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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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THE TIME MACHINE (George Pal/USA 1960)


"Which three books would you have taken?"

The Time Machine (Die Zeitmaschine) ~ USA 1960
Directed By: George Pal

Am Silvesterabend des Jahres 1899 reist der Erfinder George Wells (Rod Taylor) mit seiner selbstkonstruierten Zeitmaschine in die Zukunft. Er ist mit der allgemeinen Kriegstreiberei seiner Ära unzufrieden und sucht nach einem möglichen, künftigen Utopia, in dem die Menschheit endlich gelernt hat, in Frieden miteinander auszukommen. Doch die jeweils nur kurz beobachteten Ereignisse belehren ihn eines Besseren: Nach dem Ersten Weltkrieg folgen noch ein Zweiter und ein Dritter, möglicherweise sogar noch mehr, wobei jeder von ihnen die Menschheit mit immer größeren Verlusten bezahlen lässt. Irgendwann im 803. Jahrtausend hält George seine Zeitmaschine an. Die Welt ist wieder grün und üppig, doch die noch lebenden Menschen sind zu hübschen, blonden, gleichförmigen Idioten retardiert. Nichts mehr interessiert sie, bewegt sie, affiziert sie: Der Preis für globalen Frieden? Doch ist dieses, sich selbst Eloi nennende Volk nicht das einzige noch existente. Im Schutze unterirdischer Dunkelheit wohnen die zu verstrahlten Albinos mutierten Morlocks, die zu Kannibalen geworden sind und die Eloi als Nutzvieh halten und züchten. George, der sich in das Eloi-Mädchen Weena (Yvette Mimieux) verliebt, führt die vormals so lethargischen Autisten zur längst überfälligen Revolution gegen die Morlocks. Zurück in der Vergangenheit, glauben seine Freunde, mit Ausnahme seines Nachbarn Filby (Alan Young), George kein Wort von seiner Geschichte...

Nicht allein anlässlich Rod Taylors Tod eine sowieso längst überfällige Wiederbetrachtung dieses Sci-Fi-Meisterwerks aus den Spätfünfzigern. "The Time Machine", der früher einmal mit einiger Regelmäßigkeit im Fernsehen wiederholt wurde, war eigentlich schon seit eh und je einer meiner Lieblingsfilme. Die Gründe dafür sind, wie mir gestern wieder klar wurde, naheliegend: Pals Film demonstriert auf naive Weise die schrecklichen Folgen von Aufrüstung und Waffenstarre, die uns irgendwann in den Abgrund reißen muss, um hernach in kaum vorstellbarer, ferner Zukunft in ein abartiges Feudalsystem zu münden. Diese Kausalkette begreift selbst ein weltpolitisch ungebildeter Steppke im Grundschulalter ziemlich schrankenlos. Die Morlocks sind hübsch eklige Mutantenmonster mit Leuchtaugen, so eine Art Mixtur aus Zombies und Kannibalen und somit unvergessliches Genre-Inventar. Doch auch Kleinigkeiten und Details wie die Schaufensterpuppe in Filbys Laden oder die Veränderung von Georges Grundstück; die starke Farbgebung und die ganz wunderbare Musik von Russell Garcia; Alan Youngs freundliches Gesicht und natürlich Yvette Mimieux, die mit ihrer rigorosen Kleinmädchen-Expression natürlich sehr apart auf kleine Jungs wirkt, sind unvergesslich. Ein Film somit zum bedingungslosen Liebhaben, Immerwiederanschauen und garantiert Niemüdedabeiwerden.

10/10

George Pal H.G. Wells Zeitreise Dystopie Apokalypse Zukunft Mutanten England Victorian Age Fin de Siècle Kannibalismus


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I WAS A TEENAGE WEREWOLF (Gene Fowler Jr./USA 1957)


"What's one life compared to such a triumph?"

I Was A Teenage Werewolf (Der Tod hat schwarze Krallen) ~ USA 1957
Directed By: Gene Fowler Jr.

Tony Rivers (Michael Landon) ist ein zu explosiven Aggressionen neigender Teenager, der jeden noch so kleinen Disput nur mittels einer Schlägerei zu lösen geneigt ist. Als sein Problem endgültig Überhand nimmt, hört er auf die Bitten von Detective Donovan (Barney Phillips) sowie die seiner Freundin Arlen (Yvonne Fedderson) und wird beim Therapeuten Dr. Brandon (Whit Bissell) vorstellig. Bei diesem handelt es sich jedoch mitnichten um einen seriösen Vertreter seiner Zunft: Brandon sucht vielmehr ein humanes Versuchsobjekt, an dem er sein selbstentwickeltes Serum testen kann, das Menschen in ihr atavistisches Ich zurückverwandelt und zu willenlosen Marionetten ihrer eigenen Triebhaftigkeit macht. Tony verwandelt sich daraufhin in einen blutrünstigen Werwolf, der in seinem animalischen Zustand auf Beutezug geht...

Allerbestes Drive-In-Kino der Spätfünfziger, ein wahres Vorzeigeexemplar seiner Gattung. Ausgerechnet der junge Michael Landon, der später als liebenswerter TV-Farmpatriarch und dann als noch liebenswerterer TV-Engel auszog, die Menschheit zu retten, gibt hier die personifizierte Destrudo. Als 2nd-Hand-Heir von Brando und Dean ist er ein rebellischer Youngster, dessen alleinerziehender Vater (Malcolm Atterbury) an seinem Filius verzweifelt, der schon mit seinen jungen Jahren polizeibekannt ist und den Eltern (John Launer, Doroth Crehan) seiner Freundin Kopfzerbrechen bereitet; einer, der gern üble Streiche spielt, dessen eigene Lunte jedoch milimeterkurz ist. Ein willkommenes Versuchskaninchen für den natürlich obligatorischen, geisteskranken Akademiker, der die Welt verändern will, indem er die Menschheit in Tiere zurückverwandelt. Eine Anbindung an den folkloristischen Werwolf-Topos, wie ihn gut zehn Jahre zuvor noch Lon Chaney Jr. im Kino inkarnierte, bleibt vage Behauptung - der lykanthrope Tony Rivers ist vielmehr ein 'misfit of science', einer, der für seine ausgelebte Monstrosität nichts kann, dennoch mit dem Leben bezahlen muss und damit eine umso tragischere Figur ist. "It's not for man to interfere in the ways of God", schließt sein vormaliger, polizeilicher Frühsprecher den ungewöhnlichen Fall und subsummiert somit gleichermaßen die Irrwege des üblichen, diabolischen Forschungsdrangs verrückter Filmwissenschaftler als auch jene einer delinquenten Rebellion "ohne Grund".

8/10

Gene Fowler Jr. Werwolf Monster Teenager mad scientist


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IL GIUSTIZIERE DELLA STRADA (Giuliano Carnimeo/I, E 1983)


Zitat entfällt.

Il Giustiziere Della Strada (The Executor - Der Vollstrecker) ~ I/E 1983
Directed By: Giuliano Carnimeo

Nach dem Großen Knall ziehen marodierende Bande durch die Wüstenei, die permanent auf der Suche nach Wasser sind, welches in der verdorrten Zukunft zum höchsten Überlensgut wird. Auch der mit seinem getunten Wagen 'Exterminator' umherziehende Renegat Tiger (Robert Ianucci) arbeitet vornehmlich auf eigene Rechnung. Doch unter der opportunistischen schlägt ein weiches Herz: Tiger nimmt sich des halbverwaisten Jungen Tommy (Luca Venantini) an und rauft sich mit seiner Rivalin Trash (Alicia Moro) zusammen geht, als es darum geht, ein zuvor unentdecktes Reservoir gegen den bösen Crazy Bull (Fernando Bilbao) und seine Leute zu verteidigen...

Eins der vielen "The Road Warrior"-Plagiate, die wie eben auch "Il Giustiziere Della Strada" zum Großteil aus italienischer Fertigung stammten, dabei erstaunlicherweise jedoch zumeist ihr spezifisches Profil zu wahren wussten. In Carnimeos Film eilt der Einzelkämpfer allerdings keiner zivilastionskonservierenden Gemeinde zur Hilfe und scheint auch wenig daran interessiert, den Fortbestand der Menschhet sichern zu helfen. Tiger (im Original: Alien) geht es einzig darum, seinen Durst löschen zu können. Treibstoff respektive Öl ist in diesem Stadium der Endzeit längst kein Thema mehr; jetzt geht es nurmehr, wie übrigens in einigen anderen postapokalyptisch eingebetten Exploitern auch, um lebensspendendes H₂O, das infolge ausbleibenden Regens und Verdunstung aller stehenden und fließenden Gewässer zum letzten Mangelartikel avanciert ist. Jeder Film des Subgenres benötigt sein motorisierendes MacGuffin, seien es besagtes Wasser, fossile Brennstoffe, Fruchtbarkeit, Liebe, Pflanzen und Tiere, die Zivilisiertheit selbst oder gar mystische Artefakte - irgendeiner Sache jagen sie hier immer nach. In "Il Giustiziere Della Strada" mimt ein Dressman namens Robert Ianucci den in diesem Falle sehr auf Franco Nero gebürsteten Titelhelden, eines seiner wenigen Leinwand-Engagements. Ergänzend fanden noch Eduardo Fajardo und vor allem der obligatorische Luciano Pigozzi ihren Weg in diesen unschuldigen, kleinen Film, der mit wenigen, gezielten Gewaltspitzen und seiner üblichen gattungsimmanenten Naivität viel Freude macht.

5/10

Giuliano Carnimea Apokalypse Europloitation Wasser Kind


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GUARDIANS OF THE GALAXY (James Gunn/USA 2014)


"I am going to die surrounded by the biggest idiots in the galaxy."

Guardians Of The Galaxy ~ USA 2014
Directed By: James Gunn

Am Todestag seiner krebskranken Mutter (Laura Haddok) wird der kleine Peter Quill (Wyatt Oleff) von einem außerirdischen Raumschiff eingesackt und mitgenommen, nur im Besitz eines Walkman mitsamt 70s-Mixtape. Die Erde sieht er nie wieder. Als Erwachsener (Chris Pratt) nennt sich Peter "Star-Lord" und ist als Söldner und Artefakthändler in den Weiten der Galaxie unterwegs. Als er das 'Orb' findet, eine kleine Metallkugel, die einen der legendären sechs Infinty-Steine enthält, welche ihrem Besitzer, so er ihren gleichfalls unheilvollen Kräften standhalten kann, gewaltige Macht verleihen, werden sowohl seine vormaligen Kameraden, die Ravagers, unter Führung des Renegaten Yondu Odonta (Michael Rooker) auf ihn aufmerksam als auch der rachsüchtige Kree-Diktator Ronan (Lee Pace), der mit dem wahnsinnigen Thanos von Titan (Josh Brolin) zusammenarbeitet. Auf seiner nun folgenden Flucht gerät Peter an das intergalaktische Polizeikorps der Nova, das auf dem Planeten Xandar stationiert ist. Er kommt ins Gefängnis, zusammen mit dem mutierten Waschbären Rocket (Bradley Cooper), dem Baumwesen Groot (Vin Diesel) und der Kriegerin Gamora (Zoe Saldana). Dort ergänzt sich die Truppe um den etwas unterbelichteten Drax (Dave Bautista). Gemeinsam macht man sich auf, das Orb zu sichern und gegen den mittlerweile in dessen Besitz befindlichen Ronan zu Felde zu ziehen, der droht, Xandar zu vernichten...

Viel zu berichten gibt es über dieses erste Marvel-Projekt, das in die Weiten des Universums blickt und die bekannten irdischen Figuren erstmals komplett ausspart, eigentlich nicht. Abgesehen davon, dass es sich bei James Gunns Film um die Adaption eines eher unsteten und international weniger bekannten Serials handelt, bewegt sich "Guardians Of The Galaxy" sicher in den Bahnen traditioneller Mainstream-Unterhaltung. Viele der einstmals in gezeichneter Form höchst geheimnisvoll bis finster angelegten Figuren wie Drax, The Destroyer, Gamora oder der Collector werden dabei wahlweise zu vor allem witzigen Humor-Zielscheiben umgeformt, tauchen gar nicht erst auf (Adam Warlock, Mar-Vell) oder erhalten gezielt putzige Gesichter (Racoon, Groot). Der von gewaltigen Entitäten, interplanetarischen Ränken und Machtspielen wimmelnde, außerweltliche Marvelkosmos wird da zu einem geradezu göttlichen Tummelplatz für eher komisch ausgelegte, kindgerechte Unterhaltung, in der sich mehr oder weniger flaue Oneliner und ein multipel ausgespieltes Reverenzmaß bezüglich diverser klassischer Genremotive als tonangebend erweisen. Sicher, "Guardians Of The Galaxy" entwirft vorzüglich aussehende CGI-Welten, macht fairen Spaß und wird vor allem jenen Stimmen, die die zunehmend dunkle, existenzialistische Konnotation der jüngeren Verfilmungen als allzu selbstgefällig und nerdy aburteilten, durchaus erfreuen mögen. In meinem persönlichen Falle kombinieren sich die obligatorische Freude über jede neuerliche Comic-Adaption mit der gewissermaßenen Ernüchterung, dass nicht zwangsläufig alle Marvel-Verfilmungen sich als echte Volltreffer erweisen müssen und der akuten Gemahnung und Rückbesinnung darauf und daran, dass es der profitorientierten Disney-Produktionsschmiede eben nicht, wie man etwa nach "The Avengers" zwischenzeitlich zu glauben geneigt war, primär um adäquate Adaptionen geht, sondern darum, neue, sprich: junge Publikumsschichten aufzutun, die ihr Taschengeld in die Konzernkassen tragen.

6/10

James Gunn Marvel Comic Aliens Superhelden


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DAWN OF THE PLANET OF THE APES (Matt Reeves/USA 2014)


"Apes do not want war!"

Dawn Of The Planet Of the Apes (Planet der Affen: Revolution) ~ USA 2014
Directed By: Matt Reeves

Wenige Jahre nachdem das "Affenvirus" weite Teile der Menschheit getötet hat, liegt die globale Zivilisation in Trümmern und es existieren nurmehr kleine urbane Inseln von humanen Grüppchen, die sich als immun herausgestellt haben und versuchen, das Beste aus ihrer prekären Situation zu machen. So auch die Leute von Dreyfus (Gary Oldman), der eine kleine Gesellschaftsenklave inmitten des desolaten San Francisco zusammenhält. Um wieder Strom fließen zu lassen, muss ein brachliegendes Wasserwerk in den Wäldern nördlich der Stadt reaktiviert werden. Dieses liegt jedoch auf dem Territorium der Affen, die sich um den hier lebenden Caesar (Andy Serkis) als Führer geschart haben. Mit einiger diplomatischer Mühe und Not trift man eine territoriale Übereinkunft, die jedoch von kriegstreiberischen Strömen auf beiden Seiten, besonders durch den hasserfüllten Schimpansen Koba (Toby Kebbell) ausgenutzt wird, um einen Krieg zwischen den Arten vom Zaun zu brechen.

Eine enttäuschende Fortsetzung zu Rupert Wyatts außerordentlich starkem Reboot des Franchise von vor drei Jahren. Zeichnete sich jenes noch durch eine große Menge Einfallsreichtum, Ernsthaftigkeit und Sensibilität aus, die weit über das handelsübliche Maß im großbudgetierten Genrekino hinausreichte, wäre Reeves' Sequel nurmehr ein weiteres Exempel für dessen ordinäres Kalkül im Bereich erfolgreicher Serien. Hier und da gibt es ein paar schöne, intertextuelle Vermerke [der Menschen-Teenager Alexander (Kodi Smit-McPhee) und der alte Orang-Utan Maurice (Karin Konoval) nähern sich vorsichtig an, indem sie gemeinsam Charles Burns' Comicroman "Black Hole" lesen; der neuerliche Stromfluss wird untermalt mit dem Song "The Weight" von The Band, der bekanntlich auch die Aufbruchsstimmung in "Easy Rider" so schön akustisch illustrierte] und spannende bis spektakuläre Szenen, insgesamt schien mir der Film jedoch seine für das Sujet schlicht unmäßige Spielzeit mit nicht vorhandener Bedeutsamkeit gleichzusetzen. "Dawn Of The Planet Of The Apes" macht denselben Fehler, den sich bereits Tim Burtons Variante von 2001 leistete. Er ignoriert das intellektuelle Potenzial des Franchise nahezu völlig; lässt es gar brach liegen zugunsten einer Zirkusschau seiner sicherlich prächtigen Effekte und Formalia. Das ergibt jedoch kaum mehr denn kognitives fast food, was umso bedauerlicher ist, als dass der unmittelbare Vorgänger doch so ergiebig demonstrierte, was in "Planet Of The Apes" noch drinsteckt an Erhebenswertem. Eine vertane Chance, wenn man so will.

6/10

Matt Reeves Sequel Apokalypse Virus Affen Planet Of The Apes Dystopie


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X: THE UNKNOWN (Leslie Norman/UK 1956)


"What happened, sir? I don't understand." - "Peter, I'm afraid I don't either."

X: The Unknown (XX... unbekannt) ~ UK 1956
Directed By: Leslie Norman

Während eines Übungseinsatzes der schottischen Armee, bei der die Rekruten den Umgang mit Geigerzählern lernen sollen, bricht urplötzlich der Erdboden auf und hinterlässt eine scheinbar bodenlose Spalte. Einer der Männer erleidet furchtbare Verbrennungen, die zu seinem Tode führen. Der herbeieilende Nuklearforscher Dr. Royston (Dean Jagger) findet nach weiteren Zwischenfällen heraus, was es mit dem Riss auf sich hat: Eine jahrmillionen alte Lebensform, die im Inneren der Erdkruste überlebt hat, bahnt sich ihren Weg nach draußen, um sich von Radioaktivität zu ernähren und weiter zu wachsen. Dem gallertartigen Wesen, das jeden, der ihm zu nahe kommt, durch Zerschmelzung gnadenlos vernichtet, ist zunächst nicht beizukommen. Schließlich entwickelt Royston die rettende Erfindung, um der Bestie den Garaus machen zu können...

Da waren die Briten mal schneller: Bereits zwei Jahre vor dem (dann aber doch etwas hübscheren) "The Blob" machte in "X: The Unknown" eines der raren intraterrestrisch wohnhaften Leinwandmonster den Fortbestand der Menschheit zum großen Fragezeichen. Welcher Farbe das Ding ist bzw. war, lässt sich leider nicht verifizieren, die höchst spezielle Konsistenz viskoser Konfitüre zumindest aber teilte es sich mit dem passend betitelten Weltraum-Ungeheuer aus Yeaworths Film.
Tatsächlich bildete "X: The Unknown" einen Versuch der damals noch nicht genrefesten Produktionsgesellschaft "Hammer Films", an den erfolgreich gelaufenen "The Quatermass Xperiment" anzuknüpfen. Hier wie dort bekam man "erwachsene", eloquente Sciende Fiction, die die Grenze zum Horror gern mal übertrat und gerade dadurch ihre Stabilität erreichte. Den weisen Wissenschaftler, der sich von einem einfältigen, aber zurecht erbosten Vater (Jameson Clark) zwar nachsagen lassen muss, dass er wegen seiner unheiligen Experimente bestraft gehöre, tatsächlich jedoch pro humanum agiert, spielt hier statt Brian Donlevy US-Import Dean Jagger, ähnlich charismatisch und sympathisch anzuschauen wie das große Vorbild.
Die recht deftigen Schmelz-Sequenzen schließlich schauen noch immer knorke aus. Saubere Kiste.

7/10

Leslie Norman Joseph Losey Jimmy Sangster Michael Carreras Hammer Schottland Militär Monster


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I CRIMINALI DELLA GALASSIA (Antonio Margheriti/I 1966)


Zitat entfällt.

I Criminali Della Galassia (Raumschiff Alpha) ~ I 1966
Directed By: Antonio Margheriti

In der Zukunft gehört es zum Alltag, dass die Menschheit im All herumgondelt. Verschiedene Interessengruppen aus Politik, Polizei und Wissenschaft koexistieren mehr oder weniger friedlich und kommen sich gegenseitig nur selten ins Gehege. Der sinistre Wissenschaftler Dr. Nurmi (Massimo Serato) jedoch führt ganz eigene Pläne im Schilde: Er plant die Erschaffung einer neuen Menschenrasse mit perfekten körperlichen Eigenschaften. Dazu lässt er von seinen Mitarbeitern unbescholtene Erdenbürger entführen und auf Barbie-Puppen-Größe schrumpfen, um dann schreckliche Experimente an ihnen vorzunehmen. Ein Segen, dass der wackere Polizei-Commander Mike Halstead (Tony Russel) ihm auf die Schliche kommt, zumal Nurmi Mikes Freundin Connie (Lisa Gastoni) schöne Augen macht...

Exploitation-Wiz Antonio Margheriti war in den Sechzigern noch bekannt bzw. berüchtigt für seine Science-Fiction-Filme, wobei insbesondere "I Criminali Della Galassia" einen speziellen Ruf genießt. Der Grund dafür liegt offen auf der Hand: Mit billigsten Mitteln, größtem Einfallsreichtum, vor allem jedoch völlig schamlos schickt Margheriti Plastikautos durch deutlichst als solche erkennbare Miniaturlandschaften, Pappraketen durch ein Pappuniversum und swingende Aliens mit Sonnenbrille und zusätzlichem Armpaar auf Menschenraub. Das semi-kretinistische Geschwätz auf der Dialogspur gibt dabei ebensoviel her wie die wirklich grandios selektierten Ausstattungsstücke und Interieurs, die ebenso liebevoll den Zeitgeist widerspiegeln (bzw. den damaligen Begriff von futuristischem Leben) wie der Film strunzalbern ist. Camp nennt man sowas wohl, aber im Quadrat. Vorab vielleicht noch ein Joint, und der Streifen ist garantiert dein Freund.

7/10

Antonio Margheriti Zukunft Weltraum Aliens Mars mad scientist Kidnapping Camp Trash


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THE SIGNAL (William Eubank/USA 2014)


"What is the truth of the matter here?"

The Signal ~ USA 2014
Directed By: William Eubank

Auf dem Weg zur Westküste, wohin sie ihre Freundin Haley (Olivia Cooke) bringen, wollen die beiden Computernerds Nic (Brenton Thwaites) und Jonah (Beau Knapp) gleich noch dem geheimnisvollen Hacker 'Nomad' einen Besuch abstatten, der sich in alle möglichen abgeschirmten Intranetze einloggen kann und das Trio somit auf Schritt und Tritt verfolgen und überwachen kann. Die Spur führt zu einer geheimnisvollen, leerstehenden Hütte auf dem Land, die jedoch nicht zu Nomad, sondern geradewegs in ein unterirdisches Labor voller schutanzugbewährter Wissenschaftler, allen voran dem wortkargen Damon (Laurence Fishburne) führt. Dieser unterstellt dem desorientierten, verdutzten Nic, Kontakt mit Aliens gehabt zu haben und möglicherweise kontaminiert zu sein. Als Nic entsetzt feststellt, dass seine Beine gegen künstliche Substitute ausgetauscht worden sind, ergreift er zusammen mit Haley die nächste Möglichkeit zur Flucht. Offenbar befindet man sich im Bereich der "Area 51", die Herrschaften aus dem Labor dicht auf den Fersen...

"The Signal" wirkt ein wenig wie ein Film aus der Frühphase des Kanadiers Vincenzo Natali; stilisiert bis zur Perfektion, formal von penibelster Sorgfalt getragen und voller guter Ideen, die sich im Nachhinein jedoch en gros als bloßes Handwerkszeug zur Kreierung eines schicken Spielfilms und somit als selbstzweckhaft entpuppen. Das Gesamtbild entschädigt zwar dafür, kann seine Natur des Aufmerksamkeitheischens jedoch kaum verhehlen. Natürlich dreht sich am Ende die gesamte Szenerie auf den Kopf mitsamt herausgefordertem Aha-Effekt, ein paar lose inhaltliche Fäden bleiben aber dennoch zurück. "The Signal" enthält dabei unverhohlen ausgespielte Elemente aus Superhelden-Filmen zwischen "Unbreakable" und "X-Men", verschafft jedoch auch diesen eine gehörige Kehrtwende, als klar wird, welcher Natur die physischen Modifikationen der Kids in Wahrheit sind.
Seine untadelige Form macht "The Signal" trotz alledem recht delektabel und ich kann mir vorstellen, ihn mir beizeiten nochmal anzusehen, um dann vielleicht sogar einen besseren Eindruck zu gewinnen. Wäre doch nett, ge'.

7/10

William Eubank Aliens Kidnapping Freundschaft Teenager Verschwörung Road Movie


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PHANTASM IV: OBLIVION (Don Coscarelli/USA 1998)


"Some cops can be real assholes."

Phantasm IV: Oblivion ~ USA 1998
Directed By: Don Coscarelli

Mike (A. Michael Baldwin) und Reggie (Reggie Bannister) werden wieder einmal getrennt: Während Reggie neuerlich durch den Südwesten tuckert auf der Suche nach weiterem Ärger mit dem Großen Mann (Angus Scrimm), fährt Mike in die Wüste, wo er eine ganze Legion von Dimensionsportalen entdeckt. Auch Jody (Bill Thornbury) taucht wieder auf, nur dass seine Absichten noch mysteriöser sind als zuvor. Mike entlarvt derweil die wahre Herkunft des Großen Mannes: Vor über 140 Jahren war er ein Arzt und Metaphysiker namens Jebediah Morningside (angus Scrimm), der sich mit der Möglichkeit der Existenz außerirdischer Dimensionen befasste und irgendwie dem Bösen verfallen ist. Nach einem mal wieder eher unangenehm endenden Techtelmechtel mit einer unterwegs aufgelesenen Blondine (Heidi Marnhout) findet Reggie schließlich Mike wieder und versucht ihm im letzten Duell mit dem Großen Mann beizustehen.

Der unzugänglichste (und mit Abstand am schlampigsten synchronisierte) Teil der "Phantasm"-Serie ist dieses überaus eigene Drittsequel, in dessen Untertitel die römische IV sichtlich perfekten Platz fand. "Oblivion" ist eigentlich nurmehr ein Film für eingefleischte Zuschauer der Serie, die hinlänglich wissen, was sie prinzipiell erwartet oder sich zumindest nicht mehr sonderlich überrascht zeigen, wenn nicht jede Fügung zwingend einem logischen Kausalitätsschema entspringt. Coscarelli setzt voraus, dass sich mit "Phantasm IV" zumindest weitestgehend ausschließlich ein Publikum befasst, das mit Figuren und Narrativik hinreichend vertraut ist und somit von allzu großer Verwunderung verschont bleibt. Nichtsdestotrotz wirft "Oblivion" im Laufe seiner Spielzeit sicherlich mehr inhaltliche Fragen auf als dass er welche beantwortet und wäre daher, trotz der eigentlich vorzüglich konludierenden Tatsache, dass vom Original noch einiges an unverwendetem Material bereitstand, welches sich hier hervorragend verwenden und einbinden ließ, als Finalteil sehr unbefriedigend ausgefallen. Dennoch sah es jahrelang so aus, dass nichts Neues mehr käme, bis sich mit "Phantasm: Ravager" eine weitere Fortsetzung angekündigt fand, die im nächsten Jahre Premiere feiern soll, nochmal die Originalbesetzung [darunter den mittlerweile knapp neunzigjährigen (!) Angus Scrimm] vereint und erstmals von einem "Fremdregisseur", einem Kinodebütanten zudem, der zuvor vornehmlich halbgare Kinder-Cartoons fürs Fernsehen gemacht hat, inszeniert wird. Das könnte megalomäßig in die Hose gehen oder ebensogut ein zutiefst unerwarteter Geniestreich werden - es ist wohl alles drin. Also bis dann, Großer Mann.

6/10

Don Coscarelli Sequel Wüste Surrealismus


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PHANTASM III: LORD OF THE DEAD (Don Coscarelli/USA 1994)


"It's never over!"

Phantasm III: Lord Of The Dead (Das Böse III) ~ USA 1994
Directed By: Don Coscarelli

Für den früheren Eisverkäufer Reggie (Reggie Bannister) setzt sich die Odysse durch das innerlich von den Armeen des Großen Mannes (Angus Scrimm) zerfressenen Amerika fort, nachdem Mike (A. Michael Baldwin) nach weiteren Scharmützeln vom Großen Mann persönlich entführt wird; sein großer Bruder Jody (Bill Thornbury) lebt indes unvermutet weiter in Form einer schwarzen Sphäre. Auf der Suche nach Mike geht es für Reggie neuerlich durch verlassene und leergefegte Kleinstädte und mysteriöse Mausoleen. Dabei trifft er auf den wehrhaften, kleinen Tim (Kevin Connors) und die amazonenartige Rocky (Gloria Lynne Henry), ein Ass am Nunchaku. Mit dieser Verstärkung zieht Reggie zur Rettung Mikes aus - nur ist dieser überhaupt noch zu retten?

Nach wieder mal sehr fruchtbaren Betrachtungen der ersten beiden Filme der "Phantasm"-Reihe (besonders das Original wusste mich zu verzücken wie eh und je) schob man diesmal auch die von mir stets als etwas anstrengender empfunden Teile III und IV hinterdrein. Resümierend muss ich "Lord Of The Dead" nun als den bislang schwächsten Beitrag zur Reihe verorten. Die Hauptschuld daran tragen weniger die sich geflissentlich ausreizenden Ideen um Sphären und Dimensionstore, sondern das von Coscarelli offensichtlich zur Auflockerung und Familienfreundlichkeit bereitgestellte Figuren-Inventar, allen voran Reggies Sidekicks Tim und Rocky. Ein kleiner, verwaister Junge mit Super-Schießfertigkeiten, der alles unverhältnismäßig witzig und humorig nimmt und versucht, wie ein Erwachsener aufzutreten; dazu eine Blaxploitation-Kriegerin im Grace-Jones-Gedächtnislook und einem permanent flotten Emanzenspruch in der Backe? Falls das witzig gemeint sollte: Ist es nicht. Tatsächlich nervt diese Combo-Erweiterung schon nach kurzer Zeit ungemein, beraubt die stets so wunderbar ihrer spezifischen Traumlogik gehorchenden "Phantasm"-Realität sogar um Einiges ihrer Mystizität und versucht, "Phantasm" nach dem eher für ältere Teenager konzipierten gothic splatter des unmittelbaren Vorgängers wieder für Kids interessant zu machen. Leider geht dieser Schuss bei aller sonst nach wie vor lobzupreisenden Innovativität, zu der etliche visuelle Einfälle und Neuerungen (so halten nunmehr etwa auch Zombies Einzug in die Armeen des Großen Mannes) zählen, recht sparsam nach hinten los. Mag sein, dass es Leute gibt, die mit "Phantasm III" riesigen Spaß haben; mich nervt er über allzu weite Strecken einfach zu sehr an, um seinem Franchise reell Ehre zu machen.

5/10

Don Coscarelli Sequel Surrealismus Traum Duell Road Movie





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