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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0





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RISE OF THE PLANET OF THE APES (Rupert Wyatt/USA 2011)



"No!"

Rise Of The Planet Of The Apes (Planet der Affen: Prevolution) ~ USA 2011
Directed By: Rupert Wyatt

Als der fieberhaft an einem Mittel gegen Alzheimer forschende Pharmakologe Will Rodman (James Franco) eines Tages das Schimpansenbaby Caesar (Andy Serkis) aus seinem Forschungslabor mit heim nimmt und adoptiert, kann er noch nicht ahnen, dass exakt jener, genetisch modifizierte und hochintelligente Primat in ein paar Jahren als Auslöser für eine globale Rebellion der Menschenaffen fungieren wird.

"Homo homini simius" hämmert es einem während und nach dem Genuss von Wyatts absolut phantastischer Affen-Fortführung und -Renovierung durch den Kopf. Dass das "Planet Of The Apes"-Universum noch einmal durch einen derart gelungenen Beitrag erweitert würde, hätte zuvor sicher niemand so ohne Weiteres für möglich gehalten, ich selbst vermutlich am Allerwenigsten. Und da kommt dieser tadellose, ebenso poetische wie kluge Stück Kino daher, das eher in der Tradition von Orwells "Animal Farm" und Gilliams "Twelve Monkeys" steht als in jener Boulles und der bisherigen filmischen "Affen"-Werke. "Rise Of The Planet Of The Apes", der narrativ in etwa zwischen dem dritten und dem vierten Film der Originalreihe angesiedelt werden könnte (letztlich aber einen komplett neuen, eigenen Handlungsstrang verfolgt und etabliert) entbehrt sowohl der ironischen Konnotation von Schaffners Original als auch der Fabulierfreude von Burtons Remake und erst recht des trashigen Charmes der alten Sequels. Stattdessen predigt er leidenschaftlich die Revolution und erzeugt eine radikale Empathie für jedes Tier, das in irgendeiner Form unter dem Menschengeschlecht zu leiden hat. Der Affe Caesar, meisterlich durch die Rechnerkünstler Hollywoods (und natürlich die "vorbildliche" Mimik des Fachmannes Andy Serkis) vitalisiert, steht dabei lediglich als zur Intelligenz zwangsmutierter Stellvertreter für all die geknechteten und gequälten Lebewesen der Welt und sorgt für das unbequeme Faktum, dass das destruktive Ende des Films mit seinen wohlbekannten Folgen keinesfalls als bedrückendes Armageddon wahrgenommen wird, sondern als großer kathartischer Befreiungsschlag, der in der Weltgeschichte ohnehin längst überfällig ist. Das Franchise bekommt damit ein völlig neues Gesicht und Gewicht verpasst, "Rise" versichert uns nämlich - und dies absolut glaubhaft - dass die Affen die besseren Humanoiden sind. Und die wunderbare Freida Pinto, eine der allerschönsten Frauen des Planeten der Menschen, gibt's quasi noch gratis obendrauf.
Für mich noch kurz vor Jahresende die denkbar größte und gelungenste Filmüberraschung!

10/10

Zukunft Rupert Wyatt Affen Apokalypse Prequel Planet Of The Apes Dystopie



Boah, ne zehn. Damit überraschst du mich doch ziemlich. Gut war der, keine Frage, aber mit ner Zehn stellste den ja auf eine Stufe mit den besten Filmen aller Zeiten. Uff. Das wär dann dein Film des Jahres nehm ich an? Bin dann mal gespannt, was du von DRIVE hältst, seit Jahren mal wieder ein potenzieller Kandidat für ne "zehn" bei mir.
Aber nochmal zu RISE: für mich ist das vorrangig eine erstklassige Werbung für die Möglichkeiten, die einem CGI mittlerweile bieten. So revolutionär wie das Make Up anno 1968. Ich wusste in einigen Szenen nicht, obs echte Affen waren oder Dateien. Schade nur, dass die Antagonisten, sprich die Menschen so dürftig besetzt waren, denn James Franco fand ich doch sehr schwach und der Corporation-Typ erfüllte alle Klischees, die diese Rolle birgt. Die Pinto mag zwar nett ausschauen, aber mehr darf sie hier eben nicht tun. Ganz fürchterlich war der Filius von Brian Cox (neben Lithgow meine beiden Lieblingsdarsteller des Films, leider ziemlich verschwendet). Und dass der dann auch noch Heston zitieren darf... Naja, handwerklich aber fand ich den auch sagenhaft mit vielen wunderbaren Szenen wie die Affenwanderung über den Baumkronen oder die GGB-Belagerung und ein Sequel als weiteres Prequel des 68er Films würde ich auch gern sehen. Nur dann ruhig als r-rated-Version. ;)
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Ich fand den Film praktisch tadellos, in jeder Hinsicht. Warum, das habe ich ja oben geschroben.
Möglich, dass die Euphorie mich momentan etwas sehr mitreißt, aber exakt so sollte eine teure Studioproduktion nach meinem Gusto ausschauen.
Mein Jahresliebling ist und bleibt aber "Four Lions" :)

Ach so, auf "Drive" freue ich mich natürlich sehr, zumal Refn bei mir im Laufe des Jahres zu einem der vorrangigen Filmemacher avanciert ist.
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Lass dich umarmen, Funxton (wobei ich auf die Freida hätte verzichten können). Mittlerweile dreimal gesehen und jedesmal begeistert gewesen, mitreißen lassen. In der Tat, so muss Blockbuster-Kino aussehen. Die Bandbreite an Monster-Horror und -Empathie ist enorm. Der Knastfilm die geilste effektgestützte Erzählung seit langem.

Und Drive ist ein sehr guter Film, aber mit Sicherheit kein zweiter Taxi Driver oder etwas in der Art. Don't trust the hype.
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Refn braucht low-budget, ansonsten verführt ihn zu sehr eine Inzsenierung, die sich wie Schokolade essen lässt. Diese leicht traurige Tatsache wurde mir schon bei BRONSON bewusst. Bleeder, die Pushers, alle geil. Der Rest anscheinend Hollywood-Arthouse. Schade. Und sorry wegen dem 'Off-Topic', noch leicht betrunken.
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"Bronson" und "Valhalla Rising" jedenfalls sind allerhöchster Zartbitterschmelz und vervollkommnen Refns Kunst :doc:
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Bob sagte am 25. Dezember 2011, 17:29:

Und Drive ist ein sehr guter Film, aber mit Sicherheit kein zweiter Taxi Driver oder etwas in der Art. Don't trust the hype.

Trust it, I say! :doc: Der Vergleich zu TAXI DRIVER ist natürlich etwas unglücklich, weil DRIVE ein völlig anderes Kaliber ist. In 10, 20 Jahren könnte Refns Film aber denselben Stellenwert besitzen. :)
Und Funx, wenn's geht, schau den im Kino. DRIVE ist dafür bestens geeignet. :love:
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Vervollkommnen? Also mit den von mir angesprochenen Titeln verbinde ich Handkamera, raue Bilder, dreckiges Kino. Kein Vergleich zu den durchgestylten Plansequenzen aus Bronson. Sehe da schon mal keine stilistische Verbindung.
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Du hast das schon ganz richtig beobachtet. Wenn ein Filmemacher dem - ich nenne ihn jetzt einfach mal so - "alternativen Sektor" entstammend bei seiner fünften, sechsten Regiearbeit noch immer den ungeschliffenen Charakter seines Frühwerks pflegt, dann wäre das ja u. U. auch nichts anderes als langweilige Repetierung bzw. ein Zeichen für künstlerische Stagnation.
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Okay, gutes Argument. Wobei man sich schlecht ausmalen kann, wie es 'anders' aussehen würde - was immer das dann auch wäre. Muss da auch gestehen, dass ich sehr oft mit den eher ungeschliffenen Frühwerken vieler Regisseure mehr anfangen kann, als mit den glatt gebügelten und großen Filmpreisen im Gepäck. Dabei will gar nicht so cool sein und Underground feiern und Hollywood-Ware verschmähen, aber so rein statistisch läuft es bei mir doch sehr oft darauf hinaus. Bei Refn ist es auch nicht nur der visuelle Stil, der mir da nicht passt. Vergleiche den großartigen Pusher II mit Drive. Beim Pusher wirken die kleinen und großen Gangster sehr real, bei Drive sind das mehr Genre-Wesen. Wobei ich ja blind wäre, wenn ich nicht merken würde, dass Refn schon damals das große Kino gereizt hat - siehe die ZItate in Bleeder. Ein naheliegender Verdacht wäre das mangelnde Budget. Aber ich kann mir andererseits beim besten Willen nicht vorstellen, dass deswegen das atmende Milieu und die Figuren in seinen Filmen zufällig entstanden sind. Bin da doch recht wehmütig. Mir fehlen übrigens noch Fear X und der Valhalla. Vielleicht sind das ja fehlende Puzzlestücke mit Aha-Effekt. Mal sehen.

Aber das mit Stagnation ist schon ein guter Punkt. Pusher 4 bis 6 (war mal angedacht) hätten sein Schaffen vielleicht überhaupt nicht mehr bereichert. Trotzdem kann ich mich zur Zeit nicht gegen die Unzufriedenheit wehren. Bronson ist für mich was wie Snatch, nicht verkehrt, kann man vor allem Mitguckern schön vorführen. Drive ist noch mehr gelungen und verwöhnt mit Schau- und Hörwerten. Aber beides jetzt wirkliche keine Filme, mit denen ich mich länger auseinandersetzen kann. Dafür leben sie mir zu sehr in ihren einzlenen Konzept-Szenen und das große Gesamtbild ernüchtert mich.
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Zitat

"[...]als mit den glatt gebügelten und großen Filmpreisen im Gepäck[...]"

Diese Einordnung ist mir ehrlich gesagt zu tendenziös. Als wäre es prinzipieller Verrat an der Kunst, unter bequemeren und teureren Konditionen zu arbeiten und sich gesteigerter Popularität erfreuen zu können. Natürlich: Erfolg kann korrumpieren und Kanten schleifen, das bedeutet aber nicht, dass sich jeder aufstrebende Künstler a priori diesen Wesenszügen ergeben muss. Ich habe "Drive" ja noch nicht gesehen, freue mich aber wie gesagt sehr darauf, weil ich insbesondere Refns letzte Filme für Musterexempel eines lobenswerten künstlerischen Entwicklungsprozesses halte. "Bronson" und "Snatch" finde ich persönlich für einen Vergleich übrigens praktisch unmöglich. Wohl eine Wahrnehmungsfrage...
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Funxton

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