Zum Inhalt wechseln


In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


Foto

MOONRAKER (Lewis Gilbert/UK, F 1979)


"Why did you break up the encounter with my pet python?" - "I discovered it had a crush on me."

Moonraker ~ UK/F 1979
Directed By: Lewis Gilbert

Nachdem ein Raumpendler der von dem Großindustriellen Hugo Drax (Michael Lonsdale) gefertigten 'Moonraker'-Serie entführt wird, kommt James Bond (Roger Moore) ins Spiel. Um den Verbleib des Space Shuttle zu klären, lernt er zunächst dessen Erbauer kennen. Drax macht keinen Hehl daraus, dass er Bond am Liebsten gleich wieder loswerden will und alsbald stellt sich dem Superagenten eine Todesfalle nach der anderen in den Weg. Zusammen mit der CIA-Kollegin Holly Goodhead (Lois Chiles) kommt Bond schließlich Drax' wahren Plänen auf die Schliche: Der Wahnsinnige will die gesamte Menschheit mit Nervengift auslöschen und eine neue Superrasse auf der Erde aussetzen und züchten. Um dieses Vorhaben zu vereiteln, müssen Bond und seine Gespielin ins Weltall aufbrechen...

Im Grunde nur eine Variation des Vorgängerfilms "The Spy Who Loved Me", thematisch mit diesem unzweideutig identisch und sogar mit der Lieblingsfan-Ingredienz 'Jaws' (Richard Kiel) re-garniert, ist selbst der Storyaufzug vollkommen halbherziger Natur. Warum und wie Bond Drax auf die Schliche kommt - der eigentliche Grund ist sein von ihm selbst gekapertes Raumschiff - wird irgendwann gegen Ende in einem Nebensatz abgehandelt wie ein notwendiges Übel. In jedem Fall ist Drax ein ganz hübsch dämlicher Superverbrecher, wenn er die Weltöffentlichkeit für sich zu interessieren beginnt und das Gelingen seiner Pläne für eine solche Lappalie aufs Spiel setzt - ein ganzer Plot als einziger MacGuffin. Der Produktion ging es offenkundig einzig und allein darum, die gerade aufziehende SciFi-Mania nicht ungenutzt vorüberziehen und den bereits faltiger werden Heroen auch in extraterrestrischen Sphären reüssieren zu lassen. Aus Kiels Beißer wird - das Script lässt ihn diesmal ganz gezielt niemanden töten und stellt ihm zur zusätzlichen Vermenschlichung ein blondes Quietscheentchen zur Seite - ein lustiger Sidekick, der jede zuvor so nett geschürte und geschätzte Bedrohlichkeit einbüßt. "Moonraker" macht aus seiner Anbiederung an Kinder und Jugendliche als nachwachsende Zuschauergeneration keinen Hehl und lässt Bond im Schoße der Familienunterhaltung ankommen. Zugegeben - als Kind fand ich ihn auch sehr toll.
Das product placement kommt so unverhohlen penetrant wie selten daher und avanciert von un an zu einem zusätzlichen Franchise-Trademark: Ein getarnter Krankenwagen der Bösewichte rast am Zuckerhut an gut vier verschiedenen Werbeplakaten vorbei, die die Panavision-Linse selbstverständlich passgenau einfängt. Besonders 7 Up hat offenbar ordentlich reingebuttert.
Der wiederum großartig komponierende John Barry hat sich derweil bei seinem Vorgänger Marvin Hamlisch die Unart abgeschaut, altbekannte Partituren zu Zwecken vordergründigen Humors zu adaptieren (hier sind es derer gleich fünf: Chopin, Leoncavallo, Tschaikovsky, Strauß und Elmer Bernstein - puh!). Angedenk all dessen fast schon ein kleines Wunder, dass dieser wiederum über Gebühr alberne Bond-Film fürs Erste den kommerziellen Höhepunkt der Reihe markierte. Aber der Pöbel wollte und bekam sie eben, seine Laserstrahlen.

6/10

Lewis Gilbert John Glen James Bond 007 Brasilien Rio de Janeiro Venedig Italien Weltraum Terrorismus Madness Kalifornien


Foto

THE SPY WHO LOVED ME (Lewis Gilbert/UK 1977)


"Can you play any other tune?"

The Spy Who Loved Me (Der Spion, der mich liebte) ~ UK 1977
Directed By: Lewis Gilbert

Ein mysteriöses neues 'U-Boot-Ortungssystem' macht den Geheimdiensten in West und Ost zu Schaffen: Urplötzlich verschwinden ein russisches und ein britisches U-Boot spurlos im Atlantik. Zeitgleich werden James Bond (Roger Moore) und die KGB-Agentin Anya Amsova (Barbara Bach), deren Liebhaber (Michael Billington) Bond pikanterweise kurz zuvor im Spionenclinch töten musste, gemeinsam von ihren Chefs auf die Suchmission geschickt. Vor Sardinien machen sie schließlich den Urheber des Geschehens ausfindig: Den wahnsinnigen, ozeanophilen Milliardär Stromberg (Curd Jürgens), der den Dritten Weltkrieg provozieren und eine neue Zivilisation am Meeresgrund schaffen will.

Harry Saltzman hatte in den Sack gehauen und Insolvenz angemeldet, die bisher längste Pause zwischen zwei Bond-Premieren, nämlich gute zweieinhalb Jahre, ergab sich daraus als zwangsläufiger Effekt. Mit dem teuren "The Spy Who Loved Me" betrat das Bond-Franchise nach zahlreichen vorherigen Liebäugeleien mit ihm nunmehr endgültig das Terrain der Science Fiction: Einen dermaßen verrückten Gegner hatte Bond bisher jedenfalls nicht aus der Bahn zu schubsen gehabt, Goldfinger und Blofeld eingeschlossen. Stromberg ging es nicht um die Anhäufung von persönlichem Reichtum durch Terror und Erpressung, die Monopolisierung eines Edelmetalls, eines Suchtmittels oder erneuerbarer Energien; hier stand dem Superagenten zu dessen verständlicher Verwirrung erstmals ein barer Idealist gegenüber, der tunlichst jede unnötige Aufmerksamkeit zu vermeiden suchte, dem jedwede Anstrengung der Weltmächte, seine Pläne zu unterminieren, lediglich als lästige Stolpersteine erscheinen mussten und der nichts Geringeres im Auge hatte als die bedingungslose Auslöschung der globalen Zivilisation.
Wie zur Bestätigung dieser befremdlichen Bedrohlichkeit trug Karl Stromberg, von dem normannischen Kleiderschrank Curd Jürgens, angelegt als eine Art Gert-Fröbe-Reprise, sogar Schwimmhäute zwischen seinen Fingern - ein Amphibienmensch vielleicht und deshalb so irre? Wie dem auch sei - rückblickend findet sich "The Spy Who Loved Me" ziemlich umjubelt und gilt als Moores "Goldfinger"-rangiger Serienbeitrag. Zieht man, wie erwähnt, Jürgens und die vielen anderen Selbstplagiierungen vom monströsen Leibwächter (hier: Richard Kiel) über das Superauto bis hin zu wieder aufgewärmten Ideen ("You Only Live Twice", ironischerweise ebenfalls von Lewis Gilbert in Szene gesetzt, wird mehr als einmal zitiert) als Qualitätsmerkmale hinzu, mag dies vielleicht zutreffen. Ich selbst bin da etwas zwiegespalten: Moores Ironie wird möglicherweise zu stark prononciert, man heuchelt völlig verlogen etwas von Gleichberechtigung (der Bond-Sexismus zeigt sich hier lediglich auf perfidere Art, ist ansonsten aber mindestens so aggressiv wie eh und je), die Musik, diesmal von Marvin Hamlisch, ist bestenfalls nett, bis hierher jedoch die schlechteste in einem Bond-Film (erst Eric Serra stellte diesen Negativrekord neuerlich ein) und der Film von noch auffälligerer Selbstzweckhaftigkeit als gewohnt. Trotzdem ist er aus genau den genannten Gründen, die ein jeder Bond-Apologet ebensogut positiv auszulegen vermag, ein starker, substanzieller Serienbaustein, der infolge seines kommerziellen Erfolges die Nachfolger stark beeinflusste und eine neue Linie vorgab.

8/10

James Bond 007 Lewis Gilbert Italien Sardinien Ägypten U-Boot Haiangriff Österreich Schnee Kalter Krieg John Glen Madness car chase Schweiz


Foto

THE MAN WITH THE GOLDEN GUN (Guy Hamilton/UK 1974)


"Who'd want to put a contract on me?" - "Jealous husbands, outraged chefs, humiliated tailors - the list is endless."

The Man With The Golden Gun (Der Mann mit dem goldenen Colt) ~ UK 1974
Directed By: Guy Hamilton

James Bond (Roger Moore) erhält eine vermeintliche Morddrohung durch den berüchtigten Auftragskiller Francisco Scaramanga (Christopher Lee), der seine Opfer mittels goldener Pistole und goldenen Geschossen für eine Million Dollar pro Job ins Jenseits befördert. Bond bietet an, Scaramanga ausfindig zu machen, bevor dieser ihn findet und muss dafür über den Nahen bis in den Fernen Osten reisen, wo er Scaramangas Spur in Hong Kong aufnimmt. Dort kommt er gerade rechtzeitig, um zu erleben, wie Scaramanga einen vermissten Solartechniker erschießt. Bond findet heraus, dass der Killer für den thailändischen Großindustriellen Hai Fat (Richard Loo) arbeitet, der das Monopol für Solarenenergie an den Meistbietenden zu verkaufen sucht. Scaramanga jedoch will das Geschäft selbst machen und zieht sich, nachdem er Hai Fat getötet hat, auf seine Insel im chinesischen Meer zurück. Bond, der mittlerweile herausgefunden hat, dass die vorgebliche Todesbotschaft mitnichten von Scaramanga, sondern von dessen verräterischer Konkubine Andrea (Maud Adams) stammt, die den Agenten zur Ermordung ihres verhassten Hausherrn veranlassen will (wofür auch sie sterben muss), reist ihm hinterher.

Der eilends nachgeschobene zweite Moore-Einsatz ist etwas albern geraten. Einige ziemlich schmierige Gags sind darin, die einen undefinierbaren Altherrencharakter besitzen und der Versuch, sich nach der Blaxploitation- auch noch an die Easternwelle zu heften und einem Wink Richtung der mitunter zweitklassigen Mondo-Schinken jener Jahre zu vollziehen (das "Bottoms Up" etwa war ein echter Club in Kowloons Rotlichtviertel, der erst vor vier Jahren dichtgemacht hat und für einen dicken Logik-Faux-pas - 'blooper' nennt man's wohl - im Film sorgt), schlägt jeweils auf ganzer Linie fehl. Mit der dümmlichen, wenngleich wohlgeformten Agentenkollegin Mary Goodnight (Britt Ekland) bekommt Bond seine wohl nervigste Gespielin ans Bein gebunden, die sich durch ihre Tapsig- und Tolpatschigkeit eher als Hindernis denn als Hilfe entpuppt. Immerhin ist die Re-Integrierung des von Clifton James gespielten, latent rassistischen Südstaatensheriffs J.W. Pepper, der natürlich ganz zufällig mit seiner Frau Mabel Urlaub in Bangkok macht, als 007 dort agiert, halbwegs lustig geraten. Ansonsten muss man schon einräumen, dass vieles hier in der Rückschau für einen Bond-Film recht peinlich und zeitüberkommen erscheint, ähnlich, wie es bereits bei dem ersten 'Fernost-Bond' "You Only Live Twice" der Fall ist. Der große Tom Mankiewicz räumte denn auch nachträglich ein, dass er bei "The Man With The Golden Gun" nicht mehr ganz auf seiner wahren Bond-Höhe verweilte und nach der mehrfachen Überarbeitung des Scripts daher das Franchise auch ein für allemal verließ.

6/10

James Bond 007 Guy Hamilton Hong Kong Macao Libanon Beirut Thailand Bangkok Energiekrise Profikiller car chase


Foto

LIVE AND LET DIE (Guy Hamilton/UK 1973)


"A white face in Harlem. Good thinking, Bond."

Live And Let Die (Leben und sterben lassen) ~ UK 1973
Directed By: Guy Hamilton

James Bond (Roger Moore) erhält den Auftrag, die fast zeitgleiche Ermordung dreier britischer Agenten in den USA und auf der Karibikinsel San Monique zu untersuchen. Seine Suche beginnt in New York, wo er, kaum am Flughafen angekommen, schon von der Gegenseite attackiert wird. Hinter den Aktionen macht Bond schließlich den Inseldespoten Dr. Kananga (Yaphet Kotto) ausfindig, der sich zuweilen gern als Gangsterboss Mr. Big maskiert. Kanangas Plan sieht vor, den Heroinhandel in den USA komplett unter seine Kontrolle zu bringen und sämtliche Süchtigen an sein Unternehmen zu ketten. Als Bond seine jungfräuliche Hellseherin Solitaire (Jane Seymour) dazu bringt, sich in ihn zu verlieben und sie durch Defloration für Kananga "unbrauchbar" macht, bringt er den gefährlichen Verbrecher noch mehr gegen sich auf.

Nicht nur einer meiner liebsten Bondfilme, sondern auch der vermutlich meistgesehene, zu Kindheitszeiten wohl mindestens einmal die Woche im alten Fisher-Recorder gelandet. Bis heute hat sich diese rostfreie Liebe denn auch nicht verflüchtigt; jetzt kann ich sie allerdings etwas besser eruieren. Da wären zunächst einmal die Blaxploitation-Anleihen und damit ein unbedingtes Zugeständnis an einen Teil zeitgenössischer Popkultur, die im Bond-Sinne freilich "umgedreht" wird: Den reaktionären Rassismus der schwarzen Genrefilme verkehrt "Live And Let Die" einfach wieder ins Gegenteil, was ihm dann auch prompt manch kritische Stimme einheimste. Zu Unrecht, denn der Film lebt von seiner hübschen, weißen Paranoia, die nahezu jedes farbige Gesicht im Film (mit ganzen zwei Ausnahmen) als potenziellen Mitverschwörer denunziert. Dass man in der 'Szene' derweil durchaus Spaß versteht, zeigt die launige Mitwirkung diverser Blaxploitation-Größen von Yaphet Kotto über Julius Harris und Gloria Hendry bis hin zu Tommy Lane und Arnold Williams. Überhaupt ist die Neigung hin zu gemischten Genrezutaten immens und verleiht dem Film ein höchst spezifisches Flair: Bond muss es nicht nur mit Voodoo-Zauber, sondern auch mit diversen Lieblingstieren aufnehmen - Schlangen, Krokodile, Haie, Schlangen - in ebendieser Reihenfolge. Roger Moore führt sich sogleich perfekt ein in seine neue Lebensrolle, die er, sieht man von Connerys inoffizieller 83er-Rückkehr ab, so oft spielte wie außer ihm bis dato niemand. Erstaunlicherweise sieht er gute zehn Jahre jünger aus als sein Vorgänger Sean Connery im 71er "Diamonds Are Forever", obschon er knappe drei Jahre älter ist.
"Live And Let Die" ist der erste Film ohne Q, auch wenn dessen Gegenwart zumindest in Form einer trickreichen Armbanduhr spürbar ist. Für den deutschen Zuschauer gibt es noch eine weitere Zäsur: Nach elf Jahren Berliner Synchronisation wanderte die Vertonung für das hiesige Publikum nun bis 1989 nach München ab, was bedeutete, dass man auf vertraute Standardstimmen wie jene von Siegfried Schürenberg, Konrad Wagner, Wilhelm Borchert oder Friedrich Schoenfelder verzichten musste. Bemerkenswert der Soundtrack mit meinem Lieblingstitelstück: John Barry durfte hier einmal pausieren, stattdessen schrieb 'Beatle # 5' George Martin den fantastischen Score und arbeitete zum ersten Mal seit dem Fab-Four-Schwanengesang "Let It Be" wieder mit Paul McCartney zusammen. Nebenbei hat "Live And Let Die" das schönste Kinoplakat der Reihe. Wenn das nicht Gründe genug sind, um diesen Film lobzupreisen, weiß ich's auch nicht.

10/10

James Bond 007 Guy Hamilton Blaxploitation New York New Orleans Louisiana Haiangriff Schlangen Karibik Heroin Voodoo Südstaaten Harlem Krokodil


Foto

DIAMONDS ARE FOREVER (Guy Hamilton/UK 1971)


"Making mud pies, 007?"

Diamonds Are Forever (Diamantenfieber) ~ UK 1971
Directed By: Guy Hamilton

Nachdem er den entkommenen Blofeld (Charles Gray) vermeintlich erledigt hat, widmet James Bond (Sean Connery) sich einer Diamantenschmuggel-Affäre. Von Südafrika aus gehen die Steinchen zunächst nach Amsterdam, von wo aus Bond ihren Weg weiterverfolgen soll. Hier lernt er die schnieke Schmugglerin Tiffany Case (Jill St. John) kennen, der Bond seine wahre Identität aus naheliegenden Gründen zunächst verheimlicht. Weiter geht es nach Las Vegas, wo die Spur der Diamanten zum öffentlichkeitsscheuen Magnaten Willard Whyte (Jimmy Dean) führt - hinter dessen unsichtbarer Fassade verbirgt sich tatsächlich Blofeld - Bond hatte lediglich einen seiner Doppelgänger eliminiert. Nachdem der von Blofeld gekidnappte, echte Whyte befreit werden kann, findet Bond heraus, wozu Blofeld die Diamanten benötigt: Im All kann er mit Hilfe der Edelsteine einen in einem Satelliten angebrachten Laserstrahl konzentrieren und fixieren und somit jedes beliebige Ziel auf dem Globus unter Beschuss nehmen. Gelenkt wird der Killersatellit von einer Bohrplattform vor Kalifornien aus, die Bond unter Beschuss nimmt.

Der "Vegas-Bond" präsentiert sich als der witzigste Film der gesamten Serie. Seinen teils absurden, jedoch nie penetranten oder infantilen Humor bezieht er aus der Involvierung Tom Mankiewicz' in die Scriptmaschinerie des Franchise. Dieser nutzte die Gelegenheit, eine erstklassige Vegas-Hommage im Bond-Stil loszulassen, wobei die Idee mit dem paraphrasierten Howard Hughes Willard Whyte offenbar von Cubby Broccoli selbst stammte. Schicke Gastauftritte gibt es, etwa die ewige Gaunervisage Marc Lawrence (später nochmal kurz in "The Man With The Golden Gun" zu sehen) und Sid "Captain Spaulding" Haig in zwei herrlich komischen Auftritten als Killer oder Duke-Spezi Bruce Cabot als schmieriger Casinogangster. Shane Rimmer, einprägsames Brit-Gesicht in Mini-Nebenrollen, versteckt sich auch kurz im letzten Drittel. Ansonsten besitzt "Diamonds Are Forever" nahezu die Gagdichte einer Vollblut-Komödie; Bond kommuniziert fast nurmehr in Onelinern, der lustvoll vorgetragene Sexismus erreicht nach dem diesbezüglich vergleichsweise zurückhaltenden "On Her Majesty's Secret Service" neue Sphären und selbst die Actionszenen geben Anlass zu Gelächter. Noch nie und auch nie wieder danach hat ein Bond-Film das seinem zugrunde liegenden Universum innewohnende, komische Potenzial so hellsichtig erkannt und vorlaut zu einem seiner Verkaufsutensilien gemacht. Ein entsprechend grotesker, nicht von jedem gemochter Film ist das vergnügliche Resultat.

8/10

James Bond 007 Guy Hamilton Las Vegas Holland Amsterdam Diamanten


Foto

ON HER MAJESTY'S SECRET SERVICE (Peter Hunt/UK 1969)


"This never happened to the other fellow."

On Her Majesty's Secret Service (Im Geheimdienst Ihrer Majestät) ~ UK 1969
Directed By: Peter Hunt

In Portugal lernt James Bond (George Lazenby) die psychisch angegriffene Tracy (Diana Rigg) kennen, semi-adelig und außerdem Tochter des korsischen Gangsterbosses Marc Ange Draco (Gabriele Ferzetti). Dieser will Bond überreden, Tracy zu heiraten, im Gegenzug für wichtige Informationen - ein Arrangement, infolge dessen Bond sich erhofft, endlich an Ernst Stavro Blofeld (Telly Savalas) heranzukommen. Tatsächlich macht Bond den Erzschurken ausfindig: In einer Alpenfestung gibt er sich als Graf aus, der eine Stiftung zur Allergienheilung leitet. Tatsächlich hat Blofeld hier das "Virus Omega" gezüchtet, das, einmal freigesetzt, jede beliebige organische Spezies unfruchtbar macht. Bond, der sich, zunächst als Heraldikforscher getarnt, in Blofelds Feste hereintastet, kann den sinistren Plänen des Katzenkraulers den Garaus machen - zu einem hohen Preis allerdings...

Mit George Lazenby sollte ein schauspielerisch ungelernter, australischer Autoverkäufer und Werbedarsteller die Rolle des James Bond ausfüllen. Eine offenbar zwischen ihm und der Produktion entstehende Disharmonie und der etwas schleichende Erfolg des Films sorgten dafür, dass es bei diesem einen Auftritt blieb. Ob Lazenby ein guter Bond war, sei dahingestellt, "sein" Film ist jedenfalls ein Höhepunkt der Reihe. Durch die innovative Montage und einen gehörigen Turbo in den Action- und Kampfszenen sorgt der ehemalige Cutter und 2nd-Unit-Regisseur Peter Hunt dafür, dass "On Her Majesty's Secret Service" insbesondere seine Signatur und die von John Glen in Hunts früherer Funktion trägt. Was die Story anbelangt, so ist hier der entscheidende biographische Einschnitt in Bonds Vita bedeutungsvoll - aus dem massenkulturellen Phänomen, dem längst ums Vielfache seiner Selbst überhöhten Archetypus, wird, zumindest kurzfristig, ein geerdeter Mensch aus Fleisch und Blut. "I love you" - das hatte Bond bereits im Vorgänger von sich gegeben, allerdings lediglich als Erkennungsparole und dazu nur höchst widerwillig. Hier gebrauchte er es plötzlich und einmal in aller gebotenen Aufrichtigkeit - und ließ noch einen Heiratsantrag folgen. Das war und ist schon ziemlich sensationell. Wunderbare Schnee-Action, bis zum Letzten ausgekostet, und John Barrys wiederum erstklassige Kompositionen runden diesen Bond-Beitrag als einen der schönsten ab.

10/10

James Bond 007 Peter Hunt John Glen Schweiz Alpen Schnee Portugal Ehe car chase


Foto

YOU ONLY LIVE TWICE (Lewis Gilbert/UK 1967)


"Welcome to Japan, Mr. Bond."

You Only Live Twice (Man lebt nur zweimal) ~ UK 1967
Directed By: Lewis Gilbert

Nachdem James Bond (Sean Connery) offiziell in Hong Kong ermordet und auf See bestattet wurde, kann er halbwegs ungestört seinem neuen Auftrag nachgehen: Von Japan aus wird allenthalben eine Abfangrakete gestartet, die abwechselnd amerikanische und russische Raumkapseln entführt und wieder zur erde bringt. Besonders die starrköpfigen US-Militärs fassen diese Aktionen als Provkation von sowjetischer Seite auf und drohen der anderen Seite im Falle der Nichtunterlassung mit einem Atomkrieg. Tatsächlich steckt hinter der ganzen Sache SPECTRE und dessen für einen ostasiatischen Auftraggeber arbeitender Kopf Ernst Stavro Blofeld (Donald Pleasance), den Bond mithilfe des japanischen Geheimdienstchefs Tiger Tanaka (Tetsurô Tanba) bald ausfindig gemacht hat.

Nach "Thunderball" ging es mit diesem fünften Bond-Film ziemlich rapide bergab. Sean Connery hatte infolge des immer gewaltiger werdenden Rummels um seine Person bereits während der Dreharbeiten angekündigt, dass dies sein letzter Auftritt als James Bond sein werde und er tritt auf, als wolle er dieser Ankündigung Gewicht verleihen. Doch nicht ihm, zumindest nicht primär, ist das qualitative Nachlassen der Reihe anzulasten, sondern dem rundum albernen Script, das mit geradezu kindischen Scherzen, deren Selbstreferenzialismus schlechthin nervt, zu punkten versucht. Dass James Bond zum - auch nicht annähernd glaubwürdigen - Japaner umgemodelt wird, ist, wie manch andere Scherze, einfach nur doof, die Sache mit den Ninjas nicht minder. Zudem hat der Film eine besonders im Vergleich zu den direkten beiden Vorgängern, merkwürdig unsaubere und unelegante Visualität, die anscheinend in direkten Zusammenhang mit dem ansonsten untadeligen, Ted Moore ablösenden Einmal-Bond-dp Freddie Young stand. Gerade so gettet wird "You Only Live Twice" wiederum von anderen Faktoren: Von John Barrys blendendem Score etwa, mitsamt dem grandiosen Titelsong vielleicht der bis dato schönste überhaupt, von Ken Adams langsam ins Maßlose abdriftendem, Aufsehen erregenden set design und natürlich von Blofelds Piranhas in ihrem grünem Sprudelwasser.

6/10

James Bond 007 Lewis Gilbert Japan Hong Kong Kalter Krieg Ninja Roald Dahl Tokio Vulkan Insel undercover car chase


Foto

CASINO ROYALE (Val Guest, Ken Hughes, John Huston, Joseph McGrath, Robert Parrish/UK, USA 1967)


"Afterwards we can run amok. Or if you're too tired, we can walk amok."

Casino Royale ~ UK/USA 1967
Directed By: Val Guest/Ken Hughes/John Huston/Joseph McGrath/Robert Parrish

Geheimdienstchef M (John Huston) plant, den echten Sir James Bond 007 (David Niven), der sich bereits vor vielen Jahren auf sein Anwesen zurückgezogen hat und dessen neuerliche Popularität lediglich einem vulgären Namensvetter zu verdanken ist, in einer Ära der höchsten Krise seine Nachfolge zu übertragen. Bond lehnt zunächst ab, doch Ms gegrabene Grube tut sich nach oben auf und so wird der alte Meisterspion zu seinem Comeback gezwungen. Diese ist auch dringend erforderlich, denn nicht nur der Meisterspieler und Zauberkünstler Le Chiffre (Orson Welles) schickt sich an, für die Organisation SMERSH ein Riesenvermögenbeim Baccarat an Land zu ziehen, auch Bonds Neffe Jimmy (Woody Allen) alias Dr. Noah ist völlig durchgedreht und plant, einen Virus auf die Menschheit loszulassen, der alle Frauen in blendende Schönheiten verwandeln und jeden Mann über 1,52 m auslöschen soll. Mithilfe seiner leider ziemlich gierigen Kollegin Vesper Lynd (Ursula Andress) und seiner unehelichen Tochter Mata (Joanna Pettet) zieht Bond ins Feld.

Zwei Monate vor der Premiere des fünften offiziellen Bond-Abenteuers suchte die Konkurrenz von Columbia mit einer Parodie aufzutrumpfen, die alles in den Schatten stellen sollte, was die regulären Agententhriller jener Zeit und auch ihre diversen mehr oder weniger gelungenen Epigonen auszeichnete, indem sie selbige einfach ad absurdum führte.
Nun, man kann nur mutmaßen, welche Halluzinogene die Kreativköpfe zu diesem zelluloidgewordenen Irrsinn angestiftet haben, aber davon abgesehen, dass man ihn sicherlich als 'interessant' bezeichnen kann, ist "Casino Royale" eine brutale Nervensäge. Der Film zerfasert völlig im Zuge seiner Maßlosigkeit und der unbedingten Prämisse, jede noch so paradoxe Absurdität im nächsten Moment durch eine noch größere abzulösen. Diverse weit ausholende Szenen sind dem faktisch ohnehin kaum vorhandenen Plot in keinster Weise dienlich, sondern völlig selbsträsonistisch geraten. Der alte Spruch von der linken Hand, die nicht weiß, was die rechte tut, traf daher auch selten so sehr auf ein Kinostück zu wie auf dieses. Fünf nominell vertretene Regisseure und mindestens ebenso viele Autoren warfen ihre Ideen in einen Topf und durften diese auch noch wild durcheinander realisieren, so dass am Ende ein völlig durchgedrehtes Pasticcio herauskam, dem man unter Garantie keinerlei vernünftige Produktionsägide anmerkte. Ob James Bond infolge einer schottischen Beerdigung Boule mit massiven Steinkugeln spielen oder seine Tochter aus einem indischen Ashram herausholen muss, ob selbige in Berlin durch expressionistische Stummfilmkulissen wandeln, Woody Allen kleine Zeichentrick-Atomwölkchen hervorrülpsen oder Bebel mehrfach 'Scheiße' rufen muss - "Casino Royale" ist eines der wenigen wahren manifestierten Äquivalente zu blankem Nonsens.

5/10

James Bond 007 Parodie Schottland Berlin London John Huston Robert Parrish Val Guest Ken Hughes Joseph McGrath Woody Allen Frankreich Casino


Foto

THUNDERBALL (Terence Young/UK 1965)


"Do you mind if my friend sits this one out? She's just dead."

Thunderball (Feuerball) ~ UK 1965
Directed By: Terence Young

Mittels eines komplizierten Planes bringt die Terrororganisation SPECTRE zwei Atomraketen aus einem entführten NATO-Bomber an sich und erpresst damit die britische Regierung. Durch einen besonderen Zufall hat James Bond (Sean Connery) während eines Erholungsaufenthalts in einem südenglischen Sanatorium bereits Wind von der Sache bekommen und ahnt, wo SPECTRE die Raketen versteckt halten könnte: Nämlich in der Nähe von Nassau. Hier nimmt Bond Kontakt zu Domino Derval (Claudine Auger), der Schwester des ermordeten Piloten François Derval (Paul Stassino) auf. Sie wiederum steht im Kontakt mit dem einäugigen Gangster Emilio Largo (Adolfo Celi) - SPECTREs Nr. 2.

"Thunderball" war nach dem bereits in diese Richtung weisenden "Goldfinger" so 'over the top', dass für Folgeprojekte scheinbar keine Luft mehr nach oben blieb. Schon die Prä-Titel-Sequenz, in der Bond in Frankreich mit dem SPECTRE-Mann Jacques Bouvar (Bob Simmons) abrechnet und hernach mithilfe eines Jetpacks entflieht, liefert entsprechende Vorgaben. Richtig wild wird es dann bereits in der sich anschließenden Vorstellung der SPECTRE-Zentrale, in der der Kopf der Gruppe, Ernst Stavro Blofeld, sich wieder einmal nur halsabwärts zeigt, natürlich nicht ohne sein Markenzeichen, der permanent gekraulten, weißen Perserkatze. Die Szenen im Sanatorium, in denen Bond sich vornehmlich mit Largos Helfershelfer Graf Lippe (Guy Doleman) kebbelt, sind dann eher witzig und geben Gelegenheit zu einigen Albernheiten. Der Showdown schließlich ist blanker Irrsinn: Eine Unterwasserschlacht zwischen SPECTRE- und CIA-Agenten, in der sich besonders Bond durch diverse Totschläge hervortut. Dass dem Mann nie jemand vorgeworfen hat, ein passionierter Massenmörder zu sein, ist schon erstaunlich. Die Bahamas derweil werden hier so pittoresk ins Bild gesetzt wie kein Handlungsschauplatz zuvor: "Thunderball" ist rein zufällig auch der erste Panavision-Bond.
Eine Randnotiz in eigener Sache: Claudine Auger ist nach meinem Gusto die bis heute aparteste Bond-Freundin und in dieser Hinsicht absolut ungeschlagen und eigentlich auch kaum bedroht. Eine Frau von wahrhaft astronomischer Physis und Eleganz.

10/10

Terence Young James Bond 007 Karibik Bahamas Atombombe Terrorismus Hai


Foto

GOLDFINGER (Guy Hamilton/UK 1964)


"The julep tart enough for you?"

Goldfinger ~ UK 1964
Directed By: Guy Hamilton

James Bond (Sean Connery) soll direkt nach einer Mission in Lateinamerika den Goldsschmuggler Auric Goldfinger (Gert Fröbe) aufs Korn nehmen, dessen nächste geplante Aktivitäten sich offensichtlich auf ein noch wesentlich größeres Unternehmen fixieren als den bloßen illegalen Edelmetallexport. Bond tastet sich langsam an Goldfinger heran und nachdem er ein paarmal um Haaresbreite den Kopf und andere Dinge eingebüßt hat, findet er endlich um Goldfingers wahre Absichten heraus. Mithilfe von dessen Privatsekretärin Pussy Galore (Honor Blackman) kann Bond jenes Vorhaben verhindern.

Eine Aussage darüber, ob "Goldfinger", wie häufig und gern behauptet, tatsächlich der beste Bond-Film ist, möchte ich momentan lieber noch zurückstellen. Er vereint aber womöglich deutlich nachvollziehbarer als die meisten anderen Beiträge all die Qualitäten und Angriffspunkte, die James Bond von jeher ausmachen: Der finale Schritt in den Comic-/Science-Fiction-Bereich ist jetzt nahezu getan, Bonds obilgatorische Unverletzbarkeit durch sein ironisches Vorgehen noch wesentlich signifikanter als in den beiden Vorgängern. Der Agent hat noch mehr Gelegenheit, sich als Mann von Welt und Geschmack zu profilieren als zuvor, etwa, indem er über teuren Brandy referiert, und erweist sich letzten Endes als eine Art Superheld, die ihre größten Erfolge dem Zufall zu verdanken hat. Auch der Sexismus der Figur erreicht hier einen von vielen noch folgenden Höhepunkten: Schlüsselperson im finalen Schachzug gegen Goldfingers Masterplan ist eine schöne, zunächst widerborstig und eigensinnig gezeichnete Frau, die Bond durch eine 'erzwungene Verführung' umdreht. Spermainjektion als Form der Gehirnwäsche - mal etwas ganz anderes. Gert Fröbe war der erste Widersacher, der Sean Connery darstellerisch geradezu grotesk in die Schranken wies und der sich damit als wahre Herz-/Kreislaufmaschine des Films präsentierte, ganz zu schweigen von der weiteren, von nun an fest zum Repertoire zählenden Personalie: Goldfingers Killer Odd-Job, von dem kompakten Hawaiianer Harold Sakata gegeben, machte auch des Bösewichts Leibwächter zur Karikatur.
Schließlich Bonds legendäres Fahrzeug, der mit allerlei Extras ausgestattete Aston Martin DB5, bis heute nicht nur des Spions schickstes, sondern vermutlich auch sein populärstes und beliebtestes Accessoire aus der Abteilung Q-Branch, das, im Gegensatz etwa zu Roger Moores weit weniger zeitlosem Lotus Esprit, immer wieder reaktiviert wurde und wird.

10/10

James Bond 007 Guy Hamilton Florida Kentucky Schweiz Golf Alpen Fort Knox Gold car chase





Filmtagebuch von...

Funxton

    Avanti, Popolo

  • Supermoderator
  • PIPPIPPIPPIPPIPPIPPIPPIPPIP
  • 8.268 Beiträge

Neuste Kommentare