus dem Hut gezauberte Auflösung für den Rezipienten selbst mit kompetenster detektivischer Vorarbeit nicht zu entschlüsseln (wobei ich Fuchs dennoch ein paarmal über ebendiese Variante nachgedacht habe), zweitens verspielt der Film spätestens mit dem völlig redundanten Auftritt des schlecht kostümierten Darstellers im Affengewand (der Affe soll übrigens ständig als Orang Utan verkauft werden, sieht aber - wenn überhaupt - verdächtig nach einem Gorilla aus) jedwede Ernsthaftigkeit. Es bleibt eine naive, immerhin stimmungsvolle, kleine Trashgranate, die ihren letztlich einzigen Gewinn aus ihrem immerhin ansehnlichen Ensemble (Anton Diffring ist immer eine Bank, egal wo sie steht) bezieht.

5/10

Katzen Antonio Margheriti Schottland Schloss Giallo Europloitation Serienmord Affen


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DRIVE ANGRY (Patrick Lussier/USA 2011)


"Even in hell there is compassion."

Drive Angry ~ USA 2011
Directed By: Patrick Lussier

Die Hölle ist ein Riesenknast und Luzifer sein Manager. Als der darin Einsitzende John Milton (Nicolas Cage) erfährt, dass seine Tochter das Opfer einer Satanistensekte wurde und seine Enkeltochter von den Unholden entführt und bald geopfert werden soll, flieht er zurück auf die Erde, den 'Buchhalter' (William Fichtner), einen teuflischen Bluthund, auf den Fersen. Zusammen mit der White-Trash-Biene Piper (Amber Heard) jagt Milton den Sektenchef Jonah King (Billy Burke) und muss sich nebenbei noch mit der idiotischen State Police herumschlagen.

Erwartungsgemäß total doof (wenn auch weitaus erträglicher als sein Kollege Clive Owen im unsäglichen "Shoot 'Em Up") ballert sich ein untoter Nicolas Cage durch dieses Feuchter-Traum-Szenario eines jeden weißen Südstaatenproleten und hinterlässt dabei allenthalben seine Duftmarke in Form von Exploitation, Explosionen und extrem übel zugerichteten Leichen. Dass Cage immer dann am Besten ist, wenn er sich das Grinsen über seine Rolle(n) und deren unweigerliche Dialogzeilen mal wieder nicht verkneifen kann, versteht sich dabei auch im Falle "Drive Angry" von selbst. Ansonsten bietet Lussiers neuestes Werk eben typisches, stromlinienförmig-postmodernistisches "Exploitation"-Gehampel anno 11: Ausgefüttert mit viel Geld und großer Klappe empfiehlt es seine Derivate sozusagen bereits "pränatal" als total geile Kultfilme, zu deren Wesenszügen es eben grundsätzlich zählt, dass es besonders cool und witzig ist, wenn die Weiber sich möglichst vollbusig, blond und nymphoman gebärden, bzw. wenn irgendwelche bedauernswerte Zeitgenossen aus Oberflächengründen denunziert werden, mental unterbelichtet sind und/oder ihnen die halben Gesichter weggeschossen werden. Da hilftet ooch weenich (bis garnix), dass als kleines Zugeständnis an den bildungsbürgerlichen Rezipientenzirkel die Hauptfigur genannt wurde wie jener große englische Dichter, der einst über die Unterwelt sinnierte.
Ich muss ja zugeben, dass ich mich von dergleichen in unregelmäßigen Abständen selbst gern bespaßen lasse. Nun, am Ende ist wohl doch alles bloß eine Geschmacksfrage.

5/10

Rache Exploitation Hölle Louisiana car chase 3-D Satanismus Patrick Lussier Oklahoma


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CHI SEI? (Ovidio G. Assonitis, Robert Barrett/I, USA 1974)


"Come on, you filthy pig. Lick the vile whore's vomit!"

Chi Sei? (Vom Satan gezeugt) ~ I/USA 1974
Directed By: Ovidio G. Assonitis/Robert Barrett

Das dritte Kind kommt zwar unerwartet, aber es kommt. Doch die Zuversicht, mit der der Plattenproduzent Robert Barrett (Gabriele Lavia) und seine schwangere Frau Jessica (Juliet Mills) auf das Baby warten, verfliegt bald: Jessica fängt an durchzudrehen, wird zunehmend aggressiv und spricht mit fremder Stimme, bevor sie sich auch physisch zu verändern beginnt. Derweil taucht ein Fremder namens Dimitri (Richard Johnson) auf, mit dem Jessica vor Jahren mal was hatte, und der behauptet, genau zu wissen, was mit ihr los ist. Während Roberts Freund, der Arzt Staton (Nino Segurini), dem Braten alles andere als traut, sieht Robert in Dimitri die letzte Chance für Jessicas Rettung.

Wenn ich nach dem Genuss eines Horrorfilms Albträume bekomme, eine mit zunehmendem Alter immer seltener auftretende Erscheinung nebenbei, werte ich dies im Allgemeinen als gutes Zeichen (wenngleich mein Nachtmahr nichts mit Assonitis' Film zu tun hatte, sondern Jack Nicholson, mein altes Gymnasium sowie mein damaliger Deutsch-LK-Lehrer drin vorkamen. Aber egal). Irgendwie kann "Chi Sei?", wenn man entsprechender Stimmung ist, einen schon ganz ordentlich vereinnahmen; da sind meisterlich-suggestiv inszenierte Szenen wie etwa die, in der eine Gruppe farbiger Jazz-Musiker um Gabriele Lavia herumtänzelt und ihm irgendwas von Hölle und Verderben vorsingt (die Reaktionen der übrigen Passanten sind wohl echt, was auf knorkes Guerilla-Filmen hindeutet), oder ganz allgemein der gekonnte Blick auf die flächige Urbanität San Franciscos. Daneben steht jedoch der abnsolut schwachsinnige Inhalt, ein logisch keineswegs zur Gänze zu entschlüsselndes Konglomerat aus "Rosemary's Baby" und "The Exorcist", mit deutlichem Schwergewicht auf letzterem natürlich. Rüder Dialog, den in der deutschen Fassung witzigerweise Wolfgang Hess abzusondern hat, schlechte Zähne, Eiterpusteln plus die altbekannte Erbsensuppenkotze gehören dazu wie Senf zum Frankfurter und so bleiben die Überraschungen weitgehend unüberraschend. Am Schönsten sind die zwei ausschließlich via Schimpfwortvokabular parlierenden Kinder: "Du bist ein dummes Arschloch. Spiel doch mit deinem Schwänzchen." - "Halt's Maul, du alte Sau." Und die beiden sind NICHT besessen, das muss dazu gesagt werden! Dagegen sind meine etwa im gleichen Alter befindlichen Schülerinnen und Schüler jedenfalls wahre Novalisse bezüglich des stilvollen Sprachgebrauchs.
"Gekrönt" wird das Ganze schließlich noch von einem vollends blödsinnigen Cliffhanger, der ein (offizielles) Sequel jedoch glücklicherweise quasi bereits im Mutterleib per Auto-Abort verhinderte.
Seltsam? Aber so steht es geschrieben!

5/10

Schwangerschaft Ovidio G. Assonitis Dämon Robert Barrett Exploitation San Francisco


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THE VINDICATOR (Jean-Claude Lord/USA, CA 1986)


"You can't love death."

The Vindicator ~ USA/CA 1986
Directed By: Jean-Claude Lord

Der brave Wissenschaftler Carl Lehman (David McIlwraith) wird von seinem skrupellosen Boss Alex Whyte (Richard Cox), der besessen davon ist, zu kommerziellen Zwecken totes Leben zu reanimieren und fernsteuerbar zu machen, als unfreiwilliges Versuchskaninchen missbraucht. Whyte jagt Carl mitsamt seinem Labor in die Luft und reichert die entstellte Leiche mit Maschinenteilen an. Carls Bewusstsein lässt sich jedoch nicht beherrschen und so flieht der Cyborg in die Nacht hinaus, um die Sicherheit seiner schwangeren Frau (Teri Austin) besorgt und ausgestattet mit einer todbringenden Eigenschaft: Alles, was Carl attackiert, muss von ihm, dafür sorgt ein eingebauter Mechanismus, automatisch zur Strecke gebracht werden.

Als missing link zwischen "The Terminator" und "RoboCop" wäre Lords unabhängig hergestellter B-Film sicher gern in die Filmgeschichte eingegangen - letztlich erinnert sich (mit wenigen Ausnahmen) jedoch kein Schwein mehr an ihn. Dabei bringt das postmodernisierte "Homunculus"-Motiv recht viel an Innovation mit in das Genre, wovon Ed Neumeier für sein "RoboCop"-Script später Manches abzuschöpfen wusste. So trägt zum Beispiel der Gedanke an die unsterbliche Seele des maschinisierten Frankenstein-Monsters bereits hier ausgeprägte Früchte: Der arme Carl Lehman weiß, dass ein weiteres glückliches Zusammenleben zwischen seiner Gattin und ihm, dem entsexualisierten Metallmenschen, völlig unmöglich ist - dennoch umsorgt er sie nach wie vor und verteidigt ihren Witwen-Status mit eifersüchtiger Vehemenz. Mind over matter. Ganz interessant ist auch der Einstieg um ein paar für ethisch fragwürdige Versuche missbrauchte Schimpansen - hier gelingen Lord geradezu beklemmende Momente, die durch spätere, haarsträubende Sequenzen um Pam Grier als knallharte Söldnerbraut praktisch neutralisiert werden. Dennoch lohnt "The Vindicator" das späte Nachhalten wie ich finde; zumal er wie beiläufig sehr adäquat die atmosphärische Kälte seiner Entstehungszeit demonstriert.

5/10

Jean-Claude Lord Cyborg Frankenstein Mad Scientist Independent


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TWICE-TOLD TALES (Sidney Salkow/USA 1963)


"Yes, I'm going to celebrate - on my own!"

Twice-Told Tales (Das Gift des Bösen) ~ USA 1963
Directed By: Sidney Salkow

Drei Geschichten nach Nathaniel Hawthorne: In "Dr. Heidegger's Experiment" entdeckt ein alternder Arzt (Sebastian Cabot) zusammen mit seinem besten Freund (Vincent Price) zufällig ein Verjüngungswässerchen, das sich seinen Weg durch das Gruftgemäuer seiner verstorbenen Verlobten (Mari Blanchard) bahnt und deren Leichnam vorzüglich konserviert hat. Als Dr. Heidegger das Mittel voller Euphorie mehrfach ausprobiert, ahnt er weder um die ihn umgebenden Ränke, noch um die Halbwertzeit des Elixiers. "Rappaccini's Daughter" erzählt die Geschichte eines eifersüchtigen Wissenschaftlers (Vincent Price), der seiner Tochter (Joyce Taylor) die Enttäuschungen der Liebe ersparen will und sie daher mit dem Gift einer exotischen Pflanze verseucht hat. Fortan verursacht jede ihrer Berührungskontakjte mit anderen Lebewesen deren promptes Ableben. Erst ein junger Galan (Brett Halsey) vermag, Rappaccinis Tochter aus ihrer Zwangsisolation zu lösen - mit tragischen Folgen für alle Beteiligten. In "The House Of The Seven Gables" schließlich geht es um den alten Familienfluch der Pyncheons, der deren jüngsten männlichen Spross jedoch keinesfalls davon abhält, nach einer immens wertvollen Besitzurkunde zu suchen, die irgendwo auf dem Familiengut versteckt liegt. Gier und Geister jedoch machen ihm bald den Garaus.

Vorzüglicher, gediegen gemachter Grusel-Omnibus, der mit den großen Klassikern dieses Sub-Genres, also den britischen Amicus-Produktionen oder Bavas "I Tre Volti Della Paura" und selbst dem Über-Vorbild "Dead Of Night" so gut wie problemlos zu konkurrieren vermag. Das liegt zum einen selbstverständlich an den schauerpoetischen inhaltlichen Impulsen, die der Film dem großen Romantiker Nathaniel Hawthorne, einem bereits infolge seiner hochinteressanten Herkunft sowie seines illustren Werdegangs verpflichtenden Autoren für Chronisten klasischer Düsterliteratur, verdankt. Während die ersten beiden Episoden auf gleichnamigen Kurzgeschichten Hawthornes basieren, hat die letzte einen ganzen Roman des großen Literaten zum Vorbild. Zwar sind allerorten leichte "Trivialisierungen" und Freiheiten bezüglich der Leinwandtransponierung zu verzeichnen; diese fügen sich jedoch in die bravouröse, gekonnte Form der Inszenierung ein, die weder mit edlen, satten Farben geizt, noch mit einer geradezu lustvollen Zentrierung ihres Hauptdarstellers. Jener erbrachte mit "Twice-Told Tales" einen erneuten Beweis für seinen Status als Sonnenkönig des amerikanischen Horrorfilms, dem ja bekanntermaßen noch einige folgen sollten.

8/10

Sidney Salkow Nathaniel Hawthorne period piece Episodenfilm


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WILD BEASTS - BELVE FEROCI (Franco E. Prosperi/I 1984)


Zitat entfällt.

Wild Beasts - Belve Feroci ~ I 1984
Directed By: Franco E. Prosperi

Eine überhöhte PCP-Dosis im Frankfurter Trinkwasser lässt nicht nur den gutmütigen Blindenhund Barko sowie die Ratten aus der Kanalisation, sondern auch die Tiere im Zoo durchdrehen. Einige von ihnen reißen aus und machen die Frankfurter Innenstadt unsicher und greifen diverse Menschen an, die die Attacken zumeist nicht überleben. Der Veterinär Dr. Berner (John Aldrich), die Journalistin Laura (Lorraine De Selle) und Inspektor Braun (Ugo Bologna) haben alle Hände voll zu tun, nicht nur die Ursachen des wilden Treibens aufzudecken, sondern auch damit, den verängstigten Leuten zu helfen.

Ein mittlerweile praktisch vergessener Tierhorror-Streifen aus der Fertigung des "Mondo"-Wizards Franco E. Prosperi (nicht zu verwechseln übrigens mit dem gleichnamigen Regisseur Franco "Francesco" Prosperi - allerdings ohne "E." in der Mitte - der ebenfalls für manch derben Exploitationkracher steht), der wundersamer Weise zu großen Teilen in Frankfurt a.M. entstand und die nächtliche Stadt zu einem faszinierenden weiteren Hauptdarsteller kürt. Die zum Kampf gegen ihre humanen Gegenüber an- und auftretenden Tiere, darunter diverse Großkatzen, Elefanten, eine Horde Gnus und sogar ein Eisbär, sind durch die Bank echt und rangeln mit ihren Trainern herum. Die hier und da dennoch beachtlichen Gore-Momente beschränken sich daher auch erwartungsgemäß auf die späteren Leichenfunde, respektive entsprechend schön gestaltete Dummys (hübsch: zwei Krankenwagenfahrer laden ein völlig zernagtes Rattenopfer ein und lassen dabei ein verächtliches: "Weg damit!" fahren). Interessant wird es dann vor allem gegen Ende, als der PCP-Effekt plötzlich auch ein paar Kinder irrsinnig werden lässt.
Dass solche Filme mittlerweile in vorzüglicher Qualität und mit schönem Bonusmaterial aufbereitet wieder aus der Versenkung gehievt werden, ist Merkmal einer Entwicklung, die man gar nicht genug lobpreisen kann. In diesem Sinne.

6/10

Frankfurt Zoo Tierhorror Drogen Europloitation Splatter Ratten Nacht Großkatzen Franco E. Prosperi


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DARK NIGHT OF THE SCARECROW (Frank De Felitta/USA 1981)


"Bubba didn't do it!"

Dark Night Of The Scarecrow (Die Rache des Gelynchten) ~ USA 1981
Directed By: Frank De Felitta

Ein kleines Nest irgendwo im Mittelwesten: Der niederträchtige Postbote Hazelrigg (Charles Durning) hat nur eines im Sinn - den geistig behinderten Bubba Ritter (Larry Drake) aus dem Verkehr zu ziehen, dem er seine eigenen verborgenen, pädophilen Obsessionen andichtet. Als Bubbas Freundin, die kleine Marylee (Tonya Crowe), von einem Hund angefallen und verletzt wird, stürzen sich Hazelrigg und drei Kumpane (Lane Smith, Robert F. Lyons, Claude Earl Jones) in einem Schwall falscher Verdächtigungen auf Bubba und verüben an ihm einen brutalen Lynchmord. Als sich kurz darauf herausstellt, dass Bubba das Mädchen im Gegenteil zu retten versucht hat, bekommt das feige Quartett es mit der Angst. Und tatsächlich bleibt es nicht beim schlechten Gewissen, denn schon bald fällt der erste von ihnen einem bizarren Unfall zum Opfer...

"Dark Night Of The Scarecrow", eine Produktion für das US-Fernsehen, habe ich um ersten und letzten Mal vor vielen Jahren, irgendwann in den späteren Achtzigern, im Frühabendprogramm des ZDF unter dem adäquateren Titel "Die Nacht der Vogelscheuche" gesehen, das ihn in einer Reihe phantastischer Werke um die heute ungewohnte Uhrzeit 19 Uhr 30 zeigte. Ich erinnere mich noch so gut daran, weil ich diese Reihe mit Argusaugen verfolgte und darin noch einige weitere rare Schätze entdeckte, der ich bislang ebensowenig habhaft werden konnte.
Als Horrorfilm, der seine visuellen Versuchungen durchaus moderat handhabt und sich praktisch jedweder blutigen bis offenen Gewaltdarstellung verweigert, ließ sich De Felittas kleiner Geheimtipp durchaus zu dieser frühen Stunde ausstrahlen. Dennoch ist die Geschichte, die sich rein atmosphärisch in das Short-Story-Inventar eines Stephen King einordnen lässt, durchaus grauslig. Immerhin geht es um verdrängte Pädophilie, bürgerliche Fassaden, Lynchjustiz, Rache und paranormale Vorgänge. Die Gewaltverbrechen sind von Blindheit, Angst und eben Vergeltung motiviert. Charles Durning spielt seine unglaublich hassenswerte Rolle mit gebührlichem underacting; wenngleich er oft Unsympathen zu verkörpern hatte, hat man ihn als einen solchen Kotzbrocken glaube ich sonst nie zu Gesicht bekommen. Der von allen gemochte, freundliche Postbote, eine vertrauenswürdige Institution der amerikanischen Vorstadt-Idylle - hier verbirgt sich hinter seinen Schweinsäuglein ein von Schuldkomplexen zerfressener, von seiner Einsamkeit aufgesogener Alkoholiker, der seine tief in ihm wohnenden Aggressionen auf das schwächste Glied der sozialen Gemeinschaft projiziert - einen von engelsgleicher Unschuld beseelten geistig Behinderten. So bleibt bei allen Gruseleffekten, stets eine wohlfeil evozierte, innere Befriedigung angesichts der Racheakte aus dem Jenseits. Trotz seiner äußerlich sehr routinierten, formelhaften Machart ein empfehlenswertes Werk für Gruselgourmets mit eher klassischer Verwurzlung.

8/10

Frank De Felitta Rache Lynchjustiz TV-Film Vogelscheuche





Filmtagebuch von...

Funxton

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