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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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ILS (David Moreau, Xavier Palud/F, RO 2006)


Zitat entfällt.

Ils (Them) ~ F/RO 2006
Directed By: David Moreau/Xavier Palud

Die an einer Bukarester Französischschule tätige, junge Lehrerin Clémentine (Olivia Bonamy) und ihr Freund Lucas (Michaël Cohen) wohnen in einem feudalen, jedoch halbverwitterten Landhaus in Nähe von Snagov. Eines Nachts werden sie von einer praktisch unsichtbaren Gruppe von Eindringlingen terrorisiert und attackiert. Nachdem ihnen unter größten Mühen die Flucht aus dem Haus und in den benachbarten Wald gelungen ist, werden sie schließlich gewahr, um wen es sich bei ihren Angreifern handelt...

Von "Ils" hörte ich zum einen im F.LM-Podcast zum kürzlich gesehenen "The Strangers", zum anderen wurde er mir ans Herz gelegt als gelungenere Alternative zu selbigem. Die entsprechende Beschaffungsmaßnahme hat sich sehr gelohnt, denn tatsächlich zeigt "Ils", wie aus dem im amerikanischen Pendant mittelmäßig umgesetzten Belagerungsstoff mit gekonnter Hand ein wirklich aufregendes Stück Terrorkino konstruiert werden kann, wobei sich der Film von Moreau und Palud zudem rühmen darf, diesbezüglich als Vorreiter zu gelten. In punkto Raum- und Topographiegestaltung erweist sich "Ils" als geradezu beispielhaft, wenn auch orientiert an bekannten Vorbildern. Global betrachtet ist allein der polithistorisch konnotierte Standort höchst interessant. Rumänien hat sozialpolitische Wechselbäder durchlebt wie wenige andere Ostblockstaaten, nach dem einstmaligen Feudalsystem folgten die Eingliederung in den Kommunismus und das totalitäre Ceaușescu-Regime, danach eine schrittweise Annäherung an den Westen. Das riesige, verwinkelte, von Clémentine und Lucas bewohnte Haus nun atmet ebendiese Junggeschichte in komprimierter Form. Einerseits ein Relikt aus nobleren Zeiten zeigt es sich numehr leichermaßen verfallen und als Interessensobjekt neuen, westeuropäischen Chics und ist für zwei Bewohner viel zu gewaltig. Die provinzielle Abgelegenheit ermöglicht schließlich erst jenes verletzliche, potenzielle Ausgeliefertsein, dessen sich die diffusen Angreifer bemächtigen. Einmal ins Haus gelangt, sind sie praktisch nicht mehr herauszubekommen. Es bleibt nurmehr die Flucht nach vorn und damit in das noch labyrinthischere Dunkel des Waldes, im Finale auf die Spitze getrieben durch ein schier auswegloses Kanalisationssystem. Die schließlich gelüftete "Identität" der Gewaltverbrecher wirft unbequeme Fragen auf, provoziert und überlässt die Antwortem dem Publikum. Angeblich auf authentischen Ereignissen beruhend, bleibt vor allem die Motivlage der Täter offen: Ist dies tatsächlich nur ein boshaftes, aus dem Ruder gelaufenes Spiel mit Todesopfern oder muss dafür eine neue Form gesellschaftlicher Verrohung und Dekadenz, eine Folge der Öffnung hin zur Demnokratie, verantwortlich gemacht werden? Der Ostblock nach der Jahtausendwende als Hort neorepublikanischer Barbarei wie in Roths "Hostel"-Filmen? Aber auch der zwei Jahre jüngere "Eden Lake" mit seinen mit seinen von den Niederungen des Strukturwandels verschlungenen Terrorkids wäre da eine recht interessante Parallelstudie.
Wie dem auch sei, ein ziemlich toller, sehenswerter Film ist "Ils" geworden, so man denn bereit ist, über die marginalen, dramaturgischen Schwächen hinwegzusehen.

8/10

Belagerung Nacht Rumänien Bukarest Xavier Palud David Moreau Terrorfilm Home Invasion


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THE MONSTER THAT CHALLENGED THE WORLD (Arnold Laven/USA 1957)


"From the instant they're born, they're hungry!"

The Monster That Challenged The World (Alarm für Sperrzone 7) ~ USA 1957
Directed By: Arnold Laven

Auf dem Grund des Saltonsees entwickeln sich, begünstigt durch kleine Erdbeben und die permanente, radioaktive Strahlung, gigantische Urzeitmollusken mit nicht minder riesigem Appetit. Nachdem die sich rasch fortpflanzenden, schleimigen Monster sich insgesamt vier Navy-Infanteristen und zwei Teenager appliziert haben, entdeckt sie endlich der forsche Offizier John "Ironhead" Twillinger (Tim Holt) und macht ihnen mit seinen Mitstreitern den Garaus, bevor sie durch ein Kanalsystem in den Pazifik gelangen und von hier aus die gesamte Welt bedrohen können!

Sehr schöner Monsterstreifen aus dem Genre-Golden-Age, der sogar vor leichter Drastik nicht zurückschreckt und seine Titelgestalten auch mal ordentlich zupacken lässt! Es ist zwar nicht ganz klar, warum die wurmigen Gesellen mal mit und mal ohne ihr Schneckenhäusle durch die Lande ziehen, aber wenn man ihnen einmal ins kulleräugig-mordlüsterne Antlitz schaut, ist sowieso ganz schnell aller Unbill vergessen. Beforschenswert in diesem Zusammenhang auch die Geräuschkulissen, die sich die Insektenmonsterfilmer in den Fünfzigern zur Untermauerung der Brenzligkeit ihrer natürlicherweise stummen Leinwandkreationen einfallen ließen: Die Ameisen in "Them!" machten windspielänhliche Pfeifgeräusche (ebenso wie die Skorpione in "The Black Scorpion"), die Spinne in "Tarantula" klang wie ein wildgewordner Gasbrenner und die Mollusken des vorliegenden Films können fauchen wie Raubkatzen. Da sie "lediglich" Mannsgröße erreichen, erübrigt sich ferner die Bemühung ausgefuchster Effektarbeit, unter die Gummihaut der Raupen passt nämlich ganz bequem ein schweißgebadeter Stuntman. Fein mitzuerleben immer wieder die damals vorherrschende, naive gattungsimplizite Logik, dass Monsterkatastrophen am Schlusse stets etwas Harmonisches zu gerieren haben; hier: eine putzige Patchwork-Familie, die uns Hand in Hand aus der Finaleinstellung von "The Monster That Challenged The World" entlässt. Auch, wenn die Kreaturen keineswegs die Welt, sondern bloß Imperial Valley herausfordern: Das Teil hält im Grunde absolut, was es verspricht.

7/10

Kalifornien Militaer Monster Arnold Laven


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THE BLACK SCORPION (Edward Ludwig/USA 1957)


"We're from Mexico City! We're scientists! Is the mayor here?"

The Black Scorpion ~ USA 1957
Directed By: Edward Ludwig

Die beiden Wissenschaftler Scott (Richard Denning) und Ramos (Carlos Rivas) untersuchen die Folgen eines Vulkanausbruchs nahe des mexikanischen Städtchens San Lorenzo. Dabei werden sie Zeugen diverser zunächst unerklärlicher Phänomene: Ganze Häuser liegen in Schutt und Asche, blutarme Leichen von Mensch und Vieh häufen sich. Die Erklärung: Das durch den Ausbruch in Bewegung gesetzte Eruptivgestein hat den Eingang zu einer jahrmillionenlang verschlossenen Grotte freigelegt, in deren Innerem riesige Skorpione aus dem Trias überlebt haben. Zwar gelingt es Scott und Ramos mithilfe des Militärs, die Höhle wieder zu verschließen, doch die mittlerweile blutgierigen Monster suchen sich einen anderen Ausgang nahe bei Mexico City. Nachdem ein gigantischer Skorpion seine "Konkurrenz" aus dem Weg geräumt hat, lockt man ihn ins Fußballstadion der Stadt, wo er unschädlich gemacht werden kann.

Leider hat dieses eigentlich ganz anständig gemachte "Them!"-Plagiat nie den Weg in die deutschen Kinos gefunden, dabei ist es auch nicht schlechter als die meisten Konkurrenz-Produktionen um überdimensionale Gliederfüßer. Die Effekte um die Skorpione, eine Mischung aus schöner Stop-Motion, eher weniger gelungenen Schattenriss-Aufnahmen (es wird zuvor eingehend erläutert, dass Skorpione nachtaktive Jäger sind, was diese Technik natürlich sehr "begünstigt") und eine immer wieder kehrende Nahaufnahme eines illuster geifernden Skorpiongesichts mit großen Kulleragen, sind recht einfallsreich und fallen nicht zuletzt durch das Schwarzweiß der Kamera halbwegs gediegen aus. Mit Denning ("Creature From The Black Lagoon") und Mara Corday ("Tarantula") als Rancherin Teresa Alvarez sind zwei Arnold-Veteranen und somit erfahrene Monsterkrieger an Bord. Ansonsten darf noch festgehalten sein, dass garantiert kein Klischee ausgespart wird, speziell bezüglich der mexikanischen Landbevölkerung nicht. Im Gegenzug verzichtete man dafür auf die reaktionäre Wissenschafts-Paranoia aus "Them!"; die Monster kommen rein ohne menschliches Zutun auf die Amokspur, das macht sie aber auch nicht wesentlich weniger bedrohlich, die Riesenskorpione. Alle Zangen auf zwölf Uhr und losmarschiert!

6/10

Edward Ludwig Monster Mexiko


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ARSENIC AND OLD LACE (Frank Capra/USA 1944)


"Where am I? Oh, here I am."

Arsenic And Old Lace (Arsen und Spitzenhäubchen) ~ USA 1944
Directed By: Frank Capra

Just am Tage seiner Trauung mit der süßen Nachbarstochter Elaine (Priscilla Lane) muss der zuvor eingefleischte Junggeselle Mortimer Brewster (Cary Grant) feststellen, dass seine beiden reizenden alten, allseits beliebten Tanten Abby (Josephine Hull) und Martha (Jean Adair) gewohnheitsmäßige Serienmörderinnen sind, die bereits zwölf einsame Herren vergiftet und mithilfe von Mortimers verrücktem Bruder Teddy (John Alexander) im hauseigenen Keller verbuddelt haben. Freilich meinen die beiden Damen das ganze nicht böse, sie bringen die alleinstehenden Männer nach eigenem Bekunden lediglich "näher zu Gott". Nicht nur, dass durch diese Eröffnung Mortimers Flitterwochen geplatzt scheinen, es taucht auch noch sein zweiter Bruder Jonathan (Raymond Massey), ein polizeilich gesuchter Irrer und Krimineller nebst dessen Adlatus Dr. Einstein (Peter Lorre) im Hause der Tanten auf.

Cary Grant beherrschte als großer Komödiant das Fach souverän: Entweder er reagierte auf Turbulenzen mit stoischer Ruhe, wie man es von ihm in seinen späteren Filmen gewohnt war, oder er wurde wahlweise zu einem wandelnden, der Einweisung nahen Nervenündel, wie in diesem wunderbaren, morbiden, komplett durchgeschossenen Capra-Kleinod. Als dem Horror-Genre keineswegs unverwandter Film könnte man konstatieren, "Arsenic And Old Lace" habe die klassische Screwball-Comedy zu ihrem logischen Endpunkt geführt. Zwar enthält der auf einem Stück von Joseph Kesselring basierende Film sämtliche Ingredienzien für einen typischen Gattungsvertreter - blitzschnell abgehaltene Dialoge, ein bizarres Figureninventar, eine Legion narrativer Wendungen und Drehungen, running gags und vor allem heilloses Durcheinander - aber mit Serienmördern, dazu noch mehreren, hatte man es in diesem Fach bislang nicht zu tun. Der ungeheuerliche, grandios maskierte Raymond Massey ist dabei wirklich schrecklicher als sein physiognomisches Pendant, Frankensteins Monster, mit dem er so ungern verglichen wird; der wie immer großartige Peter Lorre bringt ein gewisses Element der Unberechenbarkeit mit ein. Wären Grant und die Lane nicht als lose Rettungsanker, der Film gewönne endgültig ein leichtes Übergewicht hin zum Sinstren. Ganz herrlich auch die Idee, Grant an seinem Genpool zweifeln zu lassen: Wer aus einer ausschließlich aus Verrückten bestehenden Familie wie den Brewsters stammt, so Mortimers berechtigte Sorge, sollte sich vielleicht nicht verheiraten (bzw. als Äquivalent dazu auch noch fortpflanzen). Das obligatorische Happy End für alle macht diese Hürde jedoch vergessen und Grant und Lane können, gottlob und unbesorgt, zu den Niagara-Fällen starten.

10/10

Familie New York Herbst Halloween based on play Screwball Madness Serienmord Farce Frank Capra


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THE STRANGERS (Bryan Bertino/USA 2008)


"Why are you doing this to us?" - "Because you were home."

The Strangers ~ USA 2008
Directed By: Bryan Bertino

Drei maskierte Gewaltverbrecher (Gemma Ward, Kip Weeks, Laura Margolis) terrorisieren ein von einer just einsetzenden Beziehungskrise gebeuteltes Paar (Scott Speedman, Liv Tyler) in einem ruralen Wochenendhaus. Nach anfänglichen Piesackereien wird die Bedrohung durch das Trio immer konkreter, bis schließlich klar ist, wo die Reise enden muss.

Erst nach einiger nachträglicher Beschäftigung mit dem Film konnte ich ihm noch ein bisschen was abgewinnen und muss ihn im Nachinein nicht - wie noch während und kurz nach der Betrachtung - als Totalausfall verbuchen. Zunächst hatte ich das Gefühl, "The Strangers" befände sich auf dem mittlerweile recht gerodeten Areal des Terrorfilms irgendwo am soften Spektrum und versuche, sich durch bewusste Zurückhaltung größere Publikumsschichten zu erschließen. Zudem hatte ich Probleme mit der motiventleerten Handlungsweise der Täter und ihrer diffusen Zeichnung innerhalb des Films, die eine Identifizierung bis zum Schluss verweigert. Ich bleibe auch dabei: Bertinos Film ist handwerklich und narrativ letztendlich durchweg überraschungsfrei und bis auf ein paar ziemlich durchschaubare und manipulative Effekte auf der Tonspur sogar von der Nemesis der Langeweile bedroht. Ist man jedoch bereit, den Film von einer Metawarte aus zu betrachten, wird er doch noch ein wenig interessant. Das Terrortrio versinnbildlicht in gewisser Weise zugleich die verschenkte Chance einer festen Liebesbeziehung wie auch eine Art überirdischen Anhaltens zum Überdenken der gegenwärtigen Situation. Nachdem ein zaghafter Versöhnungsakt zu Beginn noch von den Dreien unterbrochen wird, gestatten sie dem Paar am Ende, sich doch noch seine aufrichtige Liebe zu gestehen, bevor es dann mit für den gegenwärtigen Terrorfilm verhältnismäßig rascher Systematik ins Jenseits entlassen wird. Speziell für den weiblichen Teil des Paars, Kristen, wird die zu Beginn des Films geschilderte Zurückweisung von James' Heiratsantrag zu einer nachträglichen, reuigen Bürde. So müsste die finale Antwort auf die quälende Frage "Why are you doing this to us?" eigentlich lauten: "Because you faltered." Aber das hätte vermutlich keiner kapiert und der oberflächlich nach wie vor ordinäre Film ist und bleibt damit durchschnittlich.

5/10

Terrorfilm Nacht Bryan Bertino Belagerung Home Invasion


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YOUNG FRANKENSTEIN (Mel Brooks/USA 1974)


"I suggest you put on a tie."

Young Frankenstein (Frankenstein Junior) ~ USA 1974
Directed By: Mel Brooks

Obschon Dr. Frederick Frankenstein (Gene Wilder) sein Familienerbe stets verleugnet hat, reist er eines Tages nach Transsylvanien, um das Schloss seines legendären Großvaters in Augenschein zu nehmen. Es dauert nicht lange, bis Frederick das geheime Labor und die Aufzeichnungen seines Vorvaters aufstöbert und seine Bestimmung erfüllt, einen toten Körper wieder zum Leben zu erwecken. Die üblichen Monsterquerellen folgen, bis Frederick es schafft, der Kreatur (Peter Boyle) per elektrischer Übertragung sein eigenes Genie einzubläuen.

Unmittelbar nach "Blazing Saddles" schuf Brooks diese nicht minder minutiöse, in frechem Schwarzweiß gefilmte Verballhornung, wobei diesmal die klassischen Horrorfilme der Universal als Zielscheibe des wohlmeinenden Spotts herhalten mussten. Speziell die ersten drei "Frankenstein"-Filme mit Boris Karloff wurden formal teils pedantisch nachgestellt, unter anderem finden sich große Teile des originalen Labor-Equipments aus dem 31er-Film wieder, das der Set-Designer Ken Strickfaden besorgte, der schon (ungenannterweise) an Whales Werk mitgearbeitet hatte. (Un-)Heimlicher Höhepunkt von "Frankenstein Junior" dürfte die erste Überland-Wanderung des Monsters sein, bei der es mit einem kleinen Mädchen (Anne Beesly) auf der Wippe spielt und den obligatorischen Eremiten (Gene Hackman) kennenlernt, der natürlich für die üblichen, hier allerdings noch originellen Blinden-Witzchen herhalten muss. Allerdings ist auch die Musical-Szene mit "Puttin' On The Ritz" nicht übel. Overall, another Lachschlager.

8/10

Frankenstein Parodie Satire Monster Farce Mel Brooks


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THE GATE (Tibor Takács/CAN, USA 1987)


"Demons aren't gonna ring the doorbell!"

The Gate (Gate - Die Unterirdischen) ~ CAN/USA 1987
Directed By: Tibor Takács

Im Garten von Glens (Stephen Dorff) Eltern wird ein knorriger, alter Baum gefällt. Nicht nur, dass Glen sich über den Verlust seines Baumhauses ärgert, scheint unter dem Wurzelstock auch noch ein tiefer Gang oder Bau zu liegen. Als die Eltern von Glen übers Wochenende wegfahren und er mit seiner Schwester Al (Christa Denton) und seinem besten Kumpel Terry (Louis Tripp) zu Hause bleibt, zeigt sich das ganze unheilige Ausmaß des unterirdischen Gewimmels: Kleine Dämonen, die offenbar allesamt nur Vorboten eines wesentlich größeren Patrons sind, kommen aus dem Loch im Garten und terrorisieren die armen Kids.

Horror-Fantasy-Stoff mit kindlichen Protagonisten, wie er in den Achtzigern zum Regelprogramm auf der Leinwand zählte. Filme wie "Poltergeist", "Joey", "Gremlins", "Critters", "Lady In White", "The Monster Squad" oder der etwas unbekanntere "Something Wicked This Way Comes", allesamt in unterschiedlichen Spektren des Phantastischen zu verorten, schlugen eine Brücke von den vom kindlich nachgeprägten Traumkino eines Steven Spielberg (oft auch unter dessen Beteiligung) hin zu durchaus erwachsenenkompatiblem Grusel, wobei jener Pfad mal konsequenter, mal zurückhaltender beschritten wurde. Die unabhängige Produktion "The Gate" ist ein leicht verspäteter Nachzügler dieser Welle, haut dafür aber nochmal ordentlich auf den Putz. Nicht nur, dass er mit formvollendeten Effekten, darunter einiges an stop motion, das Ray Harryhausen ordentlich Respekt abgenötigt haben dürfte, aufwartet, ist er doch immerhin ehrlich genug zu seinem Sujet, die bedrückende, unwohlige Stimmung nie ins Hintertreffen geraten zu lassen. Als ausgesprochener Kinderfilm funktioniert "The Gate" somit nur bedingt, der jugendliche Gekröse-Buff dürfte sich indes mit vorlautem Gelästere abwenden. Dabei ist es eigentlich gar nicht sonderlich schwer, "The Gate" sympathisch zu finden. Die Kinderdarsteller, darunter der dreizehnjährige Stephen Dorff, sind nett besetzt, mit Glens Freund Terry ist ein etwas vielschichtigerer Charakter dabei und wieder mal ist Heavy Metal (respektive ein Album der fiktiven Band "Sacrifice") der Schlüssel zu aller Dämonie. Natürlich ließ sich Takács, der heute mit zumindest interessant betitelten DTV- und TV-Instants wie "Mansquito" und "Mega Snake" seine ihm noch verbliebene Rest-Fangemeinde unterhält, ehedem noch die mit feiner Ironie gesalzene Butter nicht vom Brot nehmen.

7/10

Monster Familie Independent


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THE BIRDS (Alfred Hitchcock/USA 1963)


"I want to go through life jumping into fountains naked! Good night!"

The Birds (Die Vögel) ~ USA 1963
Directed By: Alfred Hitchcock

Die verwöhnte Verlegertochter Melanie Daniels (Tippi Hedren) begegnet in einer Zoohandlung dem Anwalt Mitch Brenner (Rod Taylor) und folgt ihm übers Wochenende, vordergründig, um einen kleinen Scherz mit ihm zu treiben, insgeheim jedoch, um ihn besser kennenzulernen, bis in das Küstenstädtchen Bodega Bay. Dort leben Mitches Mutter Lydia (Jessica Tandy), seine kleine Schwester Cathy (Veronica Cartwright) und auch seine Verflossene Annie (Suzanne Pleshette), die in Bodega Bay als Lehrerin arbeitet. Zeitgleich mit Melanies Eintreffen in der Stadt beginnt sich die hiesige Vogelwelt zunächst merkwürdig aggressiv zu verhalten, um sich dann zu sammeln und die Menschen gezielt und mit tödlicher Gewalt zu attackieren. Am Ende gelingt es Melanie und den Brenners nur mit knapper Not, der Gewalt der Tiere zu entrinnen.

Trotz seinem mit dem Horror liebäugelnden Vorgänger "Psycho" der einzige echte Genrefilm von Hitchcock. Nach den beiden großen, wiederum höchst unterschiedlichen, jedoch komplett untadeligen, makellosen Meisterwerken "North By Northwest" (Hitchs einziger Arbeit für MGM) und "Psycho" (seinem letzten Schwarzweißfilm und dem letzten für Paramount) sowie diversen Liebäugeleien mit dem Fernsehen (die Hitch ein hohes Maß an neuer, öffentlicher Popularität eintrugen) fand er seinen späten Heimathafen bei Universal und läutete mit "The Birds" sein Alterswerk ein. Mit der kühlen, stets leicht arrogant auftretenden Blondine Tippi Hedren fand der Meister eine weitere Personifikation seines heimlichen Frauenideals und verpasste ihr sogleich eine recht krasse Demontage. Die anfänglich so resolut und selbstbewusst auftretende Schönheit kommt nämlich aus keinem anderen Anlass nach Bodega Bay als aus jenem, sich charakterlich brechen zu lassen. Erst nachdem die Vögel sie fast zu Tode gehackt haben und ihre ganze, menschliche Verletzlichkeit zu Tage tritt, stehen ihr und Mitch die Türen zu einer glücklichen Zukunft offen und, noch wichtiger, kann Mitches neurotische Mutter sie gänzlich akzeptieren, zumindest, so man bereit ist, diefinalen Einstellungen nicht als a posteriori als Präludium zum Armageddon einzustufen. Melanies Quasi-Konkurrentin, der burschikos auftretenden, noch selbstbewussteren und -bestimmteren Annie ergeht es gar noch schlimmer - sie überlebt die Angriffe der Vögel nämlich nicht.
So nehme ich den ganze Film mittlerweile eigentlich bloß vordergründig als klassische Tierhorrorfabel, respektive eine Parabel über die der humanen Arroganz überdrüssige und ergo zurückschlagende Natur wahr. Tatsächlich scheint mir "The Birds" in seiner endgültigen, filmischen Form die reaktionäre Initiationsgeschichte einer Frauenfigur und dazu ein ziemlich entlarvender, ängstlicher Kommentar Hitchcocks zum Aufglimmen des Feminismus. Trotzdem (oder gerade deswegen?) wieder ein toller Film.

9/10

Tierhorror Alfred Hitchcock Daphne Du Maurier Kalifornien Wochenende San Francisco Vögel


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THE SKULL (Freddie Francis/UK 1965)


"Witchcraft?" - "Not in this day and age."

The Skull (Der Schädel des Marquis de Sade) ~ UK 1965
Directed By: Freddie Francis


Dr. Maitland (Peter Cushing), Okkultismusforscher und Besitzer einer stattlichen Sammlung entsprechender Exponate, gerät durch den windigen Hehler Anthony Marco (Patrick Wymark) an den Schädel des Marquis de Sade. Maitlands Freund und Kollege Sir Matthew (Christopher Lee), in dessen Besitz sich der Totenkopf zuvor befunden hat, rät ihm, die Finger von demselben zu lassen, da er auf seinen jeweiligen Besitzer geheimnisvolle Kräfte ausübe. Der Marquis sei einst von einem der vier Höllenfürsten besessen gewesen, dessen unselige Kraft dem Schädel noch immer innewohne. Doch Maitland ist dem Einfluss des Schädels längst ausgeliefert. Tatsächlich folgen auf Albträume und somnambule Episoden bald die ersten Toten und Maitland ist nicht länger Herr seiner Sinne.

Einer der ersten Filme des Hammer-Konkurrenten Amicus, sehr ambitioniert, wenn auch sichtlich günstiger als die Arbeiten des Traditionshauses gemacht. Mit Freddie Francis konnte ein geschätzter Regisseur gewonnen werden und die glänzende Besetzungsliste kann mit einigen Gastauftritten berühmter britischer Gruselstars aufwarten, darunter Michael Gough als Auktionator und Patrick Magee als Polizeiarzt. Im Gegensatz zum typischen Hammerfilm bemühte man für "The Skull" derweil weder eine längst vergangene Ära als Handlungsschauplatz noch irgendwelche Monsterfiguren. Das Böse geht hier von einer populären historischen Gestalt aus, der neben ihrem namensspendenden 'Sadismus' nichts weniger als echte Besessenheit angedichtet wird, um sie hinreichend dämonisch erscheinen zu lassen. Ob man diesen fliegenden Totenschädel mit gehörigem Überbiss nun als wahrhaft grauselig empfindet, bleibt wohl allein dem Auge des jeweiligen Betrachters überlassen, über die inszenatorische Sorgfalt und die Professionalität sämtlicher Beteiligten braucht indes kein Zweifel eingeräumt zu werden.

7/10

Marquis de Sade London Besessenheit Freddie Francis Robert Bloch Amicus Dämon Schädel


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THE MAN WHO COULD CHEAT DEATH (Terence Fisher/UK 1959)


"What in the world makes you think you are that special?"

The Man Who Could Cheat Death (Den Tod überlistet) ~ UK 1959
Directed By: Terence Fisher


Obschon er aussieht wie Mitte 30, zählt der Arzt und Künstler Dr. Georges Bonner (Anton Diffring) bereits 104 Lenze. Das Geheimnis seiner Jugend liegt in der einst von ihm und seinem Kollegen Dr. Weiss (Arnold Marlé) entdeckten Möglichkeit, den menschlichen Körper durch die poeriodische Erneuerung einer bestimmten Drüse jung zu halten. Dieser Vorgang muss pünktlich alle zehn Jahre erfolgen, sonst tritt der Alterungsprozess in Sekundenbruchteilen in Kraft. Allerdings kann die Operation für kurze Zeit aufgeschoben werden durch die Einnahme eines ominösen, grünen Tranks. Als Dr. Weiss herausbekommt, dass all die Spenderinnen der von ihm transplantierten Drüsen Mordopfer von Dr. Bonner waren, weigert er sich, diesen weiter zu unterstützen. Bonner benötigt die Hilfe des jungen Kollegen Dr. Gerrard (Christopher Lee), mit dem er sich die Liebe zur selben Frau (Hazel Court) teilt...

Wenig bekannte Hammer-Produktion der frühen Jahre, von Terence Fisher in wunderhübschem Fin-de-siècle-Ambiente und mit einem wie immer exzellenten Anton Diffring gefertigt. Jener hatte einen unwilligen Peter Cushing auszulösen - ein nachträglicher Glücksfall, möchte ich meinen. Das Thema ist nicht ganz neu, es basiert auf einem Stück von Barré Lyndon und wurde bereits vierzehn Jahre zuvor von Ralph Murphy verfilmt. Fishers Version weist leichte Änderungen auf, aber das ist ja nun ohnehin eine ziemlich Hammer-spezifische Eigenart. Der Genüsslichkeit dieses ziemlich wunderbaren Films tut jenes Vorgehen bestimmt keinen Abbruch. Diffring ist besonders in Kombination mit dem großartigen, im Kino leider stark unterrepräsentierten Arnold Marlé eine Wucht, was Fisher ebenfalls gemerkt haben wird, denn die von ethischen Diskussionen überlagerten Szenen mit den beiden Schauspielern werden lang ausgespielt und bilden so etwas wie das Herzstück des mit herrlichem Technicolor angereicherten Films.

8/10

Terence Fisher period piece Paris Fin de Siècle





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