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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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THE REEF (Andrew Traucki/AU 2010)


"I'll stay."

The Reef ~ AU 2010
Directed By: Andrew Traucki


Für fünf junge Leute (Damian Walshe-Howling, Gyton Grantley, Adrienne Pickering, Zoe Naylor, Kieran Darcy-Smith) wird ein lustiger Bootstörn zu einer kleinen Insel vor der nordaustralischen Küste zu einer Reise in den Tod: Nachdem ihre Yacht gekentert ist, bewegen sich vier von ihnen schwimmend zum bereits zwölf Meilen entfernten Festland zurück, mitten durch das Jagdrevier eines weißen Hais, der schon die Serviette umgebunden hat...

Der vermutlich einzige, kombinierte Grund sich "The Reef" anzuschauen besteht in der notwendigen Vorliebe für 1.) Tierhorror- bzw. Haihorror-Filme und/oder 2.) maritime Terrorszenerien. Entsprechende Liebhaber werden sich wohlfeil unterhalten finden von Trauckis permanent kribbelig und unangenehm gehaltener Atmosphäre. Filmisch geriert sich "The Reef" als ein recht unverhohlen plagiierter Mix aus "Open Water" (von dem sogar das Kinoplakat schamlos geklaut wurde) und "Jaws 2" sowie all den anderen Hai-, Krokodil- und Sonstwas-Filmen der letzten Jahre, die die Belagerungs-, Einkesselungs- und Isolierungstaktiken der - wie man mittlerweile weiß - hochintelligenten Menschenfresser aus Mutter Naturs alter Hexenküche in der Regel recht spannend aufs Tapet brachten und bringen. Wer also sowohl mit dergleichen als auch mit mit vorsätzlich reduzierten Mitteln arrangierten Thrillern etwas anfangen kann, mag gern auch bei dem ansonsten ziemlich unoriginellen "The Reef" einen Blick riskieren. Alle anderen können's lassen und verpassen letzten Endes auch nicht viel.

6/10

Andrew Traucki Australien Hai Tierhorror Pazifik Seenot


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KING KONG (John Guillermin/USA 1976)


"Lights! Camera! Kong!"

King Kong ~ USA 1976
Directed By: John Guillermin


Der Paläontologe Jack Prescott (Jeff Bridges) schleicht sich als blinder Passagier auf einen Tanker der Firma Petrox, der von Surabaya aus Kurs auf eine bislang unentdeckte Insel im Indischen Ozean nimmt, unter der womöglich riesige Ölvorkommen lagern. Prescott interessiert sich jedoch mehr für den Wahrheitsgehalt der Sagen, die um die Insel kreisen und sich um einen gigantischen Tiergott drehen. Während der Fahrt nimmt die Schiffsbesatzung, der Jack sich mittlerweile zu erkennen gegeben hat, die schiffbrüchige Dwan (Jessica Lange) an Bord, ein junges Hollywood-Starlet. Auf der Insel angekommen findet die erste Landexpedition einen Eingeborenenstamm vor, der sich soeben auf eine bizarre Hochzeitszeremonie vorbereitet. In der folgenden Nacht wird Dwan entführt und zur Braut eines wie sich herausstellt haushohen Gorillas auserkoren. Nach einigen Abenteuern kann Dwan aus dessen Klauen befreit werden. Der raffgierige Petrox-Manager Wilson (Charles Grodin) fängt derweil das Monster ein und transportiert es als Schauattraktion nach New York, wo es ausbricht, ein Riesenchaos anrichtet und schließlich vom World Trade Center heruntergeschossen wird.

Guillermins respektive Dino De Laurentiis' erstes offizielles Remake des Ur-"King Kong" von 1933 hat es zeitlebens bei Publikum und Kritik nicht leicht gehabt. Allzu durchsichtig schienen die Spezialeffekte, die sich an den japanischen Kaijū orientierten und im Wesentlichen einen Rick Baker im Affenkostüm respektive dessen animatronische Riesenhand zeigten sowie Rückprojektionen, Modelllandschaften und den ganzen dazugehörigen Schnickschnack. Dann wird gern bemängelt, dass die überbordernde Phantasie, die eine im prähistorischer Zeit verharrende Insel zutage fördert, in der 76er-Version überhaupt nicht hinreichend berücksichtigt wird. Im Klartext: Es fehlt an Nebenmonstern. Lediglich eine Riesenschlange (möglicherweise dieselbe, die später in "Conan The Barbarian" zum Einsatz kommt) darf es für ein fix entschiedenes Kurzduell mit King Kong aufnehmen. Außerdem belächelte man die noch junge Jessica Lange und ihre exponiert-naive Interpretation des blonden Dummchens. Soviel zu den allerorten gemachten Vorwürfen, denen ich im Großen und Ganzen nichts entgegensetzen kann oder will. Dennoch bedeutet "King Kong" '76 für mich seit jeher sehr viel, ich habe ihn bereits als Kind sehr häufig gesehen und liebe noch heute viele Aspekte des Films, der in dieser Form nur 1976 entstehen konnte. Die Romanze zwischen Riesenaffe und Menschenfrau, die seltsam deutlich umschriebene Erotik zwischen ihnen, die die entsprechenden Motive des Originals mit deutlich gewichtigerer Darstellung herauskehren, funktioniert für mich noch immer tadellos. Herzzerreißend etwa die Szene, in der die Lange an Bord des Schiffes ihren duftigen Schal verliert, der dann in Kongs Verlies hineinweht, was ihn zu einer einzig durch die Intervention der Schönen wieder zu besänftigenden Weißglut treibt. Und dann natürlich das blutige Ende Kongs, das hier kommentarlos bleibt und wie eh und je zu hemmungslosem Weinen anstiftet. Dann war es stets die faktisch viel zu lange Exposition des Films, mit Bridges' beschwörenden Schauerfabeln und John Barrys absolut herrlicher Musik, die mir feuchte Hände bescherte, dazu die obligatorische Szene auf dem phallischen Baumstamm über der Schlucht und Grodins verdientes Ende.
"King Kong" liefert nachgerade nicht viel mehr als dickes, aufgebauschtes Plastikkino aus der Katastrophenfilm-Ecke, mit aufgesetzter Zivilisations- und Kapitaklismuskritik sowie einem modisch-schicken Kommentar zur damaligen Energiekrise. Für mich ist er jedoch viel mehr als bloß oberflächlicher Kunststoffkintopp, nämlich ein noch immer zum Träumen einladendes Stück konservierter Kindheit.

8/10

Monster John Guillermin Tierhorror King Kong New York Affen


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LADY IN WHITE (Frank LaLoggia/USA 1988)


"I won't harm you. Open the door!"

Lady In White (Die phantastische Reise ins Jenseits) ~ USA 1988
Directed By: Frank LaLoggia


Der erfolgreiche Gruselautor Frankie Scarlatti (Frank LaLoggia) erinnert sich an das prägende Erlebnis seiner Kindheit vor 25 Jahren: In dem verträumten Ostküstennest Willowpoint Falls treibt ein Kindermörder ein Unwesen, der bereits zehn Opfer auf dem Gewissen hat und bislang nicht gefasst werden konnte. Als Frankie (Lukas Haas) im Zuge eines Dumme-Jungen-Streichs am Vorabend von Halloween in der Klassengarderobe eingeschlossen wird, wird er Zeuge eines geisterhaften Schauspiels. Ein kleines Mädchen (Joelle Jacobi) wird ermordet und der höchst reale Täter vergreift sich hernach auch an Frankie, der jedoch rechtzeitig gerettet werden kann. Als Frankie herausfindet, um wen es sich bei dem Mädchen sowie bei einer die Klippen entlang weißen Geisterfrau (Karen Powell) handelt, ist es beinahe zu spät, denn auch der Mörder gibt sich unfreiwillig zu erkennen...

Nach der "Luzifer"-Pleite von neulich bin ich von diesem zweiten LaLoggia-Film regelrecht begeistert. All die Fehler und Anlasserprobleme seines Erstlings überantwortet der Regisseur und Autor mit "Lady In White" der Vergessenheit und schafft einen visuell überwältigenden, vor optischer Finesse aus allen Nähten platzenden Kleinstadt- und Kindheitsgruselfilm. Zwar mangelt es noch immer an inhaltlicher Ausgegorenheit, dafür ist LaLoggias Zweitling formal betrachtet deutlich konziser und überhaupt ein absolutes Gedicht. Zuweilen scheint es, als würde inmitten der gotisch angehauchten set pieces das dem Zeitkolorit geschuldete, alte Sechziger-Jahre-Technicolor wieder lebendig; die Herbstbäume leuchten vor azurblauem Himmel in knalligen Bonbon-Farben, der Nachthimmel funkelt wie eine Discokugel. Und die von LaLoggia selbst komponierte Musik mit all den Frauenchorälen und ihrem tonalen Bombast dürfte auch einen Danny Elfman mehr als zufriedenstellen. Darüber schert es sogar kaum, dass die offenbar autobiographisch gefärbte und insofern leicht übergebührlich stolz vorgetragene Story unwesentlich mehr bietet als ein romantisches Potpourri aus spielberg'schem Familienkonsens, "Poltergeist", "Ghost Story", "The Changeling", "Stand By Me" und der TV-Serie "The Wonder Years" (incl. Norbert Langer als Geschichtenerzähler in der deutschen Synchronfassung). Immerhin antizipiert "Lady In White" gewissermaßen auch spätere Genreklassiker von Burton bis Shyamalan. Somit lohnt sich der Film für jeden Freund des Genannten und wird mit seiner herrlichen Farbgebung vielleicht sogar Bava- und Argento-Fans berauschen. Mir jedenfalls ging es so. Und vielleicht sehe ich ja auch "Luzifer" beim nächsten Mal mit anderen Augen...

8/10

Frank LaLoggia period piece Kind Serienmord Familie Autor Geister


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BLACK DEATH (Christopher Smith/UK, D 2010)


"I expected some little grace, not a full Lord's Prayer."

Black Death ~ UK/D 2010
Directed By: Christopher Smith


England, 1348: Eine Gruppe bischöflich entsandter Inquisitionssoldaten unter dem Ritter Ulric (Sean Bean) soll die seltsamen Vorgänge in einem kleinen Moordorf untersuchen. Hier hat die Beulenpest offensichtlich noch kein Opfer gefunden und es soll dort von Hexen und Teufelsanbetern wimmeln. Auch wenn es sich bei den Dorfbewohnern und ihrer Chefin Langiva (Carice van Houten) lediglich um höchst irdische Antichristen handelt, stecken Ulric und seine Mannen bald bös in der Klemme.

Filme über mittelalterliche Hexenverfolgung und Inquisition gab es schon länger keine mehr. Da ich den exploitativen Charakter dieses Horror-Unterfachs immer sehr geschätzt habe, freute ich mich schon auf "Black Death". Nicht zu Unrecht, denn Smith gelingt es, die dem Thema innewohnende, finstere mediävistische Atmosphäre adäquat zu transportieren. Zudem befasst sich "Black Death" mit der Engstirnigkeit und dem Fanatismus der Kirche, repräsentiert durch den von Sean Bean großartig interpretierten Gotteskrieger Ulric. Der kleine narrative Schlenker, die bereits prinzipiell als Todessöldner erachteten Inquisitoren kurzzeitig doch auf die Heldenseite zu stellen, ist darüberhinaus nicht zu verachten. Schade fand ich bloß, dass die spätere Karriere des Novizen Osmund (Eddie Redmayne) als Großinquisitor bloß gestriffen wird. Das hätte nochmal einen eigenen Film ergeben oder "Black Death" gar auf die doppelte Länge ausdehnen können.

7/10

Inquisition Pest England Mittelalter Christopher Smith Historie period piece Virus


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FLATLINERS (Joel Schumacher/USA 1990)


"Hookahey."

Flatliners ~ USA 1990
Directed By: Joel Schumacher


Der angehende Chicagoer Mediziner Nelson (Kiefer Sutherland) will erforschen, was nach seinem Tod auf den Menschen wartet. Zusammen mit vier nicht minder neugierigen Kollegen (Julia Roberts, Kevin Bacon, William Baldwin, Oliver Platt) führt Nelson ein berufsethisch fragwürdiges Selbstexperiment durch, bei dem er nach einminütigem Hirntod wieder zu Leben erweckt werden soll, um dann über seine Erfahrungen berichten zu können. Nach und nach folgen auch die anderem seinem Beispiel und müssen mit Erschrecken feststellen, dass sie nach ihrem Ableben von ihren Kindheitstraumata eingeholt werden. Als noch schlimmer erweist sich allerdings, dass ebenjene Erinnerungen sich hernach auch im Diesseits manifestieren und nach Sühne verlangen.

"Flatliners" ist mir vor allem deshalb in wohliger Erinnerung, weil es der erste ab 16 Jahren freigegebene Film war, in den ich mich trotz zweier fehlender Jahre ohne elterliche Begleitung ins Kino schmuggeln konnte, was mich seinerzeit stolz wie Oskar gemacht hat. Ich erinnere mich allerdings, auch darüberhinaus immens fasziniert gewesen zu sein von den Nahtoderlebnissen der fünf "Post-Brat-Packler", zumal ich damals vermutlich noch weitaus empfänglicher war für sakrale Jenseits-Diskurse als es heute der Fall ist.
Was von Schumachers Film bleibt, ist sein mit Fug und Recht durchaus als solcher zu bezeichnender auteurism, der zahlreiche inszenatorische Parallelen zu "The Lost Boys" aufweist und eine zum Schneiden dicke Atmosphäre kredenzt. "Flatliners" spielt, überdeutlich prononciert, im Herbst; permanent herrscht der Gegensatz von diffusem Dämmerlicht und hater Neonbeleuchtung, die Protagonisten werden unentwegt im Schatten sich wiegenden Laubes gefilmt und halsbrecherische Kamerafahrten heben das Gewicht der Mise-en-scène wesentlich weiter über den Geschichtsfluss als es üblich ist. Mir gefällt diese sehr egozentrische Regiearbeit zugegebenermaßen außerordentlich gut, weil sie mein persönliches ästhetisches Empfinden sehr anzusprechen versteht. Ich kann mir aber auch gut vorstellen, dass Menschen, bei denen das nicht der Fall ist, in "Flatliners" wenig mehr als ein aufgeblähtes Stück Schmierentheaters sehen werden. Hinzu kommt auf der Soll-Seite, dass der Regisseur, respektive sein Scriptautor Peter Filardi, zahlreiche inhaltliche Fragen aufwerfen, deren Beantwortung sie schuldig bleiben - ob bewusst oder unbewusst lässt der Film offen. Dennoch: Mit Ausnahme von "Falling Down" hat Schumacher danach bis heute keinen so reichhaltigen Film mehr inszenieren können.

8/10

Nahtoderfahrung Medizin Brat Pack Tod Joel Schumacher Chicago


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FEAR NO EVIL (Frank LaLoggia/USA 1981)


"My son ist the Devil." - "You can talk. MY son is the Devil!"

Fear No Evil (Luzifer) ~ USA 1981
Directed By: Frank LaLoggia


Der abtrünnige Luzifer und die drei gottgetreuen Erzengel Michael, Gabriel und Raphael liegen im ewigen Widerstreit, der regelmäßig damit endet, dass die jeweils aktuellen menschlichen Inkarnationen der Gottesdiener Luzifers Verkörperung auf Erden den Garaus so machen. So geschieht es auch Andrew Williams (Stefan Angrim), dem es auch nicht hilft, am Ende seines Kleinkriegs mit dem Himmel Heerscharen von Zombies auferstehen zu lassen.

Herrje. Ein ungeheuer schlechter und darüber hinaus noch vollkommen inkonzilianter Film ist das, den Frank LaLoggia da ausgespien hat. Mit den diversen mehr oder minder gelungenen Filmen zur Satanswelle im Hinterkopf sollte hier wohl ausnahmsweise der "Originalstory" um den gefallen Engel Luzifer Rechnung getragen werden. Der Teufel verliert damit jedoch verhängnisvollerweise an jedweder Bedrohlichkeit. Sein schwächliches menschliches Ich wirkt wie der typische, an der Außenseite befindliche Schulspinner, dem wir alle irgendwann mal begegnet sind. Angst zu haben braucht man vor dem jedenfalls keine. Hinzu kommen diverse enervierende und nicht minder verworrene Kaugummi-Sequenzen um die drei Erzengel, die schon gewaltige Probleme damit haben, sich gegenseitig ausfindig zu machen. Wie sollen sie da erst Herrn Satan persönlich trotzen können? Wenn Engel tatsächlich so blöde und langweilig sind, bin ich nachhaltig froh, Atheist zu sein. Das Einzige, was "Fear No Evil" ganz knapp davor bewahrt, dass ich ihn bei der nächsten Sitzung in der Hypnosemaschine wieder aus meinem Filmgedächtnis auslöschen zu lassen gedenke, ist die ausgesucht flotte Songkompilation, die von den Boomtown Rats über Patti Smith, die Sex Pistols und die Ramones bis hin zu den Talking Heads (mit jeweils entsprechend "bösen" Titeln) zahlreiche Highlights des damaligen musikalischen Spektrums repräsentiert sowie die ganz nette Idee mit den urplötzlich zu blutiger Realität werdenden Passionsspielen gegen Ende.
Ansonsten jedoch gilt: Forget that crap.

3/10

Frank LaLoggia Schule Satan


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CAPTAIN CLEGG (Peter Graham Scott/UK 1962)


"This is my private inventory!"

Captain Clegg (Die Bande des Captain Clegg) ~ UK 1962
Directed By: Peter Graham Scott


Im 18. Jahrhundert: Die Leute eines englischen Moordorfes fühlen sich nicht ganz zu Unrecht ertappt, als der königliche Marine-Offizier Captain Collier (Patrick Allen) bei ihnen nach Schnapsschmugglern sucht. Tatsächlich scheint der örtliche Vikar Reverend Blyss (Peter Cushing) deutlich mehr zu wissen als er sagt. Stellt sich noch die Frage, welcher Herkunft die im Moor herumspukenden Geisterreiter sind und wieso der "Mulatte" (Milton Reid), der stumme Gehilfe Colliers, beim Anblick des Reverends dermaßen in Rage gerät.

Ein hübscher kleiner Abenteuerfilm der Hammer, der von Piraten über Moorgeister, knarrige alte Windmühlen, schaurige Vogelscheuchen und vollbusige Schönheiten (Yvonne Romain) so ziemlich alles auffährt, was die Produktionen dieses Studios ehedem so liebenswert machte. Neben Peter Cushing und Oliver Reed, der hier ausnahmsweise einen waschechten Helden zum Besten geben durfte, hat es noch Studio-Faktotum Michael Ripper in einer seiner schönsten Rollen und Fleischklops Milton Reid, letzterer von unverwechselbar ungeschlachter Physiognomie. Leider entpuppt sich der Geisteranteil der Geschichte am Ende als inszenierter Mummenschanz, ansonsten wäre "Captain Clegg" noch viel sympathischer geraten und hätte sich nebenbei als "Reitende Leichen"-Vorläufer rühmen können. So bleibt halt eben alles bodenständig-irdisch.

7/10

period piece Piraten Hammer Peter Graham Scott Alkohol Sumpf


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SPOOKIES (Genie Joseph, Thomas Doran, Brendan Faulkner/USA, NL 1986)


"I'm Duke, the horny ghost."

Spookies ~ USA/NL 1986
Directed By: Genie Joseph/Thomas Doran/Brendan Faulkner


Duke (Nick Gionta) und seine Kumpels wollen eine dufte Mitternachtsparty feiern. zu diesem Zwecke eiern sie durch die Provinz und suchen sich eine scheinbar verlassene Villa aus, die bereits durch den zu einem Friedhof umfunktionierten Vorgarten ein besonderes Ambiente bereithält. Im Haus finden sie ein Ouija-Bord, das ihnen unmissverständlich bedeutet: Aus diesem Hause gibt es kein Entkommen! Der Grund dafür ist ebenfalls rasch aufgedeckt. Der bereits semiverweste Magier Magier Kreon (Felix Ward) braucht Seelen für die Frischhaltung seiner vor vielen Jahren verblichenen, jedoch noch immer knackigen Braut Isabelle (Maria Pechukas) und schickt allerlei Dämonen und Zombies auf Duke und seine Baggage los.

Die Beschau von "Spookies" lässt sich vielleicht am Ehesten mit der Fahrt in einer rappeligen, alten Kirmes-Geisterbahn vergleichen: Man weiß von vornherein, dass es darin fürchterlich quietscht und muffig riecht und die einzige Angst, die das Ganze zu vermitteln vermag, besteht darin, mit seiner altersschwachen Gondel vom schlecht geölten Gleis zu fallen. Dennoch, Charme und Spaß dieses billigen Vergnügens lassen sich nicht leugnen und die Unterhaltsamkeit des Ganzen korreliert mit dem individuellen Alkoholpensum und der jeweiligen Gesellschaft.
"Spookies" nun darf sich wohl mit Fug und Recht als beherzt-ambitioniertes Fanprojekt bezeichnen. Inhaltlich eine Fantasy-Variation von "The Evil Dead" hat es hier nicht nur Zombies, sondern auch ein paar phantasievolle Gummimonster, zu denen als Quasi-Höhepunkt sogar eine ganz hübsch gemachte Riesenspinne zählt. Ansonsten ist die deutsche Synchronisation mit ihren adäquat blödsinnigen Dialogen hier quasi ein Pflichteinkauf.

5/10

Trash Independent Thomas Doran Genie Joseph Zombies Brendan Faulkner Magie Dämon


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HALLOWEEN: RESURRECTION (Rick Rosenthal/USA 2002)


"I can't help myself. I am distracting."

Halloween: Resurrection ~ USA 2002
Directed By: Rick Rosenthal


Nachdem Michael Myers (Brad Loree) seine Schwester (Jamie Lee Curtis) endlich in den Tod getrieben hat, zieht er sich in sein Heim in Haddonfield zurück. Nach neuen Opfern braucht er allerdings nicht Ausschau zu halten, die kommen nämlich zu ihm - frei Haus sozusagen. Der windige Internet-Unternehmer Freddie Harris (Busta Rhymes) und seine Freundin Nora (Tyra Banks) veranstalten nämlich eine Netz-Reality-Show im Myers-Haus, die darin besteht, dass sechs Studenten (Bianca Kajlich, Sean Patrick Thomas, Daisy McCrackin, Katee Sackhoff, Luke Kirby, Thomas Ian Nicholas) mit Kameras verkabelt werden und nächtens durch den entsprechend präparierten Altbau tapern sollen. Niemand weiß jedoch, dass der Eigentümer persönlich daheim ist...

Sagenhaft dummdreister Abschluss der alten "Halloween"-Reihe, der als Irritationsgipfel und Krönung seines eigenen, versagenden Konzepts einen wirklich fürchterlich chargierenden Busta Rhymes vorschützt. Jede einzelne Szene mit dem bereits in seiner Hauptberufung als Rapper kaum erträglichen Herrn gerät zum Mini-Desaster und macht den ohnehin bereits redundanten Film erst richtig übel. Dabei standen die Vorzeichen gar nicht mal schlecht: Mit dem Regisseur Rick Rosenthal konnte immerhin ein Serienveteran zurückgewonnen werden und die anfängliche Eliminierung von Laurie Strode wäre Anlass gewesen für das Öffnen eines neuen Kapitels in der per definitionem unendlichen Myers-Vita. Doch statt einen ehrlichen, gutgebauten Slasher auf die Beine zu stellen, begaben sich die Autoren auf das gefährliche Stolperfeld der Bedeutungsschwere und mussten eine Mediensatire daraus machen. Dass diese keineswegs konsequent ausgebaut wird, sondern bloß Alibi-Funktion besitzt, ist angesichts der sonstigen Faux-pas des so gut wie keine sympathische Minute aufweisenden Films nur folgerichtig. Einzig die fast bemüht erscheinende Tatsache, dass der zur reinen Staffage verkommene Michael Myers ab und zu auftaucht und seinem Handwerk nachgeht, bewahrt "Halloween: Resurrection" noch so gerade eben vor dem Mülleimer. Oder den Mülleimer vor ihm, ganz nach Fasson.

3/10

Halloween Rick Rosenthal Slasher Internet Sequel Michael Myers Splatter Satire


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HALLOWEEN H20: 20 YEARS LATER (Steve Miner/USA 1998)


"I've had my share."

Halloween H20: 20 Years Later (Halloween H20: 20 Jahre später) ~ USA 1998
Directed By: Steve Miner


Zwanzig Jahre nach den Vorfällen um Michael Myers (Chris Durand) und seine Schwester Laurie (Jamie Lee Curtis) in Haddonfield lebt die psychisch noch immer stark in Mitleidenschaft gezogene Ms. Strode unter falschem Namen in Nordkalifornien, wo sie als Rektorin einer Privatschule tätig ist. Ihr 17-jähriger Sohn John (Josh Hartnett) hat stark unter den ihm schleierhaften Ängsten seiner Mutter zu leiden. Pünktlich zu Hallowen steht dann Michael, der den Aufenthaltsort Lauries ausfindig gemacht hat, auf der Matte, um sein Schwesterherz zum letzten Duell zu bitten.

Unter der Ägide der Weinsteins bekam das "Halloween"-Franchise zum zwanzigjährigen Jubiläum frischen Wind in Form großzügiger Produktionsmittel. Jamie Lee Curtis ließ sich durch die vermeintlich feinskizzierte (dabei jedoch lediglich rundklischierte) Neuversion ihrer damaligen Rolle wieder locken, mit Steve Miner kam ein erfahrener Regisseur hinzu und angeblich hat sogar der damals noch gefragte Kevin Williamson sein Schärflein zum Script beigetragen. Inhaltlich erklärte man die Teile 4 bis 6 kurzerhand als ungeschehen und setzte wieder nach Rosenthals zweitem Teil an. Eine Jamie Lloyd hat nach aktuellem Stand also ebensowenig existiert wie die drei Folgeduelle zwischen Michael und Dr. Loomis. Curtis' Mama Janet Leigh sorgte für ein paar eher plumpe In-Jokes mit "Psycho"-Brennweite. Alles zwischen fragwürdig und ganz nett, aber kein großer Zugewinn. Tatsächlich ist diese neuerliche Revision der Myers-Figur nichts als der geschäftsorientierte Versuch, die Reihe wieder aus der Versenkung zu holen, für ein jugendliches Massenpublikum aufzubereiten und Kasse zu machen. Sie zeigt ferner eindringlich, dass Geld und klangvolle Namen keineswegs alles aufzuwerten vermögen. "H20" wirkt stark zurechtgeformt und gelackt, bis auf eine Szene unangemssen unblutig und hält letzten Endes kaum echte Überraschungen parat. Der im sechsten Teil noch wirklich monströs erscheinende Michael mutet jetzt wieder deutlich irdischer an, wenn auch nah wie vor ziemlich widerstandsfähig.
Im Prinzip ein kantenloses Unterhaltungsprodukt, das manchen traditionsbewussten Fan vor den Kopf gestoßen haben dürfte.

4/10

Halloween Michael Myers Splatter Sequel Steve Miner Slasher





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Funxton

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