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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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TATORT - RECHNUNG OHNE WIRT (Peter Adam/BRD 1984)


"Deine Verlobung is' mir sowas von scheißegal..."

Tatort - Rechnung ohne Wirt ~ BRD 1984
Directed By: Peter Adam


Kommissar Schimanski (Götz George) gerät mit der Schutzgeldmafia aneinander, als sein alter Freund Guido Tessari (Guido Gagliardi), Betreiber eines italienischen Restaurants in Duisburg, erpresst zu werden scheint. Tatsächlich verbergen sich hinter Guidos "Problemen" ganz andere Ursachen, die Schimanski erst zur Gänze durchschaut, als es fast schon zu spät ist. Hinzu kommen kleine Nervenreizer durch einen höchst unangenehmen neuen Vorgesetzter, Kriminalrat Wolf (Wilfried Blasberg).

Und mal wieder Ärger mit einem alten Kumpel. Schimanskis Vergangenheit offenbart ja ständig neue Gesellen, die gern im Trüben fischen oder der manchmal allzu gutherzige und -gläubige Kommissar fällt auf neue, vermeintlich sympathische Individuen herein, die ihm hinterrücks eine lange Nase drehen. Aber so ist sie eben, die Menschlichkeit des Ruhrpöttlers. Es allen recht machen wollen und dann mit Karacho auf die Schnauze fallen, gern auch zum zehnten, zwölften Mal. Da sollte man sich dann doch besser an den etwas spießigen und zur Subordination neigenden, immerhin aber etwas verkopfteren Kollegen halten. Der weiß wenigstens zumeist, wo's langgeht. Dass es in diesem Tatort von Peter Adam, ohnedies einem der besten Schimanski-Regisseure, diverse mehr oder weniger pittoreske Duisburger Innenansichten zu bestaunen gibt, die mir allein schon jeden Film der (Sub-)Reihe zum Hochgenuss machen, muss ich eigentlich nicht extra betonen. Hiermit trotzdem geschehen.

8/10

Tatort TV-Film Schimanski Peter Adam Ruhrpott Freundschaft Mafia


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TATORT - FRAU BU LACHT (Dominik Graf/D 1995)


"Ich glaub', ich hab' grad'n Déja-vu..."

Tatort - Frau Bu lacht ~ D 1995
Directed By: Dominik Graf


Die Münchener Kommissare Batic (Miroslav Nemec) und Leitmayr (Udo Wachtveitl) sind mit der Aufklärung des Mordes an einem Herrn Mauritz betraut. Mauritz hatte eine thailändische Frau (Anna Villadolid) mitsamt kleiner Tochter (Sabine Speicher) "aus dem Katalog" bestellt. Beide scheinen ob der Ermordung des Familienvaters sehr verstört. Um mehr über die Vermittlungsagentur zu erfahren, hören sich die Polizisten bei weiteren Klienten um und stellen fest, dass dem aalglatten Anwalt Zimmer (Ulrich Noethen) seine thailändische Angetraute (Yo Gerhardt) fortgelaufen ist. Batic tarnt sich kurzerhand als "Suchender" und findet heraus, dass die Agentur gern Frauen aus dem ostasiatischen Raum mitsamt kleinen Kindern an eine pädophile Klientel "verscherbelt"...

Trotz meiner großen Liebe für Schimanski und Thanner ist "Frau Bu lacht" vermutlich der beste Tatort, den ich kenne. Nicht etwa des Kommissarteams wegen, sondern schlicht wegen Domink Grafs so einfühlsamer wie handwerklich überragender Inszenierung. Ferner scheint mir das sensible Thema Pädophilie in Spielfilmform selten so behutsam und zugleich eloquent aufbereitet worden wie hier. Das Script geht gerade wegen seines traurigen Sujets sehr taktvoll vor, umschifft erfolgreich jede Sensationsklippe und bleibt stets auf dem realitätsverbundenen Teppich, den eine solche Geschichte unumgänglicherweise einfordert. Um den düsteren Topos etwas sonntagabendtauglicher zu machen, wurde noch ein amüsanter Nebenplot um einen thailändischen Dolmetscher und Kulturverständigen (Maverick Quek) eingefügt, der wider Erwarten sogar überaus prima funktioniert.
Dass am Ende das menschliche über das Berufsethos siegt, bleibt schließlich auch als gleichermaßen humanistischer Triumph im Gedächtnis haften. Fabelhaft.

10/10

Menschenhandel TV-Film Tatort Muenchen Dominik Graf Pädophilie


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YEAR OF THE DRAGON (Michael Cimino/USA 1985)


"A fish stinks from the head down." - "The Chinese eat the head."

Year Of The Dragon (Im Jahr des Drachen) ~ USA 1985
Directed By: Michael Cimino


Der New Yorker Police Captain Stanley White (Mickey Rourke) wird nach Chinatown versetzt und nimmt unversehens den Kampf gegen die dort herrschenden Triaden, allen voran den aalglatten Emporkömmling Joey Tai (John Lone), auf. Dabei wird seine Vorgehensweise immer fanatischer und seine Methoden immer fragwürdiger. Schließlich kostet sein Ehrgeiz sogar Whites Frau (Caroline Kava) das Leben. Doch White lässt sich nicht beirren.

Den epischen Stil der ersten beiden Werke seiner "Amerika-Trilogie" behält Cimino für das wiederum meisterlich inszenierte Finale "Year Of The Dragon" bei: Seltene Schnitte, langgezogene Einstellungen, statische Totalen und Bewegung durch langsame Zooms verleihen seinem großen Gangsterfilm, einem der besten und wichtigsten des Jahrzehnts, seine Klasse. Die "Year Of The Dragon" besonders im zeitgenössischen Kontext gern gemachten Rassismus-Vorwürfe laufen, wie ich nun erneut feststellen konnte, völlig ins Leere, Andersmeinende mögen weiter unten gern mit mir darüber diskutieren. Es erscheint mir diesbezüglich jedenfalls nicht von hinreichender Evidenz, dass ein Teil der chinesischen Immigrantenschaft als mafiös organisierte Verbrecherkönige diffamiert wird, da müsste man ebensogut "The Godfather" oder "State Of Grace" als rassistische Pamphlete abstempeln. Dass nebenbei Mickey Rourke runde zwanzig Jahre zu jung für die von ihm gespielte Rolle ist, kann man angesichts seines wie immer grandiosen Spiels verschmerzen. Ohnehin sollte der rezeptorische Fokus sich wesentlich auf die Regiearbeit Ciminos konzentrieren, eines wahren Künstlers vor dem Herrn, der ja irgendwann leider die falsche Abfahrt genommen hat. Verdammt schade drum, sage ich.

9/10

Triaden Ethnics Michael Cimino New York


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POLIZIOTTI VIOLENTI (Michele Massimo Tarantini/I 1976)


Zitat entfällt.

Poliziotti Violenti (Blutiger Schweiß) ~ I 1976
Directed By: Michele Massimo Tarantini

Nach seiner Versetzung lernt der Offizier Altieri (Henry Silva) Kommissar Tosi kennen (Antonio Sabato) kennen und nimmt zusammen mit diesem den Kampf gegen ein Syndikat auf, das die Mailänder Unterwelt mit vollautomatischen Waffen beliefert. Höchste Köpfe aus Wirtschaft und Militär stecken hinter den verbrecherischen Aktionen. Als Altieris Freundin (Silvia Dionisio) bei einem ihm und Tosi geltenden Bombenanschlag ums Leben kommt, greift er zur Selbstjustiz.

Recht spät entstandener und mit leichten Ermüdungserscheinungen behafteter Poliziottescho, den besonders Henry Silva und seine versteinerte Miene aufzuwerten wissen. Gegen die grell-brutalen Genrebeiträge von Di Leo, Castellari und Lenzi raucht der doch immerhin mit einem so vielversprechenden Titel ausgestattete Film aber ziemlich dünne Zigarren. Zwei, drei nette Verfolgungsjagden und selbst die flotte Musik der Brüder de Angelis können da nicht viel ausrichten. Der italienische Polizeifilm hatte anno 76 eben das Wichtigste längst erzählt und "Poliziotti Violenti" zeigt auch rein gar nichts, was einen angesichts dieses historischen Faktums wundern machte.

5/10

Michele Massimo Tarantini Mailand Rache Poliziottesco Europloitation


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TATORT - FREUNDE (Klaus Emmerich/BRD 1986)


"Frieder, du hast gewonnen."

Tatort - Freunde ~ BRD 1986
Directed By: Klaus Emmerich


Als Schimanski (Götz George) und Thanner (Eberhard Feik) einem perfekt geplanten und ausgeführten Raubüberfall nachspüren, stoßen sie auf Frieder Schön (Klaus Wennemann), einen langjährigen Freund Schimanskis seit Kindheitstagen. Frieder, in der kriminellen Szene alles andere als ein unbeschriebenes Blatt, hat jedoch ein hieb- und stichfestes Alibi und selbst weitere Recherchen können ihm nichts anhaben - dabei ist für Schimanski sonnenklar, wer hinter dem Verbrechen steckt. Pikanterweise schuldet der Bulle dem Ganoven noch einen großen Gefallen von früher, umso größer die Gewissensbisse davor, Frieder ans Messer zu liefern. Während Königsberg (Ulrich Matschoss) und Thanner schließlich zu Recht beginnen, an Schimanskis Gesetzesloyalität zu zweifeln, startet der Kommissar seinen höchstpersönlichen Feldzug.

Großartiger Schimanski-Tatort, der tiefe Einblicke in Vergangenheit und Psyche des Protagonisten gewährt. Duisburg-Rheinhausen liegt mal wieder unter einer konstanten, grau-braunen Schmierglocke, die der eben einsetzende Winteranfang kaum aufzuhellen vermag. Kulisse für ein ganz privates Polizisten-Drama. Schimanski hebt sich ja ohnehin häufig von seinen Amtskollegen dadurch ab, dass er einige Verbindungen ins Milieu pflegt, die nicht ganz astrein sind und die ihn zudem oft stärker involvieren, als es seiner Repuation gut tut. So ist es auch in "Freunde", dessen Titel bereits das maßgebliche Stichwort darstellt. Ob Frieder Schön Schimmis bester Freund ist, weiß man nicht recht, auf jeden Fall ist er nah dran. Allerdings leuchtet spätestens nach dem Kloß-im-Hals-Finale jedermann ein, dass der Kommissar wie so oft in diese Beziehung mehr Gefühle investiert hat als sein Gegenüber. Aber gerade das hebt eben den Ganoven vom Bullen ab. Oder sollte es zumindest.

9/10

Tatort TV-Film Schimanski Klaus Emmerich Heist Ruhrpott Freundschaft


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MAD MAX (George Miller/AU 1979)


"You've seen it!... You've heard it!... and you're still asking questions?"

Mad Max ~ AU 1979
Directed By: George Miller

"A few years from now": Die Energiekrise ist derart akut geworden, dass sich die Kriminalität fast ausschließlich auf die Straßen verlagert hat. Marodierende Banden wie die motorradbewährten "Hell's Jockeys" unter ihrem Anführer Toecutter (Hugh Keays-Byrne) terrorisieren die Highways rund um die Stadt Sugartown und jeden "normalen" Menschen, der das Pech hat, sich darauf fortzubewegen. Die Polizei hat dafür speziell eine unabhängige, motorisierte Spezialtruppe abgestellt, die mehr oder weniger aus Rennfahrern besteht, die sich von den Gangs mit Ausnahme ihrer Marke kaum mehr unterscheiden. Den Polizisten Max Rockatansky (Mel Gibson) kostet eine Auseinandersetzung mit den Hell's Jockeys, die das Leben eines ihrer Mitglieder (Vince Gil) fordert, seinen besten Freund (Steve Bisley), seine Frau (Joanne Samuel) und sein Baby. Danach wird Max zum einsamen Vigilanten.

George Millers sagenhafter Film war im Grunde die Initiallösung für eine nicht abreißen zu scheinende Welle von Endzeitfilmen. Die ästhetische Konzeption für die zahllosen Rip-Offs hat zwar eigentlich erst das "Mad Max"-Sequel aus den Angeln gehoben; das Thema jedoch und auch einige dem Subgenre zugrunde liegende Strukturen, wie etwa seine unaufhörliche Kinetik und die hoffnungslose, bösartige Stimmung gab bereits der Erstling vor. Alles ist Straße in der Welt des Max Rockatansky, es geht nurmehr um Benzin und Geschwindigkeit und darum, wer wahlweise die besseren Tricks am Steuer vorlegt oder noch verrückter ist als der jeweilige Duellist. Mit halsbrecherischen Kamerafahrten, irrsinnigen Montagen, Vogelbildern als Leitmotiv und mindestens zwei verstörenden Frames von aufgerissenen Augenpaaren im Angesicht des Todes kreiert Miller das Bild einer präanarchistischen Welt, die, obwohl es an maskulinen Schlüsselreizen nicht fehlt, in dieser Form wohl kein bei klarem Verstand befindlicher Mensch erleben möchte. Im letzten Drittel verwebt der Regisseur dann sogar Backwood-Horror-Motive in sein Geschichte, kehrt deren spezifische Aussage jedoch geschickt um. Der Showdown schließlich präsentiert das letzte Aufglimmen des Max Rockatansky, dem danach nichts mehr bleiben wird. Konsequenterweise schließt der Film damit. Die noch etwas bessere Fortsetzung treibt dann die Blut-und-Schrott-Atmosphäre dieses Erstlings neuen Höhepunkten entgegen und führt trotz des realitätsenthobenen Szenarios sogar den Max-Charakter wesentlich glaubwürdiger fort als es etwa die "Death Wish"-Reihe vermochte.

10/10

Australien Rache Vigilantismus George Miller car chase Road Movie Rocker Apokalypse


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THE OTHER GUYS (Adam McKay/USA 2010)


"I'm a peacock and I need to fly!"

The Other Guys (Die etwas anderen Cops) ~ USA 2010
Directed By: Adam McKay


Nachdem die arroganten, von aller Welt angehimmelten beiden Supercops Highsmith (Samuel L. Jackson) und Danson (Dwayne Johnson) endgültig übergeschnappt und zu Tode gekommen sind, gibt es in der New Yorker Verbrechensbekämpfung eine klaffende Lücke. Diese auszufüllen hat sich ausgerechnet Terry Hoitz (Mark Wahlberg) vorgenommen, dessen Partner Allen Gamble (Will Ferrell) jedoch ein absoluter Vollidiot ist, der am liebsten Büroarbeit tut und dabei Melodien von Sechziger-Jahre-TV-Serien summt. Dennoch, die große Chance des bekloppten Duos ist gekommen, als der britische Unternehmer Ershon (Steve Coogan) in eine Veruntreuungsaffäre rutscht...

Qualitätsarbeit aus dem Hause McKay/Ferrell. Obschon das Erscheinen des Frat-Pack-Personals sich mittlerweile auf seinen ungekrönten König zu beschränken scheint und solch schöne cameo appearances wie einst offenbar der Vergangenheit angehören, gibt es noch immer hinreichend zu lachen. Der obskure Humor, der sich eigentlich immer wieder aus denselben Quellen speist, scheint einfach nicht zu versiegen. Dass der anscheinend brave Allen Gamble, bei dem zu Hoitz' Unverständnis garantiert jedes Betthupferl impromptu das Höschen fliegen lässt, eine unrühmliche Vergangenheit als Großzuhälter hat, verwundert da ebenso wenig wie die ohnedies hinlänglich bekannte Tatsache, dass Wahlberg im Grunde nur einen personellen support für Ferrells wie immer herrlich bescheuerten Schwachsinn darstellt. Musikalisches Highlight: Ferrells höchstselbst komponierter Song "Pimps Don't Cry". Fomales Highlight: Eine fürstlich gefilmte Plan-Kneipenbesäufnis-Sequenz.

8/10

Adam McKay New York Buddy Movie Will Ferrell


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A SCREAM IN THE STREETS (Carl Monson/USA 1973)


"Women... I hate them all!"

A Scream In The Streets (Der Schlächter) ~ USA 1973
Directed By: Carl Monson


Ein in Frauenkleidern umherziehender Serienkiller macht ein Kleinstädtchen unsicher, bis die beiden dauernd zu ähnlichen Sexialdelikten gerufenen Detectives Haskell (John Kirkpatric) und Streeker (Frank Bannon) ihn dingfest machen können.

Wie ich gemerkt habe, zumindest momentan nicht meine Art Film. "A Screeam In The Streets" bietet vervollkommneten Sleaze aus der Werkstatt des Billiproduzenten Harry Novak mit mehr oder weniger verhohlenen, teils ellenlang ausgespieltenen und entsprechend langweiligen Porno-Anleihen, ist dabei jedoch nahezu völlig unblutig. Als auch nur halbwegs akzeptabler Beitrag zum Serienkiller-Subgenre schlägt das Teil lang hin, die dümmlichen bis sinnentleerten Dialoge (die zumindest in der noch schmierigeren deutschen Fassung gehöt werden sollten) verlieren spätestens nach einer Dreiviertelstunde ihr spärliches Amüsier-Potenzial (zumindest so man nüchtern ist) und man wünscht sich irgendwann einfach nur das Ende herbei, das dann auch so ziemlich den Gipfel der Doofheit darstellt.
Nee, solche barbarischen Kulturzeugnisse allseitigen Unvermögens sind mehr was für die Schulferien, wo man Zeit hat, sich ohnehin jeden Klopps anzutun. Heuer empfand ich "A Scream In The Streets" leider bloß als durchdringend infame Zelluloid-Frechheit sowie als kardinalen Zeitraub.

2/10

Harry Novak Carl Moron Exploitation Trash Independent Madness Serienmord Travestie


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BULLETS OR BALLOTS (William Keighley/USA 1936)


"I don't like guys who put their hands on me."

Bullets Or Ballots (Wem gehört die Stadt?) ~ USA 1936
Directed By: William Keighley


Nachdem der beinharte New Yorker Polizei-Detective Johnny Blake (Edward G. Robinson) aus dem Polizeidienst entlassen wurde - wegen Unfähigkeit, wie es heißt - heuert ihn sein alter Bekannter Al Kruger (Barton MacLane), ein berüchtiger Syndikatschef, als neuen Vize an. Ganz zum Unverständnis von Krugers rechter Hand Bugs Fenner (Humphrey Bogart), der sich selbst schon in der Nachfolge des Bosses gesehen hat. Tatsächlich ist Blakes Rauswurf jedoch nur Fassade, um ihm ein ungestörtes Ermitteln in Krugers Organisation zu ermöglichen - und die Identitäten der großen Hintermänner im Dunklen auszubaldowern.

Auftritt Bogey: Nach Keighleys "'G' Men", der den Gangster als zunehmend beliebte Identifikationsfigur Protagonisten entthronte und Polizisten zu auch beim Hays Office wesentlich beliebteren Filmhelden kürte, traten die bisherigen Genrestars als Gesetzeshüter auf. In "Bullets Or Ballots" war es an Robinson, jenen knallharten Cop zu personifizieren, der jedem Ganoven, der ihn auf der Straße nicht ordentlich zurückgrüßt, gleich mal adäquat eins vors Mäppchen verpasst. Hinzu kam das im Subgenre immer wieder beliebte Motiv des Undercover-Ermittlers, der die zu bekämpfende / entmachtende Organisation von innen heraus sprengt. Diese war hier allerdings von weitaus größerem Kaliber als bislang gewohnt: Entstammten die bis dato veräußerten Verbrecher im Regelfall einem bildungsarmen und sozialschwachen Milieu, kamen die Köpfe hier direkt aus der altehrwürdigen Hochfinanz der Wall Street. Und auch von Korruption im Justizapparat ist gleich mehrfach die Rede.
Für den Part des brutalen Fieslings hatte derweil ein bei Warner unter Vertrag stehender, noch unbekannter Darsteller mit gepflegtem Überbiss einzustehen: Humphrey Bogart, der in den folgenden Jahren erstmal regelmäßig und stillschweigend der Böse zu sein verpflichtet war. Abgesehen von diesen filmhistorisch sicherlich berichtenswerten Anekdoten konnte "Bullets Or Ballots" dem Gangsterfilm vor allem formal wenig Neues hinzusetzen, außer der Addition eines weiteren, durchaus sehenswerten Qualitätsproduktes.

7/10

William Keighley New York Gluecksspiel Duell


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QUELLI DELLA CALIBRO 38 (Massimo Dallamano/I 1976)


Zitat entfällt.

Quelli Della Calibro 38 (Kaliber 38 - Genau zwischen die Augen) ~ I 1976
Directed By: Massimo Dallamano

Der Turiner Inspector Vanni (Marcel Bozzuffi) muss erst seine Frau durch einen Racheanschlag des Killers Marseille (Ivan Rassimov) verlieren, bevor ihm der Polizeipräsident die langerbetene Einrichtung einer Spezialeinheit gestattet. Als diese, auf den subtilen Namen "Kaliber 38" hörend, von Vanni installiert und trainiert wird, meldet sich auch der zwischenzeitlich untergetauchte Marseille wieder zu Bord. Mit einer Serie von Bombenanschlägen will er die Stadtoberen zur Zahlung einer hohen Lösegeldsumme zwingen - Vanni, der im entscheidenden Moment von dem Fall abgezogen werden soll, lässt sich das nicht gefallen.

Dallamanos letzter Film, bevor noch er im selben Jahr an den Folgen eines Autounfalls starb - ein Unglücksfall auch und insbesondere für das italienische Genrekino. "Calibro 38" per esempio ist mit deutlich mehr Sorgfalt und Könnerschaft im Nacken entstanden als viele andere Vertreter des Poliziottesco. Mit dem bärbeißigen Bozzuffi, der im internationalen Kino sonst vornehmlich als Bösewicht benutzt wurde und seine wohl ekligste Rolle in Costa-Gavras' "Z" zu verzeichnen hat, ist hier ausnahmsweise ein durchaus glaubwürdiger Held am Abzug, den südländischen Schönlingen von Testi über Gasparri bis hin zu Merli ziemlich über. Ivan Rassimov als sein Gegenspieler entledigt sich mit kalter Brutalität jeden Hindernisses, was ja wiederum recht gut zu seinem vorveranschlagten Profil passt. Dazu gibt es knallige Action und Ballereien, eine sehr fiese Szene mit 'ner Autotür und einen gar wunderbaren Score von Stelvio Cipriani.

8/10

Turin Poliziottesco Massimo Dallamano Terrorismus





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Funxton

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