Zum Inhalt wechseln


In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


Foto

TATORT - EINZELHAFT (Theodor Kotulla/BRD 1988)


"Alles, was ich hier will, ist ORDNUNG! Und RUHE!!"

Tatort - Einzelhaft ~ BRD 1988
Directed By: Theodor Kotulla

Der in U-Haft sitzende Rolf Vogtländer (Hans Böhm) bittet Schimanski (Götz George), sich um eine seine Tochter Ilona (Brigitte Karner) betreffende Morddrohung zu kümmern. Vogtländer befindet sich im Gefängnis, weil er im dringenden Verdacht steht, seine Frau Eva - Ilonas verhasste Stiefmutter - vom Balkon gestoßen zu haben. Ilona jedoch ist von der Unschuld ihres Vaters überzeugt und will diese nun auf eigene Faust nachweisen. Zu diesem Zweck arbeitet sie zum Schein als Taxifahrerin und stochert in der unrühmlichen Vergangenheit Evas herum. Diese war nämlich offenbar reges Mitglied eines Menschenhändlerrings, der junge Jugoslawinnen nach Deutschland überführt, um sie dort als Prostituierte anschaffen zu lassen. Schimanski, der Ilona eindringlich warnt, als Amateurdetektivin tätig zu sein, gerät bald an den aalglatten Spediteur Plewitsch (Juraj Kukura)...

Mit Menschenhandel und Prostitution hatten Schimanski und Thanner es ja bereits mehrfach zu tun - diesmal führt die Spur jedoch über allerlei Stolpersteine und Umwege, die die Story konstant wach- und den Zuschauer bei Aufmerksamkeit halten. Regisseur Kotulla, mit dem George bereits die fulminante NS-Bio "Aus einem deutschen Leben" gemacht hatte, wahrt seinen herrlich stoischen Stil, von dem besonders Eberhard Feik zu profitieren weiß, der als Thanner am permanenten Rande des Nervenzusammenbruchs einige der komischsten Auftritte seiner Ermittler-Karriere hinlegen darf. Einmal gerät er mit einem frechen Hafenarbeiter aneinander, dann mit einem renitenten Hausmeister, um dann auf der Wache, als Huren, Mörder und Schimanski eine Massenjschubserei abhalten, endgültig auszurasten. Großes Spiel des wunderbaren Feik, das mal wieder nachdrücklich beweist, dass ein Schimmi ohne sein' Thanner ooch nur die halbe Miete is'.

8/10

Tatort TV-Film Schimanski Duisburg Ruhrpott Selbstjustiz Prostitution Menschenhandel


Foto

THE BIG EASY (Jim McBride/USA 1986)


"This is the Big Easy. Folks have a certain way of doin' things down here."

The Big Easy (Der große Leichtsinn - The Big Easy) ~ USA 1986
Directed By: Jim McBride

Wenngleich Detective Remy McSwain (Dennis Quaid), Abkömmling einer langen Linie von Cajuns und Detective beim New Orleans Police Department, sich sogleich in die neue Staatsanwältin Anne Osborne (Ellen Barkin) verkuckt, so stehen ihm doch harte Zeiten bevor. Anne hat nämlich die hauseigene Korruption der Polizei von 'The Big Easy' im Visier und auch Remy drückt gegen entsprechendes Entgelt gern hier und da mal ein Auge zu. Das ist eben hier so, im Süden. Als jedoch eine Reihe brutaler Morde im Gangstermilieu die Stadt erschüttert und Zeugen immer öfter von verdeckt am Tatort aufgetretenen Polizisten sprechen, muss selbst Remy zugeben, dass sein Department noch sehr viel tiefer im Sumpf steckt als er es bislang wahrhaben wollte.

Sympathischer und zugleich typischer Polizeifilm der späteren Achtziger: Geschult an den Filmen Lumets und den Geschichten James Ellroys lag Jim McBride, der seinen Werken zugleich häufig gern eine kleine Dreingabe feminin orientierter Erotik beifügt, gleichfalls daran, der Südstaaten-Metropole New Orleans ein Denkmal zu setzen - spielen doch die großen zeitgenössischen Polizeifilme prinzipiell in L.A., New York, San Francisco oder bestenfalls mal in Chicago. Dass jedoch auch New Orleans, in Fachkreisen als 'The Big Easy' tituliert, eine kapitale organisierte Kriminellenkaste sowie eine erzkorrupte Bullerei vorweisen kann, das wird angesichts von Jazz, Blues, Sumpf und Bourbon nur allzu gern übersehen. So treten einige Stadtgrößen und -afficionados in charmanten Cameos auf, die die Thesen des Scriptautors Daniel Petrie Jr. zu stützen gedenken: Marc Lawrence etwa, archetypischer Darsteller italienischer Mafiosi, der massige Bluesman Solomon Burke oder der betreffs seiner präsidentenpostumen, verschwörungswitternden Kennedy-Bohrungen populär gewordene Richter Jim Garrison (letzterer witzigerweise als er selbst). Da verkommen die spielfreudigen Quaid und Barkin, sowie ihr Support, darunter Ned Beatty und John Goodman, fast zur illustren Staffage. McBrides routinierter Formalismus erweist sich indes als bequem und professionell, ebenso jedoch als konventinell und überraschungsarm. Insgesamt ein - wenngleich ansehnliches - Musterbeispiel für formelhafte Krimi-Unterhaltung seines Jahrzehnts.

7/10

Jim McBride Heroin Drogen Mafia New Orleans Korruption Amour fou Südstaaten


Foto

LES SPÉCIALISTES (Patrice Leconte/F 1985)


Zitat entfällt.

Les Spécialistes (Die Spezialisten) ~ F 1985
Directed By: Patrice Leconte

Wie zufällig treffen mitten auf einer gebirgigen Serpentine zwei Gefangenentransporte aufeinander: Der eine eskortiert den Bruchkönig Carella (Gérard Lanvin), der andere den mysteriösen Brandon (Bernard Giradeau). Wegen einer vorgeblichen Panne aneinandergekettet, nötigt Brandon Carella zur Flucht und überredet ihn bald darauf, mit ihm zusammen ein Casino an der Côte D'Azur auszunehmen. Carella schwant langsam die Wahrheit: Bei Brandon handelt es sich in Wirklichkeit um einen Undercover-Polizisten, der für einen inoffiziellen Auftrag, bei dem es darum geht, den Mafia-Handlanger Mazetti (Bertie Cortez) auszuschalten, Carellas Künste benötigt. Jener weigert sich jedoch gleichfalls, anschließend wieder in den Knast zurückzukehren, geschweige denn, die stattliche Beute wieder zurückzugeben...

Endlich ist auch diese damals bei uns im Kino sehr erfolgreiche, actionreiche Heist-Perle aus den Achtzigern auf DVD erhältlich. Leconte inszeniert mit urtypisch französischer Gelassenheit und stellt schweißtreibende Szenen neben eine sorgfältige Figurenausarbeitung. Das ungleiche Buddy-Duo wird noch um eine schöne, planerisch anfänglich nicht berücksichtigte Helferin (Christine Jean) ergänzt, und fertig ist alles für einen minutiös auszuarbeitenden Bruch, den Carella und Brandon mit aller gebotenen Kühl- und Kühnheit durchführen. Dass die Geschichte des Films trotz einiger Bemühungen um narrative Akkuratesse noch immer diverse Logiklöcher enthält, verzeiht man ihr angesichts der sonstigen Pros, die Lecontes Regie so mit sich bringt, großmütig. Am Ende stehen dann ein Showdown, der dem aus Irvins kurz darauf entstandenen Arnie-Vehikel "Raw Deal" nicht unähnlich ist, sowie eine neue beste Freundschaft, der man von Herzen alles Gute wünscht.
Klassisches französisches Genrekino.

8/10

Patrice Leconte Heist Casino Frankreich


Foto

DI YI LEI XING WEI XIAN (Tsui Hark/Hong Kong 1980)


Zitat entfällt.

Di Yi Lei Xing Wei Xian (Söldner kennen keine Gnade) ~ HK 1980
Directed By: Tsui Hark

Pearl (Chi Lin Chen), die emotional schwer gestörte, kleine Schwester des Polizisten Tan (Lo Lieh), ertappt die drei nerdigen Schüler Paul (Albert Au), Lung (San Lung Tin) und Ko (Law Che Biu) bei einer üblen Unfallgeschichte mitsamt Fahrerflucht und mischt sich danach auf zunehmend aufdringliche Art in die einstmals so behüteten Existenzen des Trios ein. Wechselseitiges Getrieze ist die Folge für alle Beteiligten. Der Bogen wird jedoch endgültig überspannt, als sich die seltsame Clique in die Geschäfte einiger waffenschmuggelnder Vietnam-Veteranen einmischt und einen Haufen japanischer Barschecks an sich bringt. Das lassen sich die brutalen Gangster nicht gefallen und es geht den Teens schwer ans Leder...

Tsui Harks dritter Film ist ein mit Worten nur schwer zusammenfassbares Höllenfeuerwerk, das sich, einem wilde Kapriolen vollführenden, eitlen Rodeogaul gleich, oftmals zu überschlagen droht, eigentlich jedoch stets Fasson und Form wahrt. Eine wüste Montage, unfassbare Gewalttätigkeiten, die die merkwürdige Mischung aus Teenagerdrama und hartem Gangsterfilm wie beiläufig eskortieren und eine garantiert nie vorhersehbare Storyentwicklung bleiben als die vorrangigen Impressionsfixpunkte im Kopf. Alles geschieht mit absoluter, dabei fast choreographiert wirkender Rasanz. Der sich anfänglich einstellende Eindruck des Anrüchig-Billigen, den der unter anderem aus Soundbits von "Dawn Of The Dead" und Jean Michel Jarres "Oxygène 4" zusammengefrickelte Score hinterlässt, wird ganz schnell wieder verdrängt durch die Vergegenwärtigung des unheimlichen Post-Aufwands, der bei der Fertigstellung des Films ganz offenbar vonnöten war. Alles andere als ein leichter Genuss, wie ich zunächst dachte, aber durchaus lohnenswert selbst für seltene Gäste im Fernostkino wie meinereiner.

8/10

Hong Kong Tsui Hark Teenager


Foto

PANIC IN THE STREETS (Elia Kazan/USA 1950)


"Apologies to your mother, that's the second mistake she made."

Panic In The Streets (Unter Geheimbefehl) ~ USA 1950
Directed By: Elia Kazan

Bei der Obduktion eines infolge einer betrügerischen Pokerpartie getöteten Schiffsarbeiters (Lewis Charles) findet man heraus, dass selbiger unter einer aggressiven Form der Lungenpest litt und kurz darauf sowieso das Zeitliche gesegnet hätte. Dem Gesundheitsbeamten Clint Reed (Richard Widmark) und dem Polizisten Tom Warren (Paul Douglas) bleiben nur Stunden, um die mit dem Toten in Kontakt getretenen Personen, darunter vorrangig dessen Mörder, ausfindig zu machen, bevor eine Massenpanik oder gar eine Pandemie entsteht und mögliche Infizierte die Seuche ins ganze Land tragen.

Für "Panic In The Streets" verwebte Elia Kazan den klassischen film noir mit Elementen des SciFi- und Katastrophenfilms und baute mithilfe des MacGuffin um das tödliche Pestvirus eine typische Gangsterstory aus dem Rotlichtmilieu zu einer national bedeutsamen Affäre aus. Richard Widmark war hier unmittelbar nach "Night And The City" in einer fast schon als glorios einzuordnenden Heldenrolle zu bewundern. Als idealistischer Kleinfamilienvater, der im Laufe der Geschichte erfährt, dass sich ein weiteres Kind ankündigt und eminent wichtige Arbeit für einen Hungerlohn tut, gibt er ein liebenswertes buddy team mit dem knarzigen Paul Douglas ab. Auf der Gegenseite gibt es Jack Palance (damals noch als Walter Jack Palance kreditiert) in seinem Kinodebüt und dazu den stets sehenswerten Zero Mostel. Besonders Palance, dessen infolge schwerer Operationsnarben ohnehin kantige Gesichtszüge in Verbindung mit seiner merkwürdig ungeschlachten Statur und Gestik stets höchst einprägsam waren, ist als gieriger Kleingangster Blackie geradezu furchterregend. Erst aus der Parallelmontage der rast- und ratlosen, nach jedem Strohhalm greifenden Gesetzeshüter auf der einen und den einem Phantom nachjagenden Ganoven auf der anderen Seite bezieht "Panic In The Streets" sein hohes Maß an extensiver Spannung.

8/10

Elia Kazan New Orleans Pest Virus film noir


Foto

TRUE CONFESSIONS (Ulu Grosbard/USA 1981)


"Cut the crap. I don't have all day. It's been 20 years since my last confession. I had a lot of things to do."

True Confessions (Fesseln der Macht) ~ USA 1981
Directed By: Ulu Grosbard

Als sein Bruder Pfarrer Desmond (Robert De Niro) ihm bei einem Besuch in seiner Wüstengemeinde seinen baldigen Tod ankündigt, erinnert sich der Polizist Tom Spellacy (Robert Duvall) an 15 Jahre zuvor stattgefundene Ereignisse: Damals war Desmond hoch gehandelter Nachfolger des Kardinalbischofs (Cyril Cusack) von L.A. und eng vertraut mit den Machenschaften der Katholischen Kirche, die neben diversen kleineren Halblegalitäten auch krumme Grundstücksspekulationen und Paktierungen mit Gangstern wie dem Ex-Zuhälter Jack Amsterdam (Charles Durning) beinhalteten. Als eine Prostituierte (Missy Cleveland) ermordet und grausam verstümmelt aufgefunden wird, führt die Spur unter anderem zu Amsterdam, der nach wie vor unter dem Schutzbann der Kirche steht. Für den eifrig ermittelnden Tom gerät da selbst die Tatsache, dass ein Skandal um Amsterdam auch seinen Bruder zu Boden reißen könnte, zur Nebensache.

Grosbards meisterliich inszenierter Film, eine Art "Chinatown" im klerikalen Milieu, verhandelt eine ganze Reihe schwerer Themen, darunter die (um 1980 ohnehin sehr angegriffene) Rolle der katholischen Kirche als eine der Säulen des sozialen Gefüges, ihre Verantwortung zwischen Weltlichkeit und Geistlichkeit, sowie, davon tangiert, den tief verwurzelten Konflikt zweier Brüder, die um der Familienehre Willen immer wieder versuchen, miteinander auszukommen, deren jeweilige Grundsätze jedoch diametraler Natur und spinnefeind sind. Während Desmond über sein Streben als Emporkömmling hinaus längst vergessen zu haben scheint, welche ethischen Dogmen sein Amt beinhaltet, ist Tom sich selbst gegegenüber stets ehrlich geblieben. Desmond genießt größte gesellschaftliche Popularität, verkehrt in den höchsten Kreisen der Stadt und hat betreffs jeder politischen Entscheidung zumindest ein inoffizielles Wort mitzureden, derweil Tom sich zwar tagtäglich mit dem Abschaum der Straße abgibt, Etikette und falsche Rüstungen jedoch nicht nötig hat. Dieser lange schwelende Streit kulminiert schließlich, als sich erweist, wer tatsächlich am längeren Hebel sitzt und das selbst ein kleiner Skandal bisweilen immer noch von genug Einfluss ist, die Mächtigsten unter uns vom Sockel zu heben. Spannend!

9/10

Ulu Grosbard Los Angeles Brüder Kirche Verschwörung Prostitution


Foto

NUMBER ONE WITH A BULLET (Jack Smight/USA 1987)


"Hi, Speed. How they hangin'?"

Number One With A Bullet ~ USA 1987
Directed By: Jack Smight

Die beiden L.A.-Detectives Barzak (Robert Carradine) und Hazeltine (Billy Dee Williams), Partner und beste Kumpel, versuchen mit allen Mitteln,dem nach außen hin ehrbaren Geschäftsmann DeCosta (Barry Sattels) dessen miese Drogengeschäfte nachzuweisen. Erst ihre harten, teils unkonventionellen Ermittlungsmethoden locken nicht nur DeCosta ins Freie, sondern legen zudem noch eine unerwartete Verbindung von ihm zur obersten Polizeietage offen.

Launiges Buddy Movie, mit dem die Cannon seinerzeit einmal mehr versuchte, sich gemächlich auch ins familientauglichere Genre-Segment vorzuwagen und eines der damals äußerst beliebten, schwarzweißen Buddy Movies unter kompetenter Regie abzuliefern. Der Film ist denn auch absolut ordentlich geraten, trotz vier Schreiberlingen (was normalerweise auf ein sehr inhomogenes Script schließen lässt; darunter war wohl auch James Belushi) mit Herz und lockerer Hand gefertigt und hier und da sehr komisch. Dies gilt auch für die hervorragende deutsche Synchronarbeit. Leider wurden die Bemühungen von Golan und Globus jedoch lediglich aufs Erbärmlichste vom Publikum honoriert, so dass man sich in der Folge flugs wieder aufs politisch unkorrekte Actionsegment verlagerte und noch einige harte Bronson- und Dudikoff-Filme nachlegte, bevor dann ein paar Jahre später endgültig Schluss war mit dem Studio. Heute kennt diesen Film mit seinem etwas sperrigen Titel leider kaum mehr jemand; eine DVD-Veröffentlichung wäre dennoch - oder vielleicht gerade deshalb - nachhaltig begrüßenswert.

7/10

Jack Smight Cannon Buddy Movie Los Angeles


Foto

TATORT - KIELWASSER (Hajo Gies/BRD 1984)


"Man tut, was man kann."

Tatort - Kielwasser ~ BRD 1984
Directed By: Hajo Gies

Der Internist Dr. Waldorf (Felix von Manteufel) platzt mit einer Mordanklage in Schimanskis (Götz George) und Thanners (Eberhard Feik) Büro. Der Industrielle Baumgarten (Hermann Treusch) habe den alternden Schiffer Kaiser so lange ungeschützt mit chemischem Giftmüll hantieren lassen, bis dieser irgendwann an Krebs gestorben sei. Zudem müsse Waldorf nun selbst um sein Leben fürchten - just dieser Anschuldigung wegen. Schimanski und Thanner wimmeln den hysterischen Mann ab. In der folgenden Nacht wird Waldorf ermordet aufgefunden. Der Hauptverdächtige Baumgarten gibt sich den Anschein des respektablen Großbürgers, was Schimanski alles andere als behagt.

Schimmi als Öko-Cop. Dass der Pott stinkt, rußig ist und grau, versucht "Kielwasser" gar nicht zu verheimlichen - im Gegenteil macht er ganz klar, dass dies einer typische Prä-Strukturwandels-Charaktereigenschaft der Region ist. Dennoch: als irgendwann blutrote Toxine in den Rhein sprudeln, wird es selbst dem unverwüstlichen Kommissar zu viel. Schließlich will man hier auch in dreißig Jahren noch ungestört seine Currywurst mit Pommes essen. Dass ausgerechnet ein Lackaffe wie der arrogante Baumgarten - ein gespuckter Antagonist für Schimanski (den man bald darauf in der Figur des von Charles Brauer gespielten Grassmann in "Zahn um Zahn" nochmal reanimierte) - verantwortlich ist für all dieses üble Gestinke, kommt dem Mann mit der Rotzbremse nur gelegen. Trotzdem, Selbstjustiz lässt Schimmi - hier(!) - noch nicht durchgehen. Dafür trinkt er mit der würdevollen Vigilantin (Elizabeth Kasa) noch einen letzten Kaffee, bevor er sie schweren Herzens einbuchten muss.

8/10

Tatort Schimanski Hajo Gies TV-Film Hafen Duisburg Ruhrpott Umweltverschmutzung Rhein


Foto

TATORT - MIRIAM (Peter Adam/BRD 1983)


"Horst! Wir brauchen keine Weiber!"

Tatort - Miriam ~ BRD 1983
Directed By: Peter Adam

Der Privatdetektiv Virks ist ermordet worden. Bei der Spurensicherung begegnen Schimanski (Götz George) und Thanner (Eberhard Feik) der geheimnisvollen Miriam (Sunnyi Melles), wie sich herausstellt, Tochter des millionenschweren Konzernchefs Schultheiss (Paul-Albert Krumm). Als Schimanski ein wenig in der Familienchronik der Schultheissens herumstochert, findet er heraus, dass Miriams Mutter vor zwanzig Jahren einen tödlichen Unfall hatte. Ihr Vater hat darauf kurzerhand neu geheiratet. Seitdem reden Schultheiss und Miriam kein Wort mehr miteinander. Während Thanner, der bei Schimmi eingezogen ist, allabendlich seinem Liebeskummer bezüglich Sylvia Luft macht, findet sein Kollege heraus, dass auch Virks' Kollege Scholl (Will Danin) in den Fall verwickelt ist.

Der siebte "Tatort" mit Schimanski und Thanner, der einzige, der 1983 erstausgestrahlt wurde und damit eine von zwei langen Durststrecken in der Schimmi-Chronik repräsentiert. Die Musik stammt nochmals von Tangerine Dream, ist jedoch nicht ganz so schön und atmosphärisch wie beim "Mädchen auf der Treppe". Peter Adam zeigt sich, etwas im Gegensatz zu Hajo Gies und Ilse Hoffmann, wieder einmal sehr in seine Protagonisten verliebt: Es gibt eine besonders schöne Szene, in der Schimanski abends nach Hause kommt, den aufgrund eines abgesagten Diners enttäuschten und vor allem stockbesoffenenen Thanner nach dem Genuss einer Flasche Fernet Branca vorfindet und ihn zu Bett bringt. Die freundschaftliche Beziehung zwischen Thanner und Schimanski, die später ja noch mehrfach herb kriseln soll (man denke nur an "Moltke" und die beiden Kinofilme "Zahn um Zahn" und "Zabou"), bewegt sich hier auf ihrem Zenit.

8/10

Tatort Schimanski Duisburg Peter Adam Köln TV-Film Familie Freundschaft


Foto

TATORT - DER UNSICHTBARE GEGNER (Hajo Gies/BRD 1982)


"Wer ist Freddie?"

Tatort - Der unsichtbare Gegner ~ BRD 1982
Directed By: Hajo Gies

Als Schimanski (Götz George) und Thanner (Eberhard Feik) herausfinden, dass ihre zwei neuesten Mordfälle, einer davon der an dem Maler Krage (Peter Bongartz), etwas mit einem verjährt geglaubten Banküberfall in Lüdenscheid zu tun hat, an dem noch mindestens zwei weitere Personen beteiligt sind, glauben sie sich inmitten üblicher Routine. Dann muss Schimanski jedoch in Notwehr einen der verbliebenen Räuber (Jan Fantl) anschießen. Dieser fällt nach einem schweren Behandlungsfehler im Krankenhaus in ein endgültiges Koma. Das letzte noch übrig gebliebene Mitglied der Gang schwört Schimanski nicht nur blutige Rache, sondern greift auch diverse Menschen in seinem Umfeld an, darunter Hänschen (Chiem van Houweninge) und Thanners Frau Sylvia (Nate Seids).

This time it's getting personal. "Selbst ist der Mann." sagt Schimmi zu sich selbst, nachdem seine frühere Liebschaft Marion (Barbara M. Ahren) von seinem unsichtbaren Feind schwer misshandelt wurde, pfeift auf jedwede Überwachung durch seinen periodischen Chef, den Klops-Vertreter Kissling (Werner Schuchow) und müht sich, seinem Antagonisten höchstselbst auf die Schliche zu kommen. Da wir hier aber nicht in Hollywood, sondern in Duisburg sind, kann Schimanski froh sein, dass seine Kumpels am Ende doch noch rechtzeitig zur Stelle sind, um ihn vom todbringenden Strick loszuschneiden.
Der Plot um den Feind im Hintergrund, der seine mörderischen Ränke mit absoluter Konsequenz im Halbdunkel schmiedet, einmal zwischendurch sogar zu sehen ist und als unverdächtiger Patron zunächst unbehelligt weiter in der Geschichte verweilen kann, verweist jedoch sehr wohl auf internationale Genrevorbilder. Selbst einen für "Tatort"-Verhältnisse relativ spektakulären Twist enthält man den Zuschauern diesmal nicht vor und zwei, drei waschechte Thriller-Anleihen machen die Sache schließlich rund. Auch sonst gibt es noch ein paar bemerkenswerte Notizen für meinereiner: Unser Dinslakener Trabrennbahn, in Fach- und Zockerkreisen als "Die Trabe" bekannt, fungiert in einer Szene als set piece, zwei Synchronlegenden, nämlich Reinhard Glemnitz und Joachim Höppner, sind in kleinen, aber umso feineren Rollen zu sehen und schließlich spielt der legendäre Rudolf Schündler, als enervierter Lehrer aus der "Lümmel"-Serie sowie als enervierter Butler aus "The Exorcist" bekannt, einen markanten Nebenpart.

8/10

Tatort Hajo Gies Schimanski TV-Film Duisburg Ruhrpott Dinslaken





Filmtagebuch von...

Funxton

    Avanti, Popolo

  • Supermoderator
  • PIPPIPPIPPIPPIPPIPPIPPIPPIP
  • 8.268 Beiträge

Neuste Kommentare