Hier ein knapper Überblick über die Filme, die ich im Verlauf des Monats gesehen habe:
Goya
Der Film erzählt wesentliche Stationen vom Lebensweg des berühmten Malers, wobei er recht frei mit den historischen Fakten umgeht (der Film basiert auf einem Roman Feuchtwangers, möglicherweise hat sich ja schon der diese Freiheiten herausgenommen) und sich vor allem auf Goyas Konflikt mit der Inquisition konzentriert und diesen noch dramatisch zuspitzt. Visuell ist der Film eindrucksvoll und bezieht Kunstwerke Goyas auf intelligente Weise mit ein; formal hat mich Goya verschiedenfach an das sowjetische Kino erinnert (das ging mir bei Ich war neunzehn übrigens auch schon so). Letztlich ist Goya ein Plädoyer für die Freiheit der Kunst; als Kritik an den Verhältnissen in der DDR (wo ja mal ein ganzer Defa-Jahrgang im Giftschrank verschwand) dürfte ihn der lienentreue Konrad Wolf freilich kaum gemeint haben, trotzdem ließe sich der Film auch in diesem Sinne interpretieren. Ein bemerkenswerter und kraftvoller Film.
The Straight Story
Das langsamste (und vielleicht auch schönste) Roadmovie: ein alter Mann will sich mit seinem Bruder versöhnen, mit dem er sich zehn Jahre zuvor zerstritten hat. Auf den ersten Blick scheint The Straight Story geradezu das Gegenteil des Alptraumkinos zu sein, wie man es von David Lynch sonst kennt, der zweite Blick macht dann aber deutlich, daß es in dem Film vor typischen Lynch-Motiven nur so wimmelt. Ein Film, der das Grauen in der Welt nicht verschweigt, ihm aber keine Bilder zugesteht und zeigt, daß ein erfülltes Leben in dieser Welt zumindest möglich ist - und das ist dann doch sehr tröstlich.
Paris, je t'aime
Ein als Liebeserklärung an Paris angelegter Episodenfilm, bei dem jede der 18 Episoden in einem anderen Arrondissement spielt und von ein einem anderen Regisseur inszeniert wurde, wobei sowohl vor als auch hinter der Kamere jede Menge Prominenz versammelt ist. Die Episoden sind von sehr unterschiedlicher Qualität, wobei jeder Zuschauer wohl zu einer anderen Einschätzung kommen dürfte, welche die starken und welche die schwachen sind. Mir gefielen etwa die Beiträge von Alfonso Cuarón, Gurinder Chadha und Wes Craven, während ich mit der Episode der Coen-Brüder wenig und jener Christopher Doyles überhaupt nichts anfangen konnte. Den stärksten Eindruck hinterließ bei mir aber die von Tom Tykwer inszenierte bildpoetische Episode, bei der ich hinterher herausfand, daß diese zunächst ein eigenständiger, drei Minuten längerer Kurzfilm war, der dann praktisch zur Keimzelle von Paris, je t'aime wurde. Der gesamte Kompilationsfilm hinterließ einen recht durchwachsenen Eindruck.
David wants to fly
Zu diesem Film habe ich mich ja schon in einem eigenen Filmtagebucheintrag geäußert.
The Liverpool Goalie oder: Wie man die Schulzeit überlebt!
Auch hier verweise ich auf den schon vorhandenen Eintrag in meinem Filmtagebuch.
Tödliches Kommando
Die Erfahrungen einer Einheit amerikanischer Soldaten im Irak. Mit der extrem unruhigen und ruckeligen Kamera tat ich mich anfangs sehr schwer, da ich nicht gerade der größte Freund dieses Stilmittels bin. Hier ist es aber trotzdem sinnvoll: denn man findet sich als Zuschauer überhaupt nicht zurecht, erkennt dann aber, daß es genau so eben auch den beobachteten Soldaten geht, für die es eigentlich nur darum geht, sich irgendwie zurechtzufinden, um vielleicht zu überleben. Dabei verdichtet sich der Film allmählich zu einer Charakterstudie seiner Hauptfiguren und beobachtet präzise das Verhältnis der Soldaten der Einheit zueinander und die dabei entstehenden Gruppenspannungen. Letztlich also doch ein ziemlich guter Film, der da den Oscar gewonnen hat, was ja bei der Academy keineswegs selbstverständlich ist.
GoodFellas - Drei Jahrzehnte in der Mafia
Der vielleicht "soziologischste" aller Mafia-Filme, der auf wahren Begebenheiten basiert und sich weitgehend auch an diese hält (auch wenn ein paar Namen verändert sind und manche Details von der Realität abweichen). Henry Hill will schon als kleiner Junge ein Gangster werden, vor allem, weil er sich nach Anerkennung sehnt, und beginnt frühzeitig eine Verbrecher-Laufbahn, die ihn zu sehr viel Geld kommen läßt, schließlich aber in den psychischen und physischen Ruin führt. Präzise durchleuchtet Scorsese das Verbrecher-Milieu (und wirft dabei auch interessante und entlarvende Seitenblicke auf die Gangster-Ehefrauen), macht dessen Strukturen sichtbar und vermeidet jegliche Romantisierung: die Gangster, die er zeigt, sind aufbrausende Machos, die mit einer Selbstverständlichkeit, mit der normale Leute ihren Hausmüll runterbringen, Morde begehen (besonders der unberechenbare Psychopath Tommy bringt schnell schon mal jemanden um, wenn er sich beleidigt fühlt), im Grunde genommen aber völlige Nullen sind. Daß GoodFellas aber, obwohl es keine einzige Identifikationsfigur im Film gibt (wobei man Henry vielleicht zugute halten kann, daß er nicht ganz so gewaltbesessen ist wie die anderen Gangster, die man kennenlernt), überaus fesselnd ist, liegt vor allem auch an der grandiosen Inszenierung, mit der Scorsese sich auf dem Höhepunkt seines Könnens zeigt: allein schon die berühmte mehrminütige, mit einer Steadycam gedrehte Einstellung, die Henry und seine Frau beim Betreten eines Nachtclubs zeigt, läßt das Herz wohl jedes Cineasten höher schlagen. Auch sonst stimmt einfach alles: neben der Kameraarbeit auch der Schnitt und das Timing, und zudem wird GoodFellas von einer großartigen Darstelleriege getragen. Ein Meisterwerk.
Goya
Der Film erzählt wesentliche Stationen vom Lebensweg des berühmten Malers, wobei er recht frei mit den historischen Fakten umgeht (der Film basiert auf einem Roman Feuchtwangers, möglicherweise hat sich ja schon der diese Freiheiten herausgenommen) und sich vor allem auf Goyas Konflikt mit der Inquisition konzentriert und diesen noch dramatisch zuspitzt. Visuell ist der Film eindrucksvoll und bezieht Kunstwerke Goyas auf intelligente Weise mit ein; formal hat mich Goya verschiedenfach an das sowjetische Kino erinnert (das ging mir bei Ich war neunzehn übrigens auch schon so). Letztlich ist Goya ein Plädoyer für die Freiheit der Kunst; als Kritik an den Verhältnissen in der DDR (wo ja mal ein ganzer Defa-Jahrgang im Giftschrank verschwand) dürfte ihn der lienentreue Konrad Wolf freilich kaum gemeint haben, trotzdem ließe sich der Film auch in diesem Sinne interpretieren. Ein bemerkenswerter und kraftvoller Film.
The Straight Story
Das langsamste (und vielleicht auch schönste) Roadmovie: ein alter Mann will sich mit seinem Bruder versöhnen, mit dem er sich zehn Jahre zuvor zerstritten hat. Auf den ersten Blick scheint The Straight Story geradezu das Gegenteil des Alptraumkinos zu sein, wie man es von David Lynch sonst kennt, der zweite Blick macht dann aber deutlich, daß es in dem Film vor typischen Lynch-Motiven nur so wimmelt. Ein Film, der das Grauen in der Welt nicht verschweigt, ihm aber keine Bilder zugesteht und zeigt, daß ein erfülltes Leben in dieser Welt zumindest möglich ist - und das ist dann doch sehr tröstlich.
Paris, je t'aime
Ein als Liebeserklärung an Paris angelegter Episodenfilm, bei dem jede der 18 Episoden in einem anderen Arrondissement spielt und von ein einem anderen Regisseur inszeniert wurde, wobei sowohl vor als auch hinter der Kamere jede Menge Prominenz versammelt ist. Die Episoden sind von sehr unterschiedlicher Qualität, wobei jeder Zuschauer wohl zu einer anderen Einschätzung kommen dürfte, welche die starken und welche die schwachen sind. Mir gefielen etwa die Beiträge von Alfonso Cuarón, Gurinder Chadha und Wes Craven, während ich mit der Episode der Coen-Brüder wenig und jener Christopher Doyles überhaupt nichts anfangen konnte. Den stärksten Eindruck hinterließ bei mir aber die von Tom Tykwer inszenierte bildpoetische Episode, bei der ich hinterher herausfand, daß diese zunächst ein eigenständiger, drei Minuten längerer Kurzfilm war, der dann praktisch zur Keimzelle von Paris, je t'aime wurde. Der gesamte Kompilationsfilm hinterließ einen recht durchwachsenen Eindruck.
David wants to fly
Zu diesem Film habe ich mich ja schon in einem eigenen Filmtagebucheintrag geäußert.
The Liverpool Goalie oder: Wie man die Schulzeit überlebt!
Auch hier verweise ich auf den schon vorhandenen Eintrag in meinem Filmtagebuch.
Tödliches Kommando
Die Erfahrungen einer Einheit amerikanischer Soldaten im Irak. Mit der extrem unruhigen und ruckeligen Kamera tat ich mich anfangs sehr schwer, da ich nicht gerade der größte Freund dieses Stilmittels bin. Hier ist es aber trotzdem sinnvoll: denn man findet sich als Zuschauer überhaupt nicht zurecht, erkennt dann aber, daß es genau so eben auch den beobachteten Soldaten geht, für die es eigentlich nur darum geht, sich irgendwie zurechtzufinden, um vielleicht zu überleben. Dabei verdichtet sich der Film allmählich zu einer Charakterstudie seiner Hauptfiguren und beobachtet präzise das Verhältnis der Soldaten der Einheit zueinander und die dabei entstehenden Gruppenspannungen. Letztlich also doch ein ziemlich guter Film, der da den Oscar gewonnen hat, was ja bei der Academy keineswegs selbstverständlich ist.
GoodFellas - Drei Jahrzehnte in der Mafia
Der vielleicht "soziologischste" aller Mafia-Filme, der auf wahren Begebenheiten basiert und sich weitgehend auch an diese hält (auch wenn ein paar Namen verändert sind und manche Details von der Realität abweichen). Henry Hill will schon als kleiner Junge ein Gangster werden, vor allem, weil er sich nach Anerkennung sehnt, und beginnt frühzeitig eine Verbrecher-Laufbahn, die ihn zu sehr viel Geld kommen läßt, schließlich aber in den psychischen und physischen Ruin führt. Präzise durchleuchtet Scorsese das Verbrecher-Milieu (und wirft dabei auch interessante und entlarvende Seitenblicke auf die Gangster-Ehefrauen), macht dessen Strukturen sichtbar und vermeidet jegliche Romantisierung: die Gangster, die er zeigt, sind aufbrausende Machos, die mit einer Selbstverständlichkeit, mit der normale Leute ihren Hausmüll runterbringen, Morde begehen (besonders der unberechenbare Psychopath Tommy bringt schnell schon mal jemanden um, wenn er sich beleidigt fühlt), im Grunde genommen aber völlige Nullen sind. Daß GoodFellas aber, obwohl es keine einzige Identifikationsfigur im Film gibt (wobei man Henry vielleicht zugute halten kann, daß er nicht ganz so gewaltbesessen ist wie die anderen Gangster, die man kennenlernt), überaus fesselnd ist, liegt vor allem auch an der grandiosen Inszenierung, mit der Scorsese sich auf dem Höhepunkt seines Könnens zeigt: allein schon die berühmte mehrminütige, mit einer Steadycam gedrehte Einstellung, die Henry und seine Frau beim Betreten eines Nachtclubs zeigt, läßt das Herz wohl jedes Cineasten höher schlagen. Auch sonst stimmt einfach alles: neben der Kameraarbeit auch der Schnitt und das Timing, und zudem wird GoodFellas von einer großartigen Darstelleriege getragen. Ein Meisterwerk.